Einleitung
Was schreibt die Presse rund um das Thema Kunststoff und Verwertung? Wir fassen die Berichte wöchentlich zusammen.
15.09.2023 - 21.09.2023
Viele Hersteller würden bisher noch nicht in Kreisläufen denken, sagt Axel Schweitzer, Eigner der Recyclingfirmen Interzero in Köln und Berlin sowie der Alba Group Asia in Singapur, im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (SZ). Das Recyclingmagazin berichtet in der aktuellen Ausgabe über ein Positionspapier der Ressourcenkommission am Umweltbundesamt (KRU) mit dem Titel „Chancen und Grenzen des Recyclings im Kontext der Circular Economy“, wonach vor allem bei der Erfolgskontrolle noch Handlungsbedarf bestehe.
Im Rahmen der Serie „Die Müllionäre“ hat die SZ den Inhaber des Umweltdienstleisters Interzero, Axel Schweitzer, unter anderem zur Aufspaltung des Berliner Alba Konzerns im Jahr 2022, den Zielen von Interzero und den Absatzschwierigkeiten bei Rezyklaten interviewt. Interzero sei in den Bereichen Kunststoffrecycling, duales System und Mehrwegsysteme tätig und arbeite vor allem daran, Produkten und Materialien ein zweites Leben zu geben, sagt Schweitzer. Im Fokus stünden kreislauffähige Produkte, die dabei helfen, knappe Ressourcen einzusparen und den Ausstoß an Treibhausgasen zu senken. Ziel sei eine Welt ohne Abfall. Schweitzer rufe alle Hersteller dazu auf, in Kreisläufen zu denken. Weltweit hätten viele immer noch überwiegend ein lineares Geschäftsmodell. So berate Interzero Firmen unter anderem mit dem Programm „Made for Recycling“, in dem zum Beispiel Verpackungen analysiert würden und geprüft werde, ob man diese einsparen oder zumindest so gestalten kann, dass sie einfacher zu recyceln sind. Schweitzer plädiere darüber hinaus für eine gesetzlich verankerte Rezyklateinsatzquote, wie sie die EU-Kommission vorgeschlagen habe. Er erlebe leider häufig, dass Verpackungshersteller entscheiden, billigere Neuware statt Rezyklate zu nehmen und das Thema Nachhaltigkeit auf später zu verschieben.
Recycling bzw. das Schließen von Stoffkreisläufen werde laut Bericht des Recyclingmagazins in dem Positionspapier der KRU als Kreislaufwirtschaft im engeren Sinne und als unverzichtbarer Teil einer weiter gefassten Circular Economy verstanden. Die sogenannte „‚Ent’sorgungswirtschaft“ werde darin als Teil der „‚ver‘sorgenden Rohstoffwirtschaft“ angesehen, indem „möglichst viele Rohstoffe für Produkte und Dienstleistungen bereitgestellt werden und somit der Bedarf an Primärrohstoffen reduziert werden kann“, zitiert das Fachmagazin aus dem Papier. Darin werde zur Bewertung des Beitrags von Recycling für Ressourcenschonung und Klimawende die klare Benennung des Betrachtungsrahmens gefordert und und der Fokus auf das Recycling von Produkten wie Elektrogeräte, Fahrzeuge und Batterien gelegt. Die Circular Economy umfasse laut Bericht im Wesentlichen vier Ziele: den globalen Klima- und Umweltschutz, die nationale Sicherung der Rohstoffversorgung, die Ressourcenschonung sowie die Einhaltung sozialer Standards in der Lieferkette. Diese Handlungsfelder könnten nach Ansicht der KRU nur durch Leitindikatoren einheitlich bewertet werden. Operative Indikatoren wie Recyclingquoten seien zwar wichtig, aber in der Zielhierarchie nachrangig. Erst eine Lebenszyklusperspektive ermögliche es, einzelne Strategien zu bewerten und Zielkonflikte aufzuzeigen, heiße es im Papier. Die KRU empfehle unter anderem, zusätzlich zu Recyclingquoten operative Indikatoren für prioritäre einzelne Stoffe festzulegen. Für notwendig halte die KRU auch die Einführung von Produktpässen, Tracking- und Tracingsystemen, Standardisierungen und Designvorgaben für Kreislauffähigkeit sowie bessere Rahmenbedingungen für zirkuläre Geschäftsmodelle.
Quellen:
- Süddeutsche Zeitung (17.9.2023)
- Recyclingmagazin 9/2023 (20.9.2023)
Tagesmedien berichten, dass sich die Parteispitze der Grünen laut ihrem Programmentwurf zur Europawahl 2024 für die lange umstrittene unterirdische Speicherung von Kohlendioxid, auch als „Carbon Capture and Storage“ (CCS) bezeichnet, öffnen wolle.
Um die Klimaziele zu erreichen, müsse man schnell raus aus Kohle, Öl und Gas und rein in erneuerbare Energien und Wasserstoff, zitiert etwa das Handelsblatt aus dem Programm der Grünen, das auf einem Parteitag im November beschlossen werden solle. In einigen wenigen Bereichen werde es aber auch in Zukunft Emissionen geben, die schwer oder nach heutigem Stand der Technologie gar nicht zu vermeiden seien, etwa in der Zementindustrie, heiße es. In diesen Bereichen wolle die Partei technologische Chancen nutzen und das Kohlendioxid direkt bei der Produktion abscheiden, speichern und gegebenenfalls nutzen, zitiert die Zeit aus dem Papier. Dazu solle nach Ansicht der Grünen ein europaweit einheitlicher Regelungsrahmen geschaffen werden. In Deutschland sei die Kohlendioxidspeicherung bisher auf Erprobungs- und Demonstrationszwecke beschränkt, schreibt die Zeit. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) habe sich aber bereits für eine Neuausrichtung ausgesprochen. Grünen Co-Vorsitzende Ricarda Lang habe zudem auf ein Gutachten des Weltklimarates verwiesen. Demzufolge sei man zu spät dran, um auf technologischen Fortschritt zu verzichten. Es sei sinnvoll, dass der Bundesvorstand eine Debatte zur CCS-Technik anstoße, wird die Grünen-Klimaexpertin und Bundestagsabgeordnete Lisa Badum zitiert. Das tue der grünen Seele zwar weh und bringe Ärger mit manchen Klimaschutz-Aktivisten, sei aber der richtige Weg, schreibt die taz. Denn er folge dem Grundsatz, den Grüne und die Klimabewegung gern als Slogan nutzten: „Listen to the Science!“. Und der größte Teil der Wissenschaft sage: Ohne CCS wird das nichts mit den Klimazielen. Allerdings müssten die Regeln wasserdicht sein, so die taz. CCS dürfe nicht den Ausstieg etwa aus dem Gas hinauszögern und den nötigen Ausbau der Erneuerbaren bremsen.
Quellen:
- handelsblatt.com, zeit.de (14.9.2023)
- taz.de (15.9.2023)
Eine aktuelle Studie der NGO Zero Waste Europe (ZWE) zum Textilienrecycling komme laut einem Bericht des Recyclingmagazins zu dem Ergebnis, dass in Europa jährlich 26 Kilogramm Textilien pro Kopf verbraucht würden und elf Kilogramm Textilabfälle anfielen. Rund 60 Prozent der Textilproduktion basierten nach Angaben von ZWE auf Kunstfasern, davon 70 bis 90 Prozent auf dem Kunststoff Polyester.
Etwa die Hälfte der Textilienabfälle werde laut Bericht von ZWE für die Wiederverwendung und das Recycling gesammelt. Zu neuer Kleidung recycelt werde ein Prozent, etwa 87 Prozent werde verbrannt oder deponiert. Die Herstellung und der Gebrauch von Kleidung habe sehr negative Auswirkungen auf die Umwelt, betone der Bericht. So würden bei einem Business-as-usual-Szenario die Emissionen des Bekleidungssektors bis 2030 auf 1.588 Gigatonnen ansteigen. Ein wesentlicher Faktor für die Umweltauswirkungen des Textilsektors sei die Verwendung von Kunststoffen. Eine Reduzierung des Polyesterverbrauchs um ein Drittel in Kombination mit Recycling und der Verwendung von Rezyklaten könne die Treibhausgasemissionen des Sektors halbieren. Der Bericht schlage daher vor, das Abfallvermeidungsziel für Textilien in Kilogramm pro Kopf und Jahr auf 33 Prozent bis 2040 im Vergleich zu 2020 festzulegen. Die Textilstrategie der Europäischen Kommission spiegle den Aspekt der Abfallvermeidung bislang nur schwach wider, moniere ZWE.
Quellen:
- Recyclingmagazin 9/2023 (20.9.2023)
08.09.2023 - 14.09.2023
Der Rechtsstreit um die Steuer auf Einwegverpackungen, die Tübingen 2022 eingeführt hat, ist laut Medienberichten nun vor dem Bundesverfassungsgericht angekommen. McDonald’s unterstütze die Klage einer Franchisenehmerin. Die Steuererhebung selbst sei davon nicht betroffen, berichtet etwa die Tagesschau. Tübingen werde kommende Woche an die betroffenen rund 440 Unternehmen entsprechende Formulare verschicken und die Steuer rückwirkend auch für das Jahr 2022 erheben.
Die Stadt am Neckar, die im Rechtsstreit um die umstrittene Steuer gegen eine McDonald’s-Franchisenehmerin vor dem Bundesverwaltungsgericht gewonnen hatte, zeige sich unbeeindruckt von der von dem Fastfood Konzern unterstützten Beschwerde vor dem Bundesverfassungsgericht, ist im Spiegel zu lesen. Die Steuer auf Einwegbecher und Essensverpackungen, mit der Tübingen die Müllmengen im öffentlichen Raum reduzieren wolle, werde wie vorgesehen erhoben. Demnach seien je 50 Cent (netto) für Einwegverpackungen wie Kaffeebecher und Einweggeschirr wie Pommes-Frittes-Schalen fällig sowie 20 Cent für Einwegbesteck und andere Hilfsmittel, etwa Trinkhalme. McDonald’s habe die weitere Unterstützung der Franchisenehmerin bei der Klage vor dem Bundesverfassungsgericht damit begründet, dass es für Planungssicherheit und zur Förderung notwendiger Innovationen für nachhaltigere Verpackungen keine solche „Insellösungen“ geben dürfe, sondern eine bundesweite und -einheitliche Regelung vonnöten sei. Aus Sicht der Deutschen Umwelthilfe (DUH) spiele der Konzern mit der Klage auf Zeit. Anstatt Einweg aus seinen Filialen zu verbannen und auf Mehrweg umzusteigen, wolle McDonald’s mit allen Mitteln mutige Kommunalpolitik verhindern, wird die Kritik der DUH an der Verfassungsbeschwerde in den Presseberichten zitiert. Und Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer vermute, wie bei Tagesschau.de zu lesen ist, dass McDonalds mit der Klage versuche, andere Städte davon abzuhalten, dem Beispiel Tübingens zu folgen.
Quellen:
- faz.net, tagesschau.de, handelsblatt.de, stuttgarter-nachrichten.de (8.9.2023)
- spiegel.de (9.9.2023)
- Euwid Recycling und Entsorgung 37/2023 (12.9.2023)
Das Recyclingmagazin hat ein Interview des VDMA mit der OMV-Projektleiterin Beate Edl abgedruckt, in dem die Kreislaufwirtschaftsexpertin die Bedeutung des chemischen Recyclings für den österreichischen Öl-, Gas- und Chemiekonzern erläutert. Das Fachmagazin Kunststoffe berichtet über die Paneldiskussion beim diesjährigen Cradle to Cradle Congress in Berlin, bei der die Eignung des chemischen Recyclings für einen 100-prozentigen Kreislauf von Kunststoffprodukten kontrovers diskutiert wurde.
Zur Frage nach der Bedeutung des chemischen Recyclings für die OMV sagt Edl, Projektleiterin Circular Economy bei OMV, im Interview im Recyclingmagazin, dass es Bestandteil der OMV-Strategie 2030 sei und vor allem als Ergänzung zum mechanischen Recycling einen hohen Stellenwert besitze. OMV habe schon 2009 das Verfahren ReOil im Labormaßstab entwickelt, das mittlerweile patentiert sei. In 2023 wolle OMV nach dem Betrieb einer in den Standort integrierten Pilotanlage und deren Erweiterung nach Upscaling zu einer kommerziellen Anlage 200.000 Tonnen Altkunststoffe pro Jahr verarbeiten, die der Konzern von Abfallunternehmen sowohl in Österreich als auch im benachbarten Ausland beziehe. Das in Schwechat eingesetzte ReOil-Verfahren der OMV eigne sich insbesondere für die Polyolefine Polyethylen, Polypropylen und Polystyrol. OMV wolle keinesfalls in Konkurrenz zum mechanischen Recycling treten und konzentriere sich daher auf stark verunreinigte oder vermischte Kunststoffe, die mit den bestehenden Verfahren im mechanischen Recycling nicht verarbeitet werden könnten. Auch zur Frage nach dem ökologischen Nutzen des chemischen Recyclings äußert sich Edl. Demnach habe ein Lifecycle-Assessment im Jahr 2022 mit einem Vergleich zur thermischen Verwertung ergeben, dass im Jahr 2030 34 Prozent der Treibhausgasemissionen eingespart werden könnten, wenn die untersuchten Abfallströme, die aktuell in die Verbrennung gingen, mit der ReOil-Technologie chemisch recycelt würden. Das zeige, dass chemisches Recycling, als zusätzliche Technologie zu den bestehenden Verfahren, einen wertvollen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten könne. Um die Lücke zwischen der europäischen Recyclingquote für Kunststoffverpackungen im Jahr 2020 von 38 Prozent zu den EU-Recyclingzielen – Steigerung der Recyclingquote für Kunststoffverpackungen bis 2025 auf 50 Prozent und bis 2030 auf 55 Prozent – zu schließen, sei es notwendig, die Technologie des chemischen Recyclings komplementär zu bestehenden Recyclingtechnologien einzusetzen, so Edl..
Ob sich Kunststoffprodukte zu 100 Prozent wiederverwerten lassen - und das nicht nur einmal, sondern immer wieder, darüber diskutierten laut eines Berichts von Kunststoffe die Teilnehmer einer Paneldiskussion auf dem diesjährigen Cradle to Cradle Congress in Berlin. Nach dem Cradle to Cradle Ansatz sollten sich Produkte im Idealfall – sofern sie nicht abbaubar sind – immer wieder recyceln lassen. Doch wisse man aus der Kunststoffverarbeitung, dass dem mechanischen Recycling Grenzen gesetzt seien, schreibt Kunststoffe. Mit dem chemischen Recycling stehe eine – umstrittene – Alternative zur Verfügung, wie bei einer Paneldiskussion in Berlin über die Vorteile und Grenzen mechanischer und chemischer Verfahren zwischen Dagmar Glatz (dm-drogerie markt), Timothy Glaz (Werner & Mertz), Tara Nitz (Covestro) und Ruth Prinzmeier (Interface Deutschland) deutlich geworden sei. Die Ansichten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer reichten dabei von der Forderung, dass chemisches Recycling der letzte Weg sein sollte (Glatz, dm), über das Argument, dass es beim chemischen Recycling noch zu viele ungeklärte Fragen wie etwa hinsichtlich der Energiekosten gebe (Glaz, Werner & Mertz), bis hin zum Hinweis, dass bereits funktionierende Prozesse etwa für Matratzen aus Polyurethan-Weichschäumen entwickelt worden seien und es auch nicht nur eine Methode gebe (Nitz, Covestro). Nitz weise aber auch darauf hin, dass chemisches Recycling kein „magischer Allesfresser“ sein werde. So lautet dann auch das Resümee in Kunststoffe: Dem Recycling komme bei Cradle to Cradle eine ganz entscheidende Rolle zu. Das betreffe sowohl das Produktdesign als auch die Verfahren für die Wiederaufbereitung. Beim Produktdesign müsse gemäß C2C von Anfang an das Nutzungsszenario eines Gegenstandes berücksichtigt werden. Für das Recycling heiße das: Es gehe nicht um ein Entweder-oder, sondern: Wo setzen wir welche Technologie ein?.
Quellen:
- kunststoffe.de (11.9.2023)
- recyclingmagazin.de (13.9.2023)
Tagesmedien, so etwa die Frankfurter Rundschau (FR), berichten über den Entwurf der EU-Kommission zur Novelle der Altfahrzeugrichtlinie und ein sich darauf beziehendes Positionspapier des Verbands der deutschen Automobilindustrie (VDA), wonach dieser eine grundsätzliche Überarbeitung der geplanten Rezyklateinsatzquoten für Kunststoffe vorschlage. Die laut Gesetzesentwurf der EU-Kommission vorgesehene Regelung, dass in Neuwagen 25 Prozent Kunststoffrezyklat eingesetzt werden müssten, von denen wiederum 25 Prozent aus der Altfahrzeugverwertung stammen sollten, halte der VDA für in der Praxis nicht umsetzbar.
Die EU-Kommission habe im Juli einen Entwurf für eine Verordnung vorgestellt, da trotz hoher Recyclingquoten – in Deutschland lägen diese bei 94 Prozent Wiederverwertung und 87 Prozent Recycling – einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft im Automobilsektor einige Hindernisse im Weg stünden, schreibt die FR. So würden etwa nur geringe Mengen an Kunststoffen aus Altfahrzeugen bislang recycelt und wiederverwendet, viele Fahrzeuge ins Ausland exportiert und nicht in Deutschland verwertet. Im Fokus der Überarbeitung, zu der noch bis Ende Oktober die öffentliche Konsultation laufe, stünden Ziele für den Rezyklateinsatz. Die Automobilindustrie, die in Europa zu den größten Verbrauchern von Primärrohstoffen gehöre, setze bisher nur wenig recycelte Materialien ein, heißt es in der FR. Um das Recycling und die Wiederverwertung der Rohstoffe im Automobilsektor zu fördern, lege die Kommission in ihrem Verordnungsentwurf Zielvorgaben für den Rezyklateinsatz in Fahrzeugen fest, konkret allerdings bislang nur für Kunststoffe. Der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) sei „bestrebt, den Einsatz von Sekundärmaterialien zu erhöhen und somit weniger Neumaterialien aus fossilen Quellen und Erzen zu verwenden“, zitiert etwa das Solinger Tageblatt aus einem aktuellen Positionspapier zur Kreislaufwirtschaft des VDA. Bislang bezögen sich viele Projekte jedoch vor allem auf das Recycling der Batterien von E-Autos. Michael Püschner, Leiter des Fachgebiets Umwelt und Nachhaltigkeit beim VDA, plädiere dafür, anders als im Gesetzesentwurf der EU-Kommission vorgesehen, zur Erfüllung der geplanten Rezyklateinsatzquoten die Nutzung aller Materialquellen zu ermöglichen. Für Kunststoffe sehe der Kommissionsentwurf zum Beispiel lediglich einen Post-Consumer- sowie einen Closed-Loop-Ansatz vor, bei dem die Rezyklateinsatzquoten durch wiedergewonnene Materialien desselben Fahrzeugtyps erreicht werden müssten. Dies sei in der Praxis nicht umsetzbar, wird Püschner in den Medienberichten zitiert. Deshalb sollte es mehr und branchenübergreifende Optionen für die Unternehmen geben, um die vorgegebenen Quoten auch nur ansatzweise erreichen zu können. Der VDA schlage daher vor, die Höhe und Zusammensetzung der Rezyklateinsatzquote noch einmal grundsätzlich zu überdenken und an die tatsächlichen Marktgegebenheiten anzupassen.
Quellen:
- Frankfurter Rundschau, Solinger Tageblatt, op-online.de (11.9.2023)
01.09.2023 - 07.09.2023
Die Fachpresse berichtet über ein gemeinsames Positionspapier des BDE, Plastics Europe Deutschland und VCI für die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie, das am 6. September in Berlin vorgestellt wurde. Darin setzten sich die Wirtschaftsakteure der chemischen Industrie, Kunststoff- und Recyclingindustrie gemeinsam für Rahmenbedingungen ein, die eine erfolgreiche nationale Kreislaufwirtschaft bei Kunststoffen ermöglichen solle. Kernaussage des Papiers sei das klare Bekenntnis der Industrie sowohl zur Priorität des mechanischen Recyclings als auch zu angemessenen Rahmenbedingungen für das chemische Recycling, heißt es in den Berichten.
Der BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft, Plastics Europe Deutschland (PED) und der Verband der Chemischen Industrie (VCI) präsentierten mit ihrem Leitbild eine gemeinsame Position und gäben Empfehlungen zur Verbesserung der heute noch nicht befriedigenden Recyclingsituation bei Kunststoffen, berichtet etwa das Recyclingmagazin. In ihren Leitlinien mahnten die Fachverbände unter anderem an, dass bereits beim Design von Produkten auf eine mechanische Recyclingfähigkeit sowie auf eine Reduzierung des Materialeinsatzes im Sinne der Abfallvermeidung geachtet werden müsse. Alle drei Verbände hätten sich darin zur klaren Priorität des mechanischen Recyclings und zur Technologieoffenheit bekannt, ist auch in einem Bericht von Euwid zu lesen. Mechanisches, lösemittelbasiertes und chemisches Recycling sollten sich aus ihrer Sicht so ergänzen, dass quantitativ und qualitativ besser recycelt werde und Umweltbelastungen reduziert werden könnten. Sämtliche Kunststoffabfälle, die mechanisch recycelt werden können, müssten auch mechanisch recycelt werden, heiße es in dem Positionspapier laut Euwid. Nicht werkstofflich verwertbare Kunststoffabfälle sollten technologieoffen durch lösemittelbasierte und chemische Recyclingverfahren im Kreislauf gehalten werden. Technologieübergreifende Investitionen in das Recycling seien wichtige Treiber für eine effiziente Kreislaufführung, betonten die Verbände. Hierfür seien aus ihrer Sicht innovationsfreundliche Rahmenbedingungen mit einer entsprechenden Regulatorik erforderlich, zitiert Euwid aus dem Verbändeleitbild. Mit Blick auf das Verpackungsgesetz werde eine höhere Recyclingquote vorgeschlagen, da derzeit mehr als die Hälfte der Kunststoffverpackungen verbrannt würden. Die bestehende Quote für die werkstoffliche Verwertung solle erhöht und von einer zusätzlichen Verwertungsquote für chemisches Recycling flankiert werden, ist in dem Beitrag von Euwid weiter zu lesen. Beide Quoten sollten hinreichend bemessen werden, um den Ausbau sowohl des mechanischen und des lösemittelbasierten Recyclings einerseits sowie des chemischen Recyclings andererseits ambitioniert weiterzuentwickeln. Damit würde nach Ansicht der Verbände auch die im Koalitionsvertrag angekündigte Aufnahme des chemischen Recyclings ins Verpackungsgesetz umgesetzt. Erneut hätten sich die drei Verbände für ein schnellstmögliches Deponierungsverbot von Kunststoffabfällen innerhalb der EU ausgesprochen und für eine thermische Abfallverwertung von Kunststoffabfällen plädiert, bei der die Abscheidung und Verwendung des dabei entstehenden CO2 (CCU, Carbon Capture and Utilization) in die Kreislaufwirtschaft integriert werden sollen. Ferner bekräftigte Norbert Theihs, Mitglied der Geschäftsführung und Leiter des VCI Hauptstadtbüros, bei der Vorstellung des Leibildes laut Euwid die Forderung nach wirtschaftlichen Anreizen, einschließlich wettbewerbsfähiger Strompreise. Für eine erfolgreiche Transformation der Wirtschaft sei ein Industriestrompreis unverzichtbar. Alle drei Verbände erklärten darüber hinaus, das globale Abkommen gegen Plastikmüll in der Umwelt aktiv unterstützen zu wollen.
Weitere Information: zum Download des Leitbilds auf der Webseite des BDE
Quellen:
- recyclingmagazin.de, euwid-recycling.de (6.9.2023)
Zu diesem Schluss komme eine Klimapolitikanalyse des Climate Action Tracker (CAT), berichtet die FAZ. Ebenfalls in der FAZ findet sich ein Beitrag mit dem Standpunkt des CEO von Covestro und VCI-Präsident, Dr. Markus Steilemann, zur Mobilitätswende in Deutschland. Er rufe zum klaren Schritt vom „Wollen zum Machen“ auf. Entscheidend für die Wirtschaft sei ein möglichst bald einzuführender „Brückenstrompreis“. Diesen fordere der VCI erneut gemeinsam in einer Allianz aus Industrieverbänden und Gewerkschaften, berichtet das Handelsblatt.
Laut Klimapolitikanalyse des unabhängigen Wissenschaftsdienstes CAT reiche die deutsche Klimapolitik nicht aus, um das Klimaziel – Reduktion klimaschädlicher Emissionen bis 2030 gegenüber 1990 um 65 Prozent – zu erreichen, berichtet die FAZ. Im Idealfall könne nach der Analyse des CAT maximal eine Minderung der Emissionen um 61 bis 63 Prozent erreicht werden. Das Ergebnis der CAT-Analyse decke sich in seiner Grundaussage auch mit einem kürzlich vom Klima-Expertenrat der Bundesregierung vorgelegten Gutachten. Im Entwurf für das neue Klimagesetz der deutschen Bundesregierung habe CAT vor allem die aufgeweichten Sektorziele als Schwachstelle identifiziert, was insbesondere für die Sektorziele in den Bereichen Verkehr und Gebäude gelte. Als positive Entwicklung hebe die Analyse des CAT hervor, dass die Hürden für den Ausbau regenerativer Energiequellen hierzulande sukzessiv abgebaut würden.
Die Gefahr, dass Deutschland seine Klimaziele verfehlen könnte, sieht auch VCI-Präsident und CEO von Covestro, Markus Steilemann, dessen Standpunkt zur Mobilitätswende anlässlich der IAA Mobility 2023 in München die FAZ abgedruckt hat. Die 15 Millionen Elektroautos, die bis 2030 auf Deutschlands Straßen schnurren sollen, sind noch in sehr weiter Ferne, sagt Steilemann. Aktuell liege der Bestand bei knapp 1,2 Millionen Fahrzeugen. Und wenn sich der Trend zu steigenden Treibhausgasemissionen im Verkehr nicht sehr bald radikal umkehre, drohe Deutschland seine Klimaziele zu verfehlen. Die Mobilitätswende sei eng verknüpft mit anderen großen Wendemanövern, so Steilemann, insbesondere mit der Energie- und Chemiebranche. Letztere verfolge konsequent das Ziel, bis 2045 klimaneutral zu werden, und stelle die Produktion zunehmend auf fossilfreie Energie und Rohstoffe um hin zu Quellen wie Biomasse und Abfall. Und die Automobilindustrie brauche klimaneutrale und gut recycelbare Kunststoffe, um E-Autos und Batterien möglichst leicht und sicher zu machen, betont Steilemann. Doch in Deutschland stimmten die Rahmenbedingungen nicht mehr, es gebe strukturelle Defizite, das Land falle im globalen Standortvergleich zusehends ab. Das Problem sieht er aber momentan vor allem auf der psychologischen Ebene: Man – auch die Wirtschaft – müsse sich gemeinsam aufraffen und solidarisch sein. Steilemann ruft dazu auf, den entscheidenden Schritt vom „Wollen zum Machen“ zu gehen.
Der VCI poche gemeinsam mit Vertretern anderer energieintensiver Branchen und Gewerkschaften bei der Bundesregierung auf einen subventionierten Industriestrompreis, berichtet das Handelsblatt. Die Zeit dränge, weil Investitionsentscheidungen unmittelbar bevorstünden. Das Bündnis, das sich selbst „Allianz pro Brückenstrompreis“ nenne, vertrete nach eigenen Angaben 1,1 Millionen Beschäftigte in 8.000 energieintensiven Betrieben. Die Verbände beklagten, dass bei der Kabinettsklausur in Meseberg „erneut wichtige Zukunftsentscheidungen vertagt“ worden seien. Aus ihrer Sicht drohe die gesamte industrielle Wertschöpfungskette in Europa ,nachhaltig Schaden zu nehmen. Ohne einen Brückenstrompreis ab 1. Januar 2024 seien weiterhin Arbeitsplätze und ganze Standorte bedroht.
Quellen:
- Handelsblatt (1.9.2023)
- FAZ (5.9.2023)
- FAZ (6.9.2023)
25.08.2023 - 31.08.2023
Laut Berichten in Tages-, Wochen- und Fachmedien mehren sich angesichts hoher Energiekosten, drastischer Umsatzeinbrüche und zurückgehender Wettbewerbsfähigkeit unter Kunststofferzeugern, -verarbeitern und Entsorgern die Sorgen um den Industrie- und Wirtschaftsstandort Deutschland. So hätten etwa VCI-Präsident Dr. Markus Steilemann und BDE-Präsident Peter Kurth erneut die aus ihrer Sicht dringend benötigte Schaffung eines Industriestrompreises betont und die Präsidentin des Gesamtverbands Kunststoffverarbeitende Industrie (GKV), Dr. Helen Fürst, einen „breit angelegten und unmittelbar wirksamen Befreiungsschlag“ etwa durch die Absenkung von Strom- und Unternehmenssteuern gefordert.
Aus der Industrie sei nach der zweitägigen Klausurtagung des Bundeskabinetts in Meseberg heftige Kritik daran gekommen, dass der Industriestrompreis dort nicht beschlossen worden sei, berichtet etwa die taz. Deutschlands Industrie sende SOS, aber die Bundesregierung ignoriere weiter die akute Notlage, wird der Präsident des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), Markus Steilemann, in dem Bericht zitiert. Statt Langfristprogramme brauche die chemische Industrie schnelle Hilfe bei der Krisenbewältigung. Der Brückenstrompreis sei, so Steilemann, ein Must-have, um die Deindustrialisierung zu stoppen. Massive Kritik an der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung habe in der Woche zuvor auch die Präsidentin des Gesamtverbands Kunststoffverarbeitende Industrie (GKV), Helen Fürst, geübt, ist in Kunststoff Information zu lesen. Das Wachstumschancengesetz reiche in keiner Weise aus, um der Industrie den notwendigen Schwung zurückzugeben, habe die GKV-Chefin bei der Vorstellung der Branchenzahlen für das erste Halbjahr 2023 moniert. Statt sich um die wichtigen Anliegen der Wirtschaft zu kümmern, sei die Ampelkoalition „uneinig oder erkennbar gänzlich unwillig“, wird Fürst bei KI zitiert. Laut GKV seien die Umsätze der deutschen Kunststoffverarbeiter in den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 um 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesunken. Neben einer Absenkung der Strom- und Unternehmenssteuern fordere der GKV auch die Bauvorschriften von der „Überfrachtung mit Standards“ zu befreien und hierzulande „deutlich schneller und konsequenter“ um ausländische Fachkräfte zu werben.
Der BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft habe seiner Sorge um den Wirtschaftsstandort Deutschland in einem Schreiben zum derzeit laufenden Dialogprozess zur Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) an die zuständige Abteilungsleiterin im Bundesumweltministerium (BMUV), Susanne Lottermoser, Ausdruck verliehen, ist einem Bericht von Euwid zu entnehmen. Die Rahmenstrategie solle nach Maßgabe des Ministeriums Ziele, grundlegende Prinzipien und strategische Maßnahmen festlegen, damit Stoffkreisläufe geschlossen und Rohstoffe aus dem Recycling stärker genutzt werden, so dass in Deutschland der Weg hin zu einer zirkulären Wirtschaftsweise geebnet werde. BDE-Präsident Kurth ziehe nach dem Abschluss der Kommentierungsphase zu den Ergebnissen von acht runden Tischen, bei denen die geplante NKWS mit Verbändevertretern diskutiert und Vorschläge präsentiert worden seien, eine kritische Zwischenbilanz. Aus Sicht des BDE fehlten bislang vor allem die wirtschaftspolitischen Weichenstellungen, die der Standort Deutschland dringend und rasch brauche. So gebe es etwa im Kunststoff- und Metallbereich massive Probleme, aus Abfällen gewonnene Rohstoffe im Produktkreislauf zu halten, weil die Abnehmer ihre Kapazitäten massiv heruntergefahren hätten. Mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie in Deutschland habe Kurth in dem Schreiben einen Industriestrompreis gefordert. Dieser könne bei der NKWS keinesfalls ausgeklammert werden. Darüber hinaus fordere der BDE-Präsident Planungs- und Genehmigungsbeschleunigung für Unternehmen, die in besseres Recycling investieren sollen. Das wichtigste Ziel der NKWS, die Reduzierung des Rohstoffeinsatzes pro Kopf und Jahr auf sechs oder sieben Tonnen, bezeichne Kurth angesichts anstehender Aufgaben wie etwa der Sanierung von Gebäuden und Infrastruktureinrichtungen als falsch. Deutschland müsse ein wettbewerbsfähiger Industriestandort bleiben, was Rohstoffeinsatz bedeute und mit der Vorgabe eines Reduktionsziels nicht vereinbar sei.
Bei einer Pressekonferenz am 06. September 2023 wolle der BDE zusammen mit dem Verband der Kunststoffhersteller PlasticsEurope Deutschland e.V. (PED) und dem Verband der Chemischen Industrie (VCI) ein gemeinsames Leitbild zu einer Kreislaufwirtschaft mit Kunststoffen in Deutschland präsentieren, ist einem Bericht des Entsorgungsmagazins zu entnehmen. Die drei Verbände, die die Erarbeitung der NKWS mit Nachdruck unterstützten, sprächen sich unter anderem klar für eine Priorität des mechanischen Recyclings sowie für das chemische Recycling von Kunststoffen aus, die für werkstoffliche Verfahren nicht geeignet seien. Lesen Sie dazu auch die News vom 31. August 2023 „Gemeinsames Leitbild für Kunststoffkreislaufwirtschaft“.
Quellen:
- Kunststoff Information (25.8.2023)
- Augsburger Allgemeine Zeitung (28.8.2023)
- Euwid Recycling und Entsorgung 35/2023 Kunststoff Information (29.8.2023)
- zdf.de, taz (30.8.2023)
- e-mag.press (31.8.2023)
Das Recyclingmagazin berichtet in seiner aktuellen Ausgabe über die geplanten Neuregelungen der EU-Kommission für Altfahrzeuge. Wesentliche Änderungen seien die Einführung einer erweiterten Herstellerverantwortung sowie Recycling- und Einsatzquoten für Kunststoffe. Der TecPart Verband Technische Kunststoff-Produkte halte die geplanten Rezyklateinsatzquoten für zu ambitioniert und derzeit nicht erfüllbar, ist in Euwid zu lesen.
Der Vorschlag der EU-Kommission für die Verordnung konzentriere sich laut des Berichts im Recyclingmagazin auf drei Hauptaspekte, um den Übergang der Industrie zu einer Kreislaufwirtschaft zu unterstützen: Anforderungen an die Kreislaufwirtschaft bei der Typgenehmigung von Fahrzeugen, die Entsorgung von Altfahrzeugen und die Ausfuhr von Gebrauchtfahrzeugen. Er umfasse die Bereiche „zirkulär gestalten“, „Rezyklatanteil“, „bessere Behandlung“, „mehr sammeln“, „erweiterte Herstellerverantwortung“ und „mehr Fahrzeuge erfassen“. Hinsichtlich der Quoten sehe die geplante wie bereits die aktuell geltende Verordnung vor, dass alle Fahrzeuge, die in ihren Geltungsbereich fallen, ab 2030 zu mindestens 85 Prozent wiederverwendbar oder recyclingfähig und zu mindestens 95 Prozent wiederverwendbar oder verwertbar sein müssen. Doch wolle die Kommission dazu nun eine neue Methode zur Berechnung und Überprüfung der Wiederverwendbarkeit, Recyclingfähigkeit und Verwertbarkeit vorlegen. Fahrzeuge müssten zudem künftig so beschaffen sein, dass bestimmte Teile und Komponenten von zugelassenen Verwertungsbetrieben problemlos entnommen werden können, und drei Jahre nach Inkrafttreten der Verordnung müssten die Hersteller für jeden Fahrzeugtyp eine Recyclingstrategie entwickeln, ist im Recyclingmagazin weiter zu lesen. Darüber hinaus würden laut Verordnungsentwurf Fahrzeuge, die sieben Jahre nach Inkrafttreten der Verordnung in Verkehr gebracht werden, einen digitalen Produktpass oder Kreislauffahrzeugpass benötigen. Auch müssten die Mitgliedsstaaten dann ein Herstellerregister einrichten. Der Entwurf der EU-Kommission sehe zudem vor, dass bis 2030 die Kunststoffbauteile in Neufahrzeugen mindestens 25 Prozent Rezyklat enthalten müssen, wovon 25 Prozent Rezyklate aus Kunststoffprodukten sein sollen, die schon im Gebrauch waren, also Post-Consumer Rezyklate (PCR), ist einem Bericht von Euwid über die Analyse der geplanten Vorgaben durch den TecPart Verband Technische Kunststoff-Produkte zu entnehmen. Für Deutschland halte der Verband die geplanten Rezyklateinsatzquoten für derzeit nicht erreichbar, da das Potenzial für die Rezyklate hierzulande limitiert sei. Ein Großteil der außer Betrieb gesetzten Fahrzeuge (2022: 3,5 Millionen Stück) werde laut TecPart in andere Länder exportiert und nur rund zehn Prozent würden in Deutschland verwertet. Der Verband gehe davon aus, dass in jedem Neufahrzeug 400 Kilogramm Kunststoffe verbaut werden, schreibt Euwid. Davon wären derzeit rund 200 Kilogramm aus den Materialien PE, PP, PA und ABS. Die andere Hälfte der Produkte bestehe aus mehr als 100 Kunststofftypen. Auch entstehe aus rund 1,1 Millionen Tonnen von insgesamt 2,1 Millionen Tonnen der in E+E- und Fahrzeuganwendungen pro Jahr verarbeiteten, meist technischen Kunststoffe (wie PA, ABS, PBT, POM, PC) kein großer Abfallstrom nach ihrer Nutzung und zudem bestünden diese Altkunststoffe oft aus einem schwer zu recycelnden Materialmix. Die Forderung der neuen EU-Autoverordnung, mehr Rezyklat für Kunststoffbauteile in Neufahrzeugen einzusetzen, begrüße der Verband zwar, wird Tecpart-Geschäftsführer Michael Weigelt bei Euwid zitiert. Da die Rezyklateinsatzquoten aber auch für andere Branchen wie Verpackungen bis 2030 ansteigen und nach dem Entwurf der Kommission Post Industrial Rezyklate (PIR) aus der Produktion nicht mehr als „quotenfähiges“ Rezyklat zählen sollen, wäre eine drastische Steigerung der Kunststoffverwertung von Post-Consumer-Abfällen in Deutschland und Europa erforderlich. Für die im TecPart organisierten Kunststoffrecycler wären die laut der Verordnung verlangten Rezyklatmengen insbesondere bei Ausschluss von PIR daher nicht realistisch, so Weigelt.
Noch bis zum 26. Oktober können betroffene Kreise ihre Rückmeldungen zu dem Verordnungsentwurf auf der Webseite der EU-Kommission abgeben.
Quellen:
- Recyclingmagazin 8/2023
- Euwid Recycling und Entsorgung 35/2023 (29.8.2023)
- ec.europa.eu
21.07.2023 - 24.08.2023
Die Fachzeitschrift Maschinenmarkt berichtet über den erfolgreichen Abschluss der Arbeiten des Energieeffizienz- und Klimaschutznetzwerks im Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie (GKV), das seit der Gründung im Jahr 2020 pro Jahr 30.485 Megawattstunden oder umgerechnet 14.490 Tonnen CO2 eingespart habe.
Mit den Einsparungen der teilnehmenden 12 Unternehmen seien nach Angaben des GKV die zu Beginn der Netzwerkperiode gesetzten Ziele deutlich übererfüllt worden. Das Energieeffizienz- und Klimaschutznetzwerk im GKV gehöre nach Angaben im Maschinenmarkt zur Initiative Energieeffizienz- und Klimaschutznetzwerke, die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) sowie von 21 Verbänden und Organisationen der deutschen Wirtschaft getragen und von weiteren Kooperationspartnern unterstützt werde. Die im Netzwerk des GKV organisierten Fachexperten aus den Mitgliedsunternehmen nutzten regelmäßige Treffen zum Wissenstransfer zu Themen der Energieeffizienz, Klimaschutz und zur Verbesserung der Nachhaltigkeit der Unternehmen. Die erreichten deutlichen Steigerungen der Energieeffizienz und der Beitrag zum Klimaschutz zeigten eindrucksvoll die laufende Transformation der Industrie, wird Dr. Oliver Möllenstädt, Hauptgeschäftsführer des GKV, im Bericht des Fachmagazins zitiert.
Quelle:
- maschinenmarkt.de (23.8.2023)
In einer Reihe von Berichten der Tages- und Fachmedien wird das kontrovers diskutierte Thema aufgegriffen. So schreibt etwa die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) über den „Zankapfel chemisches Recycling“, und die Fachpresse berichtet über ein Eckpunktepapier von Vertretern aus Reihen der chemischen Recycler, Konsumgüterindustrie, Kunststofferzeuger sowie Entsorgungswirtschaft mit Vorschlägen, wie die Hindernisse für chemische Verfahren abgebaut werden könnten. Eine zentrale Forderung der Industrie, die in den Berichten sowie auch in Interviews wie etwa mit dem Hauptgeschäftsführer des Kunststofferzeugerverbands Plastics Europe Deutschland, Ingemar Bühler, genannt wird, betrifft die gesetzliche Anerkennung der Verfahren als Recyclingoption in deutschem wie auch im EU-Recht.
Hersteller warnten, ohne die passenden Vorgaben werde kein Unternehmen in die Technik investieren, ist in dem Bericht der FAZ zu lesen. Altkunststoffe in einem chemischen Prozess in ihre Bausteine zurückzuverwandeln und als Rohstoff wieder in den Produktionsprozess einzubringen, sei technisch in den allermeisten Fällen kein Problem, zitiert das Blatt den Vorsitzenden von Plastics Europe Deutschland, Dr. Ralf Düssel. Gefeilt werde nun in Brüssel und hierzulande an wesentlichen Details wie der Frage, wie die recycelten Grundchemikalien, die am Anfang der Wertschöpfungskette eingesetzt werden, auf die Endprodukte umgerechnet werden sollen. Für die Berechnung der Anteile chemisch recycelter Kunststoffe in Produkten fordere die Industrie eine „freie Anrechenbarkeit“, schreibt die FAZ. Nur wenn sie frei bestimmen könne, welchem Endprodukt welcher Recyclinganteil zugerechnet werde, sehe sich die Industrie in der Lage, die geforderten Quoten zu erreichen, argumentiere Düssel laut der FAZ. Ein weiterer Streitpunkt seien Importe von Altkunststoffen, die die EU absehbar für ein funktionierendes Kreislaufsystem einbeziehen müsse, damit der Wirtschaft die benötigten Rohstoffe zur Verfügung stehen. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) fordere deshalb, Grenzströme innerhalb der EU zuzulassen und den Import von Kunststoffmischabfällen „regulatorisch zu erleichtern“, berichtet die FAZ.
Vorschläge zu Bereichen, in denen der Gesetzgeber die Weichen für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft bei Kunststoffen stellen sollte, legten kürzlich auch die im Unternehmerforum chemisches Recycling (UFCR) organisierten Akteure der gesamten Wertschöpfungskette vor, berichtet die Fachpresse. Den Produktstatus für Erzeugnisse des chemischen Recyclings, die Einführung von Rezyklat-Einsatzquoten sowie die Anerkennung von Massenbilanzen identifizierten die Mitglieder des UFCR als drei der zentralen politischen Handlungsfelder. So würden verpflichtende Rezyklat-Einsatzquoten in Verpackungen und anderen Anwendungen nach Ansicht der Beteiligten die Transformation von fossilen hin zu zirkulären Rohstoffen beschleunigen, wobei ambitionierte Ziele der Rohstoffsubstitution sich nur erreichen ließen, wenn auch Sekundärrohstoffe aus dem chemischen Recycling wie etwa Pyrolyseöl berücksichtigt würden.
Dass das chemische Recycling werkstofflichen Recyclern den verwertbaren Abfall wegnehmen könnte, dem widerspricht Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer von Plastics Europe Deutschland, im Interview, das im Rahmen einer aktuellen Interview-Reihe des VDMA unter dem Motto „Let´s talk about Chemical Recycling“ erschienen ist und von der Fachpresse aufgegriffen wurde. Es werde immer deutlicher, dass die Kombination mechanischer und chemischer Verfahren notwendig sei, wenn man von den großen Abfallbergen herunterkommen und eine echte Kreislaufwirtschaft etablieren wolle, sagt Bühler in dem VDMA-Interview, das etwa in der K-Zeitung zu lesen ist. Der Energieaufwand sei beim chemischen Recycling viel höher als beim mechanischen Recycling, räumt Bühler ein. Doch anstatt nicht mehr nutzbare Polymere mit hohem Aufwand und unter Freisetzung von Kohlendioxid zur Energiegewinnung zu nutzen, wäre es aus Sicht der Industrie viel besser, diese Polymere chemisch zu recyceln und den Kohlenstoff weiter im Kreis zu führen. Das chemische Recycling, so Bühler, stehe also nicht in Konkurrenz zum mechanischen Recycling, sondern zur Verbrennung. Mit chemischen Recyclingverfahren könnten, betont Bühler, Abfallfraktionen verarbeitet werden, bei denen mechanische Recyclingverfahren an ihre Grenzen stoßen. Das sieht auch Michael Ludden, Geschäftsführer der Sutco Recycling GmbH, so, wie dieser in einem weiteren VDMA-Interview ausführt, das unter anderem im Recyclingportal zu lesen ist. Doch stehe zu befürchten, dass die chemischen Recycler jetzt auch Material verwendeten, welches die mechanischen Recycler sehr gut verarbeiten könnten. Angesichts der gesetzlich festgelegten fünfstufigen Abfallhierarchie müssten die Gleichstellung von mechanischem und chemischem Recycling ebenso wie eine „Kannibalisierung der Stoffströme“ durch entsprechende Regelungen unbedingt verhindert werden, so Ludden. Das chemische Recycling stecke zwar noch in den Kinderschuhen, habe aber ein Riesenpotenzial, sagt Jochen Schofer, Head of Sales der Business Unit Recycling bei dem Maschinenbauer Coperion GmbH in einem weiteren Branchen-Interview mit dem VDMA, das etwa im Recyclingmagazin nachzulesen ist. Der große Vorteil von chemischem Recycling gegenüber dem mechanischen sei, dass man damit alle Arten von Kunststoff recyceln könne und keine sortenreinen Stoffströme mehr brauche. So könnten mit chemischem Recycling auch Verbundstoffe recycelt werden. Voraussetzung sei aber, dass man einen großen Stoffstrom habe, denn nur dann könne das Verfahren wirtschaftlich betrieben werden.
Weitere Informationen: zum Download des Eckpunktepapiers des UFCR
Quellen:
- FAZ (23.7.2023)
- packagin-journal.de (27.7.2023)
- euwid-recycling.de (31.7.2023)
- recyclingportal.eu (9.8.2023)
- recyclingmagazin.de (16.8.2023)
- k-zeitung.de, plastverarbeiter.de (21.8.2023)
Die Süddeutsche Zeitung (SZ) berichtet über die Tragweite der geplanten Regelungen der EU-Verpackungsverordnung, mit der unter anderem neue Vorgaben für sämtliche Verpackungen eingeführt werden sollen. In Deutschland könnte der Kampf gegen Verpackungsmüll zunehmend auf kommunaler Ebene mit Einführung einer Verpackungssteuer geführt werden, wie aus Berichten der Tages- und Fachpresse hervorgeht. Demnach habe Leipzig in der Urteilsbegründung die Rechtmäßigkeit kommunaler Steuern auf Einwegverpackungen bestätigt.
