Wöchentliche Presseschau

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Einleitung

Was schreibt die Presse rund um das Thema Kunststoff und Verwertung? Wir fassen die Berichte wöchentlich zusammen.

19.04.2024 - 25.04.2024

UN-Plastikabkommen: kontroverse Diskussion zu Reduktion und Recycling

Noch in diesem Jahr sollen die Verhandlungen über das Plastikabkommen laut Medienberichten abgeschlossen werden. Ob die derzeit in Ottawa laufenden Gespräche ausreichen werden, um zu einem kompromissfähigen Vertragstext zu kommen, sei fraglich, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Zentrale Punkte beträfen etwa die weiterhin umstrittene Forderung nach einer radikalen Reduktion der Kunststoffproduktion und auch, wie der Umgang mit Chemikalien in Kunststoffen geregelt werden soll.

 

Zu den Befürwortern eines starken Abkommens mit weitreichenden Regelungen gehörten zum Beispiel die afrikanischen Länder, wird Alexandra Caterbow von der NGO Health and Environment Justice Support, die die Verhandlungen in Ottowa begleite, in der FAZ zitiert. Auch asiatische Länder wie Malaysia und die Philippinen befürworteten strenge Regeln, während Indien, China, die Vereinigten Staaten, Russland, Brasilien und Argentinien zu den Bremsern und Skeptikern zählten. Auch Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) poche darauf, Produktion und Verbrauch von „unnötigem und schädlichem Plastik“ zu reduzieren, schreibt die FAZ. Die Kunststoffindustrie, so etwa der Verband der europäischen Kunststoffhersteller, Plastics Europe, warne dagegen vor „unbedachten Entscheidungen“ sowie ungenauen oder kontraproduktiven Verboten und Negativlisten. Sie unterstütze ein Abkommen, das die nachhaltige Kreislaufwirtschaft von Kunststoffen fördere, ist in der FAZ zu lesen. Eine konsequente Kreislaufwirtschaft sei der Schlüssel zur Lösung der Probleme, betont auch Markus Steilemann, der Vorstandsvorsitzende des Kunststoffherstellers Covestro und Präsident des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), in einem Autorenbeitrag in der Frankfurter Rundschau (FR). Vorstöße verschiedener Akteure, zusätzliche Themen einzubeziehen oder den Einsatz von Kunststoffen de facto weitgehend einzuschränken, seien weltfremd und unnötig, so Steilemann in der FR. Die Verhandlungen sollten sich auf die Einrichtung einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe in möglichst vielen Ländern konzentrieren. Dazu brauche es sehr konkrete Schritte wie unter anderem den Aufbau von Sammel- und Sortiersystemen oder die Weiterentwicklung neuer Technologien wie etwa des chemischen Recyclings. Umweltverbände lehnten das ressourcenintensive Verfahren jedoch ab, schreibt die TAZ. Die Herausforderung in Kanada sei, die unterschiedlichen Vorstellungen und Optionen, die im dort verhandelten Textentwurf diskutiert würden, in einen Einklang zu bringen. Lemke, die in Ottawa mit am Verhandlungstisch sitzt, gibt sich laut Medienberichten zuversichtlich, dass das Abkommen gelingt und die Gespräche in Ottawa zu einer Einigung führen. Ein vorbereitendes Treffen von Umweltministerinnen und Umweltministern sei „mit klaren Leitplanken für ein weitreichendes globales UN-Abkommen gegen Plastikmüll“ zu Ende gegangen, wird Lemke etwa in einem Bericht des Onlinedienstes Unternehmen heute zitiert. Im Interview mit dem Bayrischen Rundfunk sagt Lemke, es gebe einen großen Druck für das Abkommen, viele Länder wollten Regelungen. Auf die Frage, wie sich unser aller Leben verändern würde, wenn die Kunststoffproduktion drastisch runtergefahren würde, antwortet Lemke, dass in einer idealen Welt Plastik nur dort eingesetzt würde, wo es gebraucht werde, so zum Beispiel in der Industrie, im Maschinenbau, der Medizin, im Automobilbau oder dem Bausektor. Dort seien Kunststoffe nicht mehr wegzudenken. Verzichten würde man auf Einwegplastik, den Zusatz von Kunststoffen etwa in Kosmetika, bei Waschmitteln sowie auf toxische Substanzen in Kunststoffen.
 
Quellen:

  • taz.de (19.4.2024)
  • FAZ (22.4.2024)
  • br.de, fr.de, unternehmen-heute.de (23.4.2024)
EU-Parlament stimmt Verpackungsverordnung zu

Am Mittwoch nahm das Europäische Parlament laut Medienberichten die neuen Regeln an, die für nachhaltigere Verpackungen und weniger Verpackungsmüll in der EU sorgen sollen. Die Verordnung mit Fristen für deren Umsetzung gestaffelt ab dem Jahr 2030 legt unter anderem Kriterien des Design for Recycling sowie für die Recyclingfähigkeit und Mindestrezyklatanteile fest. Der Verband der Kunststoffhersteller, Plastics Europe, begrüße vor allem die Festlegung verbindlicher Rezyklateinsatzquoten für Verpackungen, berichtet die K-Zeitung.

 

Plastics Europe sehe im Ergebnis der Abstimmung im Plenum des Europäischen Parlaments einen wichtigen Meilenstein für den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe und ein klares Signal für die Industrie, dass die Nachfrage nach recycelten Kunststoffen steigen werde, ist im Bericht der K-Zeitung zu lesen. Virginia Janssens, Managing Director von Plastics Europe, plädiere nun für ähnliche Maßnahmen auch für andere kunststoffverarbeitende Sektoren wie für den Bau- und Automobilsektor, um die Nachfrage nach zirkulären Rohstoffen zu fördern und ein positives Investitionsklima in Europa zu ermöglichen. Hinsichtlich der in der neuen Verordnung festgelegten Mehrwegquoten sehe Janssens jedoch die Notwendigkeit, sorgfältig zu prüfen, welche Auswirkungen diese haben werden, insbesondere bei Transportverpackungen. Ebenfalls kritisch sehe sie den Fokus des Gesetzes auf Verpackungen aus Kunststoff und damit eine fehlende Materialneutralität. Das ursprüngliche Ziel, Verpackungsabfälle zu reduzieren, werde damit untergraben, so Janssens. EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius habe laut Euwid in einem Redebeitrag vor der Abstimmung Bezug auf Bedenken der Industrie hinsichtlich der Ziele für die Wiederverwendung genommen. Der Kompromisstext fordere, dass bestimmte Transport- und für den Transport von Produkten genutzte Verkaufsverpackungen ab Anfang 2030 zu mindestens 40 Prozent im Rahmen eines Mehrwegsystems wiederverwendbar sein müssen, und sehe für weitere Transportverpackungen sogar 100 Prozent Wiederverwendung vor. Die Pflicht gelte anders als von der EU-Kommission in ihrem ursprünglichen Vorschlag vorgesehen auch für Palettenumhüllungen aus Kunststoff wie Stretchfolie sowie Umreifungsbänder. Die Kommission wolle vor Jahresende eine Bewertung der Folgen einleiten und die Regeln nach dem Inkrafttreten der Verordnung als Priorität behandeln, ist in Euwid zu lesen. Bis zur endgültigen Verabschiedung der neuen Verordnung und ihrem Inkrafttreten stünden noch weitere Verfahrensschritte an, so Euwid. Die Tagesschau berichtet, dass die Verordnung auch Verbote von übermäßig großen Verpackungen sowie von Ketchup-Plastiktüten und kleinen Shampoo-Einheiten vorsehe und neue Grenzwerte für PFAS oder Bisphenol A in Lebensmittelverpackungen. In den neuen Regeln sehe SPD-Europaabgeordnete Delara Burkhardt laut Tagesschau „nicht nur eine gute Nachricht für die Umwelt, sondern auch für Verbraucherinnen und Verbraucher“.
 
Quellen:

  • tagesschau.de, deutschlandfunk.de, euwid-recycling.de, k-zeitung.de (24.4.2024)
Wittstock: Plastiksteuer ist der falsche Ansatz

Im Interview mit dem Fachmagazin CHEManager erläutert BASF Director Industry Affairs und Kunststoffrecyclingexperte Klaus Wittstock, welche Alternativen die Kunststoffindustrie zur geplanten und kürzlich erneut verschobenen Plastiksteuer vorschlägt. So halte die Industrie das im Koalitionsvertrag vorgesehene Fondsmodell für recyclinggerechtes Verpackungsdesign und mehr Einsatz von Rezyklaten für einen unterstützenswerten Ansatz. Sie plädiere für eine Reform des Verpackungsgesetzes, um recyclingfähige Verpackungen und den Einsatz nicht-fossiler Rohstoffe technologieoffen zu fördern. Gerade das chemische Recycling biete die Chance, mechanisch nicht rezyklierbare Abfallströme im Kreislauf zu halten. Auf eine klare rechtliche Anerkennung des chemischen Recyclings drängt laut eines Berichts in Euwid auch die Duales System Holding (DSD).

 

Wittstock nennt im Interview mit dem CHEManager drei wichtige Anreize, die die Politik setzen sollte, um mehr Zirkularität bei Kunststoffen zu fördern: Erstens ein Verpackungsdesign, das Ressourcen schont und Recycling- und Mehrwegfähigkeit in den Fokus rückt, zweitens technologieoffene Anreize für eine höhere Nachfrage nach Rezyklaten und für mehr Rezyklateinsatz sowie drittens, die volle Anerkennung und Förderung aller sekundären Rohstoffe, die als nachhaltig zertifiziert seien. Dazu zählten Produkte auf Basis chemischen und mechanischen Recyclings, Biomasse und CO₂ aus Carbon Capture and Utilization (CCU). Wichtig in diesem Zusammenhang sei die Anerkennung des „Fuel Use Exempt“-Massenbilanzansatzes, der aus geeinter Industriesicht die einzige wirtschaftlich umsetzbare Möglichkeit darstelle. Für das Ziel, weniger CO₂ zu emittieren und weniger fossilen Kohlenstoff zu nutzen, müsste jede alternative Kohlenstoffquelle genutzt werden, so Wittstock.
Auch die Grüner Punkt Gruppe drängt laut eines Berichts in Euwid auf Berechnungsmethoden für den Rezyklatgehalt sowie eine klare rechtliche Anerkennung des chemischen Recyclings. Das Unternehmen habe seine interne Umstrukturierung im Vorfeld der EU-Verpackungsverordnung beschleunigt und werde sich in erster Linie auf Aktivitäten im Bereich der erweiterten Produktverantwortung (EPR), der Sortierung und Rohstoffaufbereitung sowie der Kreislaufführung von Kunststoffen mittels mechanischem wie auch chemischem Recycling konzentrieren. Vom deutschen Gesetzgeber fordere man nun insbesondere geeignete Berechnungsmethoden für den Rezyklatgehalt sowie eine klare rechtliche Anerkennung des chemischen Recyclings als Teil der Lösungen zur Erfüllung der Recyclingquoten, wird DSD-Chef Laurent Auguste in Euwid zitiert. Auf europäischer Ebene wurden grade die Weichen für ein Berechnungsverfahren für chemisches Recycling gestellt, berichtet Euwid an anderer Stelle. Der Entwurf für einen Durchführungsbeschluss zur EU-Einwegplastikrichtlinie (SUPD), der auch als Weichenstellung für die EU-Verpackungsverordnung gelte, sehe für die Berechnung des Rezyklatanteils das Massenbilanzierungsverfahren nach dem „Fuel-Use-Exempt“-Ansatz unter zwei Bedingungen vor, ist in Euwid zu lesen: Die Komplementarität des chemischen Recyclings müsse gegeben sein und die Regelung nach einer „umfassenden Bewertung“ bestimmter Aspekte im Rahmen der PPWR noch einmal überarbeitet werden.
 
Quellen:

  • CHEManager 4/2024, zwei Berichte bei euwid-recycling.de (24.4.2024)

12.04.2024 - 18.04.2024

UN-Plastikabkommen: Kunststoffverbände drängen auf ausgewogenen Ansatz

Das englischsprachige Fachmagazin Sustainable Plastics berichtet online über Positionen der Kunststoffindustrie, Wissenschaft und NGOs im Vorfeld des vierten Treffens der Verhandlungsführer zur Erarbeitung eines internationalen Plastikabkommens (INC-4), das im kanadischen Ottawa vom 23. bis 29. April 2024 stattfinden wird. Der Verband der europäischen Kunststoffhersteller Plastics Europe rufe die Delegierten dazu auf, den Fokus der Verhandlungen auf Maßnahmen zu legen, die den Wert von Kunststoffabfällen steigern, indem sie die Nachfrage nach zirkulären Kunststoffen erhöhen, geht aus einem Bericht im Plasticker hervor.

 

Die Verhandlungen über das Kunststoffabkommen, das maßgeblich dazu beitragen soll, die Meere in Zukunft sauberer zu halten und die Umweltbelastung durch unsachgemäß entsorgte Kunststoffabfälle grundsätzlich zu reduzieren, gehen in eine entscheidende Phase, wie Sustainable Plastics berichtet. Industrieverbände hätten die Länder nun erneut dazu aufgefordert, die Vorteile ihrer Materialien zu berücksichtigen und Maßnahmen wie Kunststoffsteuern oder eine übermäßig strenge Regulierung der chemischen Gesundheitsrisiken abzulehnen. Verbände der Kunststoffindustrie unterstützen das Abkommen. Sie hielten es für wichtig, dass die Länder bei der Kanada-Runde Fortschritte machten und vor der letzten geplanten Verhandlungssitzung in diesem Jahr in Südkorea Bereiche für eine Einigung festlegten. Eine Einigung könne der Industrie signalisieren, in umweltfreundlichere Kunststoffe zu investieren. Auch solle das Abkommen Finanzierungsoptionen fördern, um die Abfallbewirtschaftung weltweit bis in Regionen, die derzeit keinen Zugang dazu haben, auszuweiten und einen breiten Ansatz verfolgen, der Technologien wie chemisches Recycling als Ergänzung zu mechanischen Verfahren einschließe, so die Verbände der betroffenen Industrien. Umweltgruppen sowie Wissenschaftler drängten die Delegierten jedoch zu schärferen Maßnahmen und forderten etwa, Steuern auf Kunststoffe zu erheben und eine Liste bedenklicher Chemikalien aufzunehmen, die schrittweise aus Kunststoffprodukten entfernt werden müssten, schreibt Sustainable Plastics.
 
Damit die Verhandlungen zum UN-Plastikabkommen erfolgreich und im Rahmen der vorgegebenen Zeit abgeschlossen werden können, bitte der Verband Plastics Europe alle Beteiligten noch enger zusammenzuarbeiten und in Ottawa eine gemeinsame Lösung für den Umgang mit Plastikmüll zu finden, berichtet der Plasticker. Die Transformation der Kunststoff-Wertschöpfungskette von einem linearen zu einem zirkulären System sei entscheidend, wird Virginia Janssens, die Geschäftsführerin von Plastics Europe AISBL, im Plasticker zitiert. Der effektivste Weg, um diese Transformation zu beschleunigen, bestehe aus Sicht der Industrie darin, Kunststoffabfälle im UN-Plastikabkommen als wertvollen Rohstoff zu behandeln. Je wertvoller Kunststoffabfälle seien, desto mehr Anreize gebe es, sie wiederzuverwerten und zu recyceln, anstatt sie wegzuwerfen, zu verbrennen oder zu deponieren, so die Argumentation der Kunststofferzeuger.
 
Laut Medienberichten reist Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) bereits am 20. April nach Ottawa, wo sie am darauffolgenden Tag den kanadischen Umweltminister Steven Guilbeault zu Gesprächen treffen werde. Bei den Beratungen zum weltweiten Plastikabkommen werde sie mit am Verhandlungstisch sitzen. Lemke habe diese Woche gleich mehrere hochrangige Termine zum Thema Müllvermeidung und Ressourcenschutz wahrgenommen. Am Mittwoch habe sie in Athen bei der „Our-Ocean-Konferenz“ zu internationalen Maßnahmen zum Schutz der Weltmeere laut eines Berichts des Portals deutschland.de zu einer zügigen Ratifizierung des Hochseeschutzabkommens aufgerufen. Bereits am Dienstag dieser Woche war Lemke laut Medienberichten in Peking, um einen deutsch-chinesischen Aktionsplan zu Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz zu unterzeichnen (s. Bericht unten). Der Spiegel versteht Lemkes Aufenthalt in der chinesischen Hauptstadt auch als Bemühung um eine Umweltallianz mit dem Land, das als einer der Hauptverursacher von Umweltverschmutzung durch Plastik gilt. Sie erhoffe sich davon, die Verhandlungen zum Plastikabkommen, die zuletzt in Nairobi am Widerstand erdölexportierender Länder gescheitert seien, voranbringen zu können, schreibt der Spiegel. In Peking habe sich Lemke mit ihrem chinesischen Kollegen Huang Runqiu bereits über das Plastikabkommen ausgetauscht, berichtet der Fachdienst Euwid.
 
Quellen:

  • spiegel.de (15.4.2024)
  • web.de, rtl.de, euwid-recycling.de (16.4.2024)
  • sustainableplastics.com, deutschland.de (17.4.2024)
  • Plasticker (18.4.2024)
Deutsch-chinesisches Abkommen für Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz

Das von Ministerin Steffi Lemke (Grüne) geführte Bundesumweltministerium (BMUV) und die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission Chinas haben sich laut Medienberichten auf einen Aktionsplan zum Dialog im Bereich Kreislaufwirtschaft verständigt. Demnach will das BMUV sich mit China in den kommenden fünf Jahren intensiver über die nachhaltigere Nutzung bestimmter Materialien, darunter auch Kunststoffe, austauschen.

 

Der Plan sehe nach Angaben des BMUV vor, dass sich die beiden Länder zum Beispiel über die Wiederverwertung und bessere Nutzung von Kunststoffen oder Metallen entlang der gesamten Wertschöpfungskette austauschen. Dabei stünden die Bereiche Verpackung, Bau, Fahrzeuge und Batterien im Fokus. Langlebigere Produkte und besseres Recycling sollen helfen, Müll zu vermeiden, den Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen zu senken und die Natur zu schützen, wird Lemke in den Berichten zitiert. Außerdem wolle man über Möglichkeiten sprechen, wie der Staat Maßnahmen der Kreislaufwirtschaft politisch umsetzen und fördern könnte, wie etwa mit Hilfe von Umweltkennzeichen oder auch Ökodesign-Kriterien.
 
Quellen:

  • zeit.de, sueddeutsche.de, welt.de, fr.de, taz.de, recyclingmagazin.de, euwid-recycling.de (16.4.2024)
„Klarer Vorrang des mechanischen Recyclings von Kunststoffabfällen“

Im Interview mit dem Fachmagazin CHEManager spricht Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Kunststofferzeuger Plastics Europe Deutschland (PED), über das von BDE, VCI und PED im September 2023 vorgelegte gemeinsame „Leitbild zu einer Kreislaufwirtschaft mit Kunststoffen“ und den darin gemachten Vorschlag einer „Doppelquote“ für mechanische und chemische Recyclingverfahren.

 

Für eine Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft sollten die Anreize für das Verpackungsrecycling angehoben und technologieoffen ausgestaltet werden, so Bühler im Interview mit dem CHEManager. Zur Frage, ob das gemeinsame Positionspapier zum Kunststoffrecycling der Verbände einen Durchbruch in der Diskussion um Recyclingquoten erbracht habe, sagt Bühler, dass die von BDE, VCI und PED vorgeschlagene Lösung zu einer Komplementarität der Recyclingverfahren führen könne. Klimaneutralität und eine Produktion ohne fossile Rohstoffe könne nur gelingen, wenn man sich aller Technologiepfade bediene, so Bühler. Der konkrete Vorschlag der Verbände beinhalte, dass im Verpackungsgesetz eine klare Vorfahrt für das mechanische Recycling festgeschrieben werde und die chemischen Verfahren nur dann eingesetzt würden, wenn mechanische Verfahren an ihre Grenzen stießen. Zielfraktionen für das chemische Recycling seien Abfälle, die derzeit der thermischen Verwertung zugeführt würden. Mit der klaren Vorfahrt für das mechanische Recycling gäbe es künftig eine wesentlich stärkere Planungs- und Investitionssicherheit sowohl für mechanische als auch für die dann nachgeordneten chemischen Recycler. Zur Frage, wie der Begriff „Doppelquote“ zu verstehen sei, antwortet Bühler, dass die Industrie damit den Ausbau des mechanischen Recyclings anstrebe, welches sie künftig bei einem Anteil von 75 Prozent der Kunststoffverpackungsabfälle in Deutschland sehe. Gleichzeitig könnten zehn Prozent der Verpackungsabfälle durch chemische Verfahren verarbeitet werden. Über die Doppelquote, die nach ein paar Jahren überprüft werden könne, um etwaigen Fehllenkungen entgegenzusteuern, solle dies gesteuert und erreicht werden. Die Industrie halte es für zielführend, diese Doppelquote in der Novelle des Verpackungsgesetzes zu verankern und umzusetzen. Damit bekämen die chemischen Recyclingverfahren die Chance, sich als ergänzende Verfahren am Markt zu etablieren, so Bühler.
 
Quelle:

  • chemanager-online.com (17.4.2024)

22.03.2024 - 11.04.2024

Kreislaufwirtschaft: Bericht der Bundesregierung und ein neuer Forschungscampus

Die Bundesregierung gibt in einem aktuellen Bericht Empfehlungen, wie die Transformation zur „Circular Economy“ in Deutschland gelingen kann, berichtet Euwid. Als übergeordnete Strategie solle die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) die Grundlage für einen strukturierten Transformationsprozess hin zu einer zirkulären Wirtschaft liefern. Eine Forschungsfabrik für eine CO₂-neutrale Kreislaufwirtschaft soll Berichten der Tagesmedien zufolge in Sachsen im Industriepark Schwarze Pumpe im Rahmen des Pilotprojekts mehrerer Hochschulen „Green Circular Economy“ (CircEcon) entstehen.

 

Die grundlegenden Klimaschutzpotenziale einer Kreislaufwirtschaft halte die Bundesregierung bei Weitem für noch nicht ausgeschöpft, weshalb Weichenstellungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft notwendig seien, zitiert Euwid aus dem Bericht, der Ende März 2024 im Kabinett beschlossen worden sei. Damit sollen nicht zuletzt einheimische Industriezweige die notwendige Planungssicherheit erhalten, um zukünftig verstärkt in Zirkularität zu investieren, heiße es in dem vom Bundesumweltministerium (BMUV) federführend erstellten Bericht. Aus Sicht der Regierung fehle es derzeit noch an zirkulär ausgerichteten Geschäftsmodellen sowie an einem stärkeren Produktdesign für Zirkularität. In Verkehr gebrachte Produkte seien häufig auf eine einmalige Nutzung ausgelegt und eigneten sich weder für ein hochwertiges Recycling noch für eine Reparatur. Der Bericht zeige einige mögliche Hebel auf, um die Transformation hin zu zirkulärem Wirtschaften zu unterstützen, darunter etwa ein unterstützendes regulatorisches Marktumfeld, eine Transferförderung für technische Neuentwicklungen und innovative Geschäftsmodelle, eine verstärkte Kooperation von Forschung und Industrie etwa in Reallaboren, sowie die Förderung von zirkulär ausgerichteten Start-ups. Eine zentrale Rolle spiele dabei die Entwicklung geeigneter Governance-Strukturen, die die Veränderungsprozesse koordinieren und verbindliche Ziele sowie übergreifende Maßnahmen liefern sollten, auf die sich alle Akteure berufen können, heiße es in dem Bericht weiter. Aus Sicht der Bundesregierung gebe es auf nationaler und internationaler Ebene bereits eine Vielzahl von Initiativen und Maßnahmen, die „auf den Transformationsbereich Kreislaufwirtschaft einzahlen“. Es fehle aber ein strategisch-konzeptioneller Rahmen, den die Bundesregierung für Deutschland mit der geplanten NKWS bereitstellen wolle. Diese könne noch in 2024 vom Kabinett verabschiedet werden. In deren Zentrum stehe ein Set an verbindlichen und ambitionierten Zielen bis zum Jahr 2045 – sowohl übergeordnet als auch bezogen auf zentrale Massenströme – sowie eine Roadmap, um den Umsetzungsprozess zu begleiten und zu monitoren.
 
Ein Forschungscampus für CO₂-freie Kreislaufwirtschaft siedelt sich laut Medienberichten im Industriepark Schwarze Pumpe im sächsischen Spreetal an. Dort sollen neue Technologien für das Recycling und die Wiederverwendung etwa von Faserverbundwerkstoffen aus Windkraftanlagen erforscht und entwickelt werden. An dem Pilotprojekt „Green Circular Economy“ (CircEcon) sind den Berichten zufolge die Technischen Universitäten in Chemnitz, Dresden und Freiberg sowie die Hochschule Zittau/Görlitz beteiligt. In Versuchs- und Demonstrationsanlagen sollen in dem Zentrum, das Ende 2026 in Betrieb gehen werde, zukunftsweisende Technologien für die Kreislaufwirtschaft im Industriemaßstab abgebildet werden. Der Bund und der Freistaat Sachsen investierten rund 108 Millionen Euro, rund 48 Millionen Euro für den Bau des Zentrums sowie rund 60 Millionen Euro für die Ausstattung mit Geräten und Pilotanlagen.
 
Quellen:

  • zeit.de, ntv.de, merkur.de, faz.net, sueddeutsche.de (5.4.2024)
  • welt.de (6.4.2024)
  • Euwid Recycling und Entsorgung 15/2024 (9.4.2024)
PPWR: Druck auf Hersteller und die Frage der „richtigen Verpackung“

Vor dem Hintergrund der EU-Verpackungsverordnung (PPWR) hat das Handelsblatt die Nachhaltigkeitsberichte großer Konsumkonzerne wie etwa Nestlé, Beiersdorf und Henkel analysiert und kommt zu dem Ergebnis, dass die Unternehmen von ihren Zielen zu Recyclingfähigkeit und Rezyklateinsatz teils noch weit entfernt seien. In einem Audiobeitrag des Bayrischen Rundfunks (BR) wird auf die oft nicht beachtete Funktion, CO₂-Ersparnis und Nachhaltigkeit von (Lebensmittel-)Verpackungen hingewiesen und die Lösung in der „richtigen Verpackung“ gesehen. Kritik am geplanten Verbot von Einwegkunststoff für frisches Obst und Gemüse kommt laut Euwid von der europäischen „Alliance for Sustainable Packaging for Foods“ (ASPF).

 

Die neue EU-Verordnung erhöhe den Druck auf Unternehmen, ihre Verpackungen aus Kunststoff nachhaltiger zu gestalten, schreibt das Handelsblatt. Für manche werde es sehr herausfordernd, die geplanten Vorgaben zum Rezyklateinsatz (30 Prozent) und zur Recyclingfähigkeit zu erreichen, wird Verpackungsexpertin Sonja Bähr von der technischen Unternehmensberatung Tilisco im Bericht des Handelsblatts zitiert. Die meisten Unternehmen wollten ihre Verpackungen bis Ende 2025 weltweit zu 30 Prozent aus Rezyklat herstellen, schreibt das Handelsblatt. Beiersdorf etwa sei mit zwölf Prozent weit davon entfernt, sehe sich aber „im Plan“. Henkel gebe seine globale Quote mit 19 Prozent an und sich „sehr zuversichtlich“, bis Ende 2025 bei 30 Prozent zu sein. Die konkreten Anforderungen an Kunststoffverpackungen könnten für viele Konzerne teuer werden, so das Handelsblatt. Henkel spreche etwa von einem „großen Millioneninvestment“, Nahrungsmittelriese Nestlé investiere bis 2025 weltweit gut zwei Milliarden Euro in eine Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe. Die Umstellung sei kompliziert und langwierig, weil Maschinen angepasst werden müssten und Rezyklate andere Eigenschaften als Neuplastik hätten. Auch seien Rezyklate teurer, weil Altkunststoffe umfangreich gereinigt und aufgearbeitet werden müssten.
 
Die Vermeidung von Verpackungen habe lange im Fokus gestanden, meint der Bayerische Rundfunk (BR) in einem Audiobeitrag. Was viele nicht wüssten, sei aber, dass der CO₂-Verbrauch von Lebensmittelverpackungen im Vergleich zu Produktherstellung und Transport kaum ins Gewicht falle. So mache zum Beispiel der CO₂-Verbrauch der Verpackung bei Butter nur 0,4 Prozent, bei Kaffee 1,6 Prozent, bei Schokolade sieben Prozent und bei tiefgefrorenem Gemüse zehn Prozent aus. Auch sei es bei einigen Produkten gar nicht möglich, die Verpackungen einfach wegzulassen. Denn sie schützten das Produkt und machten es länger haltbar. Daher könne die richtige Verpackung eine Lösung sein, so der BR. Bis zum Jahr 2040 wolle die EU mit der neuen Verpackungsverordnung auf 15 Prozent weniger Verpackungsabfälle kommen im Vergleich zu 2018, wofür auch Mehrwegverpackungen gefördert werden sollen. Aber auch nicht jede Mehrwegverpackung sei CO₂-sparender als eine Einwegverpackung. Auch da müsse man genau hinschauen, es hänge vom Gewicht der Verpackung, von den Transportwegen und vom Aufwand der Reinigung ab, wird Professor Sven Sängerlaub, Professor für Verpackungstechnik von der Hochschule München, im Bericht des BR zitiert. So könne etwa ein Joghurt im Einwegbecher eine bessere Ökobilanz aufweisen, als einer im Mehrwegglas, wenn das deutliche schwerere Glas einen weiten Transportweg habe. Die Verpackungsindustrie arbeite bereits an neuen Lösungen, die dafür sorgen könnten, dass Lebensmittel länger haltbar seien und somit einen Beitrag zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung leisteten, so der BR.
 
Das in Anhang 5 der PPWR vorgesehene Verbot von Einwegverpackungen aus Kunststoff für frisches Obst und Gemüse, das ab 2030 greifen soll, kritisieren laut eines Berichts von Euwid mehrere Verbände der Lebensmittel- und Verpackungsindustrie. Der Dachverband ASPF, dem Organisationen aus dem Lebensmittel- und Verpackungssektor auf dem amerikanischen Kontinent und in Südafrika angehörten, warne vor negativen Auswirkungen auf die weltweiten Lieferketten und die Lebensmittelsicherheit. Das Verbot werde die Auswahl für Verbraucher einschränken und die Qualität der Produkte mindern, wird Max Teplistki, der Vorsitzende des ASPF und Chief Science Officer der International Fresh Produce Association mit Sitz in Newark in den USA, in Euwid zitiert.
 
Quellen:

  • handelsblatt.com (28.3.2024)
  • euwid-recycling.de (8.4.2024)
  • br.de (9.4.2024)
Zentrale Stelle: „Reform des Verpackungsrecycling greift“

Das Magazin Circular Economy hat einen Beitrag von Gunda Rachut, Vorstand der Zentralen Stelle Verpackungsregister (ZSVR), zum aktuellen Stand des Verpackungsrecyclings in Deutschland veröffentlicht, wonach der Verbrauch sinkt, Verpackungen zu mehr als zwei Dritteln recyclingfähig sind und der Anteil der verwerteten Verpackungen steigt. Das Register Lucid der ZSVR verzeichnete laut Berichten der Fachmedien mit einer Million Registrierungen einen neuen Höchststand. Dieser Anstieg zeige nach Ansicht der ZSVR die wirksamen Bemühungen der Behörde, den Markt des Verpackungsrecyclings zu reformieren.

 

Insgesamt gebe es gute Nachrichten in Bezug auf Haushaltsverpackungen, schreibt ZSVR-Chefin Rachut in Circular Economy: Der Verbrauch sei rückläufig, was unter anderem auf konjunkturelle Faktoren sowie auf verändertes Verbraucherverhalten zurückzuführen sei. Nach Prognosen der GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung werde der Rückgang bei Leichtverpackungen (LVP) von 2022 bis 2024 auf 6,2 Prozent geschätzt. Für das Jahr 2024 prognostiziere die GVM zudem Rückgänge bei Verpackungen für Produkte aus dem Baubereich. Immer mehr Verpackungen seien heute hochgradig recyclingfähig, wie die Verwertungszahlen der Systembetreiber belegten. Im Jahr 2022 seien von den rund 8,1 Millionen Tonnen in Verkehr gebrachten Verpackungen etwa zwei Drittel verwertet worden. Die Vorgabe, dass die Systembetreiber mehr als die Hälfte der gesamten LVP-Sammelmenge verwerten müssen, sei mit 52,3 Prozent übererfüllt worden. Bei LVP seien laut einer Studie des Umweltbundesamtes (UBA) mittlerweile 68 Prozent der Verpackungen zu mehr als 90 Prozent recyclingfähig, die restlichen 32 Prozent entweder nicht oder nur zu einem geringen Grad recyclingfähig, so Rachut. Weitaus problematischer für das Recycling seien Verbundverpackungen. Hier liege die Recyclingfähigkeit laut UBA bei fast jeder zweiten Verpackung unter 90 Prozent. In ihrem Fazit betont Rachut, dass es im Jahr 2024 keine Option mehr sein könne, eine Verpackung nicht hochgradig recyclingfähig zu gestalten.
 
Die Zahl der Registrierungen im Verpackungsregister Lucid ist laut Berichten von Fachmedien seit Ende 2021 und insbesondere im Jahr 2022 signifikant angestiegen. Seit Juli 2022 seien Unternehmen verpflichtet, unabhängig von der Art ihrer Verpackungen, sich in Lucid zu registrieren. Allein seit Januar 2022 hätten sich knapp 750.000 Unternehmen neu registriert, darunter mehr als 400.000 aus China. Diese Zahlen verdeutlichten nach Ansicht der ZSVR die globale Bedeutung und Akzeptanz des Registers, das mittlerweile Registrierungen aus über 160 Ländern verzeichne. Trotz der rasanten Zunahme an Registrierungen seien die bei dualen Systemen registrierten Verpackungsmengen jedoch nicht weiter gewachsen und lägen etwa auf dem Niveau des Jahres 2020.
 
Quellen:

  • Circular Economy April 2024
  • packaging-journal.de, euwid-recycling.de (9.4.2024)

15.03.2024 - 21.03.2024

Kunststofferzeugung „in schwerster Krise seit Bestehen“

So habe Ralf Düssel, Vorsitzender des Verbandes Plastics Europe (PED) der Kunststofferzeuger in Deutschland und Manager beim Chemiekonzern Evonik, die Lage der deutschen Kunststoffhersteller angesichts aktueller Zahlen bei der Wirtschaftspressekonferenz laut Berichten von Tages- und Fachmedien zusammengefasst.

 

Im Jahr 2023 sei die Kunststoffproduktion in Deutschland im zweiten Jahr in Folge zurückgegangen, ein Ende dieser Entwicklung sei nicht in Sicht, zitiert etwa die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) den PED-Vorsitzenden. Auch der Umsatz sei daraufhin um ein gutes Fünftel eingebrochen. Als Grund habe Düssel ein „flächendeckendes Nachfrageproblem der deutschen Industrie“ sowie fehlende Impulse aus dem Ausland genannt. Zudem hemmten die in Deutschland hohen Produktionskosten, verursacht vor allem durch hohe Arbeitskosten und Energiepreise, eine Erholung. Kunststoff Information (KI) zitiert auch die konkreten Zahlen: Die Produktion von Primärkunststoffen sei nach Angaben des Verbands im Jahr 2023 um 15,3 Prozent zurückgegangen, der Umsatz aufgrund der stark rückläufigen Nachfrage nach Kunststoffen um 21,9 Prozent auf 27,5 Milliarden Euro gesunken. Düssel zufolge, der von der schwersten Krise der Industrie seit ihrem Bestehen spreche, sei die Lage ernst, schreibt Kunststoffe. Mit einer schnellen Erholung noch in diesem Jahr rechne man nicht, auch für das Jahr 2024 gehe man von einer Stagnation der Produktion von Kunststoffen in Deutschland aus. Der Verband hoffe nun auf Impulse aus der Politik, etwa durch das Wachstumschancengesetz. Der derzeit im Bundesrat feststeckende Vorschlag reiche jedoch nicht aus. Wichtig seien auch Investitionen in innovative Technologien, wie den Ausbau mechanischer und chemischer Recyclingverfahren sowie alternativer Kohlenwasserstoffquellen, wird PED-Hauptgeschäftsführer Ingemar Bühler in Kunststoffe zitiert.
 
Quellen:

  • FAZ, Kunststoff Information (15.3.2024)

  • kunststoffe.de (18.3.2024)
Chemisches Recycling unterschiedlich bewertet

Bezug nehmend auf einen Bericht des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) zu Strategien und Instrumenten zur Verbesserung des Rezyklateinsatzes habe das Science Media Center (SMC) Expertinnen und Experten aus der Kunststoffforschung zu deren Einschätzung chemischer und bioenzymatischer Recyclingverfahren befragt, berichtet Euwid. Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) spricht die Professorin für Technische Chemie der RWTH Aachen, Regina Palkovitz, über Chancen und Herausforderungen des chemischen Recyclings von Kunststoffen.

 

In dem TAB-Bericht, auf den sich SMC beziehe, seien chemische Recyclingverfahren, die unter anderem aufgrund ihres derzeit hohen Energieverbrauchs umstritten seien, als perspektivisch ergänzende Lösungen für Abfälle genannt worden, die werkstofflich nicht recycelbar sind, schreibt Euwid und gibt die Einschätzung Forschender verschiedener Institute und Universitäten wieder, die das SMC zu chemischen Recyclingverfahren befragt habe: Uwe Bornscheuer, Professor am Institut für Biochemie der Universität Greifswald, sehe für die chemischen Recyclingverfahren aktuell vor allem bei PET Potenziale. Hier könnten sie „ein wirkliches Kreislaufrecycling“ ermöglichen, sage Bornscheuer und verweise dazu auf das enzymatische Recyclingverfahren der Firma Carbios für PET aus Getränkeflaschen und Polyester-Textilfasern. Die Ökobilanz bereits etablierter Verfahren wie der Pyrolyse oder Solvolyse sei etwa wegen der hohen Energiekosten „sehr fraglich“, so Bornscheuer. Johannes Betz, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Ressourcen & Mobilität am Öko-Institut in Darmstadt, und Henning Wilts, Abteilungsleiter Circular Economy am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, lehnten eine Gleichsetzung von werkstofflichem und chemischem Recycling im Verpackungsgesetz aus unterschiedlichen Gründen ab, zitiert Euwid die Einschätzung dieser beiden Experten. Betz befürchte, dass eine Gleichstellung zu einer Verdrängung werkstofflicher Verfahren führen könne, halte aber die Einführung einer zusätzlichen Recyclingquote für die chemischen Verfahren für denkbar. Wilts rate zu einer „Grundsatzdebatte um das Ob des chemischen Recyclings“ sowie zu einem Steuerungssystem, das den Einsatz des chemischen Recyclings auf Abfallfraktionen begrenze, bei denen es ökologisch sinnvoll sei. Regina Palkovits, Professorin für Heterogene Katalyse und Technische Chemie an der RWTH Aachen, sehe laut ihrer in Euwid wiedergegebenen Einschätzung durchaus Potenzial für chemisches und bioenzymatisches Recycling bei Kunststoffrestströmen, die bislang energetisch verwertet würden. Hierdurch entstünden Rezyklate mit Eigenschaften und Qualität von Primärkunststoffen, was für die Steigerung des Rezyklateinsatzes von zentraler Bedeutung sei. Als aktuell industriell und wirtschaftlich anwendbar hebe Palkovits insbesondere die Pyrolyse hervor. Bei den übrigen Verfahren wie Vergasung und Verflüssigung oder auch bioenzymatischen Verfahren sehe sie noch Forschungsbedarf. Im Interview mit der FAZ antwortet Palkovitz auf die Frage, ob das chemische Recycling eine Lösung sei für Kunststoffabfälle aus verschiedenen Kunststoffsorten, die man nicht werkstofflich recyceln kann, dass die Verfahren heute noch auf Einzelströme hoher Reinheit ausgelegt seien. Die chemische Industrie sei allerdings geübt darin, mit komplexen Eingangsströmen umzugehen, und im Prinzip ließe sich in den Anlagen auch ein Rohstoffstrom aus unterschiedlichen Kunststoffsorten verarbeiten. Auch mit den vielen unterschiedlichen Zusatzstoffen, die Kunststoffprodukte enthielten, sei das chemische Recycling durchaus möglich, jedoch nur mit aufwendigen Trennprozessen, sagt Palkovitz. Der wirtschaftlichen Umsetzung des Recyclings würde es ihrer Ansicht nach drastisch helfen, wenn weniger Stoffe sowie einheitlichere Zusatzstoffe verwendet würden, was an vielen Stellen durch geschicktes Produktdesign möglich sei. Kreislauffähigkeit müsse daher eine viel höhere Bedeutung gewinnen, betont Palkovitz im Interview mit der FAZ.
 
Quellen:

  • FAZ (18.3.2024)

  • Euwid Recycling und Entsorgung 12/2024 (19.3.2024)
PPWR: nach Zustimmung im Umweltausschuss erneut harsche Kritik der Verpackungshersteller

„Milchdöschen ade“ titelt die Süddeutsche Zeitung (SZ) in einem Bericht über die Zustimmung des Umweltausschusses des Europäischen Parlaments zu einem Kompromiss für die EU-Verpackungsverordnung (PPWR). Bei den Regeln für Papier- und Kartonverpackungen und hinsichtlich der Mehrwegquoten für Fast-Food-Ketten wie McDonalds falle der Gesetzestext jedoch weit weniger streng als die ursprüngliche Fassung der EU-Kommission aus, so die SZ. Die Hersteller von Kunststoffverpackungen, die noch auf Änderungen gehofft hätten, kritisierten dagegen, dass es aus ihrer Sicht auch nach dem Votum des Umweltausschusses bei einer „Anti-Plastik-Verordnung“ geblieben sei, ist in Berichten der Fachpresse zu lesen.

 

Kein anderes EU-Umweltgesetz wirke sich so unmittelbar auf Bürger und Unternehmen aus, schreibt die SZ und geht auf einzelne Regelungen der PPWR ein wie unter anderem die geplanten Verbote von Einwegverpackungen aus Kunststoff für Kleinstverpackungen, das Verbot von Verpackungen aus Kunststoff für Obst und Gemüse, die vorgesehenen Rezyklateinsatzquoten für PET-Verpackungen (2030: mindestens 30 Prozent, 2040: mindestens 50 Prozent) oder die Pflicht zur Einführung von Einweg-Pfandsystemen für alle Mitgliedsstaaten. Für Papier und Pappe seien in den Verhandlungen im EU-Parlament sowie zwischen Parlamentariern und Vertretern der Mitgliedstaaten Vorgaben abgeschwächt oder gestrichen worden, was zu einem weiteren Anstieg dieser Verpackungen führen könne. Durch intensive Lobbyarbeit würden Fast-Food-Ketten laut SZ nun keiner strengen Mehrwegpflicht unterworfen. Nach Berichten der Fachpresse kritisierten insbesondere die Hersteller von Kunststoffverpackungen erneut Schlupflöcher, die ihrer Ansicht nach zu einer ungerechtfertigten Privilegierung anderer Verpackungsmaterialien wie Papier und Karton führten und mit den Zielen der Verordnung nicht vereinbar seien. Außerdem steuere die EU nach Ansicht des IK Industrieverbands Kunststoffverpackungen durch die kurzfristig hinzugefügte sogenannte „Spiegelklausel“ auf massive Handelskonflikte zu. Die Klausel sehe vor, dass für den Herstellungsprozess von Kunststoffrezyklaten und damit für den Import von in Kunststoff verpackten Waren aus Drittstaaten die gleichen Umweltvorgaben wie in der EU gelten müssten, damit sie in der EU in Verkehr gebracht werden dürften. Die IK appelliere an die EU-Kommission, sich insbesondere zu den mit der Regelung verbundenen Handelsbarrieren zu äußern. Außerdem fordere die IK die Kommission auf, die massive Ausweitung der Mehrwegquoten für Industrieverpackungen auf 100 Prozent, die technisch in vielen Fällen nicht möglich sowie ökologisch unsinnig sei und einem Verbot vieler Verpackungstypen gleichkomme, zurückzuweisen.
 
Quellen:

  • neue-verpackung.de, recyclingmagazin.de (18.3.2024)
  • euwid-recycling.de (19.3.2024)
  • Süddeutsche Zeitung (20.3.2024)

08.03.2024 - 14.03.2024

Die (Kunststoff)Industrie klimafreundlich gestalten

Klimaschutzverträge der Bundesregierung sollen energieintensive Unternehmen dabei unterstützen, auf eine klimafreundliche Produktion umzustellen. Das berichten Tages- und Wochenmedien. Im Interview mit Kunststoffe erläutert Dr. Helen Fürst, Präsidentin des GKV Gesamtverbands Kunststoffverarbeitende Industrie und Geschäftsführerin der Fürst GmbH, wie die „Initiative Klimaschutz Kunststoffindustrie“ dazu beitragen will, die Branche klimafreundlich und nachhaltig zu gestalten.

 

Anfang der Woche hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) das erste Gebotsverfahren für sogenannte Klimaschutzverträge eröffnet, in dem sich Unternehmen aus energieintensiven Branchen wie Chemie, Zement, Papier oder Gips in einem Auktionsverfahren in der ersten von vier geplanten Runden um Fördermittel in Höhe von vier Milliarden Euro bewerben können, wie etwa das Handelsblatt berichtet. Der Industriesektor sei für rund ein Fünftel der in Deutschland ausgestoßenen Kohlendioxidemissionen verantwortlich. Insgesamt sei für das Instrument der Klimaschutzverträge eine zweistellige Milliardensumme, finanziert aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF), vorgesehen. Damit wolle Habeck sicherstellen, dass die Transformation in den Unternehmen, von denen derzeit noch viele aus Kostengründen auf fossile Energieträger wie Gas, Öl oder Kohle setzten, gelingt. Insgesamt solle bis zum Jahr 2045 der Ausstoß von rund 350 Millionen Tonnen Kohlendioxid vermieden werden, was laut Habeck allein über den CO₂-Preis nicht möglich sei. Über einen Zeitraum von 15 Jahren verpflichte sich der Staat in den Klimaschutzverträgen, anfallende Mehrkosten für die notwendigen Investitionen der Unternehmen in klimafreundlichere Technologien sowie die anschließenden Betriebskosten zu übernehmen, geht aus einem Bericht der Tagesschau hervor. In der ersten jetzt anlaufenden Phase könnten sich allerdings nur Unternehmen bewerben, die schon im vergangenen Jahr Interesse bekundet hätten, berichtet die FAZ. Für ihre Gebote, bei denen sie ihre erwarteten Extrakosten kalkulieren und angeben müssten, wie viel Euro sie zur Einsparung einer Tonne Kohlendioxid benötigen, hätten die Unternehmen vier Monate Zeit. Diejenigen mit den günstigsten Geboten sollen binnen zwei Monaten vom Bundeswirtschaftsministerium den Zuschlag erhalten. Der BDI Bundesverband der Deutschen Industrie habe den Start der Ausschreibung begrüßt, berichtet etwa die Süddeutsche Zeitung. Für die klimaneutrale Transformation der Wirtschaft sei eine umfangreiche staatliche Unterstützung nötig, wird BDI-Chef Siegfried Russwurm dort zitiert. Wolfgang Große Entrup, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), sehe laut SZ in den Klimaschutzverträgen „ein positives Signal“. Große Entrup plädiere dafür, sie langfristig zu etablieren und auch neue Technologien wie chemisches Recycling zu unterstützen. Auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace halte die Klimaschutzverträge grundsätzlich für sinnvoll, fürchte allerdings, die konkreten Bedingungen könnten zu lax im Sinne des Klimaschutzes ausgestaltet werden, ist in der SZ zu lesen.
 
In der Kunststoffindustrie klimaneutrale Herstellungsprozesse und klimaneutrale Produkte zu etablieren, ist Ziel der „Initiative Klimaschutz Kunststoffindustrie“. Über die Initiative, die der GKV gemeinsam mit dem Hauptverband der Deutschen Holzindustrie und Kunststoffe verarbeitenden Industrie (HDH) ins Leben gerufen hat, sprach das Fachmagazin Kunststoffe im Interview mit der GKV-Präsidentin und Geschäftsführerin der Fürst GmbH, Dr. Helen Fürst. Zur Frage, wie es die Industrie vor dem Hintergrund der von ihr verursachten Treibhausgasemissionen schaffe, ein Teil der Lösung für mehr Klimaschutz zu werden, betont Fürst, dass Kunststoffprodukte wie Verpackungen, Dämmmaterial oder der Leichtbau von Fahrzeugen bereits während der Nutzungsphase erheblich zur Einsparung von Treibhausgasemissionen beitrügen. Darüber hinaus verweist sie darauf, dass viele Unternehmen der Kunststoffindustrie sich bereits seit Jahren mit Aspekten der Nachhaltigkeit beschäftigten wie insbesondere dem Energie- und Ressourcenverbrauch, wo sie schon aus Kostengründen massiv in Effizienzsteigerungen investiert hätten. Mit Blick auf die voranschreitende Erderwärmung und die Klimaziele in Deutschland und Europa seien zusätzliche konkrete Klimaschutzmaßnahmen erforderlich, so Fürst. Langfristig den CO₂-Fußabdruck der Unternehmen zu reduzieren und Energiekosten zu senken, sei Ziel der „Initiative Klimaschutz Kunststoffindustrie“. Teilnehmende Unternehmen bekämen konkrete Unterstützung und Werkzeuge an die Hand, sagt Fürst. Voraussetzung für die Teilnahme an der Initiative sei die Bereitschaft zur Verbesserung der eigenen Klimabilanz, was, betont Fürst, in aller Regel mit betriebswirtschaftlichen Vorteilen einhergehe. Am Anfang stehe die Bestandsaufnahme der Treibhausgasemissionen, auf deren Basis Lösungen für eine Verbesserung der Klimabilanz des jeweiligen Unternehmens entwickelt werden. Im Rahmen der Verpflichtung, den CO₂-Fußabdruck mindestens alle zwei Jahre berechnen zu lassen und um für Transparenz bezüglich der Emissionen zu sorgen, werden laut Fürst die direkten und indirekten Emissionen (Scope 1, 2 und 3) der Unternehmen erfasst und daraus Reduktionsszenarien abgeleitet. Darüber hinaus könnten teilnehmende Unternehmen auch die beiden Labels „Klimaneutrales Unternehmen“ und „Klimaneutrales Produkt“ erhalten. Produkte, die als klimaneutral bezeichnet werden dürften, setzten eine CO₂-Bilanz auf Produktebene voraus, erklärt Fürst. Für das Label „Klimaneutrales Unternehmen“ müssten Firmen neben der CO₂-Bilanz und einem Reduktionsplan zudem die verbleibenden Treibhausgas-Emissionen durch Investitionen in Klimaschutzprojekte – etwa über den Zukauf von Zertifikaten – ausgleichen. Dabei handele es sich, so Fürst, um ein sehr effektives Umweltschutzinstrument und verweist auf eine Studie von Ecosystem Marketplace vom Oktober 2023. Demnach seien Unternehmen, die mit CO₂-Zertifikaten zum Ausgleich von THG-Emissionen arbeiten, aktiver im Klimaschutz, transparenter in ihrer Klimaberichterstattung und erfolgreicher in der Reduzierung ihrer CO₂-Emissionen.
 
Quellen:

  • Handelsblatt, tagesschau.de, faz.net, sueddeutsche.de, focus.de, spiegel.de (12.3.2024)

  • Kunststoffe 3/2024
Kunststoffverpackungen: mehr Recycling, weniger Verbrauch

Laut Berichten in Fachmedien liegt die mittlerweile 30. Ausgabe der Recyclingbilanz für Verpackungen vor. Für das Recycling von Kunststoffverpackungen dokumentiere die von der GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung im Auftrag der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen erstellte Studie eine sehr erfreuliche Entwicklung.

 

Laut GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung habe das Recycling von Kunststoffverpackungen demnach im Jahr 2022 um 2,1 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr zugenommen, im Bereich des privaten Endverbrauchs betrage der Zuwachs beim Recycling 3,5 Prozentpunkte. Damit liege die Recyclingquote für Kunststoffverpackungen bezogen auf den Gesamtmarkt bei 65,6 Prozent– im Bereich des privaten Endverbrauchs mit 69,8 Prozent noch darüber. Damit seien die Kunststoffrecyclingquoten seit dem Jahr 2005 um 26,3 Prozentpunkte, beim privaten Endverbrauch sogar um 28,2 Prozentpunkte gestiegen. Gleichzeitig sei der Verbrauch an Kunststoffverpackungen laut GVM rückläufig. Er sei im Jahr 2022 um 87 Kilotonnen (2,6 %) auf 3.239 Kilotonnen, der private Konsum um 70 Kilotonnen (3,4 %) auf 1.977 Kilotonnen, einem Wert von vor 2015, zurückgegangen. Die Erfolge beim Recycling von Kunststoffverpackungen spiegelten sich zum Bedauern der IK aber noch nicht in der öffentlichen Wahrnehmung des Materials und seiner Verpackungsanwendung wider. Kunststoffverpackungen durchliefen seit Jahren einen enormen Wandel Richtung Mehrweg- und Recyclingfähigkeit sowie Rezyklateinsatz, wird Mara Hancker, IK-Geschäftsführerin Kommunikation, etwa im Recyclingmagazin zitiert. Nun werde es langsam Zeit für ein Umdenken. Es müssten unvoreingenommen optimale Lösungen befördert und dabei alle Beteiligten inklusive Industrie, Handel und Verbraucher in die Pflicht genommen werden.
 
Quellen:

  • Plasticker, neue-verpackung.de, recyclingmagazin.de (8.3.2024)

01.03.2024 - 07.03.2024

Stimmen zur Einigung auf die EU-Verpackungsverordnung (PPWR)

Unterhändler des EU-Parlaments und -Rates haben sich laut Medienberichten Anfang der Woche auf eine Verpackungsverordnung geeinigt. Diese sehe unter anderem die schrittweise Reduktion der Gesamtmenge an Verpackungsabfällen bis zum Jahr 2040 um 15 Prozent gegenüber dem Jahr 2018 vor. Weiterhin sind Verbote für bestimmte Einwegverpackungen, Mehrwegquoten für Getränkeverpackungen, ein Pfandsystem für Einwegplastikflaschen sowie verbindliche Rezyklateinsatzquoten für Verpackungen aus Kunststoff vorgesehen. Die Reaktionen auf das Ergebnis der Einigung fielen gemischt aus, es gebe Lob, aber auch viel Kritik. Ob das Gesetz noch vor den Europawahlen verabschiedet werde, sei noch ungewiss. Möglich sei ein „German Vote“, also eine Enthaltung Deutschlands, die das Gesetz blockieren könne.

 

Der Einigung aus dem Trilog müssen das Europaparlament und der Rat der EU-Staaten noch zustimmen, schreibt etwa der Spiegel. Was als Formalie gelte, könne allerdings noch an der Zustimmung der Mitgliedsländer scheitern. Italiens Regierung sei gegen das Gesetz, und in der deutschen Bundesregierung gebe es bislang keine gemeinsame Position zu den neuen Regeln. Bei einer Enthaltung Deutschlands wäre eine Mehrheit somit nicht mehr sicher, ist im Spiegel zu lesen. Die Konsumindustrie sei angesichts eines möglichen Scheiterns der Verordnung verärgert. Mehrere große Lebensmittel-, Kosmetik- und Waschmittelhersteller drängten laut Handelsblatt auf eine zeitnahe Harmonisierung der europäischen Regeln für Verpackungen. Sie erhofften sich durch eine EU-einheitliche Verordnung Erleichterungen bei Verwaltung, Beschaffung und Produktion. Auch die Recyclingwirtschaft, die man in Gefahr sehe, warte dringend auf das Gesetz, heißt es in einem Interview der Wirtschaftswoche mit dem Hauptgeschäftsführer des BDE Bundesverbands der deutschen Entsorgungswirtschaft, Andreas Bruckschen. Der BDE begrüße die Verordnung, auch weil sie den Mindesteinsatz von Rezyklaten in Verpackungen vorsehe und damit die Nachfrage vorantreibe, sagt Bruckschen. Der Verband appelliere nun ausdrücklich an die Bundesregierung, die Verpackungsverordnung zu unterstützen, damit das Gesetzgebungsverfahren abgeschlossen und zügig die Kreislaufführung von Verpackungen erreicht werde, ist in einem Bericht des Recyclingmagazins zu lesen. Kritik an der geplanten Verordnung komme indes vom Wirtschaftsrat der CDU, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Die neuen Regeln bei Verpackungen werde Unternehmen vor kaum lösbare Probleme stellen, zitiert die SZ den Generalsekretär des Wirtschaftsrates, Wolfgang Steiger. Auch für Verbraucher werde die Verordnung „unerfreuliche Folgen“ wie etwa einen Anstieg der Preise an der Supermarktkasse haben. Die SPD-Europaabgeordnete Delara Burkhardt habe die Entscheidung von Parlament und Rat dagegen als einen wichtigen „Schritt hin zu einer nachhaltigeren Zukunft für Europa“ bezeichnet, zitiert sie die SZ, und der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese habe gar von einer „Zeitenwende in der EU-Politik“ gesprochen. Für die Verhandlungsführerin des Parlaments, Frédérique Ries (Liberale), stelle die Einigung einen „großen Sieg für die Gesundheit der Verbraucherinnen und Verbraucher“ dar, ist etwa der Zeit zu entnehmen. Auch der Fachdienst Euwid berichtet von einem insgesamt unterschiedlichen Echo auf die vorläufige Einigung zur PPWR und ebenfalls von der Zustimmung des BDE, der diese als ein „richtiges und wichtiges Votum“ bezeichnet habe. Die EU-weit geltenden neuen Regeln für Verpackungen seien dringend notwendig, um die hochwertige ressourcen- und klimaschonende Kreislaufführung von Verpackungsabfällen weiterzuentwickeln, habe Bruckschen betont. Der BDE begrüße auch, dass zur Erfüllung der laut Einigung festgelegten Rezyklateinsatzquoten für Kunststoffverpackungen nach Informationen des Verbands zukünftig nur Rezyklate aus europäischer Produktion und Abfällen berücksichtigt werden dürften. Von den Herstellern von Kunststoffverpackungen komme indes Kritik. Sie monierten vor allem die in der vorläufigen Einigung vorgesehenen zahlreichen Sonderregeln für Verpackungen aus Kunststoff und Ausnahmen für Papier- und Kartonverpackungen. Anstatt die Menge an Verpackungsabfällen wirksam zu reduzieren und der Wirtschaft klare und umsetzbare Regeln zu geben, würden die beschlossenen Regelungen zu mehr Verpackungsabfällen, schlechter recycelbaren Verpackungen und einer erheblichen Rechtsunsicherheit führen, zitiert Euwid die Kritik der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen. Der Verband rufe daher Kommission, Rat und Parlament dazu auf, bei der juristischen Überprüfung der Einigung für faire und effektive Regeln für alle Verpackungsmaterialien zu sorgen. Im Übrigen rechne IK-Hauptgeschäftsführer Dr. Martin Engelmann mit dem Gesetz nicht vor dem Jahr 2025, da die finale Vereinbarung noch von den Juristen geprüft werden müsse.
 
