Einleitung
Was schreibt die Presse rund um das Thema Kunststoff und Verwertung? Wir fassen die Berichte wöchentlich zusammen.
08.02. - 14.02.2019
Laut einer neuen vom Forum PET beauftragten GVM-Studie, über die in der Fachpresse breit berichtet wird, werden im Inland verbrauchte PET-Flaschen zu 93 Prozent, Einweg-Getränkeflaschen sogar zu 97 Prozent verwertet. Noch Potenzial sehe das Forum PET, das bei der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen angesiedelt ist, beim Ausbau des Flasche-zu-Flasche-Recyclings.
Über 93 Prozent aller PET-Flaschen fänden nach Gebrauch ein neues Einsatzfeld. Damit liege die Recyclingquote in Deutschland bereits jetzt über dem von der EU geforderten Wert von 90 Prozent. Insbesondere bei den bepfandeten Getränkeflaschen recycle Deutschland mit mehr als 97 Prozent bereits nahezu auf Höchstniveau, wird IK-Geschäftsführerin Dr. Isabell Schmidt zitiert. Das gehe aus der Aktualisierung der Studie „Aufkommen und Verwertung von PET-Getränkeflaschen in Deutschland“ der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) hervor. Bei den Einsatzgebieten des Recyclingmaterials liege das Flasche-zu-Flasche-Recycling mit 32,6 Prozent vorn, dicht gefolgt von der Folienindustrie mit knapp 30 Prozent. Zu 20 Prozent lande das Material in der Textilfaserindustrie. Im Flaschenbereich liege der Anteil an recyceltem Material pro Flasche bei 26,2 Prozent. Diesen Anteil zu steigern, sei Ziel der Getränkebranche, so Schmidt. Daher begrüße das Forum PET auch entsprechende Initiativen wie die der RAL Gütegemeinschaft Wertstoffkette PET-Getränkeverpackungen, die einen Rezyklatanteil von durchschnittlich 50 Prozent bis zum Jahr 2022 erreichen wolle.
Quellen:
- recyclingmagazin.de, neue-verpackung.de (7.2.2019)
- kunststoffe.de (8.2.2019)
- Euwid Recycling und Entsorgung 7/2019 (12.2.2019)
- KI (13.2.2019)
Dass duale Systeme nun ihre angekündigte Informationsoffensive starten, um die Qualität der Verpackungssammlung zu verbessern, ist vielen Fachblättern ebenfalls eine Meldung wert. Von April bis Juni 2019 soll die Testphase im Kreis und der Stadt Euskirchen laufen. Verläuft sie erfolgreich, soll sie im nächsten Jahr bundesweit erfolgen. Auch ein Fachforum der Westfälischen Hochschule sieht, wie die dualen Systeme, die Verbraucher im Zentrum.
Bis zu 60 Prozent Fehlwürfe seien derzeit im Gelben Sack oder der Gelben Tonne zu verzeichnen. Das soll die von der Hamburger Werbeagentur Scholz & Friends entwickelte Kampagne ändern, zumal die Systeme mit dem Verpackungsgesetz deutlich höhere Recyclingquoten zu erfüllen hätten. Die Informationsoffensive „Mülltrennung wirkt“ soll die Bürgerinnen und Bürger für ihre zentrale Rolle beim Recycling sensibilisieren und beim richtigen Trennen unterstützen, wozu die Verbraucherinnen und Verbraucher gemäß Verpackungsgesetz neuerdings verpflichtet seien.
Dass Verbraucher an der Stelle eine zentrale Rolle spielen, darüber seien sich auch die Teilnehmer eines Forums der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen zur Effizienzsteigerung von Abfallsystemen einig gewesen, wie das Recyclingmagazin berichtet. Gesetze allein könnten das nicht bewerkstelligen, wie auch MdB Michael Thews (SPD), stellvertretender Vorsitzender im Umweltausschuss des Deutschen Bundestages, einräumte. Eine erfolgreiche Wertstoffrückführung müsse einfach und unmittelbar sein und beginne in den Köpfen der Bürger und Bürgerinnen, habe Gastgeber Professor Ralf Holzhauer im Resümee der langen Diskussion zwischen Vertretern aus Politik, kommunaler Entsorgung, privater Abfallwirtschaft und Wissenschaft betont.
Quellen:
- recyclingmagazin.de (9.2.2019)
- Euwid Recycling und Entsorgung 7/2019, recyclingmagazin.de (12.2.2019)
- recyclingportal.eu (13.2.2019)
Im Gespräch mit n-tv.de setzt der Leiter des Verpackungsmuseums Heidelberg, Hans-Georg Böcher, ein kleines Zeichen gegen die derzeit beliebte Verdammung von Kunststoffverpackungen. Verpackungen könne man heute aus Hygiene-, Logistik- und Haltbarkeitsgründen nicht weglassen, sagt Böcher. Aber auch: „Der Müll ist Spiegel unseres Konsums“.
Neben der Hygienefunktion habe die Verpackung auch logistische Aufgaben. Mit dem EAN-Code könne jede Charge zurückverfolgt werden. Auch sei über die Verpackung das Essen extrem haltbar geworden. Auf manche unnötige Verpackung wie Sichtfenster aus Kunststoff könne auch verzichtet werden. „Unverpackt“-Läden hält der Museumsleiter nur bedingt für tauglich, im Wesentlichen für trockene Nahrungsmittel. Den Gang in den Supermarkt machten sie nicht überflüssig. Aus Sicht Böchers sind nicht die Verpackungen Ursache für Umweltprobleme, sondern eher ein Indikator für eine die Probleme verursachende Lebensführung. Verpackungsvermeidung bedeute auch Konsumvermeidung. Jeder könne sein Konsumverhalten reflektieren, um Müll zu vermeiden, und darüber hinaus bei der Mülltrennung genauer sein. In Richtung Politik kritisiert Böcher den Handel mit Müll und den Export in die Dritte Welt. Abfall solle dort recycelt und entsorgt werden, wo er entstanden sei. Verbraucher sollten stärker in die Pflicht genommen und belohnt werden, wenn sie vernünftig trennen.