Die geplante EU-Verpackungsverordnung enthalte erstmals Vorgaben für einen Mindestanteil an recyceltem Material in Verpackungen, gebe Anweisungen für die Recyclingfähigkeit, führe neue Kennzeichnungspflichten ein und beschränke die Gestaltung von Verpackungen, berichtet die SZ. So sollen etwa Verpackungen, die zu weniger als 70 Prozent recyclingfähig sind, von 2030 an verboten werden. Mit der geplanten Verpackungsverordnung gehe es aber nicht mehr nur um die Endverbraucher, wird Georg Schmidt, Fachreferent für Verpackungsgesetzgebung beim Grünen Punkt zitiert, sondern etwa auch um die riesigen Mengen an Transport- und Gewerbeverpackungen. Die Industrie sei angesichts der geplanten Regelungen alarmiert und beobachte die Entwicklung dieses Gesetzes mit wachsender Sorge. Auf die betroffenen Unternehmen in Deutschland komme, sollte das Gesetz wie geplant verabschiedet werden, ein wahnsinniger administrativer Aufwand zu, so Schmidt.
Unter anderem die Tagesschau berichtet über die Bestrebungen einzelner Städte, nach dem Vorbild Tübingens eine kommunale Steuer auf Einwegverpackungen einzuführen, durch die die Menge an Abfällen reduziert werden solle. Einwegverpackungen machten mehr als 40 Prozent des Straßenmülls aus, heißt es im Bericht der Tagesschau. Um die Müllmenge zu reduzieren, erwägten nun mehrere Städte wie zum Beispiel Bamberg, Nürnberg und München, eine Verpackungssteuer einzuführen, wie es sie seit Anfang 2022 in Tübingen gebe. Dass dies zulässig sei, habe im Mai das Bundesverwaltungsgericht entschieden und dazu nun die Urteilsbegründung veröffentlicht. Allerdings zeige das Beispiel Tübingen, dass sich die Menge des Mülls damit kaum reduzieren lasse, ist in einem Bericht der Welt zu lesen. So halte etwa Frank Kupferschmidt, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Ludwigsburger Hochschule für Öffentliche Verwaltung und Finanzen, die Lenkungswirkung der Steuer für nicht sonderlich hoch. Größere Verhaltensänderungen der Menschen bei Mitnahmeprodukten durch die Steuer seien nicht zu erwarten, wird Kupferschmidt im Bericht der Welt zitiert. In einer an der Uni Tübingen entstandenen Dissertation über die Verpackungssteuer sei etwa kein nennenswerter Rückgang an Einwegverpackungen in öffentlichen Tübinger Mülleimern festgestellt worden. Das Bewusstsein der Bürger für die Problematik des Verpackungsmülls und die Bevorzugung von Mehrwegverpackungen lasse sich aber laut der Dissertation durchaus steigern, so Kupferschmidt.
Quellen:
- Süddeutsche Zeitung (7.8.2023)
- recyclingportal.eu (11.8.2023)
- welt.de (16.8.2023)
- recyclingportal.eu (9.8.2023)
- tagesschau.de (23.8.2023)
14.07.2023 - 20.07.2023
Die Altfahrzeugverordnung, für die die EU-Kommission am 13. Juli einen Entwurf vorgelegt hat, soll die bisherige Altautorichtlinie der Europäischen Union ersetzen, berichten Fach- und Tagesmedien. Im Entwurf vorgesehen seien unter anderem eine Recyclingquote für Kunststoffe und eine Mindestrezyklatquote für Neuwagen. Industrieverbände bezweifelten, dass im Markt dafür ausreichend Rezyklate zur Verfügung stünden. Vor diesem Hintergrund fordere etwa der Verband der europäischen Kunststoffhersteller Plastics Europe einen politischen Rahmen, der Investitionen in chemisches Recycling als Ergänzung zu mechanischen Verfahren fördere.
Etwa 6 Millionen Autos erreichten laut Kommission jedes Jahr in der EU das Ende ihrer Lebensdauer, berichtet etwa der Spiegel. Doch ein Teil der wertvollen Materialien, die in ihnen enthalten seien, lande auf dem Müll, zitiert Euractiv aus dem Kommissionsentwurf. Eines der Hauptziele der geplanten Regelungen sei es, dafür zu sorgen, dass wichtige Rohstoffe wie Kunststoffe, Stahl und Aluminium im europäischen Produktionskreislauf verbleiben und so viel wie möglich dieser Materialien recycelt und wiederverwendet werden. Für Kunststoffe sei daher etwa vorgesehen, dass künftig mindestens 30 Prozent Polymere aus Altfahrzeugen recycelt werden müssen. Darüber hinaus schlage die Kommission vor, dass ein Viertel des in Neufahrzeugen verwendeten Kunststoffs Rezyklate sein sollen, die wiederum zu 25 Prozent aus Altfahrzeugen stammen sollten. Kritik an den geplanten Quoten für Kunststoffe komme etwa vom Verband der europäischen Automobilhersteller ACEA und vom Verband der europäischen Kunststoffhersteller Plastics Europe, ist bei Euractiv zu lesen. Beide Verbände bezweifelten, dass der Markt ausreichend Rezyklate zur Verfügung stellen könne. Auch handle es sich bei vielen der in der Automobilindustrie verwendeten Kunststoffe um Hochleistungsprodukte, die die höchste Qualität der verfügbaren Polymere erforderten und sehr schwer zu recyceln sein könnten, wird Virginia Janssens, Geschäftsführerin von Plastics Europe zitiert. Die von der Kommission vorgeschlagenen Ziele von 25 Prozent Recyclinganteil könnten aus Sicht des Verbands nur mit einer Kombination aus mechanischem und chemischem Recycling erreicht werden, so Janssens. Sie fordere die Kommission auf, der Recyclingindustrie „grünes Licht“ für Investitionen in chemische Verfahren zu geben. Nach Plänen der Kommission sollen einzelne Regelungen der Verordnung bereits zwischen 2025 und 2028 in Kraft treten, berichtet Euwid. Eine vollständige Umsetzung werde für 2032 angestrebt. Auf Basis des Kommissionentwurfs müssen nun Parlament und Rat ihre Positionen festlegen. Betroffene Kreise können noch bis zum 14. September 2023 ihre Stellungnahmen abgeben.
Weitere Informationen: zum Entwurf der Kommission, Dokumente, Fristen und Stellungnahmen
Quellen:
- recyclingmagazin.de (13.7.2023)
- spiegel.de, euractiv.de (14.7.2023)
- kunststoffe.de (17.7.2023)
- Euwid Recycling und Entsorgung 29/2023 (18.7.2023)
Das Recyclingmagazin hat im Interview mit der Gründerin und Koordinatorin des deutschen Netzwerks Allianz Zukunft Reifen (Azur), Christina Guth, über die Interessen der Mitglieder, die aktuelle Gesetzgebung und die Zukunft der Altreifenverwertung gesprochen.
Zu den Mitgliedern des Netzwerks Azur gehören Reifenhersteller, Runderneuerer, Granulierer und chemische Verwerter, erklärt Guth. Gemeinsam wolle man etwas gegen das schlechte Image der Branche tun, das auch dadurch entstanden sei, dass Reifen weiterhin illegal abgelagert würden, unsortiert oder ungeregelt ins Ausland gelangten und dort verbrannt würden. Azur setze sich dafür ein, dass die nachhaltigste Verwertung genutzt werde, und dass die in Europa verwendeten Reifen auch in Europa verwertet werden. Ein gemeinsames Interesse der Runderneuerer, Materialhersteller und chemischen Verwerter sei, dass sie alle Altreifen als Sekundärrohstoff brauchen. Auch die Neureifenindustrie habe laut Guth ein Interesse daran, dass die Reifen möglichst hochwertig verwertet werden. Die Reifenhersteller wollten mit Azur auch dafür sorgen, dass alle Reifen runderneuert werden können. Das sei bei Weitem noch nicht der Fall. Nur etwa 50 Prozent der Reifen seien runderneuerungsfähig. Um Reifen tatsächlich in einem Kreislauf zu führen, müssten aber auch die politischen Rahmenbedingungen passen. Dazu brauche es zunächst einmal zertifizierte Entsorger, die die Reifen sammeln, sortieren und an zertifizierte Unternehmen weitergeben, was auch den nicht gesetzeskonformen Export und die illegale Entsorgung in Deutschland besser unterbinden würde, führt Guth aus. In Deutschland dürfe jeder Reifen sammeln. So würden die guten Reifen auf dem Gebrauchtmarkt verkauft und die schlechten abgelagert. Das könne aus Sicht von Azur mit einer Zertifizierung der zur Sammlung berechtigten Betriebe gelöst werden. Außerdem solle auch der Bund mit gutem Beispiel vorangehen und in kommunalen Fahrzeugen wie zum Beispiel Müllwagen runderneuerte Reifen einsetzen. In den kommenden Jahren wolle das Netzwerk weiter an den Themen Recycling, Kreislaufwirtschaft und Cradle to Cradle arbeiten. Außerdem denke man darüber nach, sich europäischer aufzustellen und neue Wege zu finden, wie auch die Autofahrer mit den Themen erreicht werden können, etwa über Automobilclubs. Weitere Zukunftsthemen seien neue Modelle für die Kreislaufwirtschaft wie etwa Überlegungen, ob Reifen zukünftig nicht mehr mitgekauft werden, sondern Eigentum des Auto- oder des Reifenherstellers bleiben könnte.
Quelle:
- Recyclingmagazin 7/2023 (19.7.2023)
Das Handelsblatt berichtet unter Berufung auf Finanzkreise, dass der saudi-arabische staatliche Ölkonzern Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) sein Angebot für eine Übernahme des Leverkusener Kunststoffherstellers Covestro aufgestockt habe. Der österreichische Petrochemiekonzern OMV führe Gespräche mit Adnoc über eine mögliche Fusion der Polyolefin-Töchter Borealis und Borouge, wie auch aus Berichten der Fachpresse hervorgeht.
Für die Übernahme von Covestro biete Adnoc laut Insidern nun 11 Milliarden Euro, ist im Handelsblatt zu lesen. Beide Unternehmen hätten sich bisher dazu nicht äußern wollen. Übernahmegespräche mit Adnoc hätten die Leverkusener bisher abgelehnt. Die in Aussicht gestellte Erhöhung von 55 auf 60 Euro pro Aktie könnte der früheren Bayer-Tochter nach Einschätzung von Analysten aber noch nicht genügen. Adnoc, die sich unter anderem Zugang zu Zukunftstechnologien in der Chemie sichern wolle, prüfe grade auch mit der österreichischen OMV eine engere Zusammenarbeit ihrer Petrochemieunternehmen Borouge und Borealis. Adnoc und die Geschäftsleitung von OMV bestätigten Gespräche über eine mögliche Fusion der milliardenschweren Konzerne. Covestro könnte dann laut Branchenexperten Teil eines aus dieser Fusion hervorgehenden Unternehmens werden.
Quellen:
- handelsblatt.com, orf.at, derstandard.at (14.7.2023)
- Wiener Zeitung, chemietechnik.de, Kunststoff Information (17.7.2023)
- handelsblatt.com (18.7.2023)
- Kunststoff Information (20.7.2023)
07.07.2023 - 13.07.2023
In Zukunft sollen Verbraucher durch einen digitalen Produktpass bereits beim Kauf erkennen, wie nachhaltig ein Produkt ist. Dafür hat sich nun bei der Abstimmung über die in Arbeit befindliche Ökodesign-Verordnung der Union nach den EU-Mitgliedsstaaten jüngst auch das EU-Parlament ausgesprochen, berichten Tages- und Wochenmedien. Wie aus Berichten der Fachpresse hervorgeht, haben die Vorbereitungen für die Entwicklung von Normen und Standards für einen digitalen Produktpass in Deutschland bereits begonnen.
Der Vorschlag der EU-Kommission für eine neue Ökodesign-Verordnung, die einen zentralen Bestandteil des Green Deals der EU darstellt und auf der bereits bestehenden Ökodesign-Richtlinie aufbaut, habe dem EU-Parlament Mitte der Woche zur Beratung vorgelegen und sei mit überwiegender Mehrheit angenommen worden, schreibt etwa der Spiegel. Damit könnten nun die Verhandlungen zwischen Ländern und Parlament für eine endgültige Fassung des Gesetzes beginnen. Das Gesetzespaket sehe vor, die Nachhaltigkeit und Lebensdauer von Produkten in der EU zu verbessern, berichtet auch die Tagesschau. Nachhaltige Produkte sollten nach dem Willen der EU künftig zur Norm werden und Verbrauchern ebensolche Entscheidungen ermöglichen. Dazu dürfe die Lebensdauer eines Produkts nicht durch „Designmerkmale“ begrenzt werden. Softwareupdates, Ersatzteile und Zubehör müssten zukünftig „für einen angemessenen Zeitraum verfügbar sein“, zitiert die Tagesschau aus dem Gesetzentwurf. Das Parlament fordere zudem ein Verbot, unverkaufte Waren zu zerstören, was sich insbesondere gegen die „Fast Fashion“-Branche richte. Auch solle ein digitaler Produktpass (DPP) mit genauen und aktuellen Informationen zu Produkten die Transparenz erhöhen und Verbrauchern Auskunft über die Nachhaltigkeit geben.
Zur Konkretisierung und Umsetzung des aus Brüssel zukünftig vorgegebenen rechtlichen Rahmens für den DPP in Deutschland gründeten das Deutsche Institut für Normung e.V (DIN) und die Deutsche Kommission Elektrotechnik (DKE) einen Gemeinschaftsausschuss, berichtet das Recyclingmagazin. Ziel des Gremiums, dem Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft, öffentlicher Hand und Zivilgesellschaft angehörten, sei es, mit Normen und Standards die Realisierung des DPP zu unterstützen. Der Entwicklung harmonisierter Europäischer Normen für das System des DPP widmeten sich die europäischen Normungsorganisationen CEN und CENELEC, die dazu ein „Joint Technical Committee Digital Product Passport“ einrichten wollen. Der neue Gemeinschaftsausschuss von DIN und DKE werde die Arbeiten zum DPP und des Joint Technical Committees national spiegeln und die deutschen Interessen auf europäischer Ebene vertreten. Normen und Standards seien laut DIN und DKE für die Umsetzung des DPP zwingend erforderlich, ist im Recyclingmagazin zu lesen, eine Transparenz der Produktdaten sei auch für alle Akteure innerhalb der Wertschöpfungskette wichtig. Sie könnten grundlegend sein für Anwendungsfälle wie etwa einen Batteriepass oder für Elektrogeräte, Textilien, Möbel, Stahl, Zement und Chemikalien.
Quellen:
- tagesschau.de, zdf.de, spiegel.de, FAZ, recyclingmagazin.de (12.7.2023)
Der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) habe laut eines Berichts von Euwid keine Einwände gegen den Vorschlag von Kunststoffland NRW, eine separate Quote für das chemische Recycling von Kunststoffen aus LVP einzuführen, stelle aber einige Bedingungen. Eine Idee zum chemischen Recycling des Londoner Technologieunternehmens Itero stellt das Magazin Packaging Europe vor: die Einbeziehung ins Design for Recycling als ergänzende Technologie für einen geschlossenen Kunststoffkreislauf.
Der Verband Kunststoffland NRW hatte kürzlich in einem Positionspapier eine separate Quote für das chemische Recycling vorgeschlagen, die für den Zeitraum bis 2030 gelten solle. An seine Zustimmung zu diesem Vorschlag knüpfe der Entsorgerverband bvse laut Euwid mehrere Bedingungen: So fordere der Verband unter anderem einen engen Verwertungsbegriff für das chemische Recycling, damit nur diejenigen Anteile für die Quote angerechnet würden, die bei der Kunststoffsynthese zum Einsatz kommen. Dafür müsse es aus Sicht des bvse Bilanzen geben, die alle Schritte bei der Herstellung stoffgleicher Verpackungen in der Endanwendung berücksichtigen. Auch müsste der Zugriff der mechanischen Recycler auf LVP-Kunststoffe aus den dualen Systemen gesichert sein, so der bvse. Für das chemische Recycling schlage der bvse eine Verwertungsquote von rund zehn Prozent vor, in die dann nur die Behandlung von Kunststoffabfällen, die aus dualen Systemen stammen, eingerechnet werden dürfe.
Die Einbeziehung des chemischen Recyclings in Richtlinien und Rahmenbedingungen, die sich bislang nur auf die Optimierung des Designs von Produkten und Verpackungen für herkömmliche Recyclingverfahren beziehe, könne die Kreislauffähigkeit von Kunststoffen langfristig erheblich verbessern. Das schreibt Dr. Abi Mountain, Leiterin der Abteilung Produkte und Partnerschaften des Technologieanbieters Itero Technologies, im Rahmen eines Kommentars in Packaging Europe. Trotz der existierenden Designrichtlinien, die auf Monomaterialien und minimale Zusatzstoffe drängten, enthielten viele Kunststoffe und Verpackungsdesigns oft mehrere Zusatzstoffe und/oder Schichten oder auch verschiedene, miteinander vermischte Polymertypen, um das Produkt zu schützen. Vor allem für solche Kunststoffverpackungen biete das chemische Recycling eine Alternative, mit der Kunststoffe von der Deponie, der Verbrennung und der Umwelt ferngehalten und wertvolle Ressourcen zurückgewonnen werden könnten, so Mountain. Durch die Einbeziehung des chemischen Recyclings in die Kreislaufwirtschaft könne die Ausbeute und Qualität von Kreislaufprodukten erhöht werden. Chemische Recycler könnten den Designern Feedback zur Recyclingfähigkeit ihrer Produkte durch verschiedene chemische Recyclingtechnologien geben. So könnten diese fundiertere Entscheidungen über Materialauswahl und Produktdesign treffen. Dazu hält Mountain einen ganzheitlichen Ansatz für notwendig, bei dem von Verbrauchern ausgehend der Prozess geändert werden müsse, um die Kreislauffähigkeit von Kunststoffen zu maximieren. Klar sein müsse, was recycelbar ist. Sammlungen sollten alle Abfallströme aufnehmen, die werkstofflich und chemisch recycelt werden können, und die Sortierung der Abfälle solle angepasst werden, um sowohl die Ausbeute des mechanischen Recyclings als auch die Reststoffe für das chemische Recycling zu maximieren, fordert Mountain.
Quellen:
- Euwid Recycling und Entsorgung 28/2023, packagingeurope.com (11.7.2023)
Die Tagesschau berichtet über die Probleme des Eifeler Sprudelherstellers Gerolsteiner Brunnen, an Rezyklate für seine PET-Getränkeflaschen zu kommen. Laut aktuellen Marktberichten des Fachdienstes Euwid dagegen sinkt hierzulande die Nachfrage nach Kunststoffrezyklaten bei allen Materialien inklusive PET weiter. Und nun warne auch der französische Verband der Recyclingindustrie Federec vor dem Einbruch der Nachfrage nach recycelten Kunststoffen.
Im Jahr 2022 habe Gerolsteiner noch bis zu 75 Prozent Rezyklat in seinen Flaschen eingesetzt, berichtet die Tagesschau. Seit Anfang des Jahres 2023 seien es aber nur noch 30 Prozent, weil das Unternehmen nicht genügend Material am Markt habe einkaufen können, wird Thomas Hens, Verpackungsexperte bei Gerolsteiner, zitiert. Gerade sauberes und sortenreines PET sei ein umkämpfter Rohstoff geworden, sage Benedikt Kauertz vom Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg. Die Nachfrage wachse schneller als das Angebot, denn auch Kleidung und Taschen aus recyceltem Kunststoff würden immer beliebter, berichtet die Tagesschau weiter. Getränkehersteller forderten daher einen Erstzugriff auf ihre PET-Flaschen.
Laut Berichten des Fachdienstes Euwid sei die Nachfrage nach PET-Flakes bei den deutschen Recyclern allerdings extrem gering und setze den Recyclingmarkt bei großem Angebot schwer unter Druck. Die meisten PET-Flaschenrecycler in Deutschland nähmen gebrauchte Pfandflaschen nur noch ab, wenn sie durch Verträge dazu verpflichtet seien. Die Nachfrage nach Altkunststoffen insgesamt sei im Juni weiter eingebrochen, ist bei Euwid an anderer Stelle zu lesen. Wichtige Abnehmer der Rezyklate wie die Bauindustrie kämpften selbst mit erheblichen Nachfragerückgängen. Rezession, Inflation und hohe Zinsen schwächten die Binnenkonjunktur. Auch in Frankreich warne der Verband Federec vor dem Einbruch der Nachfrage nach Rezyklaten und schätze auch die Aussichten für den Markt in der zweiten Jahreshälfte als düster ein, geht aus einem weiteren Bericht von Euwid hervor. Der Verband führe die Entwicklung jedoch zum Teil darauf zurück, dass die Hersteller von Produkten zunehmend billigere Primärkunststoffe bevorzugten, insbesondere bei Verpackungsanwendungen.
Quellen:
- tagesschau.de, swr.de, mehrere Berichte in Euwid Recycling und Entsorgung 28/2023 (11.7.2023)
30.06.2023 - 06.07.2023
Medienberichten zufolge geht der Entwurf von Umweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) vorerst nicht in die Verbändeanhörung, da die FDP-Bundestagsfraktion Einspruch gegen das Gesetz eingelegt habe. Kritik am Entwurf des Bundesumweltministeriums kommt nach Berichten in Tages- und Fachmedien nicht nur vom Koalitionspartner, sondern auch aus Handel und Industrie.
Die FDP kritisiere vor allem die im Gesetz vorgesehene Mehrwegpflicht, schreibt etwa das Online-Nachrichtenportal Presse Augsburg. Händler in Supermärkten und Discountern müssten dann ab 2025 für Wasser, Bier, Saft oder Milch jeweils mindestens ein Mehrwegprodukt anbieten. Das widerspreche dem Koalitionsvertrag, so die Liberalen, die auf die Vereinbarung verwiesen, das chemische Recycling als gleichwertige Möglichkeit des Verpackungsrecyclings zuzulassen. Hier müsse das Umweltministerium aktiv werden, wird die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Carina Konrad zitiert. Nach Lemkes Plänen soll auch die Mehrwegpflicht für Speisen und Getränke zum Mitnehmen verschärft werden, berichtet der WDR. Dazu gehöre etwa eine generelle Rücknahmepflicht für alle Mehrwegflaschen und -kästen für Letztvertreiber ab einer bestimmten Größe. Vor allem Handel und Industrie kritisierten, dass Supermärkte und Discounter künftig Mehrwegflaschen und -kästen auch dann annehmen müssten, wenn sie die entsprechenden Produkte gar nicht selbst führen, schreibt der Plastverarbeiter. Laut Handelsverband HDE erfordere die geplante Regelung umfangreiche Umbauarbeiten in den Filialen und teilweise den Aufbau einer komplett neuen Logistik, heißt es auch im Packreport. Weitere Kritik komme vom Discounter Lidl, dem Deutschen Brauer-Bund (DBB), der Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke sowie dem Verband der Fruchtsaftindustrie (VdF).
Die Hersteller von Kunststoffverpackungen sähen den Vorschlag des Umweltministeriums zwiespältig, berichtet Euwid. So begrüße die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen zwar die geplante Ausweitung der Mehrwegangebotspflicht für Speisen und Getränke zum Mitnehmen auf alle Materialien, kritisiere aber, dass der Mehrwegangebotspflicht für Getränkeverpackungen keine aktuelle Ökobilanz zugrunde liege. Mehrweg sei nicht automatisch ökologisch vorteilhaft. Das vor 20 Jahren bundesweit eingeführte Pfandsystem für Einweggetränkeflaschen erreiche heute Recyclingquoten von über 97 Prozent. Statt einer pauschalen Mehrwegförderung hätte es der Verband für zielführender gehalten, die ökologische Weiterentwicklung von Einweg- und Mehrweggebinden zu fördern, wird IK-Geschäftsführerin und Kreislaufwirtschaftsexpertin Isabell Schmidt in dem Bericht von Euwid zitiert. Positiv und als entscheidenden Schritt in Richtung einer effizienten Kreislaufwirtschaft für Verpackungen werte die IK, dass in einem zweiten Schritt noch in dieser Legislaturperiode die Ausgestaltung der Lizenzentgelte, die Verpackungshersteller an die dualen Systeme zahlen, reformiert werden solle, um die Recyclingfähigkeit von Verpackungen zu fördern. Ebenfalls noch nicht in der aktuellen Novelle vorgesehen, aber in Vorbereitung sei die Aufnahme chemischer Verfahren für das Recycling von Kunststoffverpackungen in das Verpackungsgesetz, ist in dem Bericht von Euwid zu lesen. Auch der BDE-Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft habe mit Kritik auf den Referentenentwurf reagiert und mahne insbesondere die ökologische Ausgestaltung der Verpackungsentgelte in Paragraf 21 des Verpackungsgesetzes an, berichtet etwa das Recyclingportal.
Quellen:
- recyclingportal.de, packreport.de, recyclingmagazin.de (30.6.2023)
- presse-augsburg.de, wdr.de, recyclingportal.de (3.7.2023)
- mehrere Berichte in Euwid Recycling und Entsorgung 27/2023 (4.7.2023)
- packreport.de (5.7.2023)
Die Studie „Chemie im Wandel“ des Thinktanks Agora Energiewende, über die das Handelsblatt berichtet, komme zu dem Ergebnis, dass die Chemieindustrie auf dem Weg zur Klimaneutralität stärker als bisher auf Recycling und den Einsatz erneuerbarer Rohstoffe setzen müsse.
Für die chemische Industrie werde neben der Elektrifizierung auch der Einsatz von erneuerbarem Wasserstoff eine wichtige Rolle spielen, zitiert das Handelsblatt Frank Peter, Direktor Industrie bei Agora Energiewende. Doch das allein werde für den Umbau der Industrie nicht ausreichen, heißt es in der Studie der Denkfabrik Agora Energiewende. Nötig seien auch erneuerbare Rohstoffe und eine deutlich verbesserte Kreislaufführung von Produkten. Um klimaneutral wirtschaften zu können, benötige die chemische Industrie nach eigenen Angaben künftig elf Mal so viel Strom wie heute, insgesamt mehr als 600 Terawattstunden pro Jahr, und der Strom sollte möglichst zu 100 Prozent aus Ökoquellen stammen. Da auch andere Branchen wie die Stahlindustrie einen hohen Bedarf an Ökostrom und Wasserstoff angemeldet hätten, würden Alternativen aus Rohstoffquellen wie Biomasse oder Abfällen immer wichtiger. Die Autoren der Studie forderten daher die Politik auf, den Umbau der chemischen Industrie durch geeignete Regelungen voranzutreiben. Die Bundesregierung müsse zügig einen Ordnungsrahmen schaffen, der Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft stärkt. Die Themen nachwachsende Rohstoffe und Kreislaufwirtschaft habe sie bisher nicht ausreichend adressiert, so die Studie. Zwar sei klar, dass es zusätzlicher Regelungen bedürfe, um beispielsweise Kunststoffabfälle besser als bisher als Ressource zu nutzen und erneuerbare Rohstoffquellen zu erschließen. Konkrete Instrumente müssten aber noch ausgearbeitet werden.
Weitere Information: zum Download der Studie „Chemie im Wandel“
Quellen:
- agora-energiewende.de (3.7.2023)
- handelsblatt.com (4.7.2023)
Über ein mögliches neues „Schwergewicht“ in der Chemiebranche berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ): Durch eine Fusion des österreichischen Kunststoffspezialisten Borealis mit dem Anbieter von Polyolefin-Lösungen Borouge, einem Joint Venture von Borealis und dem staatlichen Energiekonzern der Vereinigten Arabischen Emirate Adnoc, könne ein Chemie- und Kunststoffkonzern mit einem Marktwert von mehr als 30 Milliarden US-Dollar (27,5 Milliarden Euro) entstehen.
Der arabische Mineralölkonzern Abu Dhabi National Oil Co (Adnoc), dessen Übernahmeangebot der Leverkusener Kunststoffhersteller Covestro kürzlich abgelehnt habe, erwäge nun ein Zusammengehen der Tochtergesellschaft Borouge (Abu Dhabi) mit Borealis (Wien). Dessen Hauptgesellschafter ist wiederum der Wiener Rohstoffkonzern OMV. Gegenstand der Gespräche sei aktuell, ob Abu Dhabi und OMV jeweils den gleichen Anteil an der fusionierten Gesellschaft haben sollen. Über die Pläne habe die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet, heißt es in der FAZ. Sowohl Adnoc als auch OMV hätten sich zu den Gerüchten nicht geäußert. Am Ende scheine es doch auf eine Übernahme von Covestro hinauszulaufen, zitiert die FAZ den Fondsmanager Roland Neuwirth von Advisory Invest. Der Experte halte es für wahrscheinlich, dass sich die Araber mit der OMV zusammentun, um gemeinsam Covestro zu kaufen, die ihrerseits Gesprächsbereitschaft bei einem besseren Angebot signalisiert habe. Das würde dann auf eine deutsche Unternehmenskultur hinauslaufen, gibt die FAZ die Einschätzung des Analysten wieder.
Quelle:
- FAZ (6.7.2023)
16.06.2023 - 29.06.2023
Der Fachdienst Euwid berichtet über einen neuen Kompromisstext zur geplanten EU-Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfall (PPWR), den Schweden vorgelegt habe. Dieser sehe unter anderem abgeänderte Definitionen für Erzeuger und Hersteller von Verpackungen vor. Im Interview mit dem Packaging Journal erläutert Dr. Wolfgang Trunk, politischer Referent bei der EU-Kommission in Brüssel und Teamleiter im Referat der Generaldirektion Umwelt, wie die Industrie durch die von der Kommission geplanten Regelungen ermutigt werden solle, die Wiederverwertbarkeit von Verpackungen weiter zu erhöhen.
Schweden schlage in einem Kompromisstext zur geplanten PPWR, der Ende Juni in der Umwelt-Arbeitsgruppe des Rats diskutiert worden sei, abgeänderte Definitionen für Erzeuger und Hersteller von Verpackungen vor, um diese Begriffe besser voneinander abzugrenzen. So sollten etwa Unternehmen, die Serviceverpackungen oder Mehrwegverpackungen befüllen, laut Vorschlag von der Definition des Herstellers ausgenommen werden. Mit Blick auf die geplanten Rezyklat-Mindestgehalte habe Schweden darüber hinaus Änderungen vorgeschlagen, die Erzeugern mehr Flexibilität bei der Erreichung der Ziele ermöglichen sollen. Weitere Änderungen in dem Kompromissvorschlag bezögen sich auf die Kriterien für das „großmaßstäbliche Recycling“ von Verpackungen. So werde etwa eine Übergangsfrist von zehn Jahren vorgeschlagen für den Fall, dass es nachweislich funktionierende Sortier- und Recyclingverfahren gebe, die aber noch nicht in großem Umfang in der EU umgesetzt seien. Weitere Änderungsvorschläge beträfen Bestimmungen über biobasiertes Material und kompostierbare Verpackungen sowie bedenkliche Stoffe.
Im Interview mit dem Packaging Journal betonte EU-Referent Dr. Wolfgang Trunk die Notwendigkeit einer Harmonisierung der Regelungen in der Union und zeigte sich überzeugt, dass eine europäische Verpackungsverordnung große wirtschaftliche Vorteile bringen werde. Ein wichtiger Bestandteil des Verordnungsentwurfs der Kommission sei es, die Ebene der Mitgliedsstaaten zu überwinden und auf die Produktebene zu gehen. Das verändere die Spielregeln, da man nun mit den Anforderungen direkt an die Wirtschaftsakteure herantrete. Kunststoffabfälle einem hochwertigen Recycling zuzuführen, sei einer der wichtigsten Punkte des Vorschlags. Wesentlich seien aber auch Anreize für recyclinggerechtes Verpackungsdesign in Verbindung mit Regelungen der erweiterten Herstellerverantwortung sowie ein EU-weit harmonisiertes Kennzeichnungssystem für Verpackungen, wodurch die richtige Sortierung in den Haushalten und somit die Recyclingströme effizienter, die Qualität des Rezyklats besser und die benötigten Mengen an recyceltem Material erreichbar werden könnten.
Quellen:
- Euwid Recycling und Entsorgung 26/2023 (27.6.2023)
- packaging-journal.de (21.6.2023)
Ein Positionspapier des nordrhein-westfälischen Verbands der Kunststoffindustrie Kunststoffland NRW vereine die bislang konträren Auffassungen von Vertretern des chemischen sowie des mechanischen Recyclings zu diesem Thema, berichtet die Fachpresse. Darin werde vorgeschlagen, die laut Verpackungsgesetz bestehende Quote für das werkstoffliche Recycling von Verpackungsabfällen bis zum Jahr 2030 fortzuschreiben und für das chemische Recycling für diesen Zeitraum eine separate Quote auszuweisen.
Die Methoden des chemischen Recyclings von Kunststoffabfällen seien geeignet, die bisherigen Methoden des mechanischen Recyclings sinnvoll zu ergänzen, ist zum Beispiel in einem Online-Bericht bei Plastverarbeiter über die Positionen von Kunststoffland NRW zu lesen. Insbesondere verunreinigte und gemischte Kunststoffe, die sich nicht mechanisch recyceln lassen und bisher thermisch verwertet werden, ließen sich so in den Kreislauf zurückführen. Kunststoffland NRW setze sich dafür ein, dass in Deutschland und vor allem Nordrhein-Westfalen in Technologien des chemischen Recyclings investiert werde, und plädiere dafür, nicht länger das Für und Wider von mechanischem versus chemisches Recycling zu diskutieren. Um Befürchtungen im Hinblick auf Verpackungsabfälle, wonach das chemische Recycling das mechanische Recycling beeinträchtigen könnte, vorzubeugen, schlage der Verband vor, die im VerpackG geregelte Quote für das werkstoffliche Recycling von Verpackungsabfällen bis zum Jahr 2030 fortzuschreiben und darüber hinaus eine separate Quote für das chemische Recycling für diesen Zeitraum auszuweisen. Danach könne die separate Quote wegfallen und die Recyclingquote für Kunststoffverpackungsabfälle durch Anrechnung der von beiden Recyclingarten erbrachten Mengen auf die gleiche Quote erfüllt werden.
Weitere Information: zum Positionspapier von kunststoffland NRW
Quellen:
- plastverarbeiter.de, recyclingmagazin.de (26.6.2023)
- k-zeitung.de (27.6.2023)
Tages- und Fachmedien berichten über eine Studie der GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung und des Ifeu-Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH, laut der Verbrauch und die Treibhausgasemissionen durch Verpackungen in Deutschland stark zurückgehen könnten. Weltweit wachse dagegen der Verbrauch von Verpackungen und insbesondere von Kunststoffverpackungen, ist in einem Bericht von Euwid über eine Studie der ING-Bank Amsterdam zu lesen.
Der Verpackungsverbrauch habe in Deutschland seinen Höhepunkt 2021 erreicht und werde in Zukunft kontinuierlich sinken, ist das Ergebnis der Studie mit dem Titel „Der Beitrag kreislauffähiger Verpackungen zum Klimaneutralitätsziel 2045“, über die etwa das Recyclingportal berichtet. Steigen würden dagegen die Recyclingquoten wie auch der Einsatz von Rezyklat. Die Studie, die im Auftrag von acht Branchenverbänden – darunter die Arbeitsgemeinschaft Verpackung + Umwelt e.V. (AGVU), das Deutsche Verpackungsinstituts e. V. (dvi) und die IK-Industrievereinigung Kunststoffverpackungen – erstellt worden sei, habe untersucht, welchen Beitrag kreislauffähige Verpackungen mit Blick auf das deutsche Klimaneutralitätsziel 2045 über alle Materialien hinweg leisten können. Darüber hinaus prognostiziere sie die Entwicklung relevanter Faktoren wie Recyclingquoten, Rezyklateinsatz, Verpackungsoptimierung und Verpackungsaufkommen. Lebenswegabschnitte wie Rohstoffproduktion, Packmittelproduktion, Distribution sowie Entsorgung und Verwertung seien darin für die durchschnittlichen deutschen Verhältnisse bilanziert worden. Die Studie berücksichtige bereits beschlossene staatliche oder europäische Lenkungseingriffe, jedoch nicht geplante oder erwartete Regulierungen wie beispielsweise die neue Europäische Verpackungsverordnung (PPWR - Packaging and Packaging Waste Regulation). Im Ergebnis zeige die Untersuchung, dass die mit dem deutschen Verpackungsaufkommen verbundenen Treibhausgasemissionen bis 2045 um 94 Prozent gesenkt werden könnten. Bis 2030 könnten die Emissionen im Vergleich zum Referenzjahr 2021 der Studie zufolge bereits um 46 Prozent schrumpfen, ist auch in einem Bericht des Merkur zu lesen. Erreichen ließen sich die Einsparungen zu über 50 Prozent durch eine Klima- und Energiewende, beispielsweise durch eine energiesparende Produktion. Ein großer Teil könne auch durch die Art der Verpackungen und die Kreislaufwirtschaft eingespart werden. Beispiele dafür seien leichtere Verpackungen oder ein vermehrter Einsatz von recyceltem Kunststoff.
Weltweit werde der Verpackungsverbrauch laut einer Studie der ING-Bank allerdings zu- und nicht abnehmen, berichtet Euwid in der Ausgabe vom 20. Juni 2023. Die stärksten Zuwächse werde es der Analyse zufolge in Afrika, Asien und Lateinamerika geben, der Verpackungsverbrauch pro Kopf steige aber auch in Europa, den USA und Australien. Das Aufkommen an Verpackungsabfall werde europaweit bis zum Jahr 2030 – verglichen mit dem Basisjahr 2018 – aufgrund von verändertem Konsumverhalten (mehr Convenience-Produkte, To-Go-Konsum, Lieferdienste) und des demografischen Wandels hin zu kleineren Haushalten um 20 Prozent steigen. In der EU nehme der Verpackungsabfall vor allem wegen papier- und kunststoffbasierter Verpackungen zu. Laut diesen Berechnungen könnten Papier-/Kartonverpackungen pro Kopf bis 2040 von 71,3 kg auf 98,9 kg ansteigen. Bei Kunststoffverpackungen werde sich das Pro-Kopf-Abfallaufkommen laut Studie im gleichen Zeitraum mit einem Anstieg auf 62 kg nahezu verdoppeln (2018: 33,2 kg).
Quellen:
- recyclingportal.de (16.6.2023)
- merkur.de (26.6.2023)
- Euwid Recycling und Entsorgung 26/2023 (27.6.2023)
- Euwid Recycling und Entsorgung 25/2023 (20.6.2023)
02.06.2023 - 15.06.2023
Tages-, Wochen- und Fachmedien berichten über einen Frühwarnbericht der EU-Kommission, wonach Deutschland zusammen mit Österreich, Belgien, Dänemark, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, Slowenien und Tschechien auf gutem Wege sei, die Zielvorgaben für 2025 sowohl für Siedlungs- als auch Verpackungsabfälle zu erreichen. Nur das materialspezifische Recyclingziel für Kunststoffverpackungen (50 Prozent bis 2025) habe Deutschland im Jahr 2020 mit 46,2 Prozent noch nicht ganz erreicht, ist zum Beispiel in der Wirtschaftswoche zu lesen. Lob aus Brüssel gebe es vor allem für das deutsche Pfandsystem, berichtet auch Euwid.
Die EU-weiten Recyclingziele für die Jahre 2025, 2030 und 2035 zur Reduzierung von Abfällen und dessen Wiederverwertung stellten für Brüssel wesentliche Grundpfeiler der europäischen Bemühungen zum Aufbau einer Kreislaufwirtschaft dar, ist in den Medienberichten zu lesen. Zu den Vorgaben zähle unter anderem, dass ab dem Jahr 2025 mindestens 55 Prozent der Siedlungsabfälle recycelt und für die Wiederverwendung vorbereitet werden. Von der gesamten Menge an Verpackungsmüll müssen dann 65 Prozent recycelt und ab dem Jahr 2035 maximal noch zehn Prozent deponiert werden. Im Unterschied zu zahlreichen anderen EU-Staaten sei Deutschland laut des Frühwarnberichts der EU auf dem besten Weg, die Ziele zu erreichen. Im Jahr 2020 habe Deutschland 67 Prozent der Siedlungsabfälle sowie 68,1 Prozent der Verpackungsabfälle recycelt und damit die Ziele schon übertroffen. Die Deponierungsquote von Siedlungsabfällen habe hierzulande laut Bericht 2020 bei unter einem Prozent gelegen. Gleichwohl habe die EU-Kommission auch einige Verbesserungsvorschläge gemacht. So könnten Steuern auf die Abfallverbrennung laut Kommission als zusätzlicher Anreiz dienen, dem Recycling mehr Abfall zuzuführen. Ins Spiel bringe die Kommission darüber hinaus ein verursacherbezogenes deutschlandweites Abfallgebührensystem für Restmüll. Für Verpackungsabfälle habe Brüssel Deutschland die Erhebung von „Verpackungsgebühren“ vorgeschlagen, ist in einem Bericht von Euwid über die Stellungnahme des BDE-Bundesverbands der deutschen Entsorgungsbranche zur Analyse der Kommission zu lesen. Der Verband unterstütze unter anderem die Kommission bei ihrer Forderung, die getrennte Sammlung von Abfällen zu verbessern. Diese sei Grundvoraussetzung für das Recycling, wird der BDE zitiert. Kritisch sehe der Verband allerdings die Deponierungsquoten mancher Länder, die laut Bericht der Kommission im Jahr 2020 noch bis zu 70 Prozent und mehr betragen hätten. Im Schnitt landeten in der EU noch 23 Prozent der Siedlungsabfälle auf Deponien, berichtet Euwid an anderer Stelle. Insgesamt zeige der Bericht laut Kommission auf, dass es in der EU bei der Qualität der Abfallbewirtschaftung erhebliche Unterschiede gebe und einige Länder noch viel tun müssten, um die EU-rechtlichen Zielvorgaben zu erreichen. Die Kommission habe länderspezifische Empfehlungen präsentiert für die 18 Mitgliedstaaten, die Gefahr liefen, die Recyclingziele für 2025 nicht zu erreichen. Diese Empfehlungen umfassten ein breites Spektrum an Maßnahmen wie unter anderem die Verringerung der Menge nicht recyclingfähiger Abfälle, die Steigerung der Wiederverwendung und die Förderung der getrennten Sammlung. Die Kommission habe darüber hinaus zugesagt, die Mitgliedstaaten weiterhin bei der Umsetzung des EU-Abfallrechts zu unterstützen, indem sie EU-Mittel und technische Hilfe bereitstelle.
Quellen:
- spiegel.de, wiwo.de, handelsblatt.de, süddeutsche.de, merkur.de, ntv.de (8.6.2023)
- euractiv.de, recycling-magazin.de (9.6.2023)
- Euwid Recycling und Entsorgung 24/2023 (13.6.2023)
Im Nachrichtenmagazin Focus schreibt Gastautor Thomas Müller-Kirschbaum, stellvertretender Vorsitzender des „Sustainability Councils“ beim Konsumgüterhersteller Henkel, über die Krise des Werkstoffs Kunststoff, das Kunststoff-Bashing und warum eine nachhaltige Wirtschaft aus seiner Sicht Verpackungen braucht.
Ohne Verpackung gehe es nicht, und zu den Vorteilen von Kunststoff zähle, dass sie das verpackte Produkt vor äußeren Einflüssen schützten, für eine effiziente Logistik sorgten, Platz für Verbraucherinformationen böten und die Dosierung und Lagerung des Produkts unterstützten. Die Forderung nach wiederbefüllbaren Verpackungen und Nachfüll- beziehungsweise Pfandsystemen im Handel halte er zwar für nachvollziehbar, weil so theoretisch weniger Verpackungen hergestellt würden. Doch sei dies weder ökologisch noch hygienisch noch ökonomisch sinnvoll. So führe etwa ein Pfandsystem zum Beispiel für Flaschen mit Flüssigwaschmitteln durch seinen logistischen Aufwand derzeit zu einem größeren Umweltfußabdruck als das in Deutschland gut funktionierende Kunststoffrecycling. Denn Flaschen müssten gesammelt, gelagert, zurück an den Hersteller geliefert und gereinigt werden. Zwar müsse Ziel sein, die Menge an Verpackungsmaterial im gesamten Produktlebenszyklus zu reduzieren, aber ohne die Qualität, Leistung oder Sicherheit des Produkts zu beeinträchtigen. Auch bei Henkel müssten noch mehr Verpackungen entwickelt und eingesetzt werden, die recyceltes Material beinhalten und einfacher wiederzuverwerten seien. Derzeit sei es für das Unternehmen jedoch noch nicht machbar, sämtliche Verpackungen aus 100 Prozent Rezyklat herzustellen, auch weil es an deren Menge und Qualität mangele. Ansatzpunkte sehe der Forschungsleiter für Wasch- und Reinigungsmittel in der Verwendung von Monomaterial-Kunststoffen, die gut zu recyceln seien. Auch der Austausch mit Verpackungsherstellern und anderen Partnern entlang der Wertschöpfungskette sei wichtig, erklärt Müller-Kirschbaum. Durch eine Kreislaufwirtschaft ließe sich mehr erreichen als durch den Verzicht auf Verpackungen. Dafür müssten aber noch mehr Hersteller ihre Verpackungen recyclingfähiger machen. Und auch mit Rezyklatanbietern müsse man enger zusammenarbeiten, betont Müller-Kirschbaum. Nur gemeinsam sei es zu schaffen, Ressourcen zu schonen und Verpackungsmüll auf Dauer zu minimieren.
Quelle:
- focus.de (7.6.2023)
Laut Medienberichten solle das Forschungsprojekt „PlasticObs+“ unter Einsatz künstlicher Intelligenz ein genaueres Bild vom „Ist-Zustands der Müllsituation“ und eine wissenschaftliche Grundlage über Art, Menge und Größe des Abfalls in den Ozeanen liefern. Das Deutsche Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz (DFKI) entwickle für das Projekt verschiedene KI-Systeme, die angebracht an Überwachungsflugzeugen unter anderem Plastikmüll während eines Gewässer-Überflugs erkennen sollen.
Langfristiges Ziel sei, Überwachungsflugzeuge, die bereits weltweit im Einsatz seien, mit der KI-gestützten Sensorik auszustatten, ist etwa in einem Bericht von Geo zu lesen. Damit könne erstmals eine kontinuierliche und umfassende Bestandsaufnahme der maritimen Verunreinigungen mit Kunststoffabfällen erfolgen, wird DFKI-Projektleiter Christoph Tholen zitiert. Erste Testflüge seien den Angaben zufolge zufriedenstellend verlaufen. Auf der ostfriesischen Insel Spiekeroog seien dazu zwei Versuchsfelder mit Kunststoffabfällen angelegt. Ein Forschungsflugzeug der Jade Hochschule in Wilhelmshaven sei für die Testflüge mit zwei der KI-Sensoren ausgestattet worden: einer zur Aufnahme von Übersichtsbildern unter der Nase des Fliegers und ein zweiter am Rumpf des Fliegers, der für die Erkennung von Kunststoffabfällen im Übersichtsbild zum Einsatz komme und dann Detailaufnahmen mache. Die Genauigkeit der KI sei gemessen worden und habe 93,3 Prozent betragen. Laut Projektleiter Tholen könnten die KI-Systeme abgesehen von der Dokumentation künftig auch bei Gegenmaßnahmen helfen. So könnten etwa Säuberungsaktionen genau geplant werden, da das System eine Identifizierung von besonders belasteten Gebieten ermögliche, wird Tholen auch in einem Bericht der Welt zitiert. Zu den Projektpartnern zähle auch das Aachener Unternehmen Everwave, das mit schwimmenden Plattformen in Flüssen Müll einsammle.