Quellen:

  • süddeutsche.de, zeit.de (4.3.2024)

  • handelsblatt.com, wiwo.de, spiegel.de, recyclingmagazin.de, euwid-recycling.de (5.3.2024)
Kritik an europäischer Abfallverbringungsverordnung (VVA)

Laut Berichten in Euwid kritisieren der BDE Bundesverband der deutschen Entsorgungswirtschaft und der Dachverband der europäischen Recyclingwirtschaft Euric an der überarbeiteten EU-Verordnung über die Verbringung von Abfällen (VVA) insbesondere das darin vorgesehene zeitlich begrenzte Exportverbot für Kunststoffabfälle in Nicht-OECD-Staaten.

 

In dem ausdrücklichen Exportverbot für Kunststoffabfälle zur Verwertung in Nicht-OECD-Staaten sehe der BDE einen unverhältnismäßig weitgehenden Eingriff in den Welthandel, schreibt Euwid. Die europäische Recyclingwirtschaft erfahre hierdurch massive Handelsbeschränkungen, wird BDE-Hauptgeschäftsführer Andreas Bruckschen in dem Bericht zitiert. Das Europäische Parlament hatte zuletzt einen vorläufigen Kompromiss zur VVA förmlich bestätigt, das Gesetz befinde sich nun auf der Zielgraden, berichtet der Fachdienst. Die Anwendung der neuen Regeln für grenzüberschreitende Verbringungen innerhalb der EU beginne zwei Jahre nach dem Tag des Inkrafttretens. Drei Jahre danach würden dann die neuen Regeln hinsichtlich des Exports von grün gelistetem Abfall zur Verwertung in Nicht-OECD-Drittstaaten gültig. Lieferungen solcher Abfälle, zu denen auch Kunststoffabfälle zählen, seien gemäß der geänderten VVA dann nur noch für Länder zulässig, die von der EU-Kommission auf deren Antrag in eine neue Länderliste aufgenommen wurden. Diese Staaten müssten gemäß der Regelungen dafür geeignete Kapazitäten und eine umfassende umweltgerechte Abfallwirtschaftsstrategie nachweisen, ist in Euwid zu lesen. Dies bewerte der BDE als zu weitgehend. Nach Ansicht des Verbands solle allein der Standard der belieferten Abfallbehandlungsanlage entscheidend sein und nicht die gesamte Abfallbewirtschaftungsstrategie eines Landes. Für den BDE bringe die VVA aber auch einige Verbesserungen mit sich wie etwa kürzere Notifizierungsverfahren und eine transparentere Verbringung. Aus Sicht des europäischen Recyclerdachverbands Euric sei die überarbeitete VVA ein „wichtiger Schritt“ für die Modernisierung der Vorschriften für Lieferungen innerhalb der EU, berichtet Euwid an anderer Stelle. Mit Blick auf die in Europa anfallenden Altkunststoffe unterstütze Euric die Bemühungen, eine effiziente Bewirtschaftung dieser Abfälle zu stärken. Doch ein vollständiges Exportverbot für Kunststoffabfall ohne Absatzmöglichkeiten innerhalb Europas werde den Recyclern in der EU und der heimischen Kunststoffrecyclingindustrie erheblichen Schaden zufügen, zitiert Euwid Emmanuel Katrakis, den Generalsekretär von Euric. Er halte eine kohärente EU-Politik für dringend erforderlich, um umwelt-, klima- und industriepolitische Ziele auf ökonomisch und ökologisch nachhaltige Lösungen auszurichten.
 
Quelle: mehrere Berichte in Euwid Recycling und Entsorgung 10/2024 (5.3.2024)

23.02.2024 - 29.02.2024

„Advanced Plastic Waste Recycling“

Das Nova Institut hat eine Studie zum sich rasant entwickelnden Markt des chemischen Recyclings veröffentlicht, berichtet Euwid. Darin werde der aktuelle Stand des „advanced“ - vor allem des chemischen - Recyclings in Europa und dem Rest der Welt beschrieben. Die Welt widmet sich in einem Bericht dem Projekt „Catalaix“ an der RWTH Aachen, das von der Werner-Siemens-Stiftung über zehn Jahre mit rund 107 Millionen Euro gefördert wird und die Entwicklung innovativer katalytischer Recyclinglösungen zum Ziel hat.

 

Die vorhandenen Kapazitäten für „Advanced Recycling“, was in erster Linie chemische Recyclingverfahren betreffe, seien laut der Studie „Mapping of advanced plastic waste recycling technologies and their global capacities“ des Nova-Instituts von 2018 bis 2023 stetig gestiegen, schreibt Euwid. Nach Ansicht der Marktforscher werde sich das Wachstum in den Jahren 2024 bis 2027 nochmals deutlich beschleunigen, sowohl in Bezug auf die Verarbeitungs- und Produktionskapazitäten als auch auf die Diversität der angewandten Verfahren und involvierten Unternehmen. Die Studie, die eine Bestandsaufnahme aus 2022 aktualisiere, stelle 127 marktreife oder in Kürze verfügbare Recyclingtechnologien vor sowie sechs Anbieter von Vor- und Nachbehandlungstechnologien. Die meisten davon seien in Europa in Anwendung bzw. in Planung, vor allem in den Niederlanden und Deutschland, gefolgt von Nordamerika, China, Japan und weiteren Staaten. In der Studie seien mehr als 340 geplante sowie installierte und in Betrieb befindliche Anlagen erfasst mit einer Inputkapazität von insgesamt 1,477 Millionen Tonnen pro Jahr. Eine Auswertung von Ankündigungen der Technologieanbieter für den Bau neuer Anlagen zeige laut Marktanalyse, dass sich die Inputkapazität in Europa bis 2027 mehr als verdreifachen werde, während sich die Kapazität weltweit verdopple. Die weltweite Produktionskapazität für Rezyklate aus chemischem und physikalischem Recycling betrage dem Nova-Institut zufolge aktuell 1,082 Millionen Tonnen pro Jahr. Die europäische Output-Kapazität von Produkten wie Polymere, Monomere, Naphtha, sekundäre wertvolle Chemikalien (Secondary Valuable Chemicals, SVC) bis hin zu Brennstoffen und Energieträgern summiere sich auf 271.000 Tonnen pro Jahr bzw. 36 Prozent der weltweit installierten Kapazität. Die Studie stelle mehr als 100 Technologien und ihren derzeitigen Stand vor, darunter Gasifizierung, Pyrolyse, Solvolyse, Dissolution und Enzymolyse. Die Unternehmen, ihre Strategien und Investitionen sowie Kooperationspartner werden ebenfalls aufgeführt, berichtet Euwid. In Europa entfielen laut Studie mehr als drei Viertel der aktuellen Verarbeitungskapazitäten im chemischen Recycling auf die Pyrolyse. Die meisten der 80 (2022: 62) weltweit identifizierten Technologieanbieter im Bereich Pyrolyse befinden sich laut Studie in Europa (42 Anbieter), zitiert Euwid aus der Studie. Die lösungsmittelbasierte Solvolyse sei den Daten des Nova-Instituts zufolge in Europa mit 14 Anbietern (24 weltweit) die aktuell zweitwichtigste Technologie gefolgt von der Gasifizierung mit fünf Anbietern in Europa (12 weltweit). „Advanced“ Recyclingtechnologien halte das Nova-Institut für die Kreislaufwirtschaft von entscheidender Bedeutung, insbesondere für gemischte Kunststoffabfälle oder gemischte Abfälle, die sowohl verschiedene Kunststoffe als auch organische Abfälle enthalten.
 
Mit gemischten Kunststoffabfällen – vor allem solchen, die mit herkömmlichen Recyclingverfahren nicht recycelbar seien – befasst sich laut der Welt auch das Jahrhundertprojekt „Catalaix“ an der RWTH Aachen. Dessen Ziel sei es, solche Kunststoffabfälle als wertvolle und wiederverwertbare Ressource zu nutzen. Das Projekt werde über zehn Jahre mit 100 Millionen Franken von der Schweizer Werner-Siemens-Stiftung gefördert. Ein Team um Professor Jürgen Klankermeyer, Leiter des Lehrstuhls für molekulare Katalyse an der RWTH Aachen, und die Professorin für Technische Chemie Regina Palkovits wolle als Schlüsseltechnologie die Katalyse im Recycling dazu nutzen, Prozesse zum gezielten Brechen der chemischen Bindungen von Kunststoffen und zum gezielten Umbau der Bruchstücke zu beschleunigen. Mit Catalaix solle zunächst ein Werkzeugkasten entwickelt werden, wird Palkovits in der Welt zitiert. Ziel sei es, innerhalb der kommenden zehn Jahre mit den Werkzeugen zu demonstrieren, wie etablierte Kunststoffe zu neuen Rohstoffen für bio-abbaubare Kunststoffe umgesetzt werden könnten. Erste Erfolge habe man etwa bei der chemischen Umwandlung einer Polyethylen (PE)-Flasche erzielt, die mithilfe des Einsatzes von Biomasse zu einem neuen biologisch abbaubaren Kunststoff umgearbeitet worden sei. Die alte PE-Flasche werde damit zu einem völlig neuen zukunftsfähigen Produkt, sage Klankermayer. Um die Verfahren später über den Labormaßstab hinaus zu entwickeln, werde die Zusammenarbeit mit Unternehmen im Umfeld der Universität angestrebt. Der Chemiekonzern Covestro etwa kooperiere mit verschiedenen Universitäten, darunter auch die RWTH Aachen, die vor allem für ihre Arbeit in der chemischen Prozessentwicklung bekannt sei, zitiert die Welt eine Sprecherin von Covestro. So erlaube die Zusammenarbeit im Rahmen der von der RWTH Aachen und Covestro getragenen kooperativen Forschungsorganisation Catalytic Center „CAT“ dem Unternehmen, Katalyse- und Prozessforschung zu kombinieren und daraus neue chemische Prozesse für den Einsatz im industriellen Maßstab zu entwickeln, so die Sprecherin laut Welt.
 
Quellen:

  • Euwid Recycling und Entsorgung 9/2024 (27.2.2024)
  • welt.de (27.2.2024)
Kunststoffrezyklate in Lebensmittelverpackungen

Im Interview mit K-Profi sprechen der freie Berater Herbert Snell, zuvor langjähriger Geschäftsführer der Veolia-Töchter Multipet und Multiport und Dr. Stephan Gneuß, geschäftsführender Gesellschafter der Gneuß Kunststofftechnik, über ihre Einschätzungen zu Regularien, Zulassungsverfahren der Lebensmittelbehörden EFSA und FDA sowie zu dem aus ihrer Sicht wünschenswerten Abbau von Hemmnissen hinsichtlich des Rezyklateinsatzes in Lebensmittelverpackungen.

 

Den heutigen Wohlstand gebe es nur, weil es Kunststoffe gibt, betont Herbert Snell im Interview mit K-Profi. Snell wünsche sich neue Wege, um den Absatz von Rezyklaten zu erhöhen und das Kunststoffbashing zu unterbinden. Zur Frage, wie es derzeitig mit der Investitionsbereitschaft in Recyclinganlagen für Food-Kontakt-Anwendungen aussehe, sagt Dr. Stephan Gneuß, dass sich potenzielle Kunden insbesondere in Europa aufgrund des niedrigen Neuwarepreises und praxisfremder Zulassungsverfahren der EFSA mit Investitionen zurückhielten. Für einen Verarbeiter bedeute der Einsatz von Rezyklaten in Lebensmittelverpackungen, dass er für sein Verpackungsprodukt bei der EFSA zunächst eine neue Technologie anmelden und dann über mehrere Jahre alle Produktionsdaten dazu veröffentlichen müsse, auch wenn er die Verpackung bereits verkaufen dürfe. Nach fünf bis sieben Jahren sei dann mit einem Bescheid der EFSA zu rechnen. Falle dieser negativ aus, habe der Verarbeiter umsonst investiert und Vertriebswege aufgebaut. Gneuß Kunststofftechnik finde daher aktuell kaum Verarbeiter, die bereit seien, etwa aus HDPE-Flaschendeckeln wieder eine Verpackung für den Lebensmittelbereich herzustellen, obwohl Gneuß die passende Anlage dafür biete und bereits technisch sowie wissenschaftlich nachgewiesen habe, dass es möglich sei. In Europa gelte die Regel, dass 95 Prozent der eingesetzten Rezyklate für den Lebensmittelkontakt auch aus Lebensmittelverpackungen stammen müssten, bisher nur für PET, erklärt Snell gegenüber K-Profi. Fehlende Vorgaben für andere Polyolefine lähmten die Investitionsbereitschaft der Unternehmen zusätzlich. Aus seiner Sicht sollte, anstatt geschlossene Kreisläufe für den Food-Kontakt aufzubauen, die Substitution von Neuware in langfristigen Anwendungen wie etwa in der Baubranche oder auch der Automobilbranche vorangetrieben werden. Dort lasse sich am meisten Kohlendioxid einsparen und damit die Umwelt am ehesten schonen, sagt Snell. Mit Blick auf die Pläne der EU-Kommission, Rezyklateinsatzquoten für weitere sensitive Verpackungen mit Lebensmittelkontakt einzuführen, erläutert Dr. Stephan Gneuß, dass andere Polymere als PET zwar ebenfalls zu Rezyklaten für den Lebensmittelkontakt verarbeitet werden könnten, die von Snell skizzierten Wege aber auch aus seiner Sicht wirtschaftlich, energetisch und ökologisch vorteilhafter seien. Das chemische Recycling halte Snell für keine sinnvolle Lösung. Es koste viel mehr Energie als die Nutzung mit mechanischen Verfahren aufbereiteter Polyolefine für langfristige Anwendungen. Zudem sei beim chemischen Recycling die Ausbeute an Polymeren am Ende sehr gering, so Snell.
 
Quelle: K-Profi 1-2/2024

16.02.2024 - 22.02.2024

Verbände warnen vor Verschiebung der EU-Verpackungsverordnung

Wie Focus berichtet, soll Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) laut eines internen Papiers Italien im Gegenzug für die Unterstützung bei der umstrittenen EU-Lieferkettenrichtlinie eine Blockade der EU-Verpackungsverordnung PPWR in Aussicht gestellt haben. Darauf bezugnehmend berichten Fachmedien, dass der Verband kommunaler Unternehmen (VKU), die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und die Arbeitsgemeinschaft Verpackung und Umwelt (AGVU) vor den Folgen der verzögerten Verabschiedung des Gesetzes warnen. Auch der BDE fordere in einem offenen Brief an Lindner, der PPWR keine Steine in den Weg zu legen. Andernfalls seien umfangreiche Investitionen sowie zahlreiche Arbeitsplätze am Standort Deutschland gefährdet. Die Industrievereinigung Kunststoffverpackungen (IK) verweise auf ihre Forderung, dass die PPWR „zu EU-weit verbindlichen, materialneutralen und vollzugstauglichen Verpackungsregeln führen“ müsse.

 

Sollte Linder Italien dabei unterstützen, die PPWR zu blockieren, indem die notwendige Mehrheit für die Annahme des derzeit zwischen Rat, Europaparlament und EU-Kommission verhandelten Textes durch Enthaltung Deutschlands verhindert würde, wäre die Verabschiedung der neuen Verpackungsverordnung vor der EU-Parlamentswahl im Juni 2024 nicht mehr möglich, heißt es in den Fachmedien. Eine Anfrage des Fachdienstes Kunststoff Information beim Bundesfinanzminister habe zwar noch keine Bestätigung von Lindners Plänen erbracht. Ein Scheitern der Verordnung halte die Arbeitsgemeinschaft Verpackung und Umwelt (AGVU) allerdings für einen herben Rückschlag für eine innovative Branche, wird AGVU-Vorsitzender Carl Dominik Klepper in KI zitiert. Die PPWR dürfe nicht „zum Spielball politischer Interessen“ werden, so Klepper. Die IK bezweifle, ob es überhaupt zu einer Abstimmung über einen Kompromisstext im Rat kommen werde, ist in dem Bericht zu lesen. Für IK-Hauptgeschäftsführer Dr. Martin Engelmann sehe es momentan jedenfalls nicht danach aus, dass bis zum nächsten Triloggespräch am 4. März ein Kompromiss erreicht werde. Dies halte Engelmann nur für erreichbar, wenn in der PPWR auf umstrittene Mehrwegvorgaben und Produktverbote verzichtet würde.
 
Lindners Position gefährde die Existenz der deutschen Recyclingwirtschaft, warne der BDE etwa laut Euwid in einem offenen Brief an den Finanzminister. Eine Blockade der Verordnung sei auch nicht im Interesse der Umwelt, Verbraucher und des Binnenmarktes. Mit Sorge beobachte auch der VKU, der hinsichtlich der Ausgestaltung des Gesetzes unter anderem für weitere Schritte in Richtung Mehrwegförderung und Rezyklierbarkeit plädiere, Bestrebungen, das Rechtsetzungsverfahren zur PPWR auszubremsen, berichtet Euwid an anderer Stelle. Der Verband sehe bei einem Scheitern der PPWR die Ziele zur Rezyklierbarkeit von Verpackungen bis 2030 gefährdet sowie Planungssicherheit für die Unternehmen nicht gegeben. Die DUH fordere Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) laut Euwid auf, den verhandelten Kompromiss gegen die FDP-Blockade durchzusetzen und in den Trilogverhandlungen am 4. März für eine ambitionierte EU-Verpackungsverordnung zu stimmen. Sie liefere dringend notwendige Impulse für weniger Abfälle, mehr Mehrweg und ein besseres Recycling, wird DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz in Euwid zitiert.
 
Quellen:

  • focus.de (16.2.2024)
  • mehrere Berichte in Euwid Recycling und Entsorgung 8/2024 (20.2.2024)
  • recyclingmagazin.de (20.2.2024)
  • Kunststoff Information (21.2.2024)
  • recyclingportal.eu (21.2.2024)
  • euwid-recycling.de (21.2.2024)
  • recyclingmagazin.de (21.2.2024)
Kunststoffabfälle: Exporte auf historischem Tief

Die deutschen Ausfuhren von Altkunststoffen haben 2023 einen neuen Tiefstand erreicht, berichten Fach- und Tagesmedien. Wie aus vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten, noch vorläufigen Zahlen laut Euwid hervorgehe, exportierte Deutschland im letzten Jahr mit rund 688.000 Tonnen neun Prozent weniger Kunststoffabfälle als im Vorjahr. Das sei der tiefste Stand seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 2006. Greenpeace Deutschland kritisiere dennoch vor allem die Ausfuhren nach Asien, die in 2023 gegen den Trend wieder deutlich gestiegen seien.

 

Die deutschen Asienexporte lagen 2023 nach Angaben von Destatis bei rund 161.000 Tonnen, ist in Euwid zu lesen. Diese legten damit im Vorjahresvergleich um über ein Drittel zu. Diese Exporte gingen in Staaten wie Malaysia, Indonesien und Vietnam, berichtet auch der Focus. Greenpeace fordere ein Verbot solcher Ausfuhren. Deutscher Plastikmüll müsse auch in Deutschland recycelt werden, sonst werde sich am „kaputten System des Einwegplastiks“ nichts ändern, wird Greenpeace-Expertin Viola Wohlgemuth im Focus zitiert. Der BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft wiederum fordere von der Politik, geltende Regeln strenger zu kontrollieren, damit illegale Ausfuhren verhindert werden. Der BDE weist laut Focus zudem darauf hin, dass der Asien-Anteil der deutschen Abfallexporte im Vergleich zum Beginn des vergangenen Jahrzehnts sehr gering sei und eine gewisse Menge solcher Exporte zum normalen Geschäft in Zeiten der Globalisierung gehöre. Im Jahr 2011 habe Deutschland 763.400 Tonnen Kunststoff-Abfälle nach China verschifft, was etwa fünf Mal so viel sei wie im vergangenen Jahr nach Asien insgesamt. Wie stark der Ausfuhrhandel mit Kunststoffabfällen im letzten Jahrzehnt zurückgegangen ist, belege ein Langzeitvergleich der Destatis-Zahlen, schreibt Euwid. Exportierte Deutschland zwischen 2010 und 2016 im Schnitt jährlich noch rund 1,4 Millionen Tonnen Altkunststoffe, seien es im letzten Jahr nicht einmal mehr halb so viel gewesen.
 
Quellen:

  • focus.de (19.2.2024)
  • Euwid Recycling und Entsorgung 8/2024 (20.2.2024)
Kunststoffverpackungsindustrie verzeichnet Produktions- und Umsatzrückgang

Nach Erhebungen der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) wurden im Jahr 2023 mit 3,8 Millionen Tonnen zehn Prozent weniger Kunststoffverpackungen produziert, berichtet das Kunststoff Magazin. Der Umsatz der Branche ging auf 16,8 Milliarden Euro bzw. um minus 7,7 Prozent im Vergleich zu Vorjahr zurück.

 

Die höchsten Produktionsrückgänge verzeichnete die GVM für flexible Verpackungen und Folien, schreibt das Kunststoff Magazin. Diese hätten im vergangenen Jahr bei 12,4 Prozent bzw. 14,1 Prozent gelegen. Um mehr als 12 Prozent sei auch die Produktion von Fässern, Kanistern und Eimern gesunken. Die Produktion von Flaschen habe sich dagegen in 2023 vergleichsweise milde um 3,7 Prozent verringert. Bedingt seien die negativen Entwicklungen in der Kunststoffverpackungsindustrie vor allem durch die anhaltende Nachfrageschwäche der wichtigsten Kundenindustrien wie dem Bausektor, der Chemischen Industrie und dem Konsumgüterbereich. Eine Vielzahl an regulatorischen Maßnahmen und Berichtspflichten sowie höhere Transportkosten belasteten die Unternehmen zusätzlich. Darüber hinaus trage die von der Bundesregierung angekündigte Plastiksteuer zur Verunsicherung der Märkte bei. Die Erwartungen für das Jahr 2024 seien ebenfalls nicht rosig. Einen gewissen Hoffnungsschimmer zeige die aktuelle Konjunkturumfrage der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen: in Bezug auf Umsatzentwicklung und Exporte scheint der Tiefpunkt erreicht und teilweise überwunden.
 
Quelle:

  • kunststoff-magazin.de (19.2.2024)

26.01.2024 - 15.02.2024

Kreislaufwirtschaft in Deutschland wächst weiter

Laut Berichten von Fachmedien geht aus dem aktuell von Prognos und Infa veröffentlichten Statusbericht Kreislaufwirtschaft hervor, dass in diesem Bereich im Jahr 2021 ein Umsatz von rund 105 Milliarden Euro erzielt wurde. Auch ermittelten die Forscher, dass durch die Kreislaufwirtschaft in Deutschland im Jahr 2021 rund 60 Millionen Tonnen Kohlendioxid vermieden worden seien. Welche Hindernisse es beim Umstieg auf eine kreislaufzentrierte Wirtschaft abzubauen gelte, diskutierten Expertinnen und Experten aus Politik und Wirtschaft während der Konferenz „Circular Economy“, die das Handelsblatt ausrichtete. Laut Circularity Gap Report 2024 ist die weltweite Kreislaufwirtschaftsquote rückläufig und liege nun bei 7,2 Prozent, berichtet der Fachdienst Euwid.

 

Der Statusbericht der deutschen Kreislaufwirtschaft 2024, der unter Beteiligung von insgesamt 14 Branchenverbänden und Vereinen der privaten und kommunalen Entsorgungs- und Recyclingwirtschaft sowie der Messe IFAT erstellt wurde, beleuchte zum dritten Mal nach 2018 und 2020 die Situation der deutschen Kreislaufwirtschaft, ist den Berichten der Fachmedien zu entnehmen. Der Erhebung zufolge sei die Kreislaufwirtschaft nach wie vor eine Wachstumsbranche. Stetig wachsende Anforderungen an die stoffliche und energetische Verwertung, steigende Standards für die Erzeugung von Sekundärrohstoffen und damit verbundene Innovationen seien Gründe für die positive Entwicklung der wesentlichen wirtschaftlichen Indikatoren, zitiert etwa das Recyclingmagazin aus dem Statusbericht. Im Vergleich zum Jahr 2010 habe die Kreislaufwirtschaft im Jahr 2021 mit einem Umsatz von rund 105 Milliarden Euro eine Steigerung um 47 Prozent erzielt. Die Zahl der Unternehmen, die in der Kreislaufwirtschaft tätig sind, sei in Deutschland aber bereits seit einiger Zeit rückläufig, was auf einen Konsolidierungsprozess zurückzuführen sei. Im Jahr 2021 habe die Anzahl bei etwas mehr als 10.000 Unternehmen gelegen. Diese haben im selben Jahr rund 310.000 Erwerbstätige beschäftigt, ähnlich viele wie im Jahr 2017, so dass dort heute bundesweit fast genauso viele Personen arbeiteten wie in der Energiewirtschaft. Die Zirkularitätsrate (Circular material use rate, CMU), die die genutzte Sekundärrohstoffmenge im Verhältnis zu der Menge aller genutzten Rohstoffe angibt, liege in Deutschland mit 12,7 Prozent im Jahr 2021 in etwa im Europäischen Durchschnitt (11,7 Prozent) und sei in den vergangenen Jahren konstant geblieben.
 
Noch viel zu wenige Abfälle würden in der Wirtschaft angesichts der Klimaziele in der EU und Deutschland recycelt und wiederverwendet, heißt es im Bericht des Handelsblatts über dessen Konferenz „Circular Economy“. Eine Analyse des Weltwirtschaftsrats für Nachhaltigkeit WBCSD und der Unternehmensberatung BCG beziffere die Quote etwa auf 25 bis 35 Prozent. Deutschland und Europa verbrauchten definitiv zu viele Primärrohstoffe, wird Bettina Hoffmann, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, zitiert. Um den Planeten nicht langfristig zu überlasten, bräuchte es laut Bericht von WBCSD und BCG bis zum Jahr 2040 eine zusätzliche Recyclingrate von 55 Prozent. Zentrale Hindernisse, die den Umstieg auf eine kreislaufzentrierte Wirtschaft aufhielten, seien laut den Expertinnen und Experten ungeeignete politische Rahmenbedingungen, Imageprobleme recycelter Produkte sowie die noch mangelhaften Lieferketten innerhalb Europas, die laut Hoffmann ein wichtiger Ansatz seien, um grenzüberschreitend Kreislaufprozesse zu etablieren.
 
Auch der Anteil der aus dem Recycling stammenden Rohstoffe habe laut Berichten von Fachmedien weltweit nicht zugenommen. So seien 7,2 Prozent der insgesamt verbrauchten Materialien im Jahr 2023 laut Circularity Gap Report 2024 Sekundärrohstoffe gewesen. Damit sei lediglich das Niveau des Vorjahres erreicht worden. Gleichzeitig mache der Bericht deutlich, dass der globale Rohstoffverbrauch mit insgesamt rund 580 Milliarden Tonnen allein in den letzten sechs Jahren immer stärker zunehme, zitiert Euwid aus dem Report. Aus Sicht der Autoren seien jedoch die positiven Effekte, die mit einem Umbau von einer linearen zu einer kreislauforientierten Wirtschaft verbunden wären, enorm. So könne die Kreislaufwirtschaft für eine Reduzierung klimaschädlicher Emissionen um rund 40 Prozent sorgen, doch fehle es weltweit noch an politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen, die Anreize für kreislauforientierte Aktivitäten und Produkte schafften.
 
Quellen:

  • recyclingmagazin.de (25.1.2024)
  • recyclingportal.eu (26.1.2024)
  • Euwid Recycling und Entsorgung 5/2024 (30.1.2024)
  • Handelsblatt (6.2.2024)
Kreislaufwirtschaftsmodell für kunststoffbasierte Autoteile

Klaus Kümmerer, Chemiker von der Leuphana Universität Lüneburg, und sein Kollege Hans-Josef Endres von der Leibniz Universität Hannover wollen Lösungen für das Recycling von komplexen Kunststoffteilen aus der Automobilwirtschaft entwickeln. VW stellt ihnen für das Projekt 1,3 Millionen Euro Fördergelder zur Verfügung, berichtet etwa die Süddeutsche Zeitung (SZ).

 

Im Fokus des Projektes stünden komplexe Bauteile, für die es derzeit keine Recyclinglösung gebe. Dazu zählten etwa Unterboden, Motorraumkomponenten, Innenraumteile wie Mittelarmlehnen sowie geschreddertes Material aus Abfallströmen, ist im Bericht der SZ zu lesen. Lösungen dafür zu finden, sei schwierig, weil häufig in einem Produkt Mischungen von mehreren Kunststoffsorten vorlägen und dazu noch Zusatzstoffe kämen, wird Kümmerer zitiert. Gleichzeitig wolle das Team Ansätze für ein künftiges „Design for Recycling“ entwickeln, das bereits bei der Herstellung von Produkten die Wiederverwertungsmöglichkeit berücksichtige, berichtet Euwid. Kümmerer, der sich der Aufgabe verschrieben habe, die Umwelt von chemischen und pharmazeutischen Stoffen zu entlasten, wurde laut Euwid für sein Wirken im Januar mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
 
Quellen:

  • süddeutsche.de (6.2.2024)
  • Euwid Recycling und Entsorgung 7/2024 (13.2.2024)
Kritik an Entwicklung der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie

Laut Stellungnahmen der Ressourcenkommission am Umweltbundesamt (UBA) und der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zur Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) forderten beide Organisationen konkrete Reduktionsziele für den Ressourcenverbrauch sowie eine „engagierte Suffizienzpolitik“, ist in Berichten von Euwid zu lesen.

 

Suffizienz müsse ein zentrales Ziel der NKWS werden, fordere die Ressourcenkommission. Das Thema werde in den derzeitigen Entwürfen vernachlässigt und im Grundlagenpapier des Bundesumweltministeriums (BMUV) bislang nicht berücksichtigt. Suffizienz-Strategien sollten sich dabei nicht vorwiegend am „Weniger“, sondern vor allem am „Genug haben“ bzw. „Maß halten“, also an der Befriedigung von Bedürfnissen mit den verfügbaren Ressourcen orientieren, zitiert Euwid aus der Stellungnahme der Kommission. Dass dem Thema Suffizienz in der NKWS eine größere Rolle zukommen müsse, sehe auch die DUH so, berichtet Euwid an anderer Stelle. Die Ressourcenkommission fordere laut Euwid in erster Linie klare Reduktionsziele, -mechanismen und ein Monitoring für den absoluten Ressourcenverbrauch. Die DUH schlage als konkretes Reduktionsziel eine Halbierung des Ressourcenverbrauchs bis 2030 gegenüber dem Jahr 2019 vor. Laut den Empfehlungen der Ressourcenkommission sollten unter anderem Gebrauchtartikel und Materialien aus dem Recycling klar bevorzugt werden, etwa durch zeitlich gestaffelte, materialspezifische Rezyklateinsatzquoten. Die DUH, die einen zu starken Fokus auf das Recycling kritisiere, sehe vor allem die ersten beiden Stufen der Abfallhierarchie, Vermeidung und Wiederverwendung, in der aktuellen Fassung der NKWS stark unterrepräsentiert. Diese würden nur vereinzelt mit allgemeinen Zielen ohne konkrete Maßnahmen hinterlegt, etwa bei Kunststoffen oder Elektrogeräten. Auch werde auf die Themenfelder Verpackungen, Infrastrukturausbau und Onlinehandel nicht eingegangen, was angesichts des besonders großen Handlungsbedarfs in diesen Bereich nicht nachvollziehbar sei, wird die DUH zitiert. Darüber hinaus mahne die DUH zur Eile: Die Strategie sollte spätestens bis zum Jahresende finalisiert werden und Sofortmaßnahmen enthalten.
 
Quellen:

  • zwei Berichte in Euwid Recycling und Entsorgung 7/2024 (13.2.2024)

19.01.2024 - 25.01.2024

Kohlendioxid-Abscheidung und Nutzung für die Kunststoffherstellung

Euractiv berichtet über die geplante Strategie der Europäischen Kommission für das Management von CO2. Einem Euractiv vorliegenden Vorschlagsentwurf zufolge, müsse die Union bereit sein, bis 2030 mindestens 50 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr abzuscheiden, um die Klimaziele der EU erreichen zu können. Laut Berichten in der Tages- und Fachpresse arbeiten hierzulande Forscher in Jena daran, das Gas etwa an Hochöfen oder Kraftwerken mit Hilfe eines Katalysators zu binden und in andere Stoffe umzuwandeln. Ob sich Müllverbrennungsanlagen (MVA) für CO2-Abscheidetechnologien eignen, will das Bifa-Umweltinstitut laut Euwid untersuchen.

 

Laut Euractiv werde die künftige Strategie der EU-Kommission für das CO2-Management, die am 6. Februar 2024 vorgestellt werde, vorsehen, bis zum Jahr 2050 jährlich bis zu 450 Millionen Tonnen Kohlendioxid zu binden. Das Erreichen der wirtschaftlichen Klimaneutralität bis 2050 erfordere laut EU-Kommission den Abbau von CO2, um die verbleibenden Emissionen aus schwer abbaubaren Sektoren auszugleichen, heiße es in einem Euractiv bekannt gewordenen Vorschlagsentwurf. Dieser enthalte ein Zwischenziel von 200 Millionen Tonnen CO2-Bindung pro Jahr für 2040. Laut Vorschlag der Kommission sollen zwischen 100 und 200 Millionen Tonnen CO2 direkt aus der Atmosphäre abgeschieden werden, was von Experten wie etwa Valter Selén, Associate Policy Director bei der NGO Carbon Gap, sehr begrüßt werde. Zur Frage, was mit dem abgeschiedenen CO2 aus der Luft geschehen solle, heiße es in dem Vorschlag der EU-Kommission, dass es primär unterirdisch gelagert oder zur Herstellung von Gütern wie Kunststoffen, Medikamenten oder synthetischem Kraftstoff verwendet werden solle. Die Europäische Kommission wolle „politische Optionen und Unterstützungsmechanismen für den industriellen CO2-Abbau entwickeln, einschließlich der Frage, ob und wie diese im EU-EHS [dem Emissionshandelssystem der EU] berücksichtigt werden sollen“, zitiert Euractiv aus dem Vorschlag. Damit werde die Debatte über die Zukunft des EU-Emissionshandelssystems nun auch auf politischer Ebene angestoßen, ist in dem Bericht zu lesen.
 
In Deutschland arbeiteten Jenaer Wissenschaftler derzeit an einer Methode, um aus der Luft abgeschiedenes Kohlenstoffdioxid wieder nutzbar zu machen, berichtet etwa die Süddeutsche Zeitung. Ziel sei die Entwicklung eines Katalysators, der das Gas beispielsweise an Kraftwerken oder Hochöfen binde und mit Hilfe von Strom in andere Stoffe umwandele, wird der Leiter des Forschungsprojekts Dekarbon an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Martin Oschatz, in der SZ zitiert. In dem Projekt laufe derzeit Grundlagenforschung, um CO2 etwa zu Ethylen oder Kohlenstoffmonoxid als Ausgangsstoff für Benzin umzuwandeln. Die Wissenschaftler planten verschiedene Wege zu testen, wie sich das CO2-Molekül mit Kohlenstoff und Stickstoff und ohne seltene Metalle so umwandeln lasse, dass man daraus geeignete Katalysatoren herstellen könne. Bis Ende 2025 solle ein Material identifiziert sein, mit dem man dann in größerem Maßstab weiterarbeiten könne, so Oschatz. Die Herausforderung sei, den Prozess so hinzukriegen, dass möglichst wenig zusätzliche Energie dafür benötigt werde.
 
Das Bifa-Umweltinstitut will laut einem Bericht in Euwid im Auftrag des Bayerischen Umweltministeriums untersuchen, ob sich die 15 bayerischen Müllverbrennungsanlagen (MVA) für CO2-Abscheidetechnologien eignen. Unterschiedliche Abscheideverfahren sowie Optionen der CO2-Speicherung oder -Nutzung würden in der Studie untersucht und geeignete Anlagen exemplarisch betrachtet, um am Ende differenzierte Handlungsempfehlungen für Anlagenbetreiber und die öffentliche Hand liefern zu können. Eine mögliche Lösung bestehe darin, das Kohlendioxid in den Abgasen der MVA abzuscheiden und es entweder dauerhaft zu speichern (CCS) oder in weiteren Prozessen zu nutzen (CCU). Je nach Abfallzusammensetzung könnten so nicht nur fossile CO2-Emissionen vermieden, sondern auch der Biosphäre biogenes CO2 entzogen werden.
 
Quellen:

  • Euractiv (19.1.2024)
  • Süddeutsche Zeitung, Zeit, VDI Nachrichten (22.1.2024)
  • Euwid Recycling und Entsorgung 4/2024 (23.1.2024)
PFAS-Verbot: FDP, SPD, CDU/CSU und Verbände sprechen sich für differenzierte Regulierung aus

Sprecher der Union, FDP und SPD im Bundestag haben sich in der Diskussion eines CDU-Antrags hinsichtlich der Vorbereitung eines EU-weiten umfassenden Verbots Per- und polyfluorierter Alkylverbindungen (PFAS) dafür ausgesprochen, das Verbot in der geplanten Form abzulehnen, berichtet der Plastverarbeiter unter Berufung auf Informationen des VDMA Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V.. Stattdessen plädierten sie für eine differenzierte Regulierung. Der VDMA begrüße, dass die Politik nun auf die Bedenken und Warnungen der Industrie eingehe.

 

Das von der EU geplante umfassende PFAS-Verbot würde Lieferketten und Produktionsprozesse empfindlich treffen und die Herstellung vieler wichtiger Produkte gefährden - etwa für Klimaschutztechnologien oder in der Medizintechnik, wird VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann im Plastverarbeiter zitiert. Auch die Sicherheit vieler Produkte wäre laut VDMA nicht mehr gewährleistet. Substitute seien nur in wenigen Fällen vorhanden oder würden zu einer massiven Verschlechterung der Qualität und Sicherheit von Produkten führen. Eine differenzierte Regulierung solle, so Brothmann, nicht als risikobehaftet eingestufte PFAS vom Verbot ausnehmen. Der VDMA sehe nun jede der Parteien in der Pflicht, ihre Einflussmöglichkeiten zu nutzen, um Schaden für die Wirtschaft abzuwenden. Laut des im Bundestag debattierten Antrags der CDU/CSU-Fraktion solle sich die Bundesregierung bei der EU dafür stark machen, dass der Einsatz von PFAS nur dort beschränkt werde, wo technisch geeignete und ökonomisch machbare Alternativen verfügbar seien und der sachgemäße Umgang über den gesamten Lebenszyklus nachweislich nicht sichergestellt werden könne, ist in einem Bericht von Kunststoffe zu lesen. Ein Pauschalverbot aller rund 10.000 Stoffe, wie es die Bundesregierung derzeit auf EU-Ebene mittrage, drücke dem Wirtschaftsstandort Europa die Luft ab, wird Anja Weisgerber, Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, dort zitiert.
 
Quellen:

  • Plastverarbeiter (19.1.2024)
  • kunststoffe.de (21.1.2024)
Kleine Anfrage der Union zur EU-Plastikabgabe

Die von der Bundesregierung auf das Jahr 2025 verschobene EU-Plastikabgabe war erneut Thema der Fachpresse. So habe die CDU/CSU-Fraktion laut Euwid diesbezüglich in einer Kleinen Anfrage eine Reihe von Fragen zur Diskussion im Bundestag gestellt. Darin kritisiere sie unter anderem eine Mehrfachbelastung für Kunststoffverpackungen durch Lizenzgebühren für das Duale System, neue Sonderabgaben auf Einwegkunststoffe, Pfandpflichten und die kommenden Rezyklat-Einsatzquoten der EU.

 

Um drohende Schäden für die Kreislaufwirtschaft und die Unternehmen abzuwenden, bestehe nach Ansicht der CDU/CSU-Bundestagsfraktion dringender Aufklärungsbedarf bezüglich der geplanten Umlegung der EU-Plastikabgabe auf die Verursacher, ist in Euwid zu lesen. Die Oppositionsfraktion wolle unter anderem wissen, warum die Bundesregierung in der Ankündigung der Plastikabgabe den Eindruck erweckt habe, dass die 1,4 Milliarden Euro für nicht recycelte Kunststoffverpackungen als Teil des deutschen EU-Mitgliedsbeitrags nicht aus dem Bundeshaushalt, sondern von den Verursachern gezahlt werden müsse. Außerdem stelle sie die Frage, wie die Bundesregierung sicherstellen wolle, dass die Plastikabgabe nicht zu einem weiteren Anstieg schwer oder nicht recycelbarer Papier-Verbundverpackungen führe. Bereits jetzt steige die Nachfrage nach solchen Papier-Kunststoffverbundpackungen kontinuierlich an, so die Kritik der CDU/CSU-Fraktion. Weitere Fragen der Union beträfen unter anderem, wer als Verursacher gelte, welche und wie viele Unternehmen die Abgabe für welche Produkte zu zahlen hätten, sowie die Höhe der Abgabe ab 2025. Auch sehe die Fraktion durch die Abgabe eine Benachteiligung von Kunststoffverpackungen gegenüber anderen Verpackungsmaterialien wie z.B. Papier, Glas, Metall. Letztlich soll die Regierung auch erklären, ob sie eine ökologische Lenkungswirkung für notwendig erachte und wie diese aussehen solle.
 
Quelle:

  • Euwid Recycling und Entsorgung 4/2024 (23.1.2024)

15.12.2023 - 18.01.2024

Einführung der geplanten Plastiksteuer auf 2025 verschoben

Geplant war die Einführung der Plastiksteuer ursprünglich für Anfang 2024. Laut Berichten der Tages- und Fachpresse teilte die Bundesregierung Anfang Januar 2024 mit, dass die neue Abgabe für Inverkehrbringer von Kunststoffverpackungen, die sie auf nicht recycelte Verpackungen aus Kunststoff zahlen sollen, nun erst 2025 kommen werde. Die Kunststoffindustrie, die sich klar gegen die Abgabe positioniere, setze sich dagegen ein für eine materialneutrale Lösung sowie für Anreize, um mehr nicht-fossile Rohstoffe zu nutzen.

 

Die Bundesregierung um Olaf Scholz (SPD) habe mitgeteilt, sie brauche noch Zeit, um eine „effiziente und möglichst bürokratiearme Lösung“ zu finden, zitiert etwa die Frankfurter Rundschau aus der Pressemitteilung aus Berlin. Das Vorhaben, die Plastiksteuer, die aktuell noch aus dem Bundeshaushalt an die Europäische Union gezahlt werde, nun auf die Inverkehrbringern von Kunststoffverpackungen umzulegen, habe insbesondere bei Kunststoffherstellern und deren Kunden für Kritik gesorgt, ist dort weiter zu lesen. Der Regierung gehe es dabei vor allem um das Eintreiben von Geld und weniger um den Schutz der Umwelt, zitiert der Merkur Ingemar Bühler, den Hauptgeschäftsführer des Kunststofferzeugerverbands Plastics Europe Deutschland. Um mit der Steuer eine Lenkwirkung in Richtung weniger Verpackungsverbrauch zu erreichen, müsste sie materialneutral sein, und die Regierung sollte Anreize schaffen, um mehr nicht-fossile Rohstoffe wie Biomasse oder Kohlendioxid einzusetzen. Für effizientere Alternativen zur Plastiksteuer halte Bühler daher eine Anpassung des deutschen Pfandsystems oder der ökomodellierten Lizenzentgelte für Verpackungen. Eine einseitige Steuer auf Kunststoffverpackungen werde dazu führen, dass Verpackungshersteller auf andere Materialien umsteigen, etwa mehr beschichtete Pappe und Papier verwenden, sage Bühler, wie auch in der taz zu lesen ist. Darauf weise auch das Umweltbundesamt in einer Studie hin, wird Bühler in einem Bericht des Plasticker zitiert. Ähnlich sehe das die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen, die laut Berichten der Fachpresse verhalten erleichtert auf die Verschiebung der Plastikabgabe reagiert habe, jedoch das weitere Festhalten daran kritisiere. Auch die IK betrachte den Zeitgewinn als Chance für eine sinnvolle, materialneutrale Alternative mit echter ökologischer Lenkungswirkung, schreibt etwa Euwid. Ihren Widerstand und Warnungen vor den Folgen der Einführung einer Plastiksteuer formulierten Verbände der Kunststoff-, Verpackungs- und Ernährungsindustrie in einem gemeinsamen Statement, berichtet Kunststoffe. Darin forderten IK, Plastics Europe, GKV, VDMA und die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, die Plastiksteuer ganz zurückzuziehen, um weiteren Schaden für die Kreislaufwirtschaft, den Klimaschutz und Industriearbeitsplätze abzuwenden.

Quellen:

  • Kunststoff Information (8.1.2024)
  • Euwid Recycling und Entsorgung 1/2024, kunststoffe.de, recyclingportal.de (9.1.2024)
  • Plasticker (10.1.2024)
  • taz.de (15.1.2024)
  • merkur.de, Frankfurter Rundschau, (16.1.2024)
PPWR: Verpackungsindustrie enttäuscht von Einigung im EU-Rat

Nachdem sich EU-Mitgliedstaaten im Dezember 2023 auf eine Position zur geplanten EU-Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle (PPWR) geeinigt haben, äußerten die meisten Verbände der Verpackungsindustrie ihre Kritik und Enttäuschung, berichtet der Fachdienst Euwid in der ersten Ausgabe des Jahres 2024.

 

Man setze nun die Hoffnungen auf die anstehenden Trilog-Verhandlungen, die Vertreter des Rats und des Europaparlaments im Januar unter dem Vorsitz der EU-Kommission aufgenommen haben und deren Ziel die Ausarbeitung des endgültigen Textes der Verordnung sowie die Verabschiedung vor den Europawahlen sei, schreibt Euwid. Während etwa der Verband der Hersteller von flexiblen Verpackungen Flexible Packaging Europe (FPE) sich positiv über die nun erzielte Einigung des EU-Umweltrates zur PPWR geäußert habe, sehe die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen das geplante Gesetz nun zu einer „Anti-Plastik-Verordnung“ geschrumpft. Begründet werde die Kritik damit, dass der Rat in seine Position zahlreiche Sonderregeln für Kunststoffverpackungen, Ausnahmen für Papier-, Papp- und Kartonverpackungen bei Mehrwegquoten und Verpackungsverbote sowie nationale Ausnahmemöglichkeiten aufgenommen habe, ist bei Euwid an anderer Stelle zu lesen. Der diesbezügliche Beschluss sei ein Rückschritt für die Kreislaufwirtschaft und führe zu einem Flickenteppich unterschiedlicher Verpackungsregeln im EU-Binnenmarkt, wird IK Hauptgeschäftsführer Martin Engelmann zitiert. Wenn er so umgesetzt würde, führe das zu mehr Verpackungsabfällen, weniger recycelbaren Verpackungen und höheren Hürden für den Austausch von verpackten Waren im EU-Binnenmarkt, so Engelmann. Kritisch sehe die IK vor allem die vom Rat geplante Beschränkung auf Kunststoffverpackungen bei den Verboten für Einwegverpackungen zum Vor-Ort-Verzehr in der Gastronomie sowie für Obst und Gemüse im Einzelhandel. Dies führe eben nicht zu der gewünschten Reduktion von Verpackungsabfällen, sondern zu einem Ausweichen auf beschichtete Papierverpackungen, die aufgrund ihrer mangelnden Recyclingfähigkeit in der Kritik stünden. Auf Kritik stoße auch die vom Rat vorgeschlagene Definition der großmaßstäblichen Recyclingfähigkeit, die ab dem Jahr 2035 zu einer Marktanforderung an Verpackungen werden solle. Demnach müssten Verpackungen zukünftig nicht nur recyclingfähig gestaltet sein, sondern auch EU-weit zu mindestens 55 Prozent bezogen auf den Anlagen-Output recycelt werden. Ein Problem sei, so die IK, dass die getrennte Abfallsammlung und die Erfüllung der Recyclingvorgaben den Mitgliedsstaaten obliegen. Verfehlten einzelne Mitgliedsstaaten die Quoten, führe dies zu indirekten Vermarktungsverboten für die Wirtschaft. Sehr besorgt zeige sich die IK über die Anforderungen an den Rezyklateinsatz in Lebensmittelverpackungen, bei denen noch völlig unklar sei, woher die benötigten Rezyklate für kontaktsensible Verpackungen ab 2030 kommen sollen. Es mangele an Zulassungen von mechanischen Rezyklaten sowie an Investitionen in das chemische Recycling. Daher brauche die Branche aus Sicht des Verbands mehr Flexibilität, um fehlende Rezyklate in Lebensmittelverpackungen durch den Einsatz in anderen Produkten ausgleichen zu können. Dazu habe die IK als Lösung einen Zertifikathandel vorgeschlagen.

Quellen:

  • Mehrere Berichte in Euwid Recycling und Entsorgung 1/2024 (9.1.2024)
Anrechnung des chemischen Recyclings

Die FAZ beschäftigt sich in einem Bericht mit Forderungen der Industrie, chemisch recycelte Kunststoffabfälle in die Berechnung der deutschen Recyclingquote einzubeziehen. So kritisiere etwa das Spezialchemieunternehmen Evonik, dass anders als in anderen europäischen Ländern wie etwa den Niederlanden das deutsche Verpackungsgesetz bislang nur die Anrechnung des mechanischen Recyclings auf die Recyclingquoten vorsehe.

 

Als Voraussetzung für mehr Recycling und die Kreislaufwirtschaft müsse chemisches Recycling ebenfalls auf die deutsche Recyclingquote angerechnet werden, zitiert die FAZ den stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden von Evonik, Harald Schwager. Auch Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer des Kunststofferzeugerverbands Plastics Europe Deutschland sehe im chemischen Recycling eine Möglichkeit, höhere Recycling- und Rezyklatquoten zu erreichen, schreibt die FAZ. Es gebe noch Stoffmengen, die recycelt werden könnten, so Bühler. Chemische Verfahren stünden dabei nicht im Wettbewerb mit mechanischem Recycling. Die Technologie sei, wie Bühler laut FAZ einräume, teuer und verbrauche viel Energie, führe aber Rohstoffe in Kreisläufe zurück. Für stark verschmutzte Verpackungsmaterialien oder Verbundkunststofffolien sehe Patrick Glöckner, Leiter des globalen Circular Economy Program von Evonik, die chemischen Verfahren als geeignet an, schreibt die FAZ weiter. Daher fordere das Unternehmen, chemisches Recycling komplementär neben dem mechanischen anzuerkennen. Ansgar Fendel, Chief Technological Officer des Recyclingspezialisten Remondis, sehe die chemischen Verfahren skeptischer. Mit ihrer Hilfe ließen sich abgenutzte Gummireifen von Ruß befreien und wiederverwerten. Doch für die Kunststoffklassen Polypropylen und Polyethylen seien die Ansätze noch nicht marktreif. Allenfalls für PET könne sich Fendel die Komplementarität von chemischen und mechanischen Ansätzen vorstellen. Widerstände gegen chemische Verfahren wie die Pyrolyse, Solvolyse oder Gasifizierung gebe es von Umweltorganisationen wie dem WWF, schreibt die FAZ weiter. Allerdings sei dessen Ablehnung nicht kategorisch, wie aus einem Positionspapier des Umweltverbands zum chemischen Recycling hervorgehe. Damit das chemische Recycling einen Mehrwert biete, müsse der Kunststoff, der diesen Prozess durchläuft, einen zusätzlichen Abfallstrom darstellen, mit Material, das sonst nicht recycelt worden wäre, heiße es darin, so die FAZ.

Quellen:

  • FAZ (6.1.2024)

08.12.2023 - 14.12.2023

„Aufstand gegen den Green Deal“

So titelt die Welt am Sonntag (Wams), die über wachsende Widerstände von Wirtschaftsverbänden und Unternehmen sowie aus der Politik gegen das wichtigste Projekt der deutschen EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen (CDU), den Green Deal, berichtet. Im Zuge dessen sei seit 2019 ein Klimagesetz nach dem anderen verabschiedet worden. Verbände und Unternehmen warnten nun vor noch mehr Bürokratie und höheren Kosten. Auch der französische Präsident Emmanuel Macron habe kürzlich „eine regulatorische Pause“ gefordert. Widerstand, Diskussionen und viele offene Fragen gibt es laut Berichten der Tages- und Fachpresse auch zu der geplanten EU-Verpackungsverordnung sowie Kritik an einem Vorschlag der EU-Kommission zur Vermeidung von Pelletverlusten.

 

Im Zentrum des Widerstands gegen den Green Deal stehe die Frage nach der Balance, nach Maß und Mitte, ist in der Wams zu lesen. Viele sähen durch die zahlreichen Regelungen, die auf den Umbau der Wirtschaft weg von Öl, Gas und Kohle und den Schutz von Natur und Umwelt zielten, die Wettbewerbsfähigkeit der Staatengemeinschaft in Gefahr. Nicht nur Weltkonzerne, Mittelständler und Landwirte klagten über zu viele Öko-Regeln aus Brüssel. Auch EU-Abgeordnete und nationale Regierungen wendeten sich vom Green Deal ab, stellten sich zusehends an die Seite der Wirtschaft, schreibt die Wams. Den Europäern werde mit der aktuellen Flut an Gesetzen zu viel zugemutet, wird der Klimaexperte Götz Reichert von der Denkfabrik Centrum für Europäische Politik (CEP) in der Wams zitiert. Die Wirtschaft sei ohnehin schon unter Druck, nicht zuletzt wegen des Kriegs in der Ukraine und der hohen Energiepreise. Und nun kämen all die Umweltgesetze aus Brüssel hinzu, sage Reichert. Nach all den Jahren des Regulierens herrsche auch eine gewisse Ermüdung. Reichert denke wie Macron, dass eine kurze Atempause Europa gut täte.

Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, zählten zu den kontroversesten Themen der EU-Verpackungsverordnung, die Anfang kommender Woche auf der Agenda des EU-Rates stehe, die geplanten Mehrwegpflichten. Umstritten sei vor allem die Frage nach dem ökologischen Mehrwert im Vergleich zu Einwegverpackungen. Die für die EU-Verpackungsverordnung geplanten Mehrwegvorgaben sowie Regelungen, die in einem von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) vorgelegten Entwurf für ein „Gesetz für weniger Verpackungsmüll“ für Deutschland vorgesehen seien, würden auch deshalb von der Wirtschaft, der CDU/CSU- sowie FDP-Bundestagsfraktion kritisiert. Lemke habe sich zudem bislang nicht mit ihren Ressortkollegen auf eine Position für die Verhandlungen über die EU-Verpackungsverordnung im EU-Rat einigen können, schreibt die FAZ. Darüber hinaus sei für Montag kommender Woche geplant, einen diesbezüglichen neuen Vorschlag der spanischen Ratspräsidentschaft zu diskutieren. Daran sei jedoch schon im Vorfeld deutliche Kritik laut geworden, etwa von der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen. So enthielten etwa die Mehrwegvorgaben und Verbote im Vorschlag der spanischen Ratspräsidentschaft viele Schlupflöcher, die dem Ziel einer Verpackungsreduktion durch Mehrweg und weniger unnötige Verpackungen eindeutig widersprächen, wird die Kritik von IK-Hauptgeschäftsführer Dr. Martin Engelmann wiedergegeben. Weitere umstrittene Themen beträfen Sonderregeln für Verpackungsmaterialien aus Kunststoff und die Mindestquoten für den Einsatz von Rezyklaten. Hierzu fordere die Kunststoffindustrie mithilfe eines Gutschriftensystems Flexibilität zu schaffen, berichtet die FAZ. Kritik gab es auch zu einem weiteren Vorschlag der Europäischen Kommission für eine Verordnung im Rahmen des Green Deals zur Vermeidung der Freisetzung von Kunststoffgranulat, der verschiedene Regelungen für den Umgang mit Kunststoffgranulat, dem Ausgangsmaterial für die Herstellung vieler Kunststoffprodukte enthalte. Dazu habe sich die Präsidentin des GKV Gesamtverband der Kunststoffverarbeitenden Industrie (GKV) laut einem Bericht in Plasticker kürzlich sehr kritisch geäußert und darauf verwiesen, dass viele Unternehmen der Kunststoff verarbeitenden Industrie in den vergangenen Jahren freiwillige Maßnahmen ergriffen hätten, um die unbeabsichtigte Freisetzung von Kunststoffgranulaten zu vermindern oder gänzlich zu unterbinden. Neben Zweifeln an der Belastbarkeit der Daten, auf die sich der Verordnungsentwurf der Europäischen Kommission beziehe, moniere Fürst, dass von Granulatverlusten der Kunststoff verarbeitenden Industrie aktuell keine erkennbare Umweltgefährdung ausgehe und „für zusätzliches Mikromanagement und Bürokratie um ihrer selbst willen in Zeiten der Rezession kein Spielraum“ sei.

Quellen:

  • Welt am Sonntag (10.12.2023), Plasticker (11.12.2023)
  • Euwid Recycling und Entsorgung 50/2023, newsroom.kunststoffverpackungen.de (12.12.2023)
  • Frankfurter Allgemeine Zeitung (14.12.2023)
Chemisches Recycling im Fokus

„Chemisches Recycling: Gamechanger für Kunststoffe?“ titelt die aktuelle Ausgabe des Fachmagazins ENTSORGA, die sich in mehreren Beiträgen und zwei Interviews mit den Perspektiven, Verfahren, Rahmenbedingungen, offenen Fragen sowie dem Stand der Technologie befasst. Die Verfasser eines gemeinsamen Berichts des Biopolymerherstellers Beyond Plastic und der europäischen NGO-Dachorganisation IPEN (International Pollutants Elimination Network) sehen im chemischen Recycling laut eines Beitrags im Recyclingmagazin „keine Lösung des Kunststoffproblems“.