Quelle:
- n-tv.de (10.2.2019)
Das Handelsblatt berichtet über ein Aufsehen erregendes Projekt am indischen Fluss Ganges, in dem die Bewohner im Norden Indiens jedes Jahr schätzungsweise rund 500.000 Tonnen Plastikabfall entsorgen. Ein US-Unternehmen will nun die Kunststoffe auffangen, bevor sie ins Meer strömen, und wiederverwerten.
An ausgewählten Stellen will das US-Unternehmen Renewlogy seine „Renew Ocean“-Initiative in den kommenden Monaten starten, berichtet das Handelsblatt. Seit 2011 baue die Unternehmensgründerin, die Amerikanerin Priyanka Bakaya, chemische Anlagen, in denen Plastikmüll nach Angaben des Unternehmens binnen einer Stunde in flüssigen Kraftstoff verwandelt werden könne. Die Firma sei einer der Hauptpartner der neu gegründeten „Alliance to End Plastic Waste“ (AEPW), die Mitte Januar von großen Chemie- und Konsumgüterkonzernen aus aller Welt – aus Deutschland seien BASF, Henkel und Covestro dabei – ins Leben gerufen wurde. Bakaya habe von den bedeutendsten Chemie-CEOs der Welt viel Zustimmung erhalten für ihre Äußerung, man müsse bei den Flüssen ansetzen, wenn man den Plastikmüll in den Ozeanen eindämmen wolle. Mit quer an den ausgewählten Stellen über den Ganges gespannten Barrieren („Biofences“) sollen im Rahmen des von der AEPW mitfinanzierten und unterstützten Projekts die Plastikabfälle aufgefangen werden. Müllsammler sollen diese zusammentragen und zu mobilen Anlagen bringen, die das Material zu Kraftstoffen verarbeiten. An den Einnahmen sollen die Sammler beteiligt werden.
Quelle:
- Handelsblatt (12.2.2019)
01.02. - 07.02.2019
Euwid setzt sich in der Titelgeschichte nochmals ausführlich mit den Befürchtungen vieler Marktteilnehmer auseinander, dass die anstehende Übernahme von DSD durch Remondis zu weiteren Wettbewerbsbeschränkungen führen würde. Anlass dazu gebe eine vom bvse in Auftrag gegebene Kurzstudie des Beratungsunternehmens Berlin Global Advisor, das Vertreter aus Kommunen, Verbänden, Entsorgungsunternehmen, dualen Systemen und weiteren Organisationen befragt habe.
Im Ergebnis der Umfrage sei das gesamte Marktgefüge mit teilweise existenzbedrohenden Auswirkungen betroffen. Laut Studienautor Magnus Alexander Wied führe die Übernahme des größten dualen Systems DSD durch den Marktführer Remondis „zu einer in dieser Dimension noch nie dagewesenen Form der vertikalen Integration“, wie Euwid daraus zitiert. Unter anderem könne Remondis künftig die DSD-Inputmengen exklusiv verwerten. Remondis und Grüner Punkt könne so auf allen Stufen der Verwertung ein geschlossenes System betreiben zu Lasten anderer, vor allem kleiner mittelständischer Verwerter. Zusätzlich könne DSD zu günstigen Konditionen auf Verbrennungskapazitäten bei Remondis-Beteiligungen zugreifen. Einige wenige Befragte sähen allerdings in dem Zusammenschluss ein Gegengewicht gegenüber dem Markteintritt der Schwarz-Gruppe, den sie als schwerwiegender einstuften. Andere wiederum befürchten, von den beiden künftig Großen vom Markt gedrängt zu werden. Auch würden weitere Zusammenschlüsse von Entsorgern mit dualen Systemen befürchtet. Marktbeherrschende, vertikal integrierten Unternehmen wie Remondis oder die Schwarz-Gruppe führen nach Ansicht von Marktteilnehmern zu vielen Möglichkeiten für Wettbewerbsbeschränkungen. Vor diesem Hintergrund fordere der bvse die betroffenen mittelständischen Unternehmen im Zuge der laufenden Fusionskontrollverfahren zum Widerstand gegen die geplante Übernahme von DSD durch Remondis auf.
Quelle:
- Euwid Recycling und Entsorgung 6/2019 (6.2.2019)
Die FAZ sieht in einem Kommentar, der das Verpackungsrecycling in einem Rundumschlag behandelt, das neue Verpackungsgesetz mit seinen hohen Quoten vor allem als eine Gewissensberuhigung des Konsumenten an.
Der Konsum brumme, was zu einer wachsenden Abfallmenge führe, die wiederum in der Entsorgungsbranche zu einer „Goldgräberstimmung“ führe. Unser Konsumverhalten blende allerdings die ökologischen Folgen aus. Zur Abmilderung der Folgen und Beruhigung des Konsumentengewissens habe der Gesetzgeber die Bestimmungen verschärft, eine neue Kontrollbehörde sorge für mehr ordnungsgemäße Beteiligung an den Kosten. Das lasse auch die Entsorgungswirtschaft auf mehr Einnahmen hoffen, die gleichzeitig mit Sorge auf neue Marktkonzentrationen blicke. So wolle die Schwarz-Gruppe nach der Übernahme der Tönsmeier-Gruppe im letzten Jahr mit dem Aufbau eines eigenen dualen Systems „Wertstoffkreisläufe“ schließen. Das sei bei Kunststoff immer noch ein Zuschussgeschäft, weswegen sich auch Lidl dem Ruf der Entsorgungswirtschaft anschließe, die nun geltenden höheren Verwertungsquoten mit gesetzlichen Vorgaben für den Einsatz von Rezyklaten zu ergänzen.
Quelle:
- FAZ (2.2.2019)
Im September vergangenen Jahres hatte sich auf Initiative des Drogeriemarktes dm gemeinsam mit Industriepartnern ein Rezyklat-Forum gegründet. Wie die Lebensmittelzeitung meldet, habe das Forum aktuell mit dem SB-Warenhausbetreiber Globus, dem Kosmetikriesen L’Oreal und dem Konsumgüterhersteller Reckitt Benckiser prominente Neuzugänge zu verzeichnen.