Quellen:
- süddeutsche.de, faz.net, geo.de, zdf.de, welt.de, berliner morgenpost (7.6.2023)
- fr.de, Euwid Recycling und Entsorgung 24/2023 (13.6.2023)
26.05.2023 - 02.06.2023
In Paris beraten diese Woche Delegationen aus 175 Staaten in einer zweiten von geplanten fünf Verhandlungsrunden über eine internationale Konvention, mit der die Umweltverschmutzung durch Kunststoffabfälle beendet werden soll, berichten Fach- und Tagesmedien. Diskutiert würden die Reduktion der Kunststoffproduktion, ein Verbot von Einwegplastikprodukten und die Anwendung des Verursacherprinzips. Verbände und Unternehmen der chemischen sowie Kunststoffindustrie unterstützten das UN-Abkommen, drängten allerdings auf mehr Recycling, um für Kunststoffe eine Kreislaufwirtschaft zu schaffen.
Plastik abschaffen oder recyclen, das sei eine der in Paris diskutierten Fragen, ist zum Beispiel in einem Bericht des WDR zu lesen. Nach Ansicht von Umweltorganisationen wie Greenpeace müsse eine strikte Obergrenze für die Kunststoffherstellung festgelegt und die Produktion um 75 Prozent reduziert werden. Dagegen setzten der Verband der Chemischen Industrie (VCI) und der Verband der Kunststoffhersteller Plastics Europe Deutschland (PED) auf Recycling und hätten im Vorfeld der Pariser Konferenz die Einführung verbindlicher Recyclingquoten gefordert. Man sei entschlossen, die Kunststoffindustrie vom Verbrauch fossiler Ressourcen zu entkoppeln, wird PED-Hauptgeschäftsführer Ingemar Bühler auch dort zitiert. Um Kunststoffe auch in Zukunft sinnvoll einzusetzen, müssten sie, so Bühler, recycelt und so lange wie möglich im Kreislauf geführt werden. Plastikabfälle seien eine wertvolle Ressource und dürften nicht in der Umwelt landen, wird VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup auch in einem Bericht des Berliner Kuriers zitiert. Wenn sie konsequent gesammelt und recycelt würden, könnten sie eine wichtige Rohstoffquelle für neue Produkte sein. Auch Innovationen wie das chemische Recycling trügen maßgeblich zur treibhausgasneutralen Produktion bei. Zudem könne das Vermeiden unnötiger Kunststoffanwendungen zur Reduktion der Abfallmenge beitragen, so Große Entrup. Die Position, dass die Herstellung von neuen Kunststoffen reduziert werden sollte, verträten dagegen unter anderem laut eines Berichts der Deutschen Welle (DW) etwa der norwegische Klima- und Umweltminister Espen Barth Eide sowie die High Ambition-Coalition aus einer Reihe von Ländern, zu denen auch Deutschland gehöre und die sich für eine deutliche Reduzierung der Produktionsmenge einsetze. Eide sage, man solle den Fokus auf die Herstellung von besserem Kunststoff setzten, gefährliche chemische Zusatzstoffe vermeiden und das Recycling erleichtern. Man wolle Plastik nicht loswerden, denn Kunststoff werde es in Zukunft in vielen Formen geben, zitiert ihn DW. Auch Unternehmen wie Nestlé und Unilever hätten sich bereits in der ersten Verhandlungsrunde im November in Uruguay für eine Plastikobergrenze ausgesprochen, schreibt die Wirtschaftswoche, nach deren Einschätzung die Suche nach einem Kompromiss in Paris schwierig werden dürfte. Denn gegen die weitreichenden Forderungen nach einer Plastikobergrenze seien mehrere asiatische Staaten, die USA sowie die Erdölproduzenten am Persischen Golf. Sie wollten das Abkommen darauf beschränken, das Recycling zu fördern, ohne die Kunststoffproduktion zu begrenzen. Auch große Verbände wie der American Chemical Council (ACC) argumentierten, dass sich die Plastikkrise durch mehr Recycling sowie mithilfe von Technologien wie dem chemischen Recycling in den Griff bekommen lasse, ist dort zu lesen. Vertreter von Umweltverbänden wie etwa die Greenpeace-Mitarbeiterin Viola Wohlgemut sähen darin den Versuch, Beschränkungen nur auf einige problematische Kunststoffe zu begrenzen, wird diese in der Wirtschaftswoche zitiert. Gemeinsam mit mehr als 150 Organisationen und Wissenschaftlern habe die Organisation die Delegierten des UN-Umweltprogramms (UNEP) dazu aufgerufen sicherzustellen, dass das globale Plastikabkommen nicht durch die Einflussnahme der fossilen und petrochemischen Industrie gefährdet werde, berichtet auch Euwid. Dagegen betone der Werkstoffhersteller Covestro mit Blick auf das Abkommen die Notwendigkeit innovativer Recyclingtechnologien, ist in Kunststoffe zu lesen. Der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Dr. Markus Steilemann, plädiere ebenfalls dafür, die Kreislaufwirtschaft zu verwirklichen, und verweise dazu auf technologische Entwicklungen bei Covestro für das chemische Recycling sowie auf eine Vereinbarung zur Gründung eines Forschungs- und Entwicklungszentrums, die sieben internationale Chemiekonzerne, unter ihnen Covestro, zusammen mit der niederländischen Forschungseinrichtung TNO getroffen hätten. Dort solle an Verfahren gearbeitet werden, um mehr Plastikabfälle mit einem geringeren CO2-Fußabdruck zu verarbeiten. Zunächst wolle man sich auf die Sortierung, Reinigung und Aufbereitung von Kunststoffabfällen konzentrieren, um sie für weitere Recyclingtechnologien geeignet zu machen.
Quellen:
- rp-online.de (28.5.2023)
- kunststoffe.de (28.5.2023)
- tagesschau.de, wdr.de, merkur.de, berliner-kurier.de (29.5.2023)
- wiwo.de, dw.de, taz.de, euwid-recycling.de (30.5.2023)
Das Bundesverwaltungsgericht (BVG) in Leipzig habe vor Kurzem entschieden, dass die Tübinger Verpackungssteuer im Wesentlichen rechtmäßig sei, berichtet unter anderem die Welt. Weitere Städte und Gemeinden könnten nun folgen und nach dem Tübinger Vorbild ebenfalls Steuern auf Einweggeschirr- und -verpackungen erheben, ist dort zu lesen. Für die Verpackungsindustrie stelle das Urteil laut Berichten der Fachpresse ein „fatales Signal“ dar.
Anfang 2022 war in Tübingen eine Satzung in Kraft getreten, die eine materialunabhängige Steuer von maximal 1,50 Euro pro Mahlzeit auf Einwegverpackungen und Einweggeschirr für To-Go-Speisen und Getränke vorsehe, berichtet Euwid zum Hintergrund des aktuellen Gerichtsentscheids. Mit Einführung der Steuer habe die Stadt die wachsenden Müllberge bekämpfen wollen, wogegen die Betreiberin eines Tübinger Fastfood-Restaurants vor dem Verwaltungsgerichtshof in Mannheim erfolgreich geklagt habe. Laut Begründung des aktuellen BVG-Urteils, das laut Euwid selbst für Teilnehmer der Verhandlung als eine „faustdicke Überraschung“ gelte, handle es sich bei der kommunalen Verpackungssteuer um eine örtliche Verbrauchsteuer in der Zuständigkeit der Stadt Tübingen, bei der der örtliche Charakter hinreichend gewahrt werde. Diese stehe laut Gericht als Lenkungssteuer auch nicht im Widerspruch zum Abfallrecht des Bundes. Sie bezwecke die Vermeidung von Verpackungsabfall im Stadtgebiet und verfolge damit auf lokaler Ebene kein gegenläufiges, sondern dasselbe Ziel wie der Unions- und der Bundesgesetzgeber, zitiert Euwid aus der Begründung des Gerichts. Aufgrund des Rechtsstreits seien in Tübingen bisher aber noch keine Steuern eingezogen worden, berichtet die Welt. Nach dem Grundsatzurteil könnten nun auch andere Städte und Gemeinden mit einer kommunalen Verpackungssteuer folgen, ist dort zu lesen. Zumindest gebe es in Mannheim, Karlsruhe oder Freiburg bereits entsprechende Überlegungen. Der Packreport gibt einen Überblick über die Reaktionen von Verbänden der Verpackungsindustrie: So beklage etwa die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen, dass Kunststoffverpackungen nicht selten materialdiskriminierend reguliert würden. Für ehrlicher und zielführender hielte die IK eine politische Diskussion über Verpackungen und Produkte, also den Konsum als solches – vor allem beim Außer-Haus-Verzehr. Da Verpackungen aus Kunststoff bereits auf Bundesebene durch den Einwegkunststofffonds belastet würden, bleibe zumindest die Erwartung, dass sie kein zweites Mal von einer Steuer mit demselben Zweck betroffen sein können, wird Mara Hancker, Geschäftsführerin Kommunikation der IK im Packreport zitiert. Auch Markus Suchert, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Systemgastronomie (BdS), bewerte die Entscheidung des BVG für eine kommunale Erhebung einer Verpackungssteuer als sehr kritisch und warne vor einem bundesweiten Flickenteppich, wenn andere Kommunen dem Tübinger Beispiel folgten. Der IPV-Industrieverband Papier- und Folienverpackung lehne die Einführung von regionalen Verpackungssteuern ebenfalls ab, berichtet Packreport weiter. Karsten Hunger, Geschäftsführer des IPV, gebe zu bedenken, dass Verbraucherinnen und Verbraucher in Tübingen zukünftig direkt oder indirekt bis zu vier Abgaben für die Entsorgung einer einzigen Verpackung zahlen müssten: Lizenzentgelt der Dualen Systeme, kommunale Abfallgebühren, Verpackungssteuer und Littering-Fondsabgabe. Das sei ein „fatales Signal der Politik im Hinblick auf Bürokratie und Inflation“, so Hunger. Auch werde der oftmals behauptete generelle ökologische Vorteil von Mehrwegverpackungen im Take-Away-Bereich bereits durch Studien widerlegt.
Quellen:
- welt.de (26.5.2023)
- packreport.de (30.5.2023)
- Euwid Recycling und Entsorgung 22/2023 (31.5.2023)
12.05.2023 - 25.05.2023
Der Report des UN-Umweltprogramms (UNEP) liefere die Grundlage für die anstehenden Verhandlungen über ein weltweites rechtsverbindliches Abkommen in Paris vom 29. Mai bis 2. Juni, berichten Tages- und Fachmedien. Er zeige auf, wie die Umweltverschmutzung durch unsachgemäß entsorgte Kunststoffabfälle bis zum Jahr 2040 durch „tiefgreifende politische und marktwirtschaftliche Veränderungen hin zu einer Kreislaufwirtschaft“ um 80 Prozent reduziert werden könne.
Laut Medienberichten treffen sich Vertreterinnen und Vertreter der UN-Mitgliedstaaten nächste Woche in Paris, um dort über ein globales Abkommen zu beraten, mit dem die weltweite Verschmutzung durch Plastik bekämpft werden soll. Als Grundlage dafür habe die UNEP eine Studie vorgelegt, wonach bereits heute alle Ressourcen für die Reduzierung von Plastikmüll bereitstünden, ist etwa in der Süddeutschen Zeitung (SZ) zu lesen. Plastik könne der Menschheit weiterhin enorme Vorteile bringen, aber nur, wenn die Systeme, mit denen es in der Wirtschaft im Umlauf gehalten werde, überdacht würden, wird UNEP-Exekutivdirektorin Inger Andersen, die den Bericht vorgestellt habe, in der SZ zitiert. So könne allein durch die verstärkte Wiederverwendung von Kunststoff wie etwa durch Pfandsysteme bis 2040 rund 30 Prozent Plastikmüll vermieden werden. Weitere 20 Prozent ließen sich durch mehr sowie profitableres Recycling einsparen. Ein entscheidender Schritt dazu seien nach Ansicht von UNEP verbindliche Richtlinien, die besonders schwer recycelbare Plastikverpackungen verhinderten. Um weitere 17 Prozent könne die Plastikverschmutzung nach den UNEP-Berechnungen reduziert werden, indem Kunststoff in Verpackungen durch Papier und kompostierbare Materialien ersetzt werde. Für 13 Prozent der Kunststoffabfälle, die nicht wiederverwendet oder ersetzt werden könnten, komme nach Ansicht der UNEP eine sichere Deponierung in Betracht, wodurch eine weitere Verschmutzung der Umwelt verhindert werden könne. Der Umstieg auf eine Kreislaufwirtschaft würde sich laut UNEP auch wirtschaftlich lohnen. Dem Bericht zufolge könnten so bis 2040 weltweit 1,17 Billionen Euro bei der Kunststoffproduktion eingespart und durch das Recycling zusätzliche Einnahmen erreicht werden. Auch würden 2,99 Billionen Euro an durch Umweltverschmutzung verursachten Kosten vermieden. Kritik komme von der Umweltorganisation Greenpeace, berichtet die Zeit. Kurz vor dem Start der Verhandlungen in Paris warne die Organisation in einem Bericht davor, weiterhin auf das Recycling von Kunststoff zu setzen, und fordere erneut eine drastische Reduzierung der Kunststoffproduktion. Dagegen werde die Fortführung der Verhandlungen für ein weltweites Abkommen und das übergeordnete Ziel, die Kreislaufwirtschaft zu stärken, vom Verband der Kunststoffhersteller Plastics Europe Deutschland (PED) und dem Verband der Chemischen Industrie (VCI) begrüßt, berichtet die Zeitschrift Kunststoffe. Beide Verbände befürworteten die Einführung verbindlicher Recyclingquoten für Kunststoffe. Um Kunststoffe so lange wie möglich im Kreislauf führen zu können, brauche es aus Sicht von PED aber auch abgesehen von zirkulärem Produktdesign, alternative Kohlenstoffquellen und alle zur Verfügung stehenden Recyclingtechnologien.
Weitere Information: zum Download des Berichts der UNEP
Quellen:
- faz.net (15.5.2023)
- SZ, spiegel.de, zdf.de, (16.5.2023)
- br.de, geo.de, kunststoffe.de, (17.5.2023)
- fr.de (19.5.2023)
- zeit.de (24.5.2023)
- kunststoffe.de (25.5.2023)
Mehrere Berichte von Euwid und weiterer Fachpressedienste befassen sich mit der Diskussion um die geplante EU-Verpackungsverordnung. So fordere etwa die Länderkammer zahlreiche Änderungen am Entwurf der EU-Kommission, welche von der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen weitgehend begrüßt würden. Massive Kritik an Überlegungen des EU-Umweltausschusses, bestimmten Industriezweigen Erstzugriffsrechte auf Rezyklate zu gewähren, komme vom BDE. Der Deutsche Fruchthandelsverband (DFHV) habe wiederum das von der EU geplante Verbot von Verpackungen für Obst und Gemüse scharf kritisiert.
Das geplante Verpackungsverbot für Obst und Gemüse bis zu einem Gewicht von 1,5 Kilogramm sei kontraproduktiv, da so weder Lebensmittelabfälle verringert noch die Haltbarkeit der Produkte erhöht würden, wird DFHV-Geschäftsführer Andreas Brügger bei Euwid zitiert. Die gleiche EU-Kommission, die auf der einen Seite Anreize für eine nachhaltige und gesunde Ernährung setze, schaffe auf der anderen Seite de facto die Voraussetzungen für eine nachhaltige Ernährungswirtschaft ab, kritisiere Brügger. Der Entsorgerverband BDE wende sich indessen gegen Erstzugriffsrechte für Kunststoffrezyklate im Zuge der geplanten EU-Verpackungsverordnung. Solchen Überlegungen, die derzeit in Ausschüssen des EU-Parlaments diskutiert würden, werde der Verband massiv entgegentreten. Rezyklate müssten auf dem freien Markt zum Verkauf angeboten werden dürfen, und zwar ohne Begünstigung einzelner Marktteilnehmer, wird BDE-Präsident Peter Kurth in Euwid an anderer Stelle zitiert. Er warne vor einer „drohenden Monopolbildung“ und weise darauf hin, dass auch die anderen europäischen Verbände der Entsorgungsbranche die Position des BDE teilten. Laut Kurth würde eine Beschränkung des freien Handels von Rezyklaten zu niedrigeren Preisen führen und in der Folge zu weniger statt mehr Recycling.
Eine Stellungnahme des Bundesrates zur geplanten EU-Verpackungsverordnung, in der laut eines weiteren Berichts von Euwid rund 40 Änderungen am Entwurf der EU-Kommission gefordert würden, werde in weiten Teilen von den deutschen Herstellern von Kunststoffverpackungen begrüßt, berichtet auch das Magazin Kunststoffe. Insbesondere die Klarstellung des Bundesrats, dass es keine Ausnahmen für faserbasierte Verpackungen von den Rezyklateinsatzquoten oder den geplanten Mehrwegpflichten geben solle, begrüße die IK, wird die Geschäftsführerin für Kreislaufwirtschaft bei der IK, Isabell Schmidt, in Kunststoffe zitiert. Der Verband setze sich für materialneutrale Regelungen ein und unterstütze auch die Empfehlung des Bundesrates, die Recyclingfähigkeitskriterien in der EU-Verpackungsverordnung von mindestens 70 Prozent auf 80 Prozent ab 2030 zu erhöhen. Für richtig halte die IK auch den Vorschlag der Länderkammer, die Rezyklateinsatzquoten für Kunststoffverpackungen nicht pro Verpackung, sondern auf den Durchschnitt der von einem Unternehmen in Verkehr gebrachten Verpackungen anzuwenden. So könne auf Preis- und Lieferschwankungen flexibler reagiert werden. Auf Kritik stoße dagegen die Empfehlung des Bundesrates, die EU-Verordnung auch auf die Rechtsgrundlage der Umweltkompetenz zu stellen (s. dazu auch die Presseschau vom 21.4. bis 27.4.2023). Diese Forderung halte die IK für „ein Spiel mit dem Feuer“, wird IK-Hauptgeschäftsführer Martin Engelmann auch bei KI zitiert, denn den Mitgliedstaaten sei es dann möglich, von den EU-Regeln abweichende Vorschriften zu erlassen, was den Binnenmarkt in der Union gefährden würde.
Quellen:
- recyclingmagazin.de (15.5.2023)
- Euwid Recycling und Entsorgung 20/2023 (16.5.2023)
- kunststoffe.de (19.5.2023)
- packreport.de (22.5.2023)
- Euwid Recycling und Entsorgung 21/2023 (23.5.2023)
- kiweb.de (24.5.2023)
Zum begonnenen Beteiligungsprozess für die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) habe das Bundesumweltministerium (BMUV) in einer Veröffentlichung die Grundlagen für die geplante Strategie zusammengefasst, berichtet das Recyclingmagazin in seiner aktuellen Ausgabe.
Die deutsche Nachhaltigkeitsstrategie und die UN-Agenda 2030 dienten dem Papier zufolge als Grundlage für das Leitbild einer Circular Economy. Zirkuläres Wirtschaften, das alle Phasen von Material- und Produktlebenszyklen berücksichtige, halte das BMUV für unverzichtbar, um die Ziele der Agenda zu erreichen. Dabei solle „zirkuläres Wirtschaften der Schonung natürlicher Ressourcen, dem Schutz der Umwelt und der menschlichen Gesundheit sowie der Rohstoffsicherung dienen“, zitiert das Recyclingmagazin aus dem Bericht. Auch könne zirkuläres Wirtschaften zum Klimaschutz beitragen, da darin ein erhebliches Potenzial zur Minderung von Treibhausgasemissionen bestehe. Das Grundlagenpapier des BMUV definiere Ziele der NKWS und gehe auf Ansätze zur Erweiterung rechtlicher Vorgaben ein, die auf Basis des Aktionsplans der Europäischen Kommission weiterentwickelt werden sollten. Dies betreffe unter anderem die Weiterentwicklung der Produktverantwortung, anspruchsvolle Grundpflichten zur Umsetzung der Abfallhierarchie und die duale Entsorgungsverantwortung von Wirtschaft und Kommunen sowie neue Vorgaben zum Ökodesign. Grundlegendes Ziel der NKWS sei die Senkung des primären Rohstoffverbrauchs. Dazu solle ein Fahrplan mit verbindlichen Maßnahmen entwickelt werden, mit dem vor allem die Marktbedingungen für Sekundärrohstoffe verbessert werden sollen. Im Rahmen der Strategie würden zentrale Stoffströme und Produktgruppen wie mineralische Baustoffe, Metalle, Kunststoffe und biogene Rohstoffe in den Blick genommen, analysiert und zielorientierte Maßnahmen geschaffen werden, heiße es in dem Bericht. Und damit sich die öffentliche Beschaffung zu einem wesentlichen Treiber der zirkulären Wirtschaft entwickle, wolle das BMUV das Vergaberecht darauf ausrichten und damit entsprechende Impulse sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene setzen.
Weitere Information: zum Download des Grundlagenpapiers
Quelle:
- Recyclingmagazin 5/2023 (17.5.2023)
05.05.2023 - 11.05.2023
Der Umweltausschuss des Europaparlaments debattierte laut Medienberichten in Brüssel über die Änderungsanträge zur geplanten Verordnung für Verpackungen und Verpackungsabfall (PPWR). Sie spalteten das Parlament, ist in einem Bericht von Euractiv zu lesen. Uneins seien sich die Abgeordneten vor allem hinsichtlich der Regelungen zur Wiederverwendung. Kritik am geplanten Gesetz komme auch von Wirtschaft und Handel, berichtet unter anderem die Welt.
Im Europaparlament verträten Sozialisten und Demokraten (S&D) sowie die Grünen im Vergleich zur Europäischen Volkspartei (EVP) und den Europäischen Konservativen und Reformern (EKR) bei mehreren Themen unterschiedliche Positionen, berichtet das europäische Mediennetzwerk Euractiv. Der Dissens betreffe vor allem die Frage, ob es ein Ziel für die Wiederverwendung von Verpackungen für Speisen und Getränke zum Mitnehmen geben und welche Rolle Papier bei der Substitution von Kunststoff zukommen solle. Zu den wichtigsten Änderungen, die die federführende Berichterstatterin des Ausschusses, Frédérique Ries, in ihre Änderungsanträge zur Verordnung eingebracht habe, gehörten die Streichung der Zielvorgaben für wiederverwendbare Verpackungen bei Takeaway und die Hinzufügung einer Verpflichtung für Restaurants und Cafés, von den Kunden mitgebrachte Behälter zu akzeptieren. Die Effektivität der im Entwurf der EU-Kommission vorgesehenen Zielvorgaben für wiederverwendbare Verpackungen könne nicht abgeschätzt werden und es gebe noch viele offene Fragen, habe Ries zur Streichung der Regelung erklärt, man solle sich diesen Bereich noch einmal genauer anschauen. Unterstützt werde Ries‘ Vorstoß von Abgeordneten der EVP, die die Gefahr sähen, dass die in der PPWR vorgesehenen Wiederverwendungsziele zu einem „umgekehrten Effekt“ führen könnten und den Plastikverbrauch erhöhen würden, anstatt Abfälle zu reduzieren. Die Abgeordneten des linken Flügels (Grüne und S&D) befürworteten dagegen die Beibehaltung der von der EU-Kommission vorgeschlagenen Wiederverwendungsziele für Verpackungen. Sollten sie wie im Entwurf der Kommission geplant eingeführt werden, dürfte das in ganz Europa die Art verändern, wie Fastfood-Restaurants ihre Speisen (Ziel: 40 Prozent Mehrweg bis 2040) und Getränke (Ziel: 80 Prozent Mehrweg bis 2040) servieren, Onlinehändler (Ziel: 50 Prozent Mehrweg bis 2040) ihre Produkte verpacken und Discounter ihre Getränkeflaschen (Ziel: 25 Prozent Mehrweg bis 2040) befüllen, schreibt die Welt. Der Vorschlag der Kommission löse bei Verbänden der europäischen Verpackungs- und Lebensmittelindustrie viel Kritik aus. Sie forderten, Mehrwegsysteme nur dann einzusetzen, wenn eine Lebenszyklus-Analyse diese vorteilhaft erscheinen lasse. Bei längeren Transportwegen und aufwendiger Reinigung könnten Einwegverpackungen ökologisch vorteilhafter sein, so die Argumentation. Auch der europäische Dachverband der Entsorgungswirtschaft FEAD und der BDI Bundesverband der Deutschen Industrie sähen die Mehrwegquoten für Verpackungen kritisch, geht aus mehreren Berichten des Fachdienstes Euwid hervor. Des Weiteren fordere der FEAD ebenso wie der BDI laut Euwid die Rechtsgrundlage für den Binnenmarkt auf den Umweltartikel 192 AEUV zu erweitern (s. auch Presseschau vom 21.4. bis 27.4.2023) und in der Verordnung Kriterien für das „Design for Recycling“ festzulegen. Diese Kriterien und die Ökomodularisierung von Lizenzentgelten sollten möglichst fünf Jahre vor Inkrafttreten der Regelungen feststehen, zitiert Euwid aus einer Stellungnahme des BDI. Denn die Unternehmen benötigten Klarheit, um entsprechende Verpackungen zu entwickeln und Investitionsentscheidungen treffen zu können. Im Fokus einer Stellungnahme von Aldi Nord, die Thema eines weiteren Berichts von Euwid ist, stünden ebenfalls die Mehrwegvorgaben sowie Anforderungen an Pfand- und Rücknahmesysteme und die Mindestrezyklatquoten für Kunststoffverpackungen. So halte der Discounter hinsichtlich der Mehrwegziele weitere Folgenabschätzungen für erforderlich und spreche sich dafür aus, bereits gut funktionierende Pfand- und Rücknahmesysteme zu erhalten. Mit Blick auf gesetzliche Anforderungen an die Lebensmittelsicherheit von Post-Consumer-Rezyklaten für Lebensmittelverpackungen fordere Aldi Nord ein Vorkaufsrecht für die Akteure der Wertschöpfungskette, wie z.B. den Einzelhandel.
Quellen:
- welt.de (5.5.2023)
- mehrere Berichte in Euwid 19/2023 (9.5.2023)
Bei der Verpackungs-Weltleitmesse interpack, die vom 4. bis 10. Mai in Düsseldorf mit einem Schwerpunkt Kreislaufwirtschaft stattfand, sei laut Berichten der Fachpresse Nachhaltigkeit das absolute Top-Thema gewesen. Der Frage, welche Verpackung aus welchem Material – Glas, Weißblech oder Tetrapak – wohl die nachhaltigste sei, widmet sich ein Bericht des Bayerischen Rundfunks (BR), und die Badische Zeitung befasst sich mit der Debatte „Einweg oder Mehrweg“ für Getränkeverpackungen, die durch eine aktuelle Lidl-Kampagne neue Fahrt aufgenommen habe.
Laut Berichten der Fachpresse präsentierten insgesamt 2.087 Aussteller auf der interpack innovative Technologien und ganzheitliche Konzepte, die Effizienz und Nachhaltigkeit entlang der gesamten Produktionslinie berücksichtigten. Mit rund 143.000 Besucherinnen und Besuchern aus 155 Ländern habe die Messe die Erwartungen übertroffen. Die strategische Ausrichtung der Messe auf die vier „Hot-Topics“ Kreislaufwirtschaft, Ressourcenschonung, Digitalisierung und Produktsicherheit habe ihren konkreten Ausdruck in zahlreichen Innovationen gefunden. So hätten etwa Unternehmen des Verpackungsmaschinenbaus Lösungen für die Umsetzung nachhaltiger Verpackungskonzepte präsentiert, die durch entsprechende technische Anpassungen und neu entwickelte Maschinenlösungen ermöglicht wurden.
Über die Ergebnisse einer Studie, die der NABU beim Ifeu Institut beauftragt habe und in der verschiedene Verpackungen auf ihre Nachhaltigkeit geprüft worden seien, berichtet der BR. In der Untersuchung seien Tetrapak, die klassische Konserve und Einweggläser miteinander verglichen worden. Am besten schneide Tetrapak, die Verbundverpackung aus Karton, Aluminium und Kunststoff ab, die durch das geringe Gewicht und den hohen Kartonanteil gegenüber den anderen untersuchten Verpackungen Ressourcen einspare. So verbrauche die Produktion einer Tonne passierter Tomaten im Karton laut Studie siebeneinhalb Mal weniger CO2-Äquivalente als die einer Tonne Tomaten im Glas. Allerdings ließen sich Verbundkartons schwieriger recyceln, weil sie aus mehreren Materialien bestünden, die in speziellen Anlagen aufwendig getrennt werden müssten. Dennoch seien Verbundkartons, die aufgrund ihres geringen Gewichts und des geringeren Energieverbrauchs bei der Produktion am nachhaltigsten, gefolgt von Konservendosen aus Weißblech. Glas, das zwar am häufigsten wiederverwertet werde, habe im Vergleich am schlechtesten abgeschnitten, da es zur Herstellung und beim Recycling hohe Temperaturen brauche und auch schwerer sei als Weißblech und Tetrapak. Nachhaltiger werde Glas beim Einsatz in einem Mehrwegsystem, wie zum Beispiel bei Flaschen.
Die Badische Zeitung fragt indessen, ob es noch stimme, dass Einweg „böse“ und mitverantwortlich für wachsende Müllberge sei. Seit Lidl mit Günther Jauch für seine PET-Einwegflasche werbe, habe die altbekannte Debatte „Einweg oder Mehrweg“ wieder an Fahrt gewonnen. Lidl werbe mit Unterstützung des Fernsehmoderators für die „Kreislaufflasche“, die 50 mal leichter sei als eine Glasflasche und damit eine der ökologischsten Getränkeverpackungen, die es gebe. Die Mehrweg-Allianz, bestehend aus der Deutschen Umwelthilfe, der Stiftung Initiative Mehrweg sowie Verbänden des Getränkegroß- und -einzelhandels und der Privatbrauereien habe nun eine Gegenkampagne gestartet. Sie halte Lidl entgegen, Mehrwegflaschen aus Glas könnten bis zu 50 Mal wieder befüllt werden. Im Gegensatz dazu würden die 16,4 Milliarden Einwegplastikflaschen, die in Deutschland jährlich verbraucht würden, nach nur einmaliger Benutzung zu Abfall. Auch das Umweltbundesamt (UBA) kritisiere die Werbeaussagen des Discounters. So schneide die Flasche in der von Lidl beauftragten Ökobilanz zwar gut ab, doch die Methodik der von Lidl beauftragten Ökobilanz entspreche nicht den Anforderungen des UBA. Hinzu käme, dass nicht jede PET-Flasche so wie in der Lidl-Werbung wieder zu einer PET-Flasche werde. Auch gebe es im Recyclingprozess Materialverluste, und es brauche immer mehr als eine alte Flasche, um daraus eine neue zu machen, wird Gerhard Kotschik vom UBA in der Badischen Zeitung zitiert. Er halte Mehrweg für nachhaltiger, auch wenn es dort noch großen Optimierungsbedarf gebe.
Quellen:
- br24.de, badische-zeitung.de (5.5.2023)
- packreport.de (10.5.2023)
- kunststoffe.de (11.5.2023)
28.04.2023 - 04.05.2023
Rund 200 Änderungsanträge habe die Berichterstatterin des Europäischen Parlaments Fréderique Ries der EU-Kommission vorgelegt, berichtet der Fachdienst Euwid. Ein Schwerpunkt ihres Berichtsentwurfs, der am 4. Mai dem Umweltausschuss präsentiert werden solle: Bestimmungen für Kunststoffverpackungen.
Die belgische Abgeordnete Ries (Renew Europe) schlage gegenüber dem Entwurf der EU-Kommission unter anderem ambitioniertere Maßnahmen zur Abfallvermeidung vor, schreibt Euwid. Die EU-Staaten sollten verpflichtet werden, nicht die Gesamtmenge, sondern die pro Kopf anfallende Menge an Verpackungsabfällen aus Kunststoff im Vergleich zum Basisjahr 2018 stufenweise zu verringern, und zwar um zehn Prozent bis 2023, um 15 Prozent bis 2035 und um 20 Prozent bis 2040. Außerdem solle der Verbrauch von dünnwandigen Tüten aus Kunststoff ab Ende 2025 auf 40 Stück reduziert oder auf das äquivalente Gewicht gedeckelt werden. Darüber hinaus sehe der Berichtsentwurf von Ries auch Änderungen für die Zielvorgaben für den Rezyklatgehalt von Kunststoffverpackungen vor. Er verzichte auf den von der Kommission ab 2030 geforderten Mindestrezyklatanteil von zehn Prozent für kontaktsensible Verpackungen aus anderen Kunststoffmaterialien als PET, da derzeit keine entsprechenden Recyclingverfahren zur Verfügung stünden. Ebenso enthalte er nicht mehr die vorgesehenen Befugnisse für die EU-Kommission, durch delegierte Rechtsakte Ausnahmeregelungen zu erlassen, damit, so die Begründung, sich ein langfristig stabiler und robuster Markt für Rezyklate entwickeln könne. Ries schlage weiterhin vor, den Anteil an Recyclingmaterial nicht pro Verpackungseinheit festzulegen wie von der Kommission vorgesehen, sondern „pro Verpackungsformat pro Anlage pro Jahr“. Das Maß „pro Einheit“ entspreche nicht den „industriellen Realitäten der Branche“. Der geänderte Ansatz ermögliche eine „repräsentativere Bilanzierung der Integration von recycelten Materialien“, wird Ries bei Euwid zitiert. Auch solle die Kommission den Energieverbrauch neuer Technologien berücksichtigen und chemische Recyclingverfahren auf einen „wirklich zirkulären Ansatz“ beschränken, fordere Ries. Weitere Änderungsvorschläge beträfen, wie Euwid an anderer Stelle berichtet, unter anderem eine verpflichtende Mindestquote für die Getrenntsammlung aller Verpackungen von 90 Prozent ab 2029, ein Verbot der Chemikalie PFAS in Lebensmittelverpackungen aus Papier, Pappe und Karton (PPK) sowie Vorgaben für die Wiederverwendung und Nachfüllung wie beispielsweise eine Nachfüllpflicht der Anbieter anstelle von Zielvorgaben für Mehrwegverpackungen für Getränke und Speisen zum Mitnehmen.
Quellen:
- zwei Berichte bei Euwid Recycling und Entsorgung 18/2023 (3.5.2023)
Auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft handle die EU zu zögerlich und setze auf umstrittene Technologien wie das chemische Recycling von Kunststoffabfällen, ist in einem kritischen Bericht über die „Löcher im Recyclingkreislauf“ im Handelsblatt zu lesen.
Das Handelsblatt berichtet unter Berufung auf Recherchen eines Journalistenteams von Investigate Europe über das „massive Plastikproblem“ Europas, unzulässige Exporte sowie hohe Verbrennungsquoten von Kunststoffabfällen und geringe Recyclingquoten. Trotz Initiativen der EU-Kommission wie der 2018 gestarteten „Circular Plastics Alliance“ bewege sich Kunststoff in Europa statt im Kreis noch immer auf einer Linie, die am Ende in eine Verbrennungsanlage führe, heißt es im Handelsblatt. Die Müllverbrennung gefährde das Recycling. Doch statt mehr zu recyceln würden in Ländern wie Polen und Tschechien die MVA-Kapazitäten – mitfinanziert von der EU – weiter ausgebaut. Auch weil die Möglichkeiten der Abfallsortierung begrenzt seien und die Menge nicht-recycelbarer Multilayer-Verpackungen stetig zunehme, sei eine „riesige Lücke“ im Kunststoff-Recyclingkreislauf entstanden, die nun mit umstrittenen Verfahren wie dem chemischen Recycling von Kunststoffen geschlossen werden solle. Die Industrie, die für chemisches Recycling in Brüssel werbe, sehe in der Nutzung der noch wenig erprobten Technologie eine Möglichkeit, da zu helfen, „wo das klassische Recycling nicht weiterkommt“, wird Markus Klatte, Mitinhaber von Arcus Greencycling im Handelsblatt zitiert. Das Unternehmen betreibe seit wenigen Monaten in Frankfurt im Industriepark Höchst eine der ersten Pyrolyse-Anlagen in Deutschland im Industriemaßstab. Durch die Investition in solche Anlagen in Europa hoffe die Industrie, bis 2030 ein Drittel des recycelten Plastiks zu verarbeiten, und verweise auf den Nutzen: weniger Verbrennung, weniger Ölimporte, weniger CO2-Emissionen. Doch das Verfahren sei umstritten und werde von Umweltverbänden kritisch gesehen, auch weil es dazu bislang aufgrund fehlender Daten keine Klima- und Umweltbilanzen gebe, zitiert das Handelsblatt.
Quellen:
- investigate-europe.eu (27.4.2023)
- handelsblatt.de (30.4.2023)
Zwei Ifeu-Studien sind Thema von Berichten in Fach- und Tagesmedien: Eine Kampagne der Schwarz-Tochter Lidl, in der Moderator Günther Jauch für die Einwegflasche des Discounters werbe, stütze sich auf eine Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung (Ifeu), werde aber von Umweltverbänden wie der Deutschen Umwelthilfe (DUH) als Greenwashing kritisiert. Und Coca-Cola dränge mit Hinweis auf die Ergebnisse einer Studie von Ifeu in Kooperation mit der GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung darauf, PET-Rezyklat aus Einweggetränkeflaschen vorzugsweise Getränkeherstellern zur Verfügung zu stellen.
In Fernsehspots und auf Plakaten werbe Lidl laut Medienberichten mit dem beliebten Moderator Günther Jauch für die PET-Einweggetränkeflasche des Discounters unter Berufung auf die Ergebnisse einer Studie des Ifeu-Instituts, wonach diese in der Ökobilanz besser abschneide als Mehrwegflaschen aus Glas oder Kunststoff (s. auch Presseschau vom 31.3. bis 20.4.2023). Umweltverbände wie die DUH und Greenpeace kritisierten die Kampagne als Greenwashing. Sie sei ebenso wie die für die Studie herangezogenen Daten irreführend. So stünden für das Lidl-Recyclingsystem aktuelle technische Daten zur Verfügung, während die Vergleichswerte der herangezogenen Mehrwegsysteme teils älter als zehn Jahre seien. Hinzu komme, dass Lidls 0,5-Liter-Wasserflasche schlechter abgeschnitten habe als die Mehrwegmodelle, sich die Werbung aber nur auf die 1,5-Liter-Flasche beziehe. Auch entstehe der Eindruck, dass Einwegflaschen per se besser seien als Mehrwegmodelle, so die Kritik. Die Studienergebnisse seien aber nicht auf Einweg-Plastikflaschen allgemein übertragbar. Politischer Hintergrund der Lidl-Kampagne sei, dass Bundesumweltministerin Steffi Lemke über die Einführung einer Mehrwegpflicht, die für den Handel in der Folge mit hohen Kosten verbunden sei, nachdenke. Auch die EU-Kommission plane Maßnahmen zur Stärkung von Mehrweg. Stattdessen fordere Lidl eine Förderung ökologischer Verpackungen entsprechend ihrer Klimabilanz.
Laut Medienberichten komme eine weitere Studie von Ifeu in Kooperation mit GVM im Auftrag von Coca-Cola zu dem Ergebnis, dass konsequentes Recycling von PET-Einwegpfandflaschen zu neuen Pfandflaschen ökologisch vorteilhafter sei als deren Verwendung in anderen Produkten. Würden die in Deutschland in Verkehr gebrachten PET-Einwegpfandflaschen alle für die Herstellung von solchen Flaschen eingesetzt, ließen sich jährlich etwa 60.000 Tonnen Kohlendioxid einsparen, heiße es in der Studie. Doch ein zu großer Teil des lebensmittelgeeigneten Rezyklats gehe in Verwendungen wie Folien, Fasern und andere kurzlebige Produkte. Eine konsequente Schließung des Kreislaufs führe laut Studie, die die gesamte Wertschöpfungskette inklusive aller Sekundärnutzen betrachte, zu deutlichen Vorteilen in der Treibhausgasbilanz. Im geschlossenen Flaschenkreislauf würde der Einsatz von Primär-PET um mehr als 90 Prozent auf 21.000 Tonnen zurückgehen, wird GVM-Projektleiter Nicolas Cayé in einem Bericht von Euwid zitiert. Die thermisch verwertete PET-Menge sinke durch die Schließung des Flaschenkreislaufs von 161.000 auf 23.000 Tonnen. Für die Schließung des Flaschenkreislaufs müssten dann aber die Getränkehersteller das recycelte Flaschenmaterial auch bevorzugt kaufen dürfen, fordere Tilman Rothhammer, Mitglied der Geschäftsführung des Coca-Cola-Abfüllers CCEP in Deutschland, ist in einem Bericht der Wirtschaftswoche zu lesen. Laut der Studie stehe in Deutschland genug Material zur Verfügung, um 90 Prozent der Einwegflaschen im Markt aus recyceltem PET herzustellen.
Quellen:
- taz.de (28.4.2023)
- rnd.de, zwei Berichte bei wiwo.de (1.5.2023)
- zwei Berichte in Euwid Recycling und Entsorgung 18/2023 (3.5.2023)
21.04.2023 - 27.04.2023
Die Fach- und Tagespresse berichtet über die Vorbereitungen des Bundesumweltministeriums für die im Koalitionsvertrag der Bundesregierung vereinbarte nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS), deren Beschluss für das Frühjahr 2024 angestrebt werde. Übergeordnete Ziele, Handlungsfelder, strategische Maßnahmen und Instrumente, um den Verbrauch primärer Rohstoffe zu reduzieren, sollen in einem Verbändedialog gemeinsam mit Vertretern aus Wirtschafts- und Umweltverbänden, Gewerkschaften, Verbraucherschutz, Forschung und Zivilgesellschaft formuliert werden. Der Dialog startete nun mit der Auftaktveranstaltung in Berlin.
Mit einer nachhaltigen Wirtschaftsweise, die konsequent den gesamten Lebenszyklus von Produkten und Rohstoffen in den Blick nimmt, ließen sich CO2-Emissionen, Artensterben und Umweltverschmutzung wirkungsvoll verringern, zitiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) zum Start des Verbändedialogs. Die wichtige Initiative komme spät, habe Peter Kurth, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft (BDE) moniert. Auf EU-Ebene liefen die Arbeiten an einer Transformation zur Kreislaufwirtschaft bereits auf Hochtouren, wird Kurth in der FAZ zitiert. Wenn Deutschland seine Strategie habe, gehe aber in Brüssel die Legislaturperiode zu Ende, wie es danach weitergehe, sei unsicher. Auch wieviel Primärrohstoffe sich überhaupt einsparen ließen, sei ungewiss, schreibt die FAZ. Pauschale Aussagen zu Prozentsätzen halte Kurth jedenfalls für schwierig, da die Rückgewinnungsquoten je nach Material sehr unterschiedlich seien. Hohen Handlungsdruck sehe er vor allem bei Seltenen Erden, Batterien, Kunststoffen und Bauabfällen. In der geplanten Strategie müssten die sehr unterschiedlichen Ausgangssituationen berücksichtigt werden, fordere Kurth laut FAZ. Weitgehende Einigkeit gebe es darin, dass das Produktdesign einer der Schlüssel für eine erfolgreiche Kreislaufstrategie sei. Entscheidend für den vermehrten Einsatz von Recyclingmaterial sei, dass die Politik die richtigen Rahmenbedingungen und Anreize setze, wird Kurth auch in einem Bericht von Euwid zitiert. Er habe außerdem die Bedeutung von Rechtssicherheit und Vollzug betont. Investitionen in besseres Recycling würden nur erfolgen, wenn das Regelwerk auch gelebt werde. In einem innerhalb der Bundesregierung abgestimmten Grundlagenpapier seien bereits acht konkrete Handlungsfelder für die Strategie definiert worden, berichtet der Fachdienst weiter. Diese umfassten zum einen die Stoffströme Kunststoffe, Metalle, Elektro- und Elektronikgeräte, Fahrzeuge und Batterien sowie Bekleidung und Textilien. Zum anderen wolle man sich auch mit der öffentlichen Beschaffung, zirkulären Produktionsprozessen sowie Gebäuden näher beschäftigen. Für die verschiedenen Handlungsfelder seien „Runde Tische“ geplant. Außerdem solle es neben den Spitzengesprächen im „Dialogforum“ zu Beginn und Ende des Dialogprozesses auch „Dialogwerkstätten“ sowie einen Online-Dialog geben.
Quellen:
- FAZ, Euwid Recycling und Entsorgung 17/2023 (25.4.2023)
Die Fachpresse berichtet über ein als „Acousweep“ bezeichnetes Verfahren, das Schallwellen nutze, um Mikroplastik aus dem Wasser zu filtern. Und eine Reihe von Berichten von Wissenschafts- und Tagesmedien hat eine Studie des Bremerhavener Alfred-Wegener Instituts (AWI) zum Thema, wonach eine arktische Algenart besonders stark mit Mikroplastik belastet sei.
Eine Technologie, bei der durch Schallwellen Kunststoffpartikel mechanisch aus dem Wasser gefiltert werden, könne erheblich dazu beitragen, die Belastung mit Mikroplastik in der Umwelt zu reduzieren, ist in einem Online-Bericht des Umweltmagazins zu lesen. Bei diesem akustischen Verfahren würden Ultraschallwellen erzeugt, die das Mikroplastik in die Mitte des Wassers beförderten, wo es sich dann anreichere und abgesammelt werden könne. Japanische Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen hätten die Geräte für das Verfahren, das bereits von anderen Forschungsteams erfolgreich getestet worden sei, weiterentwickelt. Das japanische Team habe durch die neuen Geräte Gesamtsammelraten für Mikroplastikpartikel mit einem Durchmesser von 5, 10, 15, 25, 50 und 200 Mikrometer (μm) von über 90 Prozent erreicht. Noch kleinere Partikel, deren Durchmesser unter 5 μm lag, seien allerdings zu klein gewesen, um von den Schallwellen gesteuert zu werden. Bei dem Verfahren würden keine Lösungsmittel, chemischen oder biologischen Zusätze benötigt, ist in einem Bericht von Euwid in der aktuellen Ausgabe „Wasser und Abwasser“ zu lesen. Das im Labormaßstab vorhandene Aufbereitungssystem verarbeite 20 Liter Wasser pro Stunde, während die hochskalierte Version laut dem Forscherteam in der Lage sein werde, 5.000 bis 10.000 Liter Wasser pro Stunde zu behandeln.
Auf einer Expedition in der Arktis haben Forscherinnen und Forscher unter der Leitung des AWI laut Medienberichten untersucht, wie viel Mikroplastik in der unter dem Meereseis wachsenden Alge Melosira arctica und dem Umgebungswasser vorhanden ist. Laut der Studie, die in der Fachzeitschrift „Environmental Science and Technology“ veröffentlicht wurde, enthalte die Alge zehnmal so viele Mikroplastikpartikel wie das umgebende Meerwasser. Das Team vermute, dass die Algenart die hohe Menge an Partikeln aufgrund ihrer besonderen Oberflächenstruktur aus atmosphärischen Niederschlägen, dem Meerwasser selbst, dem umgebenden Eis und weiteren Quellen aufnehme. Dies stelle eine Gefahr für Lebewesen dar, die sich von den Algen ernähren, warne Studienleiterin Melanie Bergmann.
Weitere Information: Studie zur Mikroplastikfiltration mit Schallwellen, Studie des AWI zur Mikroplastikbelastung der arktischen Alge Melosira
Quellen:
- spiegel.de, rnd.de, süddeutsche.de, geo.de, tagesspiegel.de (21.4.2023)
- faz.net (22.4.2023)
- wissenschaft.de, Spektrum der Wissenschaft (24.4.2023)
- Umweltmagazin (24.4.2023)
- Euwid Wasser und Abwasser 17/2023 (25.4.2023)
In einem gemeinsamen Statement warnten mehr als 120 Verbände aus der Wertschöpfungskette für Verpackungen das Europäische Parlament und den Rat laut eines Berichts von Euwid vor den Auswirkungen auf den EU-Binnenmarkt, falls die bisher im Entwurf der Verpackungsverordnung (PPWR) geplante Rechtsgrundlage für die Arbeitsweise der Europäischen Union „Binnenmarktartikel“ (Art. 114) geändert werden sollte.