 

Die Industrie betrachte das chemische Recycling als den missing link in der Verwertung von Kunststoffabfällen, ist im Titelbericht der ENTSORGA zu lesen. Auf Technologien wie der Pyrolyse, der Vergasung oder der Verölung ruhe die Hoffnung, aus einem „Problemstoff“ einen Kohlenstoffrohstoff zu generieren, der eine klimaneutrale Wertschöpfung ermögliche. Die Industrie versichere, dafür nur die nicht mechanisch recycelbaren Kunststoffabfälle einsetzen zu wollen. Doch trotz eines gemeinsamen Leitbildes zur Schließung von Kunststoffkreisläufen, das die Verbände VCI, BDE und Plastics Europe Ende August 2023 vorstellten, blieben Kunststoffrecycler skeptisch, ob die chemische Industrie ihnen nicht doch das Inputmaterial streitig machen werde. Nicht recycelbare Mischkunststoffe rein, Pyrolyseölraus – so einfach sei das in der Realität nicht, schreibt ENTSORGA. Ohne eine vorherige Sortierung und Aufbereitung funktioniere auch das chemische Recycling nicht. Seine Notwendigkeit für eine zirkuläre Kunststoffindustrie sei zudem unter Fachleuten umstritten. Die große Frage sei auch, wie der Rezyklatanteil neuer Kunststoffe aus dem chemischen Recycling zukünftig bestimmt werden soll. Die chemische Industrie werbe diesbezüglich dafür, das Massenbilanzverfahren gesetzlich anzuerkennen, Kritiker befürchteten Greenwashing. In einem Interview in ENTSORGA antwortet Tara Nitz, Circular Economy Manager beim Chemiekonzern Covestro, auf die Frage nach geeigneten Rahmenbedingungen für Investitionen in das chemische Recycling in Deutschland und Europa, dass die Industrie Recycling- und Rezyklateinsatzquoten für ganz entscheidend halte. Nitz verweist diesbezüglich auch auf das gemeinsame Leitbild von BDE, PED und VCI und die darin enthaltene Forderung, die Verwertungsquote beim mechanischen Recycling auf 75 Prozent zu erhöhen sowie eine separate Quote für das chemische Recycling von 10 Prozent einzuführen. Zu den Potenzialen des chemischen Recyclings sagt Dr. Alexander Hofmann, Head of Department Advanced Carbon Conversion Technologies bei Fraunhofer UMSICHT, in einem weiteren Interview in ENTSORGA, dass es im Bereich der Kunststoffabfälle, die mechanisch nicht recycelt werden können, mit über 50 Prozent ein beträchtliches Potenzial gebe. Die Pyrolyse hält Hofmann für eine Option, die besonders für stark vermischte oder schwer zu trennende Materialien in Frage komme. Einen wesentlichen Vorteil der chemischen Verfahren sieht Hofmann darin, dass durch sie Produkte in Neuware-Qualität immer wieder hergestellt werden könnten, was mit mechanischen Recyclingverfahren nur begrenzt möglich sei. Das stelle eine attraktive Perspektive dar und eröffne Anwendungsmöglichkeiten, die besonders für lebensmittelbezogene oder hygienische medizinische Produkte relevant seien.

Zu den Stimmen, die die Verfahren des chemischen Recyclings erheblich kritischer sähen, gehören laut Recyclingmagazin auch der Biokunststoffhersteller Beyond Plastic und die NGO IPEN, die eine Reihe von Kritikpunkten in einem gemeinsamen Bericht aufgeführt hätten. Demzufolge seien elf bestehende Anlagen für chemisches Recycling mit unterschiedlichen Ansätzen in den USA untersucht worden, die alle nicht funktioniert hätten. Insgesamt stünde dort mit einer Jahreskapazität von knapp 460.000 Tonnen eine viel zu geringe Menge zur Verfügung. Auch stelle sich die Frage nach den Umweltauswirkungen der energieintensiven Verfahren sowie nach der Toxizität der Ausgangsmaterialien und Produkte aus dem chemischen Recycling. Die Behandlung von Kunststoffabfällen in einer Pyrolyse-, Vergasungs- oder Lösemittelanlage könne auch nicht mit Recycling gleichgesetzt werden, zitiert das Recyclingmagazin weiter aus dem Bericht. Auch die Produktion in solchen Anlagen könne nicht grundsätzlich als Recycling angesehen werden, da es darauf ankomme, wie das Produkt verwendet werde. Nur Produkte, die direkt zur Herstellung neuer chemischer Grundstoffe oder Kunststoffrohstoffe verwendet werden, dürften aus Sicht der Berichtsverfasser als Recycling betrachtet werden.

Quellen:

  • ENTSORGA 6/2023 (Dezember 2023)
  • Recyclingmagazin 12/2023 (13.12.2023)

01.12.2023 - 07.12.2023

Kunststoffrecycling auf Rekordniveau

Bei der Präsentation der aktuellen Verpackungsrecyclingbilanz in Berlin meldeten das Umweltbundesamt (UBA) und die Zentrale Stelle Verpackungsregister (ZSVR) laut Berichten von Tages- und Fachmedien für das Jahr 2022 eine werkstoffliche Recyclingquote für Kunststoffverpackungen von 67,5 Prozent. Damit liege die Quote deutlich über der seit 2022 geltenden gesetzlichen Recyclingvorgabe von 63 Prozent. Die Behörden hätten allerdings über die Erfolge beim Recycling von Kunststoffverpackungen und anderen Materialien hinaus auch von Problemen etwa bei Glas, Verbundverpackungen, Biokunststoffen und als Alternative zu Kunststoff geltenden Verpackungen, etwa solchen aus Bambus oder Holz, berichtet.

Die gesetzlichen Recyclingziele für Verpackungen aus Papier, Pappe und Kartonagen (PPK) sowie Weißblech und Aluminium hätten die für Verwertung von Verpackungen zuständigen dualen Systeme ebenfalls erreicht oder überschritten, ist etwa in der Frankfurter Rundschau (FR) zu lesen. „Erhebliche Mengen“ dieser Materialien würden einem Recycling zugeführt, zitiert die FR aus der gemeinsamen Presseinformation des UBA und der ZSVR. Laut den Zahlen für 2022 habe sich die Lage im Vergleich zum Jahr 2018 insbesondere hinsichtlich des werkstofflichen Recyclings von Kunststoffverpackungen verbessert: Im Jahr 2022 sei das Soll von 63 mit einer erreichten Quote von 67,5 Prozent sogar um 4,5 Prozent überschritten worden. Vor Einführung des Verpackungsgesetzes im Jahr 2019 habe die werkstoffliche Quote noch weit unter 50 Prozent gelegen, berichtet die FR. Laut Newsroom Kunststoffverpackungen habe die Quote im Jahr 2018 noch bei 42 Prozent betragen, womit das werkstoffliche Recycling von Kunststoffverpackungen also mittlerweile um 25 Prozentpunkte gestiegen sei. Dabei habe die Verwertung von Kunststoffverpackungen im vergangenen Jahr fast ausschließlich im Inland (84,4 Prozent) und in weiteren EU-Staaten (15,5 Prozent) stattgefunden. Ins Nicht-EU-Ausland seien 0,1 Prozent (vor allem in die Türkei, Schweiz und nach Serbien) exportiert worden. Wie bereits früher hätten die ZSVR und das UBA erneut die deutliche Zunahme von papierbasierten Verbundverpackungen am Markt bemängelt, berichtet das Fachmagazin Neue Verpackung. Verbundverpackungen seien oft nicht gut zu recyceln, wie auch eine Studie des UBA zeige. Trotzdem ersetzten Verbundverpackungen zunehmend Verpackungen aus Kunststoff. Diesen unerwünschten Trend könnten Sonderregelungen für Kunststoffverpackungen, wie sie für die EU-Verpackungsverordnung gefordert würden, sowie Ausnahmen für nichtpolymere Verpackungen von den Rezyklateinsatzquoten weiter verstärken. Das befürchte die Kunststoffverpackungsindustrie, berichtet Neue Verpackung. Bei Getränkekartonverpackungen und sonstigen Verbundverpackungen sei ein größerer Teil der Verwertungskapazitäten im Jahr 2022 wegen der hohen Energiepreise weggefallen, ist in einem Bericht des Recyclingmagazins zu lesen. Hier bestehe aus Sicht des UBA und der ZSVR akuter Handlungsbedarf. Voraussetzung für ein hochwertiges Recycling von Verpackungen sei eine gute Recyclingfähigkeit, betone die ZSVR mit Hinweis auf ihren jährlich aktualisierten Mindeststandard zur Bemessung der Recyclingfähigkeit von Verpackungen. Sorgen bereiteten den beiden Behörden auch die aktuell unzureichenden Sammelmengen bei Glasverpackungen. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Recyclingquote bei Glas um 3,4 Prozentpunkte gesunken, ist dem Bericht des Recyclingmagazins zu entnehmen. Auch tauchten am Markt immer noch Verpackungen auf, deren Material oder Gestaltung ein Recycling nicht ermöglichten, wie etwa Verpackungen aus Biokunststoff, Bambus, Holz, Jute, Keramik oder Kork.

Quellen:

  • Handelsblatt, logistik-heute.de, recyclingmagazin.de, Euwid Recycling und Entsorgung 49/2023, newsroom-kunststoffverpackungen.de (4.12.2023)
  • Frankfurter Rundschau, plastverarbeiter.de, Kunststoff Information (5.12.2023)
Möglichkeiten der Massenbilanzierung

In einem Autorenbeitrag im Plastverarbeiter stellt Dr. Alexander Kronimus, Leiter des Geschäftsbereichs Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft beim Kunststofferzeugerverband Plastics Europe Deutschland (PED), verschiedene Ansätze zur Massenbilanzierung für die Berechnung von Rezyklatanteilen aus dem chemischen Recycling von Kunststoffabfällen vor. Europäische Verbände der Recycling- und Abfallwirtschaft fordern laut eines Berichts von Euwid ein Gutschriftensystem zur Berechnung chemisch recycelter Anteile in Kunststoffprodukten.

Transparente, standardisierte und auditierfähige Massenbilanzen seien erforderlich, um etwa den vergleichsweise noch geringen Anteil von chemisch recycelten Rohstoffen vor dem Hintergrund der in der EU-Verpackungsverordnung vorgesehenen Rezyklateinsatzquoten möglichst schnell zu erhöhen, ist im Autorenbeitrag im Plastverarbeiter zu lesen. Bei der Methode, schreibt Kronimus, handle es sich um einen bilanziellen Ansatz, „mit dem eine Stoffeigenschaft eines Rohstoffs (zum Beispiel Rezyklateigenschaft) in der vorliegenden Menge einem Endprodukt innerhalb einer Organisation nach definierten Regeln zugeordnet wird, wenn der Stoff einen fossilbasierten Rohstoff bei der Herstellung ersetzt.“ Möglich sei zum Beispiel ein proportionaler Ansatz, bei dem jedem entstehenden Produkt der jeweilige Anteil an rezykliertem Rohstoff in einem Verhältnis zugeordnet wird, das dem Verhältnis des eingehenden Rohstoffmixes entspricht. Damit chemisches Recycling möglichst bald zur Kreislaufwirtschaft mit Kunststoffen beitragen und in den nächsten Jahren ausgebaut werden könne, sei jedoch ein Massenbilanzansatz mit sogenannter „freier Allokation“ notwendig, bei dem eingesetzte rezyklierte Rohstoffe den daraus erzeugten Produkten frei zugeordnet werden können. Allerdings müssten dabei Anteile rezyklierter Rohstoffe, die in den chemischen Industrieanlagen in die Herstellung nichtpolymerer Produkte wie zum Beispiel in die Brennstofferzeugung fließen, wieder herausgerechnet und diese dann proportional zugeordnet werden. Würden die Anteile rezyklierter Rohstoffe in der Kunststoffproduktion „Fuel Use Exempt“ (also unter Ausschluss der Brennstoffnutzung) zugeordnet, trügen Massenbilanzen aus Sicht des PED maßgeblich dazu bei, die Nachfrage nach Produkten auf der Grundlage recycelter Rohstoffe zielgenau im Markt zu bedienen.

Anders sehen das die europäischen Verbände der Recycling- und Abfallwirtschaft, wie aus einem Bericht in der aktuellen Ausgabe von Euwid hervorgeht. Fead, Euric und MWE sprächen sich in einer Stellungnahme gegenüber der Europäischen Kommission für einen technologieneutralen Ansatz und gegen den Massenbilanzansatz „Fuel Use Exempt“ aus. Letzterer würde aus Sicht der Verbände unter anderem das werkstoffliche Recycling von Kunststoffabfällen benachteiligen, etablierte Lösungen mit geringerem CO2-Fußabdruck in den Hintergrund drängen und den Wettbewerb um Ausgangsstoffe antreiben. Die Verbände plädierten im Hinblick auf die Massenbilanzierung für ein mehrstufiges Gutschriftensystem: So dürften für den recycelten Anteil in Kunststoffprodukten ausschließlich Kunststoffabfälle verwendet werden, um Gutschriften zu generieren. Gutschriften aus Reifen und Altölen (zum Beispiel Speiseöl oder Motoröl) seien auszunehmen. Berechnungsmethoden, die Gutschriften von zusätzlichen Materialien der Kunststoffausbeute zuweisen, wie die „Fuel-Use-Exempt“-Methode, die sich auf Kunststoffe-zu-Chemikalien konzentriere, sollten nach Ansicht der Verbände nicht zur Berechnung des recycelten Kunststoffanteils herangezogen werden dürfen. Auch müsse die Gesetzgebung klare Grenzen für eine Massenbilanzierung mit Gutschriften festlegen wie etwa den Ausschluss von Gutschriftübertragungen zwischen verschiedenen Anlagenstandorten und eine verpflichtende Zertifizierung durch Dritte.

Quellen:

  • plastverarbeiter.de (4.12.2023)
  • Euwid Recycling und Entsorgung 49/2023 (5.12.2023)

24.11.2023 - 30.11.2023

Wie die Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe funktionieren kann

Kunststoffe berichtet über die Jahressitzung des TecPart Verband Technische Kunststoff-Produkte, in deren Fokus die Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe gestanden und bei der Professor Henning Wilts, Abteilungsleiter Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut, mehr Tempo bei der Transformation der Industrie gefordert habe. Im Interview mit der K-Zeitung erläutert Philipp Lehner, CEO des Verpackungsherstellers Alpla, wie aus seiner Sicht auch ohne Regulierung und aufwändige Sammelsysteme ein Kreislauf mit Kunststoffen funktionieren kann und worin die Ursachen der Umweltverschmutzung durch Kunststoffabfälle liegen.

 

Die Transformation der gesamten deutschen Wirtschaft zur Kreislaufwirtschaft sei unverzichtbar, weil sie der Industrie bis zum Jahr 2050 ein Drittel der für den Klimaschutz notwendigen Emissionsreduktionen ermögliche und diese sich so auch unabhängiger von Rohstoffimporten machen könne, wird Wilts im Bericht zur Jahressitzung des TecPart der Zeitschrift Kunststoffe zitiert. Um die Ziele des Green Deal der EU zu erreichen, müsste die Transformationsgeschwindigkeit in Deutschland laut Wilts allerdings um den Faktor 5 erhöht werden. Dafür müssten Investitionen schneller aus der linearen in die zirkuläre Wirtschaft umgelenkt werden, sage Wilts. Als Verstärker empfehle er, wie Kunststoffe schreibt, zirkuläre Innovationslabore zum Testen, Optimieren und Skalieren von Innovationen, die heute noch viel zu langsam in die Umsetzung kämen. Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Kunststoffhersteller Plastics Europe Deutschland, habe hinsichtlich der Transformation seiner Branche dagegen unterstrichen, dass es dafür Zeit, Innovation, viel Geld brauche – und Vertrauen, wovon die chemische Industrie in den letzten Jahren viel verspielt habe. Klar sei, wird Bühler im Bericht von Kunststoffe zitiert: „Wenn wir es nicht schaffen, unseren Planeten weniger zu belasten, wird die Politik unser Wachstum begrenzen.“ Eine komplette Umstellung auf Biomasse statt Erdöl halte Bühler jedoch kaum für möglich und Kunststoffabfälle sowie CO2 für logische Alternativen als Rohstoffquelle.

Im Interview mit der K-Zeitung, antwortet der CEO von Alpla, Philipp Lehner, auf die Frage nach dem schlechten Image von Kunststoff vor dem Hintergrund von Marine Litter, dass der These, Verursacher von Marine Litter müssten die Konsumgüterindustrie und die Verpackung sein, Ergebnisse mehrerer Studien und Schätzungen entgegenstünden. Diesen zufolge stammten bis zu 70 Prozent der Kunststoffabfälle im Meer von der Fischerei und ein Großteil der Verschmutzung der Gewässer durch Verpackungsabfälle aus nur zehn Flüssen. Analysen von Alpla hinsichtlich Gegenmaßnahmen haben laut Lehner ergeben, dass es zwei Märkte für das Recycling oder die Wiederverwendung von Verpackungsmaterial gebe: die strukturierten wie in Deutschland sowie in anderen Industrieländern und die unstrukturierten Märkte wie zum Beispiel in Ländern wie Indien. Unstrukturierte Märkte, in denen sich Sammler, Abnehmer und Verwerter selbst organisierten, könnten wie in Indien hohe Sammel- und Recyclingraten erzielen, erklärt Lehner. So habe Indien bei festen Verpackungen aus PET, wie Flaschen oder Schalen, eine Recyclingrate von rund 90 Prozent und bei HDPE nur geringfügig weniger erreicht. Die effektive Sammlung hängt laut Lehner davon ab, ob es einen Zweitmarkt gibt, der aus dem Abfall Wertschöpfung generieren kann. Wenn das gegeben sei, finde sich der Markt von ganz alleine und eine Regulierung sei nicht notwendig. Entscheidend sei, dass die Abfälle einen Wert bekommen und sich der Markt nach Mechanismen wie stabiler Abnahme sowie relativ transparenter und nachvollziehbarer Preise ausrichten könne, sagt Lehner.

Quellen:

  • Kunststoffe 11/2023
  • K-Zeitung (29.11.2023)
PPWR: AGVU begrüßt Votum des EU-Parlaments

Weitgehend zufrieden sei die Arbeitsgemeinschaft Verpackung und Umwelt (AGVU) mit der Positionierung des Europaparlaments zur EU-Verpackungsverordnung (PPWR), berichtet der Fachdienst Euwid. Begrüßt werde insbesondere, dass gegenüber dem Entwurf des Umweltausschusses weniger Verpackungsverbote vorgesehen seien, etwa für Obst und Gemüse. Der VKU Verband kommunaler Unternehmen habe sich allerdings mehr Ambition des EU-Parlaments hinsichtlich der Vermeidung von Verpackungen erhofft, ist bei Euwid an anderer Stelle zu lesen.

Die Entschärfung nicht fundierter Verpackungsverbote durch das Europaparlament sei zu begrüßen, wird AGVU-Vorstandsvorsitzender Carl Dominik Klepper bei Euwid zitiert. Richtig sei, dass ein Schwerpunkt auf die Verpackungsreduktion gelegt werde, nun jedoch mit geeigneteren Instrumenten wie verpflichtenden Minimierungsvorgaben und nationalen Reduktionszielen für Verpackungsabfälle, so Klepper. Auch habe das Europaparlament die von der EU-Kommission vorgeschlagene verpflichtende Recyclingfähigkeit für jede Verpackung zwar bestätigt, das Zieljahr 2030 aber aufgegeben. Was allerdings darunter zu verstehen sei, dass eine Verpackung nicht nur theoretisch recycelbar sein, sondern auch in der Praxis recycelt werden solle, und dazu als Kriterium das Vorhandensein einer „ausreichenden Kapazität“ von Recyclinganlagen heranzuziehen sei, bleibe nach Ansicht der AGVU unklar. Der Rat, der seine Verhandlungsposition Mitte Dezember verabschieden wolle, streite noch über diesen Punkt und strebe eine Orientierung an EU-weiten festen Recyclingquoten an. Aus Sicht der AGVU dürfe es durch solche Regelungen jedoch nicht dazu kommen, dass Verpackungen vom Markt genommen werden müssten, weil sie in einigen wenigen Mitgliedstaaten nicht zufriedenstellend recycelt würden.

Dass das EU-Parlament das Pro-Kopf-Aufkommen an Verpackungsmüll bis 2040 schrittweise um 15 Prozent gegenüber dem Niveau von 2018 senken wolle, begrüße der VKU, ist bei Euwid an anderer Stelle zu lesen. VKU-Vizepräsident Patrick Hasenkamp halte aber vor dem Hintergrund eines historischen Hochs bei Verpackungsabfällen ambitioniertere Vorgaben für notwendig, um die Abfallvermeidung stärker voranzubringen. Auch habe Hasenkamp darauf hingewiesen, dass kompostierbare Verpackungen keine Probleme in den Entsorgungsprozessen verursachen dürften und sogenannter „Bio-Kunststoff“, der in Produkten wie Einkaufsbeuteln und Kaffeekapseln eingesetzt werde, nicht in den Biomüll gehöre. Er empfehle daher, Biokunststoffe getrennt zu sammeln und zu recyceln oder zur Gewinnung erneuerbarer Energie zu verbrennen.

Quellen:

  • zwei Berichte in Euwid Recycling und Entsorgung 48/2023 (28.11.2023)
Mehr Altfahrzeuge in Europa – weniger in Deutschland

In der Europäischen Union ist nach Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat im Jahr 2021 die Zahl der „End-of-life vehicles“ gegenüber 2020 um rund 300.000 Fahrzeuge bzw. sechs Prozent gestiegen, berichtet Euwid. Insbesondere in Italien und Polen seien sehr viel mehr Fahrzeuge zur Verschrottung angefallen, während die Anzahl der Altautos - in Deutschland gegen den Trend weiter zurück gegangen sei.

Die gesamte Menge an Altfahrzeugen liege bei 5,67 Millionen. Mit 1,35 Millionen und 1,17 Millionen seien wie in den Jahren zuvor die meisten in Frankreich und Italien angefallen. Dahinter folgten Spanien mit 727.000, Polen mit 446.000 und Deutschland mit 397.000 Altfahrzeugen. Mit einem Rückgang um 9.000 Altfahrzeuge seien die Mengen in Deutschland bereits das dritte Jahr in Folge gesunken, und im Vergleich zu 2018 habe sich hierzulande die Altfahrzeugmenge um knapp ein Drittel reduziert. Bei den Recycling- und Verwertungsquoten verzeichne Eurostat das zweite Jahr in Folge leicht gesunkene Zahlen. Im Schnitt seien 88 Prozent der Altfahrzeuge recycelt bzw. 94 Prozent verwertet worden. Die in der derzeit gültigen europäischen Altfahrzeugrichtlinie geforderten Zielquoten, die sich auf das Fahrzeuggewicht bezögen, seien damit von den meisten EU-Mitgliedstaaten erfüllt worden. Laut Eurostat hätten im Jahr 2021 insgesamt 20 der 27 EU-Staaten die geforderte Recyclingquote sowie 18 Länder die Verwertungsquote erfüllt, ist bei Euwid zu lesen. Spitzenreiter mit einer Recycling- bzw. Verwertungsquote von jeweils über 100 Prozent sei Tschechien. In Deutschland seien 90 Prozent (Vorjahr: 87 Prozent) der Entsorgungsmenge recycelt bzw. 97,5 Prozent (Vorjahr: 94 Prozent) verwertet worden. In Dänemark, Finnland, Italien und Malta habe der Recyclinganteil im Jahr 2021 jeweils knapp unter der von der EU-geforderten Zielmarke von 85 Prozent gelegen. Die sechs Länder Dänemark, Estland, Italien, Litauen, Malta und Spanien hätten auch das 95-Prozent-Verwertungsziel nicht erreicht.

Quelle: Euwid Recycling und Entsorgung 48/2023 (28.11.2023)

17.11.2023 - 23.11.2023

Kaum Fortschritte beim UN-Plastikabkommen

Die erhoffte Einigung über nächste Schritte zur Ausarbeitung eines weltweit verbindlichen Abkommens zur Eindämmung von Plastikmüll kam während der dritten Verhandlungsrunde in Kenia laut Berichten von Tages-, Wochen- und Fachmedien nicht zustande. Es gebe kein Mandat, um bis zur nächsten Verhandlungsrunde im April 2024 politisch und wissenschaftlich am Text des in Nairobi verhandelten Entwurfs weiterzuarbeiten. Gescheitert sei man am Widerstand einiger erdölfördernder Länder wie Saudi-Arabien, Iran und Russland, die sich insbesondere gegen eine Einschränkung der Kunststoffherstellung sperrten.

 

Rund 60 Staaten forderten ein ambitioniertes Vertragswerk, das Regeln zur Einschränkung des Plastikverbrauchs enthalten sollte und in dem kurzlebige Plastikprodukte durch Verbote aus dem Markt genommen würden, berichtet etwa ZDF heute. Doch Saudi-Arabien, Iran, Russland sowie eine kleine Anzahl an weiteren Erdölförderstaaten verhinderten nach Angaben aus Verhandlungskreisen Fortschritte durch eine Vielzahl neuer Vorschläge, schreibt die Zeit. Dadurch sei der Vertragstext enorm angewachsen und die Bearbeitung der einzelnen Punkte erheblich verlangsamt worden. Immerhin seien sich die Staaten einig gewesen, dass das Abkommen den gesamten Lebenszyklus von Kunststoff umfassen müsse und nicht nur Fragen der Abfallentsorgung und -aufbereitung, berichtet die FAZ. Einen Wandel zu einer globalen Kreislaufwirtschaft forderten auch der Verband der Chemischen Industrie und Plastics Europe Deutschland, die Bestrebungen zur Beschränkung der Plastikproduktion jedoch kritisch sähen, schreibt die FAZ. Trotz der Blockadehaltung der erdölfördernden Länder halte etwa der WWF World Wide Fund For Nature ein Abkommen bis 2025 weiterhin für möglich. Doch dazu müsse die deutsche Bundesregierung aus Sicht des WWF „jede Möglichkeit für weiteren Fortschritt ergreifen“. Auch das Präsidium der UN-Umweltorganisation UNEP habe sich zuversichtlich geäußert, ist einem Bericht der Süddeutschen Zeitung (SZ) zu entnehmen. Es gebe zwar weiter viele offene Fragen und bleibe noch viel zu tun, um die Differenzen einzugrenzen und technische Grundlagen für die Verhandlungen zu entwickeln, wird der scheidende Vorsitzende des Internationalen Verhandlungskomitees, Gustavo Meza-Cuadra Velásquez, zitiert. Man habe sich aber auf einen Ausgangspunkt für die vierte Verhandlungsrunde im April 2024 in Ottawa geeinigt und „wesentliche“ Fortschritte im Umgang mit Plastikmüll erzielt, ist in einem Bericht der taz zu lesen. Die Verhandlungen hätten einen „unzureichenden“ Entwurf verbessert, der jetzige Textentwurf berücksichtige die „Bandbreite der Ideen“ viel stärker, zitiert die taz den internationalen Chemieindustrie-Verband ICCA.

Quellen:

  • SZ, ZDF, Zeit, Spektrum der Wissenschaft, taz (20.11.2023)
  • FAZ (21.11.2023)
PPWR: Verpackungshersteller enttäuscht über Votum des EU-Parlaments

Die Hersteller von Kunststoffverpackungen reagierten laut Berichten der Fachpresse mit Enttäuschung auf das Votum des Europäischen Parlaments zu Änderungen an der EU-Verpackungsverordnung (PPWR). Die Parlamentarier hatten unter anderem für das vom Umweltausschuss des Parlaments vorgeschlagene Vermeidungsziel für Kunststoffverpackungen gestimmt, wie aus einem Bericht von Euwid hervorgeht. Noch vor der Abstimmung im EU-Parlament über die Änderungen habe der Verband der Kunststoffhersteller Plastics Europe Deutschland (PED) vor einem „Bärendienst für die Kreislaufwirtschaft“ gewarnt, berichtet das Fachmagazin Neue Verpackung.

Die Pro-Kopf-Menge an Verpackungsabfall aus Kunststoff solle laut einem vom EU-Parlament angenommenen Änderungsvorschlag des Umweltausschusses gegenüber dem Jahr 2018 bis 2030 um zehn Prozent reduziert werden, bis 2035 um 15 Prozent und bis 2040 um 20 Prozent, schreibt Euwid in einem Bericht über den Ausgang der Abstimmung im EU-Parlament, das nun bereit sei für Trilog-Verhandlungen mit dem Rat der EU. Das Parlament habe außerdem dafür gestimmt, eine Zielvorgabe für die Getrenntsammlung von Verpackungsabfällen in die Verordnung aufzunehmen. Demnach sollen die Mitgliedstaaten verpflichtet werden, spätestens im Jahr 2029 für Kunststoff, Holz, Glas, Aluminium, Fe-Metall sowie Papier, Pappe und Karton (PPK) eine Sammelquote von 90 Prozent zu erreichen. Des Weiteren hätten die Abgeordneten laut Euwid für Verbote bestimmter Kunststoffeinwegprodukte wie zum Beispiel sehr leichter Plastiktragetaschen mit einer Wandstärke unter 15 Mikrometer gestimmt. Die Forderung des Umweltausschusses, den Einsatz von per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) und Bisphenol A (BPA) in Verpackungen mit Lebensmittelkontakt zu verbieten, sei vom Plenum ebenfalls bestätigt worden. Die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen kritisiere das Parlamentsvotum, berichtet das Recyclingportal. Die Kritik der IK richte sich insbesondere gegen die Sonder-Reduktionsziele für Kunststoffverpackungen, Ausnahmen für Verbundverpackungen von den Rezyklateinsatzquoten sowie Mehrwegquoten und Verbote von Einwegverpackungen, die nur für Verpackungen aus Kunststoff gelten sollen und somit laut IK ein Ausweichen auf andere Einwegverpackungen förderten. Die nunmehr ausgeweiteten Sonderregeln für Kunststoffverpackungen gefährdeten die Transformation hin zu weniger Verpackungsabfällen, besser recycelbaren Verpackungen und mehr Rezyklateinsatz, wird Dr. Martin Engelmann, Hauptgeschäftsführer der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen, im Bericht des Recyclingportals zitiert. Einige Verbesserungen gegenüber dem ursprünglichen Vorschlag der Kommission sehe PED in der vom Umweltausschuss zur Abstimmung vorgelegten Fassung der Verordnung, geht aus einem Bericht von Neue Verpackung hervor. Doch kritisiere der Verband an dem überarbeiteten Entwurf wie die IK Verbote für recycelbare Einwegkunststoffverpackungen. Diese würden weder durch eine Folgenabschätzung noch einen Nachweis des Umweltnutzens gestützt. Eine derartige Materialdiskriminierung könne zu ökologisch nachteiligen Ausweichbewegungen auf andere Verpackungsmaterialien führen, was im Widerspruch zu den Klima- und Kreislaufwirtschaftszielen stehe, zitiert das Magazin aus einer Stellungnahme von PED. Statt auf Verbote zu setzen, solle die EU-Verpackungsverordnung nach Ansicht des Verbands Investitionsanreize schaffen, um die Klima- und Kreislaufwirtschaftsziele in Europa zu erreichen.

Quellen:

  • neue-verpackung.de (21.11.2023)
  • euwid-recycling.de (22.11.2023)
  • recyclingportal.eu (23.11.2023)
BDE kritisiert Exportverbot für Kunststoffabfälle

Die EU hat sich laut Berichten von Tages-, Wochen und Fachmedien auf ein Ausfuhrverbot für Kunststoffabfälle in Länder außerhalb der Industriestaatenorganisation OECD geeinigt. Damit seien Plastikmüllexporte nach Afrika oder weite Teile Asiens zunächst untersagt, schreibt etwa der Spiegel. Der BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft sehe in dem Exportverbot, das auch sortenreine Kunststoffabfälle betreffe, unnötige Hürden für die weltweite Etablierung der Kreislaufwirtschaft, berichtet das Recyclingmagazin.

 

Das Verbot für Exporte von Kunststoffabfällen ziele vor allem darauf ab, die Umweltzerstörung in Drittländern zu verhindern, die durch die Ausfuhren und den unsachgemäßen Umgang mit Plastikmüll verursacht werde, zitiert der Spiegel aus einer Mitteilung der EU-Kommission. Mehr als 32 Millionen Tonnen Abfall habe die Europäische Union zuletzt jährlich in Drittstaaten exportiert, schreibt die FAZ. Insbesondere die Ausfuhr von Plastikmüll in Länder wie Malaysia oder die Türkei führe laut Umweltschützern zu Umweltproblemen und der Vermüllung der Weltmeere. Das nun verabschiedete Exportverbot für Plastikmüll, dem Parlament und EU-Staaten noch formell zustimmen müssten, trete nach einer Übergangsfrist von zweieinhalb Jahren in Kraft, schreibt unter anderem die Wirtschaftswoche, die auch auf eine vorgesehene Ausnahme hinweist: Demnach könnten Nicht-OECD-Staaten fünf Jahre nach Inkrafttreten der EU-Verordnung einen Antrag stellen, dass sie Plastikmüll aus der EU einführen wollen. Dafür müssten sie dann gegenüber der Europäischen Kommission belegen können, dass sie strikte Umweltbedingungen erfüllen. Als einen Rückschlag für die Bemühungen zur Schaffung einer globalen Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe betrachte der BDE das Exportverbot, das auch sortenreine Kunststoffabfälle einschließe, schreibt das Recyclingmagazin. Die Einigung auf strengere Regeln für die Ausfuhr von Kunststoffabfällen in Drittländer enthalte auch ein Verbot der Ausfuhr von nicht gefährlichen Kunststoffabfällen (B3011) in Nicht-OECD-Länder. BDE-Präsident Peter Kurth halte nun die Schaffung eines „Schengenraums“ für Abfälle innerhalb der EU umso wichtiger, ist in einem Bericht von Euwid zu lesen. Man könne nur hoffen, dass die neuen Regeln für die Abfallverbringung, die noch nicht alle bekannt seien, innerhalb der EU die für die Kreislaufwirtschaft nötige Flexibilität bieten, damit Abfälle dorthin verbracht werden können, wo sie am besten zu recyceln seien, wird Kurth bei Euwid zitiert.

Quellen:

  • FAZ, spiegel.de, wiwo.de, recyclingmagazin.de (17.11.2023)
  • Euwid Recycling und Entsorgung 47/2023 (21.11.2023)

10.11.2023 - 16.11.2023

Kenia: Ringen um Regeln gegen Plastikmüll

Berichte der Tages-, Wochen- und Fachmedien befassen sich mit dem UN-Plastikabkommen, über das noch bis zum 19. November im afrikanischen Kenia beraten wird. So fragt etwa das Nachrichtenmagazin N-TV, ob eine Welt ohne Plastik überhaupt möglich sei, und die TAZ schreibt, dass die Einigung der über 170 beteiligten Staaten über einen in Kenia vorgelegten konkreten Abkommensentwurf schwierig werden dürfte. Viele grundsätzliche Fragen seien noch zu klären, ist auch in anderen Berichten zu lesen.

Unterhändler betonten, dass es nicht darum gehe, Plastik zu verteufeln oder zu verbieten, ist etwa in der Süddeutschen Zeitung zu lesen. Das Abkommen solle vielmehr bestimmen, ob und wie stark die Herstellung von verschiedenen Kunststoffen beschränkt und mit welchen Mitteln eine Reduktion erreicht werden solle. Außerdem gehe es um den Umgang mit Plastikmüll sowohl in den einzelnen Staaten als auch über Landesgrenzen hinweg sowie um die Wertstoffsammlung und Wiederverwendung. Daneben müssten auch die Finanzierungsfragen geklärt werden. Die Kunststoffindustrie halte das Plastikabkommen für wichtig, ist in einem Bericht der TAZ zu lesen. Sie lege den Fokus auf die Kreislaufwirtschaft, wird Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands Plastics Europe in der TAZ zitiert. Bühler halte zwei Maßnahmen für dringend notwendig: ein globales Deponieverbot von Kunststoffabfällen und eine Pflicht zum Recycling. Die Branche habe in den vergangenen Jahren enorme technische Fortschritte gemacht, sowohl was die Kreislauffähigkeit von Kunststoffen als auch alternative Rohstoffquellen betreffe. Rezyklate sowie Biomasse und Kohlendioxid bildeten eine nachhaltige Rohstoffbasis, die die Kunststoffproduktion unabhängig vom Erdöl ermöglichen werde, sage Bühler. Das Abkommen sei ein guter Rahmen, um Standards zu schaffen, berücksichtige bislang aber nicht diese Fortschritte der Industrie. Auch der Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie (GKV) begrüße die Bemühungen der Staaten für ein rechtlich verbindliches Rahmenwerk, das die Chance biete, den Eintrag von Kunststoffabfällen in die Meere wirksam an den Quellen zu reduzieren, wird GKV-Hauptgeschäftsführer Dr. Oliver Möllenstädt in einem Bericht der K-Zeitung zitiert. Aus Sicht der Kunststoff verarbeitenden Industrie solle das Abkommen nach Ansicht des GKV die Priorität auf Maßnahmen legen, die sich auch in ärmeren Ländern wirksam implementieren lassen, und die Industrieländer sollten beim Aufbau effektiver Systeme und Infrastruktur zur Verwertung von Kunststoffabfällen stärker als bisher unterstützen. Die Rolle des Recyclings betone auch der Verband der Chemischen Industrie (VCI), berichtet Euwid. Entscheidend sei es, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um Kunststoffe aus nicht-fossilen Rohstoffen herzustellen und sie am Ende ihrer Nutzung konsequent im Kreis zu führen, betone der Hauptgeschäftsführer des VCI, Wolfgang Große Entrup. Aus Sicht von Umweltorganisationen wie dem WWF und Greenpeace müssten mit den globalen Regeln die Verursacher stärker in die Pflicht genommen und vor allem die Produktion von Neukunststoff reduziert sowie Einwegplastikprodukte abgeschafft werden, ist in einem Bericht des Handelsblatts zu lesen. Auch Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen wie etwa Melanie Bergmann vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, plädierten für eine Beschränkung der Plastikproduktion auf das unbedingt notwendige Maß sowie für nachgewiesen harmlose Chemikalien zur Kunststoffherstellung.

Quellen:

  • taz.de (11.11.2023)
  • n-tv.de, merkur.de, wiwo.de, sueddeutsche.de, handelsblatt.com, (13.11.2023)
  • geo.de, K-Zeitung, Euwid Recycling und Entsorgung 46/2023 (14.11.2023)
BKV-Symposium: Experten kritisieren Rezyklateinsatzquoten für Lebensmittelverpackungen

Vor der Abstimmung des Europäischen Parlaments über die EU-Verpackungsverordnung kritisierten führende Verpackungsexperten in Deutschland im Rahmen des diesjährigen BKV-Symposiu ms „Zukunft Kunststoff Kreislaufführung“ in Berlin die vorgeschlagenen verbindlichen EU-Rezyklateinsatzquoten für Lebensmittelverpackungen aus Kunststoff wie Berichten der Fachpresse zu entnehmen ist. Verpackungshersteller und Recycler plädierten zur Abmilderung des erwarteten Rezyklatmangels für ein Gutschriftenmodell auch für mechanisches Recycling.

Die geplanten EU-Rezyklateinsatzquoten würden zu einem ökologischen und ökonomischen Desaster führen, wird die Kritik von Kurt Schüler, Geschäftsführer der GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung, beim BKV-Symposium etwa im Recyclingmagazin zitiert. Da bereits jetzt absehbar sei, dass es nicht genügend zugelassene Kunststoffrezyklate für kontaktempfindliche Verpackungen, wie für Lebensmittel, geben werde, wirkten die Regelungen wie ein Verbot. Auch sei ein Ausweichen auf andere Verpackungsmaterialien zu erwarten. Der Vorschlag, Verbundverpackungen mit weniger als 5 Prozent Kunststoffanteil von den Quoten auszunehmen, befeuere massiv den Trend hin zu schwer recycelbaren beschichteten Papierverbunden, habe Schüler in Berlin gewarnt. Während die Verpackungsmengen von Papier, Kunststoff, Glas und Metall seit 2021 in Deutschland zurückgingen, stiegen die Mengen von solchen Papierverbunden nach Angaben der GVM weiter an. Dies sei mit Nachteilen für die Umwelt verbunden, so Schüler mit Verweis auf eine aktuelle Untersuchung von GVM und ifeu, wonach eine Reduktion von Kunststoffverpackungen um 10 Prozent bis 2030 – sofern sie durch andere Materialien ersetzt würden – die Menge an Haushaltsverpackungen um etwa 10 bis 20 Prozent und die Treibhausgasemissionen um 10 bis 14 Prozent erhöhe. Dr. Joachim Christiani, Geschäftsführer der Institut cyclos-HTP GmbH und der Ingenieurgesellschaft HTP, habe laut Bericht des Recyclingmagazins ergänzt, dass es ein Irrglaube sei, Recyclingfähigkeit von Kunststoffverpackungen und Rezyklateinsatz für die Kehrseiten ein und derselben Medaille zu halten. Wissenschaftlich sei klar, dass verbindliche Rezyklateinsatzquoten für Kunststoffprodukte den ökologischen Zielen der Kreislaufwirtschaft in hohem Maße zuwiderliefen, wird Christiani in dem Bericht zitiert. Um die negativen Folgen des drohenden Rezyklatmangels für die Lieferketten abzumildern, forderten Hersteller von Kunststoffverpackungen und Kunststoffrecycler ein Gutschriftensystem, in dem Hersteller, die mehr recycelte Kunststoffe in ihren Produkten verwenden als die Quoten vorgeben, Gutschriften erhalten, die sie an andere Hersteller, die die Quote noch nicht erfüllen, verkaufen können.

Quellen:

  • recyclingmagazin.de, newsroom.kunststoffverpackgen.de (14.11.2023)
Arbeit an der nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie

Auf dem Wirtschaftsgipfel der Süddeutschen Zeitung (SZ) in Berlin habe Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) betont, dass in Deutschland durch eines ihrer Kernprojekte, die nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS), Kreislaufwirtschaft zum Standortvorteil und Innovationsmotor gemacht werden solle. Doch manche Teilnehmer der Vorbereitungstreffen an den runden Tischen sähen Lemkes Konzept und das Prozedere für die Erarbeitung der NKWS kritisch, schreibt die SZ.

Nach einem Auftakttreffen hätten acht runde Tische zu Themenbereichen wie „Bekleidung und Textilien“ und „Kunststoffe“ getagt. Derzeit könnten Verbände und Organisationen in einem Online-Dialog erste Entwürfe noch bis zum 17. November bewerten. Im ersten Quartal 2024 wolle man die Strategie im Kabinett verabschieden, so Lemke. Es gebe aber auch Zweifel und kritische Stimmen, berichtet die SZ. So finde einer der Teilnehmer der runden Tische, Christian Schiller, der mit seinem Start-up Cirplus für den Handel mit recyceltem Plastik eingeladen gewesen sei, den Ansatz Lemkes zwar gut, rechne aber nicht mit einem Paradigmenwechsel durch die NKWS. Es seien sehr viele Menschen vom Fach bei den Treffen gewesen, deren Forderungen hinlänglich bekannt seien, wird Schiller in der SZ zitiert. Zweifel an der Durchschlagskraft der NKWS habe auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) geäußert. So sehe DUH-Kreislaufwirtschaftsexperte Thomas Fischer die Gefahr, dass die NKWS am Ende keine konkreten Werte oder verbindlichen Ziele enthalten werde. Fischer fordere zum Start der Strategie die Aufnahme konkreter Ansatzpunkte wie Mindeststandards wie etwa Mindestquoten für Rezyklatanteile. Auch sehe er den Staat als Auftraggeber in der Pflicht, zirkuläres Wirtschaften zur Bedingung zu machen, heißt in der SZ weiter. Die Strategie werde selbstverständlich in konkrete Gesetze und Verordnungen münden, habe Ministerin Lemke auf dem SZ-Wirtschaftsgipfel erklärt. Auch neue Vorgaben für Staatsaufträge seien in Planung, so Lemke. Doch habe sie in Berlin auch betont, man könne die Wirtschaft nicht von heute auf morgen umstellen.

Weitere Information: Details zur Online-Beteiligung auf der Webseite des BMUV zur NKWS

Quelle:

  • Süddeutsche Zeitung (13.11.2023)

03.11.2023 - 09.11.2023

Dritte Verhandlungsrunde über globales Plastikabkommen

Der zwischenstaatliche Verhandlungsausschuss zur Ausarbeitung eines internationalen rechtsverbindlichen Instruments zur Bekämpfung der Plastikverschmutzung (INC-3) soll auf seiner nächsten Sitzung vom 13. bis 19. November 2023 in Kenia über einen ersten Entwurf verhandeln. Im Vorfeld berichten Tages-, Wochen- und Fachmedien über Stellungnahmen von Umweltverbänden sowie der Chemie- und der Kunststoffindustrie. So warnten etwa der Verband der Chemischen Industrie (VCI) und Plastics Europe Deutschland (PED) eindringlich davor, den Fokus des Abkommens zu sehr auf die Reduktion von Kunststoff zu legen und dabei das wichtigste Ziel aus dem Blick zu verlieren: die Kreislaufwirtschaft.

Kritisch sähen die Verbände vor allem Vorstöße zu einer pauschalen Beschränkung der globalen Kunststoffproduktion, berichtet die K-Zeitung. Kunststoffprodukte seien in vielen Bereichen unverzichtbar für Nachhaltigkeit und Klimaschutz wie etwa in Windkraft- und Solaranlagen. Entscheidend sei vielmehr, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um Kunststoffe aus nicht-fossilen Rohstoffen herzustellen und sie am Ende ihrer Nutzung konsequent im Kreis zu führen, wird Wolfgang Große Entrup, Hauptgeschäftsführer des VCI, zitiert. Dazu brauche es aus Sicht der Verbände eine Förderung der gesamten Bandbreite an Recyclingtechnologien und einen Wandel zur globalen Kreislaufwirtschaft, wofür der weltweite Ausbau von Abfallverwertungssystemen die Grundvoraussetzung sei. Das wiederum erfordere massive Investitionsanreize. Ambitionierte Quoten für den Rezyklateinsatz, verbindliche Vorgaben für reparierbare, wiederverwertbare und recycelbare Produkte sowie Maßnahmen zur finanziellen Beteiligung von Herstellern an der Abfallentsorgung seien geeignete Mittel, um die Umweltverschmutzung durch unsachgemäß entsorgte Kunststoffabfälle einzudämmen. Abfälle müssten weitestgehend vermieden werden, doch Kunststoffe in Produkten durch andere Materialien zu ersetzen, führe oft zu nachteiligen Umwelteffekten, so der VCI und PED.

Umweltgruppen wie die NGOs OceanCare und Environmental Investigation Agency (EIR) drängten dagegen auf eine Reduzierung der Herstellung und des Verbrauchs von Kunststoffen, ist etwa in der Süddeutschen Zeitung zu lesen. Schwerpunkt der Verhandlungen über das Plastikabkommen müsse aus Sicht der Umweltaktivisten sein, Plastikverschmutzung grundsätzlich zu vermeiden und lokale Lösungen zu unterstützen. Darüber hinaus warnten Ocean Care und EIR unter Berufung auf die Ergebnisse einer Studie vor den Folgen von Clean-Up Projekten, bei denen Kunststoffabfälle aus den Weltmeeren entfernt werden. Die Reinigungstechnologien könnten teuer sein und unbeabsichtigte Konsequenzen für die Umwelt haben. Die Autorinnen und Autoren des Berichts, für den Studien und Recherchen über den Einsatz von Aufräumtechnologien ausgewertet worden seien, hätten daher gefordert, diese nur in Fällen von stark verschmutzten Ökosystemen in Betracht zu ziehen. Maßnahmen zur Sanierung der Umwelt müssten darüber hinaus laut des Berichts mit Kunststoff-Reduktionszielen sowie globalen Designkriterien zur Förderung eines sicheren und nachhaltigen Designs von Kunststoffprodukten gekoppelt werden.

Einen entschiedeneren Kampf gegen die Plastikverschmutzung habe Bundesumweltministerin Lemke zuletzt beim 7. deutsch-chinesischen Umweltforum in Taicang von China – einem der größten Kunststoffproduzenten der Welt – gefordert und hoffe auf Unterstützung ihres chinesischen Amtskollegen Huang Runqiu für das globale Plastikabkommen, berichtet der Fachdienst Euwid. Auch Lemke halte vor allem eine Begrenzung der globalen Kunststoffproduktion für notwendig. Die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und China zur Förderung der Kreislaufwirtschaft sei ein weiteres Ziel des Treffens in China gewesen.

Quellen:

  • FAZ, Süddeutsche, Merkur, RND, K-Zeitung (6.11.2023)
  • Euwid Recycling und Entsorgung 45/2023, euwid-recycling.de, plastverarbeiter.de (7.11.2023)
EU-Verpackungsverordnung: Kritik und Lob für die Position des Umweltausschusses

Für die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen gebe der aktuelle Entwurf der EU-Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfall (PPWR) vor allem Grund zur Sorge hinsichtlich eines drohenden Rezyklatmangels sowie Kunststoff diskriminierender Regelungen, ist im Newsroom Kunststoffverpackungen zu lesen. Lob, aber auch Kritik an der Position des Umweltausschusses komme vom BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft sowie dem Dachverband der europäischen Recyclingwirtschaft EuRic, berichtet Euwid.

Als ein zentrales Element sehe der Entwurf der Verpackungsverordnung laut einer Stellungnahme der IK im Newsroom Kunststoffverpackungen verbindliche Ziele zum Einsatz von Post-Consumer-Rezyklaten (PCR) vor. Zwar begrüße die IK die Maßnahme zur Förderung von Investitionen in das Recycling, warne jedoch mit Nachdruck vor den Risiken eines Rezyklatmangels. Der Vorschlag des Umweltausschusses enthalte darüber hinaus Wiederverwendungsquoten sowie Verbote nur für Verpackungen aus Kunststoff, so dass diese gegenüber Verpackungen aus anderen Materialien ohne Grund benachteiligt würden. Die IK warne – wie bereits auch Umweltverbände warnten – vor negativen Folgen des Ausweichens auf andere Materialien. Besorgnis errege auch der Vorschlag, ein Reduktionsziel für Kunststoffe in Höhe von minus 10 Prozent bis 2030 und minus 20 Prozent bis 2040 einzuführen. Diese Maßnahme sehe die IK unter Verweis auf eine Untersuchung der GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung im klaren Widerspruch zum Ziel, das Verpackungsaufkommen insgesamt zu reduzieren. Unklarheiten und fehlende Folgenabschätzungen hinsichtlich der Regelungen für Industrieverpackungen aus Kunststoff sowie die Verlagerung der Definition des Design-for-Recycling auf delegierte Rechtsakte sorgten zudem für investitionshemmende Unsicherheiten. Angesichts der geplanten Regelungen bleibe nicht nur in der Verpackungsindustrie kein Stein mehr auf dem anderen, konstatiere die IK. Verschiedensten Sektoren der Industrie, des produzierenden Gewerbes und der Landwirtschaft sei klar, wie grundlegend der Verordnungsentwurf die gesamte Wirtschaft betreffe. In einem kritischen Überblick über geplante sowie verabschiedete Gesetze auf globaler und europäischer Ebene sowie in Deutschland sehe die IK die Verpackungsindustrie insgesamt von einer „Welle der Verpackungsregulierung“ betroffen, berichtet das Fachmagazin Kunststoffe. Ungeachtet aller aktuellen Schwierigkeiten der Industrie unter anderem aufgrund hoher Energiekosten und des Fachkräftemangels laufe diese Welle weiter, erfasse mittlerweile sämtliche Ebenen staatlichen Handelns und betreffe Gesetze und Gesetzesvorhaben wie etwa das globale Abkommen gegen Plastikmüll, die EU-Verpackungsverordnung als Teil des Europäischen Green Deals, die laufende Novellierung des deutschen Verpackungsgesetzes, die rechtliche Zulassung kommunaler Steuern auf Einweg-To-Go-Verpackungen sowie das beschlossene Einwegkunststofffonds-Gesetz (EWKFondsG).

Der BDE habe dagegen den Bericht des EU-Umweltausschusses zur Verpackungsverordnung als sachgerechte und pragmatische Positionierung der Ausschussmitglieder bezeichnet, berichtet Euwid. Der Verband begrüße insbesondere die Priorisierung des mechanischen Recyclings sowie, dass sich der Umweltausschuss gegen ein ausdrückliches Erstzugriffsrecht der Verpackungshersteller auf Rezyklate ausgesprochen habe. Kritisch sehe der Verband jedoch die vom Umweltausschuss aufgenommene Forderung nach einem „sicheren und gleichberechtigten Zugang“ zu Rezyklaten sowie die aus Sicht des Verbandes fehlende Zulassung der Verwendung gut recyclebarer Einwegverpackungen, die sich auf Grundlage einer Lebenszyklusanalyse als die ökologisch bessere Option erweisen. EuRic, der Dachverband der Europäischen Recyclingwirtschaft, hoffe dagegen, dass einige der Änderungen in der Plenarsitzung wieder rückgängig gemacht werden, ist bei Euwid an anderer Stelle zu lesen. Zwar sehe EuRic einige positive Änderungen an der geplanten EU-Verordnung, erkenne jedoch insgesamt eine widersprüchliche Position, die die Zirkularität von Verpackungsabfall und die europäische Recyclingindustrie gefährde, zitiert Euwid aus einer Stellungnahme des Verbands. Zu den Bestimmungen, die der Verband als besonders besorgniserregend werte, zähle der Vorrang bestimmter Hersteller beim Zugang zu Recyclingmaterial, der den Wettbewerb strangulieren und Innovation behindern und dabei gleichzeitig gegen EU-Recht verstoßen würde.

Quellen:

  • kunststoffe.de (3.11.2023)
  • recyclingmagazin.de (6.11.2023)
  • newsroom.kunststoffverpackungen.de, mehrere Beiträge in Euwid Recycling und Entsorgung 45/2023 (7.11.2023)

 

27.10.2023 - 02.11.2023

Plastics Europe präsentiert Roadmap zu einer defossilisierten Kreislaufwirtschaft

Tages-, Wochen- und Fachmedien berichten über eine „Plastics Transition Roadmap“ des Verbands der europäischen Kunststoffhersteller Plastics Europe, in der aufgezeigt werde, mit welchen Maßnahmen die Kunststoffindustrie bis 2050 in eine klimaneutrale Kreislaufwirtschaft überführt werden könne. Der Verband fordere zur Defossilisierung der Kunststoffindustrie geeignete Rahmenbedingungen wie etwa die Anerkennung des chemischen Recyclings sowie finanzielle Unterstützung, schreibt unter anderen die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ).

Europas Kunststoffhersteller planen, den Anteil an fossilen Rohstoffen bei der Kunststoffproduktion bis ins Jahr 2050 auf 35 Prozent zu reduzieren, berichtet die FAZ. Das Gros der Kunststoffe könne laut der Roadmap von Plastics Europe dann mit zirkulären Rohstoffen aus dem Recycling oder Biomasse erzeugt werden. Die zusätzlich notwendigen Investitionen und Kosten für das Großprojekt beliefen sich laut Plastics Europe bis dahin europaweit auf 235 Milliarden Euro. Der Verband sei sich der Größe und Komplexität dieses Vorhabens sehr bewusst, heiße es. Es umfasse ganze Lieferketten, tausende Unternehmen und Produkte. Plastics Europe und die mit der Studie beauftragte Beratungsgesellschaft Deloitte hielten es für eine erfolgreiche Transformation für nötig, sämtliche Hebel entlang der Wertschöpfungskette in Bewegung zu setzen. Dies umfasse Mehrweg zu fördern, Einweganwendungen zu reduzieren sowie die Produkte im Voraus kreislauffähig zu planen und zu gestalten. Zudem müsse in mechanisches und chemisches Recycling investiert werden. Das chemische Recycling sei auf dem Weg hin zur einer höheren Wiederverwertungsquote von besonderer Bedeutung, betonten die Verfasser der Roadmap und forderten dazu geeignete gesetzliche Regelungen, schreibt die FAZ weiter. Die Verfahren des umstrittenen chemischen Recyclings befänden sich noch in der Pilotphase und würden zum Beispiel von Umweltverbänden etwa aufgrund des vergleichsweise hohen Energieverbrauchs kritisiert. Beim Fachdienstes Euwid ist zu lesen, der von Plastics Europe vorgelegte Plan zur Neugestaltung des europäischen Kunststoffsektors sei eine Einladung an politische Entscheidungsträger und Mitglieder der Wertschöpfungskette, zusammenzuarbeiten und schneller voranzukommen. Die nächsten zwei bis vier Jahre seien entscheidend dafür, wie die Kunststoffindustrie im Jahr 2050 aussehen werde, wird Virginia Janssens, Geschäftsführerin von Plastics Europe zitiert. Kurzfristig (2026 - 2027) empfehle die Roadmap abgesehen von der Umstellung auf zirkuläre Praktiken wie Recycling und biomassebasierte Produktion – auch die Kohlenstoffabscheidung sowie Investitionen in eine gemeinsame Infrastruktur für Wasserstoff, erneuerbare Energien und Carbon Capture Storage (CCS), berichtet Euwid. Zu den Maßnahmen, die mittelfristig (2028 - 2030) empfohlen würden, gehöre die groß angelegte Inbetriebnahme des chemischen Recyclings durch Investitionen in Kapazitäten und Partnerschaften mit Technologieanbietern. Würden die vorgeschlagenen Maßnahmen von der Bundesregierung und der Europäischen Kommission unterstützt, könnten die europäischen Kunststoffhersteller den Anteil von zirkulären Rohstoffen in der Kunststoffproduktion bis 2030 auf 25 Prozent erhöhen und bis 2050 auf 65 Prozent steigern, wird Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer von Plastics Europe Deutschland, in einem Bericht der K-Zeitung zitiert. Alexander Kronimus, Geschäftsführer Klima- und Kreislaufwirtschaft bei Plastics Europe Deutschland, habe ausgeführt, dass auch verbindliche Quoten für den Rezyklateinsatz sowie ein EU-weites Deponierungsverbot und eine Ausdehnung der erweiterten Herstellerverantwortung zu den Maßnahmen zählten, mit denen die Bundesregierung und die Europäische Kommission die Transformation unterstützen könnten.

Quellen:

  • K-Zeitung, recyclingmagazin.de, packaging-journal.de (27.10.2023)
  • FAZ, kunststoffe.de (30.10.2023)
  • Plasticker, Euwid Recycling und Entsorgung 44/2023, (31.10.2023)
„Digital zum Kreislauf“

Das Recyclingmagazin berichtet in seiner aktuellen Ausgabe über einen Report im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung und der NGO Cradle-to-Cradle, der die Bedeutung der Digitalisierung für eine zirkuläre Wertschöpfung anhand von möglichen Auswirkungen für die vier Sektoren Gebäude, Automobil, Elektro- und Elektronik sowie Textilien beleuchte. Im Interview mit dem Plastverarbeiter erläutert Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer von Plastics Europe Deutschland, welche Rolle die Digitalisierung in der Kunststofferzeugung bereits heute spielt.