Die von dm gemeinsam mit Brauns-Heitmann, Dr. Bronner’s, ecover + method, Einhorn, Henkel, Procter & Gamble, Share und Vöslauer Mineralwasser ins Leben gerufene Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, die Kreislaufwirtschaft für Verpackungsmaterial voranzutreiben und den Verpackungsmüll zu reduzieren. Dazu solle die Wiederverwendung von Wertstoffen für Verpackungen deutlich erhöht und das Bewusstsein der Menschen für ein Kreislaufsystem gefördert werden. Zu den Neuzugängen zählen laut Lebensmittelzeitung auch B-Packaging, Interseroh, Merz Pharma und Veolia. Insgesamt gehören der Initiative inzwischen 25 Unternehmen an. Auch der dm-Rivale Rossmann zähle dazu. Aktuell arbeite das Forum an einer Kommunikationsstrategie, um Kunden für Themen wie Wertstoffe und Recycling zu sensibilisieren. Die Kommunikationsoffensive soll laut dm bereits im Mai starten.
Quelle:
- lebensmittelzeitung.net (6.2.2019)
25.01. - 31.01.2019
Artikel wie der zuletzt im Nachrichtenmagazin Der Spiegel der vorletzten Woche – wir berichteten im letzten Newsletter – haben in der Branche für Empörung gesorgt, die sich in Stellungnahmen Luft gemacht hat. Wie einige Fachblätter berichten, hat sowohl die Deutsche Gesellschaft für Abfallwirtschaft (DGAW) als auch der GKV Entsprechendes verlautbart.
So gut wie alle Vorurteile über die Branche, den Export von Abfällen, die Dualen Systeme und die Recyclingquoten, die im letzten Jahr durch die Presse gingen, hätte der Spiegel-Autor aneinandergereiht und das Ganze mit emotionalen Bildern versehen, wird die Stellungnahme der DGAW wiedergegeben. Emotionen und „Abfallpopulismus“ aber würden nicht das Problem lösen, sondern zur Resignation führen. Dabei herrsche derzeit Aufbruchstimmung in der Recyclingwirtschaft, und Hersteller, Handel und Entsorgungswirtschaft arbeiteten an gemeinsamen Lösungen, betone die DGAW, die den Dialog entlang der Wertschöpfungskette ausdrücklich begrüße. Auch der Gesamtverband der Kunststoffverarbeitenden Industrie, der GKV, fordere Fakten statt Emotionen und beklage die Desinformation beim Kunststoffrecycling. Dabei bestehe laut dessen kein Anlass, das in Deutschland bestehende System des Recyclings von Kunststoffabfällen in maßloser Weise zu diskreditieren, wie GKV-Hauptgeschäftsführer Dr. Oliver Möllenstädt zitiert wird. Er erwarte auch von Journalisten, auf Desinformation, Verunsicherung und falsche Emotionalisierung zu verzichten und die Öffentlichkeit auf der Grundlage objektiver Fakten zu informieren. Insofern begrüße er die Richtigstellung der wichtigsten Fakten von Seiten des Bundesumweltministeriums. Das Ministerium hatte unter anderem der Behauptung niedriger Recyclingquoten auch im Spiegel-Artikel widersprochen und darauf hingewiesen, dass die vom Wuppertal Institut lancierte Zahl 5,6 Prozent keine Recyclingquote sei, sondern die Einsatzquote von aus Post-Consumer-Abfällen gewonnenen Kunststoffrezyklaten, die den Anteil an der Herstellung neuer Kunststoffprodukte ausmache. Das BMU sei zwar auch der Auffassung, dass dieser Anteil deutlich gesteigert werden müsse. Da bedeute aber nicht, dass etwa der Einsatz einer deutschen PET-Flasche im Ausland zur Herstellung eines Fleece-Pullovers nicht zum Recycling gezählt werden dürfe, gibt etwa Kunststoff Information die BMU-Position wieder. Die Bundesumweltministerin verteidige auch den Verzicht auf eine gesetzliche Mindestquote für den Rezyklateinsatz. Noch setze man zur Förderung auf freiwillige Lösungen der Industrie, prüfe aber eine Vorgabe der öffentlichen Hand. „Wir werden die Rezyklatinitiative zunächst im Dialog angehen, sind aber auch bereit zu gesetzlichen Vorgaben, falls sich das als nötig erweisen sollte“, habe Svenja Schulze laut KI gesagt.
Quellen:
- recyclingportal.eu (25.1.2019)
- k-zeitung.de, plasticker.de (30.1.2019)
- KI (31.1.2019)
Tages- wie Fachpresse befassen sich mit den Wachstumsplänen der Schwarz-Gruppe im Entsorgungsgeschäft und der Übernahme des Grünen Punkts durch Remondis. Dagegen wolle sich der Mittelstand wehren, der aufgrund der Konzentration Wettbewerbsverzerrungen befürchte.