Der Artikel 114 schränke die Möglichkeiten der Mitgliedstaaten ein, einzelstaatliche Bestimmungen zu treffen, wenn bereits Harmonisierungsmaßnahmen der EU erlassen wurden. Die EU-Kommission habe zwar bisher nicht die Absicht geäußert, von Art. 114 abzuweichen, zitiert Euwid eine Sprecherin des europäischen Verbands für Verpackungen und Umwelt Europen. Im Rat hätten jedoch mit Ausnahme von Bulgarien die meisten Mitgliedstaaten gefordert, den Artikel ganz oder teilweise durch den „Umweltschutzartikel“ (Art. 192) des EU-Vertrags zu ersetzen. Begründet werde dies damit, dass man sich so mehr Flexibilität für die Umsetzung bewahren wolle. Angesichts dessen zeigten sich die Verbände der Verpackungsindustrie in ihrem Statement besorgt über eine mögliche Aushöhlung oder Aufspaltung der Rechtsgrundlage im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens. In den vergangenen Jahren habe man bereits eine Zunahme an einzelstaatlichen und vom EU-Recht abweichenden nationalen Anforderungen im Verpackungsrecht wie zum Beispiel Verbote, Wiederverwendungs- und Recyclingvorgaben sowie Kennzeichnungsvorschriften erlebt. Auch hätten in der letzten Zeit einige EU-Mitgliedstaaten eigene Gesetze zu Verpackungen und Verpackungsabfällen erlassen und damit der EU-weiten Gesetzgebung vorgegriffen, zitiert Euwid aus dem Schreiben der Verbände. In der Folge sei es zu Hemmnissen im Binnenmarkt, ökologischen Zielkonflikten, dem Verlust von Skaleneffekten sowie zur Verlagerung von Investitionen und F&E-Aktivitäten gekommen. Sollten die Bestimmungen der PPWR in Zukunft auf umweltrechtlichen Grundlagen beruhen, könne das Potenzial für eine Harmonisierung durch einen Flickenteppich nationaler Verpackungsgesetze geschwächt werden, was dann zu Lasten der Verbraucher, des Umweltschutzes und der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie gehen werde, befürchten die Verbände.
Quelle:
- Euwid Recycling und Entsorgung 17/2023 (25.4.2023)
31.03.2023 - 20.04.2023
Fach- und Tagesmedien berichten über einen Beschluss der Umweltminister der G7-Gruppe wirtschaftsstarker Demokratien, wonach die Umweltverschmutzung durch Kunststoffabfall bereits bis zum Jahr 2040 beendet werden solle – und damit zehn Jahre früher als die G-20-Staaten es im Jahr 2019 beschlossen hatten.
Die Umweltminister der G7-Gruppe wollen mit einem ambitionierten Zeitplan gegen die Verschmutzung der Umwelt durch Kunststoffabfälle vorgehen, berichtet etwa die Tagesschau. Laut Abschlusserklärung des zweitägigen Treffens im japanischen Sapporo wolle die G7-Gruppe ihre Maßnahmen „auf der Grundlage eines umfassenden Lebenszyklusansatzes fortsetzen und verstärken, um den nachhaltigen Verbrauch und die Produktion von Kunststoffen, ihre Kreislauffähigkeit in der Wirtschaft und eine umweltgerechte Abfallbewirtschaftung zu fördern“, zitiert Euwid aus dem G7-Beschluss. Mit verschiedenen Ansätzen solle gegen „Einwegkunststoffe, nicht recycelbare Kunststoffe sowie Kunststoffe mit schädlichen Zusätzen“ vorgegangen werden, ist dort weiter zu lesen. Dazu gehöre ein vollständiger Verzicht auf problematische Produkte, oder, wenn dies nicht möglich sei, die Verringerung ihrer Produktion und ihres Verbrauchs. Geplant sei außerdem Instrumente einzusetzen, um etwa die Quellen, Pfade und Auswirkungen von Mikroplastik anzugehen. Bis auf Japan und die USA gehörten alle anderen Länder der G7-Gruppe Deutschland, Frankreich, Italien, Kanada und Großbritannien auch der High-Ambition-Coalition (HAC) an, die sich für ein ambitioniertes Ergebnis der im vergangenen Jahr angelaufenen Verhandlungen über ein rechtsverbindliches globales Abkommen der Vereinten Nationen über Kunststoffe einsetze. Für das deutsche Bundesumweltministerium sei der Beschluss der G7-Staaten ein „wegweisender Schritt nach vorne“. Er werde „den UN-Verhandlungen Rückenwind geben“, zitiert Euwid aus einer Mitteilung des Ministeriums.
Quellen:
- tagesschau.de, nzz.de, bz.de (16.4.2023)
- Euwid Recycling und Entsorgung 16/2023 (17.4.2023)
Laut einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Unions-Bundestagsfraktion dürfe chemisches Recycling aus Sicht der Bundesregierung nicht zu Einschnitten bei werkstofflichen Verfahren führen und nur für Kunststoffabfälle zur Anwendung kommen, die nachweislich nicht werkstofflich recycelbar seien, ist in einem Bericht des Fachdienstes Euwid nachzulesen. Vorbehalte gegenüber chemischen Verfahren äußerte laut eines Berichts bei Kunststoffe der umweltpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion Dr. Jan-Niclas Gesenhues bei einer Veranstaltung, zu der der Verband der Kunststofferzeuger Plastics Europe Deutschland Ende März eingeladen hatte.
Der Planungsstand der Bundesregierung, die in ihrem Koalitionsvertrag eine Anerkennung der chemischen Recyclingverfahren als Option in Aussicht gestellt hatte, beinhalte dafür keinen konkreten Umsetzungstermin, zitiert Euwid aus der Antwort. Man wolle die Projekte des Koalitionsvertrages im Laufe der Legislaturperiode umsetzen, heiße es. Des Weiteren unterstütze die Regierung Bemühungen zum Design for Recycling und zur Weiterentwicklung der werkstofflichen Recyclingtechnologien. Als Input für chemische Verfahren sollten, zitiert Euwid weiter aus der Antwort auf die Anfrage, nur solche Kunststoffabfälle dienen, aus denen mittels werkstofflicher Verfahren keine Rezyklatqualitäten erzeugt werden könnten, die sich für den Ersatz von Primärkunststoffen eigneten. Zur Frage der Union nach dem Massebilanzverfahren, mit dem Quoten für das chemische Recycling nachgewiesen werden könnten, müsse aus Sicht der Regierung für diese „ein vergleichbares Anforderungsniveau an Transparenz und Rückverfolgbarkeit der Rezyklate gelten wie für die Nachweisführung bei werkstofflichen Verfahren“. Darüber hinaus plane die Bundesregierung zur Frage nach Reallaboren für das chemische Recycling für die Vorbereitung eines entsprechenden Gesetzes eine breite Stakeholder-Konsultation ab Mitte des Jahres.
Laut eines Berichts bei Kunststoffe war unter anderem auch das chemische Recycling Thema bei einem parlamentarischen Frühstück mit anschließender Innovations-Pressekonferenz, zu dem Plastics Europe Deutschland nach Berlin eingeladen hatte. Dort diskutierten Judith Skudelny, umweltpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Michael Thews, Obmann der SPD-Bundestagsfraktion für Kreislaufwirtschaft, Dr. Jan-Niclas Gesenhues, umweltpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen mit Dr. Alexander Kronimus, Leiter Geschäftsbereich Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft PED und Peter Kurth, Präsident Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser und Rohstoffwirtschaft (BDE) die Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe. Weitgehend einig sei man sich über die Definition von Kreislaufwirtschaft gewesen, nicht jedoch über die Hebel zum Erreichen einer zirkulären Kunststoffindustrie. Kurth habe betont, man müsse alle Abfälle sammeln und behandeln, was aber „ohne eine kluge Regulatorik“ nicht funktionieren werde, zitiert Kunststoffe den BDE-Präsidenten. Weitestgehend gegen das chemische Recycling habe sich Gesenhues ausgesprochen. Es sei aus seiner Sicht nicht mehr „als ein Strohhalm“ sowie eine Einladung, am Produktdesign nichts zu ändern. Es brauche Technologieoffenheit, um das Recycling zu maximieren, habe Kronimus dem entgegengehalten. In einem Interview, das Kunststoffe am Rande des parlamentarischen Frühstücks mit PED-Hauptgeschäftsführer Ingemar Bühler führte, und bei dem Bühler das Design for Recycling als wichtigsten Hebel der Kreislaufwirtschafts-Strategie hervorhob, antwortete Bühler auch auf die Kritik am chemischen Recycling von Gesenhues. Die Industrie suche echte Lösungen und keine Ausreden. Es gehe den Unternehmen um die komplette Klaviatur, was bedeute, Kunststoffe fossilfrei herzustellen, zirkuläre Produkte zu entwickeln und am Ende für jedes Produkt das passende Recyclingverfahren zu haben. Über all dies wolle die Industrie zirkuläres Produktdesign ermöglichen. Chemische Recyclingverfahren halte Bühler vor allem für Materialverbunde, wie sie im Textil- oder Automobilbereich vorkämen, für extrem wichtig.
Weitere Information: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der CDU/CSU
Quellen:
- Euwid Recycling und Entsorgung 16/2023 (17.4.2023)
- Kunststoffe (8. und 12.4.2023)
Die Süddeutsche Zeitung (SZ) berichtet über die Ergebnisse eine Ifeu-Studie, die die vom politischen Mainstream vertretene Auffassung, Mehrweg sei grundsätzlich die nachhaltigere Verpackungslösung, infrage stelle. EU-Kommission und die Bundesregierung planten bereits eine gesetzliche Erhöhung der Mehrwegquote, und in Deutschland werde über eine Mehrwegangebotspflicht für den Handel nachgedacht. Insbesondere der Lebensmitteldiscounter Lidl, der ein eigenes Rücknahme- und Verwertungssystem für seine Getränkeflaschen etabliert habe, wehre sich mit Hinweis auf die Studienergebnisse dagegen, ist auch in einem Bericht vom Handelsblatt zu lesen.
Im Zuge der Novelle der Verpackungsverordnung plane die EU-Kommission, den Anteil von Mehrwegverpackungen bei Getränken auf dem europäischen Binnenmarkt drastisch anzuheben, berichtet die SZ. Auch die Bundesregierung wolle den Mehrweganteil von derzeit 43 auf bis zu 70 Prozent erhöhen und Bundesumweltministerin Steffi Lemke in Kürze dazu konkrete Vorschläge präsentieren. Die „pauschale Stigmatisierung von PET-Einwegsystemen“ halte der Mutterkonzern von Lidl, die Schwarz-Gruppe, zu der auch Kaufland gehört, für nicht gerechtfertigt. Das Unternehmen habe für seine Töchter ein eigenes Einweg-System für PET-Getränkeflaschen aufgebaut, die in zwei Recyclinganlagen der Schwarz-Gruppe wiederverwertet und so im Kreislauf gehalten würden. Aktuell verweise die Gruppe auf die Ergebnisse einer von ihr beauftragten und bislang unveröffentlichten Untersuchung des Heidelberger Instituts für Energie- und Umweltforschung (Ifeu), wonach das System der Schwarz-Gruppe nicht nur gleichwertig, sondern in der ökologischen Gesamtbilanz sogar teilweise besser als Mehrweg sei, zitiert die SZ den Vorstandsvorsitzenden der Firma Schwarz Produktion Jörg Aldekott. Demnach schneide deren 1,5-Liter-PET-Einwegflasche in der ökologischen Gesamtbilanz mit einem CO2-Äquivalent von 32 Kilogramm pro 1.000 Liter Füllgut besser ab und sei klimaschonender als vergleichbare handelsübliche Mehrwegflaschen, die laut Studie auf 41 Kilogramm CO2-Äquivalent pro 1.000 Liter Füllgut kämen. In dem Schwarz-Kreislaufsystem mit regionaler Belieferungsstruktur werde das eingesetzte Material zu hundert Prozent wieder zu neuen Flaschen verarbeitet, ist auch in einem Bericht des Handelsblatts zu lesen. Von Deckel und Etikett abgesehen bestünden die Flaschen mittlerweile zu 100 Prozent aus Rezyklat und seien auch komplett recycelbar, so Aldekott.
Verpackungen nach Gebrauch möglichst neu zu befüllen und mehrfach zu nutzen, halten laut einer Umfrage des deutschen Verpackungsinstituts dvi, über die Kunststoff Information berichtet, rund die Hälfte aller Deutschen für sinnvoll. In einer repräsentativen Umfrage antworteten 60,6 Prozent der Befragten auch, dass sie grundsätzlich bereit seien, mehr Verpackungen als bisher nach Gebrauch für eine erneute Verwendung zurückzugeben. Zur Frage, welche Aspekte beim Thema Mehrweg besonders wichtig seien, sähen 71,7 Prozent der Umfrage-Teilnehmer die Rückgabe an möglichst vielen Abgabestellen unabhängig vom Ort des Kaufs an erster Stelle. Für 64,2 Prozent zähle, dass die Produkte durch Mehrwegverpackungen nicht teurer werden dürften. Schließlich habe die Umfrage auch deutlich gemacht, dass sich mehr als die Hälfte der Befragten hinsichtlich der Umweltauswirkungen wie CO2-Emissionen sowie Verbrauch von Wasser, Energie und den für das Produkt eingesetzten Rohstoffen im Vergleich zur Verpackung irrten: 50,5 Prozent hielten fälschlicherweise die Verpackung für den Part, der mit höheren Umweltauswirkungen verbunden sei, zitiert Kunststoff Information aus der Studie. Nur 28,8 Prozent hätten richtigerweise das verpackte Produkt genannt.
Quellen:
- Süddeutsche Zeitung (8.4.2023)
- Kunststoff Information (13.4.2023)
- handelsblatt.com (19.4.2023)
24.03.2023 - 30.03.2023
Wie in Kunststoffe nachzulesen ist, wollen Audi und VW den Rezyklateinsatz in der Automobilproduktion in den kommenden Jahren steigern. Dabei soll der Materialkreislauf innerhalb der Branche eine zentrale Rolle spielen. Ebenso soll die Verbesserung der Recyclingfähigkeit bei neuen Fahrzeugreihen mehr in den Fokus gerückt werden. Für mehr Kreislaufwirtschaft will laut einem weiteren Bericht in Kunststoffe auch Covestro sorgen. In einem Kooperationsprojekt unter der Führung von Hella gehen Covestro, BMW, Geba Kunststoffcompounds und das Fraunhofer Institut für Entwurfstechnik Mechatronik (IEM) der Frage nach Recyclingmöglichkeiten von Scheinwerfern nach.
Bislang liege der Anteil recycelter Materialien in der europäischen Automobilproduktion bei 23 Prozent, berichtet Kunststoffe. Bei Audi wolle man insbesondere den derzeit noch geringen Anteil der aus Altfahrzeugen gewonnenen Materialien für die Neuproduktion erhöhen. Im Rahmen des Projektes „MaterialLoop“ sollen gemeinsam mit 15 Partnerunternehmen aus Forschung, Recyclingbranche und Zulieferindustrie die Möglichkeiten des Wiedereinsatzes von „Post-Consumer-Materialien“ aus Kundenfahrzeugen geprüft werden. Im Rahmen des Projekts seien bereits bei 100 Fahrzeugen einzelne Komponenten wie größere Kunststoffteile für ein Recycling gezielt demontiert worden. Nach der Demontage seien die verbliebenen Karossen geschreddert und in einzelne Materialgruppen wie Stahl, Aluminium und Kunststoff separiert worden. So liege auch laut Johanna Klewitz, Leiterin Nachhaltigkeit in der Lieferkette bei Audi, der Fokus des Projekts auf Kreisläufen innerhalb der eigenen Industrie, um sich von Lieferungen von Sekundärmaterialien aus anderen Branchen unabhängiger zu machen. Neben der Rückführungspotenziale gehe es im Projekt auch um die Verbesserung der Recyclingfähigkeit neuer Fahrzeuggenerationen, berichtet Kunststoffe weiter. In Zusammenarbeit mit VW habe Audi im Sinne eines Design for Circularity einen Leitfaden für die Lieferanten entwickelt. Dieser beschreibe die Prämissen, nach denen Kunststoffbauteile für eine bessere Weiternutzung gestaltet sein sollten. Beispiele für mehr Rezyklateinsatz findet Kunststoffe auch bei Volkswagen vor allem bei der rein elektrischen ID. Serie: etwa Seaqual-Garn zu zehn Prozent aus gesammelten Meeresabfällen und 90 Prozent aus recyceltem Polyethersulfon-Garn zur Herstellung von Sitzbezügen. Im ID. Buzz bereits an mehreren Stellen eingesetzte alternative Materialien sollen künftig auch in anderen Modellen zum Einsatz kommen. Neben Sitzbezügen sollen künftig auch Oberflächen des Dachhimmels und des Bodenteppichs im neuen „Bulli“ zu hundert Prozent aus recyceltem Polyester bestehen. Bis 2030 wolle VW mit solchen und noch weiteren Maßnahmen die CO2-Emissionen pro Fahrzeug um 40 Prozent reduzieren, ab 2050 wolle das Unternehmen bilanziell klimaneutral sein. Dazu lasse VW den kompletten Lebenszyklus der Fahrzeuge analysieren, um ihn zu optimieren.
Im Sinne einer Nachhaltigkeitsoptimierung beteiligt sich Covestro an einem Projekt, das der Frage nachgehe, wie komplexe Produkte wie Autoscheinwerfer recycelt werden könnten, berichten Kunststoffe an anderer Stelle sowie das Kunststoff-Magazin. An dem Projekt unter der Führung von Hella wirkten außerdem noch BMW, Geba Kunststoffcompounds, das Fraunhofer Institut für Entwurfstechnik Mechatronik IEM, das Heinz Nixdorf Institut sowie die Hochschule Hamm-Lippstadt mit. Zum Forschungsprojekt namens Nalyses, das im Oktober letzten Jahres gestartet und insgesamt auf drei Jahre angelegt sei, habe Covestro bereits ein Scheinwerferkonzept entwickelt, das sich recyclingfreundlich auf einen Kunststoff – Polycarbonat – fokussiere. Darüber hinaus würden Montageschritte, Platzbedarf, Kosten und vor allem ein deutlich gesenktes Gewicht die CO2-Emissionen reduzieren.
Quellen:
- zwei Beiträge in Kunststoffe (24.3.2023)
- kunststoff-magazin.de (22.3.2023)
Die Ziele der 2017 novellierten Gewerbeabfallverordnung seien klar verfehlt worden. Vorgaben zur Getrennterfassung und Vorbehandlung gewerblicher Abfälle würden weitgehend missachtet, Recyclingquoten selten erreicht. Das habe laut eines Berichts in Euwid eine Studie ergeben, die das Heidelberger Ifeu-Institut sowie die Berliner Umweltberatung UEC im Auftrag des Umweltbundesamtes durchgeführt hätten. Euwid gibt die Ergebnisse dieser Evaluierung im Detail ausführlich wieder, die hier nur auszugsweise berichtet werden können.
Der mit der Verordnung beabsichtigte Schub für mehr Recycling entfalte sich in der Praxis nicht, so ist laut Euwid das Fazit der Studie, die kürzlich Nadine Buschow von UEC auf einer gemeinsamen Veranstaltung der Entsorgerverbände BDE und bvse in Berlin vorgestellt habe. Allerdings gebe es für die Beschreibung der Praxis keine bundesweit vollständige Erhebung der Gewerbeabfallmengen, so dass man auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes auf der Grundlage von Abfragen bei rund 20.000 Betrieben im Jahr 2018 zurückgreifen musste. Demnach seien nur etwa 60 Prozent der jährlich rund fünf Millionen Tonnen Gewerbeabfälle getrennt erfasst worden. Die Vorgaben der Verordnung hinsichtlich der Getrennterfassung würden weitgehend missachtet. Die Analyse in Anlagen zur Vorbehandlung habe ergeben, dass nur 18 Prozent der angenommenen Abfälle in einzelne Wertstoffe separiert und 34 Prozent der gewerblichen Abfallgemische zu Ersatzbrennstoff verarbeitet würden. Ein weiteres Viertel lande als Sortierrest in der Verbrennung. An Wertstoffen würden insbesondere Holz und Eisenmetalle aussortiert, von denen die Metalle recycelt, das Holz ebenso wie die separierten Kunststoffe dagegen energetisch verwertet würden. Allein Papier, Pappe und Karton würden überwiegend recycelt. Insgesamt würden somit 80 Prozent der separierten Mengen über verschiedene Wege in der Verbrennung landen. Infolge der ungenutzten Potenziale bei Vorbehandlung und Sortierung würden die Recyclingquoten entsprechend niedrig ausfallen. Dies zeige aus Sicht von Ifeu und UEC, dass von ihnen keine ausreichende Lenkungswirkung in Richtung Vorbehandlung und Sortierung für mehr recycelte Kunststoffe ausgehe. Gründe sehen die Autorinnen und Autoren aber weniger in den Quoten selbst als vielmehr in den fehlenden Konsequenzen, wenn sie verfehlt würden. Zudem würden unklare Definitionen in der Verordnung sowie mangelnde Informationen etwa über den Bestand der Vorbehandlungsanlagen den Vollzug erschweren. Für eine verbesserte Umsetzung der Gewerbeabfallverordnung schlagen die Sachverständigen von Ifeu und UEC im Rahmen ihrer Handlungsempfehlungen konkrete Änderungen vor, die insbesondere Verpflichtungen auf der Stufe der Vorbehandlung betreffen.
Quelle:
- Euwid Recycling und Entsorgung (28.3.2023)
Die europäischen Ziele für das Verpackungsrecycling für 2025 und 2030 sind hoch, die aktuell erreichten Quoten gehen dagegen aufgrund der Umstellung auf das neue Berechnungsverfahren nach unten. Vor diesem Hintergrund hat Eunomia im Rahmen einer Studie untersucht, ob durch eine verbesserte Sortierung gemischter Abfälle höhere Recyclingquoten erreichbar seien. Das Ergebnis fällt eher ernüchternd aus, wie das Recyclingmagazin berichtet.
Die Studie mit dem Titel „Mixed Waste Sorting to meet the EU’s Circular Economy Objectives“ habe Eunomia im Auftrag von Reloop und Zero Waste Europe erstellt. Sie fokussiere auf Kunststoffverpackungen, die in den Mitgliedsstaaten im Jahr 2019 im Durchschnitt zu 41 Prozent recycelt wurden. Allerdings hätten die wenigsten Länder bereits die neue Berechnungsmethode angewandt, durch die die Quote auf 38 Prozent sinke. Eunomia gehe aufgrund von Meldeungenauigkeiten sogar von noch niedrigerer Recyclingquote aus, schreibt das Recyclingmagazin. In jedem Fall sei man von der Zielvorgabe von 55 Prozent für das Jahr 2030 noch weit entfernt, wobei die Quoten in den einzelnen Mitgliedsstaaten sehr unterschiedlich ausfielen. Eunomia habe im Rahmen der Analyse die drei Länder mit den höchsten Quoten – Deutschland, Belgien und Schweden – genauer betrachtet, um zu ermitteln, ob die hohen Zielvorgaben der EU überhaupt erreichbar seien. In Deutschland liege man nach neuer Berechnungsweise für das Jahr 2019 bei 43,3 Prozent. Insgesamt sei allerdings festzustellen, dass selbst in diesen Ländern mit einer effizienten Getrenntsammlung die Vorgaben kaum erreichbar seien. Laut der Studie könnten schätzungsweise 20 bis 30 Prozent der in Verkehr gebrachten Verpackungen nicht recycelt werden. Der Anteil der recyclingfähigen Verpackungen könnte aufgrund von Aktivitäten der gesamten Lieferkette zur Verbesserung der Recyclingfähigkeit bis 2030 auf 90 Prozent ansteigen, aber auch nur, wenn bis dahin das chemische Recycling in ausreichendem Maße umgesetzt werden könne, berichtet das Recyclingmagazin aus der Studie. Doch selbst bei einer Recyclingfähigkeit von 90 Prozent und einer gestiegenen Sammelquote von 75 Prozent, die aus Sicht von Eunomia bis 2030 in Europa maximal erreicht werden könne, sei nur eine Verwertungsquote von 50 Prozent zu erwarten. Insofern zeige die Analyse, dass die hohen Quoten einzig durch zusätzlich mehr erfasste Menge zu erreichen seien, etwa durch Aussortieren von Kunststoffen und anderen Materialien aus Stoffströmen, die für eine thermische Verwertung oder Deponien bestimmt seien, zitiert das Recyclingmagazin aus der Studie.
Quelle:
- Recyclingmagazin 3/2023
17.03.2023 - 23.03.2023
Eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger, die laut eines Berichts bei Euwid das wirtschaftliche Potenzial des Kunststoffrecyclings untersucht habe, komme zu dem Ergebnis, Kunststoffrezyklate könnten das „neue Gold“ mit starkem Mengenwachstum und sehr attraktiven Margen werden. Noch sei die wirtschaftliche Situation der Kunststoffrecycler alles andere als rosig, berichtet das Recyclingmagazin aus der Marktanalyse des BIR, auch wenn sich für das Jahr 2023 vorsichtiger Optimismus breit mache.
Die sehr guten Aussichten für das Kunststoffrecycling, die die Unternehmensberatung Roland Berger laut ihrer Studie festgestellt habe, sähen die Analysten in gesetzlichen Vorgaben zum Recycling in der EU begründet sowie in neuen Recyclingtechnologien wie zum Beispiel dem chemischen Recycling. Dadurch würden Volumen und Qualität der Kunststoffrezyklate erheblich zunehmen. Das eröffne der Branche zahlreiche Möglichkeiten, sowohl im Hinblick auf Wachstum sowie zur Steigerung der Profitabilität, zitiert Euwid aus der Analyse. Auch hätten neue digitale Sortiertechnologien laut der Studie das Potenzial zum „Game Changer“ und könnten die Recyclingquoten um zehn bis 20 Prozent erhöhen. Techniken wie Objekterkennung oder digitale Wasserzeichen ermöglichten eine Sortierung nach Farbe oder Polymer sowie geschlossene Kreisläufe. Solche Systeme, die im Ergebnis geringere Verluste, bessere Qualitäten und damit höhere Rezyklatpreise ermöglichten, erforderten aber entsprechende Änderungen entlang der Wertschöpfungskette auf Ebene der Markeninhaber und der Sortierer wie die Integration digitaler Wasserzeichen in Kunststoffverpackungen, die mit erheblichen Investitionen verbunden seien, heiße es in der Studie. Mechanische und chemische Recyclingverfahren würden von einer verbesserten Sortierung profitieren und könnten sich ergänzen. Chemische Technologien, die noch im Entstehen seien, halte die Studie für vielversprechend, denn diese ermöglichten die Verarbeitung von Kunststoffen, die nicht für das mechanische Recycling geeignet seien. Es sei davon auszugehen, dass 2030 rund drei Millionen Tonnen Kunststoffabfall pro Jahr chemisch recycelt würden. Doch müssten nach Schätzung von Roland Berger die Recyclingkapazitäten insgesamt deutlich steigen, um die erwartungsgemäß zunehmende Rohstoffmenge künftig verarbeiten zu können. Unter Berücksichtigung der Prozessverluste müsste es laut der Studie mindestens 150 Prozent mehr Recyclingkapazitäten geben. Das Wachstum des Rohstoffvolumens, das laut Studie bis 2030 auf 33,5 Millionen Tonnen steigen werde, und die Zunahme der Qualität werde dann die Rezyklatpreise in die Höhe treiben.
Laut Marktbericht der Kunststoffsparte des Bureau of International Recycling (BIR) sei die weltweite Nachfrage nach Sekundärrohstoffen im vergangenen Jahr stark eingebrochen, was sich negativ auf die Preisentwicklung ausgewirkt habe, berichtet das Recyclingmagazin. Auch seien die Preise für Primärrohstoffe nach wie vor so niedrig, dass sich Hersteller aus wirtschaftlichen Gründen oft gegen Rezyklate entscheiden würden. Besonders betroffen seien rPP, rHDPE und rLDPE. Da die Preise so niedrig seien, könnten selbst Recycler in den Industrieländern ihren Betrieb aus finanzieller Sicht nicht aufrechterhalten, auch seien Überkapazitäten nicht mehr nur in Asien ein Problem, sondern auch in den Industrieländern, wird Vorstandsmitglied des BIR-Kunststoffausschusses Dr. Steve Wong im Recyclingmagazin zitiert. Im Januar sei nun laut Marktbericht eine leichte Verbesserung der Nachfrage feststellbar, doch sei die weitere Marktentwicklung derzeit noch schwer abschätzbar. Eine mögliche Rezession, der Krieg in der Ukraine und die Spannungen zwischen den USA und China würden für Unsicherheit sorgen. Impulse für besser recycelbare Kunststoffe und einen kurzfristigen Ausbau der Recyclingkapazitäten seien laut Marktbericht für die europäischen Marktteilnehmer durch das geplante EU-Exportverbot für Kunststoffabfälle zu erwarten. Ein weltweites Mandat für einen Mindestanteil an Rezyklaten halte das BIR für wichtiger denn je, um die Recyclingindustrie zu unterstützen.
Quellen:
- Euwid Recycling und Entsorgung 12/2023 (21.3.2023)
- Recyclingmagazin 3/2023 (22.3.2023)
Wie der Umgang mit Kunststoffen und Kunststoffabfällen grundlegend geändert werden kann, um eine Kreislaufwirtschaft zu erreichen, will das European Topic Centre on Circular Economy and Resource Use (ETC CE) in einem Paper aufzeigen, über das das Recyclingmagazin berichtet. Noch fehle aus Sicht des ETC CE eine umfassende systemische Antwort auf die Notwendigkeit eines verantwortungsvollen und verbesserten Umgangs mit Kunststoffen.
Laut des Papers bedürfe es einer Kombination von Lösungsansätzen, die an den jeweiligen Kontext angepasst werden müsse, schreibt das Recyclingmagazin. Für Europa sehe der Bericht drei Hauptwege, die zur Kreislauffähigkeit von Kunststoffen beitragen könnten: eine intelligentere Nutzung von Kunststoffen, die Verbesserung der Recyclingfähigkeit und die Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Die intelligentere Nutzung solle sich auf die Verringerung des unnötigen Einsatzes von Kunststoffen konzentrieren, etwa durch dementsprechend effizientes Design, die Verlängerung der Lebensdauer oder die Art des verwendeten Materials. Sie biete das größte Potenzial zur Verringerung der Umwelt- und Klimaauswirkungen von Kunststoffen, sei aber auch am schwierigsten umzusetzen. Auch bedürfe es zur Unterstützung einer intelligenten Nutzung noch eines erheblichen Umdenkens sowohl bei Herstellern als auch bei Verbrauchern sowie eines langfristigen politischen Rahmens. Bei der Verbesserung der Recyclingfähigkeit gehe es um Lösungen, die den Wert und Nutzen von Kunststoffen in geschlossenen Kreisläufen erhalten sollen. Nachwachsende Rohstoffe könnten laut Bericht eine Option sein, um die Abhängigkeit der Gesellschaft von fossilen Rohstoffen für Kunststoffe zu verringern. Jeder der drei Wege ziele auf unterschiedliche Stufen der Kunststoff-Wertschöpfungskette und auf unterschiedliche Umwelt- und Klimaauswirkungen ab. Die Pfade seien keine Alternativen, sie ergänzten sich. Der Bericht beschreibe Entwicklungen und Herausforderungen für die drei Pfade.
Quelle:
- Recyclingmagazin 3/2023 (22.3.2023)
Laut eines Berichts der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) muss sich noch zeigen, ob chemisches Recycling, wie es zum Beispiel der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV in einer Pilotanlage in Schwechat einsetze, eine sinnvolle Lösung für wachsende Kunststoffmüllberge sein könne. Erst mit der Errichtung größerer Anlagen werde sich zeigen, ob sich Kunststoffabfälle als Erdölersatz eigneten oder ob das chemische Recycling an steigenden Energiepreisen und technischen Hürden scheitern werde.
Immer mehr Chemieunternehmen wie unter anderem auch die BASF in Deutschland setzten auf chemisches Recycling von Kunststoffabfällen, ist in dem Bericht der NZZ zu lesen. Normalerweise kämen dazu mechanische Verfahren zum Einsatz, doch die hätten Grenzen. In der Schweiz, wo die Recyclingquote für Kunststoffe unter zehn Prozent liege, werde derzeit kein chemisches Recycling betrieben. Ein Walliser Start-up habe zwar den Bau einer Anlage geplant, die 2024 fertiggestellt sein und jährlich 10.000 Tonnen PET aus Plastikmüll chemisch rezyklieren sollte. Das Vorhaben sei dann allerdings auf eine deutlich kleinere Anlage heruntergeschraubt worden. Angetrieben werde das chemische Recycling auch von Müllentsorgern, wird Kerstin Kuchta, Professorin für Abfallressourcenwirtschaft an der Technischen Universität Hamburg in der NZZ zitiert. Ihr Ziel sei, die fossilen Kunststoffe vor der Verbrennung zu entfernen, um die Kohlendioxid-Emissionen zu senken. Doch nach Ansicht von Kuchta sei das chemische Recycling derzeit keine Lösung, da es noch viele technische Probleme gebe wie den hohen Energieaufwand, mangelnde Effizienz oder auch Nebenprodukte von Verfahren wie der Pyrolyse wie etwa Gase, Koks und anorganische Rückstände, die verwertet oder entsorgt werden müssten. Vertreter der Chemieindustrie betonten daher, dass chemisches Recycling nur auf Kunststoffabfälle abziele, die sonst in der Müllverbrennung landen würden.
Quelle:
- Neue Zürcher Zeitung (17.3.2023)
10.03.2023 - 17.03.2023
Das Wissenschaftszentrum der EU-Kommission hat in einer Studie Ökologie und Wirtschaftlichkeit verschiedener Kunststoffrecyclingverfahren sowie der energetischen Verwertung von Kunststoffabfällen miteinander verglichen, berichtet der Fachdienst Euwid. Ein chemisches Kunststoffrecyclingverfahren des britischen Anbieters Mura Technology, das auch in der Studie der EU-Kommission untersucht worden sei, habe laut eines weiteren Berichts bei Euwid auch die Universität Warwick einer ökobilanziellen Untersuchung unterzogen und schneide im Vergleich zur Abfallverbrennung mit 80 Prozent geringeren Klimaauswirkungen ab.
Die Studie des Joint Research Center (JRC) der EU-Kommission komme bei dem Vergleich der Vorteile und Grenzen mechanischer, chemischer und lösemittelbasierter Recyclingverfahren sowie der Abfallverbrennung unter anderem zu dem Ergebnis, dass Recyclingverfahren der Abfallverbrennung mit Blick auf die Klimaauswirkungen vorzuziehen seien. Bei anderen Umweltwirkungskategorien sei die Rangfolge nicht so eindeutig. Laut Studie sollten drei Hauptkriterien bei der Wahl der Verfahren berücksichtigt werden: erstens die Steigerung der Materialrückgewinnung bei gleichzeitiger Reduzierung der Auswirkungen auf die Verarbeitung vor allem hinsichtlich des Energieverbrauchs, zweitens die Besonderheiten des Kunststoffabfallstroms und die erforderliche Behandlung und drittens die Wirtschaftlichkeit. Bei den Umweltauswirkungen habe die Studie vor allem die spezifischen Auswirkungen auf Klimawandel, Feinstaub, Versauerung und Ressourcenverbrauch betrachtet. Laut der Analyse seien die mechanische, physikalische und chemische Verwertung von Kunststoffabfällen mit Blick auf die Auswirkungen des Klimawandels meist der energetischen Verwertung vorzuziehen. Denn die Umweltentlastung aus der Energierückgewinnung aus Abfall reiche nicht aus, um die Umweltbelastungen zu kompensieren, die mit der Verbrennung des Kunststoffabfalls und den daraus entstehenden CO2-Emissionen verbunden seien. Die Analyse der Wirtschaftlichkeit von Recyclingverfahren wie Löseverfahren, Glykolyse, Methanolyse, Pyrolyse und Vergasung mit Blick auf die Hauptparameter Rohstoffpreise, Kapital- und Betriebsausgaben sowie Erzeugerpreise habe ergeben, dass Methanolyse, Pyrolyse und Vergasung unter den aktuellen Bedingungen noch nicht wirtschaftlich seien. Die Methanolyse könne im Jahr 2025, die Pyrolyse im Jahr 2033 und die Vergasung nicht vor dem Jahr 2040 wirtschaftlich werden, schätzten die Autorinnen und Autoren der Studie.
Die Ergebnisse der Ökobilanz der Universität Warwick, die das chemische Recyclingverfahren von Mura Technology untersucht habe, basierten auf den Daten der ersten großtechnischen HydroPRS-Anlage des Unternehmens im nordenglischen Wilton. Das Verfahren von Mura umfasse mehrere Prozessschritte. Anders als bei anderen chemischen Recyclingverfahren werde darin überkritisches Wasser zur Umwandlung von mehrschichtigen und starren Kunststoffabfällen aus Siedlungs- und Gewerbeabfällen eingesetzt, um daraus petrochemische Rohstoffe zu erzeugen. Mit dem Verfahren würden laut Mura Produkte erzeugt, die auf Basis der Lebenszyklusanalyse ein gleichwertiges bis niedrigeres Treibhausgaspotenzial aufwiesen als Naphtha.
Quellen:
- zwei Berichte in Euwid Recycling und Entsorgung 11/2023 (14.3.2023)
Tages- und Wissenschaftsmedien berichten über Forschungsergebnisse der Universitäten Greifswald und Leipzig, wonach es Fortschritte gebe bei der Suche nach kunststoffabbauenden Enzymen. Drei Enzyme, die in der Lage seien, Polyurethan zu „verdauen“ und ein Enzym, das PET in Rekordgeschwindigkeit zersetzen könne, seien gefunden worden. Den Forschenden zufolge sei allerdings nicht von „enzymatischen Recyclingoptionen“ für alle gängigen Kunststoffe auszugehen.
Zu Enzymen, die Kunststoff zersetzen und damit das Recycling vereinfachen könnten, werde momentan viel geforscht, wird Yannick Branson, Doktorand am Institut für Biochemie der Universität Greifswald, unter anderem in der Wissenschaftszeitschrift Geo zitiert. Er gehöre zu einem Team um den Leiter der Arbeitsgruppe Biotechnologie und Enzymkatalyse, Uwe Bornscheuer, das drei Enzyme gefunden habe, die Polyurethan in seine Bestandteile zerlegen können, ist auch in einem Bericht der Welt zu lesen. Zwar gebe es bereits chemische Verfahren, um den Kunststoff Polyurethan zu zersetzen, zitiert die Welt Bornscheuer. Diese benötigten aber hohe Temperaturen, hohen Druck und daher viel Energie. Die nun entdeckten Enzyme schafften den Abbau unter Normaldruck und bei Temperaturen bis etwa 40 Grad. Nach Bornscheuers Einschätzung werde es jedoch noch einige Jahre dauern, bis die Ergebnisse industriell genutzt werden können. Auch hätte sein Team etwa zwei Millionen Kandidaten durchgetestet, bevor es fündig wurde. Es sei die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. So sei etwa das Enzym PHL7, das PET im Labor besonders schnell zersetzen könne, von einem Team der Universität Leipzig in Proben von Laubkompost auf einem Friedhof entdeckt worden. Teamleiter Christian Sonnendecker vom Institut für Analytische Chemie habe angekündigt, man wolle die eigenen Forschungsergebnisse bald im Rahmen eines Start-ups nutzen.
Quellen:
- faz.net, sueddeutsche.de (12.3.2023)
- geo.de, merkur.de, handelsblatt.de, forschung-und-lehre.de (13.3.2023)
- welt.de (14.3.2023)
Die Süddeutsche Zeitung (SZ) betrachtet in einem Bericht politische Maßnahmen, die von der Bundesregierung und auf europäischer Ebene eingeführt wurden oder in Planung sind, um die Müllberge abzubauen.
Um die Klimaziele zu erreichen und künftig mehr Rohstoffe zu sichern, müssten sich die Gesetzgeber in der Europäische Union und die Bundesregierung dringend mit Abfall- und Kreislaufwirtschaft beschäftigen, schreibt die SZ. Es gebe aktuell kleinere und größere Vorhaben für neue Gesetze und Verordnungen, doch in der Politik wohl auch wenig Komplizierteres, als Abfallströme zu regulieren. Eine der Maßnahmen betreffe zum Beispiel das Einwegkunststofffondsgesetz, mit dem sich ab 2024 die Hersteller bestimmter Einwegprodukte in Deutschland an den Kosten der Entsorgung mit jährlich geschätzten 430 Millionen Euro beteiligen sollen. Ob das den Müll in Parks und an Straßenrändern reduzieren werde, sei aber fraglich. Die Verpflichtung für Restaurants, Caterer und Lieferdienste, seit Januar 2023 Mehrwegverpackungen anzubieten, wirke laut SZ gar wie ein verzweifelter Versuch, den Abfall zu reduzieren. Den Verpackungsmüll in Europa wolle auch die EU-Kommission reduzieren und habe in einem Vorschlag für eine Verordnung erstmals Ziele für Müllvermeidung und Wiederverwendung bei Verpackungen formuliert. Bis 2030 solle demnach alles recyclebar sein. Das sei ein großes Vorhaben, denn in den Jahren 2009 bis 2020 sei die Abfallmenge in der EU um 20 Prozent gestiegen und werde laut EU-Prognosen bis 2030 noch einmal um fast ein Fünftel steigen. In insgesamt 65 Paragrafen regle die Verordnung die Gestaltung von Verpackungen neu und sei ein kompliziertes Werk, von dem praktisch alle wirtschaftlichen Sektoren betroffen seien, wird Mattia Pellegrini, Generaldirektor für Umweltpolitik in der EU-Kommission, in der SZ zitiert. Die Reaktionen darauf gingen daher weit auseinander, so dass mit schwierigen Verhandlungen gerechnet werde.
Quelle:
- Süddeutsche Zeitung (14.3.2023)
03.03.2023 - 09.03.2023
Laut einer Studie der ETH Zürich, über die unter anderem der Informationsdienst Wissenschaft berichtet, brauche es für eine komplett nachhaltige Kunststoffwirtschaft eine Kombination aus deutlich mehr Recycling, der Nutzung von CO2 aus der Luft und von Biomasse sowie eine Wertsteigerung von Kunststoff. Welche finanziellen Mittel die Europäische Union aufbringen müsse, um das Ziel zu erreichen, bis 2025 jährlich zehn Millionen Tonnen Kunststoffrezyklate in Endprodukten auf den EU-Markt zu bringen, hat laut eines Berichts von Euwid eine Studie der europäischen Investitionsbank (EIB) untersucht. Demnach seien Investitionen zwischen 6,7 bis 8,6 Milliarden Euro für den Aufbau von Sortier- und Recyclingkapazitäten nötig.
Die Nachhaltigkeitsstudie der EHT Zürich unter der Leitung von André Bardow, Professor für Energie- und Prozesssystemtechnik an der ETH, habe ergeben, dass es zwar sehr ambitioniert, aber doch möglich sei, bis zum Jahr 2030 eine Kreislaufwirtschaft zu etablieren, in der möglichst viel Kunststoff wiederverwertet und dann nicht mehr Erdöl sondern Rezyklat Hauptausgangsstoff für Kunststoffprodukte wären, berichtet der IDW. Um die absolute Nachhaltigkeit von Kunststoffen zu erreichen, sei allerdings ein grundlegender Wandel der Methoden sowohl bei der Herstellung als auch bei der Verwendung von Kunststoffen erforderlich. Für ihre Analyse hätten die Wissenschaftler die vollständigen Wertschöpfungsketten der 14 häufigsten Kunststoffarten – darunter Polyethylen, Polypropylen und Polyvinylchlorid – untersucht. Ihr Ergebnis: Um Kunststoffkreisläufe innerhalb der planetaren Grenzen zu ermöglichen, müssten weltweit mindestens 74 Prozent des Kunststoffs wiederverwertet werden. Nötig sei dazu auch, die Recyclingprozesse zu verbessern. Das Recycling zu forcieren, sei jedoch laut Studie auf jeden Fall der richtige Weg. Für die restlichen 26 Prozent der Kunststoffe könne der für die Herstellung benötigte Kohlenstoff laut Studie aus der CO2-Abscheidung von Verbrennungsprozessen oder auch aus der Atmosphäre (Carbon Capture and Utilisation) sowie aus Biomasse gewonnen werden. Allein mit Recycling gehe es nicht, man brauche alle drei Pfeiler, wird Bardow im Bericht des IDW zitiert.
Die Studie der EIB mit dem Titel „Reduzierung der Kunststoffverschmutzung – Finanzielle Maßnahmen für eine stärker zirkuläre Wertschöpfungskette“ habe Ineffizienzen der Kunststoff-Wertschöpfungskette und Lösungen dafür untersucht, berichtet Euwid. Um die EU-Ziele zu erreichen, seien laut Studie erhebliche Investitionen und ein zuverlässiger Absatzmarkt für Rezyklate notwendig. Die größten Lücken beim Sortieren und Recycling habe die Studie in EU-Regionen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa identifiziert. Beim Kunststoffrecycling sehe die Studie drei Hauptprobleme: eine zu große Vielfalt an Kunststoffen, die in der Folge zum zweiten Problem führe. Es ergäben sich zweitens zu große Mengen unterschiedlichster Kunststoffabfälle, die schwer zu recyceln seien. Das dritte Problem betreffe den Zugang zu Finanzmitteln. So benötigten etwa innovative Unternehmen Risikokapital, um ihre Technologien für den Kunststoffkreislauf zur Marktreife zu bringen. Lösungen sehe die Studie in politischen Maßnahmen in Kombination mit gezielten Finanzinstrumenten. Zu den Empfehlungen für politische Maßnahmen gehörten gesetzliche Regelungen zur Bekämpfung schwer zu recycelnder Kunststoffverpackungen, Beschränkungen für Verbundverpackungen, wie z. B. Verpackungen aus Papier und Kunststoff, und die Einführung von Recyclingquoten bei gleichzeitiger Förderung öffentlicher Sensibilisierungskampagnen.
Quellen:
- idw-online.de (6.3.2023)
- Euwid Recycling und Entsorgung 10/2023 (7.3.2023)
- kunststoff-zeitschrift.at (8.3.2023)
Der Bundestagsbeschluss stoße erwartungsgemäß auf ein geteiltes Echo, berichten Tages- und Fachmedien. Während Städtetag und Entsorger die Entscheidung begrüßten, hagele es Kritik von Seiten der Wirtschaft. Mit dem verabschiedeten Gesetz, dem der Bundesrat noch zustimmen muss, sollen die Hersteller bestimmter Getränkebecher, von Essensverpackungen oder Zigaretten künftig in einen staatlichen Fonds einzahlen und sich so an den Kosten für die Beseitigung weggeworfener Einwegartikel beteiligen.