Laut Bericht „Die digitale Circular Economy – Zirkuläre Daten-Governance für eine Ressourcennutzung von der Wiege zur Wiege“ erfordere die Kreislaufwirtschaft, die sich in den vergangenen Jahren als Leitparadigma für nachhaltiges Wirtschaften entwickelt habe, ein komplexes Management von Material- und Stoffströmen, ist im Recyclingmagazin zu lesen. Dafür könne die Digitalisierung die notwendigen Werkzeuge bereitstellen. Digitale Technologien könnten Wissenslücken überbrücken, Verbindungen zwischen verschiedenen Akteuren herstellen, das Verständnis zwischen Akteuren verbessern und so dazu beitragen, Wertschöpfungsprozesse insgesamt offener, transparenter und teilhabefördernder zu gestalten, zitiert das Recyclingmagazin aus dem Bericht. Produktdaten sollten nach Ansicht der Berichtsautoren künftig mit den Produkten in einem digitalen Produktpass zirkulieren und so als eine Art „ökologische Gebrauchsanweisung“ alle Beteiligten darüber informieren, welche Werte im Produkt stecken und wie diese am besten erhalten werden können. Dafür müssten jedoch institutionalisierte Praktiken und Entscheidungsstrukturen geschaffen werden. Zwischen den vier betrachteten Branchen Gebäude, Automobil, Elektro- und Elektronik sowie Textilien gebe es viele Gemeinsamkeiten. Durch den Einsatz digitaler Technologien könne in allen Sektoren eine nachhaltige Beschaffung und Produktgestaltung durch ökologische Transparenz entlang der Lieferkette, eine verbesserte Zweitverwertung von Produkten, eine längere Produktlebensdauer und höhere Recyclingquoten erreicht werden. Doch sei der Gesetzgeber gefragt, sektorspezifische Basisstandards einzuführen, in denen inhaltliche und technische Mindeststandards für die Erfassung und Weitergabe von Produktdaten vereinheitlicht werden, um so Nachteile durch Einzellösungen zu vermeiden. Der Bericht verweise dazu auf das europäische Projekt des digitalen Produktpasses, an dessen Ende eine umfassende Transparenzpflicht mit sektorspezifischen Mindeststandards stehen müsse. Darüber hinaus solle der digitale Produktpass als zentrales Dokument zum bürokratiearmen Nachweis aller Informationspflichten dienen.

Der Plastverarbeiter sprach mit Ingemar Bühler über die Digitalisierung als Ermöglicher und Treiber für die Transformation hin zu einer Kunststoffkreislaufwirtschaft. Zur Frage, wie weit die Digitalisierung bereits heute alle Schritte der Wertschöpfungskette in der Chemie- und Kunststoffindustrie verändert, erklärt Bühler, dass die Themen Transparenz und Nachverfolgbarkeit für alle Akteure von großer Bedeutung seien und digitale Produkt- sowie Materialpässe vom Einkauf der Materialien bis hin zur Wiedergewinnung der Rohstoffe eine entscheidende Rolle spielen. Gerade bei Rohstoff- und Recyclingfragen am Ende der Wertschöpfungskette kommt der Digitalisierung laut Bühler entscheidende Bedeutung zu. Die Herausforderungen sieht er bei der besseren und effizienteren Organisation von Abfallströmen. So würden Sammlung, Erkennung und Sortierung mit digitalen Technologien wie moderner Sensortechnik, Lasern, digitalen Abdrücken oder Kontrastverfahren optimiert. Gleichzeitig spielten digitale Handelsplätze eine sehr wichtige Rolle, um Rezyklate anzubieten und in den Markt zu bringen, so Bühler. Im Maschinenbau befassten sich die Innovationstreiber bereits seit langem mit der Digitalisierung. Heute gehe es dort um lernende Steuereinheiten und Algorithmen sowie die digitale Maschinensprache. Der Mehrwert für die Verarbeiter bestehe darin, dass sie Maschinen präziser kalibrieren und die Steuerung beispielsweise zur Fehlervermeidung etwa beim Spritzgießen einsetzen können. Sorgen, dass im Zuge der Digitalisierung die Kontrolle über Prozesse oder Arbeitsplätze verloren gehen könnten, teilt Bühler nicht. Digitalisierung ermögliche mehr und bessere Kontrolle und Beherrschbarkeit von Komplexität, stärke Innovations- und Leistungsfähigkeit der Branche und schone dabei zugleich Kapital, Ressourcen und die Umwelt. Dabei habe die Digitalisierung bislang in allen Branchen zu mehr Wertschöpfung und Arbeitsplätzen geführt.

Quellen:

  • Recyclingmagazin 10/2023
  • plastverarbeiter.de (31.10.2023)

13.10.2023 - 26.10.2023

Abstimmung über die PPWR im EP-Umweltausschuss

Berichte der Tages-, Wochen- und Fachmedien befassen sich mit der Abstimmung im Umweltausschuss des Europäischen Parlaments (ENVI) über die EU-Verpackungs- und Verpackungsabfallverordnung (PPWR), mit der die EU-Kommission die Umweltverschmutzung durch Verpackungsmaterialien reduzieren und eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft für Verpackungen fördern will. Mehrere Verbände der Verpackungs-, Kunststoff- und Recyclingindustrie sowie Umweltorganisationen hätten die Reformvorschläge – aus unterschiedlichen Gründen – kritisiert.
 

Der Umweltausschuss im Europaparlament habe sich nun für strengere Regeln für Verpackungen ausgesprochen, berichtet etwa die Süddeutsche Zeitung. Demnach solle der Kunststoffanteil in Verpackungen gemäß Entwurf, der noch im EU-Parlament und -rat abgestimmt werden müsse, künftig bis zu einem bestimmten Grad aus recyceltem Material bestehen. Der Verkauf von sehr leichten Kunststofftragetaschen solle verboten werden, sofern sie nicht aus hygienischen Gründen nötig seien. Außerdem solle mit den Regelungen Mehrweg gestärkt werden, etwa indem Verbraucherinnen und Verbraucher in Lokalen zukünftig ihre eigenen Behälter mitbringen könnten. Auch solle der Einsatz von per- und polyfluorierten Chemikalien (PFAS) in Lebensmittelverpackungen untersagt werden. Der zur Abstimmung vorgelegte Entwurf von Berichterstatterin Frédérique Ries sei mit 56 Ja-Stimmen bei 23 Nein-Stimmen und fünf Enthaltungen angenommen worden, berichtet der Fachdienst Euwid, der auf weitere Änderungen und Ergänzungen gegenüber dem ursprünglichen Verordnungsvorschlag der EU-Kommission eingeht wie etwa Regelungen für den Zugang zu Recyclingmaterial. Aus der Wirtschaft komme laut Medienberichten Kritik am Vorschlag der EU-Kommission und den nun abgestimmten Änderungsvorschlägen des ENVI, namentlich von der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen, dem Verband der Kunststoffhersteller Plastics Europe, der AGVU Arbeitsgemeinschaft Verpackung und Umwelt, der BDI-Initiative Circular Economy, PRE Plastics Recycler Europe, dem Dachverband der europäischen Recyclingindustrie EURIC und dem europäischen Verband der Abfallwirtschaft FEAD. Die Kritik von PRE, EURIC und FEAD richte sich insbesondere gegen die Einführung eines Vorkaufsrechts für PET-Rezyklat in der Gesetzgebung, schreibt die K-Zeitung. Nach Überzeugung der Verbände würde dies eine monopolistische Kontrolle über recycelte Polymere fördern und den Prinzipien der freien Marktwirtschaft zuwiderlaufen. Plastics Europe sehe in dem Votum des Umweltausschusses „eine verpasste Chance, die notwendigen Investitionen zu fördern“, berichtet Euwid. Die Entwicklung des Marktes für recycelte Kunststoffverpackungen in Europa werde damit untergraben. Die BDI-Initiative Circular Economy betrachte die geplante Einführung von gesetzlichen Vorgaben zum Mindestrezyklatgehalt bei der Herstellung neuer Produkte mit großer Skepsis, ist einem weiteren Bericht von Euwid zu entnehmen. Zweifel an der Umsetzbarkeit der geplanten Quoten vor allem im Bereich der Lebensmittelverpackungen habe auch die AGVU, wie Euwid an anderer Stelle schreibt. Um Folgen der voraussichtlichen Rezyklatlücke ab dem Jahr 2030, wenn die geplanten Rezyklateinsatzquoten greifen sollen, abzumildern, fordere die IK, ein Gutschriftensystem einzuführen, ist einem Bericht in neue-verpackung.de zu entnehmen. Die IK habe vor der Abstimmung im Umweltausschuss gewarnt, dass die geplanten Sonderregelungen für Verpackungen aus Kunststoff ein „ökologischer Irrweg“ seien. Die IK kritisiere insbesondere, dass das geplante Sonder-Reduktionsziel nur für Kunststoffverpackungen zu einem Ausweichen auf andere Materialien führen werde, und verweise dazu auf eine aktuelle Studie der GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung. Derzufolge erhöhe eine Reduktion von Kunststoffverpackungen um 10 Prozent bis 2030 – sofern sie durch andere Materialien ersetzt werden – die Menge an Haushaltsverpackungen um etwa 10 bis 20 Prozent und die Treibhausgasemissionen um 10 bis 14 Prozent. Dass es nicht zu ökologischen Fehllenkungen durch ein Ausweichverhalten weg von reglementierten Kunststoffeinwegverpackungen hin zu nicht reglementierten Einwegverpackungen aus anderen, für die Umwelt nachteiligen Materialien kommen dürfe, mahne auch die CDU/CSU-Fraktion im deutschen Bundestag laut einem aktuellen Antrag an. Darin werde laut einem weiteren Bericht von Euwid die Verpackungspolitik der Ampelkoalition kritisiert. Mit Blick auf die PPWR sei aus Sicht der CDU/CSU für die Verhandlungen im Rat „eine einheitliche, konsistente, technologieoffene und auf die Planbarkeit für die Wirtschaft ausgerichtete Haltung der Bundesregierung von entscheidender Bedeutung“. In ihrem Antrag habe die Union darüber hinaus auch kritisiert, dass die zwischen den Ampel-Parteien vereinbarte Förderung des chemischen Recyclings im Verpackungsgesetz weiter auf sich warten lasse.
 
Die ENVI-Mitglieder befassten sich laut einer Meldung des Ausschusses bei ihrem Treffen am 24. Oktober 2023 auch mit einer der PPWR übergeordneten Rahmenrichtlinie: dem Entwurf eines Berichts zur Überarbeitung der Abfallrahmenrichtlinie (WRRL) mit Schwerpunkt auf den Sektoren Lebensmittel und Textilien. Der Berichtsentwurf schlage unter anderem Änderungen an den neuen Bestimmungen über Lebensmittel- und Textilabfälle vor und betone die Notwendigkeit, die Verschwendung von Lebensmitteln zu bekämpfen, wozu laut der Meldung ein neues Konzept eingeführt werden solle.
 
Quellen:

  • k-zeitung (23.10.2023)
  • tagesschau.de, sueddeutsche.de, spiegel.de, euwid-recycling.de, mehrere Berichte in Euwid Recycling und Entsorgung 43/2023, neue-verpackung.de (24.10.2023)
  • europarl.europa.eu (25.10.2023)

 

Mikroplastik: EU-Kommission legt Entwurf für Verordnung gegen Pelletverluste vor

Die EU-Kommission will laut Medienberichten mit einer Verordnung strengere Regeln für den Umgang mit Kunststoffgranulat einführen. Damit solle verhindert werden, dass Mensch und Umwelt Schaden durch Mikroplastik entstehe. Durch die vorgeschlagenen neuen Vorgaben könne die Freisetzung um bis zu 74 Prozent reduziert werden, so die Kommission.
 

Kunststoffpellets, das Rohmaterial für die Herstellung aller Kunststoffe, sei laut Kommission meistens Mikroplastik von bis zu fünf Millimetern Größe, das etwa durch teilweise Verluste beim Transport in die Umwelt gelange, ist in einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zu lesen. Derzeit landeten nach Angaben der Kommission jährlich zwischen 52.000 und 184.000 Tonnen Kunststoffpellets wegen falscher Handhabung in die Umwelt, berichtet auch der Spiegel. Dagegen wolle die EU-Kommission nun strenger vorgehen – und dazu Hersteller in die Pflicht nehmen. Mit dem Gesetz gehe die EU ein schwerwiegendes Problem für Umwelt und Gesundheit an, wird der EU-Beauftragte für das Klimaschutzpaket Green Deal, Maroš Šefčovič, im Spiegel zitiert. Laut Verordnungsentwurf müssten Hersteller künftig sicherstellen, dass kein Kunststoffgranulat aus der Produktion in die Umwelt gelangt und ihre Vorsichtsmaßnahmen entsprechend ausweiten. So müssten sie dann Risikogutachten erstellen und darin Maßnahmen aufführen und umsetzen, wie sich Einträge von Pellets in die Umwelt vermeiden lassen. Andernfalls würden die Unternehmen für die Aufräumarbeiten zuständig sein, schreibt der Spiegel. Große Konzerne müssten ihre Maßnahmen zur Vermeidung von Pelletverlusten dem Vorschlag zufolge von unabhängigen Zertifizierern bestätigen lassen, bei kleinen Unternehmen solle eine Selbstauskunft reichen. Die Verordnung stelle an Kleinst- und Kleinunternehmen geringere Anforderungen, da in der Pelletlieferkette ein großer Anteil von KMU vertreten sei, schreibt Euwid. In den Geltungsbereich des Vorschlags fielen laut Kommission alle Anlagen, die mehr als fünf Tonnen Kunststoffpellets pro Jahr befördern, sowie Speditionen, die Pellets transportieren. Alle mit Pellets verbundenen Vorgänge wie Produktion, Masterbatchierung und Compoundierung, Umwandlung, Abfallmanagement einschließlich Recycling, Vertrieb, Umpacken, Transport, Lagerung und Reinigung seien in den Verordnungsvorschlag einbezogen. Zu der geplanten Verordnung müssten das EU-Parlament und die EU-Staaten allerdings erst noch einen Kompromiss aushandeln.
 
Quellen:

  • sueddeutsche.de, zeit.de (16.10.2023)
  • spiegel.de, wiwo.de (17.10.2023)
  • Euwid Recycling und Entsorgung 43/2023 (24.10.2023)

 

06.10.2023 - 12.10.2023

Änderungsvorschlag zur PPWR: Gutschriftensystem für Rezyklateinsatzquoten

Der Fachdienst Euwid berichtet in seiner aktuellen Ausgabe über Verzögerungen bei der EU-Verpackungsverordnung (PPWR) aufgrund zahlreicher Änderungsvorschläge, die noch zu bearbeiten seien. Einer davon betreffe die geplanten Einsatzquoten für Kunststoffrezyklate, für die von der Wirtschaft ein Gutschriftensystem vorgeschlagen werde. Wie sich Verpackungshersteller, Kunststoff- und Recyclingindustrie ein solches System vorstellen, geht aus einer gemeinsamen Stellungnahme von Verbänden hervor, die im Newsroom der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen veröffentlicht ist.
 

Im Europäischen Parlament werde die EU-Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle (PPWR - Packaging and Packaging Waste Regulation) weiter beraten, schreibt Euwid. Die Abstimmung im Umweltausschuss des EU-Parlaments über die EU-Verordnung sei von September auf die vierte Oktoberwoche verschoben worden, da die Berichterstatterin Frédérique Ries und die Schattenberichterstatter der Fraktionen im Ausschuss wohl noch die Zeit bräuchten, die mehr als 2.000 Änderungsanträge zu Kompromissen zusammenzufassen. Zu den zuletzt vorgeschlagenen Änderungen gehöre die Möglichkeit für Hersteller von Kunststoffverpackungen, die Vorgaben für den Mindestgehalt an Recyclingmaterial durch den Ankauf von „Credits“ zu erfüllen, berichtet Euwid unter Berufung auf Informationen des französischen Nachrichtendiensts Contexte. Verpackungshersteller würden nach diesem Modell von Herstellern, die in ihren Produkten aus dem gleichen Polymer einen höheren Rezyklatgehalt als gefordert hätten, Gutschriften für diese überschüssigen Anteile erwerben und auf ihre eigenen Produkte anrechnen können. Alternativ sollten die Verpflichtungen über den Einsatz biobasierter Kunststoffe erfüllt werden können, ist in Euwid weiter zu lesen. Für eine solche Gutschriftenlösung plädiere die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen gemeinsam mit dem Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI), der International Confederation of Plastics Packaging Manufacturers (ICPP), dem Wuppertal Institut, der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, dem Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie (GKV), dem Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse), dem französischen Kunststoffverband Elipso, dem Fachverband der europäischen Kunststoffverarbeiter EuPC und dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA), ist im Newsroom Kunststoffverpackungen zu lesen. Ein Gutschriftensystem, bei dem Hersteller Gutschriften erhalten, wenn sie mehr als die gesetzlich vorgeschriebenen Post-Consumer-Rezyklate (PCR) in ihren Produkten einsetzen, könne die Rezyklateinsatzquote auf dem Gesamtmarkt sicherstellen, so die Verbände. Recyclingfähigkeit als Marktvoraussetzung sei ein guter Ansatz und ein wichtiges Signal seitens der Politik für mehr Investitionen in die Kreislaufwirtschaft, doch seien in der Praxis noch nicht die nötigen Voraussetzungen gegeben. Auch gebe es nicht genug PCR in hoher Qualität, um die Nachfrage am Markt zu decken, weisen sie weiter darauf hin. Dies betreffe insbesondere Lebensmittelverpackungen und andere kontaktsensitive Anwendungen, denen ab 2030 bei Einführung der Rezyklateinsatzquoten ein Vermarktungsverbot drohe. Ein flexiblerer Einsatz von Rezyklaten sei daher dringend geboten. Die Gutschriftenlösung werde zum Schutz der Lieferketten und zur wirtschaftlicheren Nutzung von Rezyklaten führen, das Risiko von Vermarktungsverboten für bestimmte Verpackungen reduzieren, aber auch den Energiebedarf sowie die Kosten der Transformation senken. Zudem steigere die Gutschriftenlösung die Recyclingfähigkeit von Verpackungen, da Gutschriften vor allem für Polymerarten zu erwarten seien, die in größeren Mengen recycelt und am Markt stark nachgefragt sind, so die Verbände laut Newsroom Kunststoffverpackungen.
 
Quellen:

  • newsroom.kunststoffverpackungen.de (6.10.2023)
  • Euwid Recycling und Entsorgung 41/2023 (10.10.2023)

 

EU-Chemikalienverordnung auf unbestimmte Zeit verschoben

Die EU-Kommission hat laut einem Bericht von Euractiv die Überarbeitung der REACH-Verordnung zur Chemikaliensicherheit auf unbestimmte Zeit verschoben. Das Parlament habe keine Information dazu erhalten, wann der Vorschlag, wenn überhaupt, vorgelegt werden solle. Laut einer Einschätzung des Fachmagazins Kunststoffe zu den Ergebnissen des Chemiegipfels Ende September im deutschen Kanzleramt habe die Politik hierzulande beim geplanten PFAS-Totalverbot eingelenkt und wolle in Brüssel für eine risikobasierte Beschränkung bei per- und polyfluorierten Stoffen werben.
 

Die REACH-Überarbeitung im Rahmen der EU-Chemikalienstrategie, die auf eine giftfreie Umwelt abziele, sei auf Ende 2023 verschoben worden. Hintergrund seien zunehmende Schwierigkeiten der Branche sowie die Ankündigung des deutschen Chemiekonzerns BASF, seine Aktivitäten in Europa aufgrund steigender Energiekosten und der Besorgnis über die Umweltvorschriften dauerhaft zurückzufahren, berichtet das europäische Mediennetzwerk Euractiv. Aus Sicht konservativer Abgeordneter im Europäischen Parlament sei die Überprüfung damit endgültig auf Eis gelegt worden. Die Europäische Kommission habe dies auf Anfrage von Euractiv jedoch nicht bestätigt, und der nun für die Überwachung der EU-Umweltpolitik zuständige neue EU-Kommissionsvize Maroš Šefčovič habe erklärt, dass die „Vorbereitungen“ zu dem Vorschlag fortgesetzt würden. Die Kommission prüfe sorgfältig alle Aspekte der Überarbeitung und werde ihren Entwurf vorlegen, „wenn er fertig ist“, wird Šefčovič bei Euractiv zitiert. Der EVP-Abgeordnete Peter Liese begrüße die Verschiebung der REACH-Revision. Für ihn sei fast klar, dass es in diesem Jahr keine Revision geben werde und wohl auch nicht vor dem Ende der Amtszeit der Kommission. Die EU müsse dem Klima Vorrang einräumen, und einige Chemikalien seien wichtig für den Übergang, wird Liese zitiert.
 
Die EU-Chemikalienpolitik und das aktuelle Beschränkungsverfahren zu PFAS waren auch Thema beim Chemiegipfel der deutschen Bundesregierung mit Vertretern der Länder, Wirtschaft und Gewerkschaften. Kunststoffe bringt dazu eine Einschätzung der Ergebnisse. In einer Pressemitteilung des Kanzleramts zum Gipfel habe sich die Bundesregierung gegen die pauschale „One fits all“-Verbotspolitik der Europäischen Chemikalienbehörde (ECHA) ausgesprochen. Herauslesen lasse sich laut Kunststoffe, dass diese nach Ansicht der Bundesregierung angemessen und verhältnismäßig zu erfolgen habe und bestehende Forschung an Alternativen zu riskanten Stoffen weiter forciert werden solle. Pauschale, undifferenzierte Verbote ganzer Stoffklassen seien nicht vom bestehenden europäischen Rechtsrahmen gedeckt und nach dem aktuellen Vorschlag der deutschen und weiterer Fachbehörden auch nicht vorgesehen, zitiert Kunststoffe aus der Mitteilung. Ein Totalverbot von PFAS sei insofern nicht geplant und würde von der Bundesregierung auch nicht unterstützt, heiße es darin weiter. Dabei solle es nach Auffassung der Bundesregierung dauerhaft bleiben, insbesondere im Rahmen der Diskussionen um die europäische Chemikalienstrategie und REACH.
 
Der pro-K Industrieverband der Hersteller von Halbzeugen und Konsumprodukten aus Kunststoff begrüße diese Ankündigung der Bundesregierung, ist in dem Beitrag von Kunststoffe weiter zu lesen. Von den geplanten Regulierungen und dem aktuellen Beschränkungsverfahren der ECHA zu PFAS seien mit Fluorkunststoffen auch Polymers of low concern (PLC) betroffen, die als sicher und unbedenklich gälten – und zudem für die Energiewende oder den Bau sicherer und prozessoptimierter Industrieanlagen gebraucht würden, so der Verband. Ein Verbot hätte nach Ansicht des pro-K weitreichende Folgen für den Industriestandort Deutschland und die Nachhaltigkeitsziele der Bundesregierung, etwa weil sich die Abhängigkeit von anderen Ländern weiter erhöhen würde.
 
Quellen:

  • euractiv.de (9.10.2023)
  • kunststoffe.de (11.10.2023)

 

29.09.10.2023 - 05.10.2023

Kreislaufwirtschaft: „Es geht voran“

Die designierte Präsidentin des BDE-Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft, Anja Siegesmund, die im Juni 2024 die Nachfolge von Präsident Peter Kurth antreten wird, und der noch amtierende BDE-Präsident sprechen im Interview mit der WELT über die Kreislaufwirtschaft und das Recycling. Im Podcast „Kunststoff DIALOG“ der Zeitschrift Kunststoffe und des Kunststoff-Zentrums SKZ erklärt Bettina Dempewolf, die neue Kommunikationschefin des Kunststofferzeugerverbands Plastics Europe Deutschland (PED), warum das vor Kurzem gemeinsam mit dem BDE und dem Verband der chemischen Industrie (VCI) vorgelegte Leitbild zur Kreislaufwirtschaft ein großer Fortschritt ist.
 

BDE-Präsident Peter Kurth verweist im Interview mit der WELT ebenfalls auf das gemeinsame Leitbild mit Positionen zur Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) von BDE, PED und VCI, in dem sich die Industrie sowohl zur Priorität des mechanischen Recyclings bekennt als auch für angemessene Rahmenbedingungen für das chemische Recycling von Kunststoffabfällen ausspricht. Zur Frage von der WELT, wie weit Deutschland beim Ziel einer zirkulären Wirtschaft ist, antwortet Kurth, dass die zwölf Prozent aktuell in Deutschland genutzten Recycling-Rohstoffe sich etwa im Baubereich schnell und einfach mindestens verdoppeln ließen, wenn die Politik zum Beispiel Abbruchreste künftig als Baumaterial und nicht wie bislang als Abfall deklarieren würde. Handlungsbedarf sieht Kurth auch bei Kunststoffen. Gut funktioniere das Recycling bei Verpackungen, insbesondere bei Einweg-Getränkeflaschen. Um mehr zu erreichen, braucht es aus seiner Sicht unter anderem Mindesteinsatzquoten für Recyclingmaterial und Vorgaben für das Design von Produkten. Eine Umweltwirtschaft, in der der Abfall des einen zum Rohstoff oder Nutzen des anderen wird, müsse politisch angestoßen werden und brauche kluge Regulatorik, so Kurth. Zur zukünftigen Verbandsausrichtung und Themensetzung des BDE erklärt Kurths Nachfolgerin Siegesmund, die langjährige grüne Umweltministerin des Landes Thüringen, im Interview mit der WELT, dass Deutschland seine Rohstoffsouveränität ausbauen, die grüne Transformation entschieden vorantreiben und unabhängiger von fossilen Importen werden müsse. Die Abfallwirtschaft von heute werde dabei die Rohstoffwirtschaft von morgen sein, wenn man es klug anstelle, so Siegesmund. Viele Unternehmen aus der Branche sind auf diesem Weg schon sehr viel weiter, als die Politik manchmal meint, sagt Siegesmund. Das wolle sie zeigen und herausstellen, dabei in der Verbandsarbeit an Bewährtes anknüpfen. Bei der Kreislaufwirtschaft sieht Siegesmund noch viel Luft nach oben. Sie werde sich dafür einsetzen, sowohl das Tempo zu erhöhen als auch eine breitere Beteiligung zu erreichen. Dass die grüne Transformation nicht alleine über die Energiepolitik erreicht werden kann, sondern auch einer ausgeprägten Kreislaufwirtschaft bedarf, scheine aber zunehmend anzukommen, so Siegesmund.
 
In der aktuellen Folge des Podcast „Kunststoff DIALOG“ betont die neue Kommunikationschefin von PED, Bettina Dempewolf, dass es mit dem gemeinsamen Leitbild von BDE, VCI und PED nun ein einheitliches Verständnis der Kreisläufe bei Kunststoffen gebe: Man müsse runter von den Abfallmengen, Material gezielter einsetzen, wo immer möglich reduzieren, der Abfallhierarchie besser folgen und Haltbarkeit, Reparierbarkeit sowie Recycling von Produkten von Anfang an mitdenken. Die gut etablierten mechanischen Recyclingverfahren müssten deutlich gestärkt und die chemischen Verfahren gesetzlich anerkannt werden. Die Industrie wolle so die Recyclinglücke schließen, Rohstoffe so gut wie möglich wiedergewinnen und im Kreislauf führen. Mit dem Leitbild sei es gelungen, die zwei Enden einer linearen Wertschöpfungskette zu verbinden. Zur Frage nach der aktuellen Diskussion um chemisches versus mechanisches Recycling sagt Dempewolf, dass chemische Verfahren bei stark vermischten, verschmutzen Abfallfraktionen ins Spiel kämen. Mit diesen könne man Rohstoffe wiedergewinnen, die heute noch in die Verbrennung und damit verloren gingen. Chemische Verfahren seien das fehlende Puzzlestück im Schließen der Kreisläufe von Kunststoffen, und mit der erzielten Einigung in dem Positionspapier als Basis für die NKWS sei ein wirklich „großes Ding“ gelungen. Nun gehe es an die harte politische Arbeit hinsichtlich der wichtigen Entscheidungen zur Anerkennung des chemischen Recyclings.
 
Quellen:

  • kunststoffe.de 28.9.2023
  • welt.de (2.10.2023)

 

Tiefseeenzym zersetzt PET

Tagesmedien berichten über einen wissenschaftlichen Durchbruch in der Erforschung von Enzymen, mit deren Hilfe Kunststoffe abgebaut werden könnten. Forscherinnen und Forscher der Universitäten Kiel, Hamburg und Düsseldorf fanden den Berichten zufolge mit Hilfe komplexer Analysemethoden in einer Datenbank mit Proben aus aller Welt ein Enzym, das aus Urzeitbakterien (Archaeen) in der Tiefsee vor Venezuela stamme. Dieses Enzym aus uralten Bakterien könne einen Kunststoff zersetzen, den es erst seit wenigen Jahrzehnten gibt.
 

Das Ziel der Forschung sei es, neue Enzyme zu finden, die am Ende industriell PET recyceln können, wird Dr. Pablo Perez-Garcia, Mikrobiologe an der Universität Hamburg und Erstautor der Studie, zitiert. Das neu entdeckte Enzym PET46 aus der Tiefsee vor Venezuela könne anders als die bisher bekannten Biokatalysatoren mit der Fähigkeit, Kunststoff abzubauen, warme Temperaturen aushalten und PET daher schneller aufspalten. Darüber hinaus könne das Enzym sowohl sehr langkettige PET-Moleküle, sogenannte Polymere, als auch kurzkettigere PET-Moleküle, sogenannte Oligomere, aufspalten. Die Eigenschaften von PET46 sollen nun noch verbessert werden, um PET noch effizienter abbauen zu können. Nach heutigem Forschungsstand werde allein PET in der Natur abgebaut, aber noch kein anderes Plastik, wird Professor Wolfgang Streit von der Universität Hamburg zitiert. Doch am Ende hätten die Forscher das Ziel, ein Enzym oder eine Kombination aus mehreren Enzymen zu finden, mit dessen Hilfe Mikroplastik im Meer abgebaut werden kann.
 
Quellen:

  • br.de (29.9.2023)
  • ndr.de, tagesschau.de (30.9.2023)

 

Folgen der Beschränkung von Mikroplastik: hohe Kosten für Sportvereine

Mehrere Berichte in Tagesmedien beschäftigen sich mit den finanziellen Folgen der EU-Beschränkung von bewusst zugesetztem Mikroplastik für deutsche Vereine, Städte und Gemeinden. Für den Umbau von Kunstrasenplätzen, auf denen Kunststoffgranulat als Füllmaterial eingesetzt wird, müsse hierzulande mit Mehrkosten von insgesamt einer Milliarde Euro gerechnet werden.
 

Es gehe der europäischen Chemikalienagentur ECHA und der EU nicht um ein Verbot von Kunstrasenplätzen, wird Rolf Haas, der stellvertretender Vorsitzende der Internationalen Vereinigung für Sport- und Freizeiteinrichtungen in Deutschland (IAKS) etwa in einem Bericht des Deutschlandfunks (DLF) zitiert. Die Verordnung bedeute nicht das Ende für die knapp 7.000 Kunstrasenplätze in Deutschland. Es gebe genügend Alternativen zum Kunststoffgranulat, wie etwa Kork oder auch gemahlene Olivenkerne oder Füllungen auf Maisbasis, ist in dem Bericht des DLF zu lesen. Bei neugebauten Anlagen habe man in den letzten Jahren schon auf Gummigranulate verzichtet, so Haas. Denn schon seit 2019 sei klar gewesen, dass sie von Seiten der EU verboten werden könnten. Auch der Deutsche Olympische Sportbund DOSB sei auf das Verbot vorbereitet, zitiert DLF den Pressesprecher des DOSB, Michael Schirp. Seit 2020 informiere die Arbeitsgruppe „Mikroplastik durch Sport in der Umwelt“ die Vereine und Verbände und gebe Handlungsempfehlungen. Der umweltgerechte Umbau der Kunstrasensportplätze in Deutschland werde indes teuer, schreibt unter anderem die Neue Westfälische Zeitung in einem Online-Bericht. Laut Bernd Düsterdiek vom Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) sei von Mehrkosten in Höhe von mindestens einer Milliarde Euro auszugehen. Düsterdiek fordere daher Finanzhilfen von Bund und Ländern für die Kommunen und auch die Vereine sowie eine Verlängerung der Übergangsfrist von acht auf zwölf Jahre.
 
Quellen:

  • nw.de (28.9.2023)
  • deutschlandfunk.de, taz.de (30.9.2023)
  • welt.de (2.10.2023)

 

22.09.2023 -28.09.2023

Chemiegipfel im Kanzleramt: Fortsetzung folgt

Die Hoffnung auf Entlastungen in der aktuellen Chemiekrise sind laut Medienberichten auf dem Gipfeltreffen von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit Vertretern von Wirtschaft und Gewerkschaften nicht erfüllt worden. Man habe sich zwar auf gemeinsame Ziele für den Abbau von Bürokratie und Regulierungen, zur Innovationsförderung und zur Fachkräftesicherung verständigt, eine Zusage für einen Brückenstrompreis habe es aber nicht gegeben, berichtet etwa die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Der Austausch zu den Rahmenbedingungen der chemischen Industrie solle aber fortgesetzt werden, der das Ziel eines Chemie-Pakts bis zum Ende des Jahres 2023 verfolge, ist Berichten der Tagesschau und der Süddeutschen Zeitung (SZ) zu entnehmen.
 

Markus Steilemann, Präsident des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), habe sich nach dem Treffen im Kanzleramt enttäuscht gezeigt, dass das für die Industrie dringlichste Thema, der Industriestrompreis, nicht adressiert worden sei, schreibt die FAZ. Steilemann dränge nun auf ein Paket zur Strompreissenkung noch im Oktober, in dem „der Spitzenausgleich erhalten, die Stromsteuer gesenkt und ein temporär begrenzter Brückenstrompreis eingeführt werden“, zitiert die FAZ den VCI-Präsidenten. Auch der Chef der Chemiegewerkschaft IGBCE, Michael Vassiliadis, NRWs Ministerpräsident Hendrick Wüst (CDU) und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hätten sich neben weiteren Regierungschefs der Länder für einen Brückenstrompreis ausgesprochen, ebenso wie die Grünen sowie die SPD-Fraktion, schreibt die Zeit. VCI-Präsident Steilemann habe gesagt, wenn es bezüglich des Brückenstrompreises keine kurzfristigen Lösungen gebe, müsse man sich über zukünftige Themen keine Gedanken mehr machen, heißt es in der Zeit weiter. Auch Dr. Ralf Düssel, Vorstandsvorsitzender des Verbands der deutschen Kunststoffhersteller Plastics Europe Deutschland, habe sich vom Gipfel enttäuscht gezeigt, berichtet Kunststoffe. Die Unternehmen der Branche kämpften akut um ihre Profitabilität und somit um das Geschäftsmodell Deutschland. Jeder Monat weiterer Verzögerung könne zu einer weiteren Abwanderung von Produktion führen, die so nicht mehr nach Deutschland zurückkehren werde. Deshalb brauche es jetzt einen zeitlich begrenzten Brückenstrompreis, zitiert Kunststoffe Düssel. Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer von Plastics Europe Deutschland, habe hervorgehoben, dass das Bundeskanzleramt erkannt habe, welche Stellschrauben für Investitionen und Standortsicherheit gedreht werden müssten. Nun brauche es konkrete Maßnahmen, so Bühler. Für den Brückenstrompreis habe sich Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck am Tag vor dem Gipfeltreffen im Kanzleramt erneut auf dem Klimakongress des BDI Bundesverbands der Deutschen Industrie stark gemacht, berichtet etwa die SZ an anderer Stelle. Dort habe auch BDI-Präsident Siegfried Russwurm in der Eröffnungsrede die Dringlichkeit des Themas betont. Russwurm sehe Standorte der energieintensiven Industrie „konkret“ in Gefahr und fordere international wettbewerbsfähige Energiekosten für die Unternehmen sowie eine rasche Absenkung von Stromsteuer und Netzentgelten.
 
Quellen:

  • sueddeutsche.de (26.9.2023)
  • tagesschau.de, ntv.de, sueddeutsche.de, zeit.de, mdr.de (27.9.2023)
  • FAZ, kunststoffe.de (28.9.2023)

 

Kreislaufwirtschaft und Umweltauswirkungen

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet über eine Kreislaufwirtschaftsstudie von Agora Industrie, wonach durch Kreislaufwirtschaft die Klimaziele schneller, günstiger und mit einem geringeren Energieverbrauch erreicht werden könnten. Deutlich geringere Umweltauswirkungen als bei Verwendung fossiler Rohstoffe wären laut einer Ökobilanzstudie der BASF, Südpack und Sphera mit dem Einsatz von Rohstoffen etwa aus dem chemischen Recycling oder aus nachwachsenden Quellen verbunden, ist einem Bericht des Fachmagazins Tightly Packed zu entnehmen. Die Bedeutung der Massebilanz erläutert Markus Klatte, Gründer und Geschäftsführer der Arcus-Greencycling Technologies, in einem Interview mit dem VDMA.
 

Laut einer Untersuchung der Berliner Organisation Agora Industrie vor dem Hintergrund der von der Bundesregierung aktuell vorbereiteten Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) könnte eine Kopplung der Kreislaufwirtschaft mit einer dekarbonisierten Primärproduktion von Gütern wie Stahl, Zement und Kunststoffen die kumulierten Treibhausgasemissionen bis 2045 um 25 Prozent reduzieren, schreibt die FAZ. Der Energieverbrauch nähme um 20 Prozent ab, und in den Transformationskosten ließen sich im Vergleich zur linearen Wirtschaft 45 Prozent einsparen, heiße es in der Studie mit dem Titel „Resilienter Klimaschutz durch eine zirkuläre Wirtschaft“. Laut Studie sei es möglich, schon bis 2030 die Emissionen bei der Herstellung und Nutzung von Stahl, Zement und Kunststoffen um 18 Millionen Tonnen im Jahr zu verringern. Bis 2045 wäre eine Steigerung auf 30 Millionen Tonnen möglich. Die Kreislaufwirtschaft sei für energieintensive Industrien eine zentrale Dekarbonisierungsstrategie, zitiert die FAZ den Direktor von Agora Industrie, Frank Peter. In den der Primärproduktion folgenden Stufen der Wertschöpfung und Nutzung schlummerten große Nachhaltigkeitspotenziale, da die meisten Techniken für die Kreislaufwirtschaft schon marktreif seien, so Peter. Ihr Einsatz erfordere aber den richtigen regulatorischen und ökonomischen Kontext. So bedürfe es etwa der Förderung von Schlüsseltechnologien und Kooperationen sowie verbindlicher Standards für kreislauffähige Produktdesigns.
 
Welche Umweltauswirkungen verschiedene Rohstoffalternativen haben, die fossile Ressourcen im Produktionsprozess ersetzen oder ergänzen, habe BASF zusammen mit Südpack und Sphera über einen zertifizierten Massenbilanzansatz am Beispiel einer Mozzarella-Verpackung in einer Ökobilanz errechnet, berichtet das Magazin der Messe Düsseldorf Tightly Packed. Untersucht worden seien das aus chemisch recycelten Rohstoffen hergestellte BASF-Polyamid Ultramid Ccycled sowie Ultramid BMBcert, das aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werde, jeweils in Kombination mit Polyethylen (PE). Daraus hergestellte flexible Mehrschichtverpackungen seien dann mit der gleichen Verpackung auf Basis fossiler Rohstoffe sowie zusätzlich mit einer starren Tray-Verpackung auf fossiler Rohstoffbasis verglichen worden. Laut BASF verdeutlichten die Ergebnisse, dass durch den Einsatz von flexiblen Mehrschichtverpackungen mit einem hohen Anteil an chemisch recycelten oder nachwachsenden Rohstoffen deutlich geringere Umweltauswirkungen erreicht werden könnten, insbesondere eine Reduzierung der CO2-Emissionen.
 
In einem Interview mit dem VDMA, das im Plastverarbeiter zu lesen ist, betont Markus Klatte, Gründer und Geschäftsführer der Arcus-Greencycling Technologies, die Bedeutung der Massebilanz für chemisches Recycling. Der Betreiber einer Demonstrationsanlage im Chemiepark Frankfurt Hoechst mit einer Jahreskapazität von 4.000 Tonnen, in der aus stark gemischten Kunststoffabfällen Pyrolyseöl gewonnen werde, halte die Massebilanz zur Berechnung des Anteils recycelter Mengen in Produkten für höchst wichtig. Niemand würde nach Ansicht von Klatte eine petrochemische Anlage nur für Pyrolyseöl bauen. Daher müsse man es ähnlich machen wie beim Strom, so dass die Nachfrage nach Produkten mit Recyclinganteil steige, meint Klatte. Wenn die Politik die Massebilanz für das chemische Recycling nicht anerkenne, werde es nicht nur schwieriger, in den Markt zu kommen. Es bedeute für die Kreislaufwirtschaft weltweit eine Kapitulation. Denn so werde der Kanal für den fossilen Öleinsatz weiter geöffnet, weil die globale Produktion von Kunststoffen weiter wachsen werde, so Klatte.
 
Quellen:

  • packreport.de (22.9.2023)
  • Tightly Packed 9/2023
  • FAZ (25.9.2023)

 

Geplantes PFAS-Verbot: „Fluorpolymere sind sicher“

Das betonen laut Berichten der Fachpresse die in der Initiative „Wir sind Kunststoff“ zusammengeschlossenen Verbände Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie (GKV), Plastics Europe Deutschland (PED) und der VDMA Fachverband Kunststoff- und Gummimaschinen. Dem schließe sich auch der pro-K Industrieverband für langlebige Kunststoffprodukte und Mehrwegsysteme an. Im Interview mit dem Deutschlandfunk zum Beginn der Weltchemikalienkonferenz vom 26. bis 29. September 2023 in Bonn räumt Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) ein, dass PFAS eine breite Gruppe umfassten und nicht alle gleich gefährlich seien.
 

Hinsichtlich der aktuell diskutierten EU-Regulierung eines allumfassenden PFAS-Verbots wünsche sich die Kunststoffindustrie von den Verantwortlichen mehr Augenmaß und vor allem, dass Fluorpolymere aus dem Verbotskatalog gestrichen werden, berichtet die K-Zeitung. Fluorpolymere würden in zahlreichen Produkten verwendet wie in Mikrochips, Dichtungen, Triebwerken, Maschinen, Autos, Batterien, medizinischen Geräten und Kühlsystemen. Der aktuell diskutierte Vorschlag der europäischen Chemikalienagentur ECHA differenziere weder zwischen den unterschiedlichen und einzeln zu regulierenden Substanzen noch zwischen den sehr weitreichenden und unterschiedlichen Anwendungen. Insbesondere Fluorpolymere, die eine Rolle in Industrieprozessen, bei der Energie-, Wärme- und der Mobilitätswende sowie für die Digitalisierung spielten, stellten den Angaben der Verbände zufolge kein Risiko für Konsumenten oder Umwelt dar.
 
Chemikalien fänden sich überall, sagt Bundesumweltministerin Steffi Lemke im Interview mit dem Deutschlandfunk. Verbraucher und Arbeiter müssten daher wissen, mit welchen Substanzen sie umgehen. Dafür brauche es Kennzeichnungen, eine weltweite Datenbank und Alternativen, die vom Ende her gedacht werden müssten, so Lemke. Sie erhoffe sich von der Konferenz einen klaren globalen Rahmen für den Umgang mit Chemikalien. Neben Pestiziden und anderen Produkten werde es in Bonn auch um PFAS gehen. Bei dieser mehr als 10.000 Stoffe umfassenden Gruppe solle genau identifiziert werden, welche unverzichtbaren Zwecke PFAS benötigten, wo sie gebraucht würden und wo sie durch Alternativen zu ersetzen seien, die ungefährlich seien oder weniger Risiken bergen. Auch da PFAS mittlerweile weltweit in der Umwelt zu finden seien, brauche es hier eine Klärung, was verantwortbar sei und was nicht.
 
Quellen:

  • Deutschlandfunk (25.9.2023)
  • K-Zeitung, plastverarbeiter.de (26.9.2023)

 

15.09.2023 - 21.09.2023

Ansätze zur Kreislaufwirtschaft

Viele Hersteller würden bisher noch nicht in Kreisläufen denken, sagt Axel Schweitzer, Eigner der Recyclingfirmen Interzero in Köln und Berlin sowie der Alba Group Asia in Singapur, im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (SZ). Das Recyclingmagazin berichtet in der aktuellen Ausgabe über ein Positionspapier der Ressourcenkommission am Umweltbundesamt (KRU) mit dem Titel „Chancen und Grenzen des Recyclings im Kontext der Circular Economy“, wonach vor allem bei der Erfolgskontrolle noch Handlungsbedarf bestehe.
 

Im Rahmen der Serie „Die Müllionäre“ hat die SZ den Inhaber des Umweltdienstleisters Interzero, Axel Schweitzer, unter anderem zur Aufspaltung des Berliner Alba Konzerns im Jahr 2022, den Zielen von Interzero und den Absatzschwierigkeiten bei Rezyklaten interviewt. Interzero sei in den Bereichen Kunststoffrecycling, duales System und Mehrwegsysteme tätig und arbeite vor allem daran, Produkten und Materialien ein zweites Leben zu geben, sagt Schweitzer. Im Fokus stünden kreislauffähige Produkte, die dabei helfen, knappe Ressourcen einzusparen und den Ausstoß an Treibhausgasen zu senken. Ziel sei eine Welt ohne Abfall. Schweitzer rufe alle Hersteller dazu auf, in Kreisläufen zu denken. Weltweit hätten viele immer noch überwiegend ein lineares Geschäftsmodell. So berate Interzero Firmen unter anderem mit dem Programm „Made for Recycling“, in dem zum Beispiel Verpackungen analysiert würden und geprüft werde, ob man diese einsparen oder zumindest so gestalten kann, dass sie einfacher zu recyceln sind. Schweitzer plädiere darüber hinaus für eine gesetzlich verankerte Rezyklateinsatzquote, wie sie die EU-Kommission vorgeschlagen habe. Er erlebe leider häufig, dass Verpackungshersteller entscheiden, billigere Neuware statt Rezyklate zu nehmen und das Thema Nachhaltigkeit auf später zu verschieben.
 
Recycling bzw. das Schließen von Stoffkreisläufen werde laut Bericht des Recyclingmagazins in dem Positionspapier der KRU als Kreislaufwirtschaft im engeren Sinne und als unverzichtbarer Teil einer weiter gefassten Circular Economy verstanden. Die sogenannte „‚Ent’sorgungswirtschaft“ werde darin als Teil der „‚ver‘sorgenden Rohstoffwirtschaft“ angesehen, indem „möglichst viele Rohstoffe für Produkte und Dienstleistungen bereitgestellt werden und somit der Bedarf an Primärrohstoffen reduziert werden kann“, zitiert das Fachmagazin aus dem Papier. Darin werde zur Bewertung des Beitrags von Recycling für Ressourcenschonung und Klimawende die klare Benennung des Betrachtungsrahmens gefordert und und der Fokus auf das Recycling von Produkten wie Elektrogeräte, Fahrzeuge und Batterien gelegt. Die Circular Economy umfasse laut Bericht im Wesentlichen vier Ziele: den globalen Klima- und Umweltschutz, die nationale Sicherung der Rohstoffversorgung, die Ressourcenschonung sowie die Einhaltung sozialer Standards in der Lieferkette. Diese Handlungsfelder könnten nach Ansicht der KRU nur durch Leitindikatoren einheitlich bewertet werden. Operative Indikatoren wie Recyclingquoten seien zwar wichtig, aber in der Zielhierarchie nachrangig. Erst eine Lebenszyklusperspektive ermögliche es, einzelne Strategien zu bewerten und Zielkonflikte aufzuzeigen, heiße es im Papier. Die KRU empfehle unter anderem, zusätzlich zu Recyclingquoten operative Indikatoren für prioritäre einzelne Stoffe festzulegen. Für notwendig halte die KRU auch die Einführung von Produktpässen, Tracking- und Tracingsystemen, Standardisierungen und Designvorgaben für Kreislauffähigkeit sowie bessere Rahmenbedingungen für zirkuläre Geschäftsmodelle.
 
Quellen:

  • Süddeutsche Zeitung (17.9.2023)
  • Recyclingmagazin 9/2023 (20.9.2023)

 

Grüne öffnen sich für Speicherung von Kohlendioxid

Tagesmedien berichten, dass sich die Parteispitze der Grünen laut ihrem Programmentwurf zur Europawahl 2024 für die lange umstrittene unterirdische Speicherung von Kohlendioxid, auch als „Carbon Capture and Storage“ (CCS) bezeichnet, öffnen wolle.
 

Um die Klimaziele zu erreichen, müsse man schnell raus aus Kohle, Öl und Gas und rein in erneuerbare Energien und Wasserstoff, zitiert etwa das Handelsblatt aus dem Programm der Grünen, das auf einem Parteitag im November beschlossen werden solle. In einigen wenigen Bereichen werde es aber auch in Zukunft Emissionen geben, die schwer oder nach heutigem Stand der Technologie gar nicht zu vermeiden seien, etwa in der Zementindustrie, heiße es. In diesen Bereichen wolle die Partei technologische Chancen nutzen und das Kohlendioxid direkt bei der Produktion abscheiden, speichern und gegebenenfalls nutzen, zitiert die Zeit aus dem Papier. Dazu solle nach Ansicht der Grünen ein europaweit einheitlicher Regelungsrahmen geschaffen werden. In Deutschland sei die Kohlendioxidspeicherung bisher auf Erprobungs- und Demonstrationszwecke beschränkt, schreibt die Zeit. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) habe sich aber bereits für eine Neuausrichtung ausgesprochen. Grünen Co-Vorsitzende Ricarda Lang habe zudem auf ein Gutachten des Weltklimarates verwiesen. Demzufolge sei man zu spät dran, um auf technologischen Fortschritt zu verzichten. Es sei sinnvoll, dass der Bundesvorstand eine Debatte zur CCS-Technik anstoße, wird die Grünen-Klimaexpertin und Bundestagsabgeordnete Lisa Badum zitiert. Das tue der grünen Seele zwar weh und bringe Ärger mit manchen Klimaschutz-Aktivisten, sei aber der richtige Weg, schreibt die taz. Denn er folge dem Grundsatz, den Grüne und die Klimabewegung gern als Slogan nutzten: „Listen to the Science!“. Und der größte Teil der Wissenschaft sage: Ohne CCS wird das nichts mit den Klimazielen. Allerdings müssten die Regeln wasserdicht sein, so die taz. CCS dürfe nicht den Ausstieg etwa aus dem Gas hinauszögern und den nötigen Ausbau der Erneuerbaren bremsen.
 
Quellen:

  • handelsblatt.com, zeit.de (14.9.2023)
  • taz.de (15.9.2023)

 

Zero-Waste-Europe: Bericht zum Textilienrecycling

Eine aktuelle Studie der NGO Zero Waste Europe (ZWE) zum Textilienrecycling komme laut einem Bericht des Recyclingmagazins zu dem Ergebnis, dass in Europa jährlich 26 Kilogramm Textilien pro Kopf verbraucht würden und elf Kilogramm Textilabfälle anfielen. Rund 60 Prozent der Textilproduktion basierten nach Angaben von ZWE auf Kunstfasern, davon 70 bis 90 Prozent auf dem Kunststoff Polyester.
 

Etwa die Hälfte der Textilienabfälle werde laut Bericht von ZWE für die Wiederverwendung und das Recycling gesammelt. Zu neuer Kleidung recycelt werde ein Prozent, etwa 87 Prozent werde verbrannt oder deponiert. Die Herstellung und der Gebrauch von Kleidung habe sehr negative Auswirkungen auf die Umwelt, betone der Bericht. So würden bei einem Business-as-usual-Szenario die Emissionen des Bekleidungssektors bis 2030 auf 1.588 Gigatonnen ansteigen. Ein wesentlicher Faktor für die Umweltauswirkungen des Textilsektors sei die Verwendung von Kunststoffen. Eine Reduzierung des Polyesterverbrauchs um ein Drittel in Kombination mit Recycling und der Verwendung von Rezyklaten könne die Treibhausgasemissionen des Sektors halbieren. Der Bericht schlage daher vor, das Abfallvermeidungsziel für Textilien in Kilogramm pro Kopf und Jahr auf 33 Prozent bis 2040 im Vergleich zu 2020 festzulegen. Die Textilstrategie der Europäischen Kommission spiegle den Aspekt der Abfallvermeidung bislang nur schwach wider, moniere ZWE.
 
Quellen:

  • Recyclingmagazin 9/2023 (20.9.2023)

 

08.09.2023 - 14.09.2023

Verfassungsbeschwerde gegen Tübingens Verpackungssteuer

Der Rechtsstreit um die Steuer auf Einwegverpackungen, die Tübingen 2022 eingeführt hat, ist laut Medienberichten nun vor dem Bundesverfassungsgericht angekommen. McDonald’s unterstütze die Klage einer Franchisenehmerin. Die Steuererhebung selbst sei davon nicht betroffen, berichtet etwa die Tagesschau. Tübingen werde kommende Woche an die betroffenen rund 440 Unternehmen entsprechende Formulare verschicken und die Steuer rückwirkend auch für das Jahr 2022 erheben.
 

Die Stadt am Neckar, die im Rechtsstreit um die umstrittene Steuer gegen eine McDonald’s-Franchisenehmerin vor dem Bundesverwaltungsgericht gewonnen hatte, zeige sich unbeeindruckt von der von dem Fastfood Konzern unterstützten Beschwerde vor dem Bundesverfassungsgericht, ist im Spiegel zu lesen. Die Steuer auf Einwegbecher und Essensverpackungen, mit der Tübingen die Müllmengen im öffentlichen Raum reduzieren wolle, werde wie vorgesehen erhoben. Demnach seien je 50 Cent (netto) für Einwegverpackungen wie Kaffeebecher und Einweggeschirr wie Pommes-Frittes-Schalen fällig sowie 20 Cent für Einwegbesteck und andere Hilfsmittel, etwa Trinkhalme. McDonald’s habe die weitere Unterstützung der Franchisenehmerin bei der Klage vor dem Bundesverfassungsgericht damit begründet, dass es für Planungssicherheit und zur Förderung notwendiger Innovationen für nachhaltigere Verpackungen keine solche „Insellösungen“ geben dürfe, sondern eine bundesweite und -einheitliche Regelung vonnöten sei. Aus Sicht der Deutschen Umwelthilfe (DUH) spiele der Konzern mit der Klage auf Zeit. Anstatt Einweg aus seinen Filialen zu verbannen und auf Mehrweg umzusteigen, wolle McDonald’s mit allen Mitteln mutige Kommunalpolitik verhindern, wird die Kritik der DUH an der Verfassungsbeschwerde in den Presseberichten zitiert. Und Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer vermute, wie bei Tagesschau.de zu lesen ist, dass McDonalds mit der Klage versuche, andere Städte davon abzuhalten, dem Beispiel Tübingens zu folgen.
 
Quellen:

  • faz.net, tagesschau.de, handelsblatt.de, stuttgarter-nachrichten.de (8.9.2023)
  • spiegel.de (9.9.2023)
  • Euwid Recycling und Entsorgung 37/2023 (12.9.2023)

 

„Mit chemischem Recycling die Kreislauflücke schließen“

Das Recyclingmagazin hat ein Interview des VDMA mit der OMV-Projektleiterin Beate Edl abgedruckt, in dem die Kreislaufwirtschaftsexpertin die Bedeutung des chemischen Recyclings für den österreichischen Öl-, Gas- und Chemiekonzern erläutert. Das Fachmagazin Kunststoffe berichtet über die Paneldiskussion beim diesjährigen Cradle to Cradle Congress in Berlin, bei der die Eignung des chemischen Recyclings für einen 100-prozentigen Kreislauf von Kunststoffprodukten kontrovers diskutiert wurde.
 

Zur Frage nach der Bedeutung des chemischen Recyclings für die OMV sagt Edl, Projektleiterin Circular Economy bei OMV, im Interview im Recyclingmagazin, dass es Bestandteil der OMV-Strategie 2030 sei und vor allem als Ergänzung zum mechanischen Recycling einen hohen Stellenwert besitze. OMV habe schon 2009 das Verfahren ReOil im Labormaßstab entwickelt, das mittlerweile patentiert sei. In 2023 wolle OMV nach dem Betrieb einer in den Standort integrierten Pilotanlage und deren Erweiterung nach Upscaling zu einer kommerziellen Anlage 200.000 Tonnen Altkunststoffe pro Jahr verarbeiten, die der Konzern von Abfallunternehmen sowohl in Österreich als auch im benachbarten Ausland beziehe. Das in Schwechat eingesetzte ReOil-Verfahren der OMV eigne sich insbesondere für die Polyolefine Polyethylen, Polypropylen und Polystyrol. OMV wolle keinesfalls in Konkurrenz zum mechanischen Recycling treten und konzentriere sich daher auf stark verunreinigte oder vermischte Kunststoffe, die mit den bestehenden Verfahren im mechanischen Recycling nicht verarbeitet werden könnten. Auch zur Frage nach dem ökologischen Nutzen des chemischen Recyclings äußert sich Edl. Demnach habe ein Lifecycle-Assessment im Jahr 2022 mit einem Vergleich zur thermischen Verwertung ergeben, dass im Jahr 2030 34 Prozent der Treibhausgasemissionen eingespart werden könnten, wenn die untersuchten Abfallströme, die aktuell in die Verbrennung gingen, mit der ReOil-Technologie chemisch recycelt würden. Das zeige, dass chemisches Recycling, als zusätzliche Technologie zu den bestehenden Verfahren, einen wertvollen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten könne. Um die Lücke zwischen der europäischen Recyclingquote für Kunststoffverpackungen im Jahr 2020 von 38 Prozent zu den EU-Recyclingzielen – Steigerung der Recyclingquote für Kunststoffverpackungen bis 2025 auf 50 Prozent und bis 2030 auf 55 Prozent – zu schließen, sei es notwendig, die Technologie des chemischen Recyclings komplementär zu bestehenden Recyclingtechnologien einzusetzen, so Edl..
 