Der Mutterkonzern des Discounters Lidl peile mit der Ankündigung, den Jahresumsatz der neuen Entsorgungs-Tochter PreZero in fünf Jahren um 50 Prozent zu steigern, hohe Ziele an (s. dazu auch die Meldung „Tönsmeier wird zu PreZero“). Im Jahr 2021 wollen die Neckarsulmer das beantragte duale System am Laufen haben. Da allein die konzerneigenen Einzelhändler Lidl und Kaufland für ein Lizenzvolumen von über 100 Millionen Euro stehen, sei damit eine erhebliche Marktmacht verbunden. Lidl mische das Kunststoff-Recycling auf, titelt dementsprechend die FAZ. Mit PreZero wolle man den Stoffkreislauf schließen, wird Gerd Chrzanowski, Vorstandsvorsitzender der zuständigen Schwarz-Gesellschaft, zitiert. Zum einen soll bei Eigenproduktionen zunehmend auf Plastik verzichtet werden, und zum anderen aus alten Verpackungen wieder neue entstehen. Bei Getränkeflaschen funktioniere das schon ganz gut, in dem bei für Lidl hergestellten Wasserflaschen 60 Prozent Rezyklat eingesetzt werde. Die Herstellung schwer recycelbarer Verpackungen solle künftig vermieden werden. Auch beim Einsammeln setze die Schwarz-Gruppe auf neue Wege. Dem „Abfall einen Wert geben“ wolle Chrzanowski, der laut Süddeutscher Zeitung für ein Pfandsystem plädiere. Dafür werbe der Konzern auch in der Politik. Am Sammeln von Plastikmüll in der Umwelt wolle man sich ebenfalls beteiligen und suche noch nach Partnern. Die Recycling-Offensiveaus Neckarsulm bereite der Branche allerdings große Sorgen. Das werde die Konzentration in der Entsorgungswirtschaft weiter vorantreiben, wird bvse-Präsident Bernhard Reiling zitiert. Noch mehr treibt den Verband der mittelständischen Recyclingindustrie die Übernahme des Grünen Punkts durch Remondis um. Die werde nach Ansicht von Reiling zu weiteren Wettbewerbseinschränkungen führen. Eine vom bvse in Auftrag gegebene Kurzstudie komme zu dem Ergebnis, dass es durch die Übernahme zu einer „in dieser Dimension noch nie dagewesenen Form der vertikalen Integration“ komme, woraus sich „teilweise existenzbedrohliche Auswirkungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette ergeben“. Vor diesem Hintergrund fordere der bvse betroffene mittelständische Unternehmen auf, sich gegen die Übernahme zur Wehr zu setzen, da der Ausgang der kartellrechtlichen Prüfung auch von der Anzahl der sich im Verfahren engagierenden Betroffenen abhänge.
Quellen:
- FAZ, focus.de (29.1.2019)
- handelsblatt.com, welt.de, euwid-recycling.de, recyclingmagazin.de (30.1.2019)
- Süddeutsche Zeitung (31.1.2019)
Das aktuelle Recyclingmagazin befasst sich als Schwerpunktthema mit mehreren Initiativen und Maßnahmen zur Eindämmung von Kunststoffabfällen. Die Themen reichen von der EU-Einwegkunststoff-Richtlinie über die Strategie europäischer Kunststoffverbände bis hin zu einem Lösungsvorschlag für das globale Problem des Marine Litters.
Auch die inzwischen zweite Befragung des EuPC, wie es seine Mitglieder mit dem Einsatz von Rezyklaten halten, wird ausführlich beschrieben. Unter anderem habe die ergeben, dass es immer noch zu viele Hindernisse wie mangelnde Qualität, gesetzliche Vorgaben und Unsicherheiten sowie die je nach Kunststoffart gegebenenfalls nicht ausreichende Verfügbarkeit gebe. Im Beitrag zu Kunststoffabfällen in den Meeren wird ein Lösungsvorschlag behandelt, den Adelphi und das Ecologic Institute im Auftrag des WWF erarbeiteten. Deren Bericht komme zu der Schlussfolgerung, dass die einzige effektive Strategie darin bestehe, Kunststoffeinträge zu verhindern. Dies erfordere perfekte Entsorgungssysteme sowie die Eliminierung direkter Inputs. Der Kampf gegen Marine Litter mache einen ganzheitlicher Ansatz erforderlich. Ansätze dazu werden im Beitrag des Recyclingmagazins beschrieben.
Quelle:
- Recyclingmagazin 01/2019 (30.1.2019)
18.01. - 24.01.2019
Im Titelbericht des aktuellen Spiegel wird das deutsche Recyclingsystem als gescheitert und zur Mogelpackung erklärt. Der Recycling-Weltmeister sei gar keiner, was wilde Kunststoff-Müllhalden und verschmutzte Gewässer in Südostasien zeigen würden. Der Spiegel versuche es mit verdrehten Fakten, kontert die Initiative Gelbe Tonne (geTon), deren Stellungnahme in den Finanznachrichten zu lesen ist. Auch in der Onlineausgabe der Süddeutschen Zeitung wird in einer „Spurensuche“ in Malaysia der Schluss gezogen, dass Deutschland als drittgrößter Kunststoffabfall-Lieferant mitverantwortlich für dortige Umweltprobleme sei.
Der neunseitige Spiegeltitel stellt auf skandalisierende Weise die deutschen Entsorgungs- und Recyclingstrukturen an den Pranger und spricht von der „Recycling-Lüge“. Die vom UBA genannte Recyclingquote von 39 Prozent sei laut dem im Spiegel zitierten Abfallexperten Hennig Wilts vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie eine „Fiktion“. Beim Sammeln seien die Deutschen noch sehr gut, sage Wilts. Danach täten sich „Abgründe“ auf. Recycelt würde von den rund 5,2 Millionen Tonnen anfallender Kunststoffabfälle viel weniger, nur 0,8 Millionen Tonnen der Sammlung kämen wieder in den Kreislauf der Kunststoffherstellung zurück. Die „angeblichen Recyclingweltmeister“, deren Verbrauch an Kunststoffen stetig wachse, seien laut Spiegel auch „nicht so unschuldig daran, dass die Welt am Abfall ersticke“. Denn Deutschland exportiere seine Abfälle nach Malaysia, Thailand oder Rumänien und für Abfallexporte gebe es keine Pflicht nachzuweisen, ob sie wiederverwertet, verbrannt oder deponiert worden seien. Der Erfolg von Kunststoff sei zwar leicht erklärbar durch die vielen Vorteile des Materials, doch die Bekämpfung seiner Kehrseite (wie die Vermüllung der Meere) sei nur, wie es Wilts fordere, durch „erzwungenes Recycling“ zum Beispiel über gesetzlich festgeschriebene Mindestquoten oder eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Recyclingprodukte zu erreichen. Neuen Produkten müssen man das Recycling „quasi einbauen“, Kunststoffe so modifizieren, dass sie so leicht verrotten wie eine Bananenschale und seine Vermeidung belohnen. GeTon, eine branchenübergreifende Initiative aus Unternehmen der Verpackungsindustrie, Markenherstellern, Handelsunternehmen, Dualen Systemen und Recyclern, kritisiert den Spiegelartikel in ihrer Stellungnahme in den Finanznachrichten scharf. Dieser reihe, so geTon, tendenziöse Informationen aneinander und schließe wichtige Fakten aus. Die Kreislaufwirtschaft in Deutschland habe im letzten Jahr etwa die Hälfte der Kunststoffabfälle recycelt. Tendenz steigend. In Wahrheit herrsche echte Aufbruchstimmung: Die Unternehmen aus Industrie, Handel und Recyclingwirtschaft seien so aktiv wie nie, um das bestehende System zu verbessern. Dass Kunststoffabfälle aus deutschen Haushalten ins Ausland gehen, ist auch in einem Online-Feature der Süddeutschen Zeitung zu lesen, das Probleme in Malaysia mit den importierten Abfällen beschreibt. Diese würden dann eben illegal auf wilden Müllkippen abgelagert oder verbrannt. Die Krise um den importierten Müll sei umso brisanter, als gerade die Länder Südostasiens kaum mit ihrem eigenen Abfall klarkämen. Die deutsche Wirtschaft und auch die Verbraucher dürften, schreibt die SZ, nicht so tun, als ginge sie die malaysische Misere nichts an.