Städte und Gemeinden freuten sich laut den Presseberichten auf eine finanzielle Entlastung bei der Reinigung von Straßen und Parks, Verbandsvertreter betroffener Hersteller beklagten dagegen eine Doppelbelastung für Bürgerinnen und Bürger. Das Gesetz selbst, wird etwa Dr. Martin Engelmann, Hauptgeschäftsführer der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen, unter anderem in einem Bericht der Tagesschau zitiert, sei ein „absehbares Desaster“. Die Wirtschaft habe sich im Vorfeld für ein privatrechtliches Modell ausgesprochen, welches deutlich effizienter sei. Bei dem Bundesumweltministerium, das sich vor allem mit dem Aufbau eines Registers für die Anbieter der To-Go-Produkte viel vorgenommen habe, sehe Engelmann das Projekt nicht in guten Händen. Er kritisiere vor allem, dass die betroffenen Produkte nur 5,6 Prozent der gesamten Abfälle im öffentlichen Raum ausmachten, deren Hersteller aber mit 17 Prozent der gesamten Sammlungs- und Reinigungskosten der Kommunen in Höhe von mehr als 400 Millionen Euro zur Kasse gebeten würden. Auch nach Ansicht des Deutschen Verpackungsinstituts (dvi) sei das Gesetz dysfunktional und führe zu einer Doppelabgabe, weil die Inverkehrbringer der betroffenen Verpackungen ohnehin Lizenzentgelte für die Sammlung und Entsorgung ihrer Verpackung bezahlten, schreibt etwa das Fachmagazin Kunststoffe. Auch das Littering-Problem lasse sich nach Ansicht des dvi über die neue Abgabe nicht lösen. Das kritisiere ebenso der Markenverband, wie auch, dass Kommunen bereits im Vorfeld erklärt hätten, die Abfallgebühren nicht zu senken.
Quellen:
- tagesschau.de, zdf.de, euwid-recycling.de (3.3.2023)
- kunststoffe.de, fr.de (7.3.2023)
Forschende haben laut Presseberichten auf einer dreitägigen Konferenz in Paris die Verschmutzung von Süßwasser durch Mikroplastik diskutiert und einige Forderungen zur Bekämpfung des Problems formuliert. Dazu gehöre die Verwendung nachhaltiger und umweltgerechter Kunststoffe sowie eine Verpflichtung der Hersteller, die Inhaltsstoffe offen zu legen, die Kunststoffprodukten während des Produktionsprozesses hinzugefügt werden.
Denn mitunter sei gar nicht klar, was in den Kunststoffprodukten enthalten sei, wird Umweltforscher und Koordinator der von der Unesco mitorganisierten Konferenz, Christian Laforsch von der Universität Bayreuth, etwa in einem Bericht des ZDF zitiert. Schon bei der Konzipierung von Produkten aus Kunststoff müsse laut den Expertinnen und Experten berücksichtigt werden, was aus ihnen am Ende des Benutzungszyklus werde. Dabei gehe es nicht nur um Entsorgung und Recycling. Um einen besseren Schutz von Gewässern vor der Verschmutzung durch Mikroplastik zu erreichen, seien technische Innovationen sowie die Umstellung industrieller Prozesse erforderlich. Bei den Bemühungen zum Schutz des Wassers müssten zudem aus Sicht der an der Konferenz Beteiligten nicht nur die Gewässer, sondern auch das Ökosystem an Land berücksichtigt werden. Regularien in Bezug auf Kunststoff und den Schutz von Gewässern wie die Wasserrahmenrichtlinie der EU sollten nach Ansicht der Expertinnen und Experten entsprechend angepasst werden. Die Empfehlungen aus der Konferenz an die Politik würden laut den Presseberichten in die UN-Wasserkonferenz einfließen, die Ende März in New York stattfinde.
Quellen:
- zdf.de, br.de, fr.de, rnd.de (8.3.2023)
24.02.2023 - 02.03.2023
Die 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) könnten laut einer Studie der Forschungsgruppe Back to Blue, über die Tages- und Wochenmedien berichten, im Jahr 2050 doppelt soviel Kunststoff verbrauchen wie heute, sollten keine rechtlich bindenden Gegenmaßnahmen getroffen werden. Die Forscherinnen und Forscher der Denkfabrik Economist Impact sowie der Nippon Foundation hielten daher ein umfassendes und rechtlich bindendes weltweites Abkommen zur Eindämmung des Kunststoffverbrauchs, wie es derzeit von den Vereinten Nationen verhandelt werde, für nötig, um die Entwicklung aufzuhalten.
Sollten die Verhandlungen der Vereinten Nationen, an denen bis zu 175 Länder beteiligt seien, scheitern, könne die jährliche Kunststoffproduktion in den G-20-Ländern laut Studie bei den derzeitigen Wachstumsraten bis 2050 auf 451 Millionen Tonnen ansteigen, berichtet zum Beispiel die FAZ. Das entspräche einem Anstieg um fast drei Viertel im Vergleich zu 2019. Ein Scheitern der UN-Vertragsverhandlungen oder ein zu schwaches Abkommen halte die Forschungsgruppe für sehr wahrscheinlich. Insbesondere Einwegplastik, zitiert der Deutschlandfunk aus der Studie, führe zu einer Verschmutzung der Weltmeere – mit negativen Auswirkungen auf die Gesundheit von Tieren und Menschen. Back to Blue fordere deshalb ein stärkeres Verbot von Einwegplastik und höhere Produktionssteuern. In der EU seien bereits viele Einwegplastikprodukte wie Trinkhalme und Einweg-Geschirr seit Juli 2021 verboten. Zu den G20-Ländern, die noch kein nationales Verbot von Einwegplastikprodukten eingeführt haben, gehörten der Studie zufolge Brasilien, die Vereinigten Staaten, Indonesien und die Türkei. Außerdem sollten nach Ansicht der Autorinnen und Autoren Unternehmen für die gesamte Lebensdauer ihrer Produkte, einschließlich Recycling und Entsorgung, verantwortlich gemacht werden. Diese Maßnahmen könnten laut Studie den jährlichen Verbrauch bis 2050 auf 325 Millionen Tonnen begrenzen. Das wäre dann noch ein Anstieg um ein Viertel gegenüber 2019.
Quellen:
- tagesschau.de, faz.net, sueddeutsche.de, orf.at (27.2.2023)
- deutschlandfunk.de (28.2.2023)
Trotz Umsatzsteigerung im vergangenen Jahr um mehr als 12 Prozent auf 78,9 Milliarden Euro erwarte der GKV-Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie ein schwieriges Jahr 2023, berichtet die Fachpresse. Denn das Wachstum in 2022 sei, wie GKV-Präsidentin Dr. Helen Fürst bei der Jahrespressekonferenz des Verbands in Frankfurt betont habe, zu einem „erheblichen Teil“ auf Kostensteigerungen zurückzuführen, vor allem bei der Energie.
Vier von zehn Unternehmen hätten laut Erhebung des GKV aus den wachsenden Umsätzen kein wachsendes Ergebnis generieren können. Eine aktuelle Befragung des GKV habe ergeben, dass im Jahr 2022 die durchschnittliche Steigerung der Stromkosten bei den Mitgliedsunternehmen 90 Prozent betragen habe, ist in einem Bericht der K-Zeitung zu lesen. Wenn sich die Kostensituation 2023 nicht verbessere, seien Konsequenzen wie Arbeitsplatzabbau, Kurzarbeit oder eine Verlagerung der Produktion ins Ausland laut Fürst unausweichlich. Der GKV fordere von der Bundesregierung schnelle Entlastungen bei den Energiekosten, da die derzeitigen Energiepreisbremsen für viele Unternehmen nicht hilfreich seien. Trotz Umsatzsteigerung sei die Menge der verarbeiteten Kunststoffe in 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 3 Prozent auf 13,6 Millionen Tonnen zurückgegangen. Gründe dafür seien die schlechte Konjunktur in der Chemie- und Fahrzeugindustrie sowie die schwächelnde Nachfrage von Seiten vieler Markenartikler und die Flaute auf dem Bausektor, wird Fürst in den Presseberichten zitiert. Ein anderes Bild ergebe sich bei Rezyklaten, deren Verarbeitung in 2022 weiter zugenommen habe, berichtet Kunststoffe. Mit 2,4 Millionen Tonnen seien etwa ein Sechstel der Verarbeitungsmenge Rezyklate gewesen, was einem Plus von 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspreche. Für 2023 plane die Mehrheit (47 Prozent) der GKV-Mitgliedsunternehmen eine Steigerung des Rezyklateinsatzes. Die Zahlen stimmten den Verband zuversichtlich, dass der Industriezweig auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit gut vorankomme, wird GKV-Präsidentin Fürst bei Kunststoffe zitiert. Die Gründe für den gestiegenen Rezyklateinsatz lägen wohl nicht nur am Umweltinteresse der Betriebe, sondern auch an hohen Neuwarepreisen, die den Rezyklateinsatz finanziell attraktiv gemacht hätten.
Quellen:
- Kunststoff Information (23.2.2023)
- K-Zeitung, Kunststoff Magazin (24.2.2023)
- Kunststoffe, K-Zeitung (27.2.2023)
Der Chemiekonzern, der unter den hohen Erdgaspreisen in Europa leide und im Jahr 2022 einen Verlust von 627 Millionen Euro gemacht habe, will laut Berichten von Tages- und Fachmedien Tausende Stellen streichen und in Ludwigshafen eine der beiden Anlagen für Ammoniak sowie seine TDI-Anlage schließen. Das habe BASF-Chef Dr. Martin Brudermüller bei der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens mitgeteilt. Mit den geplanten Maßnahmen wolle BASF ab 2024 jährlich 500 Millionen Euro „außerhalb der Produktion“ einsparen, die Hälfte davon im Stammwerk Ludwigshafen.
Schwerpunkte der Kosteneinsparungen seien Service-, Unternehmens- und Forschungsbereiche sowie die Konzernzentrale, berichtet etwa die Berliner Zeitung. 2022 habe BASF weltweit 3,2 Milliarden Euro höhere Energiekosten gehabt, ist in der Süddeutschen Zeitung zu lesen. Davon entfielen 2,7 Milliarden Euro auf Europa und dort vor allem auf den Verbundstandort in Ludwigshafen. Für die Herstellung von Ammoniak, einem Ausgangsstoff für viele Produkte wie für Dünger und zahlreiche Kunststoffe, würden in Ludwigshafen die größten Mengen an Erdgas als Rohstoff verbraucht, wird Brudermüller in der SZ zitiert. Er erwarte, dass die Erdgaspreise in Europa dauerhaft deutlich höher bleiben werden als in früheren Jahren. Mit den geplanten Sparmaßnahmen solle das Stammwerk in Ludwigshafen langfristig besser für den immer schärfer werdenden Wettbewerb gerüstet werden. Die dortigen Anlagenschließungen würden ab Ende 2026 voraussichtlich zu jährlich über 200 Millionen Euro niedrigeren Fixkosten führen, berichtet Kunststoff Information. Zusätzlich zur Schließung der Ammoniak-Anlage und der TDI-Anlage, die Isocyanate und Polyole insbesondere für die Herstellung von PUR-Weichschäumen produziert, sei geplant, weitere Anlagen für bestimmte Vorprodukte in Ludwigshafen zu schließen sowie die Produktion von Adipinsäure, einem Vorprodukt zur Herstellung von Polyurethan und Polyamid, zu reduzieren.
Quellen:
- Berliner Zeitung, süddeutsche.de, swr.de (24.2.2023)
- Kunststoff Information (27.2.2023)
10.02.2023 - 23.02.2023
Wie die chemische Industrie klimafreundlich werden kann, hat laut eines Hintergrundberichts von Tagesspiegel Background ein Team um den Wissenschaftler Fanran Meng von der britischen Universität Cambridge erforscht: Um ihre Emissionen zu senken, müsse die Branche mithilfe der Politik eine ganze Reihe von Maßnahmen ergreifen. Industriepolitische Weichen für den Wandel der gesamten Industrie in Europa werden derzeit in Brüssel gestellt: Über die kürzlich vorgestellten Pläne der EU-Kommission im Rahmen des europäischen Green Deal und der EU-Industriestrategie berichtet das Recyclingmagazin.
Die Chemieindustrie liefere die Grundlage für das moderne Leben, schreibt der Tagesspiegel in einem Bericht über die Ergebnisse einer britischen Studie. Gleichzeitig verschlinge sie fossile Rohstoffe wie Erdöl, Erdgas und Kohle und habe im Jahr 2020 weltweit Treibhausgase in der Größenordnung von 2,3 Gigatonnen CO2 verursacht. Die Studie, die in der Fachzeitschrift „PNAS“ erschienen sei, untersuche sieben Szenarien mit jeweils unterschiedlichem Fokus und berücksichtige acht Grundchemikalien, 50 verschiedene Erzeugungstechnologien und zehn Weltregionen. Die sieben Szenarien unterschieden sich vor allem hinsichtlich der Rolle von Recycling und Kreislauffähigkeit von Materialien, ab wann keine neuen fossilen Kraftwerke mehr gebaut würden und wie sehr die Chemieindustrie auf CO2-Abscheidung und -Speicherung setzen werde. Im Ergebnis werde die chemische Industrie in zwei besonders optimistischen Szenarien zum Klimaschützer und erreiche dann unterm Strich sogar negative Emissionen. Je ambitionierter die Chemieindustrie vorgehe, desto mehr könne sie dazu beitragen, dass die 1,5-Grad-Grenze nicht überschritten werde. Doch der Umbau wäre laut Studie in jedem Fall teuer. Die notwendigen Investitionen bis zum Jahr 2050 reichten je nach Entwicklung von 1,2 Billionen US-Dollar bis 3,7 Billionen US-Dollar. In so gut wie allen Fällen müsse die Chemieindustrie fossile Rohstoffe ersetzen und ihre Energieversorgung dekarbonisieren, und zwar mit grünem Wasserstoff und nachhaltiger Biomasse. Darüber hinaus müsste sie CO2 aus der Luft und während des Betriebs abscheiden und dann speichern oder nutzen, zudem Kunststoff und entsorgte Chemikalien in großem Stil recyceln sowie Produktionsprozesse weitgehend elektrifizieren.
Um den globalen Temperaturanstieg zu begrenzen und die notwendigen Schritte Richtung Netto-Null-Emissionen zu unternehmen, wolle die EU-Kommission den industriellen Wandel in der EU beschleunigen, schreibt das Recyclingmagazin in einem ausführlichen Bericht über den kürzlich in Brüssel vorgestellten „Industrieplan für den Green Deal“. Ein einfaches, vorhersehbares und klares Regelungsumfeld sei für die Kommission die erste Säule ihre Plans und der Schlüssel zur Förderung von Investitionen. Im Frühjahr plane sie dazu drei Vorschläge zur Wettbewerbsfähigkeit der Industrie vorzulegen: einen „Net-Zero-Industry-Act“, der die industrielle Produktion von Schlüsseltechnologien in der EU unterstützen solle, eine Rechtsvorschrift über kritische Rohstoffe, um die Versorgungssicherheit der EU zu gewährleisten, und zur Absicherung der Energieversorgung beabsichtige die Kommission die Einrichtung einer EU-Energieplattform vorzuschlagen inklusive einer Reform des Strommarktdesigns. Eine zweite Säule des Industrieplans betreffe den besseren und schnelleren Zugang zu Finanzmitteln und eine Dritte Säule die Aus- und Weiterbildung von dringend benötigten Fachkräften sowie die Digitalisierung. Die vierte Säule des Green Deal Industrieplans sei die globale Zusammenarbeit und die Förderung des Handels für eine saubere Transformation, berichtet das Recyclingmagazin. Offener Handel bleibe laut Kommission ein wesentliches Element der Strategie, doch sollen auch handelspolitische Schutzinstrumente gegen unfaire Handelspraktiken weiter ausgebaut werden.
Quellen:
- Tagesspiegel Background (17.2.2023)
- Recyclingmagazin 2/2023 (23.2.2023)
Die Fachzeitschrift Kunststoffe hat Dr. Alexander Kronimus, den Leiter des Geschäftsbereichs Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft beim Verband der Kunststofferzeuger PlasticsEurope Deutschland, zur Position der Industrie zur geplanten nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie der Bundesregierung befragt. Im Interview erklärt Kronimus, warum Experten sich für eine „Kreislaufwirtschaft Plus“ aussprechen und was diese beinhalten sollte.
Eine reine Kreislaufwirtschaft umfasse lediglich eine Kreislaufführung der Kunststoffe, erklärt Kronimus zur Frage nach dem „Plus“ im Titel des Diskussionsvorschlags mit Handlungsempfehlungen zur Kreislaufwirtschaft, der eine Zusammenfassung zahlreicher Expertenmeinungen enthalte. Aus Sicht der an dem Vorschlag Beteiligten brauche es zusätzliche Elemente wie etwa alternative Rohstoffbasen, da für die Herstellung von Rezyklaten nicht genügend Abfälle verfügbar seien. Diese Lücke könne mit alternativen Rohstoffen wie CO2 oder Biomasse ausgeglichen werden, führt Kronimus aus. Notwendig sei auch eine Reduzierung der Kunststoffnutzung sowie eine Wiederverwendung, wenn sie ökologisch sinnvoll sei. Produkte müssten außerdem kreislaufgeeignet gestaltet werden. Zu den Maßnahmen, die aus Sicht der Experten unbedingt in die Kreislaufwirtschaftsstrategie der Bundesregierung aufgenommen werden müssten, gehöre auch, wie Kronimus im Interview erläutert, Technologieoffenheit. Diese sollte chemische Recyclingverfahren für bestimmte Abfallströme in Ergänzung zu mechanischem Recycling umfassen inklusive einer entsprechenden Forschungspolitik und der Vereinfachung von Genehmigungsverfahren. Weiterhin hielten die am Diskussionspapier beteiligten Experten produktbezogene Rezyklat-Einsatzquoten, die zeitlich begrenzt sind, für sinnvoll, um zunächst Anreize für den Rezyklateinsatz zu schaffen. Sobald eine Kreislaufwirtschaft mit ausreichender alternativer Rohstoffbasis erreicht sei, solle jedoch die Ökobilanz das entscheidende Kriterium werden.
Quelle:
- Kunststoffe 2/2023 (14.2.2023)
Das Beratungsunternehmen McKinsey hat laut eines Berichts von Packreport eine Studie veröffentlicht, wonach Kunststoffe die „grünste Lösung“ darstellen. Die K-Zeitung berichtet über das österreichische Projekt „Ökoverpackt“, das ergeben habe, dass Kunststoffverpackungen oft umweltfreundlicher seien als Verpackungen aus alternativen Materialien.
In der Studie von McKinsey sei der gesamte Treibhausgasbeitrag von Kunststoffen im Vergleich zu seinen Alternativen untersucht worden. Sie umfasse den gesamten Produktlebenszyklus sowie die Auswirkungen der Verwendung mit dem Ziel, zum Dialog über die Materialwahl beizutragen und die verfügbare Faktenbasis für die Diskussion über Kunststoffe zu erweitern. Der Bericht zeige laut Packreport, dass Kunststoffe die Treibhausgasemissionen um das Drei- bis Vierfache reduzieren, verglichen mit Materialien wie Papier, Aluminium oder Glas, die als Ersatzstoffe eingesetzt werden. Die Analyse basiere auf Daten aus den USA für das Jahr 2020 und berücksichtige fünf Sektoren mit dem höchsten Kunststoffverbrauch: Verpackung, Bauwesen, Konsumgüter, Automobil und Textilien. Für den Vergleich seien repräsentative Anwendungen ausgewählt worden, für die es Alternativen zu Kunststoffen gebe. Für die untersuchten Kunststoffe habe sich in 13 von 14 Fällen ein geringerer Gesamtbeitrag zu den Treibhausgasemissionen im Vergleich zu Alternativen ergeben. Die ermittelten Treibhausgaseinsparungen lägen zwischen 10 und 90 Prozent.
Im Kooperationsprojekt „Ökoverpackt“ des österreichischen Lebensmittel-Clusters sei ein Tool entwickelt worden, das mittels Lebenszyklusanalysen und Recyclingfähigkeitsbewertungen eine umfassende ökologische Bewertung von Verpackungen ermögliche, berichtet die K-Zeitung. Die Analysen verschiedener Verpackungsalternativen mit dem Tool habe ergeben, dass Kunststoffverpackungen einen geringeren CO2-Fußabdruck haben als vermeintlich umweltfreundlichere Verpackungen. Ziel des Projektes sei gewesen, derzeitige Verpackungen durch ökodesigngerechte Verpackungslösungen zu ersetzen. Mit dem im Projekt entwickelten Ökodesign-Tool sei die durchgehende Dokumentation von geeigneten Verpackungsvarianten und möglichen Schwierigkeiten bei der Umsetzung sowie von Zielkonflikten möglich, wird Michael Krainz vom Forschungspartner Österreichisches Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) zitiert. So habe in einem konkreten Vergleich unter anderem ein Bio-Safthersteller herausgefunden, dass ein recyclingfähiger Standbeutel aus Polypropylen (PP) mit PP-Verschluss und hoher Sauerstoffbarriere die geeignetste Lösung für seine Produkte sei. Das Verpackungsgewicht würde um 95 Prozent reduziert – bei ähnlich hoher Recyclingfähigkeit wie beim derzeit verwendeten Glas. Die CO2-Reduktion mache in diesem Fall 69 bis 74 Prozent aus.
Quellen:
- packreport.de (15.2.2023)
- k-zeitung.de (20.2.2023)
03.02.2023 - 09.02.2023
In der vergangenen Woche hatte die EU-Kommission ihren „Green Deal Industrial Plan“ (GDIP) zur Stärkung des Industriestandorts Europa vorgestellt. Er gilt laut Presseberichten als eine Antwort auf den amerikanischen Inflation Reduction Act (IRA) und soll die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Cleantech-Industrie stärken. Darin werden aus Sicht des europäischen Recyclingverbandes Euric die Vorteile des Recyclings noch nicht ausreichend anerkannt, berichtet die Fachpresse.
Der Investitionsplan der EU-Kommission, der auf dem EU-Gipfel am 9. und 10. Februar in Brüssel erörtert werde, solle sicherstellen, dass in der gesamten Union Mittel für klimafreundliche Technologien bereitstehen, schreibt zum Beispiel die Zeit. Laut Kommissionspräsidentin von der Leyen müsse dazu ein dreistelliger Milliardenbetrag investiert werden, ist in einem Bericht des Deutschlandfunks zu lesen. Zudem müsse der Zugang zu Fördermitteln für die klimaneutrale Industrie erweitert und beschleunigt werden. Dafür plane die Kommission, die Regeln für Staatshilfen zu lockern, Klimaschutz-Projekte schneller zu genehmigen und Handelsabkommen zur Sicherung knapper Rohstoffe zu forcieren. Die vage Definition der Kommission zu sauberen Technologien habe viele Beobachter und Industriegruppen aufhorchen lassen, schreibt das paneuropäische Mediennetzwerk Euraktiv in einem Bericht über die Reaktionen auf den GDIP. Unklar bleibe, welche Industriezweige es in die endgültige Auswahl schaffen werden. Der europäischen Recyclingverband Euric habe den GDIP zwar als dringend notwendigen Schritt in die richtige Richtung begrüßt, berichtet das Fachportal Umweltwirtschaft. Was jedoch noch fehle, sei eine stärkere Anerkennung der Vorteile des Recyclings bei der Erreichung von Klimaneutralität und Ressourceneffizienz, wird Euric-Generalsekretär Emmanuel Katrakis in dem Bericht zitiert. Es müssten nun mehr Anstrengungen unternommen werden, um sicherzustellen, dass recycelte Materialien zur Herstellung von Endprodukten verwendet werden und gut funktionierende Sekundärrohstoffmärkte erhalten bleiben.
Wie es um die Märkte für Rohstoffe aus dem Recycling bestellt ist, habe die Europäische Umweltagentur (EEA) für acht verschiedene große Sekundärrohstoffströme in der EU untersucht und Kriterien für die Beurteilung entwickelt, ob diese Märkte gut funktionieren, ist in einem Beitrag von Euwid zu lesen. Diese Kriterien würden laut Bericht der EEA nur von den Märkten für Aluminiumschrotte, Altpapier und Altglas erfüllt, nicht aber von den fünf anderen untersuchten Materialströmen – Altholz, Alttextilien, Bioabfall und Mineralkörnungen aus Bau- und Abbruchabfällen sowie Kunststoffabfall. Als Hauptgründe für „Herausforderungen“ bei diesen Materialströmen nenne der Bericht eine geringe Größe der Märkte und eine schwache Nachfrage. Bei den Abnehmern fehle es an Vertrauen in Versorgungssicherheit und Qualität bei Sekundärrohstoffen. So werde gezögert, in Technologien zu investieren, die Recyclingmaterial in die Rohstoffversorgung integrieren würden. Nachteilig wirke sich auch das Fehlen geeigneter technischer Spezifikationen aus. Zur Abhilfe empfehle der Bericht neben der Weiterentwicklung der Abfallende-Kriterien, harmonisierte technische Standards für Recyclingrohstoffe zu entwickeln und Steuern auf Primärrohstoffe zu erheben bzw. eine Mehrwertsteuersenkung für Sekundärrohstoffe vorzunehmen.
Quellen:
- zeit.de (1.2.2023)
- euraktiv.de (3.2.2023)
- umweltwirtschaft.com (6.2.2023)
- Euwid Recycling und Entsorgung 6/2023 (7.2.2023)
Diese Frage stellt die Wirtschaftswoche in einem Bericht über eine umstrittene Studie der Universität Québec, die zu dem Ergebnis komme, dass Kaffeekapseln hinsichtlich ihrer Umweltbilanz besser seien als ihr Ruf. Auch bei Plastiktüten oder PET-Flaschen, die ebenfalls per se als Umweltsünde betrachtet würden, trüge oft der Schein, wenn man genauer hinschaue.
Das zentrale Argument in der Studie von Autor Luciano Rodrigues Viana und seinen Kollegen betreffe die Energieeffizienz von Kaffeekapselmaschinen, berichtet die Wirtschaftswoche. Die Geräte würden im Vergleich zu Filterkaffeemaschinen effizienter arbeiten, weil eine geringere Menge Kaffee auf eine abgemessene Menge Wasser treffe. Umweltverbände wie Greenpeace kritisierten allerdings an der Studie, dass die Ressourcen für die Herstellung der Kapseln sowie die Entsorgung nicht betrachtet werden. Der Leiter des Referats Klimawandel beim Institut der deutschen Wirtschaft in Köln, Thilo Schaefer, lobe dagegen, dass die Studie sich nicht nur darauf konzentriere, wie etwas verpackt sei, sondern auch wie energieintensiv und klimaschädlich das Produkt an sich sei. Genau dort entstehe das meiste Kohlendioxid. Faktoren wie der Transport oder die Häufigkeit der Nutzung würden in der Diskussion über Verpackungen oft vergessen, wird Schaefer in dem Bericht zitiert. Generell schneide Kunststoff in der Gesamtbetrachtung oft besser ab als die vermeintlich klimafreundlicheren Alternativen, so Schaefer. Hinzu komme, dass in Deutschland ein Großteil der Verpackungen verwertet werde und die Recyclingquote im europäischen Vergleich nach Zahlen des Umweltbundesamtes mit fast 72 Prozent im Jahr 2019 am höchsten sei. Eine Lösung für stark verunreinigte oder bisher technisch nicht stofflich verwertbare Verpackungen aus Kunststoff biete das chemische Recycling, schreibt die Wirtschaftswoche. Auch bei Plastiktüten, PET-Einwegflaschen sowie dem neuen Trend zu Mischverpackungen aus Papier und Kunststoffbeschichtung müsse man genau hinschauen und abwägen. So sei etwa der Jutebeutel der Plastiktüte laut Studien erst nach hunderten Malen Nutzung überlegen und Mischverpackungen aus Papier und Kunststoff für Verbraucher überraschenderweise oft die schlechteste Option, so die Wirtschaftswoche.
Quelle:
- wiwo.de (5.2.2023)
Die Verarbeiter von Fluorkunststoffen reagieren laut Berichten der Fachpresse mit großem Unverständnis und Sorge auf ein kürzlich von der Europäischen Chemikalienbehörde (ECHA) vorgelegtes Dossier zur Verwendungsbeschränkung von Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS). Demnach sollen Herstellung, Verwendung und Inverkehrbringen einschließlich der Einfuhr von mindestens 10.000 PFAS zum Schutz von Mensch und Umwelt verboten werden.
Der Verbotsvorschlag sei im Rahmen der EU-Chemikalienverordnung REACH von Behörden aus Deutschland, den Niederlanden, Dänemark, Norwegen und Schweden ausgearbeitet worden, berichtet unter anderem die FAZ. Ziel des Verbots sei es, die Freisetzung von PFAS in die Umwelt und die Anreicherung im menschlichen Körper drastisch zu verringern. Es handle sich um den umfangreichsten Antrag zur Neubewertung von Chemikalien seit Inkrafttreten von REACH vor 15 Jahren, schreibt die FAZ. PFAS seien in zahlreichen Alltagsprodukten anzutreffen – von Papier, Verpackungen, Reinigungsmitteln, Cremes, Kosmetika, Wandfarben bis hin zu Skiwachs, Funktionskleidung und Bratpfannen. Große Bedeutung habe diese rund zehntausend Verbindungen zählende Stoffgruppe auch in der Industrie. Mit scharfer Kritik reagierten die Verarbeiter von Fluorkunststoffen auf den aus ihrer Sicht undifferenzierten Verordnungsvorschlag, berichtet das Recyclingmagazin. Der Verband der Hersteller von Halbzeugen und Konsumprodukten aus Kunststoff, pro-K, fordere auf Basis verschiedener aktueller Studien, die Fluorpolymere, die durch die OECD als Polymers of low concern (PLC) und damit als sicherer Werkstoff klassifiziert worden seien, von der PFAS-Regulierung jetzt und auch zukünftig auszunehmen. Sollten die Vorgaben durch die Neuregulierung den geplanten Umfang erreichen, würden Produkte wie Handy, Auto, 5G, Intensivmedizin, Implantate wie Stents und viele andere mehr in Europa zukünftig nicht mehr herstellbar sein, so der Verband.
Quellen:
- spiegel.de (7.2.2023)
- FAZ, zeit.de, recyclingmagazin.de (8.2.2023)
27.01.2023 - 02.02.2023
Es hagele Kritik am Einwegkunststofffonds, schreibt die FAZ. Das geplante Gesetz, mit dem Hersteller von To-go-Produkten zur Zahlung einer Sonderabgabe für die Reinigung öffentlicher Plätze, Parks und Gelände verpflichtet werden sollen, habe zahlreiche Schwächen. Wirtschaftsverbände und Umweltorganisationen seien – aus unterschiedlichen Gründen – unzufrieden. Auch die Ankündigung des BMUV, vorerst keinen neuen Anlauf für eine Wertstofftonne zu unternehmen, treffe auf Kritik, vor allem aus den von Grünen regierten Ländern.
Mit dem Litteringfonds, der laut Gesetzentwurf des Bundesumweltministeriums (BMUV) beim Umweltbundesamt (UBA) eingerichtet werden solle, kämen geschätzte Kosten von mehr als 450 Millionen Euro auf die Hersteller bestimmter Einwegkunststoffprodukten zu, schreibt die FAZ. Von 2025 an solle das Geld an die Kommunen nach einem Punktesystem für Leistungen wie die Entsorgung gelitterter Abfälle und die Reinigung öffentlicher Räume ausgeschüttet werden. Die Bundesregierung wolle mit dem geplanten Gesetz, das aktuell von den Ausschüssen des Bundestages beraten werde, „eins zu eins“ Verpflichtungen zur Umsetzung der Einwegkunststoffrichtlinie erfüllen. Doch Lemkes Gesetzesvorschlag werde der EU-Richtlinie gerade nicht gerecht, heiße es seitens der Wirtschaft. Der Entwurf widerspreche eindeutig dem Wortlaut der Richtlinie, denn darin heiße es, die Kosten seien „zwischen den betroffenen Akteuren festzulegen“, also zwischen Wirtschaft und Kommunen. Das kritisiere zum Beispiel die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen, die auch bezweifle, dass durch die Beteiligung der Wirtschaft an den Reinigungskosten die laut BMUV mit dem Fonds angestrebte Reduzierung des Litterings erreicht werde. Umweltverbände wie der NABU monierten dagegen, dass die Chance, Mehrweglösungen zu fördern und Einwegplastik deutlich teurer zu machen, damit verspielt werde.
Auch der Bericht des BMUV, nach dem in dieser Legislaturperiode kein neuer Anlauf mehr für eine bundesweite Wertstofftonne zur Erfassung und Entsorgung von Verpackungen und stoffgleichen Nichtverpackungen unternommen werden solle, erntet laut Euwid Kritik. Die komme vor allem aus den Reihen der von den Grünen geführten Landesumweltministerien, die das bereits seit Jahren kontrovers diskutierte Thema wieder aufnehmen und voranbringen wollten. Das BMUV habe nun in seinem Bericht darauf hingewiesen, dass die Voraussetzungen für die freiwillige Einführung einer gemeinsamen Wertstofferfassung im Verpackungsgesetz bereits geschaffen worden seien und in rund elf Prozent aller deutschen Gebietskörperschaften diese Möglichkeit bereits genutzt werde. Auch setze das BMUV unter anderem aufgrund zu erwartender Widerstände aus dem Kreis der Beteiligten andere Prioritäten zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft. Die nächsten relevanten Schritte würden auf europäischer Ebene im Rahmen der Revision der Europäischen Verpackungsrichtlinie erfolgen, zitiert Euwid aus dem Bericht des BMUV.
Quellen:
- Euwid Recycling und Entsorgung, 5/2023 (31.1.2023)
- FAZ (1.2.2023)
Die Regierung Kanadas wolle Single-Use-Artikel aus Kunststoff schrittweise aus dem Land verbannen, berichtet die Tagesschau. Laut Berichten von Tages- und Wochenmedien habe der israelische Finanzminister dagegen angekündigt, die Steuer auf Einweggeschirr, die von der vorherigen Regierung des Landes aus Umweltschutzgründen eingeführt worden sei, wieder zu streichen.
Die Steuer auf Einweggeschirr, die in Israel seit gut einem Jahr erhoben werde, habe den Konsum von Plastikgeschirr in dem Land laut Umweltminister Idit Silman um 40 Prozent reduziert, ist unter anderem in einem Bericht des Spiegel zu lesen. Vor Einführung der Steuer hätten Israelis laut einer Studie der Knesset im Durchschnitt 7,5 Kilogramm Wegwerfgeschirr pro Jahr und damit im Vergleich zur EU fünfmal mehr davon verwendet. Die Abgabe habe etwa drei Euro pro Kilo Wegwerfgeschirr aus Plastik betragen, berichtet der Spiegel. Die neue Regierung unter Benjamin Netanyahu wolle nun die Abgabe abschaffen mit dem Argument, die Steuer würde die Lebenshaltungskostenkrise befeuern und sich zudem speziell auf ultraorthodoxe Gemeinschaften auswirken, die in ihren häufig großen Familien zum Beispiel bei Treffen viel Einweggeschirr nutzten. Israelische Umweltschützer hätten die Entscheidung der Regierung als „beschämend“ kritisiert.
Dagegen wolle die kanadische Regierung, wie die Tagesschau berichtet, per Gesetz Produkte wie Tüten, Plastikgeschirr und -besteck, Rührstäbchen oder To-go-Kaffeebecher aus dem Land verbannen. Ein schrittweises Verbot solle das Land zum weltweiten Anführer im Kampf gegen Kunststoff machen. Mit Hochdruck wolle man sich dem Ziel von null Plastikmüll bis zum Jahr 2030 nähern und im kommenden Jahrzehnt 1,3 Millionen Tonnen Plastikmüll sowie rund 22.000 Tonnen umweltverschmutzender Gegenstände wie Flaschen und Zigarettenkippen vermeiden. Zunächst dürften die gelisteten Plastikprodukte in Kanada nicht mehr produziert oder importiert, ab Dezember dieses Jahres auch nicht mehr verkauft oder ausgegeben werden.
Quellen:
- tagesschau.de (28.1.2023)
- spiegel.de, deutschlandfunk.de (30.1.2023)
Laut Berichten der Fachpresse werden die Europäischen Vorgaben zur Emissionsminderung von Deutschland vollständig eingehalten. Das zeigten die Daten zum Treibhausgasausstoß für 2021, die das Umweltbundesamt (UBA) an die Europäische Kommission übermittelt habe. Demnach habe Deutschland im Jahr 2021 insgesamt 759,1 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente emittiert.
Das seien rund 29,6 Millionen Tonnen bzw. vier Prozent mehr als 2020 und 39 Prozent weniger im Vergleich zum Jahr 1990. Gestiegen seien vor allem Energie- und Industrieemissionen, während der CO2-Ausstoß bei Haushalten und der Landwirtschaft gesunken sei. Der Anstieg der Emissionen in der Energiewirtschaft um 27 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente oder 12,5 Prozent sei laut Bericht des UBA vor allem auf die deutlich höheren Emissionen aus der Stein- und Braunkohlenverstromung aufgrund des erhöhten Kohleeinsatzes zurückzuführen. Gründe dafür seien die gestiegenen Gaspreise und eine deutlich verringerte Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. In der Industrie seien 4,3 Prozent oder 7,6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente mehr als im Jahr 2020 emittiert worden, wofür vor allem die anziehende Konjunktur nach der Coronakrise und ein vermehrter Einsatz fossiler Brennstoffe verantwortlich seien. Die deutlichste prozentuale Steigerung verzeichne die Stahlindustrie, wo die Rohstahlerzeugung um rund 12 Prozent angestiegen sei. Die Emissionen des Verkehrs seien 2021 gegenüber 2020 um ein Prozent auf 147 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente gewachsen, was im Wesentlichen auf den Straßenverkehr zurückzuführen sei. Bei Gebäuden seien die Emissionen laut den Berechnungen des UBA um 5,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente oder 4,2 Prozent gesunken, in der Landwirtschaft um etwa 1,1 Millionen Tonnen auf 61,3 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente.
Quellen:
- recyclingmagazin.de (26.1.2023)
- circular-technology.de (30.1.2023)
20.01.2023 - 26.01.2023
Oppositionsparteien, Industrie und Umweltverbände fordern, wie aus Berichten der Fachpresse hervorgeht, Änderungen an dem Gesetzesentwurf des Bundesumweltministeriums (BMUV) zur geplanten Sonderabgabe auf Einwegkunststoffprodukte wie Folien, Becher, Flaschen, Getränkekartons, Feuchttücher und Filterzigaretten. Inverkehrbringer sollen sich damit an den Kosten für die Beseitigung und Entsorgung dieser Abfälle im öffentlichen Raum beteiligen.
Vergangene Woche wurde das Einwegkunststofffondsgesetz (EWKFondsG) in einer ersten Lesung im Bundestag beraten und an die Ausschüsse überwiesen. Die CDU/CSU fordere, wie Euwid berichtet, unter anderem eine Zustimmungspflicht des Bundestages bei der Entscheidung über die Abgabenhöhe und habe sich gegen eine Abgabenpflicht für bepfandete Getränkeverpackungen ausgesprochen. Die Union sei für eine privatwirtschaftliche Lösung, die sie für bürokratieärmer und günstiger halte, und werbe dafür, die Infrastruktur der Zentralen Stelle Verpackungsregister (ZSVR) zu nutzen. Vor allem die Tabakindustrie, die ebenfalls verfassungsrechtliche Bedenken geltend mache, sehe sich durch die geplante Sonderabgabe besonders belastet und setze auf Änderungen durch die Parlamentarier, ist in einem weiteren Bericht in Euwid zu lesen. Kritik am Entwurf komme auch von der Deutschen Umwelthilfe (DUH), die die Abgabenhöhe im Entwurf für viel zu niedrig halte, um Anreize zur Abfallvermeidung und Mehrwegförderung zu schaffen. Sie fordere erneut eine zusätzliche Abgabe auf Einweg-Kunststoffflaschen und Take-Away-Verpackungen. Ein mit dem Gesetz vorgelegter Diskussionsentwurf für eine Einwegkunststofffondsverordnung (EWKFondsV) enthalte die konkreten Abgabesätze sowie ein ausdifferenziertes Punktesystem für die Auszahlung der Mittel aus dem Einwegkunststofffonds, ist in einem Bericht des Online-Portals Umweltwirtschaft zu lesen. Zu erwarten sei, dass das Gesetz im ersten Quartal 2023 verabschiedet werde und dann stufenweise in Kraft trete. Die Abgabe für in Verkehr gebrachte Produkte aus Einwegkunststoff, die sich insgesamt auf etwa 434 Millionen Euro im Jahr summieren soll, müssten die Hersteller ab 2025 in den vom Umweltbundesamt verwalteten Einwegkunststofffonds einzahlen, und zwar auf Basis der im Kalenderjahr 2024 in Verkehr gebrachten Produktmenge.
Weitere Information: zum Gesetzentwurf, zum Diskussionsentwurf der EWKFondsV
Quellen:
- packreport.de, mehrere Berichte bei Euwid, 4/2023 (24.1.2023)
- recyclingportal.de, umweltwirtschaft.com (20.1.2023)
Einen Überblick über die geplanten Regelungen der EU-Verpackungsverordnung, mit der die EU Kreisläufe und einen funktionierenden Binnenmarkt schaffen wolle, sowie die Reaktionen betroffener Verbände darauf, gibt das Recyclingmagazin, das in einem weiteren Beitrag über die Empfehlungen des Umweltbundesamtes (UBA) zur Fortentwicklung der deutschen Kreislaufwirtschaft berichtet.
In Deutschland herrsche ein sehr eigenes Verständnis von Kreislaufwirtschaft, merkt das Recyclingmagazin im Bericht über die Empfehlungen des UBA an. Dieses sei im Unterschied zum europäischen Verständnis einer Circular Economy mehr verwirrend als hilfreich. Zusätzliche Verwirrung stifte nun ein Report des UBA, in dem laut Recyclingmagazin zwischen einer „klassischen Abfall- und Kreislaufwirtschaft“ und einer „zirkulären Ökonomie“ unterschieden werde. Bisherige Maßnahmen der Abfallwirtschaft hätten aus Sicht des UBA noch nicht zu einer „umfassenden zirkulären Ökonomie“ geführt. Ein Paradigmenwechsel sei notwendig ebenso wie eine stärkere Ausrichtung an ökologischen Notwendigkeiten als an wirtschaftlichen Erwägungen. Die Empfehlungen des UBA für die Fortentwicklung der deutschen Kreislaufwirtschaft umfassten unter anderem die Erweiterung der fünfstufigen Abfallhierarchie beim Produktdesign etwa durch die Stärkung finanzieller Anreize für zirkuläres Verpackungsdesign sowie eine Erweiterung der Informationsbasis zum Beispiel durch ein zentrales Berichtswesen zum Einsatz und Verbleib von Sekundärrohstoffen und die Einführung digitaler Produktpässe. Insbesondere für ökologisch besonders relevante Stoffströme wie Kunststoffe und Rohstoffe aus Elektroaltgeräten sowie Altfahrzeugen sollten für ein ökologisch hochwertiges Recycling nach Ansicht des UBA ambitionierte materialspezifische Recyclingquoten auf nationaler und europäischer Ebene eingeführt werden, berichtet das Recyclingmagazin. Zur Stärkung der Rezyklatnachfrage mit Fokus auf Post-Consumer-Rezyklate spreche sich das UBA auf nationaler Ebene für ökonomische Instrumente sowie die Stärkung der Nachfrage durch die öffentliche Hand als wirksame Maßnahmen aus. Zur Förderung des Rezyklateinsatzes in der Produktion schlage das UBA etwa eine Abgabe auf Produkte vor, die kein Rezyklat enthalten. Rezyklateinsatzquoten könnten laut Bericht des UBA nur auf EU-Ebene umgesetzt werden, auf die Einführung weiterer ökologisch sinnvoller Quoten in der EU solle hingewirkt werden.
Der Vorschlag der EU-Kommission für eine Verpackungsverordnung umfasse neben neuen Designvorgaben, der Reduzierung des Verpackungsmülls und des Verbots bestimmter Verpackungen auch die Vorgabe, dass Verpackungen ab dem 1. Januar 2030 einen Mindestrezyklatanteil enthalten müssen, berichtet das Recyclingmagazin in einem weiteren Beitrag. Betroffen seien hier zum Beispiel berührungsempfindliche Verpackungen aus PET, die dann 30 Prozent und zehn Jahre später 50 Prozent Rezyklat enthalten müssten. Bestimmte Verpackungen wie solche für einzelne Portionsgrößen für Kaffeesahne, Zucker oder Mayonnaise dürften laut Vorschlag der EU-Kommission ab 2030 nicht mehr auf den Markt gebracht werden. Auch für die Wiederverwendbarkeit und Wiederbefüllbarkeit sehe die geplante Verordnung ab 2030 Quoten vor. So müssten etwa Verpackungen für kalte und heiße Getränke dann zu 20 Prozent mehrwegfähig sein, ab 2040 solle diese Quote dann auf 80 Prozent steigen. Die Reaktionen der Verbände auf den Vorschlag der EU-Kommission seien erwartungsgemäß gemischt ausgefallen, schreibt das Recyclingmagazin. So habe unter anderem der BDE-Bundesverband der deutschen Entsorgungswirtschaft den EU-Vorschlag insgesamt als gute Grundlage sowie insbesondere die Mindesteinsatzquoten gelobt. Auch die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen begrüße den Entwurf grundsätzlich, sehe die Rezyklateinsatzquoten für kontaktsensible Verpackungen allerdings kritisch und befürchte in diesem Bereich Versorgungsengpässe. Kritik übe die IK auch an dem Verbot bestimmter Verpackungen.
Quelle:
- Recyclingmagazin 1/2023
Was Abfälle und deren Wiederverwertung angehe, stehe die Schweiz nicht gut da, berichtet die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf eine Studie der Weltbank. Bei Kunststoffabfällen liege die Schweiz mit ihrer Abfallmenge pro Kopf weltweit auf Platz 19, ins Recycling gingen bei den Eidgenossen im Vergleich mit dem EU-Schnitt von 32 Prozent nur magere 15 Prozent der Kunststoffabfälle. Ein Großteil werde verbrannt.
Die Nichtregierungsorganisation Oceancare fordere angesichts der Zahlen mehr Verbote wie solche, die in der EU gelten, wo seit Mitte 2021 Einwegprodukte aus Kunststoff wie Besteck und Geschirr, Trinkhalme oder Wattestäbchen verboten sind. Die Schweizer Regierung setze aber eher auf Eigenverantwortung von Wirtschaft und Handel. Die Lösung des Problems könne jedoch ganz woanders liegen, schreibt die SZ. Das hohe Aufkommen an Kunststoffprodukten habe auch mit der hohen Kaufkraft und Mobilität der Schweizer Bürgerinnen und Bürger zu tun, die sich unterwegs öfter mal einen Kaffee oder Snack to go leisten könnten. Für die Reinigung des öffentlichen Raums, die viel Geld koste, sorgten die Behörden der Schweiz, in der viel Wert auf Sauberkeit gelegt werde. Da könnte man ja ein bisschen nachlässiger werden, schlägt die Autorin des Beitrags vor. Dann vergehe den Eidgenossen vielleicht die Lust auf den nächsten Wegwerfbecher.
Quelle:
- Süddeutsche Zeitung (23.1.2023)
13.01.2023 - 19.01.2023
Der nächste Schritt bei der Überarbeitung der EU-Abfallverbringungsverordnung ist laut Berichten der Tages- und Fachpresse getan. Das EU-Parlament habe einem Entwurf des Umweltausschusses zugestimmt, wonach Abfallexporte deutlich eingeschränkt werden sollen. Kritik an den geplanten Regelungen komme vom bvse.