Ob sich Kunststoffprodukte zu 100 Prozent wiederverwerten lassen - und das nicht nur einmal, sondern immer wieder, darüber diskutierten laut eines Berichts von Kunststoffe die Teilnehmer einer Paneldiskussion auf dem diesjährigen Cradle to Cradle Congress in Berlin. Nach dem Cradle to Cradle Ansatz sollten sich Produkte im Idealfall – sofern sie nicht abbaubar sind – immer wieder recyceln lassen. Doch wisse man aus der Kunststoffverarbeitung, dass dem mechanischen Recycling Grenzen gesetzt seien, schreibt Kunststoffe. Mit dem chemischen Recycling stehe eine – umstrittene – Alternative zur Verfügung, wie bei einer Paneldiskussion in Berlin über die Vorteile und Grenzen mechanischer und chemischer Verfahren zwischen Dagmar Glatz (dm-drogerie markt), Timothy Glaz (Werner & Mertz), Tara Nitz (Covestro) und Ruth Prinzmeier (Interface Deutschland) deutlich geworden sei. Die Ansichten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer reichten dabei von der Forderung, dass chemisches Recycling der letzte Weg sein sollte (Glatz, dm), über das Argument, dass es beim chemischen Recycling noch zu viele ungeklärte Fragen wie etwa hinsichtlich der Energiekosten gebe (Glaz, Werner & Mertz), bis hin zum Hinweis, dass bereits funktionierende Prozesse etwa für Matratzen aus Polyurethan-Weichschäumen entwickelt worden seien und es auch nicht nur eine Methode gebe (Nitz, Covestro). Nitz weise aber auch darauf hin, dass chemisches Recycling kein „magischer Allesfresser“ sein werde. So lautet dann auch das Resümee in Kunststoffe: Dem Recycling komme bei Cradle to Cradle eine ganz entscheidende Rolle zu. Das betreffe sowohl das Produktdesign als auch die Verfahren für die Wiederaufbereitung. Beim Produktdesign müsse gemäß C2C von Anfang an das Nutzungsszenario eines Gegenstandes berücksichtigt werden. Für das Recycling heiße das: Es gehe nicht um ein Entweder-oder, sondern: Wo setzen wir welche Technologie ein?.
 
Quellen:

  • kunststoffe.de (11.9.2023)
  • recyclingmagazin.de (13.9.2023)

 

Überarbeitung der EU-Altfahrzeugrichtlinie: VDA kritisiert Closed-Loop-Ansatz

Tagesmedien, so etwa die Frankfurter Rundschau (FR), berichten über den Entwurf der EU-Kommission zur Novelle der Altfahrzeugrichtlinie und ein sich darauf beziehendes Positionspapier des Verbands der deutschen Automobilindustrie (VDA), wonach dieser eine grundsätzliche Überarbeitung der geplanten Rezyklateinsatzquoten für Kunststoffe vorschlage. Die laut Gesetzesentwurf der EU-Kommission vorgesehene Regelung, dass in Neuwagen 25 Prozent Kunststoffrezyklat eingesetzt werden müssten, von denen wiederum 25 Prozent aus der Altfahrzeugverwertung stammen sollten, halte der VDA für in der Praxis nicht umsetzbar.
 

Die EU-Kommission habe im Juli einen Entwurf für eine Verordnung vorgestellt, da trotz hoher Recyclingquoten – in Deutschland lägen diese bei 94 Prozent Wiederverwertung und 87 Prozent Recycling – einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft im Automobilsektor einige Hindernisse im Weg stünden, schreibt die FR. So würden etwa nur geringe Mengen an Kunststoffen aus Altfahrzeugen bislang recycelt und wiederverwendet, viele Fahrzeuge ins Ausland exportiert und nicht in Deutschland verwertet. Im Fokus der Überarbeitung, zu der noch bis Ende Oktober die öffentliche Konsultation laufe, stünden Ziele für den Rezyklateinsatz. Die Automobilindustrie, die in Europa zu den größten Verbrauchern von Primärrohstoffen gehöre, setze bisher nur wenig recycelte Materialien ein, heißt es in der FR. Um das Recycling und die Wiederverwertung der Rohstoffe im Automobilsektor zu fördern, lege die Kommission in ihrem Verordnungsentwurf Zielvorgaben für den Rezyklateinsatz in Fahrzeugen fest, konkret allerdings bislang nur für Kunststoffe. Der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) sei „bestrebt, den Einsatz von Sekundärmaterialien zu erhöhen und somit weniger Neumaterialien aus fossilen Quellen und Erzen zu verwenden“, zitiert etwa das Solinger Tageblatt aus einem aktuellen Positionspapier zur Kreislaufwirtschaft des VDA. Bislang bezögen sich viele Projekte jedoch vor allem auf das Recycling der Batterien von E-Autos. Michael Püschner, Leiter des Fachgebiets Umwelt und Nachhaltigkeit beim VDA, plädiere dafür, anders als im Gesetzesentwurf der EU-Kommission vorgesehen, zur Erfüllung der geplanten Rezyklateinsatzquoten die Nutzung aller Materialquellen zu ermöglichen. Für Kunststoffe sehe der Kommissionsentwurf zum Beispiel lediglich einen Post-Consumer- sowie einen Closed-Loop-Ansatz vor, bei dem die Rezyklateinsatzquoten durch wiedergewonnene Materialien desselben Fahrzeugtyps erreicht werden müssten. Dies sei in der Praxis nicht umsetzbar, wird Püschner in den Medienberichten zitiert. Deshalb sollte es mehr und branchenübergreifende Optionen für die Unternehmen geben, um die vorgegebenen Quoten auch nur ansatzweise erreichen zu können. Der VDA schlage daher vor, die Höhe und Zusammensetzung der Rezyklateinsatzquote noch einmal grundsätzlich zu überdenken und an die tatsächlichen Marktgegebenheiten anzupassen.
 
Quellen:

  • Frankfurter Rundschau, Solinger Tageblatt, op-online.de (11.9.2023)

 

01.09.2023 - 07.09.2023

Verbände präsentieren gemeinsames Leitbild zur NKWS

Die Fachpresse berichtet über ein gemeinsames Positionspapier des BDE, Plastics Europe Deutschland und VCI für die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie, das am 6. September in Berlin vorgestellt wurde. Darin setzten sich die Wirtschaftsakteure der chemischen Industrie, Kunststoff- und Recyclingindustrie gemeinsam für Rahmenbedingungen ein, die eine erfolgreiche nationale Kreislaufwirtschaft bei Kunststoffen ermöglichen solle. Kernaussage des Papiers sei das klare Bekenntnis der Industrie sowohl zur Priorität des mechanischen Recyclings als auch zu angemessenen Rahmenbedingungen für das chemische Recycling, heißt es in den Berichten.
 

Der BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft, Plastics Europe Deutschland (PED) und der Verband der Chemischen Industrie (VCI) präsentierten mit ihrem Leitbild eine gemeinsame Position und gäben Empfehlungen zur Verbesserung der heute noch nicht befriedigenden Recyclingsituation bei Kunststoffen, berichtet etwa das Recyclingmagazin. In ihren Leitlinien mahnten die Fachverbände unter anderem an, dass bereits beim Design von Produkten auf eine mechanische Recyclingfähigkeit sowie auf eine Reduzierung des Materialeinsatzes im Sinne der Abfallvermeidung geachtet werden müsse. Alle drei Verbände hätten sich darin zur klaren Priorität des mechanischen Recyclings und zur Technologieoffenheit bekannt, ist auch in einem Bericht von Euwid zu lesen. Mechanisches, lösemittelbasiertes und chemisches Recycling sollten sich aus ihrer Sicht so ergänzen, dass quantitativ und qualitativ besser recycelt werde und Umweltbelastungen reduziert werden könnten. Sämtliche Kunststoffabfälle, die mechanisch recycelt werden können, müssten auch mechanisch recycelt werden, heiße es in dem Positionspapier laut Euwid. Nicht werkstofflich verwertbare Kunststoffabfälle sollten technologieoffen durch lösemittelbasierte und chemische Recyclingverfahren im Kreislauf gehalten werden. Technologieübergreifende Investitionen in das Recycling seien wichtige Treiber für eine effiziente Kreislaufführung, betonten die Verbände. Hierfür seien aus ihrer Sicht innovationsfreundliche Rahmenbedingungen mit einer entsprechenden Regulatorik erforderlich, zitiert Euwid aus dem Verbändeleitbild. Mit Blick auf das Verpackungsgesetz werde eine höhere Recyclingquote vorgeschlagen, da derzeit mehr als die Hälfte der Kunststoffverpackungen verbrannt würden. Die bestehende Quote für die werkstoffliche Verwertung solle erhöht und von einer zusätzlichen Verwertungsquote für chemisches Recycling flankiert werden, ist in dem Beitrag von Euwid weiter zu lesen. Beide Quoten sollten hinreichend bemessen werden, um den Ausbau sowohl des mechanischen und des lösemittelbasierten Recyclings einerseits sowie des chemischen Recyclings andererseits ambitioniert weiterzuentwickeln. Damit würde nach Ansicht der Verbände auch die im Koalitionsvertrag angekündigte Aufnahme des chemischen Recyclings ins Verpackungsgesetz umgesetzt. Erneut hätten sich die drei Verbände für ein schnellstmögliches Deponierungsverbot von Kunststoffabfällen innerhalb der EU ausgesprochen und für eine thermische Abfallverwertung von Kunststoffabfällen plädiert, bei der die Abscheidung und Verwendung des dabei entstehenden CO2 (CCU, Carbon Capture and Utilization) in die Kreislaufwirtschaft integriert werden sollen. Ferner bekräftigte Norbert Theihs, Mitglied der Geschäftsführung und Leiter des VCI Hauptstadtbüros, bei der Vorstellung des Leibildes laut Euwid die Forderung nach wirtschaftlichen Anreizen, einschließlich wettbewerbsfähiger Strompreise. Für eine erfolgreiche Transformation der Wirtschaft sei ein Industriestrompreis unverzichtbar. Alle drei Verbände erklärten darüber hinaus, das globale Abkommen gegen Plastikmüll in der Umwelt aktiv unterstützen zu wollen.
 
Weitere Information: zum Download des Leitbilds auf der Webseite des BDE
 
Quellen:

  • recyclingmagazin.de, euwid-recycling.de (6.9.2023)

 

„Deutschland könnte seine Klimaziele verfehlen“

Zu diesem Schluss komme eine Klimapolitikanalyse des Climate Action Tracker (CAT), berichtet die FAZ. Ebenfalls in der FAZ findet sich ein Beitrag mit dem Standpunkt des CEO von Covestro und VCI-Präsident, Dr. Markus Steilemann, zur Mobilitätswende in Deutschland. Er rufe zum klaren Schritt vom „Wollen zum Machen“ auf. Entscheidend für die Wirtschaft sei ein möglichst bald einzuführender „Brückenstrompreis“. Diesen fordere der VCI erneut gemeinsam in einer Allianz aus Industrieverbänden und Gewerkschaften, berichtet das Handelsblatt.
 

Laut Klimapolitikanalyse des unabhängigen Wissenschaftsdienstes CAT reiche die deutsche Klimapolitik nicht aus, um das Klimaziel – Reduktion klimaschädlicher Emissionen bis 2030 gegenüber 1990 um 65 Prozent – zu erreichen, berichtet die FAZ. Im Idealfall könne nach der Analyse des CAT maximal eine Minderung der Emissionen um 61 bis 63 Prozent erreicht werden. Das Ergebnis der CAT-Analyse decke sich in seiner Grundaussage auch mit einem kürzlich vom Klima-Expertenrat der Bundesregierung vorgelegten Gutachten. Im Entwurf für das neue Klimagesetz der deutschen Bundesregierung habe CAT vor allem die aufgeweichten Sektorziele als Schwachstelle identifiziert, was insbesondere für die Sektorziele in den Bereichen Verkehr und Gebäude gelte. Als positive Entwicklung hebe die Analyse des CAT hervor, dass die Hürden für den Ausbau regenerativer Energiequellen hierzulande sukzessiv abgebaut würden.
 
Die Gefahr, dass Deutschland seine Klimaziele verfehlen könnte, sieht auch VCI-Präsident und CEO von Covestro, Markus Steilemann, dessen Standpunkt zur Mobilitätswende anlässlich der IAA Mobility 2023 in München die FAZ abgedruckt hat. Die 15 Millionen Elektroautos, die bis 2030 auf Deutschlands Straßen schnurren sollen, sind noch in sehr weiter Ferne, sagt Steilemann. Aktuell liege der Bestand bei knapp 1,2 Millionen Fahrzeugen. Und wenn sich der Trend zu steigenden Treibhausgasemissionen im Verkehr nicht sehr bald radikal umkehre, drohe Deutschland seine Klimaziele zu verfehlen. Die Mobilitätswende sei eng verknüpft mit anderen großen Wendemanövern, so Steilemann, insbesondere mit der Energie- und Chemiebranche. Letztere verfolge konsequent das Ziel, bis 2045 klimaneutral zu werden, und stelle die Produktion zunehmend auf fossilfreie Energie und Rohstoffe um hin zu Quellen wie Biomasse und Abfall. Und die Automobilindustrie brauche klimaneutrale und gut recycelbare Kunststoffe, um E-Autos und Batterien möglichst leicht und sicher zu machen, betont Steilemann. Doch in Deutschland stimmten die Rahmenbedingungen nicht mehr, es gebe strukturelle Defizite, das Land falle im globalen Standortvergleich zusehends ab. Das Problem sieht er aber momentan vor allem auf der psychologischen Ebene: Man – auch die Wirtschaft – müsse sich gemeinsam aufraffen und solidarisch sein. Steilemann ruft dazu auf, den entscheidenden Schritt vom „Wollen zum Machen“ zu gehen.
 
Der VCI poche gemeinsam mit Vertretern anderer energieintensiver Branchen und Gewerkschaften bei der Bundesregierung auf einen subventionierten Industriestrompreis, berichtet das Handelsblatt. Die Zeit dränge, weil Investitionsentscheidungen unmittelbar bevorstünden. Das Bündnis, das sich selbst „Allianz pro Brückenstrompreis“ nenne, vertrete nach eigenen Angaben 1,1 Millionen Beschäftigte in 8.000 energieintensiven Betrieben. Die Verbände beklagten, dass bei der Kabinettsklausur in Meseberg „erneut wichtige Zukunftsentscheidungen vertagt“ worden seien. Aus ihrer Sicht drohe die gesamte industrielle Wertschöpfungskette in Europa ,nachhaltig Schaden zu nehmen. Ohne einen Brückenstrompreis ab 1. Januar 2024 seien weiterhin Arbeitsplätze und ganze Standorte bedroht.
 
Quellen:

  • Handelsblatt (1.9.2023)
  • FAZ (5.9.2023)
  • FAZ (6.9.2023)

 

25.08.2023 - 31.08.2023

Kunststofferzeuger, -verarbeiter und Entsorger appellieren an die Politik

Laut Berichten in Tages-, Wochen- und Fachmedien mehren sich angesichts hoher Energiekosten, drastischer Umsatzeinbrüche und zurückgehender Wettbewerbsfähigkeit unter Kunststofferzeugern, -verarbeitern und Entsorgern die Sorgen um den Industrie- und Wirtschaftsstandort Deutschland. So hätten etwa VCI-Präsident Dr. Markus Steilemann und BDE-Präsident Peter Kurth erneut die aus ihrer Sicht dringend benötigte Schaffung eines Industriestrompreises betont und die Präsidentin des Gesamtverbands Kunststoffverarbeitende Industrie (GKV), Dr. Helen Fürst, einen „breit angelegten und unmittelbar wirksamen Befreiungsschlag“ etwa durch die Absenkung von Strom- und Unternehmenssteuern gefordert.
 

Aus der Industrie sei nach der zweitägigen Klausurtagung des Bundeskabinetts in Meseberg heftige Kritik daran gekommen, dass der Industriestrompreis dort nicht beschlossen worden sei, berichtet etwa die taz. Deutschlands Industrie sende SOS, aber die Bundesregierung ignoriere weiter die akute Notlage, wird der Präsident des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), Markus Steilemann, in dem Bericht zitiert. Statt Langfristprogramme brauche die chemische Industrie schnelle Hilfe bei der Krisenbewältigung. Der Brückenstrompreis sei, so Steilemann, ein Must-have, um die Deindustrialisierung zu stoppen. Massive Kritik an der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung habe in der Woche zuvor auch die Präsidentin des Gesamtverbands Kunststoffverarbeitende Industrie (GKV), Helen Fürst, geübt, ist in Kunststoff Information zu lesen. Das Wachstumschancengesetz reiche in keiner Weise aus, um der Industrie den notwendigen Schwung zurückzugeben, habe die GKV-Chefin bei der Vorstellung der Branchenzahlen für das erste Halbjahr 2023 moniert. Statt sich um die wichtigen Anliegen der Wirtschaft zu kümmern, sei die Ampelkoalition „uneinig oder erkennbar gänzlich unwillig“, wird Fürst bei KI zitiert. Laut GKV seien die Umsätze der deutschen Kunststoffverarbeiter in den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 um 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesunken. Neben einer Absenkung der Strom- und Unternehmenssteuern fordere der GKV auch die Bauvorschriften von der „Überfrachtung mit Standards“ zu befreien und hierzulande „deutlich schneller und konsequenter“ um ausländische Fachkräfte zu werben.
 
Der BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft habe seiner Sorge um den Wirtschaftsstandort Deutschland in einem Schreiben zum derzeit laufenden Dialogprozess zur Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) an die zuständige Abteilungsleiterin im Bundesumweltministerium (BMUV), Susanne Lottermoser, Ausdruck verliehen, ist einem Bericht von Euwid zu entnehmen. Die Rahmenstrategie solle nach Maßgabe des Ministeriums Ziele, grundlegende Prinzipien und strategische Maßnahmen festlegen, damit Stoffkreisläufe geschlossen und Rohstoffe aus dem Recycling stärker genutzt werden, so dass in Deutschland der Weg hin zu einer zirkulären Wirtschaftsweise geebnet werde. BDE-Präsident Kurth ziehe nach dem Abschluss der Kommentierungsphase zu den Ergebnissen von acht runden Tischen, bei denen die geplante NKWS mit Verbändevertretern diskutiert und Vorschläge präsentiert worden seien, eine kritische Zwischenbilanz. Aus Sicht des BDE fehlten bislang vor allem die wirtschaftspolitischen Weichenstellungen, die der Standort Deutschland dringend und rasch brauche. So gebe es etwa im Kunststoff- und Metallbereich massive Probleme, aus Abfällen gewonnene Rohstoffe im Produktkreislauf zu halten, weil die Abnehmer ihre Kapazitäten massiv heruntergefahren hätten. Mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie in Deutschland habe Kurth in dem Schreiben einen Industriestrompreis gefordert. Dieser könne bei der NKWS keinesfalls ausgeklammert werden. Darüber hinaus fordere der BDE-Präsident Planungs- und Genehmigungsbeschleunigung für Unternehmen, die in besseres Recycling investieren sollen. Das wichtigste Ziel der NKWS, die Reduzierung des Rohstoffeinsatzes pro Kopf und Jahr auf sechs oder sieben Tonnen, bezeichne Kurth angesichts anstehender Aufgaben wie etwa der Sanierung von Gebäuden und Infrastruktureinrichtungen als falsch. Deutschland müsse ein wettbewerbsfähiger Industriestandort bleiben, was Rohstoffeinsatz bedeute und mit der Vorgabe eines Reduktionsziels nicht vereinbar sei.
 
Bei einer Pressekonferenz am 06. September 2023 wolle der BDE zusammen mit dem Verband der Kunststoffhersteller PlasticsEurope Deutschland e.V. (PED) und dem Verband der Chemischen Industrie (VCI) ein gemeinsames Leitbild zu einer Kreislaufwirtschaft mit Kunststoffen in Deutschland präsentieren, ist einem Bericht des Entsorgungsmagazins zu entnehmen. Die drei Verbände, die die Erarbeitung der NKWS mit Nachdruck unterstützten, sprächen sich unter anderem klar für eine Priorität des mechanischen Recyclings sowie für das chemische Recycling von Kunststoffen aus, die für werkstoffliche Verfahren nicht geeignet seien. Lesen Sie dazu auch die News vom 31. August 2023 „Gemeinsames Leitbild für Kunststoffkreislaufwirtschaft“.
 
Quellen:

  • Kunststoff Information (25.8.2023)
  • Augsburger Allgemeine Zeitung (28.8.2023)
  • Euwid Recycling und Entsorgung 35/2023 Kunststoff Information (29.8.2023)
  • zdf.de, taz (30.8.2023)
  • e-mag.press (31.8.2023)

 

Novelle der Altfahrzeugverordnung

Das Recyclingmagazin berichtet in seiner aktuellen Ausgabe über die geplanten Neuregelungen der EU-Kommission für Altfahrzeuge. Wesentliche Änderungen seien die Einführung einer erweiterten Herstellerverantwortung sowie Recycling- und Einsatzquoten für Kunststoffe. Der TecPart Verband Technische Kunststoff-Produkte halte die geplanten Rezyklateinsatzquoten für zu ambitioniert und derzeit nicht erfüllbar, ist in Euwid zu lesen.
 

Der Vorschlag der EU-Kommission für die Verordnung konzentriere sich laut des Berichts im Recyclingmagazin auf drei Hauptaspekte, um den Übergang der Industrie zu einer Kreislaufwirtschaft zu unterstützen: Anforderungen an die Kreislaufwirtschaft bei der Typgenehmigung von Fahrzeugen, die Entsorgung von Altfahrzeugen und die Ausfuhr von Gebrauchtfahrzeugen. Er umfasse die Bereiche „zirkulär gestalten“, „Rezyklatanteil“, „bessere Behandlung“, „mehr sammeln“, „erweiterte Herstellerverantwortung“ und „mehr Fahrzeuge erfassen“. Hinsichtlich der Quoten sehe die geplante wie bereits die aktuell geltende Verordnung vor, dass alle Fahrzeuge, die in ihren Geltungsbereich fallen, ab 2030 zu mindestens 85 Prozent wiederverwendbar oder recyclingfähig und zu mindestens 95 Prozent wiederverwendbar oder verwertbar sein müssen. Doch wolle die Kommission dazu nun eine neue Methode zur Berechnung und Überprüfung der Wiederverwendbarkeit, Recyclingfähigkeit und Verwertbarkeit vorlegen. Fahrzeuge müssten zudem künftig so beschaffen sein, dass bestimmte Teile und Komponenten von zugelassenen Verwertungsbetrieben problemlos entnommen werden können, und drei Jahre nach Inkrafttreten der Verordnung müssten die Hersteller für jeden Fahrzeugtyp eine Recyclingstrategie entwickeln, ist im Recyclingmagazin weiter zu lesen. Darüber hinaus würden laut Verordnungsentwurf Fahrzeuge, die sieben Jahre nach Inkrafttreten der Verordnung in Verkehr gebracht werden, einen digitalen Produktpass oder Kreislauffahrzeugpass benötigen. Auch müssten die Mitgliedsstaaten dann ein Herstellerregister einrichten. Der Entwurf der EU-Kommission sehe zudem vor, dass bis 2030 die Kunststoffbauteile in Neufahrzeugen mindestens 25 Prozent Rezyklat enthalten müssen, wovon 25 Prozent Rezyklate aus Kunststoffprodukten sein sollen, die schon im Gebrauch waren, also Post-Consumer Rezyklate (PCR), ist einem Bericht von Euwid über die Analyse der geplanten Vorgaben durch den TecPart Verband Technische Kunststoff-Produkte zu entnehmen. Für Deutschland halte der Verband die geplanten Rezyklateinsatzquoten für derzeit nicht erreichbar, da das Potenzial für die Rezyklate hierzulande limitiert sei. Ein Großteil der außer Betrieb gesetzten Fahrzeuge (2022: 3,5 Millionen Stück) werde laut TecPart in andere Länder exportiert und nur rund zehn Prozent würden in Deutschland verwertet. Der Verband gehe davon aus, dass in jedem Neufahrzeug 400 Kilogramm Kunststoffe verbaut werden, schreibt Euwid. Davon wären derzeit rund 200 Kilogramm aus den Materialien PE, PP, PA und ABS. Die andere Hälfte der Produkte bestehe aus mehr als 100 Kunststofftypen. Auch entstehe aus rund 1,1 Millionen Tonnen von insgesamt 2,1 Millionen Tonnen der in E+E- und Fahrzeuganwendungen pro Jahr verarbeiteten, meist technischen Kunststoffe (wie PA, ABS, PBT, POM, PC) kein großer Abfallstrom nach ihrer Nutzung und zudem bestünden diese Altkunststoffe oft aus einem schwer zu recycelnden Materialmix. Die Forderung der neuen EU-Autoverordnung, mehr Rezyklat für Kunststoffbauteile in Neufahrzeugen einzusetzen, begrüße der Verband zwar, wird Tecpart-Geschäftsführer Michael Weigelt bei Euwid zitiert. Da die Rezyklateinsatzquoten aber auch für andere Branchen wie Verpackungen bis 2030 ansteigen und nach dem Entwurf der Kommission Post Industrial Rezyklate (PIR) aus der Produktion nicht mehr als „quotenfähiges“ Rezyklat zählen sollen, wäre eine drastische Steigerung der Kunststoffverwertung von Post-Consumer-Abfällen in Deutschland und Europa erforderlich. Für die im TecPart organisierten Kunststoffrecycler wären die laut der Verordnung verlangten Rezyklatmengen insbesondere bei Ausschluss von PIR daher nicht realistisch, so Weigelt.
 
Noch bis zum 26. Oktober können betroffene Kreise ihre Rückmeldungen zu dem Verordnungsentwurf auf der Webseite der EU-Kommission abgeben.
 
Quellen:

  • Recyclingmagazin 8/2023
  • Euwid Recycling und Entsorgung 35/2023 (29.8.2023)
  • ec.europa.eu

 

GKV-Mitglieder übererfüllen Energieeffizienz- und Klimaschutzziele

Die Fachzeitschrift Maschinenmarkt berichtet über den erfolgreichen Abschluss der Arbeiten des Energieeffizienz- und Klimaschutznetzwerks im Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie (GKV), das seit der Gründung im Jahr 2020 pro Jahr 30.485 Megawattstunden oder umgerechnet 14.490 Tonnen CO2 eingespart habe.
 

Mit den Einsparungen der teilnehmenden 12 Unternehmen seien nach Angaben des GKV die zu Beginn der Netzwerkperiode gesetzten Ziele deutlich übererfüllt worden. Das Energieeffizienz- und Klimaschutznetzwerk im GKV gehöre nach Angaben im Maschinenmarkt zur Initiative Energieeffizienz- und Klimaschutznetzwerke, die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) sowie von 21 Verbänden und Organisationen der deutschen Wirtschaft getragen und von weiteren Kooperationspartnern unterstützt werde. Die im Netzwerk des GKV organisierten Fachexperten aus den Mitgliedsunternehmen nutzten regelmäßige Treffen zum Wissenstransfer zu Themen der Energieeffizienz, Klimaschutz und zur Verbesserung der Nachhaltigkeit der Unternehmen. Die erreichten deutlichen Steigerungen der Energieeffizienz und der Beitrag zum Klimaschutz zeigten eindrucksvoll die laufende Transformation der Industrie, wird Dr. Oliver Möllenstädt, Hauptgeschäftsführer des GKV, im Bericht des Fachmagazins zitiert.
 
Quelle:

  • maschinenmarkt.de (23.8.2023)

 

Für und wider chemisches Recycling

In einer Reihe von Berichten der Tages- und Fachmedien wird das kontrovers diskutierte Thema aufgegriffen. So schreibt etwa die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) über den „Zankapfel chemisches Recycling“, und die Fachpresse berichtet über ein Eckpunktepapier von Vertretern aus Reihen der chemischen Recycler, Konsumgüterindustrie, Kunststofferzeuger sowie Entsorgungswirtschaft mit Vorschlägen, wie die Hindernisse für chemische Verfahren abgebaut werden könnten. Eine zentrale Forderung der Industrie, die in den Berichten sowie auch in Interviews wie etwa mit dem Hauptgeschäftsführer des Kunststofferzeugerverbands Plastics Europe Deutschland, Ingemar Bühler, genannt wird, betrifft die gesetzliche Anerkennung der Verfahren als Recyclingoption in deutschem wie auch im EU-Recht.
 

Hersteller warnten, ohne die passenden Vorgaben werde kein Unternehmen in die Technik investieren, ist in dem Bericht der FAZ zu lesen. Altkunststoffe in einem chemischen Prozess in ihre Bausteine zurückzuverwandeln und als Rohstoff wieder in den Produktionsprozess einzubringen, sei technisch in den allermeisten Fällen kein Problem, zitiert das Blatt den Vorsitzenden von Plastics Europe Deutschland, Dr. Ralf Düssel. Gefeilt werde nun in Brüssel und hierzulande an wesentlichen Details wie der Frage, wie die recycelten Grundchemikalien, die am Anfang der Wertschöpfungskette eingesetzt werden, auf die Endprodukte umgerechnet werden sollen. Für die Berechnung der Anteile chemisch recycelter Kunststoffe in Produkten fordere die Industrie eine „freie Anrechenbarkeit“, schreibt die FAZ. Nur wenn sie frei bestimmen könne, welchem Endprodukt welcher Recyclinganteil zugerechnet werde, sehe sich die Industrie in der Lage, die geforderten Quoten zu erreichen, argumentiere Düssel laut der FAZ. Ein weiterer Streitpunkt seien Importe von Altkunststoffen, die die EU absehbar für ein funktionierendes Kreislaufsystem einbeziehen müsse, damit der Wirtschaft die benötigten Rohstoffe zur Verfügung stehen. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) fordere deshalb, Grenzströme innerhalb der EU zuzulassen und den Import von Kunststoffmischabfällen „regulatorisch zu erleichtern“, berichtet die FAZ.
 
Vorschläge zu Bereichen, in denen der Gesetzgeber die Weichen für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft bei Kunststoffen stellen sollte, legten kürzlich auch die im Unternehmerforum chemisches Recycling (UFCR) organisierten Akteure der gesamten Wertschöpfungskette vor, berichtet die Fachpresse. Den Produktstatus für Erzeugnisse des chemischen Recyclings, die Einführung von Rezyklat-Einsatzquoten sowie die Anerkennung von Massenbilanzen identifizierten die Mitglieder des UFCR als drei der zentralen politischen Handlungsfelder. So würden verpflichtende Rezyklat-Einsatzquoten in Verpackungen und anderen Anwendungen nach Ansicht der Beteiligten die Transformation von fossilen hin zu zirkulären Rohstoffen beschleunigen, wobei ambitionierte Ziele der Rohstoffsubstitution sich nur erreichen ließen, wenn auch Sekundärrohstoffe aus dem chemischen Recycling wie etwa Pyrolyseöl berücksichtigt würden.
 
Dass das chemische Recycling werkstofflichen Recyclern den verwertbaren Abfall wegnehmen könnte, dem widerspricht Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer von Plastics Europe Deutschland, im Interview, das im Rahmen einer aktuellen Interview-Reihe des VDMA unter dem Motto „Let´s talk about Chemical Recycling“ erschienen ist und von der Fachpresse aufgegriffen wurde. Es werde immer deutlicher, dass die Kombination mechanischer und chemischer Verfahren notwendig sei, wenn man von den großen Abfallbergen herunterkommen und eine echte Kreislaufwirtschaft etablieren wolle, sagt Bühler in dem VDMA-Interview, das etwa in der K-Zeitung zu lesen ist. Der Energieaufwand sei beim chemischen Recycling viel höher als beim mechanischen Recycling, räumt Bühler ein. Doch anstatt nicht mehr nutzbare Polymere mit hohem Aufwand und unter Freisetzung von Kohlendioxid zur Energiegewinnung zu nutzen, wäre es aus Sicht der Industrie viel besser, diese Polymere chemisch zu recyceln und den Kohlenstoff weiter im Kreis zu führen. Das chemische Recycling, so Bühler, stehe also nicht in Konkurrenz zum mechanischen Recycling, sondern zur Verbrennung. Mit chemischen Recyclingverfahren könnten, betont Bühler, Abfallfraktionen verarbeitet werden, bei denen mechanische Recyclingverfahren an ihre Grenzen stoßen. Das sieht auch Michael Ludden, Geschäftsführer der Sutco Recycling GmbH, so, wie dieser in einem weiteren VDMA-Interview ausführt, das unter anderem im Recyclingportal zu lesen ist. Doch stehe zu befürchten, dass die chemischen Recycler jetzt auch Material verwendeten, welches die mechanischen Recycler sehr gut verarbeiten könnten. Angesichts der gesetzlich festgelegten fünfstufigen Abfallhierarchie müssten die Gleichstellung von mechanischem und chemischem Recycling ebenso wie eine „Kannibalisierung der Stoffströme“ durch entsprechende Regelungen unbedingt verhindert werden, so Ludden. Das chemische Recycling stecke zwar noch in den Kinderschuhen, habe aber ein Riesenpotenzial, sagt Jochen Schofer, Head of Sales der Business Unit Recycling bei dem Maschinenbauer Coperion GmbH in einem weiteren Branchen-Interview mit dem VDMA, das etwa im Recyclingmagazin nachzulesen ist. Der große Vorteil von chemischem Recycling gegenüber dem mechanischen sei, dass man damit alle Arten von Kunststoff recyceln könne und keine sortenreinen Stoffströme mehr brauche. So könnten mit chemischem Recycling auch Verbundstoffe recycelt werden. Voraussetzung sei aber, dass man einen großen Stoffstrom habe, denn nur dann könne das Verfahren wirtschaftlich betrieben werden.
 
Weitere Informationen: zum Download des Eckpunktepapiers des UFCR
 
Quellen:

  • FAZ (23.7.2023)
  • packagin-journal.de (27.7.2023)
  • euwid-recycling.de (31.7.2023)
  • recyclingportal.eu (9.8.2023)
  • recyclingmagazin.de (16.8.2023)
  • k-zeitung.de, plastverarbeiter.de (21.8.2023)

 

„Kampf gegen Verpackungsmüll“

Die Süddeutsche Zeitung (SZ) berichtet über die Tragweite der geplanten Regelungen der EU-Verpackungsverordnung, mit der unter anderem neue Vorgaben für sämtliche Verpackungen eingeführt werden sollen. In Deutschland könnte der Kampf gegen Verpackungsmüll zunehmend auf kommunaler Ebene mit Einführung einer Verpackungssteuer geführt werden, wie aus Berichten der Tages- und Fachpresse hervorgeht. Demnach habe Leipzig in der Urteilsbegründung die Rechtmäßigkeit kommunaler Steuern auf Einwegverpackungen bestätigt.
 

Die geplante EU-Verpackungsverordnung enthalte erstmals Vorgaben für einen Mindestanteil an recyceltem Material in Verpackungen, gebe Anweisungen für die Recyclingfähigkeit, führe neue Kennzeichnungspflichten ein und beschränke die Gestaltung von Verpackungen, berichtet die SZ. So sollen etwa Verpackungen, die zu weniger als 70 Prozent recyclingfähig sind, von 2030 an verboten werden. Mit der geplanten Verpackungsverordnung gehe es aber nicht mehr nur um die Endverbraucher, wird Georg Schmidt, Fachreferent für Verpackungsgesetzgebung beim Grünen Punkt zitiert, sondern etwa auch um die riesigen Mengen an Transport- und Gewerbeverpackungen. Die Industrie sei angesichts der geplanten Regelungen alarmiert und beobachte die Entwicklung dieses Gesetzes mit wachsender Sorge. Auf die betroffenen Unternehmen in Deutschland komme, sollte das Gesetz wie geplant verabschiedet werden, ein wahnsinniger administrativer Aufwand zu, so Schmidt.
 
Unter anderem die Tagesschau berichtet über die Bestrebungen einzelner Städte, nach dem Vorbild Tübingens eine kommunale Steuer auf Einwegverpackungen einzuführen, durch die die Menge an Abfällen reduziert werden solle. Einwegverpackungen machten mehr als 40 Prozent des Straßenmülls aus, heißt es im Bericht der Tagesschau. Um die Müllmenge zu reduzieren, erwägten nun mehrere Städte wie zum Beispiel Bamberg, Nürnberg und München, eine Verpackungssteuer einzuführen, wie es sie seit Anfang 2022 in Tübingen gebe. Dass dies zulässig sei, habe im Mai das Bundesverwaltungsgericht entschieden und dazu nun die Urteilsbegründung veröffentlicht. Allerdings zeige das Beispiel Tübingen, dass sich die Menge des Mülls damit kaum reduzieren lasse, ist in einem Bericht der Welt zu lesen. So halte etwa Frank Kupferschmidt, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Ludwigsburger Hochschule für Öffentliche Verwaltung und Finanzen, die Lenkungswirkung der Steuer für nicht sonderlich hoch. Größere Verhaltensänderungen der Menschen bei Mitnahmeprodukten durch die Steuer seien nicht zu erwarten, wird Kupferschmidt im Bericht der Welt zitiert. In einer an der Uni Tübingen entstandenen Dissertation über die Verpackungssteuer sei etwa kein nennenswerter Rückgang an Einwegverpackungen in öffentlichen Tübinger Mülleimern festgestellt worden. Das Bewusstsein der Bürger für die Problematik des Verpackungsmülls und die Bevorzugung von Mehrwegverpackungen lasse sich aber laut der Dissertation durchaus steigern, so Kupferschmidt.
 
Quellen:

  • Süddeutsche Zeitung (7.8.2023)
  • recyclingportal.eu (11.8.2023)
  • welt.de (16.8.2023)
  • recyclingportal.eu (9.8.2023)
  • tagesschau.de (23.8.2023)

 

14.07.2023 - 20.07.2023

EU-Pläne für das Recycling von Altautos

Die Altfahrzeugverordnung, für die die EU-Kommission am 13. Juli einen Entwurf vorgelegt hat, soll die bisherige Altautorichtlinie der Europäischen Union ersetzen, berichten Fach- und Tagesmedien. Im Entwurf vorgesehen seien unter anderem eine Recyclingquote für Kunststoffe und eine Mindestrezyklatquote für Neuwagen. Industrieverbände bezweifelten, dass im Markt dafür ausreichend Rezyklate zur Verfügung stünden. Vor diesem Hintergrund fordere etwa der Verband der europäischen Kunststoffhersteller Plastics Europe einen politischen Rahmen, der Investitionen in chemisches Recycling als Ergänzung zu mechanischen Verfahren fördere.
 

Etwa 6 Millionen Autos erreichten laut Kommission jedes Jahr in der EU das Ende ihrer Lebensdauer, berichtet etwa der Spiegel. Doch ein Teil der wertvollen Materialien, die in ihnen enthalten seien, lande auf dem Müll, zitiert Euractiv aus dem Kommissionsentwurf. Eines der Hauptziele der geplanten Regelungen sei es, dafür zu sorgen, dass wichtige Rohstoffe wie Kunststoffe, Stahl und Aluminium im europäischen Produktionskreislauf verbleiben und so viel wie möglich dieser Materialien recycelt und wiederverwendet werden. Für Kunststoffe sei daher etwa vorgesehen, dass künftig mindestens 30 Prozent Polymere aus Altfahrzeugen recycelt werden müssen. Darüber hinaus schlage die Kommission vor, dass ein Viertel des in Neufahrzeugen verwendeten Kunststoffs Rezyklate sein sollen, die wiederum zu 25 Prozent aus Altfahrzeugen stammen sollten. Kritik an den geplanten Quoten für Kunststoffe komme etwa vom Verband der europäischen Automobilhersteller ACEA und vom Verband der europäischen Kunststoffhersteller Plastics Europe, ist bei Euractiv zu lesen. Beide Verbände bezweifelten, dass der Markt ausreichend Rezyklate zur Verfügung stellen könne. Auch handle es sich bei vielen der in der Automobilindustrie verwendeten Kunststoffe um Hochleistungsprodukte, die die höchste Qualität der verfügbaren Polymere erforderten und sehr schwer zu recyceln sein könnten, wird Virginia Janssens, Geschäftsführerin von Plastics Europe zitiert. Die von der Kommission vorgeschlagenen Ziele von 25 Prozent Recyclinganteil könnten aus Sicht des Verbands nur mit einer Kombination aus mechanischem und chemischem Recycling erreicht werden, so Janssens. Sie fordere die Kommission auf, der Recyclingindustrie „grünes Licht“ für Investitionen in chemische Verfahren zu geben. Nach Plänen der Kommission sollen einzelne Regelungen der Verordnung bereits zwischen 2025 und 2028 in Kraft treten, berichtet Euwid. Eine vollständige Umsetzung werde für 2032 angestrebt. Auf Basis des Kommissionentwurfs müssen nun Parlament und Rat ihre Positionen festlegen. Betroffene Kreise können noch bis zum 14. September 2023 ihre Stellungnahmen abgeben.
 
Weitere Informationen: zum Entwurf der Kommission, Dokumente, Fristen und Stellungnahmen
 
Quellen:

  • recyclingmagazin.de (13.7.2023)
  • spiegel.de, euractiv.de (14.7.2023)
  • kunststoffe.de (17.7.2023)
  • Euwid Recycling und Entsorgung 29/2023 (18.7.2023)

 

Altreifen: „Neue Wege für die Verwertung finden“

Das Recyclingmagazin hat im Interview mit der Gründerin und Koordinatorin des deutschen Netzwerks Allianz Zukunft Reifen (Azur), Christina Guth, über die Interessen der Mitglieder, die aktuelle Gesetzgebung und die Zukunft der Altreifenverwertung gesprochen.
 

Zu den Mitgliedern des Netzwerks Azur gehören Reifenhersteller, Runderneuerer, Granulierer und chemische Verwerter, erklärt Guth. Gemeinsam wolle man etwas gegen das schlechte Image der Branche tun, das auch dadurch entstanden sei, dass Reifen weiterhin illegal abgelagert würden, unsortiert oder ungeregelt ins Ausland gelangten und dort verbrannt würden. Azur setze sich dafür ein, dass die nachhaltigste Verwertung genutzt werde, und dass die in Europa verwendeten Reifen auch in Europa verwertet werden. Ein gemeinsames Interesse der Runderneuerer, Materialhersteller und chemischen Verwerter sei, dass sie alle Altreifen als Sekundärrohstoff brauchen. Auch die Neureifenindustrie habe laut Guth ein Interesse daran, dass die Reifen möglichst hochwertig verwertet werden. Die Reifenhersteller wollten mit Azur auch dafür sorgen, dass alle Reifen runderneuert werden können. Das sei bei Weitem noch nicht der Fall. Nur etwa 50 Prozent der Reifen seien runderneuerungsfähig. Um Reifen tatsächlich in einem Kreislauf zu führen, müssten aber auch die politischen Rahmenbedingungen passen. Dazu brauche es zunächst einmal zertifizierte Entsorger, die die Reifen sammeln, sortieren und an zertifizierte Unternehmen weitergeben, was auch den nicht gesetzeskonformen Export und die illegale Entsorgung in Deutschland besser unterbinden würde, führt Guth aus. In Deutschland dürfe jeder Reifen sammeln. So würden die guten Reifen auf dem Gebrauchtmarkt verkauft und die schlechten abgelagert. Das könne aus Sicht von Azur mit einer Zertifizierung der zur Sammlung berechtigten Betriebe gelöst werden. Außerdem solle auch der Bund mit gutem Beispiel vorangehen und in kommunalen Fahrzeugen wie zum Beispiel Müllwagen runderneuerte Reifen einsetzen. In den kommenden Jahren wolle das Netzwerk weiter an den Themen Recycling, Kreislaufwirtschaft und Cradle to Cradle arbeiten. Außerdem denke man darüber nach, sich europäischer aufzustellen und neue Wege zu finden, wie auch die Autofahrer mit den Themen erreicht werden können, etwa über Automobilclubs. Weitere Zukunftsthemen seien neue Modelle für die Kreislaufwirtschaft wie etwa Überlegungen, ob Reifen zukünftig nicht mehr mitgekauft werden, sondern Eigentum des Auto- oder des Reifenherstellers bleiben könnte.
 
Quelle:

  • Recyclingmagazin 7/2023 (19.7.2023)

 

Adnoc weiter interessiert an Covestro-Übernahme

Das Handelsblatt berichtet unter Berufung auf Finanzkreise, dass der saudi-arabische staatliche Ölkonzern Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) sein Angebot für eine Übernahme des Leverkusener Kunststoffherstellers Covestro aufgestockt habe. Der österreichische Petrochemiekonzern OMV führe Gespräche mit Adnoc über eine mögliche Fusion der Polyolefin-Töchter Borealis und Borouge, wie auch aus Berichten der Fachpresse hervorgeht.
 

Für die Übernahme von Covestro biete Adnoc laut Insidern nun 11 Milliarden Euro, ist im Handelsblatt zu lesen. Beide Unternehmen hätten sich bisher dazu nicht äußern wollen. Übernahmegespräche mit Adnoc hätten die Leverkusener bisher abgelehnt. Die in Aussicht gestellte Erhöhung von 55 auf 60 Euro pro Aktie könnte der früheren Bayer-Tochter nach Einschätzung von Analysten aber noch nicht genügen. Adnoc, die sich unter anderem Zugang zu Zukunftstechnologien in der Chemie sichern wolle, prüfe grade auch mit der österreichischen OMV eine engere Zusammenarbeit ihrer Petrochemieunternehmen Borouge und Borealis. Adnoc und die Geschäftsleitung von OMV bestätigten Gespräche über eine mögliche Fusion der milliardenschweren Konzerne. Covestro könnte dann laut Branchenexperten Teil eines aus dieser Fusion hervorgehenden Unternehmens werden.
 
Quellen:

  • handelsblatt.com, orf.at, derstandard.at (14.7.2023)
  • Wiener Zeitung, chemietechnik.de, Kunststoff Information (17.7.2023)
  • handelsblatt.com (18.7.2023)
  • Kunststoff Information (20.7.2023)

 

07.07.2023 - 13.07.2023

EU-Parlament stimmt für digitalen Produktpass

In Zukunft sollen Verbraucher durch einen digitalen Produktpass bereits beim Kauf erkennen, wie nachhaltig ein Produkt ist. Dafür hat sich nun bei der Abstimmung über die in Arbeit befindliche Ökodesign-Verordnung der Union nach den EU-Mitgliedsstaaten jüngst auch das EU-Parlament ausgesprochen, berichten Tages- und Wochenmedien. Wie aus Berichten der Fachpresse hervorgeht, haben die Vorbereitungen für die Entwicklung von Normen und Standards für einen digitalen Produktpass in Deutschland bereits begonnen.
 

Der Vorschlag der EU-Kommission für eine neue Ökodesign-Verordnung, die einen zentralen Bestandteil des Green Deals der EU darstellt und auf der bereits bestehenden Ökodesign-Richtlinie aufbaut, habe dem EU-Parlament Mitte der Woche zur Beratung vorgelegen und sei mit überwiegender Mehrheit angenommen worden, schreibt etwa der Spiegel. Damit könnten nun die Verhandlungen zwischen Ländern und Parlament für eine endgültige Fassung des Gesetzes beginnen. Das Gesetzespaket sehe vor, die Nachhaltigkeit und Lebensdauer von Produkten in der EU zu verbessern, berichtet auch die Tagesschau. Nachhaltige Produkte sollten nach dem Willen der EU künftig zur Norm werden und Verbrauchern ebensolche Entscheidungen ermöglichen. Dazu dürfe die Lebensdauer eines Produkts nicht durch „Designmerkmale“ begrenzt werden. Softwareupdates, Ersatzteile und Zubehör müssten zukünftig „für einen angemessenen Zeitraum verfügbar sein“, zitiert die Tagesschau aus dem Gesetzentwurf. Das Parlament fordere zudem ein Verbot, unverkaufte Waren zu zerstören, was sich insbesondere gegen die „Fast Fashion“-Branche richte. Auch solle ein digitaler Produktpass (DPP) mit genauen und aktuellen Informationen zu Produkten die Transparenz erhöhen und Verbrauchern Auskunft über die Nachhaltigkeit geben.
 
Zur Konkretisierung und Umsetzung des aus Brüssel zukünftig vorgegebenen rechtlichen Rahmens für den DPP in Deutschland gründeten das Deutsche Institut für Normung e.V (DIN) und die Deutsche Kommission Elektrotechnik (DKE) einen Gemeinschaftsausschuss, berichtet das Recyclingmagazin. Ziel des Gremiums, dem Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft, öffentlicher Hand und Zivilgesellschaft angehörten, sei es, mit Normen und Standards die Realisierung des DPP zu unterstützen. Der Entwicklung harmonisierter Europäischer Normen für das System des DPP widmeten sich die europäischen Normungsorganisationen CEN und CENELEC, die dazu ein „Joint Technical Committee Digital Product Passport“ einrichten wollen. Der neue Gemeinschaftsausschuss von DIN und DKE werde die Arbeiten zum DPP und des Joint Technical Committees national spiegeln und die deutschen Interessen auf europäischer Ebene vertreten. Normen und Standards seien laut DIN und DKE für die Umsetzung des DPP zwingend erforderlich, ist im Recyclingmagazin zu lesen, eine Transparenz der Produktdaten sei auch für alle Akteure innerhalb der Wertschöpfungskette wichtig. Sie könnten grundlegend sein für Anwendungsfälle wie etwa einen Batteriepass oder für Elektrogeräte, Textilien, Möbel, Stahl, Zement und Chemikalien.
 
Quellen:

  • tagesschau.de, zdf.de, spiegel.de, FAZ, recyclingmagazin.de (12.7.2023)

 

Chemisches Recycling: bvse stimmt Quote bedingt zu

Der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) habe laut eines Berichts von Euwid keine Einwände gegen den Vorschlag von Kunststoffland NRW, eine separate Quote für das chemische Recycling von Kunststoffen aus LVP einzuführen, stelle aber einige Bedingungen. Eine Idee zum chemischen Recycling des Londoner Technologieunternehmens Itero stellt das Magazin Packaging Europe vor: die Einbeziehung ins Design for Recycling als ergänzende Technologie für einen geschlossenen Kunststoffkreislauf.
 

Der Verband Kunststoffland NRW hatte kürzlich in einem Positionspapier eine separate Quote für das chemische Recycling vorgeschlagen, die für den Zeitraum bis 2030 gelten solle. An seine Zustimmung zu diesem Vorschlag knüpfe der Entsorgerverband bvse laut Euwid mehrere Bedingungen: So fordere der Verband unter anderem einen engen Verwertungsbegriff für das chemische Recycling, damit nur diejenigen Anteile für die Quote angerechnet würden, die bei der Kunststoffsynthese zum Einsatz kommen. Dafür müsse es aus Sicht des bvse Bilanzen geben, die alle Schritte bei der Herstellung stoffgleicher Verpackungen in der Endanwendung berücksichtigen. Auch müsste der Zugriff der mechanischen Recycler auf LVP-Kunststoffe aus den dualen Systemen gesichert sein, so der bvse. Für das chemische Recycling schlage der bvse eine Verwertungsquote von rund zehn Prozent vor, in die dann nur die Behandlung von Kunststoffabfällen, die aus dualen Systemen stammen, eingerechnet werden dürfe.
 
Die Einbeziehung des chemischen Recyclings in Richtlinien und Rahmenbedingungen, die sich bislang nur auf die Optimierung des Designs von Produkten und Verpackungen für herkömmliche Recyclingverfahren beziehe, könne die Kreislauffähigkeit von Kunststoffen langfristig erheblich verbessern. Das schreibt Dr. Abi Mountain, Leiterin der Abteilung Produkte und Partnerschaften des Technologieanbieters Itero Technologies, im Rahmen eines Kommentars in Packaging Europe. Trotz der existierenden Designrichtlinien, die auf Monomaterialien und minimale Zusatzstoffe drängten, enthielten viele Kunststoffe und Verpackungsdesigns oft mehrere Zusatzstoffe und/oder Schichten oder auch verschiedene, miteinander vermischte Polymertypen, um das Produkt zu schützen. Vor allem für solche Kunststoffverpackungen biete das chemische Recycling eine Alternative, mit der Kunststoffe von der Deponie, der Verbrennung und der Umwelt ferngehalten und wertvolle Ressourcen zurückgewonnen werden könnten, so Mountain. Durch die Einbeziehung des chemischen Recyclings in die Kreislaufwirtschaft könne die Ausbeute und Qualität von Kreislaufprodukten erhöht werden. Chemische Recycler könnten den Designern Feedback zur Recyclingfähigkeit ihrer Produkte durch verschiedene chemische Recyclingtechnologien geben. So könnten diese fundiertere Entscheidungen über Materialauswahl und Produktdesign treffen. Dazu hält Mountain einen ganzheitlichen Ansatz für notwendig, bei dem von Verbrauchern ausgehend der Prozess geändert werden müsse, um die Kreislauffähigkeit von Kunststoffen zu maximieren. Klar sein müsse, was recycelbar ist. Sammlungen sollten alle Abfallströme aufnehmen, die werkstofflich und chemisch recycelt werden können, und die Sortierung der Abfälle solle angepasst werden, um sowohl die Ausbeute des mechanischen Recyclings als auch die Reststoffe für das chemische Recycling zu maximieren, fordert Mountain.
 
Quellen:

  • Euwid Recycling und Entsorgung 28/2023, packagingeurope.com (11.7.2023)

 

Rezyklate: zu wenig, zu teuer, aber kaum nachgefragt

Die Tagesschau berichtet über die Probleme des Eifeler Sprudelherstellers Gerolsteiner Brunnen, an Rezyklate für seine PET-Getränkeflaschen zu kommen. Laut aktuellen Marktberichten des Fachdienstes Euwid dagegen sinkt hierzulande die Nachfrage nach Kunststoffrezyklaten bei allen Materialien inklusive PET weiter. Und nun warne auch der französische Verband der Recyclingindustrie Federec vor dem Einbruch der Nachfrage nach recycelten Kunststoffen.
 

Im Jahr 2022 habe Gerolsteiner noch bis zu 75 Prozent Rezyklat in seinen Flaschen eingesetzt, berichtet die Tagesschau. Seit Anfang des Jahres 2023 seien es aber nur noch 30 Prozent, weil das Unternehmen nicht genügend Material am Markt habe einkaufen können, wird Thomas Hens, Verpackungsexperte bei Gerolsteiner, zitiert. Gerade sauberes und sortenreines PET sei ein umkämpfter Rohstoff geworden, sage Benedikt Kauertz vom Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg. Die Nachfrage wachse schneller als das Angebot, denn auch Kleidung und Taschen aus recyceltem Kunststoff würden immer beliebter, berichtet die Tagesschau weiter. Getränkehersteller forderten daher einen Erstzugriff auf ihre PET-Flaschen.
 
Laut Berichten des Fachdienstes Euwid sei die Nachfrage nach PET-Flakes bei den deutschen Recyclern allerdings extrem gering und setze den Recyclingmarkt bei großem Angebot schwer unter Druck. Die meisten PET-Flaschenrecycler in Deutschland nähmen gebrauchte Pfandflaschen nur noch ab, wenn sie durch Verträge dazu verpflichtet seien. Die Nachfrage nach Altkunststoffen insgesamt sei im Juni weiter eingebrochen, ist bei Euwid an anderer Stelle zu lesen. Wichtige Abnehmer der Rezyklate wie die Bauindustrie kämpften selbst mit erheblichen Nachfragerückgängen. Rezession, Inflation und hohe Zinsen schwächten die Binnenkonjunktur. Auch in Frankreich warne der Verband Federec vor dem Einbruch der Nachfrage nach Rezyklaten und schätze auch die Aussichten für den Markt in der zweiten Jahreshälfte als düster ein, geht aus einem weiteren Bericht von Euwid hervor. Der Verband führe die Entwicklung jedoch zum Teil darauf zurück, dass die Hersteller von Produkten zunehmend billigere Primärkunststoffe bevorzugten, insbesondere bei Verpackungsanwendungen.
 
Quellen:

  • tagesschau.de, swr.de, mehrere Berichte in Euwid Recycling und Entsorgung 28/2023 (11.7.2023)

 

30.06.2023 - 06.07.2023

Stimmen zum „Gesetz für weniger Verpackungsmüll“

Medienberichten zufolge geht der Entwurf von Umweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) vorerst nicht in die Verbändeanhörung, da die FDP-Bundestagsfraktion Einspruch gegen das Gesetz eingelegt habe. Kritik am Entwurf des Bundesumweltministeriums kommt nach Berichten in Tages- und Fachmedien nicht nur vom Koalitionspartner, sondern auch aus Handel und Industrie.
 

Die FDP kritisiere vor allem die im Gesetz vorgesehene Mehrwegpflicht, schreibt etwa das Online-Nachrichtenportal Presse Augsburg. Händler in Supermärkten und Discountern müssten dann ab 2025 für Wasser, Bier, Saft oder Milch jeweils mindestens ein Mehrwegprodukt anbieten. Das widerspreche dem Koalitionsvertrag, so die Liberalen, die auf die Vereinbarung verwiesen, das chemische Recycling als gleichwertige Möglichkeit des Verpackungsrecyclings zuzulassen. Hier müsse das Umweltministerium aktiv werden, wird die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Carina Konrad zitiert. Nach Lemkes Plänen soll auch die Mehrwegpflicht für Speisen und Getränke zum Mitnehmen verschärft werden, berichtet der WDR. Dazu gehöre etwa eine generelle Rücknahmepflicht für alle Mehrwegflaschen und -kästen für Letztvertreiber ab einer bestimmten Größe. Vor allem Handel und Industrie kritisierten, dass Supermärkte und Discounter künftig Mehrwegflaschen und -kästen auch dann annehmen müssten, wenn sie die entsprechenden Produkte gar nicht selbst führen, schreibt der Plastverarbeiter. Laut Handelsverband HDE erfordere die geplante Regelung umfangreiche Umbauarbeiten in den Filialen und teilweise den Aufbau einer komplett neuen Logistik, heißt es auch im Packreport. Weitere Kritik komme vom Discounter Lidl, dem Deutschen Brauer-Bund (DBB), der Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke sowie dem Verband der Fruchtsaftindustrie (VdF).
 
Die Hersteller von Kunststoffverpackungen sähen den Vorschlag des Umweltministeriums zwiespältig, berichtet Euwid. So begrüße die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen zwar die geplante Ausweitung der Mehrwegangebotspflicht für Speisen und Getränke zum Mitnehmen auf alle Materialien, kritisiere aber, dass der Mehrwegangebotspflicht für Getränkeverpackungen keine aktuelle Ökobilanz zugrunde liege. Mehrweg sei nicht automatisch ökologisch vorteilhaft. Das vor 20 Jahren bundesweit eingeführte Pfandsystem für Einweggetränkeflaschen erreiche heute Recyclingquoten von über 97 Prozent. Statt einer pauschalen Mehrwegförderung hätte es der Verband für zielführender gehalten, die ökologische Weiterentwicklung von Einweg- und Mehrweggebinden zu fördern, wird IK-Geschäftsführerin und Kreislaufwirtschaftsexpertin Isabell Schmidt in dem Bericht von Euwid zitiert. Positiv und als entscheidenden Schritt in Richtung einer effizienten Kreislaufwirtschaft für Verpackungen werte die IK, dass in einem zweiten Schritt noch in dieser Legislaturperiode die Ausgestaltung der Lizenzentgelte, die Verpackungshersteller an die dualen Systeme zahlen, reformiert werden solle, um die Recyclingfähigkeit von Verpackungen zu fördern. Ebenfalls noch nicht in der aktuellen Novelle vorgesehen, aber in Vorbereitung sei die Aufnahme chemischer Verfahren für das Recycling von Kunststoffverpackungen in das Verpackungsgesetz, ist in dem Bericht von Euwid zu lesen. Auch der BDE-Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft habe mit Kritik auf den Referentenentwurf reagiert und mahne insbesondere die ökologische Ausgestaltung der Verpackungsentgelte in Paragraf 21 des Verpackungsgesetzes an, berichtet etwa das Recyclingportal.
 