Quellen: Der Spiegel 4/2019, finanznachrichten.de, sueddeutsche.de (19.11.2019)
Das Handelsblatt lobt die vor kurzem gegründete Allianz internationaler Konzerne gegen Plastikabfall und berichtet, was der Vorsitzende der Allianz und CEO bei Procter & Gamble, David Taylor, zu der von Umweltschützern geübten Kritik des Greenwashings zu sagen hat. Deutsche und europäische Kunststoffverarbeiter halten laut Berichten der Fachpresse die neue Allianz für vielversprechend im Kampf gegen Meeresmüll. Borealis und Nestlé gehen, wie Euwid schreibt, eigene Wege mit der vom Polyolefinhersteller gegründeten Initiative STOP, der sich der Konsumgüterriese gerade angeschlossen habe.
Der Zusammenschluss von 28 Unternehmen, der „das Problem mit Plastikmüll“ angehen und in den nächsten fünf Jahren bis zu 1,5 Milliarden Dollar investieren will, um Plastikabfälle besser zu beseitigen (s. auch Presseschau 11. bis 17.1.2019), sei lobenswert, schreibt das Handelsblatt. Hinter der Initiative stecke aber nicht nur Umweltbewusstsein, sondern auch wirtschaftliche Interessen. Auf den Vorwurf des Greenwashings habe Taylor laut Handelsblatt geantwortet, dass dieser angesichts der inhaltlichen Substanz der Allianz, des Teilnehmerfelds und der zugesagten Gelder nicht haltbar sei. Die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen und ihr französischer Partnerverband ELIPSO begrüßen laut Berichten der Fachpresse die „Alliance to End Plastic Waste“ (AEPW) als wichtigen Schritt im Kampf gegen Meeresmüll. Die beiden Verbände sähen in der Unternehmensallianz großes Potenzial, die Abfallströme im Sinne der Umwelt zu lenken. Der Lebensmittelgigant Nestlé sei, wie Euwid berichtet, nicht an der Konzernen-Allianz beteiligt sondern als neuer strategischer Partner gerade der Borealis-Initiative STOP beigetreten. Der zweitgrößte Hersteller von Polyolefinen in Europa wolle seine Ressourcen derzeit klar auf das Projekt STOP konzentrieren, in dem durch den Aufbau von Städtepartnerschaften die Entwicklung effektiver Kreislaufsysteme gefördert werde, um Einträge von Kunststoffabfällen in die Umwelt vor allem in Südostasien zu reduzieren.
Quellen:
- handelsblatt.de (20.1.2019)
- kunststoffverpackungen.de, Euwid Recycling und Entsorgung 4/2019 (22.1.2019)
Das American Chemistry Council (ACC) untersuchte in einer kürzlich veröffentlichten Studie, über deren Ergebnisse KI berichtet, was passiert, wenn bei der Herstellung von Verpackungen auf Kunststoff verzichtet wird und stattdessen andere Materialien zum Einsatz kommen. Solche Alternativen hätten laut Studie nachteilige Umweltauswirkungen wie den Anstieg von Energie- und Wasserverbrauch sowie mehr Feststoffabfall und Treibhausgasemissionen.
Die Untersuchung, die sich auf Szenarien in Nordamerika konzentriere, sei zu dem Schluss gekommen, dass Kunststoffverpackungen in Bezug auf Versäuerung, Eutrophierung und Ozonabbau eine geringere Umweltauswirkung haben als Alternativwerkstoffe, ist im Bericht bei KI zu lesen. Die Studie analysiere den theoretischen Ersatz von Kunststoffverpackungen aus PE-LD, PE-HD, PP, PVC, PS, EPS und PET, die aus fossilen Brennstoffen hergestellt wurden, mit anderen Materialien wie Papier und Pappe, Glas, Stahl, Aluminium, Textilien, Gummi und Kork. Lebenszyklusstadien von der Rohmaterialproduktion und der Verpackungsherstellung bis hin zur Verwertung von Verpackungen durch Recycling oder ihre Beseitigung in einer Deponie oder einer Abfallverbrennungsanlage seien in der Studie bewertet worden. Der Hauptgrund für das vorteilhafte Abschneiden von Kunststoffverpackungen sei nach Angaben der US-Wissenschaftler ihr verhältnismäßig leichtes Gewicht.
Quelle: KI (21.1.2019)
11.01. - 17.01.2019
Über die Neugründung einer Allianz internationaler Konzerne aus den Bereichen Chemie, Kunststoff und Konsumgüter berichten die Printmedien breit. Unter anderem zählen die BASF, Covestro, DowChemical, LyondelBasell, Sabic und Total zu den Mitgliedern der „Alliance to End Plastic Waste“. Mit 1,5 Milliarden Euro soll in den nächsten fünf Jahren insbesondere der Kampf in Asien gegen die Verschmutzung der Umwelt mit Kunststoffabfällen unterstützt werden.