Handelsblatt und Spiegel berichten, dass nach dem Willen des Europäischen Parlaments Abfälle künftig nur noch in diejenigen Länder außerhalb der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) exportiert werden sollen, in denen eine umweltfreundliche Abfallbehandlung und -verarbeitung nachgewiesen werden kann. Für Abfälle, die in der EU bleiben müssten, sowie für gefährliche Abfälle solle es ein explizites Exportverbot für bestimmte Regionen geben. Auch werde mit der neuen Verordnung, über die Rat und Parlament noch verhandeln und sich abstimmen müssen, darauf abgezielt, dass wichtige Ressourcen für den EU-Binnenmarkt erhalten bleiben. Über die mit der Novelle geplanten Änderungen bei Kunststoffabfällen berichtet der Fachdienst Euwid. Die Mehrheit der EU-Abgeordneten habe dafür gestimmt, dass es für Exporte von Kunststoffabfall innerhalb der EU keine Abweichungen von den Regeln des Basler Übereinkommens geben solle, so dass PVC- und PTFT-Abfälle – bekannt als Teflon – innerhalb der EU zukünftig unter das Verfahren der Vorabnotifizierung und -genehmigung fielen. Eine weitere vom Parlament angenommene Verschärfung betreffe Kunststoffe und andere Abfälle, die persistente organische Schadstoffe (POP) enthalten. Auch diese Abfälle sollten nach dem Willen des Parlaments dem Bewilligungsverfahren unterliegen, unabhängig davon, ob ihr POP-Gehalt bestimmte Schwellenwerte überschreite oder nicht. Der bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. habe vor der Abstimmung über den Gesetzentwurf im EU-Parlament vor schwerwiegenden negativen Folgen für die Kunststoffrecyclingindustrie gewarnt, berichtet das Recyclingmagazin. Mit den geplanten Änderungen seien ein großer Verwaltungsaufwand, zusätzlichen Kosten für die Akteure der Kreislaufwirtschaft und ein bürokratischer Aufwand für die zuständigen Behörden zur Durchsetzung und Überwachung eines solchen Systems verbunden, was zu einem Rückschritt führen würde.
Quellen:
- recyclingmagazin.de (16.1.2023)
- handelsblatt.de, spiegel.de, euwid-recycling.de (17.1.2023)
Die Fachzeitschrift Kunststoffe wirft in der ersten Ausgabe des Jahres in einem Special Kreislaufwirtschaft einen Blick auf Lösungen unter anderem des Textil- und chemischen Recyclings, die geeignet seien, dem Green Deal der EU zum Erfolg zu verhelfen. Wie der Kunststoffkreislauf beim Folienhersteller Südpack, der sich Zero-Waste vorgenommen habe, umgesetzt werden soll, berichtet Kunststoffe in einem weiteren Beitrag.
Für die Recyclingindustrie sei der sogenannte European Green Deal, der darauf abziele, Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen, Chance und Herausforderung zugleich, ist bei Kunststoffe zu lesen. Nach dem Willen der EU sollten künftig nahezu alle Produkte während ihres gesamten Lebenszyklus haltbarer beziehungsweise repariert oder wiederverwendet werden können. Das sei in der Textilindustrie, wo in Verkehr gebrachte Textilprodukte spätestens ab 2030 haltbarer sein, aus recycelten Fasern bestehen und recycelbar sein sollen, noch ein weiter Weg. Bisher werde weniger als ein Prozent des für die Herstellung von Kleidung verwendeten Materials recycelt, schreibt das Magazin weiter mit Hinweis auf einen Bericht der Ellen MacArthur Foundation aus dem Jahr 2017. Das liege vor allem, ähnlich wie bei Verpackungen, an der Vielzahl der Kunststoffe und insbesondere an der Kombination unterschiedlicher Polymere, zitiert Kunststoffe den Leiter des Bereichs Engineering Recycling Technology bei BB Engineering (BBE), Matthias Schmitz. Das Unternehmen habe ein thermomechanisches Recyclingverfahren entwickelt, das das Recycling von Post-Consumer-Textilabfällen in einem geschlossenen Kreislauf ermögliche. Weil mechanisches Recycling allein nur begrenzte Möglichkeiten biete, rückten chemische Recyclingverfahren zunehmend in den Fokus, berichtet Kunststoffe weiter. Eines dieser Verfahren, das sich unter anderem durch seine Anwendbarkeit auf eine große Bandbreite von Einsatzstoffen auszeichne, stamme von Carboliq. In einem einstufigen Prozess zur Verflüssigung fester Kohlenwasserstoffe, bei dem die Prozessenergie auf Reibung basiere, werde das Material erwärmt, mit einem Katalysator verrührt und die dabei entstehenden Dämpfe schließlich als Öl kondensiert, beschreibt Christian Haupts, Geschäftsführer von Carboliq, im Beitrag das Verfahren. In die Technologie von Carboliq zur Verölung von Altkunststoffen investiere auch der Folienhersteller Südpack, dessen Kreislaufwirtschaftskonzept Thema eines weiteren Bericht ist. Der Folienhersteller, der für die in Produktionsprozessen anfallenden Abfälle und Wertstoffe verschiedene Prozesse zur werkstofflichen Verwertung an den deutschen Betriebsstätten implementiert habe, setze sich gemeinsam mit Partnern für chemisches Recycling als zusätzliche und komplementäre Technologie für Materialien ein, die aufgrund ihrer Struktur oder des Verschmutzungsgrades nicht mechanisch recycelt werden können. Südpack setze auf einen Mix aus verschiedenen Recyclingtechnologien, die alle zum Ziel hätten, diese sinnvoll aufzubereiten und somit im Kreislauf zu halten. Chemisches und mechanisches Recycling könnten sich nicht nur ergänzen, sondern lieferten in Kombination auch die größte CO2-Einsparung.
Quelle:
- Kunststoffe 1/2023 (zwei Berichte)
Das von VinylPlus Deutschland und PlasticsEurope Deutschland gemeinsam in Auftrag gegebene Stoffstrombild für PVC in Deutschland 2021 zeigt laut Berichten der Fachpresse, dass fast 18 Prozent des in Deutschland verarbeiteten PVC inzwischen aus dem Recycling gewonnen wird.
Mit den Ergebnissen der Studie sehe sich die PVC-Branche auf gutem Weg zu einer Kreislaufwirtschaft. Demnach wurden 340.000 Tonnen PVC-Rezyklate und 1,57 Millionen Tonnen PVC-Neuware in Deutschland zu Halbzeugen und Endprodukten verarbeitet. Damit sei der Einsatz von recyceltem PVC gegenüber 2017 um insgesamt 91.000 Tonnen bzw. 37 Prozent gestiegen. Eingesetzt würden die durch das werkstoffliche Recycling hergestellten Rezyklate vor allem in langlebigen Anwendungen wie dem Baubereich, in Rohren oder Verkehrssicherheitsanwendungen, die bereits seit langem den dominierenden Anteil bei der Verarbeitung ausmachten. Auch 2021 sei der Baubereich mit über 75 Prozent des insgesamt verarbeiteten PVC von 1,91 Millionen Tonnen wieder der größte Anwendungsbereich. Die PVC-Verarbeitungsmenge habe laut der Erhebung um 3,8 Prozent über dem Niveau des Jahres 2017 gelegen.
Quellen:
- plasticker.de, kommunalwirtschaft.eu, recyclingmagazin.de (17.1.2023)
16.12.2022 - 12.01.2023
Die Mehrwegpflicht für To-Go-Einwegkunststoffverpackungen ab dem 1.1.2023 ist Thema zahlreicher Berichte von Tages- und Fachmedien. Seit Jahresbeginn müssen Restaurants, Cafés, Caterer, Kantinen, Lieferdienste, Supermärkte und Tankstellen für den Sofort- und Außer-Haus-Verzehr von Speisen und Getränken Mehrwegverpackungen anbieten und zurücknehmen. Während die neuen Mehrwegregelungen Verbraucher- und Umweltschützern nicht weit genug gingen, kritisiere die Wirtschaft zusätzliche Belastungen in ohnehin schwierigen Zeiten, schreibt etwa die FAZ.
„Kompliziert“ oder „haben wir nicht“ antworteten manche Restaurants auf die Nachfrage von Kunden, berichtet die FAZ an anderer Stelle. Viele Gastronomen seien von den neuen Regeln noch verunsichert und es gebe viele offene Fragen, wird Oliver Kasties vom hessischen Hotel- und Gastronomieverband Dehoga in der FAZ zitiert. Die Zeit wirft einen Blick auf die beiden etablierten Mehrwegsysteme Recup und Vytal und deren Nachhaltigkeit. Die Gretchenfrage für Mehrwegsysteme laute, wie oft die Behälter tatsächlich verwendet würden. Mehrweg bringe nur dann etwas, wenn es im Umlauf sei. Bei Recup, das für seine Mehrwegbecher mittlerweile ein Vertriebsnetz mit mehr als 19.200 Cafés und Restaurants, Kantinen und Bäckereien aufgebaut habe, ließen sich die Rückgabequoten nur schätzen, Mitbewerber Vytal gebe ein Rückgabequote von 99,3 Prozent an. Klar sei, schreibt die Zeit weiter, dass es am einfachsten wäre, wenn sich wenige Systeme durchsetzten und man die Mehrwegbehälter an jeder Ecke zurückgeben könnte. Und am ökologischsten, wenn die Leute das dann eben auch tun. Doch zum Inkrafttreten der neuen Regelung sei ein Mehrweg-Flickenteppich entstanden, kritisiere zum Beispiel laut eines Berichts im Handelsblatt die Deutsche Umwelthilfe (DUH). Viele Ketten wie McDonald‘s oder Tchibo und Lebensmittelhändler wie die Edeka-Gruppe oder Rewe planten oder hätten eigene Systeme entwickelt, obwohl es Systeme wie die von Recup oder Vytal bereits gebe. Unternehmens- und branchenübergreifende Systeme brauche es, um Einweg zu vermeiden, ähnlich wie es bei Pfand-Glasflaschen schon seit Jahrzehnten funktioniere, wird Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft der DUH, im Handelsblatt zitiert. Um die Attraktivität wiederverwendbarer Behälter zu steigern, müsse die bequemere Wegwerfvariante teurer werden, fordere die DUH laut eines Berichts der FAZ. Mindestens 20 Cent auf Einwegbehälter und -besteck sollten erhoben werden, schlage die DUH vor. Die Fachpresse widmet sich den Rechtsunsicherheiten, die in der Praxis mit der neuen Pflicht, die einer EU-Vorgabe folge, verbunden seien. Nach Ansicht der Dehoga seien Details noch nicht eindeutig geklärt, wie Euwid berichtet. Der Verband verweise auf laufende Verhandlungen zwischen Bund und Ländern, deren Ergebnis ein abgestimmter „Leitfaden“ sein solle. Mit einer Veröffentlichung durch die Bund/Länderarbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) sei aber erst frühestens im Februar zu rechnen. Unter anderem gehe es dabei um die Frage, ob zum Beispiel für Einschlagfolien, in denen Lebensmittel zum Unterwegsverzehr abgegeben werden, eine Mehrwegalternative verlangt werden könne.
Quellen:
- faz.net (9.1.2023)
- zeit.de (5.1.2023)
- euwid-recycling.de (3.1.2023)
- handelsblatt.de, faz.net (30.12.2023)
- spiegel.de (29.12.2023)
Fachmedien berichten über die Ergebnisse der Studie „Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland 2021“, die die Conversio Market & Strategy GmbH im Auftrag der BKV mit Unterstützung von 15 Verbänden und Organisationen erstellt hat. Die Erhebung, die in der aktuellen Ausgabe durch zwei Neuerungen eine größere Detailtiefe ermöglicht, liefert seit 1994 alle zwei Jahre Lebenswegdaten zum Werkstoff Kunststoff.
Kunststoff Information gibt in einem Q+A gemeinsam mit Christoph Lindner, Geschäftsführer bei Conversio, einen Überblick der wichtigsten Ergebnisse. Trotz vieler kritischer Diskussionen um Kunststoffe von Seiten der Politik und Umweltorganisationen, aber auch aus der Wirtschaft selbst, bleibe die Kunststoffindustrie mit ihren wesentlichen Sektoren Produktion, Verarbeitung und Recycling insgesamt sehr stabil, fasse Lindner die Studienergebnisse zusammen. Dies gelte auch für die Nachfrageseite. Kreislaufwirtschaft sei das zentrale Thema der Industrie, nenne Lindner als ein Fazit. Er erkenne zahlreiche gute Ansätze, aber der Weg zu einer echten Zirkularität sei noch weit. Als wichtigste Veränderungen im Vergleich mit den Ergebnissen des Stoffstrombildes aus dem Jahr 2019 zeige die aktuelle Studie unter anderem, dass das Recycling von Kunststoffverpackungen deutlich zugelegt und einen Zuwachs von rund 300.000 Tonnen erreicht habe, ist im Bericht von KI zu lesen. Der Export von Kunststoffabfällen in Nicht-EU-Länder sei laut Studie noch einmal massiv zurückgegangen, und zwar von rund 550.000 auf knapp 300.000 Tonnen. Die Bewertung der Gesamtentwicklung durch Lindner falle positiv aus: Die Kunststoffwertschöpfungskette sei intakt und auch der zurückgehende Export von Kunststoffabfällen sei positiv zu bewerten. Das Kunststoffrecycling müsse massiv ausgebaut werden, ebenso der Einsatz von Rezyklaten, der laut Studie bei 12 Prozent der gesamten Kunststoff-Verarbeitungsmenge von 14 Millionen Tonnen liege. Um die Ziele der geplanten EU-Verpackungsverordnung von rund 20 Prozent Post-Consumer-Rezyklatanteil für 2025 und 30 Prozent und mehr für 2030 zu erreichen, halte Lindner sowohl verlässliche Rahmenbedingungen für die Industrie in Form gesetzgeberischer Regelungen als auch Initiativen der beteiligten Akteure der Kunststoffindustrie für notwendig. Dies gelte insbesondere für die Bereiche Elektro, Automobil, Möbel wie auch bei Haushaltswaren/Freizeit/Sport und bei Bauapplikationen.
Weitere Information: zur BKV-Studie „Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland 2021“
Quellen:
- Kunststoff Information, 1/2023
- plastics information europe pieweb.plasteurope.com (11.1.2023)
- kunststoffe.de (10.01.2023)
- kiweb (4.1.2023)
Das selbstgesteckte Ziel, spätestens 2025 nur noch wiederverwendbare, recyclingfähige oder kompostierbare Kunststoffverpackungen zu nutzen, werden die Unterzeichner des „New Plastics Economy Global Commitment“ der Ellen-MacArthur-Stiftung laut dem aktuellen Fortschrittsbericht der Organisation wohl verfehlen. Das geht aus einem Bericht in Euwid hervor.
Die neuesten Ergebnisse zeigten, dass die Bemühungen vonseiten der Unternehmen als auch der Regierungen dringend verstärkt werden müssten, zitiert Euwid den Leiter der Initiative für eine neue Kunststoffwirtschaft der Ellen MacArthur Foundation, Sander Defruyt. Der Rezyklateinsatz habe sich dem Bericht zufolge von 4,8 Prozent im Jahr 2018 auf 10,0 Prozent im Jahr 2021 zwar verdoppelt. Doch um die von der EU anvisierten Einsatzquoten in Höhe von 26 Prozent bis 2025 erfüllen zu können, seien weitere Anstrengungen nötig. Basierend auf den aktuellen Fortschritten würden 23 Prozent der unterzeichnenden Markenartikler und Einzelhändler die von ihnen anvisierten Rezyklat-Einsatzquoten erfüllen. Die von der Stiftung bei den Unternehmen abgefragten Daten ergäben, dass der Anteil an wiederverwendbaren, recycelbaren oder kompostierbaren Verpackungen von 2019 bis 2021 um 1,7 Prozentpunkte auf 65,4 Prozent gestiegen sei. Flexible Kunststoffverpackungen wie Beutel und Folien, die schwer zu recyclen seien, machten 16 Prozent der von den Mitgliedern genutzten Packmittel aus und seien ein Hauptgrund dafür, dass die meisten Unternehmen ihre Selbstverpflichtungsziele für 2025 verfehlen würden. Hinzu kämen nicht-rezyklierbare starre Kunststoffverpackungen, die durchschnittlich elf Prozent der Portfolios der Mitglieder ausmachten, für die es aber bereits viele Eliminierungskonzepte gebe.
Quelle:
- Euwid Recycling und Entsorgung 1/2023 (11.1.2023)
09.12.2022 - 15.12.2022
Die steigenden Kosten für Gas und Strom machten den Klimaschutz für den Handel zu einer Überlebensfrage, schreibt das Handelsblatt in einem Beitrag aus seiner Serie „Grüner Umbruch“. Viele Markenartikler setzten nun zum Beispiel auf nachhaltigere Verpackungen mit weniger Kunststoff und mehr Rezyklat. Die Süddeutsche Zeitung porträtiert ein Start-up, das Kliniken und medizinische Organisationen, in denen viele Kunststoffabfälle anfielen, zum Thema Vermeidung und Nachhaltigkeit berät.
Im Handel wachse das Bewusstsein für die Bedeutung des Klimaschutzes, der für viele auch zur Überlebensfrage werde, berichtet das Handelsblatt. Die hohen Energiekosten seien für viele Händler existenzbedrohend, und die Unternehmen setzten sich das „ambitionierte Ziel der Klimaneutralität“, wird Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des HDE, zitiert. Dabei stehe im Handel laut dem Forschungsinstitut EHI das Energiemanagement im Fokus. Nach Berechnungen des Fraunhofer-Instituts ISI für System- und Innovationsforschung verbrauche der Handel pro Jahr Energie im Volumen von 33,3 Terawattstunden und stoße dabei 10,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid aus. Doch auch wenn etliche Unternehmen bereits Energiesparmaßnahmen umsetzten, hätten nur wenige bereits ein echtes Klimaschutzkonzept. Nach Ansicht der im Bericht zitierten Klimaexpertin des EHI, Claudia Horbert, sei der Handlungsdruck massiv gestiegen und das Energiemanagement im Handel müsse sich zu einem CO2-Management wandeln. Bis zu 90 Prozent der Emissionen entstünden im Handel entlang der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette. Die Unternehmen müssten also die Lieferanten mit ins Klimaschutz-Boot nehmen, meine der Klimaberater Sven Wiechert von Climate Partner. Konzerne wie die Schwarz-Gruppe, Henkel, Ikea oder die Otto-Gruppe versuchten ihre Klimaschutzziele etwa durch die Modernisierung ihrer Technik, den Einsatz von Solaranlagen, KI-gestützte Managementtools oder auch nachhaltigere Verpackungen zu erreichen, schreibt das Handelsblatt. Als Beispiel werden der Frosch-Hersteller Werner & Mertz und Beiersdorf, Hersteller unter anderem der Marke Nivea, genannt. Bei Werner & Mertz bestünden bereits 60 Prozent der Verpackungen aus recyceltem Kunststoff und auch Beiersdorf versuche, durch Recycling seine Emissionen zu senken. Zumindest als Vorsatz sei das Thema Nachhaltigkeit längst auch bei großen Kliniken und medizinischen Organisationen angekommen, zitiert die Süddeutsche Zeitung die Gründer des Start-ups „POP- Praxis ohne Plastik“, Nora Stroetzel und Nicolai Niethe, die seit Mitte 2022 in einem B2B-Onlineshop nachhaltige Medizinprodukte wie zum Beispiel Bambuszahnbürsten oder wiederverwendbare Mundspülbecher anböten und Praxisteams berieten, wie Müll vermieden und Energie gespart werden könne. Laut Studien gelte der Klinikbereich als fünftgrößter Müllproduzent in Deutschland, schreibt die SZ. In Krankenhäusern fielen im Durchschnitt 400 Gramm Plastikmüll pro Patient und Tag an. Auch Europas größtes Universitätsklinikum, die Berliner Charité, habe sich das Ziel gesetzt, klimaneutral zu werden und dazu ein Nachhaltigkeitsteam mit der Suche nach Ansätzen und Lösungen beauftragt.
Quellen:
- süddeutsche.de (9.12.2022)
- handelsblatt.de (12.12.2022)
Tages- und Fachmedien berichten über die Regelungen aus dem im Jahr 2021 beschlossenen neuen Verpackungsgesetz, die ab Anfang 2023 für To-go-Verpackungen sowie den Gastronomie- und Tourismusbereich gelten: Dazu zählt die Pflicht, Außer-Haus-Speisen in Mehrwegprodukten anzubieten.
Der Merkur hat bei Gastwirten, Café- und Barbetreibern nachgefragt, welchen Ersatz sie für Einwegkunststoffverpackungen gefunden haben. Viele testeten nun Mehrwegsysteme wie „Rebowl“, „Recup“ oder „One box to go“, bei denen geliehene oder gekaufte Mehrwegbehälter für den Außer-Haus-Konsum zum Einsatz kämen. Es gebe aber auch weiterhin Einwegverpackungen aus recyceltem Kunststoff, die nicht vom Verbot betroffen seien. Mit Behältern aus Pappe als Alternative zu Kunststoffverpackungen habe der Gastronom Pummer aus Painting schlechte Erfahrungen gemacht. Sie weichten schnell auf, so dass es von der Kundschaft viel negatives Feedback gegeben habe, wird der Gastwirt im Bericht des Merkur zitiert. Auch er sei wieder auf Verpackungen auf Kunststoffbasis wie beispielsweise Schalen aus recyceltem Kunststoff umgestiegen.
Die Fachpresse geht noch mal auf die Details der Regelungen ein. Die neue Mehrwegangebotspflicht aus dem Verpackungsgesetz betreffe all jene, die mit Essen oder Getränken befüllte Take-away-Verpackungen an Verbraucherinnen und Verbraucher verkauften: Restaurants, Cafés, Bistros, aber auch Kantinen, Tankstellen, Supermärkte oder Cateringbetriebe. Sie dürften Speisen und Getränke in einer Mehrwegverpackung nicht zu schlechteren Bedingungen und nicht teurer als in einer Einwegverpackung anbieten und müssten für alle Angebotsgrößen eines To-Go-Getränks entsprechende Mehrwegbecher zur Verfügung stellen. Erlaubt sei, die Mehrwegverpackung gegen ein Pfand auszugeben, das bei der Rückgabe zurückgezahlt wird. Mehrwegverpackungen dürften EU-weit in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen, ist in den Berichten der Fachpresse zu lesen. Das habe die EU-Kommission Ende November 2022 mit ihrem Entwurf für eine neue EU-Verpackungsverordnung verdeutlicht. Demnach sollen verbindliche Angebotsquoten für Mehrwegverpackungen in unterschiedlichen Handelsbereichen eingeführt werden. Auch könnten künftig einige kleine Verpackungen genauso wie bestimmte Einwegkunststoffverpackungen wie Netze und Schalen für frisches Obst und Gemüse verboten werden. In vielen Bereichen würden europäische Regelungen vorgeschlagen, die in Deutschland bereits Praxis seien, wie etwa Pfand- und Rücknahmesysteme für Getränkeverpackungen. Damit Mehrweg bald auch in allen Mitgliedstaaten Standard werde, wolle sich Bundesumweltministerin Steffi Lemke für ambitionierte Vorgaben in der neuen EU-Verpackungsverordnung einsetzen, ist einem Bericht im Recyclingportal zu entnehmen.
Quellen:
- merkur.de (9.12.2022)
- recyclingmagazin.de (13.12.2022)
- recyclingportal.eu (14.12.2022)
Im Baubereich, dem nach der Verpackungsindustrie zweitgrößten Einsatzgebiet von Kunststoffen, fehle es bisher an geeigneten Vorgaben für das Recycling von Kunststoffprodukten, berichtet das Fachmagazin Kunststoffe. Auch würden die Abfallmengen bislang nur unzureichend erfasst.
Die Bauwirtschaft habe mit Lieferengpässen, Materialmangel und hohem Druck zur Senkung von Emissionen zu kämpfen, schreibt Kunststoffe. Mineralische Baustoffe würden zu rund 90 Prozent wiederverwertet, wobei es sich meist um ein Downcycling handle. Das Recycling von Kunststoffprodukten aus dem Baubereich wie Fenster, Rohre, Dichtungen oder Bodenbeläge sei kompliziert, da sie nicht sortenrein vorlägen, sondern häufig vermischt mit Anhaftungen wie Zement, Kleb- oder anderen Kunststoffen. Deshalb landeten Kunststoffe als Baumischabfall noch zu häufig als Brennstoff in der thermischen Verwertung. Die Sortierung der Abfälle spiele daher eine bedeutende Rolle. Ein Beispiel für funktionierende und wirtschaftliche Kreislaufwirtschaft bei Kunststoffbauprodukten sei die Initiative Rewindo zur Schließung des PVC-Stoffkreislaufs. Hier würden Altfenster, -rolläden und -türen zu sortenreinem PVC-Rezyklat aufbereitet, aus dem neue Fenster- oder Bauprofile hergestellt werden könnten. Die Recyclingquoten für Kunststoffe aus dem Baubereich lägen bereits ohne Quoten und Vorgaben bei 21,5 Prozent, ist in Kunststoffe zu lesen. Durch eine Steigerung der stofflichen Verwertung ließen sich jährlich weitere 3,1 Millionen Tonnen CO2 in Deutschland einsparen und Materialengpässe reduzieren. Recycling werde zwar nicht alle Probleme lösen, könne aber eine ökologisch wie ökonomisch nachhaltige Baubranche schaffen.
Quelle:
- Kunststoffe 12/2022
02.12.2022 - 08.12.2022
Laut Medienberichten hat der BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft eine Liste mit 35 konkreten Forderungen für die Ausgestaltung der Kreislaufwirtschaftsstrategie der Bundesregierung vorgelegt. Der Verband sehe hier die Chance für eine neue Dynamik in der Transformation der Wirtschaft.
Das Bundesumweltministerium arbeite derzeit an Eckpunkten für die Strategie, die laut Koalitionsvereinbarung vereinbart wurde und 2024 beschlossen werden solle, schreibt die FAZ. Nur mit weniger Rohstoffabhängigkeit und geringerem Ressourcenverbrauch, also „mehr und besserer Kreislaufwirtschaft“, könne Deutschland seine Klimaziele erreichen und zugleich als Industriestandort bestehen, sage der Geschäftsführende Präsident des BDE, Peter Kurth. Deutlich mehr Tempo und Entschlossenheit sei aus Sicht der Wirtschaft nötig, um möglichst viele Rohstoffe aus Abfall zu gewinnen. Dafür schlage der Verband unter anderem eine Erweiterung der Herstellerverantwortung vor, etwa für die Rücknahme von Dämmstoffen. Für Bioabfälle müssten Städte und Kreise in ganz Deutschland eine flächendeckende, haushaltsnahe Abholung organisieren. Der Pro-Kopf-Verbrauch an Rohstoffen liege hierzulande bei 16 Tonnen im Jahr. Mit Appellen zur Abfallvermeidung habe man bislang kaum Erfolge erzielt, weshalb die Politik Reduktionsziele vorgeben solle, flankiert von einem Monitoring „mit entsprechenden Gegenmaßnahmen“. Auch auf EU-Ebene sehe der BDE eiligen Handlungsbedarf. Die Deponierung unbehandelter Siedlungsabfälle dürfe nicht erst von 2030 an verboten werden. Dadurch würden Investitionen in die Recycling-Infrastruktur verhindert, gibt die FAZ den Standpunkt des BDE wieder. Die Kreislaufwirtschaftsstrategie des Verbandes umfasse insgesamt sieben Kapitel, die sich unter anderem mit den Rahmenbedingungen, der Rohstoffpolitik und der Digitalisierung im Kontext der Kreislaufwirtschaft befassten, berichtet das Recyclingmagazin. Mit Blick auf Europa müsse aus dem europäischen Binnenmarkt nach Auffassung des BDE auch ein Binnenmarkt für die Kreislaufwirtschaft werden. So sei die Abfallverbringung innerhalb der EU unverzichtbar, stoße aber an Akzeptanzgrenzen, solange die Hälfte der Mitgliederländer Mülldeponien unterhalte. Weiterhin plädiere der BDE für eine umfassende Verbesserung der Getrennterfassung von Papier-, Kunststoff- und Bioabfällen. Diese müssten grundsätzlich haushaltsnah erfasst werden. Weiterhin sollten nach Auffassung des Verbandes stoffspezifische Substitutionsquoten als wesentlicher Indikator für die Kreislaufführung von Materialien dienen. Recyclingquoten würden dies nicht abbilden.
Weitere Information: zum Download des BDE-Papiers
Quellen:
- recyclingmagazin.de, euwid-recycling.de (7.12.2022)
- FAZ, recyclingportal.eu (8.12.2022)
Die Tagespresse berichtet über die zurzeit stattfindende Konferenz in Montreal, bei der ein globales Abkommen zum Artenschutz beschlossen werden solle. Dieses umfasse 21 Ziele, darunter als eines der Hauptziele den Stopp der Plastik-Verschmutzung.
Eine Million Arten seien vom Aussterben bedroht, ist unter anderem in einem Bericht der Tagesschau zu lesen. Es gehe nun um nicht weniger als das Überleben der Menschheit und ein Regelwerk, das genauso wichtig sei wie das Pariser Klimaschutzabkommen. Ein Hauptziel der Konferenz sei, mindestens 30 Prozent der weltweiten Landes- und Meeresflächen unter Schutz zu stellen. Entscheidend für ein wirksames Abkommen für den Artenschutz werde jetzt sein, dass das Ziel auch durch Kontrollen und nachvollziehbare Mechanismen gestärkt werde, wird Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Grüne) zitiert. Weitere Hauptziele seien ein Stopp der Plastik-Verschmutzung und die Wiederherstellung der Natur - etwa in Flussauen, Wäldern und Mooren. Deutsche Wissenschaftler und Nichtregierungsorganisationen hätten außerdem einen grundlegenden Wandel im Wirtschaftssystem gefordert. Alle wesentlichen Fragen seien jedoch unter den knapp 200 Vertragsstaaten umstritten, die Aussicht auf eine ausreichend scharfe globale Vereinbarung unwahrscheinlich.
Quellen:
- tagesschau.de, sueddeutsche.de, faz.net (7.12.2022)
Die Fachzeitschrift Kunststoffe wirft im aktuellen Heft in einem Special einen Blick zurück auf die diesjährige K-Messe, bei der sich die Kreislaufwirtschaft als eines der Kernthemen wie „ein grüner Faden“ über nahezu alle Aussteller durchgezogen habe. Die Messe, die durchweg als sehr erfolgreich beurteilt werde, habe gezeigt, dass Kreislaufwirtschaft und Recycling ganz oben auf der Agenda der Kunststoffindustrie stehe und welche großen Fortschritte die Branche in den letzten Jahren in Sachen Nachhaltigkeit gemacht habe.
In den Messehallen als auch auf dem Freigelände hätten die Unternehmen bei der K 2022 in Düsseldorf bei Live-Vorführungen in einer Leistungsschau des Kunststoffrecyclings demonstriert, welch wichtigen Stellenwert Technologie bei der Umsetzung der Kreislaufwirtschaft in der Kunststoffindustrie habe. Bei laufenden Maschinen sei demonstriert worden, wie aus Kunststoffabfällen hochwertige Regranulate hergestellt oder Rezyklate in verschiedenen Verfahren zu kreislauffähigen Produkten verarbeitet werden können. Zentrale Anlaufstelle für den fachlichen Austausch sei wieder die Sonderschau „Plastics shape the Future“ unter der Federführung von Plastics Europe Deutschland gewesen. Das deutlich vergrößerte Circular Economy Forum des VDMA mit Beteiligung von 13 Mitgliedsunternehmen habe Recycling und Kreislaufwirtschaft erlebbar gemacht. Zu den auf der gesamten Messe gezeigten technologischen Neuerungen zählten laut Kunststoffe unter anderem Komplettanlagen aus einer Hand, die die gesamte Prozesskette abdeckensowie eine neue Technologie der Seitendosierung, die sowohl im mechanischen als auch im chemischen Recyclingverfahren einsetzbar sei (Coperion). Des Weiteren nennt das Fachmagazin eine effizienz- und energieoptimierte PET-Bottle-to-Bottle-Recyclinganlage, die rund 21 Prozent an Produktionskosten gegenüber dem Vorgängermodell einspare (Starlinger) und modular aufgebaute Zerkleinerer mit hohen Durchsatzleistungen (Vecoplan AG), die für eine große Bandbreite an verschiedenen Materialien eingesetzt werden können, sowie auf das Folienrecycling spezialisierte, energieeffiziente und wartungsfreie Shredder (Lindner), die nachfolgende Sortierprozesse deutlich produktiver und effizienter machten. Auf das kommende Jahr blickten Verbände und Unternehmen durchaus optimistisch trotz Krieg, Inflation, Energiekrise, Personalmangel und Lieferproblemen, schreibt Kunststoffe an anderer Stelle im Special.
Wie aus Abfällen Rohstoffe werden, zeige auch die Initiative Circular Valley, die in Wuppertal ein „Weltzentrum der Kreislaufwirtschaft“ etablieren wolle, berichtet die Deutsche Welle. Die Initiative, die Anfang 2021 von dem Unternehmensberater Carsten Gerhard mit dem Ziel gegründet wurde, Stoffkreisläufe zu schließen, habe schnell ein großes Netzwerk aus Konzernen, Mittelständlern und Startups aufgebaut. Rund 70 Unternehmen wie etwa Bayer, Evonik und Vorwerk sowie weitere 30 Partner aus der Wissenschaft und Gesellschaft engagierten sich bereits in dem Netzwerk, das auch mit einem Förderprogramm Firmengründungen aus der ganzen Welt anziehe.
Quellen:
- Kunststoffe 12/2022
- dw.de (1.12.2022)
25.11.2022 - 01.12.2022
Tages- und Fachpresse berichten über den Entwurf für eine neue Verpackungsverordnung, den die EU-Kommission wie angekündigt am Mittwoch vorgelegt hat. Die Kommission wolle Verpackungsmüll deutlich reduzieren, schreibt unter anderem die Süddeutsche Zeitung. Abfallintensive Verpackungen sollen verboten, Wiederverwendung und Recycling gefördert werden, ist in einem Bericht im Recyclingmagazin zu lesen.
Bis 2030 sollten laut Vorschlag der EU-Kommission alle Verpackungen komplett recycelbar sein und der Verpackungsmüll bis 2040 pro Staat und pro Kopf um 15 Prozent im Vergleich zu 2018 deutlich reduziert werden, berichtet die SZ. Produkte wie Mini-Shampooflaschen wolle die EU-Kommission verbieten und ein verpflichtendes Pfandsystem für Plastikflaschen und Aludosen einführen. Ebenso soll es eine verbindliche Quote für den Anteil an recyceltem Material geben, der in neuen Kunststoffverpackungen enthalten sein muss. Auch solle jedes Teil einer Verpackung mit einem EU-einheitlichen Etikett versehen werden, das anzeige, woraus die Verpackung bestehe und wie sie recycelt werden solle.
Die FDP im Bundestag begrüße die Pläne grundsätzlich, weise aber darauf hin, dass künftige Entwicklungen und Technologien schon heute mitberücksichtigt werden müssten. Der Umweltorganisation WWF gingen die Regeln nicht weit genug, ist in der SZ weiter zu lesen. Die Vorgaben sollten sich nach Ansicht der Organisation nicht nur auf Kunststoffe beziehen, sondern auf alle Materialien. Kritik komme auch aus dem Europäischen Parlament von der christdemokratischen EVP-Fraktion. Diese sehe „eine gewaltige Welle an Bürokratiebelastungen auf europäische Unternehmen zurollen“, wird der wirtschaftspolitische Sprecher der EVP-Fraktion, Markus Ferber (CSU), zitiert. Für Delara Burkhardt, umweltpolitische Sprecherin der Europa-SPD, gehe das Paket in die richtige Richtung, ist in einem Bericht des Redaktionsnetzwerks Deutschland zu lesen. Die neue Verpackungsverordnung müsse allerdings verhindern, dass umweltschädliche Alternativen Kunststoffverpackungen ersetzten. Der Vorschlag der EU-Kommission bringe auch Klarheit in Bezug auf biobasierte, kompostierbare und biologisch abbaubare Kunststoffe, berichtet das Recyclingmagazin. Die Kommission lege dar, für welche Anwendungen diese Kunststoffe geeignet seien und wie sie gestaltet, entsorgt und recycelt werden sollten. Die Mindestquoten für das Recycling, die in der aktuellen Verpackungsrichtlinie für den Zeitraum bis 2030 festgelegt sind, werden in dem Verordnungsvorschlag der EU-Kommission nicht geändert, berichtet Euwid. Die Kommission solle jedoch überprüfen, ob die Quoten zu erhöhen oder neue Vorgaben festzulegen seien.
Quellen:
- süddeutsche.de, faz.net, rnd.de, recyclingmagazin.de (30.11.2022)
- euwid-recycling.de (1.12.2022)
Die aktuelle Erhebung zu Kunststoffen in Deutschland für das Jahr 2021 zeige eine ungebrochene Nachfrage nach Kunststoffen und, dass die Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft wesentlich sei, berichtet die Fachpresse. Das Stoffstrombild, das seit Jahren viel Beachtung und Akzeptanz im öffentlichen wie im wirtschaftlichen Umfeld findet, liefert Daten zu Produktion und Verarbeitung von Kunststoffen in Deutschland und wird alle zwei Jahre von der Conversio Market & Strategy GmbH im Auftrag der BKV mit Unterstützung von 15 Verbänden und Organsiationen erstellt.
Trotz eines herausfordernden Umfelds seien die erzeugte und verarbeitete Menge an Kunststoffen sowie die Rezyklatmenge der Studie zufolge stabil geblieben: Die gesamte Kunststoffproduktion habe im Jahr 2021 (inklusive Kleber, Farben und Lacke) rund 21,1 Millionen Tonnen betragen, 2019 seien es gut 20 Millionen Tonnen gewesen. Zur Verarbeitung zu Kunststoffprodukten seien 14 Millionen Tonnen eingesetzt worden, davon rund 12 Prozent Kunststoffrezyklate. Verpackung und Bau seien wieder die dominierenden Segmente bei den Kunststoffprodukten gewesen, gefolgt von Erzeugnissen für die technischen Anwendungsbereiche Fahrzeuge sowie Elektro/Elektronik. Der Inlandsverbrauch von Kunststoffprodukten beim Endverbraucher habe laut Erhebung bei etwa 12,4 Millionen Tonnen gelegen, die Kunststoffabfallmenge bei 5,7 Millionen Tonnen. Der Einsatz von Kunststoffrezyklat habe sich mit knapp 12 Prozent der Verarbeitungsmenge in Deutschland als wesentlicher Bestandteil der Rohstoffversorgung für die Kunststoffbranche etabliert. In einigen Kunststoffsegmenten wie den Bereichen Bau, Verpackung und Landwirtschaft habe sich der Einsatz von Rezyklaten, wie die Studie bestätige, schon länger etabliert. Dies reduziere den Bedarf an primären Rohstoffen. Kreislaufwirtschaft trage so zur Sicherstellung der Rohstoffversorgung bei und schone Ressourcen, ist in den Berichten zu lesen. Die aktuelle Studie zeichne sich zudem durch eine signifikant höhere Detailtiefe gegenüber früheren Erhebungen aus: Daten zum Recycling wurden sowohl auf Basis einer älteren, inputbezogenen Berechnungsmethode als auch gemäß aktueller EU-Vorgaben für Verpackungsabfälle ausgewiesen. Auch werde erstmals zwischen dem Recycling von Post-Industrial-Abfällen und dem Wiedereinsatz von Nebenprodukten aus dem Produktions- und Verarbeitungsprozess unterschieden.
Weitere Information: Kurzfassung und Bestellung der Langfassung
Quellen:
- recyclingmagazin.de, plastverarbeiter.de (30.11.2022)
Laut Medienberichten haben in Uruguay die Verhandlungen über ein internationales Abkommen gegen Plastikmüll begonnen. Ziel der von der UNO organisierten Konferenz sei es, die Kunststoffverschmutzung im Meer und an Land bis zum Jahr 2040 einzudämmen.
Die erste Verhandlungsrunde, bei der Vertreterinnen und Vertreter von Regierungen und Organisationen einen globalen Vertrag zur Eindämmung der Verschmutzung durch unsachgemäß entsorgte Kunststoffabfälle aushandeln wollen, findet derzeit im Ferienort Punta del Este statt, berichtet unter anderem die FAZ. Das Komitee solle bis Ende des Jahres 2024 eine Konvention erarbeiten mit verbindlichen Regeln und Maßnahmen, die den gesamten Lebenszyklus von Kunststoffprodukten abdecke. Nach dem Treffen in Uruguay seien für 2023 weitere Verhandlungsrunden in Frankreich und in Kenia geplant, ist in der FAZ zu lesen. Eine Koalition ambitionierter Länder aus mehr als 35 Staaten unter der Führung von Norwegen und Ruanda, der auch Deutschland angehöre, wolle bei den Verhandlungen ein Ende der Plastikverschmutzung bis zum Jahr 2040 erreichen. „Die Vermüllung der Meere durch Unmengen von Plastik ist ein riesiges Umweltproblem, das der Tier- und Pflanzenwelt, aber auch dem Menschen schadet“, wird Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) im Bericht der FAZ zitiert. UN-Angaben zufolge nehme die Kunststoffverschmutzung rapide zu, berichtet auch das Handelsblatt. Die größten Treiber seien nach Angaben des Bundesumweltministeriums das Verpackungs-, das Fahrzeug- und das Baugewerbe. Nach Einschätzung der Umweltschutzorganisation WWF handle es sich bei Einwegplastik, Geisternetzen und Mikroplastik um die drei problematischsten Abfallformen, die zusammen fast den gesamten Plastikmüll im Meer ausmachten, schreibt das Handelsblatt.
Quellen:
- faz.net, handelsblatt.com, merkur.de, deutschlandfunk.de, rp-online.de (28.11.2022)
18.11.2022 - 24.11.2022
UN-Wissenschaftler/innen haben laut Berichten in der Fachpresse im Rahmen der Weltklimakonferenz auf die Bedeutung einer nachhaltigen Ressourcennutzung hingewiesen. Ohne Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft seien die Klimaziele nicht zu erreichen. Bundesumweltministerin Steffi Lemke nannte dort eine funktionierende Kreislaufwirtschaft einen der Schlüssel zur Lösung der drei existenziellen Krisen hinsichtlich Klima, Verschmutzung und Artensterben. Eine Studie der Ellen MacArthur Foundation ergibt allerdings beim Einsatz von Rezyklaten in Verpackungen noch Defizite. Die Ziele der Markenartikler seien laut der Studie nicht erreichbar.
Im Rahmen des COP27 in Sham El-Sheikh seien bei einem Side Event des Bundesumweltministeriums am „Tag der Lösungen“ Wissenschaftler/innen des Weltklima-, Weltbiodiversitäts- und des Weltressourcenrates erstmalig zusammengekommen, um sich über die Themen der nachhaltigen Ressourcennutzung auszutauschen. Laut Lemke sei die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft bislang unterschätzt worden. Dabei sei sie „einer der Schlüssel zur Lösung der drei existentiellen Krisen, die wir Menschen verursacht haben, Klimakrise, Verschmutzungskrise und die Krise des Artensterbens“, hat sie laut Fachpresseberichten gesagt. Breits im Mai dieses Jahres hätten die G7-Staaten unter deutschem Vorsitz die Bedeutung einer effektiven Kreislaufwirtschaft für den Klimaschutz in der „Berlin Roadmap“ festgehalten. Lemke wolle sich im Kreis der G7 für eine Fortsetzung der wissenschaftlichen Zusammenarbeit der UN-Institutionen einsetzen.
Zum Stand bei einem konkreten Maßnahmenpaket der Kreislaufwirtschaft, Kunststoffverpackungen aus wiederverwendbaren, recycelbaren oder kompostierbaren Kunststoffen herzustellen, hat die MacArthur Foundation ihren 4. Fortschrittsbericht mit dem Titel „Global Commitment 2022“ vorgelegt. Demnach seien die Markenartikler davon noch weit entfernt. Ihr selbst gestecktes Ziel einer kompletten Umstellung bis zum Jahr 2025 dürften die wenigsten erreichen, zitiert die Fachpresse aus dem Bericht. Zwar sei in den Verpackungen der Rezyklatanteil aus Post-Consumer-Abfällen in den drei Jahren von 2019 bis 2021 mit 1,7 Prozentpunkten auf 65,4 Prozent so stark angestiegen wie in der gesamten Zeit zuvor. Doch sei aufgrund der Pandemie gleichzeitig auch der Gesamtverbrauch an Kunststoffverpackungen gestiegen, der nicht allein durch Rezyklate gedeckt werden konnte, so dass auch der Verbrauch an Neuware zugenommen habe.
Quellen:
- euwid-recycling.de (18.11.2022)
- Kunststoff Information, umweltwirtschaft.com (21.11.2022)
Die Fachpresse berichtet über ein White Paper, das der Verband Deutscher Ingenieure (VDI) nach dreijährigem Dialogprozess mit Vertretern der gesamten Wertschöpfungskette herausgegeben hat. Das White-Paper enthält Ergebnisse und Empfehlungen dieses VDI-Round Tables mit dem Ziel einer Defossilisierung des Gesamtsystems Kunststoff. „Defossilisieren statt dekarbonisieren“ empfiehlt laut Recyclingmagazin Plastics Europe in seinem Diskussionspapier „Kreislaufwirtschaft Plus“, das der paneuropäische Kunststofferzeugerverband im Oktober herausgegeben hat.
Der von VDI organisierte Round Table mit Vertreter/innen aus der gesamten Wertschöpfungskette sowie auch aus Politik, Wissenschaft und NGO hat sich mit Fragen der Transformation zur zirkulären Wertschöpfung bei Kunststoffen befasst. Ziel sollte laut eines Berichts in Euwid also eine Kunststoffproduktion sein, bei der keine fossil basierte Neuware mehr benötigt werde, sondern Kunststoffabfälle den Rohstoff lieferten. Dazu würden in dem Papier mehrere Handlungsempfehlungen ausgesprochen. Für eine Unabhängigkeit von fossilen Rohstoffen sei allerdings eine Transformation nicht nur der deutschen, sondern letztendlich der weltweiten Kunststoffwirtschaft erforderlich. Dazu werde eine gemeinsame, von wirtschaftlichen Akteuren sowie von Politik und NGOs unabhängigen, Plattform zur Gestaltung der Transformation vorgeschlagen. Auch sollten Strukturen für die Kooperation von Verwertung, Rohstoffherstellung, Kunststofferzeugung sowie OEM geschaffen werden. Die Politik müsse des weiteren für einen intelligenten Mix aus ordnungspolitischen und ökonomischen Lenkungsinstrumenten sorgen. Auch Rezyklateinsatzquoten würden im Papier hinsichtlich ihrer Vor- und Nachteile diskutiert. Dabei würden verbindlichen Einsatz- oder Substitutionsquoten die größte Lenkungswirkung zugesprochen. Großes Potenzial hätte vor allem eine polymerspezifische Substitutionsquote, heiße es im VDI-Papier.
Handlungsempfehlungen enthält auch das Diskussionspapier von Plastics Europe, das ebenfalls eine Defossilisierung der Kunststoffproduktion im Blick hat, allerdings keine Dekarbonisierung. Denn neben einer Steigerung des mechanischen Recyclings und der Entwicklung des chemischen Recyclings spricht sich der Verband auch für die Nutzung von CO2 als Rohstoff sowie die Etablierung einer Wasserstoffwirtschaft aus. Laut Recyclingmagazin, das ausführlich über das Diskussionspapier berichtet, nenne das Papier sechs wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung der Handlungsempfehlungen: Neben eines möglichst kompletten Recyclings aller Kunststoffe zählen Abfallvermeidung, Wiederverwendung und Verbrennung nur noch mit CCU – also Carbon Capture and Utilization – wie auch ein Technologiemix aus mechanischem und chemischem Recycling sowie die Nutzung von Biomasse dazu. Auch sei der Kohlenstoffkreislauf durch Nutzung von CO2 mit Wasserstoff zu schließen und der Ausbau der Erneuerbaren Energien massiv zu betreiben. Am Ende des Artikels im Recyclingmagazin bewertet der Autor die Auseinandersetzung des Verbands mit Fragen, wie Kunststoffe angesichts der Tatsache, das auf sie auch in Zukunft nicht verzichtet werden könne, im Einklang mit der Umwelt zu nutzen sei – bei aller Berücksichtigung der Lobbyistenrolle des Verbands – als eine „willkommene Bewegung“. Auch die Forderungen an die Politik hinsichtlich der erforderlichen Rahmenbedingungen hätten ihre Berechtigung. Die Ziele hätten die Kunststoffhersteller nun gesetzt, an deren Erreichung müssten sie nun gemessen werden.