Quellen:

  • recyclingportal.de, packreport.de, recyclingmagazin.de (30.6.2023)
  • presse-augsburg.de, wdr.de, recyclingportal.de (3.7.2023)
  • mehrere Berichte in Euwid Recycling und Entsorgung 27/2023 (4.7.2023)
  • packreport.de (5.7.2023)

 

Studie zur Transformation der Chemischen Industrie

Die Studie „Chemie im Wandel“ des Thinktanks Agora Energiewende, über die das Handelsblatt berichtet, komme zu dem Ergebnis, dass die Chemieindustrie auf dem Weg zur Klimaneutralität stärker als bisher auf Recycling und den Einsatz erneuerbarer Rohstoffe setzen müsse.
 

Für die chemische Industrie werde neben der Elektrifizierung auch der Einsatz von erneuerbarem Wasserstoff eine wichtige Rolle spielen, zitiert das Handelsblatt Frank Peter, Direktor Industrie bei Agora Energiewende. Doch das allein werde für den Umbau der Industrie nicht ausreichen, heißt es in der Studie der Denkfabrik Agora Energiewende. Nötig seien auch erneuerbare Rohstoffe und eine deutlich verbesserte Kreislaufführung von Produkten. Um klimaneutral wirtschaften zu können, benötige die chemische Industrie nach eigenen Angaben künftig elf Mal so viel Strom wie heute, insgesamt mehr als 600 Terawattstunden pro Jahr, und der Strom sollte möglichst zu 100 Prozent aus Ökoquellen stammen. Da auch andere Branchen wie die Stahlindustrie einen hohen Bedarf an Ökostrom und Wasserstoff angemeldet hätten, würden Alternativen aus Rohstoffquellen wie Biomasse oder Abfällen immer wichtiger. Die Autoren der Studie forderten daher die Politik auf, den Umbau der chemischen Industrie durch geeignete Regelungen voranzutreiben. Die Bundesregierung müsse zügig einen Ordnungsrahmen schaffen, der Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft stärkt. Die Themen nachwachsende Rohstoffe und Kreislaufwirtschaft habe sie bisher nicht ausreichend adressiert, so die Studie. Zwar sei klar, dass es zusätzlicher Regelungen bedürfe, um beispielsweise Kunststoffabfälle besser als bisher als Ressource zu nutzen und erneuerbare Rohstoffquellen zu erschließen. Konkrete Instrumente müssten aber noch ausgearbeitet werden.
 
Weitere Information: zum Download der Studie „Chemie im Wandel“
 
Quellen:

  • agora-energiewende.de (3.7.2023)
  • handelsblatt.com (4.7.2023)

 

„Borealis statt Covestro“?

Über ein mögliches neues „Schwergewicht“ in der Chemiebranche berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ): Durch eine Fusion des österreichischen Kunststoffspezialisten Borealis mit dem Anbieter von Polyolefin-Lösungen Borouge, einem Joint Venture von Borealis und dem staatlichen Energiekonzern der Vereinigten Arabischen Emirate Adnoc, könne ein Chemie- und Kunststoffkonzern mit einem Marktwert von mehr als 30 Milliarden US-Dollar (27,5 Milliarden Euro) entstehen.
 

Der arabische Mineralölkonzern Abu Dhabi National Oil Co (Adnoc), dessen Übernahmeangebot der Leverkusener Kunststoffhersteller Covestro kürzlich abgelehnt habe, erwäge nun ein Zusammengehen der Tochtergesellschaft Borouge (Abu Dhabi) mit Borealis (Wien). Dessen Hauptgesellschafter ist wiederum der Wiener Rohstoffkonzern OMV. Gegenstand der Gespräche sei aktuell, ob Abu Dhabi und OMV jeweils den gleichen Anteil an der fusionierten Gesellschaft haben sollen. Über die Pläne habe die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet, heißt es in der FAZ. Sowohl Adnoc als auch OMV hätten sich zu den Gerüchten nicht geäußert. Am Ende scheine es doch auf eine Übernahme von Covestro hinauszulaufen, zitiert die FAZ den Fondsmanager Roland Neuwirth von Advisory Invest. Der Experte halte es für wahrscheinlich, dass sich die Araber mit der OMV zusammentun, um gemeinsam Covestro zu kaufen, die ihrerseits Gesprächsbereitschaft bei einem besseren Angebot signalisiert habe. Das würde dann auf eine deutsche Unternehmenskultur hinauslaufen, gibt die FAZ die Einschätzung des Analysten wieder.
 
Quelle:

  • FAZ (6.7.2023)

 

16.06.2023 - 29.06.2023

Kompromissvorschlag zur EU-Verpackungsverordnung

Der Fachdienst Euwid berichtet über einen neuen Kompromisstext zur geplanten EU-Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfall (PPWR), den Schweden vorgelegt habe. Dieser sehe unter anderem abgeänderte Definitionen für Erzeuger und Hersteller von Verpackungen vor. Im Interview mit dem Packaging Journal erläutert Dr. Wolfgang Trunk, politischer Referent bei der EU-Kommission in Brüssel und Teamleiter im Referat der Generaldirektion Umwelt, wie die Industrie durch die von der Kommission geplanten Regelungen ermutigt werden solle, die Wiederverwertbarkeit von Verpackungen weiter zu erhöhen.

Schweden schlage in einem Kompromisstext zur geplanten PPWR, der Ende Juni in der Umwelt-Arbeitsgruppe des Rats diskutiert worden sei, abgeänderte Definitionen für Erzeuger und Hersteller von Verpackungen vor, um diese Begriffe besser voneinander abzugrenzen. So sollten etwa Unternehmen, die Serviceverpackungen oder Mehrwegverpackungen befüllen, laut Vorschlag von der Definition des Herstellers ausgenommen werden. Mit Blick auf die geplanten Rezyklat-Mindestgehalte habe Schweden darüber hinaus Änderungen vorgeschlagen, die Erzeugern mehr Flexibilität bei der Erreichung der Ziele ermöglichen sollen. Weitere Änderungen in dem Kompromissvorschlag bezögen sich auf die Kriterien für das „großmaßstäbliche Recycling“ von Verpackungen. So werde etwa eine Übergangsfrist von zehn Jahren vorgeschlagen für den Fall, dass es nachweislich funktionierende Sortier- und Recyclingverfahren gebe, die aber noch nicht in großem Umfang in der EU umgesetzt seien. Weitere Änderungsvorschläge beträfen Bestimmungen über biobasiertes Material und kompostierbare Verpackungen sowie bedenkliche Stoffe.

Im Interview mit dem Packaging Journal betonte EU-Referent Dr. Wolfgang Trunk die Notwendigkeit einer Harmonisierung der Regelungen in der Union und zeigte sich überzeugt, dass eine europäische Verpackungsverordnung große wirtschaftliche Vorteile bringen werde. Ein wichtiger Bestandteil des Verordnungsentwurfs der Kommission sei es, die Ebene der Mitgliedsstaaten zu überwinden und auf die Produktebene zu gehen. Das verändere die Spielregeln, da man nun mit den Anforderungen direkt an die Wirtschaftsakteure herantrete. Kunststoffabfälle einem hochwertigen Recycling zuzuführen, sei einer der wichtigsten Punkte des Vorschlags. Wesentlich seien aber auch Anreize für recyclinggerechtes Verpackungsdesign in Verbindung mit Regelungen der erweiterten Herstellerverantwortung sowie ein EU-weit harmonisiertes Kennzeichnungssystem für Verpackungen, wodurch die richtige Sortierung in den Haushalten und somit die Recyclingströme effizienter, die Qualität des Rezyklats besser und die benötigten Mengen an recyceltem Material erreichbar werden könnten.

Quellen:

  • Euwid Recycling und Entsorgung 26/2023 (27.6.2023)
  • packaging-journal.de (21.6.2023)
Positionspapier zum chemischen Recycling für NRW

Ein Positionspapier des nordrhein-westfälischen Verbands der Kunststoffindustrie Kunststoffland NRW vereine die bislang konträren Auffassungen von Vertretern des chemischen sowie des mechanischen Recyclings zu diesem Thema, berichtet die Fachpresse. Darin werde vorgeschlagen, die laut Verpackungsgesetz bestehende Quote für das werkstoffliche Recycling von Verpackungsabfällen bis zum Jahr 2030 fortzuschreiben und für das chemische Recycling für diesen Zeitraum eine separate Quote auszuweisen.

Die Methoden des chemischen Recyclings von Kunststoffabfällen seien geeignet, die bisherigen Methoden des mechanischen Recyclings sinnvoll zu ergänzen, ist zum Beispiel in einem Online-Bericht bei Plastverarbeiter über die Positionen von Kunststoffland NRW zu lesen. Insbesondere verunreinigte und gemischte Kunststoffe, die sich nicht mechanisch recyceln lassen und bisher thermisch verwertet werden, ließen sich so in den Kreislauf zurückführen. Kunststoffland NRW setze sich dafür ein, dass in Deutschland und vor allem Nordrhein-Westfalen in Technologien des chemischen Recyclings investiert werde, und plädiere dafür, nicht länger das Für und Wider von mechanischem versus chemisches Recycling zu diskutieren. Um Befürchtungen im Hinblick auf Verpackungsabfälle, wonach das chemische Recycling das mechanische Recycling beeinträchtigen könnte, vorzubeugen, schlage der Verband vor, die im VerpackG geregelte Quote für das werkstoffliche Recycling von Verpackungsabfällen bis zum Jahr 2030 fortzuschreiben und darüber hinaus eine separate Quote für das chemische Recycling für diesen Zeitraum auszuweisen. Danach könne die separate Quote wegfallen und die Recyclingquote für Kunststoffverpackungsabfälle durch Anrechnung der von beiden Recyclingarten erbrachten Mengen auf die gleiche Quote erfüllt werden.

Weitere Information: zum Positionspapier von kunststoffland NRW

Quellen:

  • plastverarbeiter.de, recyclingmagazin.de (26.6.2023)
  • k-zeitung.de (27.6.2023)
Studie zu Verpackungen: Verbrauch sinkt, großes Potenzial für CO2-Einsparungen

Tages- und Fachmedien berichten über eine Studie der GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung und des Ifeu-Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH, laut der Verbrauch und die Treibhausgasemissionen durch Verpackungen in Deutschland stark zurückgehen könnten. Weltweit wachse dagegen der Verbrauch von Verpackungen und insbesondere von Kunststoffverpackungen, ist in einem Bericht von Euwid über eine Studie der ING-Bank Amsterdam zu lesen.

Der Verpackungsverbrauch habe in Deutschland seinen Höhepunkt 2021 erreicht und werde in Zukunft kontinuierlich sinken, ist das Ergebnis der Studie mit dem Titel „Der Beitrag kreislauffähiger Verpackungen zum Klimaneutralitätsziel 2045“, über die etwa das Recyclingportal berichtet. Steigen würden dagegen die Recyclingquoten wie auch der Einsatz von Rezyklat. Die Studie, die im Auftrag von acht Branchenverbänden – darunter die Arbeitsgemeinschaft Verpackung + Umwelt e.V. (AGVU), das Deutsche Verpackungsinstituts e. V. (dvi) und die IK-Industrievereinigung Kunststoffverpackungen – erstellt worden sei, habe untersucht, welchen Beitrag kreislauffähige Verpackungen mit Blick auf das deutsche Klimaneutralitätsziel 2045 über alle Materialien hinweg leisten können. Darüber hinaus prognostiziere sie die Entwicklung relevanter Faktoren wie Recyclingquoten, Rezyklateinsatz, Verpackungsoptimierung und Verpackungsaufkommen. Lebenswegabschnitte wie Rohstoffproduktion, Packmittelproduktion, Distribution sowie Entsorgung und Verwertung seien darin für die durchschnittlichen deutschen Verhältnisse bilanziert worden. Die Studie berücksichtige bereits beschlossene staatliche oder europäische Lenkungseingriffe, jedoch nicht geplante oder erwartete Regulierungen wie beispielsweise die neue Europäische Verpackungsverordnung (PPWR - Packaging and Packaging Waste Regulation). Im Ergebnis zeige die Untersuchung, dass die mit dem deutschen Verpackungsaufkommen verbundenen Treibhausgasemissionen bis 2045 um 94 Prozent gesenkt werden könnten. Bis 2030 könnten die Emissionen im Vergleich zum Referenzjahr 2021 der Studie zufolge bereits um 46 Prozent schrumpfen, ist auch in einem Bericht des Merkur zu lesen. Erreichen ließen sich die Einsparungen zu über 50 Prozent durch eine Klima- und Energiewende, beispielsweise durch eine energiesparende Produktion. Ein großer Teil könne auch durch die Art der Verpackungen und die Kreislaufwirtschaft eingespart werden. Beispiele dafür seien leichtere Verpackungen oder ein vermehrter Einsatz von recyceltem Kunststoff.

Weltweit werde der Verpackungsverbrauch laut einer Studie der ING-Bank allerdings zu- und nicht abnehmen, berichtet Euwid in der Ausgabe vom 20. Juni 2023. Die stärksten Zuwächse werde es der Analyse zufolge in Afrika, Asien und Lateinamerika geben, der Verpackungsverbrauch pro Kopf steige aber auch in Europa, den USA und Australien. Das Aufkommen an Verpackungsabfall werde europaweit bis zum Jahr 2030 – verglichen mit dem Basisjahr 2018 – aufgrund von verändertem Konsumverhalten (mehr Convenience-Produkte, To-Go-Konsum, Lieferdienste) und des demografischen Wandels hin zu kleineren Haushalten um 20 Prozent steigen. In der EU nehme der Verpackungsabfall vor allem wegen papier- und kunststoffbasierter Verpackungen zu. Laut diesen Berechnungen könnten Papier-/Kartonverpackungen pro Kopf bis 2040 von 71,3 kg auf 98,9 kg ansteigen. Bei Kunststoffverpackungen werde sich das Pro-Kopf-Abfallaufkommen laut Studie im gleichen Zeitraum mit einem Anstieg auf 62 kg nahezu verdoppeln (2018: 33,2 kg).

Quellen:

  • recyclingportal.de (16.6.2023)
  • merkur.de (26.6.2023)
  • Euwid Recycling und Entsorgung 26/2023 (27.6.2023)
  • Euwid Recycling und Entsorgung 25/2023 (20.6.2023)

26.06.2023 - 25.06.2023

Brüsseler Frühwarnbericht zu Abfallzielen: Deutschland auf bestem Weg

ages-, Wochen- und Fachmedien berichten über einen Frühwarnbericht der EU-Kommission, wonach Deutschland zusammen mit Österreich, Belgien, Dänemark, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, Slowenien und Tschechien auf gutem Wege sei, die Zielvorgaben für 2025 sowohl für Siedlungs- als auch Verpackungsabfälle zu erreichen. Nur das materialspezifische Recyclingziel für Kunststoffverpackungen (50 Prozent bis 2025) habe Deutschland im Jahr 2020 mit 46,2 Prozent noch nicht ganz erreicht, ist zum Beispiel in der Wirtschaftswoche zu lesen. Lob aus Brüssel gebe es vor allem für das deutsche Pfandsystem, berichtet auch Euwid.

Die EU-weiten Recyclingziele für die Jahre 2025, 2030 und 2035 zur Reduzierung von Abfällen und dessen Wiederverwertung stellten für Brüssel wesentliche Grundpfeiler der europäischen Bemühungen zum Aufbau einer Kreislaufwirtschaft dar, ist in den Medienberichten zu lesen. Zu den Vorgaben zähle unter anderem, dass ab dem Jahr 2025 mindestens 55 Prozent der Siedlungsabfälle recycelt und für die Wiederverwendung vorbereitet werden. Von der gesamten Menge an Verpackungsmüll müssen dann 65 Prozent recycelt und ab dem Jahr 2035 maximal noch zehn Prozent deponiert werden. Im Unterschied zu zahlreichen anderen EU-Staaten sei Deutschland laut des Frühwarnberichts der EU auf dem besten Weg, die Ziele zu erreichen. Im Jahr 2020 habe Deutschland 67 Prozent der Siedlungsabfälle sowie 68,1 Prozent der Verpackungsabfälle recycelt und damit die Ziele schon übertroffen. Die Deponierungsquote von Siedlungsabfällen habe hierzulande laut Bericht 2020 bei unter einem Prozent gelegen. Gleichwohl habe die EU-Kommission auch einige Verbesserungsvorschläge gemacht. So könnten Steuern auf die Abfallverbrennung laut Kommission als zusätzlicher Anreiz dienen, dem Recycling mehr Abfall zuzuführen. Ins Spiel bringe die Kommission darüber hinaus ein verursacherbezogenes deutschlandweites Abfallgebührensystem für Restmüll. Für Verpackungsabfälle habe Brüssel Deutschland die Erhebung von „Verpackungsgebühren“ vorgeschlagen, ist in einem Bericht von Euwid über die Stellungnahme des BDE-Bundesverbands der deutschen Entsorgungsbranche zur Analyse der Kommission zu lesen. Der Verband unterstütze unter anderem die Kommission bei ihrer Forderung, die getrennte Sammlung von Abfällen zu verbessern. Diese sei Grundvoraussetzung für das Recycling, wird der BDE zitiert. Kritisch sehe der Verband allerdings die Deponierungsquoten mancher Länder, die laut Bericht der Kommission im Jahr 2020 noch bis zu 70 Prozent und mehr betragen hätten. Im Schnitt landeten in der EU noch 23 Prozent der Siedlungsabfälle auf Deponien, berichtet Euwid an anderer Stelle. Insgesamt zeige der Bericht laut Kommission auf, dass es in der EU bei der Qualität der Abfallbewirtschaftung erhebliche Unterschiede gebe und einige Länder noch viel tun müssten, um die EU-rechtlichen Zielvorgaben zu erreichen. Die Kommission habe länderspezifische Empfehlungen präsentiert für die 18 Mitgliedstaaten, die Gefahr liefen, die Recyclingziele für 2025 nicht zu erreichen. Diese Empfehlungen umfassten ein breites Spektrum an Maßnahmen wie unter anderem die Verringerung der Menge nicht recyclingfähiger Abfälle, die Steigerung der Wiederverwendung und die Förderung der getrennten Sammlung. Die Kommission habe darüber hinaus zugesagt, die Mitgliedstaaten weiterhin bei der Umsetzung des EU-Abfallrechts zu unterstützen, indem sie EU-Mittel und technische Hilfe bereitstelle.

Quellen:

  • spiegel.de, wiwo.de, handelsblatt.de, süddeutsche.de, merkur.de, ntv.de (8.6.2023)
  • euractiv.de, recycling-magazin.de (9.6.2023)
  • Euwid Recycling und Entsorgung 24/2023 (13.6.2023)
„Keine Verpackung ist auch keine Lösung“

Im Nachrichtenmagazin Focus schreibt Gastautor Thomas Müller-Kirschbaum, stellvertretender Vorsitzender des „Sustainability Councils“ beim Konsumgüterhersteller Henkel, über die Krise des Werkstoffs Kunststoff, das Kunststoff-Bashing und warum eine nachhaltige Wirtschaft aus seiner Sicht Verpackungen braucht.

Ohne Verpackung gehe es nicht, und zu den Vorteilen von Kunststoff zähle, dass sie das verpackte Produkt vor äußeren Einflüssen schützten, für eine effiziente Logistik sorgten, Platz für Verbraucherinformationen böten und die Dosierung und Lagerung des Produkts unterstützten. Die Forderung nach wiederbefüllbaren Verpackungen und Nachfüll- beziehungsweise Pfandsystemen im Handel halte er zwar für nachvollziehbar, weil so theoretisch weniger Verpackungen hergestellt würden. Doch sei dies weder ökologisch noch hygienisch noch ökonomisch sinnvoll. So führe etwa ein Pfandsystem zum Beispiel für Flaschen mit Flüssigwaschmitteln durch seinen logistischen Aufwand derzeit zu einem größeren Umweltfußabdruck als das in Deutschland gut funktionierende Kunststoffrecycling. Denn Flaschen müssten gesammelt, gelagert, zurück an den Hersteller geliefert und gereinigt werden. Zwar müsse Ziel sein, die Menge an Verpackungsmaterial im gesamten Produktlebenszyklus zu reduzieren, aber ohne die Qualität, Leistung oder Sicherheit des Produkts zu beeinträchtigen. Auch bei Henkel müssten noch mehr Verpackungen entwickelt und eingesetzt werden, die recyceltes Material beinhalten und einfacher wiederzuverwerten seien. Derzeit sei es für das Unternehmen jedoch noch nicht machbar, sämtliche Verpackungen aus 100 Prozent Rezyklat herzustellen, auch weil es an deren Menge und Qualität mangele. Ansatzpunkte sehe der Forschungsleiter für Wasch- und Reinigungsmittel in der Verwendung von Monomaterial-Kunststoffen, die gut zu recyceln seien. Auch der Austausch mit Verpackungsherstellern und anderen Partnern entlang der Wertschöpfungskette sei wichtig, erklärt Müller-Kirschbaum. Durch eine Kreislaufwirtschaft ließe sich mehr erreichen als durch den Verzicht auf Verpackungen. Dafür müssten aber noch mehr Hersteller ihre Verpackungen recyclingfähiger machen. Und auch mit Rezyklatanbietern müsse man enger zusammenarbeiten, betont Müller-Kirschbaum. Nur gemeinsam sei es zu schaffen, Ressourcen zu schonen und Verpackungsmüll auf Dauer zu minimieren.

Quelle:

  • focus.de (7.6.2023)
KI-gestützte Erfassung von Plastikabfällen im Meer

Laut Medienberichten solle das Forschungsprojekt „PlasticObs+“ unter Einsatz künstlicher Intelligenz ein genaueres Bild vom „Ist-Zustands der Müllsituation“ und eine wissenschaftliche Grundlage über Art, Menge und Größe des Abfalls in den Ozeanen liefern. Das Deutsche Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz (DFKI) entwickle für das Projekt verschiedene KI-Systeme, die angebracht an Überwachungsflugzeugen unter anderem Plastikmüll während eines Gewässer-Überflugs erkennen sollen.

Langfristiges Ziel sei, Überwachungsflugzeuge, die bereits weltweit im Einsatz seien, mit der KI-gestützten Sensorik auszustatten, ist etwa in einem Bericht von Geo zu lesen. Damit könne erstmals eine kontinuierliche und umfassende Bestandsaufnahme der maritimen Verunreinigungen mit Kunststoffabfällen erfolgen, wird DFKI-Projektleiter Christoph Tholen zitiert. Erste Testflüge seien den Angaben zufolge zufriedenstellend verlaufen. Auf der ostfriesischen Insel Spiekeroog seien dazu zwei Versuchsfelder mit Kunststoffabfällen angelegt. Ein Forschungsflugzeug der Jade Hochschule in Wilhelmshaven sei für die Testflüge mit zwei der KI-Sensoren ausgestattet worden: einer zur Aufnahme von Übersichtsbildern unter der Nase des Fliegers und ein zweiter am Rumpf des Fliegers, der für die Erkennung von Kunststoffabfällen im Übersichtsbild zum Einsatz komme und dann Detailaufnahmen mache. Die Genauigkeit der KI sei gemessen worden und habe 93,3 Prozent betragen. Laut Projektleiter Tholen könnten die KI-Systeme abgesehen von der Dokumentation künftig auch bei Gegenmaßnahmen helfen. So könnten etwa Säuberungsaktionen genau geplant werden, da das System eine Identifizierung von besonders belasteten Gebieten ermögliche, wird Tholen auch in einem Bericht der Welt zitiert. Zu den Projektpartnern zähle auch das Aachener Unternehmen Everwave, das mit schwimmenden Plattformen in Flüssen Müll einsammle.

Quellen:

  • süddeutsche.de, faz.net, geo.de, zdf.de, welt.de, berliner morgenpost (7.6.2023)
  • fr.de, Euwid Recycling und Entsorgung 24/2023 (13.6.2023)

12.05.2023 - 25.05.2023

UNEP hält 80 Prozent weniger Plastikabfälle bis 2040 für möglich

Der Report des UN-Umweltprogramms (UNEP) liefere die Grundlage für die anstehenden Verhandlungen über ein weltweites rechtsverbindliches Abkommen in Paris vom 29. Mai bis 2. Juni, berichten Tages- und Fachmedien. Er zeige auf, wie die Umweltverschmutzung durch unsachgemäß entsorgte Kunststoffabfälle bis zum Jahr 2040 durch „tiefgreifende politische und marktwirtschaftliche Veränderungen hin zu einer Kreislaufwirtschaft“ um 80 Prozent reduziert werden könne.

 

Laut Medienberichten treffen sich Vertreterinnen und Vertreter der UN-Mitgliedstaaten nächste Woche in Paris, um dort über ein globales Abkommen zu beraten, mit dem die weltweite Verschmutzung durch Plastik bekämpft werden soll. Als Grundlage dafür habe die UNEP eine Studie vorgelegt, wonach bereits heute alle Ressourcen für die Reduzierung von Plastikmüll bereitstünden, ist etwa in der Süddeutschen Zeitung (SZ) zu lesen. Plastik könne der Menschheit weiterhin enorme Vorteile bringen, aber nur, wenn die Systeme, mit denen es in der Wirtschaft im Umlauf gehalten werde, überdacht würden, wird UNEP-Exekutivdirektorin Inger Andersen, die den Bericht vorgestellt habe, in der SZ zitiert. So könne allein durch die verstärkte Wiederverwendung von Kunststoff wie etwa durch Pfandsysteme bis 2040 rund 30 Prozent Plastikmüll vermieden werden. Weitere 20 Prozent ließen sich durch mehr sowie profitableres Recycling einsparen. Ein entscheidender Schritt dazu seien nach Ansicht von UNEP verbindliche Richtlinien, die besonders schwer recycelbare Plastikverpackungen verhinderten. Um weitere 17 Prozent könne die Plastikverschmutzung nach den UNEP-Berechnungen reduziert werden, indem Kunststoff in Verpackungen durch Papier und kompostierbare Materialien ersetzt werde. Für 13 Prozent der Kunststoffabfälle, die nicht wiederverwendet oder ersetzt werden könnten, komme nach Ansicht der UNEP eine sichere Deponierung in Betracht, wodurch eine weitere Verschmutzung der Umwelt verhindert werden könne. Der Umstieg auf eine Kreislaufwirtschaft würde sich laut UNEP auch wirtschaftlich lohnen. Dem Bericht zufolge könnten so bis 2040 weltweit 1,17 Billionen Euro bei der Kunststoffproduktion eingespart und durch das Recycling zusätzliche Einnahmen erreicht werden. Auch würden 2,99 Billionen Euro an durch Umweltverschmutzung verursachten Kosten vermieden. Kritik komme von der Umweltorganisation Greenpeace, berichtet die Zeit. Kurz vor dem Start der Verhandlungen in Paris warne die Organisation in einem Bericht davor, weiterhin auf das Recycling von Kunststoff zu setzen, und fordere erneut eine drastische Reduzierung der Kunststoffproduktion. Dagegen werde die Fortführung der Verhandlungen für ein weltweites Abkommen und das übergeordnete Ziel, die Kreislaufwirtschaft zu stärken, vom Verband der Kunststoffhersteller Plastics Europe Deutschland (PED) und dem Verband der Chemischen Industrie (VCI) begrüßt, berichtet die Zeitschrift Kunststoffe. Beide Verbände befürworteten die Einführung verbindlicher Recyclingquoten für Kunststoffe. Um Kunststoffe so lange wie möglich im Kreislauf führen zu können, brauche es aus Sicht von PED aber auch abgesehen von zirkulärem Produktdesign, alternative Kohlenstoffquellen und alle zur Verfügung stehenden Recyclingtechnologien.

Weitere Information: zum Download des Berichts der UNEP

Quellen:

  • faz.net (15.5.2023)
  • SZ, spiegel.de, zdf.de, (16.5.2023)
  • br.de, geo.de, kunststoffe.de, (17.5.2023)
  • fr.de (19.5.2023)
  • zeit.de (24.5.2023)
  • kunststoffe.de (25.5.2023)
Bundesrat für Änderungen an EU-Verpackungsverordnung

Mehrere Berichte von Euwid und weiterer Fachpressedienste befassen sich mit der Diskussion um die geplante EU-Verpackungsverordnung. So fordere etwa die Länderkammer zahlreiche Änderungen am Entwurf der EU-Kommission, welche von der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen weitgehend begrüßt würden. Massive Kritik an Überlegungen des EU-Umweltausschusses, bestimmten Industriezweigen Erstzugriffsrechte auf Rezyklate zu gewähren, komme vom BDE. Der Deutsche Fruchthandelsverband (DFHV) habe wiederum das von der EU geplante Verbot von Verpackungen für Obst und Gemüse scharf kritisiert.

 

Das geplante Verpackungsverbot für Obst und Gemüse bis zu einem Gewicht von 1,5 Kilogramm sei kontraproduktiv, da so weder Lebensmittelabfälle verringert noch die Haltbarkeit der Produkte erhöht würden, wird DFHV-Geschäftsführer Andreas Brügger bei Euwid zitiert. Die gleiche EU-Kommission, die auf der einen Seite Anreize für eine nachhaltige und gesunde Ernährung setze, schaffe auf der anderen Seite de facto die Voraussetzungen für eine nachhaltige Ernährungswirtschaft ab, kritisiere Brügger. Der Entsorgerverband BDE wende sich indessen gegen Erstzugriffsrechte für Kunststoffrezyklate im Zuge der geplanten EU-Verpackungsverordnung. Solchen Überlegungen, die derzeit in Ausschüssen des EU-Parlaments diskutiert würden, werde der Verband massiv entgegentreten. Rezyklate müssten auf dem freien Markt zum Verkauf angeboten werden dürfen, und zwar ohne Begünstigung einzelner Marktteilnehmer, wird BDE-Präsident Peter Kurth in Euwid an anderer Stelle zitiert. Er warne vor einer „drohenden Monopolbildung“ und weise darauf hin, dass auch die anderen europäischen Verbände der Entsorgungsbranche die Position des BDE teilten. Laut Kurth würde eine Beschränkung des freien Handels von Rezyklaten zu niedrigeren Preisen führen und in der Folge zu weniger statt mehr Recycling.

 

Eine Stellungnahme des Bundesrates zur geplanten EU-Verpackungsverordnung, in der laut eines weiteren Berichts von Euwid rund 40 Änderungen am Entwurf der EU-Kommission gefordert würden, werde in weiten Teilen von den deutschen Herstellern von Kunststoffverpackungen begrüßt, berichtet auch das Magazin Kunststoffe. Insbesondere die Klarstellung des Bundesrats, dass es keine Ausnahmen für faserbasierte Verpackungen von den Rezyklateinsatzquoten oder den geplanten Mehrwegpflichten geben solle, begrüße die IK, wird die Geschäftsführerin für Kreislaufwirtschaft bei der IK, Isabell Schmidt, in Kunststoffe zitiert. Der Verband setze sich für materialneutrale Regelungen ein und unterstütze auch die Empfehlung des Bundesrates, die Recyclingfähigkeitskriterien in der EU-Verpackungsverordnung von mindestens 70 Prozent auf 80 Prozent ab 2030 zu erhöhen. Für richtig halte die IK auch den Vorschlag der Länderkammer, die Rezyklateinsatzquoten für Kunststoffverpackungen nicht pro Verpackung, sondern auf den Durchschnitt der von einem Unternehmen in Verkehr gebrachten Verpackungen anzuwenden. So könne auf Preis- und Lieferschwankungen flexibler reagiert werden. Auf Kritik stoße dagegen die Empfehlung des Bundesrates, die EU-Verordnung auch auf die Rechtsgrundlage der Umweltkompetenz zu stellen (s. dazu auch die Presseschau vom 21.4. bis 27.4.2023). Diese Forderung halte die IK für „ein Spiel mit dem Feuer“, wird IK-Hauptgeschäftsführer Martin Engelmann auch bei KI zitiert, denn den Mitgliedstaaten sei es dann möglich, von den EU-Regeln abweichende Vorschriften zu erlassen, was den Binnenmarkt in der Union gefährden würde.

Quellen:

  • recyclingmagazin.de (15.5.2023)
  • Euwid Recycling und Entsorgung 20/2023 (16.5.2023)
  • kunststoffe.de (19.5.2023)
  • packreport.de (22.5.2023)
  • Euwid Recycling und Entsorgung 21/2023 (23.5.2023)
  • kiweb.de (24.5.2023)

 

Grundlagen für die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie

Zum begonnenen Beteiligungsprozess für die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) habe das Bundesumweltministerium (BMUV) in einer Veröffentlichung die Grundlagen für die geplante Strategie zusammengefasst, berichtet das Recyclingmagazin in seiner aktuellen Ausgabe.

 

Die deutsche Nachhaltigkeitsstrategie und die UN-Agenda 2030 dienten dem Papier zufolge als Grundlage für das Leitbild einer Circular Economy. Zirkuläres Wirtschaften, das alle Phasen von Material- und Produktlebenszyklen berücksichtige, halte das BMUV für unverzichtbar, um die Ziele der Agenda zu erreichen. Dabei solle „zirkuläres Wirtschaften der Schonung natürlicher Ressourcen, dem Schutz der Umwelt und der menschlichen Gesundheit sowie der Rohstoffsicherung dienen“, zitiert das Recyclingmagazin aus dem Bericht. Auch könne zirkuläres Wirtschaften zum Klimaschutz beitragen, da darin ein erhebliches Potenzial zur Minderung von Treibhausgasemissionen bestehe. Das Grundlagenpapier des BMUV definiere Ziele der NKWS und gehe auf Ansätze zur Erweiterung rechtlicher Vorgaben ein, die auf Basis des Aktionsplans der Europäischen Kommission weiterentwickelt werden sollten. Dies betreffe unter anderem die Weiterentwicklung der Produktverantwortung, anspruchsvolle Grundpflichten zur Umsetzung der Abfallhierarchie und die duale Entsorgungsverantwortung von Wirtschaft und Kommunen sowie neue Vorgaben zum Ökodesign. Grundlegendes Ziel der NKWS sei die Senkung des primären Rohstoffverbrauchs. Dazu solle ein Fahrplan mit verbindlichen Maßnahmen entwickelt werden, mit dem vor allem die Marktbedingungen für Sekundärrohstoffe verbessert werden sollen. Im Rahmen der Strategie würden zentrale Stoffströme und Produktgruppen wie mineralische Baustoffe, Metalle, Kunststoffe und biogene Rohstoffe in den Blick genommen, analysiert und zielorientierte Maßnahmen geschaffen werden, heiße es in dem Bericht. Und damit sich die öffentliche Beschaffung zu einem wesentlichen Treiber der zirkulären Wirtschaft entwickle, wolle das BMUV das Vergaberecht darauf ausrichten und damit entsprechende Impulse sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene setzen.

 

Weitere Information: zum Download des Grundlagenpapiers

Quelle:

  • Recyclingmagazin 5/2023 (17.5.2023)

05.05.2023 - 11.05.2023

EU-Verpackungspläne werden kritisiert

Der Umweltausschuss des Europaparlaments debattierte laut Medienberichten in Brüssel über die Änderungsanträge zur geplanten Verordnung für Verpackungen und Verpackungsabfall (PPWR). Sie spalteten das Parlament, ist in einem Bericht von Euractiv zu lesen. Uneins seien sich die Abgeordneten vor allem hinsichtlich der Regelungen zur Wiederverwendung. Kritik am geplanten Gesetz komme auch von Wirtschaft und Handel, berichtet unter anderem die Welt.

 

Im Europaparlament verträten Sozialisten und Demokraten (S&D) sowie die Grünen im Vergleich zur Europäischen Volkspartei (EVP) und den Europäischen Konservativen und Reformern (EKR) bei mehreren Themen unterschiedliche Positionen, berichtet das europäische Mediennetzwerk Euractiv. Der Dissens betreffe vor allem die Frage, ob es ein Ziel für die Wiederverwendung von Verpackungen für Speisen und Getränke zum Mitnehmen geben und welche Rolle Papier bei der Substitution von Kunststoff zukommen solle. Zu den wichtigsten Änderungen, die die federführende Berichterstatterin des Ausschusses, Frédérique Ries, in ihre Änderungsanträge zur Verordnung eingebracht habe, gehörten die Streichung der Zielvorgaben für wiederverwendbare Verpackungen bei Takeaway und die Hinzufügung einer Verpflichtung für Restaurants und Cafés, von den Kunden mitgebrachte Behälter zu akzeptieren. Die Effektivität der im Entwurf der EU-Kommission vorgesehenen Zielvorgaben für wiederverwendbare Verpackungen könne nicht abgeschätzt werden und es gebe noch viele offene Fragen, habe Ries zur Streichung der Regelung erklärt, man solle sich diesen Bereich noch einmal genauer anschauen. Unterstützt werde Ries‘ Vorstoß von Abgeordneten der EVP, die die Gefahr sähen, dass die in der PPWR vorgesehenen Wiederverwendungsziele zu einem „umgekehrten Effekt“ führen könnten und den Plastikverbrauch erhöhen würden, anstatt Abfälle zu reduzieren. Die Abgeordneten des linken Flügels (Grüne und S&D) befürworteten dagegen die Beibehaltung der von der EU-Kommission vorgeschlagenen Wiederverwendungsziele für Verpackungen. Sollten sie wie im Entwurf der Kommission geplant eingeführt werden, dürfte das in ganz Europa die Art verändern, wie Fastfood-Restaurants ihre Speisen (Ziel: 40 Prozent Mehrweg bis 2040) und Getränke (Ziel: 80 Prozent Mehrweg bis 2040) servieren, Onlinehändler (Ziel: 50 Prozent Mehrweg bis 2040) ihre Produkte verpacken und Discounter ihre Getränkeflaschen (Ziel: 25 Prozent Mehrweg bis 2040) befüllen, schreibt die Welt. Der Vorschlag der Kommission löse bei Verbänden der europäischen Verpackungs- und Lebensmittelindustrie viel Kritik aus. Sie forderten, Mehrwegsysteme nur dann einzusetzen, wenn eine Lebenszyklus-Analyse diese vorteilhaft erscheinen lasse. Bei längeren Transportwegen und aufwendiger Reinigung könnten Einwegverpackungen ökologisch vorteilhafter sein, so die Argumentation. Auch der europäische Dachverband der Entsorgungswirtschaft FEAD und der BDI Bundesverband der Deutschen Industrie sähen die Mehrwegquoten für Verpackungen kritisch, geht aus mehreren Berichten des Fachdienstes Euwid hervor. Des Weiteren fordere der FEAD ebenso wie der BDI laut Euwid die Rechtsgrundlage für den Binnenmarkt auf den Umweltartikel 192 AEUV zu erweitern (s. auch Presseschau vom 21.4. bis 27.4.2023) und in der Verordnung Kriterien für das „Design for Recycling“ festzulegen. Diese Kriterien und die Ökomodularisierung von Lizenzentgelten sollten möglichst fünf Jahre vor Inkrafttreten der Regelungen feststehen, zitiert Euwid aus einer Stellungnahme des BDI. Denn die Unternehmen benötigten Klarheit, um entsprechende Verpackungen zu entwickeln und Investitionsentscheidungen treffen zu können. Im Fokus einer Stellungnahme von Aldi Nord, die Thema eines weiteren Berichts von Euwid ist, stünden ebenfalls die Mehrwegvorgaben sowie Anforderungen an Pfand- und Rücknahmesysteme und die Mindestrezyklatquoten für Kunststoffverpackungen. So halte der Discounter hinsichtlich der Mehrwegziele weitere Folgenabschätzungen für erforderlich und spreche sich dafür aus, bereits gut funktionierende Pfand- und Rücknahmesysteme zu erhalten. Mit Blick auf gesetzliche Anforderungen an die Lebensmittelsicherheit von Post-Consumer-Rezyklaten für Lebensmittelverpackungen fordere Aldi Nord ein Vorkaufsrecht für die Akteure der Wertschöpfungskette, wie z.B. den Einzelhandel.

 

Quellen:

  • welt.de (5.5.2023)
  • mehrere Berichte in Euwid 19/2023 (9.5.2023)
Nachhaltige Verpackungen

Bei der Verpackungs-Weltleitmesse interpack, die vom 4. bis 10. Mai in Düsseldorf mit einem Schwerpunkt Kreislaufwirtschaft stattfand, sei laut Berichten der Fachpresse Nachhaltigkeit das absolute Top-Thema gewesen. Der Frage, welche Verpackung aus welchem Material – Glas, Weißblech oder Tetrapak – wohl die nachhaltigste sei, widmet sich ein Bericht des Bayerischen Rundfunks (BR), und die Badische Zeitung befasst sich mit der Debatte „Einweg oder Mehrweg“ für Getränkeverpackungen, die durch eine aktuelle Lidl-Kampagne neue Fahrt aufgenommen habe.

 

Laut Berichten der Fachpresse präsentierten insgesamt 2.087 Aussteller auf der interpack innovative Technologien und ganzheitliche Konzepte, die Effizienz und Nachhaltigkeit entlang der gesamten Produktionslinie berücksichtigten. Mit rund 143.000 Besucherinnen und Besuchern aus 155 Ländern habe die Messe die Erwartungen übertroffen. Die strategische Ausrichtung der Messe auf die vier „Hot-Topics“ Kreislaufwirtschaft, Ressourcenschonung, Digitalisierung und Produktsicherheit habe ihren konkreten Ausdruck in zahlreichen Innovationen gefunden. So hätten etwa Unternehmen des Verpackungsmaschinenbaus Lösungen für die Umsetzung nachhaltiger Verpackungskonzepte präsentiert, die durch entsprechende technische Anpassungen und neu entwickelte Maschinenlösungen ermöglicht wurden.

 

Über die Ergebnisse einer Studie, die der NABU beim Ifeu Institut beauftragt habe und in der verschiedene Verpackungen auf ihre Nachhaltigkeit geprüft worden seien, berichtet der BR. In der Untersuchung seien Tetrapak, die klassische Konserve und Einweggläser miteinander verglichen worden. Am besten schneide Tetrapak, die Verbundverpackung aus Karton, Aluminium und Kunststoff ab, die durch das geringe Gewicht und den hohen Kartonanteil gegenüber den anderen untersuchten Verpackungen Ressourcen einspare. So verbrauche die Produktion einer Tonne passierter Tomaten im Karton laut Studie siebeneinhalb Mal weniger CO2-Äquivalente als die einer Tonne Tomaten im Glas. Allerdings ließen sich Verbundkartons schwieriger recyceln, weil sie aus mehreren Materialien bestünden, die in speziellen Anlagen aufwendig getrennt werden müssten. Dennoch seien Verbundkartons, die aufgrund ihres geringen Gewichts und des geringeren Energieverbrauchs bei der Produktion am nachhaltigsten, gefolgt von Konservendosen aus Weißblech. Glas, das zwar am häufigsten wiederverwertet werde, habe im Vergleich am schlechtesten abgeschnitten, da es zur Herstellung und beim Recycling hohe Temperaturen brauche und auch schwerer sei als Weißblech und Tetrapak. Nachhaltiger werde Glas beim Einsatz in einem Mehrwegsystem, wie zum Beispiel bei Flaschen.

 

Die Badische Zeitung fragt indessen, ob es noch stimme, dass Einweg „böse“ und mitverantwortlich für wachsende Müllberge sei. Seit Lidl mit Günther Jauch für seine PET-Einwegflasche werbe, habe die altbekannte Debatte „Einweg oder Mehrweg“ wieder an Fahrt gewonnen. Lidl werbe mit Unterstützung des Fernsehmoderators für die „Kreislaufflasche“, die 50 mal leichter sei als eine Glasflasche und damit eine der ökologischsten Getränkeverpackungen, die es gebe. Die Mehrweg-Allianz, bestehend aus der Deutschen Umwelthilfe, der Stiftung Initiative Mehrweg sowie Verbänden des Getränkegroß- und -einzelhandels und der Privatbrauereien habe nun eine Gegenkampagne gestartet. Sie halte Lidl entgegen, Mehrwegflaschen aus Glas könnten bis zu 50 Mal wieder befüllt werden. Im Gegensatz dazu würden die 16,4 Milliarden Einwegplastikflaschen, die in Deutschland jährlich verbraucht würden, nach nur einmaliger Benutzung zu Abfall. Auch das Umweltbundesamt (UBA) kritisiere die Werbeaussagen des Discounters. So schneide die Flasche in der von Lidl beauftragten Ökobilanz zwar gut ab, doch die Methodik der von Lidl beauftragten Ökobilanz entspreche nicht den Anforderungen des UBA. Hinzu käme, dass nicht jede PET-Flasche so wie in der Lidl-Werbung wieder zu einer PET-Flasche werde. Auch gebe es im Recyclingprozess Materialverluste, und es brauche immer mehr als eine alte Flasche, um daraus eine neue zu machen, wird Gerhard Kotschik vom UBA in der Badischen Zeitung zitiert. Er halte Mehrweg für nachhaltiger, auch wenn es dort noch großen Optimierungsbedarf gebe.

 

Quellen:

  • br24.de, badische-zeitung.de (5.5.2023)
  • packreport.de (10.5.2023)
  • kunststoffe.de (11.5.2023)

 

28.04.2023 - 04.05.2023

Zahlreiche Änderungsanträge zur geplanten EU-Verpackungsverordnung

Rund 200 Änderungsanträge habe die Berichterstatterin des Europäischen Parlaments Fréderique Ries der EU-Kommission vorgelegt, berichtet der Fachdienst Euwid. Ein Schwerpunkt ihres Berichtsentwurfs, der am 4. Mai dem Umweltausschuss präsentiert werden solle: Bestimmungen für Kunststoffverpackungen.

 

Die belgische Abgeordnete Ries (Renew Europe) schlage gegenüber dem Entwurf der EU-Kommission unter anderem ambitioniertere Maßnahmen zur Abfallvermeidung vor, schreibt Euwid. Die EU-Staaten sollten verpflichtet werden, nicht die Gesamtmenge, sondern die pro Kopf anfallende Menge an Verpackungsabfällen aus Kunststoff im Vergleich zum Basisjahr 2018 stufenweise zu verringern, und zwar um zehn Prozent bis 2023, um 15 Prozent bis 2035 und um 20 Prozent bis 2040. Außerdem solle der Verbrauch von dünnwandigen Tüten aus Kunststoff ab Ende 2025 auf 40 Stück reduziert oder auf das äquivalente Gewicht gedeckelt werden. Darüber hinaus sehe der Berichtsentwurf von Ries auch Änderungen für die Zielvorgaben für den Rezyklatgehalt von Kunststoffverpackungen vor. Er verzichte auf den von der Kommission ab 2030 geforderten Mindestrezyklatanteil von zehn Prozent für kontaktsensible Verpackungen aus anderen Kunststoffmaterialien als PET, da derzeit keine entsprechenden Recyclingverfahren zur Verfügung stünden. Ebenso enthalte er nicht mehr die vorgesehenen Befugnisse für die EU-Kommission, durch delegierte Rechtsakte Ausnahmeregelungen zu erlassen, damit, so die Begründung, sich ein langfristig stabiler und robuster Markt für Rezyklate entwickeln könne. Ries schlage weiterhin vor, den Anteil an Recyclingmaterial nicht pro Verpackungseinheit festzulegen wie von der Kommission vorgesehen, sondern „pro Verpackungsformat pro Anlage pro Jahr“. Das Maß „pro Einheit“ entspreche nicht den „industriellen Realitäten der Branche“. Der geänderte Ansatz ermögliche eine „repräsentativere Bilanzierung der Integration von recycelten Materialien“, wird Ries bei Euwid zitiert. Auch solle die Kommission den Energieverbrauch neuer Technologien berücksichtigen und chemische Recyclingverfahren auf einen „wirklich zirkulären Ansatz“ beschränken, fordere Ries. Weitere Änderungsvorschläge beträfen, wie Euwid an anderer Stelle berichtet, unter anderem eine verpflichtende Mindestquote für die Getrenntsammlung aller Verpackungen von 90 Prozent ab 2029, ein Verbot der Chemikalie PFAS in Lebensmittelverpackungen aus Papier, Pappe und Karton (PPK) sowie Vorgaben für die Wiederverwendung und Nachfüllung wie beispielsweise eine Nachfüllpflicht der Anbieter anstelle von Zielvorgaben für Mehrwegverpackungen für Getränke und Speisen zum Mitnehmen.

 

Quellen:

  • zwei Berichte bei Euwid Recycling und Entsorgung 18/2023 (3.5.2023)

 

„Löcher im Recyclingkreislauf“

Auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft handle die EU zu zögerlich und setze auf umstrittene Technologien wie das chemische Recycling von Kunststoffabfällen, ist in einem kritischen Bericht über die „Löcher im Recyclingkreislauf“ im Handelsblatt zu lesen.

 

Das Handelsblatt berichtet unter Berufung auf Recherchen eines Journalistenteams von Investigate Europe über das „massive Plastikproblem“ Europas, unzulässige Exporte sowie hohe Verbrennungsquoten von Kunststoffabfällen und geringe Recyclingquoten. Trotz Initiativen der EU-Kommission wie der 2018 gestarteten „Circular Plastics Alliance“ bewege sich Kunststoff in Europa statt im Kreis noch immer auf einer Linie, die am Ende in eine Verbrennungsanlage führe, heißt es im Handelsblatt. Die Müllverbrennung gefährde das Recycling. Doch statt mehr zu recyceln würden in Ländern wie Polen und Tschechien die MVA-Kapazitäten – mitfinanziert von der EU – weiter ausgebaut. Auch weil die Möglichkeiten der Abfallsortierung begrenzt seien und die Menge nicht-recycelbarer Multilayer-Verpackungen stetig zunehme, sei eine „riesige Lücke“ im Kunststoff-Recyclingkreislauf entstanden, die nun mit umstrittenen Verfahren wie dem chemischen Recycling von Kunststoffen geschlossen werden solle. Die Industrie, die für chemisches Recycling in Brüssel werbe, sehe in der Nutzung der noch wenig erprobten Technologie eine Möglichkeit, da zu helfen, „wo das klassische Recycling nicht weiterkommt“, wird Markus Klatte, Mitinhaber von Arcus Greencycling im Handelsblatt zitiert. Das Unternehmen betreibe seit wenigen Monaten in Frankfurt im Industriepark Höchst eine der ersten Pyrolyse-Anlagen in Deutschland im Industriemaßstab. Durch die Investition in solche Anlagen in Europa hoffe die Industrie, bis 2030 ein Drittel des recycelten Plastiks zu verarbeiten, und verweise auf den Nutzen: weniger Verbrennung, weniger Ölimporte, weniger CO2-Emissionen. Doch das Verfahren sei umstritten und werde von Umweltverbänden kritisch gesehen, auch weil es dazu bislang aufgrund fehlender Daten keine Klima- und Umweltbilanzen gebe, zitiert das Handelsblatt.

 

Quellen:

  • investigate-europe.eu (27.4.2023)
  • handelsblatt.de (30.4.2023)
Ifeu-Studien zu PET-Einwegflaschen: Umweltvorteile durch geschlossenen Kreislauf

Zwei Ifeu-Studien sind Thema von Berichten in Fach- und Tagesmedien: Eine Kampagne der Schwarz-Tochter Lidl, in der Moderator Günther Jauch für die Einwegflasche des Discounters werbe, stütze sich auf eine Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung (Ifeu), werde aber von Umweltverbänden wie der Deutschen Umwelthilfe (DUH) als Greenwashing kritisiert. Und Coca-Cola dränge mit Hinweis auf die Ergebnisse einer Studie von Ifeu in Kooperation mit der GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung darauf, PET-Rezyklat aus Einweggetränkeflaschen vorzugsweise Getränkeherstellern zur Verfügung zu stellen.

 

In Fernsehspots und auf Plakaten werbe Lidl laut Medienberichten mit dem beliebten Moderator Günther Jauch für die PET-Einweggetränkeflasche des Discounters unter Berufung auf die Ergebnisse einer Studie des Ifeu-Instituts, wonach diese in der Ökobilanz besser abschneide als Mehrwegflaschen aus Glas oder Kunststoff (s. auch Presseschau vom 31.3. bis 20.4.2023). Umweltverbände wie die DUH und Greenpeace kritisierten die Kampagne als Greenwashing. Sie sei ebenso wie die für die Studie herangezogenen Daten irreführend. So stünden für das Lidl-Recyclingsystem aktuelle technische Daten zur Verfügung, während die Vergleichswerte der herangezogenen Mehrwegsysteme teils älter als zehn Jahre seien. Hinzu komme, dass Lidls 0,5-Liter-Wasserflasche schlechter abgeschnitten habe als die Mehrwegmodelle, sich die Werbung aber nur auf die 1,5-Liter-Flasche beziehe. Auch entstehe der Eindruck, dass Einwegflaschen per se besser seien als Mehrwegmodelle, so die Kritik. Die Studienergebnisse seien aber nicht auf Einweg-Plastikflaschen allgemein übertragbar. Politischer Hintergrund der Lidl-Kampagne sei, dass Bundesumweltministerin Steffi Lemke über die Einführung einer Mehrwegpflicht, die für den Handel in der Folge mit hohen Kosten verbunden sei, nachdenke. Auch die EU-Kommission plane Maßnahmen zur Stärkung von Mehrweg. Stattdessen fordere Lidl eine Förderung ökologischer Verpackungen entsprechend ihrer Klimabilanz.

 

Laut Medienberichten komme eine weitere Studie von Ifeu in Kooperation mit GVM im Auftrag von Coca-Cola zu dem Ergebnis, dass konsequentes Recycling von PET-Einwegpfandflaschen zu neuen Pfandflaschen ökologisch vorteilhafter sei als deren Verwendung in anderen Produkten. Würden die in Deutschland in Verkehr gebrachten PET-Einwegpfandflaschen alle für die Herstellung von solchen Flaschen eingesetzt, ließen sich jährlich etwa 60.000 Tonnen Kohlendioxid einsparen, heiße es in der Studie. Doch ein zu großer Teil des lebensmittelgeeigneten Rezyklats gehe in Verwendungen wie Folien, Fasern und andere kurzlebige Produkte. Eine konsequente Schließung des Kreislaufs führe laut Studie, die die gesamte Wertschöpfungskette inklusive aller Sekundärnutzen betrachte, zu deutlichen Vorteilen in der Treibhausgasbilanz. Im geschlossenen Flaschenkreislauf würde der Einsatz von Primär-PET um mehr als 90 Prozent auf 21.000 Tonnen zurückgehen, wird GVM-Projektleiter Nicolas Cayé in einem Bericht von Euwid zitiert. Die thermisch verwertete PET-Menge sinke durch die Schließung des Flaschenkreislaufs von 161.000 auf 23.000 Tonnen. Für die Schließung des Flaschenkreislaufs müssten dann aber die Getränkehersteller das recycelte Flaschenmaterial auch bevorzugt kaufen dürfen, fordere Tilman Rothhammer, Mitglied der Geschäftsführung des Coca-Cola-Abfüllers CCEP in Deutschland, ist in einem Bericht der Wirtschaftswoche zu lesen. Laut der Studie stehe in Deutschland genug Material zur Verfügung, um 90 Prozent der Einwegflaschen im Markt aus recyceltem PET herzustellen.

 

Quellen:

  • taz.de (28.4.2023)
  • rnd.de, zwei Berichte bei wiwo.de (1.5.2023)
  • zwei Berichte in Euwid Recycling und Entsorgung 18/2023 (3.5.2023)

21.04.2023 - 27.04.2023

Dialog zur nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie gestartet

Die Fach- und Tagespresse berichtet über die Vorbereitungen des Bundesumweltministeriums für die im Koalitionsvertrag der Bundesregierung vereinbarte nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS), deren Beschluss für das Frühjahr 2024 angestrebt werde. Übergeordnete Ziele, Handlungsfelder, strategische Maßnahmen und Instrumente, um den Verbrauch primärer Rohstoffe zu reduzieren, sollen in einem Verbändedialog gemeinsam mit Vertretern aus Wirtschafts- und Umweltverbänden, Gewerkschaften, Verbraucherschutz, Forschung und Zivilgesellschaft formuliert werden. Der Dialog startete nun mit der Auftaktveranstaltung in Berlin.

 

Mit einer nachhaltigen Wirtschaftsweise, die konsequent den gesamten Lebenszyklus von Produkten und Rohstoffen in den Blick nimmt, ließen sich CO2-Emissionen, Artensterben und Umweltverschmutzung wirkungsvoll verringern, zitiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) zum Start des Verbändedialogs. Die wichtige Initiative komme spät, habe Peter Kurth, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft (BDE) moniert. Auf EU-Ebene liefen die Arbeiten an einer Transformation zur Kreislaufwirtschaft bereits auf Hochtouren, wird Kurth in der FAZ zitiert. Wenn Deutschland seine Strategie habe, gehe aber in Brüssel die Legislaturperiode zu Ende, wie es danach weitergehe, sei unsicher. Auch wieviel Primärrohstoffe sich überhaupt einsparen ließen, sei ungewiss, schreibt die FAZ. Pauschale Aussagen zu Prozentsätzen halte Kurth jedenfalls für schwierig, da die Rückgewinnungsquoten je nach Material sehr unterschiedlich seien. Hohen Handlungsdruck sehe er vor allem bei Seltenen Erden, Batterien, Kunststoffen und Bauabfällen. In der geplanten Strategie müssten die sehr unterschiedlichen Ausgangssituationen berücksichtigt werden, fordere Kurth laut FAZ. Weitgehende Einigkeit gebe es darin, dass das Produktdesign einer der Schlüssel für eine erfolgreiche Kreislaufstrategie sei. Entscheidend für den vermehrten Einsatz von Recyclingmaterial sei, dass die Politik die richtigen Rahmenbedingungen und Anreize setze, wird Kurth auch in einem Bericht von Euwid zitiert. Er habe außerdem die Bedeutung von Rechtssicherheit und Vollzug betont. Investitionen in besseres Recycling würden nur erfolgen, wenn das Regelwerk auch gelebt werde. In einem innerhalb der Bundesregierung abgestimmten Grundlagenpapier seien bereits acht konkrete Handlungsfelder für die Strategie definiert worden, berichtet der Fachdienst weiter. Diese umfassten zum einen die Stoffströme Kunststoffe, Metalle, Elektro- und Elektronikgeräte, Fahrzeuge und Batterien sowie Bekleidung und Textilien. Zum anderen wolle man sich auch mit der öffentlichen Beschaffung, zirkulären Produktionsprozessen sowie Gebäuden näher beschäftigen. Für die verschiedenen Handlungsfelder seien „Runde Tische“ geplant. Außerdem solle es neben den Spitzengesprächen im „Dialogforum“ zu Beginn und Ende des Dialogprozesses auch „Dialogwerkstätten“ sowie einen Online-Dialog geben.