Die Allianz erstrecke sich über die gesamte Wertschöpfungskette, neben den Herstellern von Kunststoffen wie BASF und Covestro seien auch Konsumgüterkonzerne wie Procter & Gamble und Henkel sowie Recyclingunternehmen wie Veolia und Suez vertreten. Mit dem Geld sollen Projekte finanziert werden zum Aufbau einer Infrastruktur für Kreisläufe, neue Technologien für Kunststoff, Bildung sowie die Reinigung von Meeren und Flüssen. Dazu wolle die gemeinnützige Allianz Partnerschaften mit Städten mit hohen Plastikeinträgen eingehen und eine Zusammenarbeit mit Programmen suchen, ähnlich dem von Borealis gemeinsam mit weiteren Partnern initiierten Projekt STOP in Indonesien. Bei der Präsentation der gemeinsamen Allianz in London habe BASF-Vorstandschef Martin Brudermüller ausgeführt, dass man Lösungen vorantreiben und fördern wolle, „die effektiv dazu beitragen, das weltweite Plastikmüll-Problem zu lösen“, wie das Handelsblatt zitiert. „Dazu brauchen wir mehr Innovationen in Richtung einer zirkulären Wirtschaft“, habe Brudermüller ergänzt. Die Initiative sei eine Reaktion auf das sich verschlechternde Image von Kunststoffen, schreiben sinngemäß die FAZ und die Süddeutsche. „Es geht nicht um Umwelt oder Kunststoff, sondern um Umwelt und Kunststoff“, zitiert die Süddeutsche Jim Fitterling, Vorstandschef der Dow-Chemical. Schließlich könnten Plastikverpackungen dazu beitragen, dass Lebensmittel länger halten, dass weniger verderbe und weggeworfen werden müsse. Unter dem Motto, Plastik einen Wert zu geben, arbeite etwa Henkel bei der Plastics Bank mit. Die neue Allianz, habe David Taylor gesagt, der CEO des US-Konzerns Procter & Gamble, der den Vorsitz der AEPW übernommenhat , sei die bisher umfassendste Maßnahme zur Beseitigung von Plastikabfälle in der Umwelt: „Ich fordere alle Unternehmen auf, ob groß oder klein, aus allen Regionen und Branchen, sich uns anzuschließen.“
Quellen:
- handelsblatt.com (13.1.2019) (14.1.2019)
- kunststoffe.de, Euwid Recycling und Entsorgung 3/2019 (15.1.2019)
- faz-net, KI, recyclingmagazin.de, recyclingportal.eu handelsblatt.com (16.1.2019)
- Süddeutsche Zeitung, kunststoff-magazin.de (17.1.2019)
Zum seit Anfang des Jahres geltenden Verpackungsgesetz haben Tages- und Fachzeitungen nun gewissermaßen nachgeliefert, welchen Inhalt es hat und was es bringen soll. Während die meisten der zahlreichen Artikel nachrichtlich die wesentlichen Neuerungen berichten, die das Verpackungsgesetz mit sich bringt, setzt sich die Süddeutsche Zeitung etwas umfassender in der Rubrik Thema des Tages damit auseinander.
Über die steigenden Quoten und die neuen Standards zur Recyclingfähigkeit hinaus befasst sich die Süddeutsche Zeitung ein wenig mehr mit den Hintergründen des Gesetzes. Der Haufen an Verpackungen, die nur noch energetisch zu verwerten seien, sei mit den Jahren viel zu groß geworden, weil Verbraucher unter anderem ihr Steak lieber verpackt im Supermarkt kauften und die Portionen der Lebensmittel immer kleiner würden. Das solle das Gesetz nun ändern. Im damit verbundenen neuen Register der Zentralen Stelle, die nach Angaben im Kunststoffweb nun auch offiziellen Behördenstatus habe, hätten sich nach Angaben von Vorstand Gunda Rachut mittlerweile mehr als 120.000 Produkthersteller (laut KI bereits 130.000) eintragen lassen. Das seien doppelt so viele wie im alten System. Bundesumweltministerin Svenja Schulze sehe im Gesetz einen wichtigen Schritt hin zu mehr Recycling, viele Unternehmen müssten sich nun Gedanken über die Gestaltung ihrer Produkte machen. Wenn das neue System funktioniere, wäre das ein großer Beitrag, sage auch Rolf Buschmann vom Umweltverband BUND. Dafür spreche, dass nach 25 Jahren mehr oder weniger Funkstille die Unternehmen sich heute dafür interessierten, ob und wie sich Verpackungen recyceln lassen, wird Interseroh-Chef Markus Müller-Drexel wiedergegeben. Ein Problem bleibe allerdings, so die Süddeutsche: das Volk der Mülltrenner, das dabei immer nachlässiger geworden sei. Ein Pilotprojekt im Eifel-Kreis Euskirchen solle zeigen, wie Aufklärung Abhilfe schaffen könne, frei nach dem alten Motto: „Recycling lebt vom Mitmachen.“
Quellen:
- Süddeutsche Zeitung, faz-net, recyclingmagazin.de (14.1.2019)
- kunststoffe.de (15.1.2019)
- kuststoffweb.de (16.1.2019)
Erste kritische Hinweise hinsichtlich der Erfüllung der mit dem Verpackungsgesetz verbundenen Ziele ließen nicht lange auf sich warten. Wie der Fachpresse zu entnehmen ist, hat sich Reinhard Schneider von Werner & Mertz in einem offenen Brief an die Vorsitzenden der Parteien von CDU, CSU, SPD, Bündnis90/Die Grünen und FDP gewandt, um vor dem Risiko einer „Unterminierung“ zu warnen. Der europäische Verband der Kunststoff verarbeitenden Industrie EuPC dagegen hegt vor dem Hintergrund einer eigenen Umfrage Zweifel, dass in diesem Jahr das EU-Kunststoffziel hinsichtlich des Rezyklateinsatzes erreichbar sei.