Mehr Information: VDI-White-Paper und "Kreislaufwirtschaft Plus"
Quellen:
- euwid-recycling.de (18.11.2022)
- Recyclingmagazin 11/2022
11.11.2022 - 17.11.2022
Mehr als 60 europäische und nationale Verbände der Verpackungskette warnen laut Berichten der Fachpresse in einer gemeinsamen Stellungnahme vor den Folgen, die die geplante EU-Verpackungsverordnung für die betroffenen Unternehmen haben werde. Die EU-Pläne seien im besten Fall „nicht umsetzbar“ und führten im schlimmsten Fall dazu, dass ganze europäische Wirtschaftszweige gelähmt würden, so die Unterzeichner. Kritik an den geplanten Rezyklateinsatzquoten für Lebensmittelverpackungen komme auch vom bvse.
Einem aktuellen Entwurf zufolge, den die EU-Kommission laut Euwid am 30. November vorlegen wolle, sei geplant, die Verpackungsrichtlinie durch eine Verordnung zu ersetzen, die unter anderem verpflichtende Mehrwegquoten, Mindestanteile für Rezyklat in Kunststoffverpackungen sowie verbindliche Vermeidungsziele vorsehe (s. auch Presseschau vom 21. bis 27. Oktober 2022). Hinsichtlich der von der Kommission geplanten Regelungen für das „Design for Recycling“, die auch eine Negativliste für Verpackungscharakteristika umfassten, seien die Industrieverbände laut ihrer Stellungnahme der Ansicht, dass die EU-Kommission den Rahmen für die rasche Verabschiedung klarer Design-for-Recycling-Leitlinien unter Beteiligung von Experten der Wertschöpfungskette schaffen solle, ist bei Euwid zu lesen. Die Negativliste, die aus Sicht der Verpackungsindustrie nur Innovation und Investitionen in weitere Recyclinganlagen behindere mit weitreichenden Folgen für Umwelt, Beschäftigung und Wirtschaft, sei dann unnötig. Dagegen seien laut der Verbände zur Steigerung des Recyclings eine „radikale Verbesserung der Sammlung“ sowie „erhebliche Investitionen“ in Sortier- und Recyclinginfrastruktur erforderlich. Des Weiteren kritisierten sie die im Entwurf der Kommission vorgesehenen verbindlichen Zielvorgaben für Recyclinganteile in Kunststoffverpackungen, die keine Engpässe der Verfügbarkeit von Rezyklaten berücksichtigten, und forderten, das chemische Recycling auf die Erfüllung der Zielvorgaben für den Rezyklatgehalt anzurechnen. Die von der Kommission geplanten Rezyklateinsatzquoten für PE-, PP- und PS-Rezyklate bei Lebensmittelverpackungen kritisiere auch der bvse Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung, berichtet unter anderem die K-Zeitung. Thomas Probst, Fachreferent Kunststoffrecycling, und Dirk Textor, Vorsitzender des Fachverbands Kunststoffrecycling beim bvse, plädierten dafür, PE-, PP- und PS-Rezyklate aus Sammelsystemen wie dem gelben Sack nur für Non-Food Verpackungen zu verwenden und solche Kunststoffabfälle nicht energieaufwändigen, chemischen Aufbereitungsverfahren zuzuführen. Zu vermeiden sei auch, dass zur Erfüllung der Mindesteinsatzquote bei Lebensmittelverpackungen PET-Flaschenrezyklate zum Einsatz kämen, die schon dringend für den geschlossenen Flaschenkreislauf benötigt würden, so Probst und Textor.
Quellen:
- k-zeitung.de (11.11.2022)
- Euwid Recycling und Entsorgung 46/2022 (15.11.2022)
Thorsten Kühmann, Geschäftsführer des Fachverbands Kunststoff- und Gummimaschinen im VDMA, sprach im Interview mit der K-Zeitung über mögliche Auswege für das Nachwuchsproblem und den Personalmangel in der Kunststoff- und Gummimaschinenindustrie.
Gefragt nach dem gegenwärtigen Stand des Fachkräftemangels, gaben laut Kühmann in einer aktuellen Blitzumfrage des VDMA 77 Prozent der Unternehmen an, auf der Suche nach Personal zu sein. 27 Prozent davon haben ihren Fachkräftemangel als sehr ernstes Problem bezeichnet, und knapp ein Drittel befürchtet der Befragung zufolge eine Verschlimmerung. Die Gründe sieht Kühmann zum einen im demographischen Wandel: Mehr Menschen gehen in Rente, als junge Menschen ins Berufsleben einsteigen. Zum anderen haben junge Menschen oft ein schlechtes Bild von Kunststoff und der Industrie, sagt Kühmann. Zur Frage, was der Kunststoffmaschinenbau tun kann, um dem Fachkräftemangel zu begegnen, sagt Kühmann, dass er eine konzertierte Aktion in der Industrie für notwendig halte, um das Image bei jungen Menschen zu verbessern. Und zwar nicht nur im Maschinenbau. Alle Glieder der Wertschöpfungskette Kunststoff sollten sich nach Ansicht von Kühmann an einer solchen Aktion beteiligen, von den Herstellern über den Maschinenbau, die Recycler bis hin zu den Verwendern. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel ein gemeinsamer Tag, an dem sich die gesamte Kunststoffindustrie dem Nachwuchs stellt. Den jungen Menschen müsse jedenfalls deutlich gemacht werden, dass es um die Industrie gehe, die jetzt alle Weichen für die Zirkularität stelle, sich mitten im ökologischen Wandel befinde und in der Digitalisierung weit vorne sei. Diese Themen, meint Kühmann, werden die junge Leute ansprechen. Wer sich in der Kunststoffindustrie engagiere, so Kühmann, könne einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten.
Quellen:
- k-zeitung.de (14.11.2022)
- kunststoff-magazin.de (16.11.2022)
Die Neue Zürcher Zeitung berichtet im Rahmen eines Porträts des Schweizer Verpackungsherstellers Bachmann Forming über Imageprobleme der Produzenten, die Produktschutzfunktionen von Verpackungen aus Kunststoff, ihren Beitrag zur Reduktion von Food-Waste und zum Klimaschutz sowie den Stand von Entsorgungs- und Recyclingstrukturen im Land der Eidgenossen.
Auch in der Schweiz hätten Verpackungen aus Kunststoff ein schlechtes Image, ist im Beitrag der NZZ zu lesen. Für den von der NZZ porträtierten Mittelständler Bachmann Forming aus Luzern hätten Kunststoffverpackungen vor allem im Lebensmittelbereich, wo sie die besten Eigenschaften böten, eindeutig eine Zukunft. Sie seien sicher und würden ihren Inhalt zuverlässig vor Verderb schützen. Die Branche leiste damit einen entscheidenden Beitrag gegen die Verschwendung von Lebensmitteln. Food-Waste habe laut Schätzungen der Welternährungsorganisation der Uno aus dem Jahr 2007 ein Drittel aller weltweit produzierten Lebensmittel betroffen und verursache laut Zahlen des World Ressource Institutes Treibhausgasemissionen in einer Größenordnung knapp unter den gesamten Emissionen (inkl. Verkehr) der Länder, die im Ranking auf Platz eins und zwei zu finden seien: China und die USA. Die Klimabelastungen durch die Herstellung von Lebensmittelverpackungen lägen laut einer Studie der EU-Kommission aus dem Jahr 2015 bei knapp fünf Prozent der Treibhausgasemissionen, berichtet die NZZ weiter. Auf einen ähnlichen Anteil komme Transport und Lagerung, während auf die Verarbeitung der Lebensmittel knapp 14 Prozent und den mit Abstand größten Verursacher, die Landwirtschaft, 67 Prozent der Treibhausgasemissionen entfielen. Die Imageprobleme der Hersteller von Verpackungen aus Kunststoff seien laut NZZ vergleichsweise jung, ihr Ruf habe erst in den vergangenen paar Jahren Schaden genommen. Patrick Semadeni, der Vizepräsident des Schweizer Branchenverbands Kunststoff Swiss, erkläre sich die Kritik vor allem mit Versäumnissen bei der Wiederverwertung und einer niedrigen Recyclingquote für Verpackungen aus Kunststoff. In der Schweiz, wo bis heute – mit Ausnahme von Flaschen aus PET – ein flächendeckendes Sammelsystem fehle, würden laut Kunststoff Swiss erst neun Prozent aller Kunststoffabfälle recycelt. Man sei sich in der Branche bewusst, dass es so nicht weitergehen könne. Für 2023 sei nun der operative Start eines landesweiten Systems für das Einsammeln von Verpackungen aus Kunststoff geplant.
Quelle:
- nzz.ch (13.11.2022)
04.11.2022 - 10.11.2022
Getränkehersteller wie Gerolsteiner und Coca Cola haben sich verpflichtet, die Rezyklatanteile in PET-Einweggetränkeflaschen in den kommenden Jahren teils bis auf 100 Prozent zu erhöhen. Der Kampf um das dafür nötige PET-Rezyklat sei entbrannt, berichtet die Welt. Denn auch in anderen Branchen steige die Nachfrage zunehmend. Verbindliche Anforderungen an den Rezyklateinsatz auch für eine Reihe anderer Verpackungen sieht laut Entwurf der EU-Kommission die geplante EU-Verpackungsverordnung ab 2030 vor. Eine Einschätzung der Folgen gibt IK-Geschäftsführerin Dr. Isabell Schmidt in einem Interview mit Kunststoff Information.
Bei Gerolsteiner bestünden die Flaschen den Angaben zufolge mittlerweile zu 75 Prozent aus recyceltem PET, ist im Bericht der Welt zu lesen. Gewonnen werde das Ausgangsmaterial vor allem über die Pfandautomaten im Einzelhandel. Doch dieser Kreislauf werde zunehmend brüchig. Es werde immer schwerer, ausreichend Material zu bekommen, wird Roel Annega, Chairman und CEO bei Gerolsteiner, zitiert. Man wolle 100 Prozent rPET nutzen, was technologisch auch kein Problem sei, bekomme dafür derzeit aber nicht genügend Rezyklate, so Annega. Auch, weil das Unternehmen zunehmend mit anderen Branchen, etwa der Textilindustrie, Autokonzernen oder Konsumgüterherstellern um das Material konkurriere. Annega fordere wie auch der Coca-Cola Konzern, der ebenfalls mit der Verfügbarkeit von lebensmitteltauglichen Rezyklaten zu kämpfen habe, den vorrangigen Zugriff für Getränkehersteller auf gesammelte PET-Einwegflaschen.
Kunststoff Information sprach mit der Geschäftsführerin der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen, Dr. Isabell Schmidt, über die Inhalte eines bekannt gewordenen Entwurfs der Europäischen Kommission für die geplante EU-Verpackungsverordnung, der voraussichtlich am 30. November vorgestellt werde. Der Entwurf sehe unter anderem ab 2030 verbindliche Anforderungen an den Rezyklateinsatz in Kunststoffverpackungen vor mit Quoten von 25 bis 50 Prozent – auch für Lebensmittelverpackungen. Dies sei aus Sicht der Industrie nicht realistisch, sagt Schmidt. Allein in Deutschland fehle zur Erfüllung dieser Quoten insgesamt weit mehr als 1 Million Tonnen Post-Consumer-Rezyklate in spezifischen Qualitäten. Die IK befürchte Versorgungsengpässe – insbesondere im Bereich der Lebensmittelverpackungen, wo es abgesehen von PET aus Getränkeflaschen keine anderen zugelassenen Rezyklate gebe. Sollten die verfügbaren Rezyklatmengen nicht ausreichen, drohe den Verpackungsherstellern ein Vermarktungsverbot. Dafür fordert die IK eine Absicherung und einen geplanten Ausstieg aus der Nutzung fossiler Rohstoffe bei der Kunststoffproduktion.
Für Rezyklate im Lebensmittelkontakt haben das Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV im Projekt „Polycycle“ gemeinsam mit dem österreichischen Forschungsinstitut OFI und der FH Campus Wien eine Prüfstrategie für die umfassende Sicherheitsbewertung entwickelt, berichtet das Fachmagazin EU-Recycling. Die Projektpartner entwickelten eine laut ihren Angaben zuverlässige Teststrategie zum Nachweis von potenziell DNA-reaktiven Substanzen in Kunststoffen. Um zukünftig Rezyklate sicher in verschiedenen Anwendungen wie in Lebensmittel-, Kosmetik- oder Haushaltsproduktverpackungen verwenden zu können, sollen in einem Anschlussprojekt weitere mögliche Einflussfaktoren einbezogen werden.
Quellen:
- welt.de (7.11.2022)
- Kunststoff Information (9.11.2022)
- EU-Recycling 11/2022
Die dualen Systeme sind bereits heute durch § 21 des Verpackungsgesetzes im Rahmen des Kreislaufwirtschaftsgesetzes verpflichtet, über die Lizenzentgelte Anreize für ein Design for Recycling und den Rezyklateinsatz zu schaffen. Um beides zu stärken, schlagen die Gründungsverbände der Zentralen Stelle Verpackungsregister gemeinsam mit dem BDE in einem Brief an das Bundesumweltministerium Eckpunkte für eine privatwirtschaftlich ausgestaltete Fondslösung vor, berichtet Euwid.
In dem Schreiben, ist bei Euwid zu lesen, formulierten der Markenverband, der Handelsverband Deutschland, die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie und die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen zusammen mit dem Bundesverband der deutschen Entsorgungswirtschaft (BDE) ihre Erwartungen an die Novelle des § 21 VerpackG zur ökologischen Gestaltung der Lizenzentgelte. Die aktuelle Regelung habe noch keine hinreichend wirksame finanzielle Anreizsetzung bei den Lizenzentgelten der dualen Systeme ermöglicht, zitiert Euwid aus dem Brief. Aus Brüssel werde nach Ansicht der Verbände mit dem erwarteten Vorschlag der EU-Kommission für eine neue Verpackungsverordnung die Empfehlung kommen, dass für leicht recycelbare Verpackungen geringere Lizenzentgelte an die dualen Systeme gezahlt werden sollen als für schlechter recycelbare Verpackungen. Für eine Gesetzesnovelle in Deutschland forderten die Verbände, für schwer recycelbare Verpackungen – unabhängig von ihrem Material – einen gesetzlich festgelegten Zuschlag auf das Lizenzentgelt zu erheben. Zur Einstufung der Recyclingfähigkeit könne der Mindeststandard zu einer eindeutigen Bemessungsgrundlage weiterentwickelt werden, so die Verbände. Den privatwirtschaftlichen Fonds, für den die dualen Systeme dann die Beiträge erheben sollten, könne man bei der Zentralen Stelle Verpackungsregister (ZSVR) angliedern. Die eingesammelten Gelder sollten nach Ansicht der Verbände insbesondere der Recyclingfähigkeit von Verpackungen und dem Einsatz von Kunststoffrezyklaten dienen. Zusätzlich zur Einrichtung des Fonds forderten die Verbände laut Euwid ein Mitspracherecht bei der Kostenkontrolle und bei zentralen Aspekten wie der Definition von Recyclingfähigkeit sowie der Mittelverwendung.
Richtlinien zum Design for Recycling für Getränkekartons haben, wie Euwid an anderer Stelle berichtet, vor kurzem die Hersteller laut Mitteilung ihres europäischen Branchenverbands ACE (Alliance for Beverage Cartons and the Environment) veröffentlicht. Die Leitlinien gäben den Herstellern von Getränkekartons eine technische Anleitung, um die Materialien zu identifizieren, die mit bestehenden Recyclingprozessen kompatibel sind und zur Optimierung der Recyclingfähigkeit von Getränkekartons beitragen. Die Empfehlungen basierten auf Expertenurteilen und Konsultationen mit betroffenen Interessengruppen, darunter Recycler, Entsorgungsunternehmen und Technologieanbieter.
Quelle:
- zwei Berichte in Euwid Recycling und Entsorgung 45/2022 (8.11.2022)
In Tagesmedien finden sich Berichte über die Ergebnisse eines Kompostierexperiments Londoner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wonach als abbaubar bezeichnete Kunststoffe nicht vollständig zersetzt würden. Die Technische Universität Hamburg (TUHH) habe einen großtechnischen Kompostierungsversuch mit vier Sorten bioabbaubarer Beutel gemacht, wonach deren Abbaugrad bei um die 90 Prozent liege, berichtet Euwid.
Von den als „heimkompostierbar“ gekennzeichneten Kunststoffen würden 60 Prozent in den häuslichen Komposttonnen laut einer Untersuchung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vom University College London, die mit 1.648 Verbrauchern in Großbritannien durchgeführt worden sei, nicht vollständig zersetzt, berichtet unter anderem die Welt. Die im Fachmagazin „Frontiers in Sustainability“ veröffentlichte Studie zeige weiter, dass viele Produkte unzureichend und missverständlich gekennzeichnet seien und dies zu einer fehlerhaften Entsorgung von biologisch abbaubaren Kunststoffen führe. Nach Ansicht der Forschungsteams um Danielle Purkiss sei es besser, kompostierbare Kunststoffe an industrielle Abfallanlagen zu schicken, wo die Kompostierung unter kontrollierten, biotechnologischen Bedingungen stattfinde. Viele Experten bezweifelten grundsätzlich, dass biologisch abbaubare Kunststoffe einen wesentlichen Nutzen haben, ist auch in einem Bericht des Redaktionsnetzwerkes Deutschland (RND) zu lesen. Biologisch abbaubare Einwegprodukte brächten laut Umweltbundesamt keine Vorteile, weswegen deren Entsorgung über die Biotonne in Deutschland verboten sei. Auch Sammelbeutel für Bioabfälle, die als biologisch abbaubar gekennzeichnet sind, dürften nur mit entsprechender Zertifizierung und nur dann in den Biomüll, wenn die örtlichen Entsorger das genehmigten. Vier verschiedene Beutelsorten, darunter zwei Stärke- und zwei PLA-Blends, habe die TUHH in einem großtechnischen Versuch in der Kompostierungsanlage Neumünster untersucht, berichtet Euwid. Die getesteten Beutel hätten aus Kunststoffen bestanden, die nach DIN EN 13432 kompostierbar sind. Bei Stärke-Blends hätten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen schnelleren Abbau als bei den PLA-Blends festgestellt. Nach vier bis sechs Wochen sei bei den meisten Stärke-Blend-Chargen ein Abbaugrad von über 90 Prozent zu verzeichnen gewesen. Bei den meisten PLA-Blend-Chargen habe der reale Abbaugrad teilweise unter 90 Prozent gelegen, so die TUHH. Zu allen Entnahmezeitpunkten (nach 2, 3, 4, 5 bzw. 6 Wochen) hätten die Hamburger Forscher in fast allen Kompost-Chargen Kunststoffpartikel gefunden: Mikro- und Mesopartikel zwei bis acht Millimeter groß und bei den meisten auch Makropartikel größer als acht Millimeter.
Quellen:
- welt.de (4.11.2022)
- rnde.de (6.11.2022)
- Euwid Recycling und Entsorgung 45/2022 (8.11.2022)
28.10.2022 - 03.11.2022
Die Bundesregierung hat in dieser Woche, wie Tages- und Fachmedien berichten, das Gesetz beschlossen, nach dem Unternehmen, die To-go-Einwegkunststoffprodukte herstellen, ab 2025 eine jährliche Abgabe leisten und sich damit an den Kosten der Müllbeseitigung beteiligen sollen. Die Abgabe komme zur Unzeit und sei mit unnötigen Bürokratiekosten verbunden, kritisierten Wirtschafts- und Industrieverbände. Auch die geplante Umsetzung des Gesetzes sei fragwürdig. Der Gesetzentwurf geht nun zur Diskussion in den Bundestag.
Ab 2025 sollen zur nationalen Umsetzung der EU-Einwegkunststoffrichtlinie die Hersteller von Kunststoffeinwegprodukten laut Kabinettsbeschluss in einen vom Umweltbundesamt verwalteten Fonds einzahlen, berichtet unter anderem die Tagesschau. Nach Schätzungen des Bundesumweltministeriums kämen über die Abgabe, deren Höhe noch nicht bekannt sei, rund 450 Millionen Euro pro Jahr zusammen. Das Geld gehe an Kommunen und solle dabei helfen, die Müllentsorgung zu bezahlen. Auch gegen die Höhe der geplanten Einnahmen, ist in Berichten der Fachpresse zu lesen, richte sich die Kritik am Beschluss des Kabinetts von sieben Wirtschaftsverbänden aus Handel und Industrie, darunter der Handelsverband Deutschland (HDE) und die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen. Die Verbände hielten allenfalls 175 Millionen Euro im Jahr für gerechtfertigt. Zudem komme die geplante Sonderabgabe zur Unzeit, weil die deutsche Wirtschaft vollständig damit ausgelastet sei, den Betrieb trotz explodierender Energiepreise aufrecht zu erhalten, und widerspreche dem von der Bundesregierung beschlossenen „Belastungsmoratorium“ zur Vermeidung unverhältnismäßiger Bürokratie in der aktuellen Krise. Die Verbände forderten deshalb, den Vorschlag zurückzustellen oder bürokratieärmer auszugestalten. Sie wiesen darauf hin, dass sie bereits im März 2021 einen Vorschlag für eine privatwirtschaftliche Umsetzung der EU-Vorgaben vorgelegt hatten, um unnötige Bürokratiekosten für Unternehmen zu vermeiden. Anders als bei der vom Kabinett geplanten Sonderabgabe seien im privatwirtschaftlichen Modell keine 30 neuen Planstellen im Umweltbundesamt erforderlich und es müssten keine Doppelstrukturen geschaffen werden, weil die Registrierung zum Großteil auf die bereits vorhandenen Daten der Zentrale Stelle Verpackungsregister aufbauen könnte. Kritisiert werde von den Verbänden auch die geplante zentrale Rolle von Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt bei der Umsetzung des Gesetzes. Die EU-Regeln sähen vor, dass die umzulegenden Kosten „zwischen den betroffenen Akteuren“ festgelegt werden, also „zwischen Wirtschaft und Kommunen“, wird Martin Engelmann, Hauptgeschäftsführer der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen in der Fachpresse zitiert. Nach dem aktuellen Vorschlag würden die Kosten vom Umweltministerium festgelegt werden. Und das UBA würde festlegen können, wer wofür zahlen soll. Das habe nichts mehr mit dem Prinzip der Herstellerverantwortung zu tun, kritisiere Engelmann. Weitere Kritikpunkte des Handels und der Industrie beträfen die laut Gesetzentwurf vorgesehene Einweg-Kunststoff-Kommission, deren lediglich beratende Funktion bei der Festsetzung der Abgabensätze als unzureichend angesehen werde. Auch solle die Kommission nicht auch mit Vertretern von Umwelt- und Verbraucherverbänden besetzt werden, die laut EU-Vorgaben keine betroffenen Akteure darstellten, sondern nur aus stimmberechtigten Vertretern der betroffenen Wirtschaft und Kommunen in paritätischer Besetzung zusammengesetzt sein.
Quellen:
- tagesschau.de, manager-magazin.de, umweltwirtschaft.com, euwid-recycling.de, recyclingmagazin.de, bvse.de (2.11.2022)
In Tages- und Wochenmedien findet sich eine Reihe von Berichten über die Studie eines US-Forschungsteams, laut deren Schätzung Wale täglich 40 Kilogramm an Mikroplastik aufnehmen. Die Deutsche Welle hat in der Reihe Nahaufnahme in einem 30minütigen Filmbeitrag den Mikroplastik-Forscher Christian Laforsch und sein Team von der Universität Bayreuth porträtiert. Die Messung und Untersuchung von Mikroplastik sei eine hochkomplexe Materie, für die im Sonderforschungsbereich der Uni auch neue Methoden und Geräte entwickelt werden.
Blauwale nähmen mit der Nahrung täglich rund zehn Millionen Mikroplastikteile auf, berichtet der Spiegel. Zu dieser Schätzung sei ein Forscherteam der Universität Stanford gekommen, das Mikroplastikdaten und das Fressverhalten von Blau-, Buckel- und anderen Bartenwalen vor der Küste Kaliforniens untersucht und eine Studie im Fachblatt „Nature Communications“ veröffentlicht habe. Die Wale, die sich hauptsächlich von tierischem Plankton und kleinen Meerestieren wie Krill ernähren, nähmen das Mikroplastik indirekt über ihre belastete Beute auf. Laut der Studie, die auf Schätzungen und mathematischen Modellen zu Vorkommen und Verbreitung von Mikroplastik basiere, nehmen die kleineren Buckelwale bis zu vier Millionen Mikroplastikpartikel mit der Nahrung auf, ist in einem Bericht des ZDF zu lesen. Finnwale, die sich sowohl von Krill als auch von Fischen ernähren, würden sich schätzungsweise drei bis zehn Millionen Mikroplastikteile pro Tag einverleiben, schreibt die FAZ. Die Forschergruppe verweise aufgrund der belasteten Futtermenge auf mögliche Risiken und Stressfaktoren für die Meeressäuger. Weitere Untersuchungen, etwa zur gesundheitlichen Gefährdung durch den Konsum der Plastikpartikel, seien notwendig.
Auch Christian Laforsch, Pionier der Mikroplastik-Forschung, interessiere laut einem filmischen Porträt des Sonderforschungsbereichs der Universität Bayreuth vor allem, wie gefährlich Mikroplastik für Mensch und Umwelt sei. In der Grundlagenforschung begebe sich der Professor mit seinem Team auf die Suche nach den winzigen Kunststoffteilen und spüre sie mit Messgeräten, die an der Universität eigens dafür entwickelt und gebaut werden, im Wasser, in der Luft und im Ackerboden auf. Die Partikel seien schwer zu fassen. Mikroplastik habe verschiedene Größen, Formen, Zusammensetzungen und bestehe aus verschiedenen Kunststoffarten, was die Untersuchung der Mengen und Verbreitung zu einer hochkomplexen Angelegenheit mache. In dem interdisziplinären Team werde aber auch an Lösungen gearbeitet. So arbeite zum Beispiel die Chemikerin Seema Agarwal in engem Kontakt mit der Industrie an der Entwicklung biologisch abbaubarer Kunststoffe, die nicht in kleinste Teile zerfallen, keine Organismen schädigen und recycelbar sein sollen.
Quellen:
- Deutsche Welle (31.10.2022)
- faz.net, zdf.de (1.11.2022)
- spiegel.de (2.11.2022)
Kunststoffe trügen, wenn sie recycelt werden, bereits heute zur Reduzierung klimaschädlicher Treibhausgase bei und könnten in Zukunft durch neue Herstellungsverfahren, in denen Kohlendioxid aus der Luft als Rohstoff genutzt werde, sogar Teil der Lösung für mehr Klimaschutz werden, berichtet der NDR. Diesen Ansatz halte auch der Professor für Ökodesign an der Universität Lüneburg, Michael Braungart, laut einem Podcast, auf den der Bericht verweist, für vielversprechend.
Kunststoffe seien für unser Leben unverzichtbar. Ihre Herstellung auf Basis fossiler Rohstoffe verursache aber rund zwei Kilogramm des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid pro Kilogramm, heißt es im Bericht des NDR. Allein bei der Herstellung der in Deutschland verwendeten Kunststoffprodukte seien zuletzt pro Jahr 30 Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre gelangt. Helfen könne mehr Recycling, ein Umstieg auf eine umweltfreundlichere Kunststoffherstellung und der Verzicht auf den Kauf neuer Plastik-Produkte. Bei recyceltem Kunststoff sei der CO2-Ausstoß im Durchschnitt nur halb so groß, bei einzelnen Produkten könne es bis zu 80 Prozent weniger als bei der Herstellung aus primären Rohstoffen sein. Zudem werde durch das Recycling auch die Menge an Kohlendioxid eingespart, die sonst durch das Verbrennen von Kunststoffabfällen in Müllverbrennungsanlagen entstünde. Ein Problem beim Recycling sei, dass zu viele verschiedene Kunststoffe im Umlauf seien, sage auch Michael Braungart. Der Professor für Öko-Design an der Leuphana Universität Lüneburg erkläre im NDR-Podcast „Mission Klima - Lösungen für die Krise“, dass für ein hochwertiges Recycling Produkte von vornherein aus viel weniger Plastiksorten hergestellt werden müssten. Der Experte fordere zudem entsprechende politische Vorgaben, etwa, dass Kunststoffe, wenn sie in die Umwelt gelangen, biologisch abbaubar sein müssten. Für sehr vielversprechend halte Braungart die Forschung zur Herstellung von Kunststoffprodukten mit Kohlendioxid aus der Luft als Ausgangselement. Theoretisch wäre dieser Vorgang laut dem Bericht des NDR sogar klimapositiv, würde also mehr Treibhausgase einsparen als bei der Herstellung der Kunststoffe entstehen. Forscher hätten bereits gezeigt, dass das Verfahren funktioniere. Und auch große Chemiekonzerne arbeiteten daran. Man müsse das Kohlendioxid als Nährstoff begreifen, nicht als Schadstoff, sage Braungart. Es sei nur der Nährstoff am falschen Platz. Auf Basis von CO2 hergestellte Kunststoffe könnten einen ganz wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten, so Braungart.
Quelle:
- ndr.de (29.10.2022)
21.10.2022 - 27.10.2022
Euwid berichtet über einen dem Fachdienst vorliegenden aktuellen Entwurf der Europäischen Kommission für eine Verpackungsverordnung, die die bisherige Richtlinie über Verpackungen und Verpackungsabfälle ersetzen soll. Somit könne das EU-Verpackungsrecht harmonisiert und vereinheitlicht und gleichzeitig die Kreislaufwirtschaft gefördert werden.
Eine Harmonisierung halte die Kommission unter anderem für erforderlich bei den Nachhaltigkeitsanforderungen für Verpackungen, den Kriterien für die „Öko-Modulierung“ der Beiträge zu Systemen der erweiterten Herstellerverantwortung und den Kennzeichnungsvorschriften, zitiert Euwid aus dem Entwurf. Für das Recycling von Verpackungsabfällen bleibe es bei den Zielsetzungen der aktuellen Richtlinie, gefordert würden aber zusätzlich verbindliche Mindestrezyklatanteile für Verpackungen aus Kunststoff, die ab 2030 bzw. 2040 gelten sollen: Mindestgehalte von 25 bzw. 50 Prozent für Lebensmittelverpackungen, für Einweg-Getränkeflaschen 50 bzw. 65 Prozent und für alle anderen Kunststoffverpackungen 45 bzw. 65 Prozent. Diese Mindestanteile sollen von der EU-Kommission durch einen delegierten Rechtsakt geändert und auf andere Verpackungsmaterialien erweitert werden können, schreibt Euwid. Verpflichtende Ziele sehe der Entwurf auch für Mehrweg und Nachfüllung bis zum Jahr 2030 mit Erhöhung bis zum Jahr 2040 vor. Für To-go-Verpackungen aus Kunststoff seien Mehrwegquoten von 20 bis 95 Prozent geplant. Auch sollen die Mitgliedsstaaten zur Schaffung von Pfandsystemen für Einweg-Getränkeflaschen aus Kunststoff bis zum Jahr 2028 verpflichtet werden und das Recht erhalten, eine Pflicht zur Teilnahme an dualen Systemen der erweiterten Herstellerverantwortung einzuführen. Um Verbrauchern die Getrenntsammlung zu erleichtern, sehe der Entwurf eine Pflicht zur Kennzeichnung von Verpackungen vor, die auch für Verpackungen des Online-Handels und Mehrwegverpackungen, nicht jedoch für andere Transportverpackungen gelten solle. Der Verordnungsentwurf sehe auch grundlegende Kriterien für das „Design for Recycling“ von Verpackungen vor, die durch Umsetzungsrechtsakte der Kommission näher konkretisiert werden sollen, berichtet Euwid an anderer Stelle. Um als recycelbar zu gelten, müssten Verpackungen dann auch tatsächlich „in großem Umfang“ recycelt werden. Als Ergänzung zu Kriterien für die Recycelbarkeit enthalte der Entwurf auch eine Negativliste für Verpackungs-Charakteristika. Bei Kunststoffverpackungen betreffe das unter anderem Materialien, die nicht durch NIR-Sensoren in der Sortieranlage erkannt werden können, Multilayer-Materialien, die Aluminium, G-PET, PLA, PVC oder Polystyrol enthalten, Barriereschichten aus Polyamid sowie Verpackungen aus XPS. Darüber hinaus sehe der Entwurf der EU-Kommission laut eines weiteren Berichts bei Euwid verpflichtende Verpackungsreduktionsziele für die Mitgliedstaaten vor.
Quelle:
- mehrere Berichte in Euwid Recycling und Entsorgung 43/2022 (25.10.2022)
In den Messehallen in Düsseldorf zeigten die Unternehmen der Kunststoffindustrie bei der K 2022, was sie hinsichtlich der zentralen Messethemen „Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz“ bereits zu bieten haben, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Über die großen Herausforderungen, vor die sich die Kunststofferzeuger dieser Tage gestellt sehen, berichten Kunststoff Information und das Handelsblatt.
Ob die auf der K 2022 präsentierten Innovationen, Entwicklungen und Zukunftsvisionen ausreichen und die guten Absichten der Industrie auch umgesetzt werden können, dahinter macht die SZ in ihrem Bericht ein Fragezeichen. Noch sei die Wirtschaft ziemlich linear, zitiert das Blatt aus einem Gespräch mit Hans-Josef Endres, dem Leiter des IKK Instituts für Kunststoff- und Kreislauftechnik der Universität Hannover. Die Kreislaufwirtschaft biete jedenfalls laut Endres einen Ausweg aus dem Dilemma, dass Kunststoffe einerseits unverzichtbar seien, es aber nicht so weitergehen könne wie bisher. Für den Wandel und damit der Kreis sich schließe, müssten die Unternehmen zusammenarbeiten, schreibt die SZ und nennt Beispiele für Kooperationen wie etwa der Maschinenhersteller Arburg und der Bauteilfabrikant Fischer, die sich mit ihren Produkten auf der Messe präsentiert haben. Wenn die Industrie mit ihren langen Wertschöpfungsketten zirkulär werden wolle, müssten alle in der Kette mitmachen, schreibt die SZ weiter. Der Vorstandschef des österreichischen Kunststoffherstellers Borealis, Thomas Gangl, sehe in der Transformation von der linearen zur zirkulären Wirtschaft eine Revolution in der Industrie, die aber auch viel Geld koste. Die europäische Kunststoffindustrie befinde sich aktuell in einer „sehr, sehr schwierigen Phase“, wird der Präsident des Verbands der europäischen Kunststofferzeuger, Plastics Europe, Marco ten Bruggencate, in einem Bericht bei Kunststoff Information zitiert. Investitionen drohten nach Übersee abzuwandern, warne ten Bruggencate. Er habe auf der Messe dazu aufgerufen, „supereffizient“ zusammenzuarbeiten und den von der Politik ausgerufenen „Green Deal“ energisch anzugehen. Das Handelsblatt berichtet in einem Beitrag von der angespannten Lage des Kunststoffherstellers Covestro, dessen Vorstandschef Markus Steilemann die gesamte Wirtschaft auf dem Weg in eine Rezession sehe. Angesichts der historischen Preissteigerungen bei Öl und Gas wolle Steilemann daran festhalten, den Konzern auf grüne Energie und erneuerbare Rohstoffe umzustellen. Langfristig wolle Covestro keine Rohstoffe mehr nutzen, die auf Öl und Gas basieren. Das Unternehmen werde den Wandel mit voller Kraft vorantreiben und in einigen Bereichen jetzt noch verstärken, habe Steilemann angekündigt.
Quellen:
- Süddeutsche Zeitung (21.10.2022)
- Handelsblatt (25.10.2022)
- Kunststoff Information (26.10.2022)
Die BKV-Projektmanagerin Stefanie Cieplik berichtet in einem Gastbeitrag in der Fachzeitschrift Kunststoffe über die Ergebnisse der BKV-Studie „Sonderbetrachtung Pelletverluste“, die erstmals Verluste von Kunststoffpellets entlang der gesamten Wertschöpfungskette in Deutschland untersucht und quantifiziert hat.
Die Sonderbetrachtung knüpft an vorherige Studien der BKV zu Kunststoffen in der Umwelt an, in denen der Eintrag und Verbleib nicht ordnungsgemäß entsorgter Kunststoffabfälle in die terrestrische und aquatische Umwelt abgebildet sind, und bezieht weitere wissenschaftliche Studien Dritter in die Analyse mit ein, ist in dem Gastbeitrag von Frau Cieplik in Kunststoffe zu lesen. Pellets werden häufig bei der Kunststoffverarbeitung als Rohstoff oder Vormaterial eingesetzt und stellen das Ausgangsmaterial für weitere Produkte dar. Sie zählen aufgrund ihres geringen Durchmessers zu den primären Mikrokunststoffen. Pelletverluste können laut Studie insbesondere bei der Abfüllung durch die Hersteller in den Chemieparks entstehen, beim Transport des Kunststoffgranulats zum Kunststoffverarbeiter und bei den verarbeitenden Betrieben, wo Pellets vor allem in der Produktion und Verarbeitung, bei Be- und Entladung auf dem Betriebsgelände sowie an Abfallsammelstellen verloren gehen können. Der größte Anteil verlorener Pellets wird laut den erhobenen Daten durch Reinigungsmaßnahmen direkt am Emissionsort aufgefangen und einer ordnungsgemäßen Entsorgung zugeführt. Für 2020 belaufen sich die geschätzten Einträge von Pellets in die Umwelt insgesamt auf 624 Tonnen, wobei Binnen- und Seehäfen laut der Untersuchung am stärksten zum direkten Eintrag von Pellets in die Umwelt beitragen. Von ähnlich hohen direkten Einträgen in die Umwelt ist beim Straßentransport von Pellets – insbesondere mit Planen-LKWs – auszugehen, heißt es. In geringerem Maße tragen Verarbeiter und Erzeuger von Kunststoffen zu direkten Einträgen bei, wobei bei den Verarbeitern von Kunststoffen laut Studie mehr Mikrokunststoffeinträge in die Umwelt als bei Erzeugern entstehen, was unter anderem auf ein höheres Risiko bei den Be- und Entladevorgängen im Ablauf der Kunststoffverarbeitung zurückgeführt wird.
Quelle:
- Kunststoffe 10/2022
14.10.2022 - 20.10.2022
Zur weltgrößten Kunststoffmesse K, die am Mittwoch begann, berichtet die FAZ, welche Innovationen die Unternehmen dort unter anderem zeigen und wie sie die Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe voranbringen wollen. Was Experten dafür empfehlen, haben sie für die Politik in einem Programm „KreislaufwirtschaftPLUS“ formuliert, über das die Süddeutsche Zeitung berichtet. Damit aus Abfällen die Ressourcen von morgen werden können, brauche es aus Sicht eines an einem Paper des VDI beteiligten Experten eine Ressourcen- statt einer Abfallgesetzgebung, ist in einem Interview in Kunststoffe zu lesen.
Die Bedingungen für die gesamte Industrie müssten sich ändern, wird Markus Steilemann, der Vorstandsvorsitzende des Kunststoffherstellers Covestro und Präsident des Verbands der Chemischen Industrie, in der FAZ zitiert. Vor allem bräuchten die Unternehmen unbedingt preiswerten grünen Strom in sehr großen Mengen, um die ambitionierten und politisch gewollten Klimaziele zu erreichen. Dass das ohne Kunststoffe nicht gelingen könne, sei auch über die Branche hinaus klar, schreibt die FAZ. Die Unternehmen richteten sich vermehrt auf Kreislaufwirtschaft aus, um Produkte nicht nur ressourcenschonend herzustellen, sondern sie auch wiederzuverwenden und zu recyceln. So verfolgten unter anderem der Kunststoffhersteller Covestro und der Spezialchemiekonzern Lanxess ehrgeizige Kreislaufwirtschafts-, Nachhaltigkeits- und Klimaziele und zeigten auf der K-Messe CO2 einsparende Lösungen etwa für die Elektromobilität oder den Baubereich. Covestro demonstriere auf der Messe zum Beispiel, wie sich Wasserstoff, Biomasse, Altprodukte und Abfälle als Alternativen zu fossilen Rohstoffen nutzen lassen können.
Mit dem Programm „KreislaufwirtschaftPLUS“ richteten Experten ihre Empfehlungen für eine Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie an die Bundesregierung und forderten einen „Systemwandel“, der die vollständige Abkehr vom Öl als bisher wichtigsten Rohstoff der Kunststoffindustrie beinhalte, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Alles müsse zirkulär, aus Abfällen wieder Rohstoffe werden, laute die Forderung der Wissenschaftler, die das gemeinsame Konzept, moderiert vom Verband der Kunststofferzeuger PlasticsEurope Deutschland, entwickelt und kürzlich vorgestellt hätten. Ziel sei die „vollständige Defossilierung“ der Industrie, zitiert die Süddeutsche aus dem Programm der Wissenschaftler. Chemie- und Pharmaindustrie kämen nicht ohne Kohlenstoff aus, aber dieser Kohlenstoff müsse in Zukunft aus der Natur kommen oder aus dem Recycling. Und für das Recycling brauche man erneuerbare Energien.
Zu Circular Economy Empfehlungen, die der VDI in einem Paper Anfang des Jahres veröffentlicht hatte, befragte das Magazin Kunststoffe den freiberuflichen Berater für Kunststoffthemen Dr. Peter Orth und den Director Industry Affairs bei BASF, Klaus Wittstock, die an der Erarbeitung des Papers beteiligt waren. Dieser ausführliche Beitrag zu der Diskussion, wie eine Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe konkret aussehen könne, beinhalte Richtlinien und Leitplanken für deren Ausgestaltung. Auf die Frage, was über die Sortierung und das Recycling von Kunststoffabfällen, die nicht für eine erfolgreiche Umsetzung ausreichten, erforderlich sei, nennt Orth vier Segmente, die der Expertenkreis als Bestandteile der Kreislaufwirtschaft definiert habe: Abfallwirtschaft, Rohstoffe, Produkte und Markt. Vor allem die Kooperation der Beteiligten an den jeweiligen Schnittstellen der definierten Segmente müsse seiner Ansicht nach verbessert werden. Wittstock betont, dass denjenigen, die Produkte designen, also den Markenherstellern, große Bedeutung zukomme, weil bei ihnen alle Fäden zusammenliefen. Das sei den am Round Table des VDI beteiligten Markenherstellern nach Einschätzung von Orth auch bewusst und zeige sich in deren Handeln. Befragt nach Baustellen in der Gesetzgebung, hält Orth den Wechsel von einer Abfall- zu einer Ressourcengesetzgebung für notwendig und Wittstock spreche sich für eine Zusammenführung des Produkt- und Abfallrechts aus für eine Kreislaufwirtschaft, in der Produkte zu Abfall und Abfall wieder zu Produkten werden. Zudem solle auch das chemische Recycling im Verpackungsgesetz anerkannt werden, fordert Wittstock.
Quellen:
- FAZ, Süddeutsche Zeitung (17.10.2022)
- Kunststoffe (10/2022)
Konsumgüterkonzerne drängen auf den Ausbau der Infrastruktur für das chemische Recycling und weisen auf einen hohen Gesamtbedarf an chemisch recyceltem Kunststoff für ihre Verpackungen hin, berichtet Euwid. Wie weit man mit Investitionen und Anlagenbau für das chemische Recycling gekommen ist und auf welche Vorbehalte die Technologie treffe, dem hat sich die Wirtschaftswoche in einem ausführlichen Bericht gewidmet.
Für das Jahr 2030 habe eine Gruppe von zwölf Lebensmittel- und Konsumgüterkonzernen allein in Europa einen potenziellen Gesamtbedarf an chemisch recyceltem Kunststoff von mindestens 800.000 Tonnen pro Jahr für ihre Verpackungen formuliert, ist bei Euwid zu lesen. Diese Menge werde zusätzlich zum Bedarf an werkstofflich recycelten Kunststoffen benötigt, heiße es, um die von Unternehmen oder Regierungen gesteckten Zielsetzungen für Mindestrezyklatgehalte in Verpackungen einzuhalten. Mit einem Schreiben an Lieferanten, Regulierungsbehörden und Investoren wollten die Unternehmen der „Coalition of Action on Plastic Waste“ der internationalen Dachorganisation Consumer Goods Forum (CGF) – darunter Danone, Ferrero, Henkel, Mars Incorporated, PepsiCo und Unilever – ein starkes Signal für den Ausbau der Infrastruktur für das chemische Recycling senden. Es müssten aber bestimmte Grundsätze erfüllt werden, die sicherstellen sollen, dass chemische Recyclingprozesse, speziell Pyrolyseverfahren, „glaubwürdig, umweltgerecht und sicher“ seien. Die Verfahren sollten die Gesamtmenge an recyceltem Kunststoff steigern und keine Kunststoffabfälle als Inputmaterial nutzen, die bereits anderweitig recycelt werden könnten. Die Nachfrage nach chemisch recyceltem Kunststoff ändere nichts daran, dass auch die Kapazitäten für das werkstoffliche Recycling weiter ausgebaut werden müssten, betonten die Unternehmen laut Euwid in ihrem Schreiben.
Pyrolyseöl sei die Hoffnung für Öl- und Chemiekonzerne, von fossilen Rohstoffen loszukommen, ist in einem Bericht der Wirtschaftswoche zu lesen. Der Verband der Kunststofferzeuger Plastics Europe erwarte, dass bis 2030 allein in Europa 7,2 Milliarden Euro in den Anlagenbau investiert werde. Bisher gebe es kaum Werke, die im industriellen Maßstab Pyrolyseöl aus Abfällen produzierten. In Deutschland gehe in Kürze im Frankfurter Chemiepark Höchst eine Pilotanlage des Unternehmens Arcus Greencycling in Betrieb und habe bereits BASF als Abnehmer für das Pyrolyseöl gewonnen. Auch der Chemie- und Kunststoffkonzern Covestro investiere in die Technologie, und der Grüne Punkt plane eine Pyrolyseanlage für einen dreistelligen Millionenbetrag. Umweltorganisationen kritisierten vor allem den hohen Energiebedarf der Verfahren und die aus ihrer Sicht schlechte Klimabilanz. Um verlässliche Zahlen zu den Umweltauswirkungen des chemischen Recyclings zu erhalten, habe das Umweltbundesamt mittlerweile ein eigenes Forschungsprojekt ins Leben gerufen, dessen Ergebnisse schon 2023 vorliegen könnten.
Quellen:
- Euwid 42/2022 (18.10.2022)
- wiwo.de (14.10.2022)
07.10.2022 - 13.10.2022
Der Präsident des bvse Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung, Henry Forster, rief die mittelständisch geprägte Branche auf der Jahresversammlung des Verbands angesichts der Energiekrise und einer beginnenden Rezession dazu auf, sich auf ihre Stärken zu besinnen. Die Chemieindustrie halte an ihren Plänen für einen grünen Umbau fest, hat das Handelsblatt in einer Umfrage ermittelt. Deutsche Unternehmen könnten vermehrt ins Ausland abwandern, ist in der Süddeutschen Zeitung in einem Artikel mit dem Titel „Das Gespenst der Deindustrialisierung“ zu lesen.