 

Quellen:

  • FAZ, Euwid Recycling und Entsorgung 17/2023 (25.4.2023)
Neue Erkenntnisse zu Mikroplastik

Die Fachpresse berichtet über ein als „Acousweep“ bezeichnetes Verfahren, das Schallwellen nutze, um Mikroplastik aus dem Wasser zu filtern. Und eine Reihe von Berichten von Wissenschafts- und Tagesmedien hat eine Studie des Bremerhavener Alfred-Wegener Instituts (AWI) zum Thema, wonach eine arktische Algenart besonders stark mit Mikroplastik belastet sei.

 

Eine Technologie, bei der durch Schallwellen Kunststoffpartikel mechanisch aus dem Wasser gefiltert werden, könne erheblich dazu beitragen, die Belastung mit Mikroplastik in der Umwelt zu reduzieren, ist in einem Online-Bericht des Umweltmagazins zu lesen. Bei diesem akustischen Verfahren würden Ultraschallwellen erzeugt, die das Mikroplastik in die Mitte des Wassers beförderten, wo es sich dann anreichere und abgesammelt werden könne. Japanische Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen hätten die Geräte für das Verfahren, das bereits von anderen Forschungsteams erfolgreich getestet worden sei, weiterentwickelt. Das japanische Team habe durch die neuen Geräte Gesamtsammelraten für Mikroplastikpartikel mit einem Durchmesser von 5, 10, 15, 25, 50 und 200 Mikrometer (μm) von über 90 Prozent erreicht. Noch kleinere Partikel, deren Durchmesser unter 5 μm lag, seien allerdings zu klein gewesen, um von den Schallwellen gesteuert zu werden. Bei dem Verfahren würden keine Lösungsmittel, chemischen oder biologischen Zusätze benötigt, ist in einem Bericht von Euwid in der aktuellen Ausgabe „Wasser und Abwasser“ zu lesen. Das im Labormaßstab vorhandene Aufbereitungssystem verarbeite 20 Liter Wasser pro Stunde, während die hochskalierte Version laut dem Forscherteam in der Lage sein werde, 5.000 bis 10.000 Liter Wasser pro Stunde zu behandeln.

Auf einer Expedition in der Arktis haben Forscherinnen und Forscher unter der Leitung des AWI laut Medienberichten untersucht, wie viel Mikroplastik in der unter dem Meereseis wachsenden Alge Melosira arctica und dem Umgebungswasser vorhanden ist. Laut der Studie, die in der Fachzeitschrift „Environmental Science and Technology“ veröffentlicht wurde, enthalte die Alge zehnmal so viele Mikroplastikpartikel wie das umgebende Meerwasser. Das Team vermute, dass die Algenart die hohe Menge an Partikeln aufgrund ihrer besonderen Oberflächenstruktur aus atmosphärischen Niederschlägen, dem Meerwasser selbst, dem umgebenden Eis und weiteren Quellen aufnehme. Dies stelle eine Gefahr für Lebewesen dar, die sich von den Algen ernähren, warne Studienleiterin Melanie Bergmann.

Weitere Information: Studie zur Mikroplastikfiltration mit Schallwellen, Studie des AWI zur Mikroplastikbelastung der arktischen Alge Melosira

 

Quellen:

  • spiegel.de, rnd.de, süddeutsche.de, geo.de, tagesspiegel.de (21.4.2023)
  • faz.net (22.4.2023)
  • wissenschaft.de, Spektrum der Wissenschaft (24.4.2023)
  • Umweltmagazin (24.4.2023)
  • Euwid Wasser und Abwasser 17/2023 (25.4.2023)
EU-Verpackungsverordnung: Verbände warnen vor Änderung der Rechtsgrundlage

In einem gemeinsamen Statement warnten mehr als 120 Verbände aus der Wertschöpfungskette für Verpackungen das Europäische Parlament und den Rat laut eines Berichts von Euwid vor den Auswirkungen auf den EU-Binnenmarkt, falls die bisher im Entwurf der Verpackungsverordnung (PPWR) geplante Rechtsgrundlage für die Arbeitsweise der Europäischen Union „Binnenmarktartikel“ (Art. 114) geändert werden sollte.

 

Der Artikel 114 schränke die Möglichkeiten der Mitgliedstaaten ein, einzelstaatliche Bestimmungen zu treffen, wenn bereits Harmonisierungsmaßnahmen der EU erlassen wurden. Die EU-Kommission habe zwar bisher nicht die Absicht geäußert, von Art. 114 abzuweichen, zitiert Euwid eine Sprecherin des europäischen Verbands für Verpackungen und Umwelt Europen. Im Rat hätten jedoch mit Ausnahme von Bulgarien die meisten Mitgliedstaaten gefordert, den Artikel ganz oder teilweise durch den „Umweltschutzartikel“ (Art. 192) des EU-Vertrags zu ersetzen. Begründet werde dies damit, dass man sich so mehr Flexibilität für die Umsetzung bewahren wolle. Angesichts dessen zeigten sich die Verbände der Verpackungsindustrie in ihrem Statement besorgt über eine mögliche Aushöhlung oder Aufspaltung der Rechtsgrundlage im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens. In den vergangenen Jahren habe man bereits eine Zunahme an einzelstaatlichen und vom EU-Recht abweichenden nationalen Anforderungen im Verpackungsrecht wie zum Beispiel Verbote, Wiederverwendungs- und Recyclingvorgaben sowie Kennzeichnungsvorschriften erlebt. Auch hätten in der letzten Zeit einige EU-Mitgliedstaaten eigene Gesetze zu Verpackungen und Verpackungsabfällen erlassen und damit der EU-weiten Gesetzgebung vorgegriffen, zitiert Euwid aus dem Schreiben der Verbände. In der Folge sei es zu Hemmnissen im Binnenmarkt, ökologischen Zielkonflikten, dem Verlust von Skaleneffekten sowie zur Verlagerung von Investitionen und F&E-Aktivitäten gekommen. Sollten die Bestimmungen der PPWR in Zukunft auf umweltrechtlichen Grundlagen beruhen, könne das Potenzial für eine Harmonisierung durch einen Flickenteppich nationaler Verpackungsgesetze geschwächt werden, was dann zu Lasten der Verbraucher, des Umweltschutzes und der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie gehen werde, befürchten die Verbände.

 

Quelle:

  • Euwid Recycling und Entsorgung 17/2023 (25.4.2023)

31.03.2023 - 20.04.2023

G7-Staaten: Plastikeinträge in die Umwelt sollen früher beendet werden

Fach- und Tagesmedien berichten über einen Beschluss der Umweltminister der G7-Gruppe wirtschaftsstarker Demokratien, wonach die Umweltverschmutzung durch Kunststoffabfall bereits bis zum Jahr 2040 beendet werden solle – und damit zehn Jahre früher als die G-20-Staaten es im Jahr 2019 beschlossen hatten.

 

Die Umweltminister der G7-Gruppe wollen mit einem ambitionierten Zeitplan gegen die Verschmutzung der Umwelt durch Kunststoffabfälle vorgehen, berichtet etwa die Tagesschau. Laut Abschlusserklärung des zweitägigen Treffens im japanischen Sapporo wolle die G7-Gruppe ihre Maßnahmen „auf der Grundlage eines umfassenden Lebenszyklusansatzes fortsetzen und verstärken, um den nachhaltigen Verbrauch und die Produktion von Kunststoffen, ihre Kreislauffähigkeit in der Wirtschaft und eine umweltgerechte Abfallbewirtschaftung zu fördern“, zitiert Euwid aus dem G7-Beschluss. Mit verschiedenen Ansätzen solle gegen „Einwegkunststoffe, nicht recycelbare Kunststoffe sowie Kunststoffe mit schädlichen Zusätzen“ vorgegangen werden, ist dort weiter zu lesen. Dazu gehöre ein vollständiger Verzicht auf problematische Produkte, oder, wenn dies nicht möglich sei, die Verringerung ihrer Produktion und ihres Verbrauchs. Geplant sei außerdem Instrumente einzusetzen, um etwa die Quellen, Pfade und Auswirkungen von Mikroplastik anzugehen. Bis auf Japan und die USA gehörten alle anderen Länder der G7-Gruppe Deutschland, Frankreich, Italien, Kanada und Großbritannien auch der High-Ambition-Coalition (HAC) an, die sich für ein ambitioniertes Ergebnis der im vergangenen Jahr angelaufenen Verhandlungen über ein rechtsverbindliches globales Abkommen der Vereinten Nationen über Kunststoffe einsetze. Für das deutsche Bundesumweltministerium sei der Beschluss der G7-Staaten ein „wegweisender Schritt nach vorne“. Er werde „den UN-Verhandlungen Rückenwind geben“, zitiert Euwid aus einer Mitteilung des Ministeriums.

 

Quellen:

  • tagesschau.de, nzz.de, bz.de (16.4.2023)
  • Euwid Recycling und Entsorgung 16/2023 (17.4.2023)
Bundesregierung zur zukünftigen Rolle des chemischen Recyclings

Laut einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Unions-Bundestagsfraktion dürfe chemisches Recycling aus Sicht der Bundesregierung nicht zu Einschnitten bei werkstofflichen Verfahren führen und nur für Kunststoffabfälle zur Anwendung kommen, die nachweislich nicht werkstofflich recycelbar seien, ist in einem Bericht des Fachdienstes Euwid nachzulesen. Vorbehalte gegenüber chemischen Verfahren äußerte laut eines Berichts bei Kunststoffe der umweltpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion Dr. Jan-Niclas Gesenhues bei einer Veranstaltung, zu der der Verband der Kunststofferzeuger Plastics Europe Deutschland Ende März eingeladen hatte.

 

Der Planungsstand der Bundesregierung, die in ihrem Koalitionsvertrag eine Anerkennung der chemischen Recyclingverfahren als Option in Aussicht gestellt hatte, beinhalte dafür keinen konkreten Umsetzungstermin, zitiert Euwid aus der Antwort. Man wolle die Projekte des Koalitionsvertrages im Laufe der Legislaturperiode umsetzen, heiße es. Des Weiteren unterstütze die Regierung Bemühungen zum Design for Recycling und zur Weiterentwicklung der werkstofflichen Recyclingtechnologien. Als Input für chemische Verfahren sollten, zitiert Euwid weiter aus der Antwort auf die Anfrage, nur solche Kunststoffabfälle dienen, aus denen mittels werkstofflicher Verfahren keine Rezyklatqualitäten erzeugt werden könnten, die sich für den Ersatz von Primärkunststoffen eigneten. Zur Frage der Union nach dem Massebilanzverfahren, mit dem Quoten für das chemische Recycling nachgewiesen werden könnten, müsse aus Sicht der Regierung für diese „ein vergleichbares Anforderungsniveau an Transparenz und Rückverfolgbarkeit der Rezyklate gelten wie für die Nachweisführung bei werkstofflichen Verfahren“. Darüber hinaus plane die Bundesregierung zur Frage nach Reallaboren für das chemische Recycling für die Vorbereitung eines entsprechenden Gesetzes eine breite Stakeholder-Konsultation ab Mitte des Jahres.

Laut eines Berichts bei Kunststoffe war unter anderem auch das chemische Recycling Thema bei einem parlamentarischen Frühstück mit anschließender Innovations-Pressekonferenz, zu dem Plastics Europe Deutschland nach Berlin eingeladen hatte. Dort diskutierten Judith Skudelny, umweltpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Michael Thews, Obmann der SPD-Bundestagsfraktion für Kreislaufwirtschaft, Dr. Jan-Niclas Gesenhues, umweltpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen mit Dr. Alexander Kronimus, Leiter Geschäftsbereich Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft PED und Peter Kurth, Präsident Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser und Rohstoffwirtschaft (BDE) die Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe. Weitgehend einig sei man sich über die Definition von Kreislaufwirtschaft gewesen, nicht jedoch über die Hebel zum Erreichen einer zirkulären Kunststoffindustrie. Kurth habe betont, man müsse alle Abfälle sammeln und behandeln, was aber „ohne eine kluge Regulatorik“ nicht funktionieren werde, zitiert Kunststoffe den BDE-Präsidenten. Weitestgehend gegen das chemische Recycling habe sich Gesenhues ausgesprochen. Es sei aus seiner Sicht nicht mehr „als ein Strohhalm“ sowie eine Einladung, am Produktdesign nichts zu ändern. Es brauche Technologieoffenheit, um das Recycling zu maximieren, habe Kronimus dem entgegengehalten. In einem Interview, das Kunststoffe am Rande des parlamentarischen Frühstücks mit PED-Hauptgeschäftsführer Ingemar Bühler führte, und bei dem Bühler das Design for Recycling als wichtigsten Hebel der Kreislaufwirtschafts-Strategie hervorhob, antwortete Bühler auch auf die Kritik am chemischen Recycling von Gesenhues. Die Industrie suche echte Lösungen und keine Ausreden. Es gehe den Unternehmen um die komplette Klaviatur, was bedeute, Kunststoffe fossilfrei herzustellen, zirkuläre Produkte zu entwickeln und am Ende für jedes Produkt das passende Recyclingverfahren zu haben. Über all dies wolle die Industrie zirkuläres Produktdesign ermöglichen. Chemische Recyclingverfahren halte Bühler vor allem für Materialverbunde, wie sie im Textil- oder Automobilbereich vorkämen, für extrem wichtig.

 

Weitere Information: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der CDU/CSU

 

Quellen:

  • Euwid Recycling und Entsorgung 16/2023 (17.4.2023)
  • Kunststoffe (8. und 12.4.2023)
Mehrweg: laut Studie ökobilanziell nicht grundsätzlich die bessere Lösung

Die Süddeutsche Zeitung (SZ) berichtet über die Ergebnisse eine Ifeu-Studie, die die vom politischen Mainstream vertretene Auffassung, Mehrweg sei grundsätzlich die nachhaltigere Verpackungslösung, infrage stelle. EU-Kommission und die Bundesregierung planten bereits eine gesetzliche Erhöhung der Mehrwegquote, und in Deutschland werde über eine Mehrwegangebotspflicht für den Handel nachgedacht. Insbesondere der Lebensmitteldiscounter Lidl, der ein eigenes Rücknahme- und Verwertungssystem für seine Getränkeflaschen etabliert habe, wehre sich mit Hinweis auf die Studienergebnisse dagegen, ist auch in einem Bericht vom Handelsblatt zu lesen.

 

Im Zuge der Novelle der Verpackungsverordnung plane die EU-Kommission, den Anteil von Mehrwegverpackungen bei Getränken auf dem europäischen Binnenmarkt drastisch anzuheben, berichtet die SZ. Auch die Bundesregierung wolle den Mehrweganteil von derzeit 43 auf bis zu 70 Prozent erhöhen und Bundesumweltministerin Steffi Lemke in Kürze dazu konkrete Vorschläge präsentieren. Die „pauschale Stigmatisierung von PET-Einwegsystemen“ halte der Mutterkonzern von Lidl, die Schwarz-Gruppe, zu der auch Kaufland gehört, für nicht gerechtfertigt. Das Unternehmen habe für seine Töchter ein eigenes Einweg-System für PET-Getränkeflaschen aufgebaut, die in zwei Recyclinganlagen der Schwarz-Gruppe wiederverwertet und so im Kreislauf gehalten würden. Aktuell verweise die Gruppe auf die Ergebnisse einer von ihr beauftragten und bislang unveröffentlichten Untersuchung des Heidelberger Instituts für Energie- und Umweltforschung (Ifeu), wonach das System der Schwarz-Gruppe nicht nur gleichwertig, sondern in der ökologischen Gesamtbilanz sogar teilweise besser als Mehrweg sei, zitiert die SZ den Vorstandsvorsitzenden der Firma Schwarz Produktion Jörg Aldekott. Demnach schneide deren 1,5-Liter-PET-Einwegflasche in der ökologischen Gesamtbilanz mit einem CO2-Äquivalent von 32 Kilogramm pro 1.000 Liter Füllgut besser ab und sei klimaschonender als vergleichbare handelsübliche Mehrwegflaschen, die laut Studie auf 41 Kilogramm CO2-Äquivalent pro 1.000 Liter Füllgut kämen. In dem Schwarz-Kreislaufsystem mit regionaler Belieferungsstruktur werde das eingesetzte Material zu hundert Prozent wieder zu neuen Flaschen verarbeitet, ist auch in einem Bericht des Handelsblatts zu lesen. Von Deckel und Etikett abgesehen bestünden die Flaschen mittlerweile zu 100 Prozent aus Rezyklat und seien auch komplett recycelbar, so Aldekott.

Verpackungen nach Gebrauch möglichst neu zu befüllen und mehrfach zu nutzen, halten laut einer Umfrage des deutschen Verpackungsinstituts dvi, über die Kunststoff Information berichtet, rund die Hälfte aller Deutschen für sinnvoll. In einer repräsentativen Umfrage antworteten 60,6 Prozent der Befragten auch, dass sie grundsätzlich bereit seien, mehr Verpackungen als bisher nach Gebrauch für eine erneute Verwendung zurückzugeben. Zur Frage, welche Aspekte beim Thema Mehrweg besonders wichtig seien, sähen 71,7 Prozent der Umfrage-Teilnehmer die Rückgabe an möglichst vielen Abgabestellen unabhängig vom Ort des Kaufs an erster Stelle. Für 64,2 Prozent zähle, dass die Produkte durch Mehrwegverpackungen nicht teurer werden dürften. Schließlich habe die Umfrage auch deutlich gemacht, dass sich mehr als die Hälfte der Befragten hinsichtlich der Umweltauswirkungen wie CO2-Emissionen sowie Verbrauch von Wasser, Energie und den für das Produkt eingesetzten Rohstoffen im Vergleich zur Verpackung irrten: 50,5 Prozent hielten fälschlicherweise die Verpackung für den Part, der mit höheren Umweltauswirkungen verbunden sei, zitiert Kunststoff Information aus der Studie. Nur 28,8 Prozent hätten richtigerweise das verpackte Produkt genannt.

Quellen:

  • Süddeutsche Zeitung (8.4.2023)
  • Kunststoff Information (13.4.2023)
  • handelsblatt.com (19.4.2023)

24.03.2023 - 30.03.2023

Audi und VW: mehr Rezyklateinsatz im Auto

Wie in Kunststoffe nachzulesen ist, wollen Audi und VW den Rezyklateinsatz in der Automobilproduktion in den kommenden Jahren steigern. Dabei soll der Materialkreislauf innerhalb der Branche eine zentrale Rolle spielen. Ebenso soll die Verbesserung der Recyclingfähigkeit bei neuen Fahrzeugreihen mehr in den Fokus gerückt werden. Für mehr Kreislaufwirtschaft will laut einem weiteren Bericht in Kunststoffe auch Covestro sorgen. In einem Kooperationsprojekt unter der Führung von Hella gehen Covestro, BMW, Geba Kunststoffcompounds und das Fraunhofer Institut für Entwurfstechnik Mechatronik (IEM) der Frage nach Recyclingmöglichkeiten von Scheinwerfern nach.

 

Bislang liege der Anteil recycelter Materialien in der europäischen Automobilproduktion bei 23 Prozent, berichtet Kunststoffe. Bei Audi wolle man insbesondere den derzeit noch geringen Anteil der aus Altfahrzeugen gewonnenen Materialien für die Neuproduktion erhöhen. Im Rahmen des Projektes „MaterialLoop“ sollen gemeinsam mit 15 Partnerunternehmen aus Forschung, Recyclingbranche und Zulieferindustrie die Möglichkeiten des Wiedereinsatzes von „Post-Consumer-Materialien“ aus Kundenfahrzeugen geprüft werden. Im Rahmen des Projekts seien bereits bei 100 Fahrzeugen einzelne Komponenten wie größere Kunststoffteile für ein Recycling gezielt demontiert worden. Nach der Demontage seien die verbliebenen Karossen geschreddert und in einzelne Materialgruppen wie Stahl, Aluminium und Kunststoff separiert worden. So liege auch laut Johanna Klewitz, Leiterin Nachhaltigkeit in der Lieferkette bei Audi, der Fokus des Projekts auf Kreisläufen innerhalb der eigenen Industrie, um sich von Lieferungen von Sekundärmaterialien aus anderen Branchen unabhängiger zu machen. Neben der Rückführungspotenziale gehe es im Projekt auch um die Verbesserung der Recyclingfähigkeit neuer Fahrzeuggenerationen, berichtet Kunststoffe weiter. In Zusammenarbeit mit VW habe Audi im Sinne eines Design for Circularity einen Leitfaden für die Lieferanten entwickelt. Dieser beschreibe die Prämissen, nach denen Kunststoffbauteile für eine bessere Weiternutzung gestaltet sein sollten. Beispiele für mehr Rezyklateinsatz findet Kunststoffe auch bei Volkswagen vor allem bei der rein elektrischen ID. Serie: etwa Seaqual-Garn zu zehn Prozent aus gesammelten Meeresabfällen und 90 Prozent aus recyceltem Polyethersulfon-Garn zur Herstellung von Sitzbezügen. Im ID. Buzz bereits an mehreren Stellen eingesetzte alternative Materialien sollen künftig auch in anderen Modellen zum Einsatz kommen. Neben Sitzbezügen sollen künftig auch Oberflächen des Dachhimmels und des Bodenteppichs im neuen „Bulli“ zu hundert Prozent aus recyceltem Polyester bestehen. Bis 2030 wolle VW mit solchen und noch weiteren Maßnahmen die CO2-Emissionen pro Fahrzeug um 40 Prozent reduzieren, ab 2050 wolle das Unternehmen bilanziell klimaneutral sein. Dazu lasse VW den kompletten Lebenszyklus der Fahrzeuge analysieren, um ihn zu optimieren.

 

Im Sinne einer Nachhaltigkeitsoptimierung beteiligt sich Covestro an einem Projekt, das der Frage nachgehe, wie komplexe Produkte wie Autoscheinwerfer recycelt werden könnten, berichten Kunststoffe an anderer Stelle sowie das Kunststoff-Magazin. An dem Projekt unter der Führung von Hella wirkten außerdem noch BMW, Geba Kunststoffcompounds, das Fraunhofer Institut für Entwurfstechnik Mechatronik IEM, das Heinz Nixdorf Institut sowie die Hochschule Hamm-Lippstadt mit. Zum Forschungsprojekt namens Nalyses, das im Oktober letzten Jahres gestartet und insgesamt auf drei Jahre angelegt sei, habe Covestro bereits ein Scheinwerferkonzept entwickelt, das sich recyclingfreundlich auf einen Kunststoff – Polycarbonat – fokussiere. Darüber hinaus würden Montageschritte, Platzbedarf, Kosten und vor allem ein deutlich gesenktes Gewicht die CO2-Emissionen reduzieren.

 

Quellen:

  • zwei Beiträge in Kunststoffe (24.3.2023)
  • kunststoff-magazin.de (22.3.2023)
UBA-Studie: Gewerbeabfallverordnung greift nicht

Die Ziele der 2017 novellierten Gewerbeabfallverordnung seien klar verfehlt worden. Vorgaben zur Getrennterfassung und Vorbehandlung gewerblicher Abfälle würden weitgehend missachtet, Recyclingquoten selten erreicht. Das habe laut eines Berichts in Euwid eine Studie ergeben, die das Heidelberger Ifeu-Institut sowie die Berliner Umweltberatung UEC im Auftrag des Umweltbundesamtes durchgeführt hätten. Euwid gibt die Ergebnisse dieser Evaluierung im Detail ausführlich wieder, die hier nur auszugsweise berichtet werden können.

 

Der mit der Verordnung beabsichtigte Schub für mehr Recycling entfalte sich in der Praxis nicht, so ist laut Euwid das Fazit der Studie, die kürzlich Nadine Buschow von UEC auf einer gemeinsamen Veranstaltung der Entsorgerverbände BDE und bvse in Berlin vorgestellt habe. Allerdings gebe es für die Beschreibung der Praxis keine bundesweit vollständige Erhebung der Gewerbeabfallmengen, so dass man auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes auf der Grundlage von Abfragen bei rund 20.000 Betrieben im Jahr 2018 zurückgreifen musste. Demnach seien nur etwa 60 Prozent der jährlich rund fünf Millionen Tonnen Gewerbeabfälle getrennt erfasst worden. Die Vorgaben der Verordnung hinsichtlich der Getrennterfassung würden weitgehend missachtet. Die Analyse in Anlagen zur Vorbehandlung habe ergeben, dass nur 18 Prozent der angenommenen Abfälle in einzelne Wertstoffe separiert und 34 Prozent der gewerblichen Abfallgemische zu Ersatzbrennstoff verarbeitet würden. Ein weiteres Viertel lande als Sortierrest in der Verbrennung. An Wertstoffen würden insbesondere Holz und Eisenmetalle aussortiert, von denen die Metalle recycelt, das Holz ebenso wie die separierten Kunststoffe dagegen energetisch verwertet würden. Allein Papier, Pappe und Karton würden überwiegend recycelt. Insgesamt würden somit 80 Prozent der separierten Mengen über verschiedene Wege in der Verbrennung landen. Infolge der ungenutzten Potenziale bei Vorbehandlung und Sortierung würden die Recyclingquoten entsprechend niedrig ausfallen. Dies zeige aus Sicht von Ifeu und UEC, dass von ihnen keine ausreichende Lenkungswirkung in Richtung Vorbehandlung und Sortierung für mehr recycelte Kunststoffe ausgehe. Gründe sehen die Autorinnen und Autoren aber weniger in den Quoten selbst als vielmehr in den fehlenden Konsequenzen, wenn sie verfehlt würden. Zudem würden unklare Definitionen in der Verordnung sowie mangelnde Informationen etwa über den Bestand der Vorbehandlungsanlagen den Vollzug erschweren. Für eine verbesserte Umsetzung der Gewerbeabfallverordnung schlagen die Sachverständigen von Ifeu und UEC im Rahmen ihrer Handlungsempfehlungen konkrete Änderungen vor, die insbesondere Verpflichtungen auf der Stufe der Vorbehandlung betreffen.

 

Quelle:

  • Euwid Recycling und Entsorgung (28.3.2023)
Eunomia: Hohe EU-Recyclingquoten auch durch bessere Sortierung kaum zu erreichen

Die europäischen Ziele für das Verpackungsrecycling für 2025 und 2030 sind hoch, die aktuell erreichten Quoten gehen dagegen aufgrund der Umstellung auf das neue Berechnungsverfahren nach unten. Vor diesem Hintergrund hat Eunomia im Rahmen einer Studie untersucht, ob durch eine verbesserte Sortierung gemischter Abfälle höhere Recyclingquoten erreichbar seien. Das Ergebnis fällt eher ernüchternd aus, wie das Recyclingmagazin berichtet.

 

Die Studie mit dem Titel „Mixed Waste Sorting to meet the EU’s Circular Economy Objectives“ habe Eunomia im Auftrag von Reloop und Zero Waste Europe erstellt. Sie fokussiere auf Kunststoffverpackungen, die in den Mitgliedsstaaten im Jahr 2019 im Durchschnitt zu 41 Prozent recycelt wurden. Allerdings hätten die wenigsten Länder bereits die neue Berechnungsmethode angewandt, durch die die Quote auf 38 Prozent sinke. Eunomia gehe aufgrund von Meldeungenauigkeiten sogar von noch niedrigerer Recyclingquote aus, schreibt das Recyclingmagazin. In jedem Fall sei man von der Zielvorgabe von 55 Prozent für das Jahr 2030 noch weit entfernt, wobei die Quoten in den einzelnen Mitgliedsstaaten sehr unterschiedlich ausfielen. Eunomia habe im Rahmen der Analyse die drei Länder mit den höchsten Quoten – Deutschland, Belgien und Schweden – genauer betrachtet, um zu ermitteln, ob die hohen Zielvorgaben der EU überhaupt erreichbar seien. In Deutschland liege man nach neuer Berechnungsweise für das Jahr 2019 bei 43,3 Prozent. Insgesamt sei allerdings festzustellen, dass selbst in diesen Ländern mit einer effizienten Getrenntsammlung die Vorgaben kaum erreichbar seien. Laut der Studie könnten schätzungsweise 20 bis 30 Prozent der in Verkehr gebrachten Verpackungen nicht recycelt werden. Der Anteil der recyclingfähigen Verpackungen könnte aufgrund von Aktivitäten der gesamten Lieferkette zur Verbesserung der Recyclingfähigkeit bis 2030 auf 90 Prozent ansteigen, aber auch nur, wenn bis dahin das chemische Recycling in ausreichendem Maße umgesetzt werden könne, berichtet das Recyclingmagazin aus der Studie. Doch selbst bei einer Recyclingfähigkeit von 90 Prozent und einer gestiegenen Sammelquote von 75 Prozent, die aus Sicht von Eunomia bis 2030 in Europa maximal erreicht werden könne, sei nur eine Verwertungsquote von 50 Prozent zu erwarten. Insofern zeige die Analyse, dass die hohen Quoten einzig durch zusätzlich mehr erfasste Menge zu erreichen seien, etwa durch Aussortieren von Kunststoffen und anderen Materialien aus Stoffströmen, die für eine thermische Verwertung oder Deponien bestimmt seien, zitiert das Recyclingmagazin aus der Studie.

 

Quelle:

  • Recyclingmagazin 3/2023

17.03.2023 - 23.03.2023

Studie sieht enormes wirtschaftliches Potenzial des Kunststoffrecyclings

Eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger, die laut eines Berichts bei Euwid das wirtschaftliche Potenzial des Kunststoffrecyclings untersucht habe, komme zu dem Ergebnis, Kunststoffrezyklate könnten das „neue Gold“ mit starkem Mengenwachstum und sehr attraktiven Margen werden. Noch sei die wirtschaftliche Situation der Kunststoffrecycler alles andere als rosig, berichtet das Recyclingmagazin aus der Marktanalyse des BIR, auch wenn sich für das Jahr 2023 vorsichtiger Optimismus breit mache.

 

Die sehr guten Aussichten für das Kunststoffrecycling, die die Unternehmensberatung Roland Berger laut ihrer Studie festgestellt habe, sähen die Analysten in gesetzlichen Vorgaben zum Recycling in der EU begründet sowie in neuen Recyclingtechnologien wie zum Beispiel dem chemischen Recycling. Dadurch würden Volumen und Qualität der Kunststoffrezyklate erheblich zunehmen. Das eröffne der Branche zahlreiche Möglichkeiten, sowohl im Hinblick auf Wachstum sowie zur Steigerung der Profitabilität, zitiert Euwid aus der Analyse. Auch hätten neue digitale Sortiertechnologien laut der Studie das Potenzial zum „Game Changer“ und könnten die Recyclingquoten um zehn bis 20 Prozent erhöhen. Techniken wie Objekterkennung oder digitale Wasserzeichen ermöglichten eine Sortierung nach Farbe oder Polymer sowie geschlossene Kreisläufe. Solche Systeme, die im Ergebnis geringere Verluste, bessere Qualitäten und damit höhere Rezyklatpreise ermöglichten, erforderten aber entsprechende Änderungen entlang der Wertschöpfungskette auf Ebene der Markeninhaber und der Sortierer wie die Integration digitaler Wasserzeichen in Kunststoffverpackungen, die mit erheblichen Investitionen verbunden seien, heiße es in der Studie. Mechanische und chemische Recyclingverfahren würden von einer verbesserten Sortierung profitieren und könnten sich ergänzen. Chemische Technologien, die noch im Entstehen seien, halte die Studie für vielversprechend, denn diese ermöglichten die Verarbeitung von Kunststoffen, die nicht für das mechanische Recycling geeignet seien. Es sei davon auszugehen, dass 2030 rund drei Millionen Tonnen Kunststoffabfall pro Jahr chemisch recycelt würden. Doch müssten nach Schätzung von Roland Berger die Recyclingkapazitäten insgesamt deutlich steigen, um die erwartungsgemäß zunehmende Rohstoffmenge künftig verarbeiten zu können. Unter Berücksichtigung der Prozessverluste müsste es laut der Studie mindestens 150 Prozent mehr Recyclingkapazitäten geben. Das Wachstum des Rohstoffvolumens, das laut Studie bis 2030 auf 33,5 Millionen Tonnen steigen werde, und die Zunahme der Qualität werde dann die Rezyklatpreise in die Höhe treiben.

Laut Marktbericht der Kunststoffsparte des Bureau of International Recycling (BIR) sei die weltweite Nachfrage nach Sekundärrohstoffen im vergangenen Jahr stark eingebrochen, was sich negativ auf die Preisentwicklung ausgewirkt habe, berichtet das Recyclingmagazin. Auch seien die Preise für Primärrohstoffe nach wie vor so niedrig, dass sich Hersteller aus wirtschaftlichen Gründen oft gegen Rezyklate entscheiden würden. Besonders betroffen seien rPP, rHDPE und rLDPE. Da die Preise so niedrig seien, könnten selbst Recycler in den Industrieländern ihren Betrieb aus finanzieller Sicht nicht aufrechterhalten, auch seien Überkapazitäten nicht mehr nur in Asien ein Problem, sondern auch in den Industrieländern, wird Vorstandsmitglied des BIR-Kunststoffausschusses Dr. Steve Wong im Recyclingmagazin zitiert. Im Januar sei nun laut Marktbericht eine leichte Verbesserung der Nachfrage feststellbar, doch sei die weitere Marktentwicklung derzeit noch schwer abschätzbar. Eine mögliche Rezession, der Krieg in der Ukraine und die Spannungen zwischen den USA und China würden für Unsicherheit sorgen. Impulse für besser recycelbare Kunststoffe und einen kurzfristigen Ausbau der Recyclingkapazitäten seien laut Marktbericht für die europäischen Marktteilnehmer durch das geplante EU-Exportverbot für Kunststoffabfälle zu erwarten. Ein weltweites Mandat für einen Mindestanteil an Rezyklaten halte das BIR für wichtiger denn je, um die Recyclingindustrie zu unterstützen.

Quellen:

  • Euwid Recycling und Entsorgung 12/2023 (21.3.2023)
  • Recyclingmagazin 3/2023 (22.3.2023)
„Die Pfade zur Kreislaufwirtschaft“

Wie der Umgang mit Kunststoffen und Kunststoffabfällen grundlegend geändert werden kann, um eine Kreislaufwirtschaft zu erreichen, will das European Topic Centre on Circular Economy and Resource Use (ETC CE) in einem Paper aufzeigen, über das das Recyclingmagazin berichtet. Noch fehle aus Sicht des ETC CE eine umfassende systemische Antwort auf die Notwendigkeit eines verantwortungsvollen und verbesserten Umgangs mit Kunststoffen.

 

Laut des Papers bedürfe es einer Kombination von Lösungsansätzen, die an den jeweiligen Kontext angepasst werden müsse, schreibt das Recyclingmagazin. Für Europa sehe der Bericht drei Hauptwege, die zur Kreislauffähigkeit von Kunststoffen beitragen könnten: eine intelligentere Nutzung von Kunststoffen, die Verbesserung der Recyclingfähigkeit und die Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Die intelligentere Nutzung solle sich auf die Verringerung des unnötigen Einsatzes von Kunststoffen konzentrieren, etwa durch dementsprechend effizientes Design, die Verlängerung der Lebensdauer oder die Art des verwendeten Materials. Sie biete das größte Potenzial zur Verringerung der Umwelt- und Klimaauswirkungen von Kunststoffen, sei aber auch am schwierigsten umzusetzen. Auch bedürfe es zur Unterstützung einer intelligenten Nutzung noch eines erheblichen Umdenkens sowohl bei Herstellern als auch bei Verbrauchern sowie eines langfristigen politischen Rahmens. Bei der Verbesserung der Recyclingfähigkeit gehe es um Lösungen, die den Wert und Nutzen von Kunststoffen in geschlossenen Kreisläufen erhalten sollen. Nachwachsende Rohstoffe könnten laut Bericht eine Option sein, um die Abhängigkeit der Gesellschaft von fossilen Rohstoffen für Kunststoffe zu verringern. Jeder der drei Wege ziele auf unterschiedliche Stufen der Kunststoff-Wertschöpfungskette und auf unterschiedliche Umwelt- und Klimaauswirkungen ab. Die Pfade seien keine Alternativen, sie ergänzten sich. Der Bericht beschreibe Entwicklungen und Herausforderungen für die drei Pfade.

 

Quelle:

  • Recyclingmagazin 3/2023 (22.3.2023)
Chemisches Recycling als Lösung für Kunststoffmüll?

Laut eines Berichts der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) muss sich noch zeigen, ob chemisches Recycling, wie es zum Beispiel der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV in einer Pilotanlage in Schwechat einsetze, eine sinnvolle Lösung für wachsende Kunststoffmüllberge sein könne. Erst mit der Errichtung größerer Anlagen werde sich zeigen, ob sich Kunststoffabfälle als Erdölersatz eigneten oder ob das chemische Recycling an steigenden Energiepreisen und technischen Hürden scheitern werde.

 

Immer mehr Chemieunternehmen wie unter anderem auch die BASF in Deutschland setzten auf chemisches Recycling von Kunststoffabfällen, ist in dem Bericht der NZZ zu lesen. Normalerweise kämen dazu mechanische Verfahren zum Einsatz, doch die hätten Grenzen. In der Schweiz, wo die Recyclingquote für Kunststoffe unter zehn Prozent liege, werde derzeit kein chemisches Recycling betrieben. Ein Walliser Start-up habe zwar den Bau einer Anlage geplant, die 2024 fertiggestellt sein und jährlich 10.000 Tonnen PET aus Plastikmüll chemisch rezyklieren sollte. Das Vorhaben sei dann allerdings auf eine deutlich kleinere Anlage heruntergeschraubt worden. Angetrieben werde das chemische Recycling auch von Müllentsorgern, wird Kerstin Kuchta, Professorin für Abfallressourcenwirtschaft an der Technischen Universität Hamburg in der NZZ zitiert. Ihr Ziel sei, die fossilen Kunststoffe vor der Verbrennung zu entfernen, um die Kohlendioxid-Emissionen zu senken. Doch nach Ansicht von Kuchta sei das chemische Recycling derzeit keine Lösung, da es noch viele technische Probleme gebe wie den hohen Energieaufwand, mangelnde Effizienz oder auch Nebenprodukte von Verfahren wie der Pyrolyse wie etwa Gase, Koks und anorganische Rückstände, die verwertet oder entsorgt werden müssten. Vertreter der Chemieindustrie betonten daher, dass chemisches Recycling nur auf Kunststoffabfälle abziele, die sonst in der Müllverbrennung landen würden.

 

Quelle:

  • Neue Zürcher Zeitung (17.3.2023)

10.03.2023 - 17.03.2023

EU-Studie vergleicht mechanische, chemische und lösemittelbasierte Recyclingverfahren

Das Wissenschaftszentrum der EU-Kommission hat in einer Studie Ökologie und Wirtschaftlichkeit verschiedener Kunststoffrecyclingverfahren sowie der energetischen Verwertung von Kunststoffabfällen miteinander verglichen, berichtet der Fachdienst Euwid. Ein chemisches Kunststoffrecyclingverfahren des britischen Anbieters Mura Technology, das auch in der Studie der EU-Kommission untersucht worden sei, habe laut eines weiteren Berichts bei Euwid auch die Universität Warwick einer ökobilanziellen Untersuchung unterzogen und schneide im Vergleich zur Abfallverbrennung mit 80 Prozent geringeren Klimaauswirkungen ab.

 

Die Studie des Joint Research Center (JRC) der EU-Kommission komme bei dem Vergleich der Vorteile und Grenzen mechanischer, chemischer und lösemittelbasierter Recyclingverfahren sowie der Abfallverbrennung unter anderem zu dem Ergebnis, dass Recyclingverfahren der Abfallverbrennung mit Blick auf die Klimaauswirkungen vorzuziehen seien. Bei anderen Umweltwirkungskategorien sei die Rangfolge nicht so eindeutig. Laut Studie sollten drei Hauptkriterien bei der Wahl der Verfahren berücksichtigt werden: erstens die Steigerung der Materialrückgewinnung bei gleichzeitiger Reduzierung der Auswirkungen auf die Verarbeitung vor allem hinsichtlich des Energieverbrauchs, zweitens die Besonderheiten des Kunststoffabfallstroms und die erforderliche Behandlung und drittens die Wirtschaftlichkeit. Bei den Umweltauswirkungen habe die Studie vor allem die spezifischen Auswirkungen auf Klimawandel, Feinstaub, Versauerung und Ressourcenverbrauch betrachtet. Laut der Analyse seien die mechanische, physikalische und chemische Verwertung von Kunststoffabfällen mit Blick auf die Auswirkungen des Klimawandels meist der energetischen Verwertung vorzuziehen. Denn die Umweltentlastung aus der Energierückgewinnung aus Abfall reiche nicht aus, um die Umweltbelastungen zu kompensieren, die mit der Verbrennung des Kunststoffabfalls und den daraus entstehenden CO2-Emissionen verbunden seien. Die Analyse der Wirtschaftlichkeit von Recyclingverfahren wie Löseverfahren, Glykolyse, Methanolyse, Pyrolyse und Vergasung mit Blick auf die Hauptparameter Rohstoffpreise, Kapital- und Betriebsausgaben sowie Erzeugerpreise habe ergeben, dass Methanolyse, Pyrolyse und Vergasung unter den aktuellen Bedingungen noch nicht wirtschaftlich seien. Die Methanolyse könne im Jahr 2025, die Pyrolyse im Jahr 2033 und die Vergasung nicht vor dem Jahr 2040 wirtschaftlich werden, schätzten die Autorinnen und Autoren der Studie.

Die Ergebnisse der Ökobilanz der Universität Warwick, die das chemische Recyclingverfahren von Mura Technology untersucht habe, basierten auf den Daten der ersten großtechnischen HydroPRS-Anlage des Unternehmens im nordenglischen Wilton. Das Verfahren von Mura umfasse mehrere Prozessschritte. Anders als bei anderen chemischen Recyclingverfahren werde darin überkritisches Wasser zur Umwandlung von mehrschichtigen und starren Kunststoffabfällen aus Siedlungs- und Gewerbeabfällen eingesetzt, um daraus petrochemische Rohstoffe zu erzeugen. Mit dem Verfahren würden laut Mura Produkte erzeugt, die auf Basis der Lebenszyklusanalyse ein gleichwertiges bis niedrigeres Treibhausgaspotenzial aufwiesen als Naphtha.

 

Quellen:

  • zwei Berichte in Euwid Recycling und Entsorgung 11/2023 (14.3.2023)
Forschung zu kunststoffabbauenden Enzymen

Tages- und Wissenschaftsmedien berichten über Forschungsergebnisse der Universitäten Greifswald und Leipzig, wonach es Fortschritte gebe bei der Suche nach kunststoffabbauenden Enzymen. Drei Enzyme, die in der Lage seien, Polyurethan zu „verdauen“ und ein Enzym, das PET in Rekordgeschwindigkeit zersetzen könne, seien gefunden worden. Den Forschenden zufolge sei allerdings nicht von „enzymatischen Recyclingoptionen“ für alle gängigen Kunststoffe auszugehen.

 

Zu Enzymen, die Kunststoff zersetzen und damit das Recycling vereinfachen könnten, werde momentan viel geforscht, wird Yannick Branson, Doktorand am Institut für Biochemie der Universität Greifswald, unter anderem in der Wissenschaftszeitschrift Geo zitiert. Er gehöre zu einem Team um den Leiter der Arbeitsgruppe Biotechnologie und Enzymkatalyse, Uwe Bornscheuer, das drei Enzyme gefunden habe, die Polyurethan in seine Bestandteile zerlegen können, ist auch in einem Bericht der Welt zu lesen. Zwar gebe es bereits chemische Verfahren, um den Kunststoff Polyurethan zu zersetzen, zitiert die Welt Bornscheuer. Diese benötigten aber hohe Temperaturen, hohen Druck und daher viel Energie. Die nun entdeckten Enzyme schafften den Abbau unter Normaldruck und bei Temperaturen bis etwa 40 Grad. Nach Bornscheuers Einschätzung werde es jedoch noch einige Jahre dauern, bis die Ergebnisse industriell genutzt werden können. Auch hätte sein Team etwa zwei Millionen Kandidaten durchgetestet, bevor es fündig wurde. Es sei die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. So sei etwa das Enzym PHL7, das PET im Labor besonders schnell zersetzen könne, von einem Team der Universität Leipzig in Proben von Laubkompost auf einem Friedhof entdeckt worden. Teamleiter Christian Sonnendecker vom Institut für Analytische Chemie habe angekündigt, man wolle die eigenen Forschungsergebnisse bald im Rahmen eines Start-ups nutzen.

 

Quellen:

  • faz.net, sueddeutsche.de (12.3.2023)
  • geo.de, merkur.de, handelsblatt.de, forschung-und-lehre.de (13.3.2023)
  • welt.de (14.3.2023)
„Neue Methoden gegen Müllberge“

Die Süddeutsche Zeitung (SZ) betrachtet in einem Bericht politische Maßnahmen, die von der Bundesregierung und auf europäischer Ebene eingeführt wurden oder in Planung sind, um die Müllberge abzubauen.


Um die Klimaziele zu erreichen und künftig mehr Rohstoffe zu sichern, müssten sich die Gesetzgeber in der Europäische Union und die Bundesregierung dringend mit Abfall- und Kreislaufwirtschaft beschäftigen, schreibt die SZ. Es gebe aktuell kleinere und größere Vorhaben für neue Gesetze und Verordnungen, doch in der Politik wohl auch wenig Komplizierteres, als Abfallströme zu regulieren. Eine der Maßnahmen betreffe zum Beispiel das Einwegkunststofffondsgesetz, mit dem sich ab 2024 die Hersteller bestimmter Einwegprodukte in Deutschland an den Kosten der Entsorgung mit jährlich geschätzten 430 Millionen Euro beteiligen sollen. Ob das den Müll in Parks und an Straßenrändern reduzieren werde, sei aber fraglich. Die Verpflichtung für Restaurants, Caterer und Lieferdienste, seit Januar 2023 Mehrwegverpackungen anzubieten, wirke laut SZ gar wie ein verzweifelter Versuch, den Abfall zu reduzieren. Den Verpackungsmüll in Europa wolle auch die EU-Kommission reduzieren und habe in einem Vorschlag für eine Verordnung erstmals Ziele für Müllvermeidung und Wiederverwendung bei Verpackungen formuliert. Bis 2030 solle demnach alles recyclebar sein. Das sei ein großes Vorhaben, denn in den Jahren 2009 bis 2020 sei die Abfallmenge in der EU um 20 Prozent gestiegen und werde laut EU-Prognosen bis 2030 noch einmal um fast ein Fünftel steigen. In insgesamt 65 Paragrafen regle die Verordnung die Gestaltung von Verpackungen neu und sei ein kompliziertes Werk, von dem praktisch alle wirtschaftlichen Sektoren betroffen seien, wird Mattia Pellegrini, Generaldirektor für Umweltpolitik in der EU-Kommission, in der SZ zitiert. Die Reaktionen darauf gingen daher weit auseinander, so dass mit schwierigen Verhandlungen gerechnet werde.

 

Quelle:

  • Süddeutsche Zeitung (14.3.2023)

03.03.2023 - 09.03.2023

„Absolut nachhaltige Kunststoffwirtschaft ist möglich“

Laut einer Studie der ETH Zürich, über die unter anderem der Informationsdienst Wissenschaft berichtet, brauche es für eine komplett nachhaltige Kunststoffwirtschaft eine Kombination aus deutlich mehr Recycling, der Nutzung von CO2 aus der Luft und von Biomasse sowie eine Wertsteigerung von Kunststoff. Welche finanziellen Mittel die Europäische Union aufbringen müsse, um das Ziel zu erreichen, bis 2025 jährlich zehn Millionen Tonnen Kunststoffrezyklate in Endprodukten auf den EU-Markt zu bringen, hat laut eines Berichts von Euwid eine Studie der europäischen Investitionsbank (EIB) untersucht. Demnach seien Investitionen zwischen 6,7 bis 8,6 Milliarden Euro für den Aufbau von Sortier- und Recyclingkapazitäten nötig.

 

Die Nachhaltigkeitsstudie der EHT Zürich unter der Leitung von André Bardow, Professor für Energie- und Prozesssystemtechnik an der ETH, habe ergeben, dass es zwar sehr ambitioniert, aber doch möglich sei, bis zum Jahr 2030 eine Kreislaufwirtschaft zu etablieren, in der möglichst viel Kunststoff wiederverwertet und dann nicht mehr Erdöl sondern Rezyklat Hauptausgangsstoff für Kunststoffprodukte wären, berichtet der IDW. Um die absolute Nachhaltigkeit von Kunststoffen zu erreichen, sei allerdings ein grundlegender Wandel der Methoden sowohl bei der Herstellung als auch bei der Verwendung von Kunststoffen erforderlich. Für ihre Analyse hätten die Wissenschaftler die vollständigen Wertschöpfungsketten der 14 häufigsten Kunststoffarten – darunter Polyethylen, Polypropylen und Polyvinylchlorid – untersucht. Ihr Ergebnis: Um Kunststoffkreisläufe innerhalb der planetaren Grenzen zu ermöglichen, müssten weltweit mindestens 74 Prozent des Kunststoffs wiederverwertet werden. Nötig sei dazu auch, die Recyclingprozesse zu verbessern. Das Recycling zu forcieren, sei jedoch laut Studie auf jeden Fall der richtige Weg. Für die restlichen 26 Prozent der Kunststoffe könne der für die Herstellung benötigte Kohlenstoff laut Studie aus der CO2-Abscheidung von Verbrennungsprozessen oder auch aus der Atmosphäre (Carbon Capture and Utilisation) sowie aus Biomasse gewonnen werden. Allein mit Recycling gehe es nicht, man brauche alle drei Pfeiler, wird Bardow im Bericht des IDW zitiert.

 

Die Studie der EIB mit dem Titel „Reduzierung der Kunststoffverschmutzung – Finanzielle Maßnahmen für eine stärker zirkuläre Wertschöpfungskette“ habe Ineffizienzen der Kunststoff-Wertschöpfungskette und Lösungen dafür untersucht, berichtet Euwid. Um die EU-Ziele zu erreichen, seien laut Studie erhebliche Investitionen und ein zuverlässiger Absatzmarkt für Rezyklate notwendig. Die größten Lücken beim Sortieren und Recycling habe die Studie in EU-Regionen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa identifiziert. Beim Kunststoffrecycling sehe die Studie drei Hauptprobleme: eine zu große Vielfalt an Kunststoffen, die in der Folge zum zweiten Problem führe. Es ergäben sich zweitens zu große Mengen unterschiedlichster Kunststoffabfälle, die schwer zu recyceln seien. Das dritte Problem betreffe den Zugang zu Finanzmitteln. So benötigten etwa innovative Unternehmen Risikokapital, um ihre Technologien für den Kunststoffkreislauf zur Marktreife zu bringen. Lösungen sehe die Studie in politischen Maßnahmen in Kombination mit gezielten Finanzinstrumenten. Zu den Empfehlungen für politische Maßnahmen gehörten gesetzliche Regelungen zur Bekämpfung schwer zu recycelnder Kunststoffverpackungen, Beschränkungen für Verbundverpackungen, wie z. B. Verpackungen aus Papier und Kunststoff, und die Einführung von Recyclingquoten bei gleichzeitiger Förderung öffentlicher Sensibilisierungskampagnen.

 

Quellen:

  • idw-online.de (6.3.2023)
  • Euwid Recycling und Entsorgung 10/2023 (7.3.2023)
  • kunststoff-zeitschrift.at (8.3.2023)
Bundestag beschließt Sonderabgabe für Produkte aus Einwegkunststoff

Der Bundestagsbeschluss stoße erwartungsgemäß auf ein geteiltes Echo, berichten Tages- und Fachmedien. Während Städtetag und Entsorger die Entscheidung begrüßten, hagele es Kritik von Seiten der Wirtschaft. Mit dem verabschiedeten Gesetz, dem der Bundesrat noch zustimmen muss, sollen die Hersteller bestimmter Getränkebecher, von Essensverpackungen oder Zigaretten künftig in einen staatlichen Fonds einzahlen und sich so an den Kosten für die Beseitigung weggeworfener Einwegartikel beteiligen.


Städte und Gemeinden freuten sich laut den Presseberichten auf eine finanzielle Entlastung bei der Reinigung von Straßen und Parks, Verbandsvertreter betroffener Hersteller beklagten dagegen eine Doppelbelastung für Bürgerinnen und Bürger. Das Gesetz selbst, wird etwa Dr. Martin Engelmann, Hauptgeschäftsführer der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen, unter anderem in einem Bericht der Tagesschau zitiert, sei ein „absehbares Desaster“. Die Wirtschaft habe sich im Vorfeld für ein privatrechtliches Modell ausgesprochen, welches deutlich effizienter sei. Bei dem Bundesumweltministerium, das sich vor allem mit dem Aufbau eines Registers für die Anbieter der To-Go-Produkte viel vorgenommen habe, sehe Engelmann das Projekt nicht in guten Händen. Er kritisiere vor allem, dass die betroffenen Produkte nur 5,6 Prozent der gesamten Abfälle im öffentlichen Raum ausmachten, deren Hersteller aber mit 17 Prozent der gesamten Sammlungs- und Reinigungskosten der Kommunen in Höhe von mehr als 400 Millionen Euro zur Kasse gebeten würden. Auch nach Ansicht des Deutschen Verpackungsinstituts (dvi) sei das Gesetz dysfunktional und führe zu einer Doppelabgabe, weil die Inverkehrbringer der betroffenen Verpackungen ohnehin Lizenzentgelte für die Sammlung und Entsorgung ihrer Verpackung bezahlten, schreibt etwa das Fachmagazin Kunststoffe. Auch das Littering-Problem lasse sich nach Ansicht des dvi über die neue Abgabe nicht lösen. Das kritisiere ebenso der Markenverband, wie auch, dass Kommunen bereits im Vorfeld erklärt hätten, die Abfallgebühren nicht zu senken.

 

Quellen:

  • tagesschau.de, zdf.de, euwid-recycling.de (3.3.2023)
  • kunststoffe.de, fr.de (7.3.2023)
Forscher fordern Maßnahmen gegen Mikroplastik in Flüssen und Seen

Forschende haben laut Presseberichten auf einer dreitägigen Konferenz in Paris die Verschmutzung von Süßwasser durch Mikroplastik diskutiert und einige Forderungen zur Bekämpfung des Problems formuliert. Dazu gehöre die Verwendung nachhaltiger und umweltgerechter Kunststoffe sowie eine Verpflichtung der Hersteller, die Inhaltsstoffe offen zu legen, die Kunststoffprodukten während des Produktionsprozesses hinzugefügt werden.

 

Denn mitunter sei gar nicht klar, was in den Kunststoffprodukten enthalten sei, wird Umweltforscher und Koordinator der von der Unesco mitorganisierten Konferenz, Christian Laforsch von der Universität Bayreuth, etwa in einem Bericht des ZDF zitiert. Schon bei der Konzipierung von Produkten aus Kunststoff müsse laut den Expertinnen und Experten berücksichtigt werden, was aus ihnen am Ende des Benutzungszyklus werde. Dabei gehe es nicht nur um Entsorgung und Recycling. Um einen besseren Schutz von Gewässern vor der Verschmutzung durch Mikroplastik zu erreichen, seien technische Innovationen sowie die Umstellung industrieller Prozesse erforderlich. Bei den Bemühungen zum Schutz des Wassers müssten zudem aus Sicht der an der Konferenz Beteiligten nicht nur die Gewässer, sondern auch das Ökosystem an Land berücksichtigt werden. Regularien in Bezug auf Kunststoff und den Schutz von Gewässern wie die Wasserrahmenrichtlinie der EU sollten nach Ansicht der Expertinnen und Experten entsprechend angepasst werden. Die Empfehlungen aus der Konferenz an die Politik würden laut den Presseberichten in die UN-Wasserkonferenz einfließen, die Ende März in New York stattfinde.

 

Quellen:

  • zdf.de, br.de, fr.de, rnd.de (8.3.2023)

24.02.2023 - 02.03.2023

Kunststoffverbrauch könnte sich bis 2050 verdoppeln

Die 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) könnten laut einer Studie der Forschungsgruppe Back to Blue, über die Tages- und Wochenmedien berichten, im Jahr 2050 doppelt soviel Kunststoff verbrauchen wie heute, sollten keine rechtlich bindenden Gegenmaßnahmen getroffen werden. Die Forscherinnen und Forscher der Denkfabrik Economist Impact sowie der Nippon Foundation hielten daher ein umfassendes und rechtlich bindendes weltweites Abkommen zur Eindämmung des Kunststoffverbrauchs, wie es derzeit von den Vereinten Nationen verhandelt werde, für nötig, um die Entwicklung aufzuhalten.

 

Sollten die Verhandlungen der Vereinten Nationen, an denen bis zu 175 Länder beteiligt seien, scheitern, könne die jährliche Kunststoffproduktion in den G-20-Ländern laut Studie bei den derzeitigen Wachstumsraten bis 2050 auf 451 Millionen Tonnen ansteigen, berichtet zum Beispiel die FAZ. Das entspräche einem Anstieg um fast drei Viertel im Vergleich zu 2019. Ein Scheitern der UN-Vertragsverhandlungen oder ein zu schwaches Abkommen halte die Forschungsgruppe für sehr wahrscheinlich. Insbesondere Einwegplastik, zitiert der Deutschlandfunk aus der Studie, führe zu einer Verschmutzung der Weltmeere – mit negativen Auswirkungen auf die Gesundheit von Tieren und Menschen. Back to Blue fordere deshalb ein stärkeres Verbot von Einwegplastik und höhere Produktionssteuern. In der EU seien bereits viele Einwegplastikprodukte wie Trinkhalme und Einweg-Geschirr seit Juli 2021 verboten. Zu den G20-Ländern, die noch kein nationales Verbot von Einwegplastikprodukten eingeführt haben, gehörten der Studie zufolge Brasilien, die Vereinigten Staaten, Indonesien und die Türkei. Außerdem sollten nach Ansicht der Autorinnen und Autoren Unternehmen für die gesamte Lebensdauer ihrer Produkte, einschließlich Recycling und Entsorgung, verantwortlich gemacht werden. Diese Maßnahmen könnten laut Studie den jährlichen Verbrauch bis 2050 auf 325 Millionen Tonnen begrenzen. Das wäre dann noch ein Anstieg um ein Viertel gegenüber 2019.

Quellen:

  • tagesschau.de, faz.net, sueddeutsche.de, orf.at (27.2.2023)
  • deutschlandfunk.de (28.2.2023)
Kunststoffverarbeiter besorgt trotz steigender Umsätze

Trotz Umsatzsteigerung im vergangenen Jahr um mehr als 12 Prozent auf 78,9 Milliarden Euro erwarte der GKV-Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie ein schwieriges Jahr 2023, berichtet die Fachpresse. Denn das Wachstum in 2022 sei, wie GKV-Präsidentin Dr. Helen Fürst bei der Jahrespressekonferenz des Verbands in Frankfurt betont habe, zu einem „erheblichen Teil“ auf Kostensteigerungen zurückzuführen, vor allem bei der Energie.