In dem offenen Brief an die Parteivorsitzenden weist der Geschäftsführende Gesellschafter des Familienunternehmens Werner & Mertz mit dessen Dachmarke „Frosch“ auf ein Risiko hin, dass seiner Ansicht nach mit dem Verpackungsgesetz einhergehe. Für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft würden ausreichend qualitativ hochwertige Rezyklate benötigt. Bemühungen bestimmter Branchen, solche aus Produktionsreststoffen oder gewerblichen Abfällen produzierten Produkte zur Erfüllung der im Verpackungsgesetz geforderten Recyclingquoten einzubeziehen, halte er für abwegig. Auch wäre dies eine grobe Täuschung der Verbraucher, der erwarte, dass etwa ein Produkt mit Reyklatanteil dieser aus dem von ihnen im Gelben Sack gesammelten Material bestehe. Darüber hinaus bezweifle Schneider, dass die im Verpackungsgesetz geforderte Incentivierung hoher Recyclingfähigkeit von Verpackungen funktionieren könne. Die dafür zuständigen dualen Systeme würden für eine ausreichende Möglichkeit zur Gegenfinanzierung vielfach die von ihnen erwartete Incentiverung möglichst gering halten, um nicht auf den Mehrkosten „sitzen zu bleiben“. Als besser funktionierende Alternative bringe Schneider das schon vor längerer Zeit im Auftrag des DSD von A.T, Kearney entwickelte Fondsmodell wieder ins Spiel.
Nach einem Bericht in Euwid bezweifele die Mehrheit der Befragten einer vom europäischen Verarbeiter-Dachverband EuPC beauftragten Umfrage, dass der Einsatz von Recyclingkunststoff in neuen Produkten auf das in der EU-Kunststoffstrategie vorgesehene Niveau unter den derzeitigen Bedingungen anzuheben sei. Nach Vorstellungen der Kommission sollen bis zum Jahr 2025 EU-weit rund zehn Millionen Tonnen an Kunststoffrezyklaten zum Einsatz kommen, derzeit seien es gerade mal drei Millionen Tonnen. Vor allem die mangelnde Qualität sei als das größte Hindernis für stärkeren Einsatz genannt worden. Lediglich bei PET habe eine Mehrheit von 71 Prozent die Qualität als ausreichend eingestuft. Drei Viertel der Befragten halten demnach Verbesserungen bei der Sammlung und Sortierung für den geeignetsten Weg für bessere Qualitäten. 53 Prozent nannten Investitionen in bessere Recyclingtechnik durch Recycler und 29 Prozent eine recyclingfreundliche Produktgestaltung als mögliche weitere Maßnahmen. 80 Prozent der Umfrageteilnehmer führen den Angaben zufolge bereits selbst Maßnahmen zur Verbesserung der Rezyklatqualität durch.
Quellen:
- umweltwirtschaft.com, euwid-recycling.de (11.1.2019)
- Euwid Recycling und Entsorgung 3/2019 (15.1.2019)
02.01. - 10.01.2019
Unterhändler des Europäischen Parlamentes und des EU-Rates sowie der Kommission haben noch im Dezember vergangenen Jahres zu Kompromissen für eine finale Fassung der „Richtlinie über Kunststofferzeugnisse zur einmaligen Verwendung auf das Verbot bestimmter Kunststoff-Einwegartikel“ gefunden. Damit wird ab 2021 in der EU eine ganze Reihe an Kunststoffprodukten verboten sein. PET-Flaschen werden festgelegte Rezyklatanteile aufweisen müssen.
Konkret sollen Besteck und Teller aus Plastik, Kunststoff-Strohhalme, Lebensmittelbehälter aus EPS, wie beispielsweise Take-away-Verpackungen, Getränkebehälter und -becher aus EPS, Produkte aus oxoabbaubarem Kunststoff, Plastikwattestäbchen und Luftballonstäbe aus Kunststoff verboten werden. Darüber hinaus werden auch aufgeschäumte Lebensmittel- und Getränkeverpackungen aus Polystyrol untersagt werden. Zudem sollen 90 Prozent der Kunststoffflaschen bis zum Jahr 2029 gesammelt werden. PET-Flaschen sollen bis 2025 einen Rezyklatanteil von 25 Prozent und bis 2030 von 30 Prozent enthalten. Hersteller von Zigaretten mit Kunststofffilter sollen künftig für die Entsorgung finanziell aufkommen und auf der Zigarettenverpackung auf die Folgen falscher Entsorgung der Kippen hinweisen. Auch für die Hersteller von Hygienetüchern sollen ähnliche Hinweispflichten gelten. Mit den neuen Regelungen wolle die EU die Verschmutzung der Meere mit Kunststoffen eindämmen und die Bürger zum Umdenken bewegen, schreiben FAZ und Recyclingmagazin.
Quellen:
- recyclingmagazin.de, spiegel.de (19.12.2018)
- FAZ, KI, (20.12.2018)
- Euwid Recycling und Entsorgung 1/2019 (8.1.2019)
Während anfangs die Reaktionen auf die geplanten Verbote noch moderat ausfielen, häuft sich nun die Kritik nach der Einigung der EU-Institutionen. Es gibt allerdings auch Zustimmung sowie Aktionen in der Wirtschaft und politische Entscheidungen, die der Verordnung gewissermaßen vorauseilen. Aktionen und Reaktionen auf die Verbote sind vielfach Thema in der Presse.
Vertreter der Politik sowohl in Brüssel als auch in Berlin begrüßten laut Euwid die Ergebnisse der Trilog-Verhandlungen zur Einwegplastikrichtlinie als „ambitioniert“ (Frans Timmermans) und „einen ganz wichtigen Schritt“ (Svenja Schulze). Ein „starkes Marktsignal für Rezyklate“ sieht auch der bvse laut Kunststoff Information mit der Richtlinie verbunden und hebt dabei auf die verbindlichen Vorgaben für den Rezyklatanteil in PET-Flaschen ab. Allerdings vermisse der bvse schärfere Vorschriften hinsichtlich der Deponierung. Ähnlich sehe das der Verband der Europäischen Recyclingindustrie (EuRIC). Dagegen komme von Industrieverbänden zunehmend Kritik und Zweifel an der Sinnhaftigkeit solcher Verbote. So kritisiere der GKV die Bevormundung der Bürger. Auch sei nicht sicher, dass es umweltfreundlichere Alternativen zu den verbotenen Produkten gebe. Die IK kritisiere laut Kunststoffe auch, dass die EU ihre Einwegplastikrichtlinie, die das Problem Meeresmüll „kein Stück“ lösen werde, „im Eiltempo durchgepeitscht“ habe. Der europäische Verband der Kunststoffverarbeiter EuPC kritisiere ebenfalls den „oberflächlichen Gesetzestext“. Der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs geht laut Kunststoff Information „mit den Bestimmungen scharf ins Gericht“. Nach Worten der FCIO-Geschäftsführerin Sylvia Hofinger sei damit für die Umwelt nichts gewonnen, da der Klimafußabdruck alternativer Materialien meist schlechter sei.
Ungeachtet dessen oder auch vorauseilend im Sinne der Verbote versuchen laut Presseberichten Akteure des Lebensmittelhandels oder der Gastronomie, weniger Kunststoffverpackungen einzusetzen bzw. das Angebot an Einwegplastik zu reduzieren. So habe etwa Aldi angekündigt, „ab sofort“ Geschirr, Trinkhalme und Einwegbecher aus Plastik nicht mehr anbieten und Verpackungen der Eigenmarken um 30 Prozent bis 2025 reduzieren zu wollen. Der Rest solle bis 2022 vollständig recyclingfähig sein. Auch Lidl, Rewe und Edeka haben angekündigt, ihre Einwegplastikartikel in absehbarer Zeit aus den Regalen zu nehmen.
Auf Ebene der EU-Länder gebe es ebenfalls bereits Verbote. In Italien dürfen laut Kunststoff Information Plastik-Wattestäbchen seit Jahresbeginn nicht mehr hergestellt und verkauft werden. In Irland seien im Lauf des Jahres gesetzliche Einschränkungen bei der Verwendung etwa von Einweggeschirr und To-go-Bechern zu erwarten. Auch außerhalb der EU werden immer mehr staatliche Maßnahmen gegen die Verwendung von Einweg-Kunststoffprodukten ergriffen. Kunststoff Information zählt eine Reihe solcher Maßnahmen auf wie etwa auf Bali, in Indien, Jamaika, Neuseeland, Japan und in den USA.
Quellen:
- faz.net, recyclingmagazin.de (20.12.2018)
- kunststoffe.de (23.12.2018)
- KI (7.1.2019, 10.1.2019)
- Euwid Recycling und Entsorgung 1/2019 (8.1.2019)
Das in der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen organisierte Forum für EPS Recycling EPSY und die Fachgruppe Airpop haben laut Presseberichten die Einstufung des Materials in der sogenannten Orientierungshilfe der Zentralen Stelle Verpackungsregister als „nicht recyclingfähig“ kritisiert. Die Recyclingquote für Verpackungen aus EPS liege nach Angaben der Industrievertreter bei 50 Prozent. Die Zentrale Stelle spreche von einem Missverständnis.
Die Einstufung von EPS-Verpackungen als nicht-recyclingfähig basiere auf rein ökonomischen Entscheidungen seitens der Sortierer, wird Mara Hancker, Leiterin Public Relations bei der IK, in mehreren Presseberichten zitiert. Diese Einstufung verunsichere jedoch die maßgeblichen Industrien. „Eine Substitution durch ökologisch nachteiligere Materialien ist dabei nicht im Sinne der Umwelt und auch nicht im Sinne des Verpackungsgesetzes“, so Hancker weiter. EPS-Verpackungen würden derzeit vor allem gewerblich gesammelt und problemlos recycelt, weswegen 80 Prozent der Marktmenge nicht im Gelben Sack lande. Die Zentrale Stelle Verpackungsregister geht an dieser Stelle von einem Missverständnis aus, wie Kunststoff Information berichtet. Die Orientierungshilfe schließe keine Verpackungen aus, sondern stelle, wie im Verpackungsgesetz gefordert, eine Berechnungsvorschrift als Grundlage für die finanzielle Anreizsetzung durch die dualen Systeme dar. Auch weise die Zentrale Stelle darauf hin, dass die Orientierungshilfe auf einer konsensualen Empfehlung basiere, die seit 2015 von Experten entlang der gesamten Wertschöpfungskette erarbeitet und schließlich von Zentraler Stelle und Umweltbundesamt weitgehend übernommen worden sei. Auch habe man im anschließenden Konsultationsprozess die Möglichkeit gehabt, Stellungnahmen einzubringen, die allerdings dann nicht berücksichtigt worden seien, wenn sie „nicht mit den Inhalten beziehungsweise der Intention des Gesetzes übereinstimmten“, habe man von Seiten der Zentralen Stelle mitgeteilt.
Ebenfalls zum Thema Recycling von PET-Schalen berichten andere Blätter, dass die europäischen Organisationen Petcore Europe und Plastics Recyclers Europe Richtlinien für das recyclinggerechte Design dieser Verpackungen veröffentlicht haben, auch wenn es bereits einen Trend zum Recycling von PET-Flaschen gebe. Design sei ein wichtiges Instrument zur Verbesserung der Kreislauffähigkeit. Mit den Leitlinie wolle man zeigen, dass richtig gestaltete Verpackungen, getrennte Sammlung, gute Sortierung und Recycling von PET-Schalen der Weg zur Kreislaufwirtschaft sei.
Quellen:
- k-zeitung.de, kunststoffe.de, recyclingmagazin.de (7.1.2018)
- KI, Euwid Recycling und Entsorgung 1/2019, Plasticker (8.1.2019)
- recyclingportal.eu (10.1.2019)