 

Vier von zehn Unternehmen hätten laut Erhebung des GKV aus den wachsenden Umsätzen kein wachsendes Ergebnis generieren können. Eine aktuelle Befragung des GKV habe ergeben, dass im Jahr 2022 die durchschnittliche Steigerung der Stromkosten bei den Mitgliedsunternehmen 90 Prozent betragen habe, ist in einem Bericht der K-Zeitung zu lesen. Wenn sich die Kostensituation 2023 nicht verbessere, seien Konsequenzen wie Arbeitsplatzabbau, Kurzarbeit oder eine Verlagerung der Produktion ins Ausland laut Fürst unausweichlich. Der GKV fordere von der Bundesregierung schnelle Entlastungen bei den Energiekosten, da die derzeitigen Energiepreisbremsen für viele Unternehmen nicht hilfreich seien. Trotz Umsatzsteigerung sei die Menge der verarbeiteten Kunststoffe in 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 3 Prozent auf 13,6 Millionen Tonnen zurückgegangen. Gründe dafür seien die schlechte Konjunktur in der Chemie- und Fahrzeugindustrie sowie die schwächelnde Nachfrage von Seiten vieler Markenartikler und die Flaute auf dem Bausektor, wird Fürst in den Presseberichten zitiert. Ein anderes Bild ergebe sich bei Rezyklaten, deren Verarbeitung in 2022 weiter zugenommen habe, berichtet Kunststoffe. Mit 2,4 Millionen Tonnen seien etwa ein Sechstel der Verarbeitungsmenge Rezyklate gewesen, was einem Plus von 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspreche. Für 2023 plane die Mehrheit (47 Prozent) der GKV-Mitgliedsunternehmen eine Steigerung des Rezyklateinsatzes. Die Zahlen stimmten den Verband zuversichtlich, dass der Industriezweig auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit gut vorankomme, wird GKV-Präsidentin Fürst bei Kunststoffe zitiert. Die Gründe für den gestiegenen Rezyklateinsatz lägen wohl nicht nur am Umweltinteresse der Betriebe, sondern auch an hohen Neuwarepreisen, die den Rezyklateinsatz finanziell attraktiv gemacht hätten.

Quellen:

  • Kunststoff Information (23.2.2023)
  • K-Zeitung, Kunststoff Magazin (24.2.2023)
  • Kunststoffe, K-Zeitung (27.2.2023)
BASF legt Anlagen in Ludwigshafen still

Der Chemiekonzern, der unter den hohen Erdgaspreisen in Europa leide und im Jahr 2022 einen Verlust von 627 Millionen Euro gemacht habe, will laut Berichten von Tages- und Fachmedien Tausende Stellen streichen und in Ludwigshafen eine der beiden Anlagen für Ammoniak sowie seine TDI-Anlage schließen. Das habe BASF-Chef Dr. Martin Brudermüller bei der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens mitgeteilt. Mit den geplanten Maßnahmen wolle BASF ab 2024 jährlich 500 Millionen Euro „außerhalb der Produktion“ einsparen, die Hälfte davon im Stammwerk Ludwigshafen.

 

Schwerpunkte der Kosteneinsparungen seien Service-, Unternehmens- und Forschungsbereiche sowie die Konzernzentrale, berichtet etwa die Berliner Zeitung. 2022 habe BASF weltweit 3,2 Milliarden Euro höhere Energiekosten gehabt, ist in der Süddeutschen Zeitung zu lesen. Davon entfielen 2,7 Milliarden Euro auf Europa und dort vor allem auf den Verbundstandort in Ludwigshafen. Für die Herstellung von Ammoniak, einem Ausgangsstoff für viele Produkte wie für Dünger und zahlreiche Kunststoffe, würden in Ludwigshafen die größten Mengen an Erdgas als Rohstoff verbraucht, wird Brudermüller in der SZ zitiert. Er erwarte, dass die Erdgaspreise in Europa dauerhaft deutlich höher bleiben werden als in früheren Jahren. Mit den geplanten Sparmaßnahmen solle das Stammwerk in Ludwigshafen langfristig besser für den immer schärfer werdenden Wettbewerb gerüstet werden. Die dortigen Anlagenschließungen würden ab Ende 2026 voraussichtlich zu jährlich über 200 Millionen Euro niedrigeren Fixkosten führen, berichtet Kunststoff Information. Zusätzlich zur Schließung der Ammoniak-Anlage und der TDI-Anlage, die Isocyanate und Polyole insbesondere für die Herstellung von PUR-Weichschäumen produziert, sei geplant, weitere Anlagen für bestimmte Vorprodukte in Ludwigshafen zu schließen sowie die Produktion von Adipinsäure, einem Vorprodukt zur Herstellung von Polyurethan und Polyamid, zu reduzieren.

Quellen:

  • Berliner Zeitung, süddeutsche.de, swr.de (24.2.2023)
  • Kunststoff Information (27.2.2023)

10.02.2023 - 23.02.2023

Klimafreundliche (Chemie-)Industrie

Wie die chemische Industrie klimafreundlich werden kann, hat laut eines Hintergrundberichts von Tagesspiegel Background ein Team um den Wissenschaftler Fanran Meng von der britischen Universität Cambridge erforscht: Um ihre Emissionen zu senken, müsse die Branche mithilfe der Politik eine ganze Reihe von Maßnahmen ergreifen. Industriepolitische Weichen für den Wandel der gesamten Industrie in Europa werden derzeit in Brüssel gestellt: Über die kürzlich vorgestellten Pläne der EU-Kommission im Rahmen des europäischen Green Deal und der EU-Industriestrategie berichtet das Recyclingmagazin.


Die Chemieindustrie liefere die Grundlage für das moderne Leben, schreibt der Tagesspiegel in einem Bericht über die Ergebnisse einer britischen Studie. Gleichzeitig verschlinge sie fossile Rohstoffe wie Erdöl, Erdgas und Kohle und habe im Jahr 2020 weltweit Treibhausgase in der Größenordnung von 2,3 Gigatonnen CO2 verursacht. Die Studie, die in der Fachzeitschrift „PNAS“ erschienen sei, untersuche sieben Szenarien mit jeweils unterschiedlichem Fokus und berücksichtige acht Grundchemikalien, 50 verschiedene Erzeugungstechnologien und zehn Weltregionen. Die sieben Szenarien unterschieden sich vor allem hinsichtlich der Rolle von Recycling und Kreislauffähigkeit von Materialien, ab wann keine neuen fossilen Kraftwerke mehr gebaut würden und wie sehr die Chemieindustrie auf CO2-Abscheidung und -Speicherung setzen werde. Im Ergebnis werde die chemische Industrie in zwei besonders optimistischen Szenarien zum Klimaschützer und erreiche dann unterm Strich sogar negative Emissionen. Je ambitionierter die Chemieindustrie vorgehe, desto mehr könne sie dazu beitragen, dass die 1,5-Grad-Grenze nicht überschritten werde. Doch der Umbau wäre laut Studie in jedem Fall teuer. Die notwendigen Investitionen bis zum Jahr 2050 reichten je nach Entwicklung von 1,2 Billionen US-Dollar bis 3,7 Billionen US-Dollar. In so gut wie allen Fällen müsse die Chemieindustrie fossile Rohstoffe ersetzen und ihre Energieversorgung dekarbonisieren, und zwar mit grünem Wasserstoff und nachhaltiger Biomasse. Darüber hinaus müsste sie CO2 aus der Luft und während des Betriebs abscheiden und dann speichern oder nutzen, zudem Kunststoff und entsorgte Chemikalien in großem Stil recyceln sowie Produktionsprozesse weitgehend elektrifizieren.

Um den globalen Temperaturanstieg zu begrenzen und die notwendigen Schritte Richtung Netto-Null-Emissionen zu unternehmen, wolle die EU-Kommission den industriellen Wandel in der EU beschleunigen, schreibt das Recyclingmagazin in einem ausführlichen Bericht über den kürzlich in Brüssel vorgestellten „Industrieplan für den Green Deal“. Ein einfaches, vorhersehbares und klares Regelungsumfeld sei für die Kommission die erste Säule ihre Plans und der Schlüssel zur Förderung von Investitionen. Im Frühjahr plane sie dazu drei Vorschläge zur Wettbewerbsfähigkeit der Industrie vorzulegen: einen „Net-Zero-Industry-Act“, der die industrielle Produktion von Schlüsseltechnologien in der EU unterstützen solle, eine Rechtsvorschrift über kritische Rohstoffe, um die Versorgungssicherheit der EU zu gewährleisten, und zur Absicherung der Energieversorgung beabsichtige die Kommission die Einrichtung einer EU-Energieplattform vorzuschlagen inklusive einer Reform des Strommarktdesigns. Eine zweite Säule des Industrieplans betreffe den besseren und schnelleren Zugang zu Finanzmitteln und eine Dritte Säule die Aus- und Weiterbildung von dringend benötigten Fachkräften sowie die Digitalisierung. Die vierte Säule des Green Deal Industrieplans sei die globale Zusammenarbeit und die Förderung des Handels für eine saubere Transformation, berichtet das Recyclingmagazin. Offener Handel bleibe laut Kommission ein wesentliches Element der Strategie, doch sollen auch handelspolitische Schutzinstrumente gegen unfaire Handelspraktiken weiter ausgebaut werden.

Quellen:

  • Tagesspiegel Background (17.2.2023)
  • Recyclingmagazin 2/2023 (23.2.2023)
„Kreislaufführung von Kunststoffen reicht nicht aus“

Die Fachzeitschrift Kunststoffe hat Dr. Alexander Kronimus, den Leiter des Geschäftsbereichs Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft beim Verband der Kunststofferzeuger PlasticsEurope Deutschland, zur Position der Industrie zur geplanten nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie der Bundesregierung befragt. Im Interview erklärt Kronimus, warum Experten sich für eine „Kreislaufwirtschaft Plus“ aussprechen und was diese beinhalten sollte.

Eine reine Kreislaufwirtschaft umfasse lediglich eine Kreislaufführung der Kunststoffe, erklärt Kronimus zur Frage nach dem „Plus“ im Titel des Diskussionsvorschlags mit Handlungsempfehlungen zur Kreislaufwirtschaft, der eine Zusammenfassung zahlreicher Expertenmeinungen enthalte. Aus Sicht der an dem Vorschlag Beteiligten brauche es zusätzliche Elemente wie etwa alternative Rohstoffbasen, da für die Herstellung von Rezyklaten nicht genügend Abfälle verfügbar seien. Diese Lücke könne mit alternativen Rohstoffen wie CO2 oder Biomasse ausgeglichen werden, führt Kronimus aus. Notwendig sei auch eine Reduzierung der Kunststoffnutzung sowie eine Wiederverwendung, wenn sie ökologisch sinnvoll sei. Produkte müssten außerdem kreislaufgeeignet gestaltet werden. Zu den Maßnahmen, die aus Sicht der Experten unbedingt in die Kreislaufwirtschaftsstrategie der Bundesregierung aufgenommen werden müssten, gehöre auch, wie Kronimus im Interview erläutert, Technologieoffenheit. Diese sollte chemische Recyclingverfahren für bestimmte Abfallströme in Ergänzung zu mechanischem Recycling umfassen inklusive einer entsprechenden Forschungspolitik und der Vereinfachung von Genehmigungsverfahren. Weiterhin hielten die am Diskussionspapier beteiligten Experten produktbezogene Rezyklat-Einsatzquoten, die zeitlich begrenzt sind, für sinnvoll, um zunächst Anreize für den Rezyklateinsatz zu schaffen. Sobald eine Kreislaufwirtschaft mit ausreichender alternativer Rohstoffbasis erreicht sei, solle jedoch die Ökobilanz das entscheidende Kriterium werden.

Quelle:

  • Kunststoffe 2/2023 (14.2.2023)
Weniger Treibhausgase dank Kunststoff

Das Beratungsunternehmen McKinsey hat laut eines Berichts von Packreport eine Studie veröffentlicht, wonach Kunststoffe die „grünste Lösung“ darstellen. Die K-Zeitung berichtet über das österreichische Projekt „Ökoverpackt“, das ergeben habe, dass Kunststoffverpackungen oft umweltfreundlicher seien als Verpackungen aus alternativen Materialien.

 

In der Studie von McKinsey sei der gesamte Treibhausgasbeitrag von Kunststoffen im Vergleich zu seinen Alternativen untersucht worden. Sie umfasse den gesamten Produktlebenszyklus sowie die Auswirkungen der Verwendung mit dem Ziel, zum Dialog über die Materialwahl beizutragen und die verfügbare Faktenbasis für die Diskussion über Kunststoffe zu erweitern. Der Bericht zeige laut Packreport, dass Kunststoffe die Treibhausgasemissionen um das Drei- bis Vierfache reduzieren, verglichen mit Materialien wie Papier, Aluminium oder Glas, die als Ersatzstoffe eingesetzt werden. Die Analyse basiere auf Daten aus den USA für das Jahr 2020 und berücksichtige fünf Sektoren mit dem höchsten Kunststoffverbrauch: Verpackung, Bauwesen, Konsumgüter, Automobil und Textilien. Für den Vergleich seien repräsentative Anwendungen ausgewählt worden, für die es Alternativen zu Kunststoffen gebe. Für die untersuchten Kunststoffe habe sich in 13 von 14 Fällen ein geringerer Gesamtbeitrag zu den Treibhausgasemissionen im Vergleich zu Alternativen ergeben. Die ermittelten Treibhausgaseinsparungen lägen zwischen 10 und 90 Prozent.

Im Kooperationsprojekt „Ökoverpackt“ des österreichischen Lebensmittel-Clusters sei ein Tool entwickelt worden, das mittels Lebenszyklusanalysen und Recyclingfähigkeitsbewertungen eine umfassende ökologische Bewertung von Verpackungen ermögliche, berichtet die K-Zeitung. Die Analysen verschiedener Verpackungsalternativen mit dem Tool habe ergeben, dass Kunststoffverpackungen einen geringeren CO2-Fußabdruck haben als vermeintlich umweltfreundlichere Verpackungen. Ziel des Projektes sei gewesen, derzeitige Verpackungen durch ökodesigngerechte Verpackungslösungen zu ersetzen. Mit dem im Projekt entwickelten Ökodesign-Tool sei die durchgehende Dokumentation von geeigneten Verpackungsvarianten und möglichen Schwierigkeiten bei der Umsetzung sowie von Zielkonflikten möglich, wird Michael Krainz vom Forschungspartner Österreichisches Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) zitiert. So habe in einem konkreten Vergleich unter anderem ein Bio-Safthersteller herausgefunden, dass ein recyclingfähiger Standbeutel aus Polypropylen (PP) mit PP-Verschluss und hoher Sauerstoffbarriere die geeignetste Lösung für seine Produkte sei. Das Verpackungsgewicht würde um 95 Prozent reduziert – bei ähnlich hoher Recyclingfähigkeit wie beim derzeit verwendeten Glas. Die CO2-Reduktion mache in diesem Fall 69 bis 74 Prozent aus.

Quellen:

  • packreport.de (15.2.2023)
  • k-zeitung.de (20.2.2023)

03.02.2023 - 09.02.2023

Green Deal Industrieplan der EU: „Recycling zu wenig berücksichtigt“

In der vergangenen Woche hatte die EU-Kommission ihren „Green Deal Industrial Plan“ (GDIP) zur Stärkung des Industriestandorts Europa vorgestellt. Er gilt laut Presseberichten als eine Antwort auf den amerikanischen Inflation Reduction Act (IRA) und soll die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Cleantech-Industrie stärken. Darin werden aus Sicht des europäischen Recyclingverbandes Euric die Vorteile des Recyclings noch nicht ausreichend anerkannt, berichtet die Fachpresse.


Der Investitionsplan der EU-Kommission, der auf dem EU-Gipfel am 9. und 10. Februar in Brüssel erörtert werde, solle sicherstellen, dass in der gesamten Union Mittel für klimafreundliche Technologien bereitstehen, schreibt zum Beispiel die Zeit. Laut Kommissionspräsidentin von der Leyen müsse dazu ein dreistelliger Milliardenbetrag investiert werden, ist in einem Bericht des Deutschlandfunks zu lesen. Zudem müsse der Zugang zu Fördermitteln für die klimaneutrale Industrie erweitert und beschleunigt werden. Dafür plane die Kommission, die Regeln für Staatshilfen zu lockern, Klimaschutz-Projekte schneller zu genehmigen und Handelsabkommen zur Sicherung knapper Rohstoffe zu forcieren. Die vage Definition der Kommission zu sauberen Technologien habe viele Beobachter und Industriegruppen aufhorchen lassen, schreibt das paneuropäische Mediennetzwerk Euraktiv in einem Bericht über die Reaktionen auf den GDIP. Unklar bleibe, welche Industriezweige es in die endgültige Auswahl schaffen werden. Der europäischen Recyclingverband Euric habe den GDIP zwar als dringend notwendigen Schritt in die richtige Richtung begrüßt, berichtet das Fachportal Umweltwirtschaft. Was jedoch noch fehle, sei eine stärkere Anerkennung der Vorteile des Recyclings bei der Erreichung von Klimaneutralität und Ressourceneffizienz, wird Euric-Generalsekretär Emmanuel Katrakis in dem Bericht zitiert. Es müssten nun mehr Anstrengungen unternommen werden, um sicherzustellen, dass recycelte Materialien zur Herstellung von Endprodukten verwendet werden und gut funktionierende Sekundärrohstoffmärkte erhalten bleiben.

Wie es um die Märkte für Rohstoffe aus dem Recycling bestellt ist, habe die Europäische Umweltagentur (EEA) für acht verschiedene große Sekundärrohstoffströme in der EU untersucht und Kriterien für die Beurteilung entwickelt, ob diese Märkte gut funktionieren, ist in einem Beitrag von Euwid zu lesen. Diese Kriterien würden laut Bericht der EEA nur von den Märkten für Aluminiumschrotte, Altpapier und Altglas erfüllt, nicht aber von den fünf anderen untersuchten Materialströmen – Altholz, Alttextilien, Bioabfall und Mineralkörnungen aus Bau- und Abbruchabfällen sowie Kunststoffabfall. Als Hauptgründe für „Herausforderungen“ bei diesen Materialströmen nenne der Bericht eine geringe Größe der Märkte und eine schwache Nachfrage. Bei den Abnehmern fehle es an Vertrauen in Versorgungssicherheit und Qualität bei Sekundärrohstoffen. So werde gezögert, in Technologien zu investieren, die Recyclingmaterial in die Rohstoffversorgung integrieren würden. Nachteilig wirke sich auch das Fehlen geeigneter technischer Spezifikationen aus. Zur Abhilfe empfehle der Bericht neben der Weiterentwicklung der Abfallende-Kriterien, harmonisierte technische Standards für Recyclingrohstoffe zu entwickeln und Steuern auf Primärrohstoffe zu erheben bzw. eine Mehrwertsteuersenkung für Sekundärrohstoffe vorzunehmen.

Quellen:

  • zeit.de (1.2.2023)
  • euraktiv.de (3.2.2023)
  • umweltwirtschaft.com (6.2.2023)
  • Euwid Recycling und Entsorgung 6/2023 (7.2.2023)
„Umweltsünde Einwegverpackung?“

Diese Frage stellt die Wirtschaftswoche in einem Bericht über eine umstrittene Studie der Universität Québec, die zu dem Ergebnis komme, dass Kaffeekapseln hinsichtlich ihrer Umweltbilanz besser seien als ihr Ruf. Auch bei Plastiktüten oder PET-Flaschen, die ebenfalls per se als Umweltsünde betrachtet würden, trüge oft der Schein, wenn man genauer hinschaue.


Das zentrale Argument in der Studie von Autor Luciano Rodrigues Viana und seinen Kollegen betreffe die Energieeffizienz von Kaffeekapselmaschinen, berichtet die Wirtschaftswoche. Die Geräte würden im Vergleich zu Filterkaffeemaschinen effizienter arbeiten, weil eine geringere Menge Kaffee auf eine abgemessene Menge Wasser treffe. Umweltverbände wie Greenpeace kritisierten allerdings an der Studie, dass die Ressourcen für die Herstellung der Kapseln sowie die Entsorgung nicht betrachtet werden. Der Leiter des Referats Klimawandel beim Institut der deutschen Wirtschaft in Köln, Thilo Schaefer, lobe dagegen, dass die Studie sich nicht nur darauf konzentriere, wie etwas verpackt sei, sondern auch wie energieintensiv und klimaschädlich das Produkt an sich sei. Genau dort entstehe das meiste Kohlendioxid. Faktoren wie der Transport oder die Häufigkeit der Nutzung würden in der Diskussion über Verpackungen oft vergessen, wird Schaefer in dem Bericht zitiert. Generell schneide Kunststoff in der Gesamtbetrachtung oft besser ab als die vermeintlich klimafreundlicheren Alternativen, so Schaefer. Hinzu komme, dass in Deutschland ein Großteil der Verpackungen verwertet werde und die Recyclingquote im europäischen Vergleich nach Zahlen des Umweltbundesamtes mit fast 72 Prozent im Jahr 2019 am höchsten sei. Eine Lösung für stark verunreinigte oder bisher technisch nicht stofflich verwertbare Verpackungen aus Kunststoff biete das chemische Recycling, schreibt die Wirtschaftswoche. Auch bei Plastiktüten, PET-Einwegflaschen sowie dem neuen Trend zu Mischverpackungen aus Papier und Kunststoffbeschichtung müsse man genau hinschauen und abwägen. So sei etwa der Jutebeutel der Plastiktüte laut Studien erst nach hunderten Malen Nutzung überlegen und Mischverpackungen aus Papier und Kunststoff für Verbraucher überraschenderweise oft die schlechteste Option, so die Wirtschaftswoche.

Quelle:

  • wiwo.de (5.2.2023)
Branche in Sorge wegen geplantem Verbot von PFAS

Die Verarbeiter von Fluorkunststoffen reagieren laut Berichten der Fachpresse mit großem Unverständnis und Sorge auf ein kürzlich von der Europäischen Chemikalienbehörde (ECHA) vorgelegtes Dossier zur Verwendungsbeschränkung von Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS). Demnach sollen Herstellung, Verwendung und Inverkehrbringen einschließlich der Einfuhr von mindestens 10.000 PFAS zum Schutz von Mensch und Umwelt verboten werden.


Der Verbotsvorschlag sei im Rahmen der EU-Chemikalienverordnung REACH von Behörden aus Deutschland, den Niederlanden, Dänemark, Norwegen und Schweden ausgearbeitet worden, berichtet unter anderem die FAZ. Ziel des Verbots sei es, die Freisetzung von PFAS in die Umwelt und die Anreicherung im menschlichen Körper drastisch zu verringern. Es handle sich um den umfangreichsten Antrag zur Neubewertung von Chemikalien seit Inkrafttreten von REACH vor 15 Jahren, schreibt die FAZ. PFAS seien in zahlreichen Alltagsprodukten anzutreffen – von Papier, Verpackungen, Reinigungsmitteln, Cremes, Kosmetika, Wandfarben bis hin zu Skiwachs, Funktionskleidung und Bratpfannen. Große Bedeutung habe diese rund zehntausend Verbindungen zählende Stoffgruppe auch in der Industrie. Mit scharfer Kritik reagierten die Verarbeiter von Fluorkunststoffen auf den aus ihrer Sicht undifferenzierten Verordnungsvorschlag, berichtet das Recyclingmagazin. Der Verband der Hersteller von Halbzeugen und Konsumprodukten aus Kunststoff, pro-K, fordere auf Basis verschiedener aktueller Studien, die Fluorpolymere, die durch die OECD als Polymers of low concern (PLC) und damit als sicherer Werkstoff klassifiziert worden seien, von der PFAS-Regulierung jetzt und auch zukünftig auszunehmen. Sollten die Vorgaben durch die Neuregulierung den geplanten Umfang erreichen, würden Produkte wie Handy, Auto, 5G, Intensivmedizin, Implantate wie Stents und viele andere mehr in Europa zukünftig nicht mehr herstellbar sein, so der Verband.

Quellen:

  • spiegel.de (7.2.2023)
  • FAZ, zeit.de, recyclingmagazin.de (8.2.2023)

27.01.2023 - 02.02.2023

Gesetzespläne ernten Kritik

Es hagele Kritik am Einwegkunststofffonds, schreibt die FAZ. Das geplante Gesetz, mit dem Hersteller von To-go-Produkten zur Zahlung einer Sonderabgabe für die Reinigung öffentlicher Plätze, Parks und Gelände verpflichtet werden sollen, habe zahlreiche Schwächen. Wirtschaftsverbände und Umweltorganisationen seien – aus unterschiedlichen Gründen – unzufrieden. Auch die Ankündigung des BMUV, vorerst keinen neuen Anlauf für eine Wertstofftonne zu unternehmen, treffe auf Kritik, vor allem aus den von Grünen regierten Ländern.

 

Mit dem Litteringfonds, der laut Gesetzentwurf des Bundesumweltministeriums (BMUV) beim Umweltbundesamt (UBA) eingerichtet werden solle, kämen geschätzte Kosten von mehr als 450 Millionen Euro auf die Hersteller bestimmter Einwegkunststoffprodukten zu, schreibt die FAZ. Von 2025 an solle das Geld an die Kommunen nach einem Punktesystem für Leistungen wie die Entsorgung gelitterter Abfälle und die Reinigung öffentlicher Räume ausgeschüttet werden. Die Bundesregierung wolle mit dem geplanten Gesetz, das aktuell von den Ausschüssen des Bundestages beraten werde, „eins zu eins“ Verpflichtungen zur Umsetzung der Einwegkunststoffrichtlinie erfüllen. Doch Lemkes Gesetzesvorschlag werde der EU-Richtlinie gerade nicht gerecht, heiße es seitens der Wirtschaft. Der Entwurf widerspreche eindeutig dem Wortlaut der Richtlinie, denn darin heiße es, die Kosten seien „zwischen den betroffenen Akteuren festzulegen“, also zwischen Wirtschaft und Kommunen. Das kritisiere zum Beispiel die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen, die auch bezweifle, dass durch die Beteiligung der Wirtschaft an den Reinigungskosten die laut BMUV mit dem Fonds angestrebte Reduzierung des Litterings erreicht werde. Umweltverbände wie der NABU monierten dagegen, dass die Chance, Mehrweglösungen zu fördern und Einwegplastik deutlich teurer zu machen, damit verspielt werde.

Auch der Bericht des BMUV, nach dem in dieser Legislaturperiode kein neuer Anlauf mehr für eine bundesweite Wertstofftonne zur Erfassung und Entsorgung von Verpackungen und stoffgleichen Nichtverpackungen unternommen werden solle, erntet laut Euwid Kritik. Die komme vor allem aus den Reihen der von den Grünen geführten Landesumweltministerien, die das bereits seit Jahren kontrovers diskutierte Thema wieder aufnehmen und voranbringen wollten. Das BMUV habe nun in seinem Bericht darauf hingewiesen, dass die Voraussetzungen für die freiwillige Einführung einer gemeinsamen Wertstofferfassung im Verpackungsgesetz bereits geschaffen worden seien und in rund elf Prozent aller deutschen Gebietskörperschaften diese Möglichkeit bereits genutzt werde. Auch setze das BMUV unter anderem aufgrund zu erwartender Widerstände aus dem Kreis der Beteiligten andere Prioritäten zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft. Die nächsten relevanten Schritte würden auf europäischer Ebene im Rahmen der Revision der Europäischen Verpackungsrichtlinie erfolgen, zitiert Euwid aus dem Bericht des BMUV.

Quellen:

  • Euwid Recycling und Entsorgung, 5/2023 (31.1.2023)
  • FAZ (1.2.2023)
Wie unterschiedlich Kanada und Israel Einwegprodukte aus Kunststoff regulieren

Die Regierung Kanadas wolle Single-Use-Artikel aus Kunststoff schrittweise aus dem Land verbannen, berichtet die Tagesschau. Laut Berichten von Tages- und Wochenmedien habe der israelische Finanzminister dagegen angekündigt, die Steuer auf Einweggeschirr, die von der vorherigen Regierung des Landes aus Umweltschutzgründen eingeführt worden sei, wieder zu streichen.


Die Steuer auf Einweggeschirr, die in Israel seit gut einem Jahr erhoben werde, habe den Konsum von Plastikgeschirr in dem Land laut Umweltminister Idit Silman um 40 Prozent reduziert, ist unter anderem in einem Bericht des Spiegel zu lesen. Vor Einführung der Steuer hätten Israelis laut einer Studie der Knesset im Durchschnitt 7,5 Kilogramm Wegwerfgeschirr pro Jahr und damit im Vergleich zur EU fünfmal mehr davon verwendet. Die Abgabe habe etwa drei Euro pro Kilo Wegwerfgeschirr aus Plastik betragen, berichtet der Spiegel. Die neue Regierung unter Benjamin Netanyahu wolle nun die Abgabe abschaffen mit dem Argument, die Steuer würde die Lebenshaltungskostenkrise befeuern und sich zudem speziell auf ultraorthodoxe Gemeinschaften auswirken, die in ihren häufig großen Familien zum Beispiel bei Treffen viel Einweggeschirr nutzten. Israelische Umweltschützer hätten die Entscheidung der Regierung als „beschämend“ kritisiert.

Dagegen wolle die kanadische Regierung, wie die Tagesschau berichtet, per Gesetz Produkte wie Tüten, Plastikgeschirr und -besteck, Rührstäbchen oder To-go-Kaffeebecher aus dem Land verbannen. Ein schrittweises Verbot solle das Land zum weltweiten Anführer im Kampf gegen Kunststoff machen. Mit Hochdruck wolle man sich dem Ziel von null Plastikmüll bis zum Jahr 2030 nähern und im kommenden Jahrzehnt 1,3 Millionen Tonnen Plastikmüll sowie rund 22.000 Tonnen umweltverschmutzender Gegenstände wie Flaschen und Zigarettenkippen vermeiden. Zunächst dürften die gelisteten Plastikprodukte in Kanada nicht mehr produziert oder importiert, ab Dezember dieses Jahres auch nicht mehr verkauft oder ausgegeben werden.

Quellen:

  • tagesschau.de (28.1.2023)
  • spiegel.de, deutschlandfunk.de (30.1.2023)
Deutschland hält für 2021 EU-Klimaziele ein

Laut Berichten der Fachpresse werden die Europäischen Vorgaben zur Emissionsminderung von Deutschland vollständig eingehalten. Das zeigten die Daten zum Treibhausgasausstoß für 2021, die das Umweltbundesamt (UBA) an die Europäische Kommission übermittelt habe. Demnach habe Deutschland im Jahr 2021 insgesamt 759,1 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente emittiert.


Das seien rund 29,6 Millionen Tonnen bzw. vier Prozent mehr als 2020 und 39 Prozent weniger im Vergleich zum Jahr 1990. Gestiegen seien vor allem Energie- und Industrieemissionen, während der CO2-Ausstoß bei Haushalten und der Landwirtschaft gesunken sei. Der Anstieg der Emissionen in der Energiewirtschaft um 27 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente oder 12,5 Prozent sei laut Bericht des UBA vor allem auf die deutlich höheren Emissionen aus der Stein- und Braunkohlenverstromung aufgrund des erhöhten Kohleeinsatzes zurückzuführen. Gründe dafür seien die gestiegenen Gaspreise und eine deutlich verringerte Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. In der Industrie seien 4,3 Prozent oder 7,6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente mehr als im Jahr 2020 emittiert worden, wofür vor allem die anziehende Konjunktur nach der Coronakrise und ein vermehrter Einsatz fossiler Brennstoffe verantwortlich seien. Die deutlichste prozentuale Steigerung verzeichne die Stahlindustrie, wo die Rohstahlerzeugung um rund 12 Prozent angestiegen sei. Die Emissionen des Verkehrs seien 2021 gegenüber 2020 um ein Prozent auf 147 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente gewachsen, was im Wesentlichen auf den Straßenverkehr zurückzuführen sei. Bei Gebäuden seien die Emissionen laut den Berechnungen des UBA um 5,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente oder 4,2 Prozent gesunken, in der Landwirtschaft um etwa 1,1 Millionen Tonnen auf 61,3 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente.

Quellen:

  • recyclingmagazin.de (26.1.2023)
  • circular-technology.de (30.1.2023)

20.01.2023 - 26.01.2023

Kritik am Einwegkunststofffondsgesetz

Oppositionsparteien, Industrie und Umweltverbände fordern, wie aus Berichten der Fachpresse hervorgeht, Änderungen an dem Gesetzesentwurf des Bundesumweltministeriums (BMUV) zur geplanten Sonderabgabe auf Einwegkunststoffprodukte wie Folien, Becher, Flaschen, Getränkekartons, Feuchttücher und Filterzigaretten. Inverkehrbringer sollen sich damit an den Kosten für die Beseitigung und Entsorgung dieser Abfälle im öffentlichen Raum beteiligen.

 

Vergangene Woche wurde das Einwegkunststofffondsgesetz (EWKFondsG) in einer ersten Lesung im Bundestag beraten und an die Ausschüsse überwiesen. Die CDU/CSU fordere, wie Euwid berichtet, unter anderem eine Zustimmungspflicht des Bundestages bei der Entscheidung über die Abgabenhöhe und habe sich gegen eine Abgabenpflicht für bepfandete Getränkeverpackungen ausgesprochen. Die Union sei für eine privatwirtschaftliche Lösung, die sie für bürokratieärmer und günstiger halte, und werbe dafür, die Infrastruktur der Zentralen Stelle Verpackungsregister (ZSVR) zu nutzen. Vor allem die Tabakindustrie, die ebenfalls verfassungsrechtliche Bedenken geltend mache, sehe sich durch die geplante Sonderabgabe besonders belastet und setze auf Änderungen durch die Parlamentarier, ist in einem weiteren Bericht in Euwid zu lesen. Kritik am Entwurf komme auch von der Deutschen Umwelthilfe (DUH), die die Abgabenhöhe im Entwurf für viel zu niedrig halte, um Anreize zur Abfallvermeidung und Mehrwegförderung zu schaffen. Sie fordere erneut eine zusätzliche Abgabe auf Einweg-Kunststoffflaschen und Take-Away-Verpackungen. Ein mit dem Gesetz vorgelegter Diskussionsentwurf für eine Einwegkunststofffondsverordnung (EWKFondsV) enthalte die konkreten Abgabesätze sowie ein ausdifferenziertes Punktesystem für die Auszahlung der Mittel aus dem Einwegkunststofffonds, ist in einem Bericht des Online-Portals Umweltwirtschaft zu lesen. Zu erwarten sei, dass das Gesetz im ersten Quartal 2023 verabschiedet werde und dann stufenweise in Kraft trete. Die Abgabe für in Verkehr gebrachte Produkte aus Einwegkunststoff, die sich insgesamt auf etwa 434 Millionen Euro im Jahr summieren soll, müssten die Hersteller ab 2025 in den vom Umweltbundesamt verwalteten Einwegkunststofffonds einzahlen, und zwar auf Basis der im Kalenderjahr 2024 in Verkehr gebrachten Produktmenge.

Weitere Information: zum Gesetzentwurf, zum Diskussionsentwurf der EWKFondsV

Quellen:

  • packreport.de, mehrere Berichte bei Euwid, 4/2023 (24.1.2023)
  • recyclingportal.de, umweltwirtschaft.com (20.1.2023)
Kreislaufwirtschaft im nationalen und europäischen Fokus

Einen Überblick über die geplanten Regelungen der EU-Verpackungsverordnung, mit der die EU Kreisläufe und einen funktionierenden Binnenmarkt schaffen wolle, sowie die Reaktionen betroffener Verbände darauf, gibt das Recyclingmagazin, das in einem weiteren Beitrag über die Empfehlungen des Umweltbundesamtes (UBA) zur Fortentwicklung der deutschen Kreislaufwirtschaft berichtet.

 

In Deutschland herrsche ein sehr eigenes Verständnis von Kreislaufwirtschaft, merkt das Recyclingmagazin im Bericht über die Empfehlungen des UBA an. Dieses sei im Unterschied zum europäischen Verständnis einer Circular Economy mehr verwirrend als hilfreich. Zusätzliche Verwirrung stifte nun ein Report des UBA, in dem laut Recyclingmagazin zwischen einer „klassischen Abfall- und Kreislaufwirtschaft“ und einer „zirkulären Ökonomie“ unterschieden werde. Bisherige Maßnahmen der Abfallwirtschaft hätten aus Sicht des UBA noch nicht zu einer „umfassenden zirkulären Ökonomie“ geführt. Ein Paradigmenwechsel sei notwendig ebenso wie eine stärkere Ausrichtung an ökologischen Notwendigkeiten als an wirtschaftlichen Erwägungen. Die Empfehlungen des UBA für die Fortentwicklung der deutschen Kreislaufwirtschaft umfassten unter anderem die Erweiterung der fünfstufigen Abfallhierarchie beim Produktdesign etwa durch die Stärkung finanzieller Anreize für zirkuläres Verpackungsdesign sowie eine Erweiterung der Informationsbasis zum Beispiel durch ein zentrales Berichtswesen zum Einsatz und Verbleib von Sekundärrohstoffen und die Einführung digitaler Produktpässe. Insbesondere für ökologisch besonders relevante Stoffströme wie Kunststoffe und Rohstoffe aus Elektroaltgeräten sowie Altfahrzeugen sollten für ein ökologisch hochwertiges Recycling nach Ansicht des UBA ambitionierte materialspezifische Recyclingquoten auf nationaler und europäischer Ebene eingeführt werden, berichtet das Recyclingmagazin. Zur Stärkung der Rezyklatnachfrage mit Fokus auf Post-Consumer-Rezyklate spreche sich das UBA auf nationaler Ebene für ökonomische Instrumente sowie die Stärkung der Nachfrage durch die öffentliche Hand als wirksame Maßnahmen aus. Zur Förderung des Rezyklateinsatzes in der Produktion schlage das UBA etwa eine Abgabe auf Produkte vor, die kein Rezyklat enthalten. Rezyklateinsatzquoten könnten laut Bericht des UBA nur auf EU-Ebene umgesetzt werden, auf die Einführung weiterer ökologisch sinnvoller Quoten in der EU solle hingewirkt werden.

Der Vorschlag der EU-Kommission für eine Verpackungsverordnung umfasse neben neuen Designvorgaben, der Reduzierung des Verpackungsmülls und des Verbots bestimmter Verpackungen auch die Vorgabe, dass Verpackungen ab dem 1. Januar 2030 einen Mindestrezyklatanteil enthalten müssen, berichtet das Recyclingmagazin in einem weiteren Beitrag. Betroffen seien hier zum Beispiel berührungsempfindliche Verpackungen aus PET, die dann 30 Prozent und zehn Jahre später 50 Prozent Rezyklat enthalten müssten. Bestimmte Verpackungen wie solche für einzelne Portionsgrößen für Kaffeesahne, Zucker oder Mayonnaise dürften laut Vorschlag der EU-Kommission ab 2030 nicht mehr auf den Markt gebracht werden. Auch für die Wiederverwendbarkeit und Wiederbefüllbarkeit sehe die geplante Verordnung ab 2030 Quoten vor. So müssten etwa Verpackungen für kalte und heiße Getränke dann zu 20 Prozent mehrwegfähig sein, ab 2040 solle diese Quote dann auf 80 Prozent steigen. Die Reaktionen der Verbände auf den Vorschlag der EU-Kommission seien erwartungsgemäß gemischt ausgefallen, schreibt das Recyclingmagazin. So habe unter anderem der BDE-Bundesverband der deutschen Entsorgungswirtschaft den EU-Vorschlag insgesamt als gute Grundlage sowie insbesondere die Mindesteinsatzquoten gelobt. Auch die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen begrüße den Entwurf grundsätzlich, sehe die Rezyklateinsatzquoten für kontaktsensible Verpackungen allerdings kritisch und befürchte in diesem Bereich Versorgungsengpässe. Kritik übe die IK auch an dem Verbot bestimmter Verpackungen.

Quelle:

  • Recyclingmagazin 1/2023
Kunststoffrecycling in der Schweiz

Was Abfälle und deren Wiederverwertung angehe, stehe die Schweiz nicht gut da, berichtet die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf eine Studie der Weltbank. Bei Kunststoffabfällen liege die Schweiz mit ihrer Abfallmenge pro Kopf weltweit auf Platz 19, ins Recycling gingen bei den Eidgenossen im Vergleich mit dem EU-Schnitt von 32 Prozent nur magere 15 Prozent der Kunststoffabfälle. Ein Großteil werde verbrannt.


Die Nichtregierungsorganisation Oceancare fordere angesichts der Zahlen mehr Verbote wie solche, die in der EU gelten, wo seit Mitte 2021 Einwegprodukte aus Kunststoff wie Besteck und Geschirr, Trinkhalme oder Wattestäbchen verboten sind. Die Schweizer Regierung setze aber eher auf Eigenverantwortung von Wirtschaft und Handel. Die Lösung des Problems könne jedoch ganz woanders liegen, schreibt die SZ. Das hohe Aufkommen an Kunststoffprodukten habe auch mit der hohen Kaufkraft und Mobilität der Schweizer Bürgerinnen und Bürger zu tun, die sich unterwegs öfter mal einen Kaffee oder Snack to go leisten könnten. Für die Reinigung des öffentlichen Raums, die viel Geld koste, sorgten die Behörden der Schweiz, in der viel Wert auf Sauberkeit gelegt werde. Da könnte man ja ein bisschen nachlässiger werden, schlägt die Autorin des Beitrags vor. Dann vergehe den Eidgenossen vielleicht die Lust auf den nächsten Wegwerfbecher.

Quelle:

  • Süddeutsche Zeitung (23.1.2023)

13.01.2023 - 19.01.2023

EU-Parlament stimmt für strengere Regeln für Abfallexporte

Der nächste Schritt bei der Überarbeitung der EU-Abfallverbringungsverordnung ist laut Berichten der Tages- und Fachpresse getan. Das EU-Parlament habe einem Entwurf des Umweltausschusses zugestimmt, wonach Abfallexporte deutlich eingeschränkt werden sollen. Kritik an den geplanten Regelungen komme vom bvse.

 

Handelsblatt und Spiegel berichten, dass nach dem Willen des Europäischen Parlaments Abfälle künftig nur noch in diejenigen Länder außerhalb der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) exportiert werden sollen, in denen eine umweltfreundliche Abfallbehandlung und -verarbeitung nachgewiesen werden kann. Für Abfälle, die in der EU bleiben müssten, sowie für gefährliche Abfälle solle es ein explizites Exportverbot für bestimmte Regionen geben. Auch werde mit der neuen Verordnung, über die Rat und Parlament noch verhandeln und sich abstimmen müssen, darauf abgezielt, dass wichtige Ressourcen für den EU-Binnenmarkt erhalten bleiben. Über die mit der Novelle geplanten Änderungen bei Kunststoffabfällen berichtet der Fachdienst Euwid. Die Mehrheit der EU-Abgeordneten habe dafür gestimmt, dass es für Exporte von Kunststoffabfall innerhalb der EU keine Abweichungen von den Regeln des Basler Übereinkommens geben solle, so dass PVC- und PTFT-Abfälle – bekannt als Teflon – innerhalb der EU zukünftig unter das Verfahren der Vorabnotifizierung und -genehmigung fielen. Eine weitere vom Parlament angenommene Verschärfung betreffe Kunststoffe und andere Abfälle, die persistente organische Schadstoffe (POP) enthalten. Auch diese Abfälle sollten nach dem Willen des Parlaments dem Bewilligungsverfahren unterliegen, unabhängig davon, ob ihr POP-Gehalt bestimmte Schwellenwerte überschreite oder nicht. Der bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. habe vor der Abstimmung über den Gesetzentwurf im EU-Parlament vor schwerwiegenden negativen Folgen für die Kunststoffrecyclingindustrie gewarnt, berichtet das Recyclingmagazin. Mit den geplanten Änderungen seien ein großer Verwaltungsaufwand, zusätzlichen Kosten für die Akteure der Kreislaufwirtschaft und ein bürokratischer Aufwand für die zuständigen Behörden zur Durchsetzung und Überwachung eines solchen Systems verbunden, was zu einem Rückschritt führen würde.

Quellen:

  • recyclingmagazin.de (16.1.2023)
  • handelsblatt.de, spiegel.de, euwid-recycling.de (17.1.2023)
Umsetzung der Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe

Die Fachzeitschrift Kunststoffe wirft in der ersten Ausgabe des Jahres in einem Special Kreislaufwirtschaft einen Blick auf Lösungen unter anderem des Textil- und chemischen Recyclings, die geeignet seien, dem Green Deal der EU zum Erfolg zu verhelfen. Wie der Kunststoffkreislauf beim Folienhersteller Südpack, der sich Zero-Waste vorgenommen habe, umgesetzt werden soll, berichtet Kunststoffe in einem weiteren Beitrag.


 Für die Recyclingindustrie sei der sogenannte European Green Deal, der darauf abziele, Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen, Chance und Herausforderung zugleich, ist bei Kunststoffe zu lesen. Nach dem Willen der EU sollten künftig nahezu alle Produkte während ihres gesamten Lebenszyklus haltbarer beziehungsweise repariert oder wiederverwendet werden können. Das sei in der Textilindustrie, wo in Verkehr gebrachte Textilprodukte spätestens ab 2030 haltbarer sein, aus recycelten Fasern bestehen und recycelbar sein sollen, noch ein weiter Weg. Bisher werde weniger als ein Prozent des für die Herstellung von Kleidung verwendeten Materials recycelt, schreibt das Magazin weiter mit Hinweis auf einen Bericht der Ellen MacArthur Foundation aus dem Jahr 2017. Das liege vor allem, ähnlich wie bei Verpackungen, an der Vielzahl der Kunststoffe und insbesondere an der Kombination unterschiedlicher Polymere, zitiert Kunststoffe den Leiter des Bereichs Engineering Recycling Technology bei BB Engineering (BBE), Matthias Schmitz. Das Unternehmen habe ein thermomechanisches Recyclingverfahren entwickelt, das das Recycling von Post-Consumer-Textilabfällen in einem geschlossenen Kreislauf ermögliche. Weil mechanisches Recycling allein nur begrenzte Möglichkeiten biete, rückten chemische Recyclingverfahren zunehmend in den Fokus, berichtet Kunststoffe weiter. Eines dieser Verfahren, das sich unter anderem durch seine Anwendbarkeit auf eine große Bandbreite von Einsatzstoffen auszeichne, stamme von Carboliq. In einem einstufigen Prozess zur Verflüssigung fester Kohlenwasserstoffe, bei dem die Prozessenergie auf Reibung basiere, werde das Material erwärmt, mit einem Katalysator verrührt und die dabei entstehenden Dämpfe schließlich als Öl kondensiert, beschreibt Christian Haupts, Geschäftsführer von Carboliq, im Beitrag das Verfahren. In die Technologie von Carboliq zur Verölung von Altkunststoffen investiere auch der Folienhersteller Südpack, dessen Kreislaufwirtschaftskonzept Thema eines weiteren Bericht ist. Der Folienhersteller, der für die in Produktionsprozessen anfallenden Abfälle und Wertstoffe verschiedene Prozesse zur werkstofflichen Verwertung an den deutschen Betriebsstätten implementiert habe, setze sich gemeinsam mit Partnern für chemisches Recycling als zusätzliche und komplementäre Technologie für Materialien ein, die aufgrund ihrer Struktur oder des Verschmutzungsgrades nicht mechanisch recycelt werden können. Südpack setze auf einen Mix aus verschiedenen Recyclingtechnologien, die alle zum Ziel hätten, diese sinnvoll aufzubereiten und somit im Kreislauf zu halten. Chemisches und mechanisches Recycling könnten sich nicht nur ergänzen, sondern lieferten in Kombination auch die größte CO2-Einsparung.

Quelle:

  • Kunststoffe 1/2023 (zwei Berichte)
Stoffstrombild PVC: Industrie setzt deutlich mehr Rezyklate ein

Das von VinylPlus Deutschland und PlasticsEurope Deutschland gemeinsam in Auftrag gegebene Stoffstrombild für PVC in Deutschland 2021 zeigt laut Berichten der Fachpresse, dass fast 18 Prozent des in Deutschland verarbeiteten PVC inzwischen aus dem Recycling gewonnen wird.
 

Mit den Ergebnissen der Studie sehe sich die PVC-Branche auf gutem Weg zu einer Kreislaufwirtschaft. Demnach wurden 340.000 Tonnen PVC-Rezyklate und 1,57 Millionen Tonnen PVC-Neuware in Deutschland zu Halbzeugen und Endprodukten verarbeitet. Damit sei der Einsatz von recyceltem PVC gegenüber 2017 um insgesamt 91.000 Tonnen bzw. 37 Prozent gestiegen. Eingesetzt würden die durch das werkstoffliche Recycling hergestellten Rezyklate vor allem in langlebigen Anwendungen wie dem Baubereich, in Rohren oder Verkehrssicherheitsanwendungen, die bereits seit langem den dominierenden Anteil bei der Verarbeitung ausmachten. Auch 2021 sei der Baubereich mit über 75 Prozent des insgesamt verarbeiteten PVC von 1,91 Millionen Tonnen wieder der größte Anwendungsbereich. Die PVC-Verarbeitungsmenge habe laut der Erhebung um 3,8 Prozent über dem Niveau des Jahres 2017 gelegen.

Quellen:

  • plasticker.de, kommunalwirtschaft.eu, recyclingmagazin.de (17.1.2023)

16.12.2022 - 12.01.2023

Für und Wider die neue Mehrwegpflicht

Die Mehrwegpflicht für To-Go-Einwegkunststoffverpackungen ab dem 1.1.2023 ist Thema zahlreicher Berichte von Tages- und Fachmedien. Seit Jahresbeginn müssen Restaurants, Cafés, Caterer, Kantinen, Lieferdienste, Supermärkte und Tankstellen für den Sofort- und Außer-Haus-Verzehr von Speisen und Getränken Mehrwegverpackungen anbieten und zurücknehmen. Während die neuen Mehrwegregelungen Verbraucher- und Umweltschützern nicht weit genug gingen, kritisiere die Wirtschaft zusätzliche Belastungen in ohnehin schwierigen Zeiten, schreibt etwa die FAZ.

 

„Kompliziert“ oder „haben wir nicht“ antworteten manche Restaurants auf die Nachfrage von Kunden, berichtet die FAZ an anderer Stelle. Viele Gastronomen seien von den neuen Regeln noch verunsichert und es gebe viele offene Fragen, wird Oliver Kasties vom hessischen Hotel- und Gastronomieverband Dehoga in der FAZ zitiert. Die Zeit wirft einen Blick auf die beiden etablierten Mehrwegsysteme Recup und Vytal und deren Nachhaltigkeit. Die Gretchenfrage für Mehrwegsysteme laute, wie oft die Behälter tatsächlich verwendet würden. Mehrweg bringe nur dann etwas, wenn es im Umlauf sei. Bei Recup, das für seine Mehrwegbecher mittlerweile ein Vertriebsnetz mit mehr als 19.200 Cafés und Restaurants, Kantinen und Bäckereien aufgebaut habe, ließen sich die Rückgabequoten nur schätzen, Mitbewerber Vytal gebe ein Rückgabequote von 99,3 Prozent an. Klar sei, schreibt die Zeit weiter, dass es am einfachsten wäre, wenn sich wenige Systeme durchsetzten und man die Mehrwegbehälter an jeder Ecke zurückgeben könnte. Und am ökologischsten, wenn die Leute das dann eben auch tun. Doch zum Inkrafttreten der neuen Regelung sei ein Mehrweg-Flickenteppich entstanden, kritisiere zum Beispiel laut eines Berichts im Handelsblatt die Deutsche Umwelthilfe (DUH). Viele Ketten wie McDonald‘s oder Tchibo und Lebensmittelhändler wie die Edeka-Gruppe oder Rewe planten oder hätten eigene Systeme entwickelt, obwohl es Systeme wie die von Recup oder Vytal bereits gebe. Unternehmens- und branchenübergreifende Systeme brauche es, um Einweg zu vermeiden, ähnlich wie es bei Pfand-Glasflaschen schon seit Jahrzehnten funktioniere, wird Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft der DUH, im Handelsblatt zitiert. Um die Attraktivität wiederverwendbarer Behälter zu steigern, müsse die bequemere Wegwerfvariante teurer werden, fordere die DUH laut eines Berichts der FAZ. Mindestens 20 Cent auf Einwegbehälter und -besteck sollten erhoben werden, schlage die DUH vor. Die Fachpresse widmet sich den Rechtsunsicherheiten, die in der Praxis mit der neuen Pflicht, die einer EU-Vorgabe folge, verbunden seien. Nach Ansicht der Dehoga seien Details noch nicht eindeutig geklärt, wie Euwid berichtet. Der Verband verweise auf laufende Verhandlungen zwischen Bund und Ländern, deren Ergebnis ein abgestimmter „Leitfaden“ sein solle. Mit einer Veröffentlichung durch die Bund/Länderarbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) sei aber erst frühestens im Februar zu rechnen. Unter anderem gehe es dabei um die Frage, ob zum Beispiel für Einschlagfolien, in denen Lebensmittel zum Unterwegsverzehr abgegeben werden, eine Mehrwegalternative verlangt werden könne.

Quellen:

  • faz.net (9.1.2023)
  • zeit.de (5.1.2023)
  • euwid-recycling.de (3.1.2023)
  • handelsblatt.de, faz.net (30.12.2023)
  • spiegel.de (29.12.2023)
„Kreislaufwirtschaft ist das zentrale Thema“

Fachmedien berichten über die Ergebnisse der Studie „Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland 2021“, die die Conversio Market & Strategy GmbH im Auftrag der BKV mit Unterstützung von 15 Verbänden und Organisationen erstellt hat. Die Erhebung, die in der aktuellen Ausgabe durch zwei Neuerungen eine größere Detailtiefe ermöglicht, liefert seit 1994 alle zwei Jahre Lebenswegdaten zum Werkstoff Kunststoff.

 

Kunststoff Information gibt in einem Q+A gemeinsam mit Christoph Lindner, Geschäftsführer bei Conversio, einen Überblick der wichtigsten Ergebnisse. Trotz vieler kritischer Diskussionen um Kunststoffe von Seiten der Politik und Umweltorganisationen, aber auch aus der Wirtschaft selbst, bleibe die Kunststoffindustrie mit ihren wesentlichen Sektoren Produktion, Verarbeitung und Recycling insgesamt sehr stabil, fasse Lindner die Studienergebnisse zusammen. Dies gelte auch für die Nachfrageseite. Kreislaufwirtschaft sei das zentrale Thema der Industrie, nenne Lindner als ein Fazit. Er erkenne zahlreiche gute Ansätze, aber der Weg zu einer echten Zirkularität sei noch weit. Als wichtigste Veränderungen im Vergleich mit den Ergebnissen des Stoffstrombildes aus dem Jahr 2019 zeige die aktuelle Studie unter anderem, dass das Recycling von Kunststoffverpackungen deutlich zugelegt und einen Zuwachs von rund 300.000 Tonnen erreicht habe, ist im Bericht von KI zu lesen. Der Export von Kunststoffabfällen in Nicht-EU-Länder sei laut Studie noch einmal massiv zurückgegangen, und zwar von rund 550.000 auf knapp 300.000 Tonnen. Die Bewertung der Gesamtentwicklung durch Lindner falle positiv aus: Die Kunststoffwertschöpfungskette sei intakt und auch der zurückgehende Export von Kunststoffabfällen sei positiv zu bewerten. Das Kunststoffrecycling müsse massiv ausgebaut werden, ebenso der Einsatz von Rezyklaten, der laut Studie bei 12 Prozent der gesamten Kunststoff-Verarbeitungsmenge von 14 Millionen Tonnen liege. Um die Ziele der geplanten EU-Verpackungsverordnung von rund 20 Prozent Post-Consumer-Rezyklatanteil für 2025 und 30 Prozent und mehr für 2030 zu erreichen, halte Lindner sowohl verlässliche Rahmenbedingungen für die Industrie in Form gesetzgeberischer Regelungen als auch Initiativen der beteiligten Akteure der Kunststoffindustrie für notwendig. Dies gelte insbesondere für die Bereiche Elektro, Automobil, Möbel wie auch bei Haushaltswaren/Freizeit/Sport und bei Bauapplikationen.

Weitere Information: zur BKV-Studie „Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland 2021

Quellen:

  • Kunststoff Information, 1/2023
  • plastics information europe pieweb.plasteurope.com (11.1.2023)
  • kunststoffe.de (10.01.2023)
  • kiweb (4.1.2023)
Fortschrittsbericht der Ellen MacArthur-Foundation

Das selbstgesteckte Ziel, spätestens 2025 nur noch wiederverwendbare, recyclingfähige oder kompostierbare Kunststoffverpackungen zu nutzen, werden die Unterzeichner des „New Plastics Economy Global Commitment“ der Ellen-MacArthur-Stiftung laut dem aktuellen Fortschrittsbericht der Organisation wohl verfehlen. Das geht aus einem Bericht in Euwid hervor.


Die neuesten Ergebnisse zeigten, dass die Bemühungen vonseiten der Unternehmen als auch der Regierungen dringend verstärkt werden müssten, zitiert Euwid den Leiter der Initiative für eine neue Kunststoffwirtschaft der Ellen MacArthur Foundation, Sander Defruyt. Der Rezyklateinsatz habe sich dem Bericht zufolge von 4,8 Prozent im Jahr 2018 auf 10,0 Prozent im Jahr 2021 zwar verdoppelt. Doch um die von der EU anvisierten Einsatzquoten in Höhe von 26 Prozent bis 2025 erfüllen zu können, seien weitere Anstrengungen nötig. Basierend auf den aktuellen Fortschritten würden 23 Prozent der unterzeichnenden Markenartikler und Einzelhändler die von ihnen anvisierten Rezyklat-Einsatzquoten erfüllen. Die von der Stiftung bei den Unternehmen abgefragten Daten ergäben, dass der Anteil an wiederverwendbaren, recycelbaren oder kompostierbaren Verpackungen von 2019 bis 2021 um 1,7 Prozentpunkte auf 65,4 Prozent gestiegen sei. Flexible Kunststoffverpackungen wie Beutel und Folien, die schwer zu recyclen seien, machten 16 Prozent der von den Mitgliedern genutzten Packmittel aus und seien ein Hauptgrund dafür, dass die meisten Unternehmen ihre Selbstverpflichtungsziele für 2025 verfehlen würden. Hinzu kämen nicht-rezyklierbare starre Kunststoffverpackungen, die durchschnittlich elf Prozent der Portfolios der Mitglieder ausmachten, für die es aber bereits viele Eliminierungskonzepte gebe.

 

Quelle:

  • Euwid Recycling und Entsorgung 1/2023 (11.1.2023)