Sich trotz der Krise „nicht kirre machen lassen“, laute der Aufruf von bvse-Präsident Henry Forster an die Mitgliedsunternehmen bei der Jahresversammlung in Berlin laut eines Berichts im Recyclingportal. Befindlichkeiten und Betroffenheiten der Branchenunternehmen seien sehr unterschiedlich, doch zeige sich deutlich der Druck auf die Sekundärrohstoffmärkte. Geld, das für explodierende Energiekosten aufgewendet werden müsse, fehle nun für Investitionen. In der Krise halte Forster Innovationen, Risikobereitschaft, Unternehmertum und eine positive Grundhaltung, mit denen die mittelständisch geprägte Branche schon früher Herausforderungen wie volatile Märkte, ruinöse Preiskämpfe, schädliche politische Entscheidungen, Rohstoffkrisen und Wettbewerbsmonopole gemeistert habe, für die größte Chance. Und es brauche politische Unterstützung, damit Kreislaufwirtschaft möglich bleibe. Deshalb lehne der bvse auch das momentan diskutierte Exportverbot von Abfällen, unter das unter anderem Sekundärrohstoffe fallen, ab. Zudem habe Forster noch einmal die Forderung seines Verbandes bekräftigt, dass auch Müllverbrennungsanlagen in den Brennstoffemissionshandel einbezogen werden.
Eine Umfrage des Handelsblatts unter mehreren deutschen Chemieunternehmen habe ergeben, dass diese trotz der aktuellen Wirtschaftskrise an ihren Plänen für einen grünen Umbau der Industrie festhalten wollen. Allerdings könne die absehbare Rezession dazu führen, dass vor allem im Mittelstand, der von der Energiekrise besonders betroffen sei, Projekte und Investitionen für eine Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaft verschoben werden. Entscheidend für den Wandel werde besseres Recycling sein, ist im Handelsblatt weiter zu lesen. Bei Kunststoffabfällen stoße aber mechanisches Recycling von gemischten und verschmutzten Materialien an Grenzen. Hier könnten chemische Verfahren zum Einsatz kommen, die wichtig für den Durchbruch zur Kreislaufwirtschaft seien und an denen alle großen Chemieunternehmen wie BASF, Evonik, Lanxess oder Covestro arbeiteten. Zweiter wichtiger Hebel für die grüne Transformation in der Chemie seien erneuerbare Rohstoffe und die Verfügbarkeit von großen Mengen an grünem Strom, die die Unternehmen für die Umstellung der Produktion vom Gasbetrieb oder für das energieintensive chemische Recycling benötigten. Dass die Produktion in Deutschland dauerhaft unrentabel werden und die Entwicklung der Energiepreise zu vermehrten Investitionen im Ausland führen könnte, erwarteten laut Süddeutscher Zeitung Wirtschaftsforschungsinstitute wie das Münchner Ifo. Im dritten Quartal 2022 hätten die Energiekosten der Chemie fast 150 Prozent über dem Vorjahresniveau gelegen und sich innerhalb von zwei Jahren mehr als vervierfacht, wird VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup in der Süddeutschen zitiert. Auch bei vielen Vorprodukten seien die Preise seit 2020 im dreistelligen Bereich gestiegen.
Quellen:
- recyclingportal.eu, süddeutsche.de (7.10.2022)
- handelsblatt.de (11.10.2022)
In der Vorwoche zur K 2022, der internationalen Leitmesse der Kunststoff- und Kautschukindustrie, finden sich in den Fachmedien Vorberichte, die auch die aktuell schwierigen Rahmenbedingungen der Branche thematisieren: In Düsseldorf am Rhein würden sich etwa 3.040 Aussteller präsentieren, während die Kunststoffverarbeiter als Hauptzielgruppe der Messe mit sich vervielfachenden Energiekosten, explodierenden Erzeugerpreisen und stockenden Lieferketten zu kämpfen hätten.
Das Umfeld der Leistungsschau könne in diesem Jahr schwieriger kaum sein, befindet der Chefredakteur von k-profi im Vorwort zur aktuellen Ausgabe: Die Versorgung stocke, die Preise für Rohstoffe, Energie und Logistik explodierten, die Inflation lasse Verbraucher bei Investitionen zögern und Insolvenzen mehrten sich. Auch wenn die Schwerpunkte „Kreislaufwirtschaft, Digitalisierung und Klimaschutz“ der bevorstehenden K 2022 nicht wirklich neu seien, schreibt k-profi an anderer Stelle in einem Vorbericht, bringe die Messe eine Menge Neuigkeiten. So werde etwa das Recycling von Kunststoffen, das schon seit 1992 immer wieder in verschiedener Form nach vorne gestellt worden sei, bei der diesjährigen K bedeutender als je zuvor - mit einer Sonderpräsentation des VDMA auch physisch - im Zentrum des Messegeländes stehen. Das Besucherinteresse an der K 2022 insgesamt sei schwer vorherzusagen, man rechne aber auch aufgrund der weltpolitischen und epidemiologischen Situation mit einem Rückgang gegenüber der K 2019. Die Ausstellerzahl der diesjährigen K werde gegenüber 2019 um knapp 9 Prozent zurückgehen. Am deutlichsten sei der Rückgang mit 15 Prozent bei den Verarbeitern von Kunststoff und Kautschuk. Vor dem Hintergrund von Klimawandel und Transformationsdruck zur Kreislaufwirtschaft seien die Herausforderungen an die Branche gewaltig, schreibt k-profi weiter, und sie würden es wohl auch für alle Branchenzweige absehbar bleiben. Der Verband der Kunststofferzeuger PlasticsEurope Deutschland, dessen Sonderschau mit dem Titel „Plastics shape the future“ sowie der Science Campus als Forum für Wissenschaft und Forschung ebenfalls zum Angebot gehörten, habe im Interesse der gesamten Kunststoffindustrie die politische Kommunikation auf europäischer, nationaler und regionaler Ebene massiv forciert. Dies werde auch auf der K 2022 seinen Ausdruck finden. In einem von k-aktuell abgedruckten Grußwort betont NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubauer, dass von der Medizintechnik über die Pandemiebewältigung bis zum Ausbau der Erneuerbaren Energien keine der aktuellen Herausforderungen ohne die Kunststoffindustrie bewältigt werden könne. Sie sei ein wichtiger Treiber der Transformation, müsse sich aber gleichzeitig auch selbst der Veränderung stellen und ihre Produkte und Prozesse umstellen.
Quellen:
- k-profi (10/2022)
- k-aktuell (12.10.2022)
30.09.2022 - 06.10.2022
Die Welt berichtet über die Studie einer kalifornischen Forschergruppe, die ein neues chemisches Recyclingverfahren für Polyethylen entwickelt habe, bei dem durch Katalyse in mehreren Schritten Propylen entstehe. In der Fachpresse finden sich darüber hinaus mehrere Berichte über ein Pilotprojekt des Automobilherstellers Audi zum physikalischen Recycling gemischter Kunststoffabfälle.
Bei Polyethylen (PE) handle es sich aufgrund seiner Eigenschaften wie mechanischer Beständigkeit und chemischer Trägheit um einen häufig verwendeten Kunststoff. Etwa ein Drittel der Kunststoffproduktion entfalle auf PE, zitiert die Welt aus der Studie von John Hartwig und seinen Kollegen von der University of California in Berkeley, die in der Fachzeitschrift „Science“ erschienen ist. Seine Eigenschaften machten PE laut der Studie schwer recycelbar, so dass nur etwa 14 Prozent der Abfälle recycelt und zu Polymermischungen verarbeitet würden, aus denen dann minderwertige Produkte wie zum Beispiel Bodenbeläge entstünden. Für eine chemische Zerlegung der langen PE-Polymerketten habe das Team um Hartwig nun eine Lösung gefunden, bei der von dem Kunststoff mithilfe von Platin-Zinn- und Platin-Zink-Katalysatoren zunächst einige Wasserstoffatome von den Kohlenstoffatomen abgespalten werden. Ergebnis seien reaktionsfreudigere Kohlenstoff-Doppelbindungen in der Polyethylenkette. Durch Zugabe eines weiteren Katalysators könne man Propylenmoleküle von der Kette abspalten. Die Isomerisierung mache den Prozess laut Studie noch effizienter, so dass mehr als 80 Prozent des Polyethylens in Propylen als Ausgangsstoff für den Kunststoff Polypropylen umgewandelt werden könne. Das Verfahren sei zwar noch weit von der kommerziellen Nutzung entfernt, eigne sich aber laut der Forschergruppe mit viel Weiterentwicklung dazu, PE-Kunststoffabfälle „in ein riesiges chemisches Ausgangsmaterial umzuwandeln“, zitiert die Welt aus der Studie.
Der Automobilhersteller Audi teste, ergänzend zu Forschungsprojekten zum mechanischen und chemischen Recycling, in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV neuerdings auch das physikalische Recycling, berichtet die Fachpresse. Das Unternehmen untersuche in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut im Rahmen einer Machbarkeitsstudie die Möglichkeiten des physikalischen Recyclings von automobilen Kunststoffabfällen und den Wiedereinsatz im Fahrzeug. Üblicherweise enthielten Fahrzeuge laut Audi mehr als 200 Kilogramm diverser Kunststoffe und Kunststoffverbundwerkstoffe, die sich nicht gleich gut oder gar auf die gleiche Weise sortieren und recyceln ließen. Für Verbundmaterialien, bei denen Kleber, Lacke und Füllstoffe wie etwa Glasfasern zum Einsatz kommen, eigneten sich werkstoffliche Recyclingverfahren nicht. Bei einem physikalischen Recycling könne mit deutlich höheren Verschmutzungsgraden der Kunststoffe gearbeitet werden. Anders als beim chemischen Recycling blieben die Polymerketten der Kunststoffe bei dem physikalischen Verfahren, bei dem Lösemittel zum Einsatz kämen, erhalten. Als Lösemittel würden ausschließlich ungefährliche Stoffe eingesetzt, wird Dr. Martin Schlummer vom Fraunhofer IVV in den Berichten zitiert. Feststoffe, die für das neue Endprodukt störend sein könnten, oder mitgelöste Substanzen wie etwa Flammschutzmittel würden abgetrennt bzw. gelöst. Nach der Trocknung entstehe in dem Verfahren ein sehr reines Kunststoffgranulat auf dem Qualitätsniveau von Neuware. Ziel sei nun, größere Mengen des Granulats herzustellen, um die technische Machbarkeit und die Wirtschaftlichkeit zu prüfen. In einem weiteren Schritt werde die Herstellung von Anbauteilen wie etwa Sitzhöhenversteller getestet.
Quellen:
- welt.de, kunststoffe.de (4.10.2022)
- Plasticker, plastverarbeiter.de (27.9.2022)
Euwid berichtet in der aktuellen Ausgabe über Details und den Zeitplan zur geplanten nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie der Bundesregierung, die Susanne Lottermoser, die zuständige Abteilungsleiterin im Bundesumweltministerin (BMUV), im Rahmen der bvse-Jahrestagung vorgestellt habe. Kunststoff Information fragte bei ihrer Kollegin Dr. Bettina Hoffmann nach, wie der Stand der Dinge beim Einwegkunststofffonds sei.
Zur Erarbeitung der im Koalitionsvertrag angekündigten Kreislaufwirtschaftsstrategie, deren Verabschiedung für das Jahr 2024 geplant sei, werde für eine breite Diskussion innerhalb der Bundesregierung und gemeinsam mit den relevanten Akteuren sowie der Wissenschaft im Frühjahr nächsten Jahres ein Stakeholder-Prozess gestartet, wird Lottermoser bei Euwid zitiert. Die Strategie solle übergeordnete Ziele einer zirkulären Wirtschaft für die wichtigsten Stoffströme und die zur Erreichung erforderlichen strategischen Maßnahmen enthalten. Aktuell erstelle man Eckpunkte, um mögliche Wirkungen aufzuzeigen und die ersten Schwerpunkte zu den großen Stoffströmen wie Baustoffe, mineralische Abfälle und Kunststoffabfälle zu definieren. Parallel zur Ausgestaltung der Kreislaufwirtschaftsstrategie solle unter anderem die Novelle des Verpackungsgesetzes, an der aktuell gearbeitet werde, noch vor der Neufassung der europäischen Verpackungsrichtlinie erfolgen, habe Lottermoser erklärt. Vorgezogen werde die Novelle, weil unklar sei, wie lange es bis zur Umsetzung der EU-Verpackungsrichtlinie in nationales Recht dauern wird. Mit der Novelle des Verpackungsgesetzes wolle das Ministerium insbesondere Mehrwegverpackungen mit weiteren Maßnahmen fördern und den § 21 hinsichtlich der Berücksichtigung von ökologischen Kriterien bei den Lizenzentgelten von Verpackungen ändern, wird Lottermoser bei Euwid zitiert. Auf der Grundlage einer Untersuchung, in der verschiedene Fondsmodelle diskutiert worden seien, werde man eine Änderung der Entgeltspreizung bei Verpackungen vorschlagen, habe Lottermoser dazu erklärt. Das Bundesumweltministerium wolle darüber hinaus in dieser Legislaturperiode auch die Bioabfall- und die Ersatzbaustoffverordnung sowie die gesetzlichen Regelungen bei Gewerbeabfällen ändern. Zum Einwegkunststofffonds, dessen von Branchenkreisen geschätzte Höhe von 458 Millionen Euro aus Sicht des Ministeriums „recht realistisch“ sei, habe Lottermoser die Vorlage eines Kabinettentwurfs für Anfang November angekündigt. Laut eines Interviews mit Kunststoff Information rechne auch Staatssekretärin Dr. Bettina Hoffmann (BMUV) damit, dass der Gesetzentwurf für den Einwegkunststoff- bzw. Litteringfonds dem Kabinett zu diesem Zeitpunkt vorgelegt werde. Die Hersteller von Einwegprodukten aus Kunststoff wie etwa Getränkebechern oder To-Go-Lebensmittelbehältern würden über den Fonds künftig an der Abfallbeseitigung ihrer Produkte im öffentlichen Raum beteiligt. Die zur Zahlung verpflichteten Hersteller von Einwegkunststoffprodukten wie auch Luftballons, Feuchttücher und Tabakprodukte müssten sich laut dem geplanten Gesetz ab dem 1. Januar 2024 online registrieren. Bei Verstößen gegen die Registrierungspflicht sehe das Gesetz Bußgelder von bis zu 100.000 Euro je Einzelfall sowie zivilrechtliche Sanktionen vor. Lottermoser habe im Gespräch mit Kunststoff Information eingeräumt, dass einige der betroffenen Produkte wie Lebensmittelbehältnisse und Getränkebecher aus Einwegkunststoff auch Verpackungen im Sinne des Verpackungsgesetzes sein können. In dem Fall könne laut Hoffmann für eine kleine Anzahl an Herstellern dieser Einwegprodukte sowohl die Abgabe für den Einwegkunststofffonds als auch für die EU-Plastiksteuer fällig werden. Hoffmann habe dazu erläutert, dass für die „Plastiksteuer“, die als Zahlung der EU-Mitgliedstaaten in den EU-Haushalt für in Verkehr gebrachte und nicht recycelte Kunststoffverpackungen erfolge, derzeit noch untersucht werde, wie eine nationale Umlage auf die deutschen Hersteller und Inverkehrbringer am besten gelingen könne. Mit dem Einwegkunststofffonds für bestimmte Einwegprodukte wolle man dafür sorgen, dass weniger Einwegplastik überhaupt erst in Verkehr komme und sich alle, die diese Produkte auf den Markt bringen, auch an der Beseitigung von Abfällen aus Parks und Straßen finanziell beteiligen.
Quellen:
- Kunststoff Information (4.10.2022)
- Euwid Recycling und Entsorgung 40/2022 (5.10.2022)
23.09.2022 - 29.09.2022
Wie der Grüne Punkt, andere Entsorger und Unternehmen der Kunststoffindustrie in den Aufbau von Strukturen für das chemische Recycling von bisher schwer zu recycelnden Kunststoffen investieren, ist Thema eines Artikels in der FAZ. Über eine neue Vereinbarung für das chemische Recycling von Kunststoffabfällen zwischen dem Kölner Entsorger Interzero und dem US-Chemiekonzern Eastman, berichtet auch die Fachpresse.
Fast die Hälfte des Plastikmülls lande immer noch in der Verbrennung und nur ein geringer Teil der Rezyklate gehe wieder in die Verpackungsindustrie, schreibt die FAZ. Das chemische Recycling, das in Deutschland gesetzlich noch de facto der Verbrennung gleichgestellt sei und gegen das es aufgrund des hohen Energiebedarfs der Verfahren vom Umweltbundesamt und Umweltverbänden Vorbehalte gebe, werde von der Entsorgungsbranche und Kunststoffindustrie als eine Lösung für Abfälle gesehen, die mit herkömmlichen Methoden schwer zu recyceln seien. Auch der bisher skeptische Blick der Politik ändere sich allmählich, ist im Artikel der FAZ zu lesen. So habe die Ampelkoalition im Koalitionsvertrag versprochen, chemisches Recycling als „Recyclingoption“ ins Verpackungsgesetz aufzunehmen, wobei das mechanische Recycling Vorrang habe. Man brauche aber eine Alternative für Mischkunststoffe, die sich sonst nicht werkstofflich verwerten lassen, wird Michael Wiener, der Chef des Dualen Systems Deutschland (DSD) in der FAZ zitiert. Das Unternehmen plane den Bau einer eigenen Pyrolyseanlage, die in der ersten Ausbaustufe bis zu 70.000 Tonnen Kunststoffabfall im Jahr verarbeiten soll. Weitreichende Pläne verfolge DSD auch mit EEW, dem größten deutschen Betreiber von Müllverbrennungsanlagen, der aus dem zur Verbrennung angelieferten Abfall bis zu 100.000 Tonnen Kunststoffmüll pro Jahr aussortieren und zusammen mit DSD ins chemische Recycling bringen wolle. Auch bei anderen Unternehmen gebe es bereits eine Reihe von Kooperationsverträgen und Vorvereinbarungen mit der Kunststoffindustrie. So treibe in Deutschland etwa die BASF die Entwicklung voran, die unter anderem mit dem Entsorgungsriesen Remondis im Gespräch sei. Auch der Bau einer großen Anlage für chemisches Recycling im sächsischen Böhlen, den der amerikanische Chemiekonzern Dow und das britische Recyclingunternehmen Mura Technology kürzlich ankündigten (s. auch Presseschau vom 16. bis 22.9.2022), wird im Bericht der FAZ genannt. Ebenso die Vereinbarungen über die Lieferung von Kunststoffabfällen der aus der Alba-Gruppe hervorgegangenen Interzero an die österreichische OMV und eine chemische Recyclinganlage des US-Chemiekonzerns Eastman im Nordfranzösischen Le Havre. Über letztere, wonach Interzero nach der für 2025 geplanten Fertigstellung der Anlage von Eastman 20.000 Jahrestonnen PET-Abfälle liefern wolle, berichtet auch die Fachpresse. Im chemischen Recycling sähen auch Eastman und Interzero eine notwendige Ergänzung zum werkstofflichen Recycling, um mehr Rohstoffe im Kreislauf zu halten. Die Anlage von Eastman in Frankreich werde gefärbte und opake PET-Abfälle, die nicht mechanisch recycelt werden können, zu klarem und transparentem Recycling-PET (rPET) verarbeiten, teilten die Unternehmen laut den Berichten mit.
Quellen:
- FAZ, Euwid Recycling und Entsorgung 39/2022 (27.9.2022)
- Plasticker, plastverarbeiter.de (26.9.2022)
Die europäischen Kunststoffhersteller- und Recyclingverbände PRE, EuPC und Euric warnen laut Berichten der Fachpresse vor den Folgen des drastischen Anstiegs der Energiepreise und fordern von der Politik sofortige Hilfen für die Unternehmen. Der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft sei ohne Eingriffe der Regierungen in Gefahr.
Angesichts enorm gestiegener Energiepreise fordere der Verband Plastics Recyclers Europe (PRE) staatliche Eingriffe, um den Fortbestand der Branche zu sichern, berichtet Euwid. Nach Preissteigerungen von 400 Prozent sei Energie jetzt der größte Kostenfaktor für die Unternehmen. Stromkosten mit einem Anteil von bis zu 70 Prozent an den Betriebskosten machten es für Recyclingunternehmen nahezu unmöglich, kostendeckend zu arbeiten. Ohne ein Eingreifen der Europäischen Kommission und der Mitgliedstaaten würden viele Unternehmen schließen müssen, warne PRE. Der europäische Recyclerverband Euric habe laut eines Berichts im Onlinedienst Umweltwirtschaft die politischen Entscheidungsträger aufgefordert, sofortige Finanzhilfen zu gewähren, um langfristige Schäden für das Recycling in Europa zu verhindern. Ebenso wie PRE betone Euric, dass Recycling nicht nur erhebliche CO2-Emissionen, sondern im Vergleich zur Verwendung von Primärrohstoffen auch Energie spare. Die politischen Entscheidungsträger der EU sollten nun kohärent handeln, um Anreize für die Verwendung recycelter Materialien zu schaffen. Euric schlage daher vor, CO2-Gutschriften einzuführen, ein umweltfreundliches öffentliches Beschaffungswesen konsequent umzusetzen, sowie verbindliche Zielvorgaben für den Rezyklatgehalt von Produkten zu definieren. Einige Hersteller und Recycler seien wegen der hohen Kosten für Energie laut dem europäischen Verband der Kunststoffverarbeiter EuPC gezwungen, ihre Produktionen einzustellen, berichtet Kunststoff Information. EuPC-Geschäftsführer Alexandre Dangis forderte die Politiker in Brüssel auf, auf europäischer Ebene nach „sehr kurzfristigen Maßnahmen“ zu suchen, um industrielle Wertschöpfungsketten am Laufen zu halten. Nicht nur Energie, auch Rohstoffe würden auf absehbare Zeit teuer bleiben, ist in einem Artikel im Recyclingmagazin über die Ergebnisse einer aktuellen Rohstoffstudie zu lesen. 77 Prozent der Studienteilnehmer stellten eine eingeschränkte Verfügbarkeit von Rohstoffen fest. Am schwierigsten sei die Lage bei Gas und Öl (37 Prozent). Aber auch bei Chemikalien gäben 32 Prozent Versorgungsschwierigkeiten an. Der Einfluss von steigenden Rohstoffpreisen wirke sich am stärksten auf die Unternehmen aus, die steigenden Öl- und Gaspreise würden als zweitgrößte Belastung angesehen.
Quellen:
- Kunststoff Information (22.9.2022)
- umweltwirtschaft.com (26.9.2022)
- Euwid Recycling und Entsorgung 39/2022 (27.9.2022)
- Recyclingmagazin 9/2022
Im Recyclingmagazin findet sich ein Bericht über eine Machbarkeitsstudie von Öko-Institut, Fraunhofer ISI und Freie Universität Berlin im Auftrag des WWF Deutschland, mit der ökologische und ökonomische Folgen von Circular-Economy-Maßnahmen in relevanten Schlüsselsektoren untersucht worden seien.
Der WWF habe die Studie zur Folgenabschätzung möglicher Maßnahmen vor dem Hintergrund einer von der Bundesregierung für Deutschland geplanten Kreislaufwirtschaftsstrategie durchführen lassen. Die Studie nehme die fünf Handlungsstrategien „Ressourceneinflüsse verlangsamen“, „Nutzung von Produkten intensivieren“, „Ressourcenströme verringern“, „Materialsubstitution“ und „Ressourcenkreisläufe schließen“ sowie elf Sektoren für die Modellierung von Circular-Economy-Maßnahmen in den Blick. Darunter fänden sich auch kunststoffrelevante Bereiche wie Verpackungen, Informations- und Kommunikationstechnik (IKT), Haushaltsgeräte, Textilien, der Bausektor (Hoch- und Tiefbau) und Fahrzeuge. Maßnahmen zur Reduzierung von Verpackungen hätten laut der Untersuchung das höchste Einsparpotenzial bei Treibhausgasemissionen. Durch mehr Mehrweg, das Weglassen von vermeidbaren Verpackungen und die Reduktion von Verpackung ließe sich laut Studie die Produktion von Verpackungen insgesamt mit entsprechend positiven Umwelteffekten reduzieren. Ähnlich hohes Potenzial sehe die Studie auch in der Förderung eines Design for Recycling. Nur moderates Einsparpotenzial hätten laut der Untersuchung die Maßnahmen „Optimierung der Mülltrennung“, „Reduktion von Verpackungen durch Materialeinsparungen“ und „Verbesserung des Recyclings“. Bei IKT, Haushaltsgeräten, Textilien und im Baubereich sehe die Studie vor allem großes Potenzial in einer Verlängerung der Lebens- und Nutzungsdauer von Produkten sowie in der Förderung von Wiederaufbereitungs- und Reparaturmaßnahmen.
Quelle:
- Recyclingmagazin 9/2022
16.09.2022 - 22.09.2022
Standortschließungen und Produktionsdrosselungen bei den Herstellern seien eine Gefahr auch für die Strukturen der Entsorgungs- und Recyclingwirtschaft, warnt der Branchenverband BDE laut Fachpresseberichten in einer Resolution, in der die Bundesregierung mit Nachdruck dazu aufgefordert werde, umgehend geeignete Maßnahmen für die produzierende Industrie in Deutschland zur Entlastung bei den Energiekosten durchzusetzen.
Unter dem Titel „kein Recycling ohne produzierende Industrie“ haben Präsidium und Vorstand des BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft die Resolution verabschiedet, berichtet die Fachpresse. Die von der deutschen Entsorgungswirtschaft aufgebaute Sammlungs- und Aufbereitungsinfrastruktur sei darauf angewiesen, dass die gesammelten und aufbereiteten Mengen auch von der Industrie aufgenommen und verarbeitet werden können, so der BDE. Wenn diese Industrie nicht mehr zur Verfügung stehe, verlören Getrenntsammlung und Aufbereitung ihre wirtschaftliche Basis, heiße es in der Resolution. Die gesamte Recyclinginfrastruktur der Sammlung und Aufbereitung sei damit unmittelbar gefährdet. Einmal weggebrochen, könne sie auch nicht kurzfristig wieder aufgebaut werden, warne der Verband. Die Bundesregierung müsse nun zügig geeignete Maßnahmen ergreifen, um einen Stillstand in der Industrie und das Wegbrechen der Recyclingwirtschaft zu verhindern, wird in den Berichten aus der Resolution zitiert. Der BDE betone auch die Rolle der Entsorgungs- und Recyclingwirtschaft auf dem Weg der deutschen Industrie zu einer klimaneutralen Zukunft. Deutschland sei klima-, energie- und rohstoffpolitisch auf seine Kreislaufwirtschaft angewiesen.
Quellen:
- recyclingmagazin.de (16.9.2022)
- Euwid Recycling und Entsorgung 38/2022 (20.9.2022)
Der US-Chemiekonzern Dow und das britische Recyclingunternehmen Mura Technology planen nach Berichten von Tages- und Fachmedien am Dow-Standort in Böhlen im Landkreis Leipzig den Bau der voraussichtlich größten chemischen Kunststoffrecyclinganlage in Europa. Die Inbetriebnahme der Anlage mit einer Jahreskapazität von 120.000 Tonnen sei laut Dow und Mura für das Jahr 2025 geplant.
In der geplanten Anlage solle Kunststoffabfall, der bisher verbrannt oder deponiert wird, chemisch recycelt werden. Das Verfahren stelle Dow und Mura zufolge eine wichtige Ergänzung zum mechanischen Recycling dar. Auf diesem Weg würden bedeutende Fortschritte bei der Bekämpfung des Klimawandels sowie des Problems mit Plastikmüll gemacht. Neben der Anlage in Böhlen plane Dow bis 2030 den Bau weiterer Anlagen in den USA und in Europa, wodurch ein Kreislaufmodell für Kunststoffe geschaffen werden solle. In der Anlage in Böhlen komme das chemische Recyclingverfahren HydroPRS (Hydrothermal Plastics Recycling Solution) von Mura zum Einsatz. Es nutze sogenannten überkritischen Dampf, um alle Arten von Kunststoffen, einschließlich flexibler und mehrschichtiger Kunststoffe, die bisher als „nicht recycelbar“ galten, mit bis zu 500 Grad heißem Wasserdampf und unter 200 bar Druck wieder in die ursprünglichen Öle und Chemikalien umzuwandeln, aus denen sie hergestellt wurden. Diese würden dann in den Anlagen von Dow direkt zu neuen Kunststoffen verarbeitet, die wiederum recycelbar seien. Auf diese Weise könne eine geschlossene Kreislaufwirtschaft für Plastik geschaffen werden, wird Katja Wodjereck, Vorstandschefin von Dow Deutschland, in den Berichten zitiert. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer sehe in der Neuansiedlung einen großen Erfolg für den Industriestandort, schreibt unter anderem die Süddeutsche Zeitung. Chemisches Recycling halte Kretschmer für eine Schlüsseltechnologie auf dem Weg zu einer ressourcenschonenden und klimaneutralen Kreislaufwirtschaft, ist unter anderem in einem Bericht des MDR-Online zu lesen. Bei Umweltschützern stoße die geplante Anlage laut Bericht des MDR auf Kritik. So moniere der BUND, dass die Anlage enorm viel Energie verbrauchen werde, um Kunststoff in seine Bestandteile zu zerlegen und nicht helfe, Abfälle zu vermeiden. Zudem handle es sich aus Sicht des BUND nicht um echtes Recycling. Dem widerspreche Christian Sonnendecker vom Institut für Analytische Chemie an der Universität Leipzig. Bei dem Verfahren in Böhlen handle es sich um eine stoffliche Verwertung und keine thermische, habe Sonnendecker erklärt. Zwar sei ein vollständig geschlossener Kunststoffkreislauf nicht möglich, da die Kunststoffe unspezifisch gespaltet würden, dennoch könnte ein guter Teil in einem gewissen Kreislauf gehalten werden, wird Sonnendecker im Bericht des MDR wiedergegeben. Das sei aus Sicht des Wissenschaftlers besser als es die heute etablierten Methoden erlaubten. Die geplante Recycling-Anlage sei daher ein Schritt in die richtige Richtung, so Sonnendecker.
Quellen:
- zeit.de, faz.net, sueddeutsche.de, welt.de, euwid-recycling.de (14.9.2022)
- Plasticker (20.9.2022)
- mdr.de (21.9.2022)
Tages- und Wochenmedien berichten über die Pläne von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis90/Die Grünen), die Hersteller von Einwegkunststoff-Verpackungen an den Kosten zur Beseitigung entsprechender Abfälle aus Parks und Straßen zu beteiligen.
Die Ministerin habe der Deutschen Presseagentur mitgeteilt, sie bereite zur Einrichtung des Einwegkunststofffonds einen Gesetzentwurf vor. Damit sollen die Hersteller verpflichtet werden, einen Beitrag abhängig von der von ihnen verkauften Menge für die Kosten der Säuberung in den Fonds einzuzahlen. Ein entsprechender Referentenentwurf, der sich in der Abstimmung zwischen den Ministerien befinde, solle laut Umweltministerium noch im Herbst im Bundeskabinett beschlossen werden. Darin sei eine „Sonderabgabe mit Finanzierungsfunktion“ vorgesehen. Die genaue Art und Höhe der geplanten Abgabe stehe aber noch nicht fest. Laut einer Studie für das Umweltbundesamt, über die wir in einer unserer News und in der Presseschau der vergangenen Woche (s.u.) bereits berichtet haben, könnten mit dem Einwegkunststofffondsgesetz auf die Verpackungshersteller Kosten in Höhe von schätzungsweise 458 Millionen Euro zukommen.
Quellen:
- süddeutsche.de, spiegel.de, zeit.de (17.9.2022)
09.09.2022 - 15.09.2022
In der Fachpresse finden sich mehrere Berichte zur Forderung von Verbänden der Recyclingwirtschaft, als Branche wieder in die Liste beihilfefähiger Wirtschaftszweige aufgenommen zu werden. Das geht aus einer gemeinsamen Erklärung der vier Verbände BDE, BDSV, bvse und VDM hervor.
Konkret fordern die Verbände BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft, BDSV Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen, bvse Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung und VDM Verband Deutscher Metallhändler und Recycler, dass der NACE-Code 38.32 Recycling „Rückgewinnung sortierter Werkstoffe“ umgehend in die Liste der beihilfefähigen Wirtschaftszweige auch im Energiedämpfungsprogramm wieder aufgenommen werde. Im vergangenen Jahr war die Recyclingwirtschaft im Rahmen der Aktualisierung der „Leitlinien für staatliche Klima-, Umweltschutz- und Energiebeihilfen 2022“ aus der Liste der beihilfefähigen Wirtschaftszweige gestrichen worden. Angesichts der stetig wachsenden Bedeutung der Kreislaufwirtschaft sei dies ein völlig inakzeptables Signal für die Kreislaufwirtschaft gewesen, monierten die Verbände. Ihnen führe die aus den aktuellen politischen Ereignissen erwachsene Energiekrise drastisch vor Augen, dass die Recyclingwirtschaft im aktuell laufenden „Energiedämpfungsprogramm“ der Bundesregierung nicht berücksichtigt wurde. Dabei seien es schließlich ihre Mitgliedsunternehmen, die durch Sammeln, Sortieren und Aufbereiten der verarbeitenden Industrie energieschonende Recyclingrohstoffe zuführten. Dazu seien zum Teil energieintensive Anlagen wie Granulatoren, Schredder oder Compounder erforderlich. Die vier Organisationen fordern vor diesem Hintergrund neben der umgehenden Wiederaufnahme in die Liste der beihilfefähigen Wirtschaftszweige von der Bundesregierung, dass sie sich für eine entsprechende Fördermöglichkeit der Recyclingwirtschaft einsetze und nicht auf eine falsche Entscheidung in Brüssel verweise.
Quellen:
- recyclingmagazin.de, recyclingportal.eu, kommunalwirtschaft.eu (9.9.2022)
- umweltwirtschaft.com (12.9.2022)
- euwid-recycling.de (13.9.2022)
Wie letzte Woche als News berichtet, haben vorläufige Ergebnisse einer Studie für das Umweltbundesamt eine hohe Belastung der Wirtschaft ergeben, die eine Sonderabgabe des geplanten Einwegkunststofffondsgesetzes für das Littering bestimmter Kunststoffabfälle mit sich bringen könnte. Aus diesem Litteringfonds sollen die Kommunen die Kosten für die Beseitigung der Abfälle aus dem öffentlichen Raum erstattet bekommen. Verbände der Verpackungsindustrie kritisieren laut eines Berichts in Euwid die Berechnung der geplanten Abgabe.
So halte der Fachverband Kartonverpackungen für flüssige Nahrungsmittel (FKN) das Ergebnis der Berechnung, nach der Hersteller von Getränkekartons jedes Jahr circa 48 Millionen Euro einzahlen müssten, für absurd, da dies Reinigungskosten von circa 24.000 Euro für eine Tonne Getränkekartons ergäbe. Der FKN fordere transparente Verfahren, die Grundlage für belastbare Daten sein könnten. Wesentliche Daten der jetzigen Berechnung basierten stattdessen auf Schätzungen und nicht verifizierbaren Angaben kommunaler Entsorgungsbetriebe, die im Jahr 2019 im Auftrag des VKU Verband kommunaler Unternehmen erhoben worden seien. Die Arbeitsgemeinschaft für Serviceverpackungen (Pro-S-Pack) kritisiere zusätzlich, dass viele Serviceverpackungen, die ebenfalls unter die Verpflichtung der Sonderabgabe fallen würden, in geschlossenen Räumen anfielen und schließlich im Gelben Sack landeten. Mit der hohen Abgabe seien Insolvenzen zu befürchten. Auch die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen kritisiere laut eines weiteren Berichts in Euwid weiterhin massiv die geplante Sonderabgabe. Insbesondere moniere der Verband, dass die Kosten nicht vom Staat, sondern zwischen den betroffenen Akteuren, also den Herstellern und den Kommunen, im Einvernehmen festzulegen seien. Mit der staatlichen Abgabe gehe die Bundesregierung einen Sonderweg, der dem Wortlaut der Richtlinie widerspreche. Alle anderen EU-Länder, deren Konzepte bislang bekannt seien, verfolgten einen privatwirtschaftlichen Ansatz, für den die IK auch weiterhin werbe.
Quellen:
- Zwei Beiträge in Euwid Recycling und Entsorgung 37/2022 (13.9.2022)
Christoph Traumann, Geschäftsführender Direktor von MULTIVAC, der unter anderem im Präsidium des Deutschen Instituts für Normung e. V. (DIN) und im Vorstand des VDMA-Fachverbands Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen sitzt, spricht sich im Gespräch mit Kunststoffe für mehr Anreize der Politik für das Kunststoffrecycling aus.
Die meisten Lebensmittelverpackungen aus Kunststofffolien landeten noch in der Verbrennung, weil sie aus einem Kunststoff-Mix bestünden, der sich nicht trennen lasse, schreibt Kunststoffe. Der Verpackungshersteller Multivac habe nun eine Kunststofffolie aus einem recycelbaren Monomaterial entwickelt, das sogar erneut für Lebensmittelverpackungen nutzbar sei. Das Problem aber sei, dass Sortiermaschinen dieses Material nicht erkennen und sauber aussortieren könnten. Deshalb fordere Traumann die Politik auf, für Recyclingbetriebe Anreize für Investitionen in Maschinen-Updates zu schaffen. Denn noch sei das Volumen des recyclingfähigen Monomaterials für eine Investition der Recyclingbetriebe zu gering. Ein Henne-Ei-Problem, bei dem es darum gehe, wer den ersten Schritt mache, um einen Roll-out der Technologie zu ermöglichen. Dazu brauche es dringend Anreize der Politik, da es auch für die Lebensmittelindustrie keinen Sinn mache, in umweltfreundlichere Verpackungen zu investieren, wenn sie am Ende doch nur in der Müllverbrennung landeten, so Traumann. Kunststoffverpackungen erfreuten sich derzeit laut einer Studie der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen bei deutschen Verbraucherinnen und Verbrauchern großer Akzeptanz. 62,3 Prozent wünschten sich aber auch besser recycelbare Materialien für Lebensmittelverpackungen, berichtet Kunststoffe.
Quelle:
- kunststoffe.de (12.9.2022)
02.09.2022 - 08.09.2022
Mehrere Fachartikel thematisieren die Auswirkungen der Energiekosten auf die wirtschaftliche Lage der Branche. Jeder fünfte Hersteller von Kunststoffverpackungen müsse hierzulande deswegen laut einer Umfrage ihres Verbands IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen um seine Existenz fürchten. Auch Kunststoffrecycler stünden aufgrund nachlassender Nachfrage und horrender Kosten für den Anlagenstrom vor der Entscheidung, Anlagen abzuschalten. In Italien hätten die Recycler ihre Aktivitäten bereits um 40 Prozent reduziert.
Energiekrise, Inflation, Lieferengpässe und ein verunsicherter Markt zeigen offenbar Wirkung, wie Marktberichte in Euwid und weitere Artikel in der Fachpresse wiedergeben. In der überwiegend mittelständischen Kunststoffverpackungs- und Kunststoffrecyclingindustrie drohten Anlagenstillstände bis hin zu Insolvenzen, wenn von der Politik keine Gegenmaßnahmen ergriffen würden. Für die Verpackungshersteller habe sich laut IK der Strompreis genauso wie der Gaspreis seit Jahresbeginn im Durchschnitt verdoppelt. Noch höhere Kosten würden für nächstes Jahr erwartet. Vor diesem Hintergrund müsse laut der IK-Umfrage jedes fünfte Unternehmen um seine Existenz fürchten. Als kurzfristige Gegenmaßnahmen fordere die IK von der Politik einen international wettbewerbsfähigen Industriestrom- sowie einen Industriegaspreis. Die Kopplung des Strompreises an den Gaspreis müsse beendet und die Gasumlage für Industriekunden gedeckelt werden, fordere die IK weiter. Auch die Recycler stünden laut Presseberichten vor der Entscheidung, Anlagen stillzulegen. Die Nachfrage habe auch im August weiter nachgelassen, wie dem Marktbericht in Euwid zu entnehmen ist. Die exorbitant gestiegenen Energiepreise könnten nicht kompensiert werden. Die Lage sei dramatisch, Betriebsstilllegungen drohten, wenn die Energiepreise nicht gedeckelt würden. Zumindest zwei Unternehmen hätten diese Entscheidung bereits getroffen, berichtet Kunststoff Information, andere würden noch abwägen, ob abschalten oder auf geringerem Niveau weiter zu produzieren, günstiger sei. In Italien, heißt es in einem weiteren Bericht in Euwid, hätten Kunststoffrecycler nach Angaben des Branchenverbands Assorimap bereits 40 Prozent ihrer Aktivitäten eingestellt. Auch hier bestehe die Gefahr, dass Recyclingunternehmen geschlossen würden.
Quellen:
- kunststoffe.de, k-zeitung.de (5.9.2022)
- Euwid Recycling und Entsorgung 36/2022 (6.9.2022)
- Kunststoff Information (7.9.2022)
In der Tages- und Wochenpresse finden sich mehre Berichte zu einer Studie der Organisation Ocean Cleanup, die mit Stichproben die Verwendung und Herkunft der Kunststoffabfälle im sogenannten North Pacific Garbage Patch untersucht hat. Das Ergebnis: Zwischen 75 und 86 Prozent des Mülls könnten auf die Fischerei zurückgeführt werden. Dabei konnte die Herkunft der untersuchten Plastikteile fünf Ländern zugeordnet werden: Japan, China, Korea, USA und Taiwan.
Fachleute gingen von fünf großen Müllstrudeln in den Ozeanen aus. Einer davon sei der bekannte North Pacific Garbage Patch. Dort hätten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Jahr 2019 über 6.000 Teile (insgesamt 547 Kilogramm) mit mehr als fünf Zentimeter Größe gesammelt, später sortiert, gezählt, gewogen auf ihre Herkunft und ihr Alter untersucht. Die Ergebnisse seien in Simulationen eingeflossen. Bislang sei die Herkunft küstenferner Fundorte noch wenig bekannt, schreibt etwa die Welt. Ergänzt mit Erkenntnissen aus früheren Untersuchungen komme nun das Team um Laurent Lebreton zu dem Ergebnis, dass zwischen 75 und 86 Prozent des im North Pacific Garbage Patch schwimmenden Kunststoffabfalls auf die Fischerei zurückzuführen sei. Bei mehr als 200 Kunststoffteilen habe man die Herkunft anhand von Sprache, Text und Firmenlogo zuordnen können. Bei den meisten sei eine Zuordnung allerdings nicht möglich gewesen, wenn etwa Firmen, die international produzierten, identifiziert wurden. Im Ergebnis konnte das Team fünf Herkunftsländer mit den meisten Plastikeinträgen ermitteln: Je ein Drittel der Fundstücke stammten aus Japan und China, etwa zehn Prozent aus Korea, gefolgt von den USA und Taiwan. Damit seien fünf industrialisierte Fischereinationen für die meisten im North Pacific Garbage Patch schwimmenden Plastikteile verantwortlich.
Mehr Information: zur Veröffentlichung der Ergebnisse in Scientific Reports
Quellen:
- welt.de, spiegel.de (5.9.2022)
- Neue Presse Coburg (6.9.2022)
- Stuttgarter Zeitung (7.9.2022)
In Müll und Abfall findet sich ein umfassender Bericht zu Eintrag und Verbleib von Kunststoffabfällen in die terrestrische und aquatische Umwelt in Deutschland. Die Gastautorin von der BKV beschreibt, wie mit einem neuen Bericht in Ergänzung mehrerer vorliegender Studien nun ein Gesamtbild für den Lebensweg von Kunststoffen in Deutschland möglich sei: von der Produktion über Verarbeitung, Verbrauch und Verwertung bis hin zu Eintrag und Verbleib nicht ordnungsgemäß entsorgter Kunststoffabfälle in die Umwelt.
Grundlage sei das im Jahr 2013 entwickelte und seitdem mehrfach aktualisierte Modell „Vom Land ins Meer – Modell zur Erfassung landbasierter Kunststoffabfälle“, das erstmals systematisch Einträge von nicht ordnungsgemäß entsorgten Kunststoffabfällen aus Deutschland in die Nordsee, die Ostsee und das Schwarze Meer erfasse. Die aktuelle Untersuchung „Kunststoffe in der Umwelt“ aus dem Jahr 2021, ebenfalls wie das oben genannte Modell von der Conversio GmbH erstellt, befasse sich nun zusätzlich mit Einträgen und dem Verbleib von Kunststoffabfällen in Böden und Binnengewässern. Beides zusammen ermögliche nun ein ganzheitliches Bild zu den Einträgen und dem Verbleib von Kunststoffabfällen in der aquatischen und terrestrischen Umwelt. Dabei konzentrierten sich die Untersuchungen auf das sogenannte land-sourced Littering. Nach ausführlicher Darstellung der Abfallmengen, des Untersuchungsgegenstands, der Unterscheidung in Makro- und Mikrokunststoffe und wo sie anfallen, der Qualität der Datenlage gibt die Autorin auch einen kurzen Überblick über die wesentlichen Ergebnisse zum Verbleib von Kunststoffen in der Umwelt. Demnach verursache der Reifenabrieb die mit Abstand größte Menge, die sowohl in der terrestrischen als auch in der aquatischen Umwelt verbleibe. Beim Vergleich des Verbleibs von Mikrokunstoffen und Makrokunststoffen überwiege der Anteil der Makrokunststoffe bei Weitem.
Mehr Information: Alle Studien zu Kunststoffen in der Umwelt sind bei der BKV kostenfrei zu bestellen.
Quelle:
- Müll und Abfall (August 2022)
26.08.2022 - 01.09.2022
In seiner ersten Rede als Bundeskanzler zur Europapolitik wurde Olaf Scholz bei seinen Vorschlägen zur Reform der Europäischen Union an einer Stelle konkret, wie etwa die Zeit berichtet: Die EU brauche gemeinsame Standards für den Einstieg in eine „echte europäische Kreislaufwirtschaft“ zur Stärkung wirtschaftlicher Souveränität.
In Prag hielt Bundeskanzler Olaf Scholz an der Karls-Universität eine Grundsatzrede zur EU, in der er Reformen der Union anmahnte, wie Tages- und Wochenpresse berichten. Dazu zählten Plädoyers für Mehrheitsentscheidungen und für die Aufnahme weiterer Staaten im Osten Europas und Reformvorschläge zu Migration, Wettbewerbsfähigkeit oder auch zur Verteidigung. Er hielt eine Grundsatzrede, die, wie die Süddeutsche Zeitung in einem Kommentar anmerkt, „zwangsläufig dem Alltagskleinklein enthoben“ gewesen sei – abgesehen von einem „Exkurs über die Notwendigkeit einer echten europäischen Kreislaufwirtschaft“. Im Sinne mehr wirtschaftlicher Souveränität werde eine Strategie „Made in Europe“ gebraucht. Dringend benötigte Rohstoffe seien längst in Europa, als Beispiele nannte er diejenigen, die in Handy und Autobatterie steckten. Um dieses Potenzial stärker zu nutzten, seien die Technologien schon da, was fehle seien „gemeinsame Standards für eine echte europäische Kreislaufwirtschaft“, ein „strategisches Update unseres Binnenmarkts“, so Scholz in Prag.
Quellen:
- zeit.de, Neue Presse Coburg, Süddeutsche.de (29.8.2022)
Euwid berichtet über eine Analyse von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) zur Frage „Warum durch Zusagen allein keine Kunststoffe recycelt werden“. Konkret befasst sich die Studie mit „Rezyklatproduktion und erwartete Nachfrage im Vergleich“. Dabei kommt das ETH-Team zum Schluss, dass die Zusagen der Wirtschaft bis zum Jahr 2025 ohne erhebliche Investitionen in das Recycling und weitere politische Maßnahmen nicht erreichbar seien.
Catharina Bening und Sebastian Kahlert von der ETH legen laut Euwid ihren Fokus auf PET mit dem Schwerpunkt auf Verpackungen. Hier gingen die selbst auferlegten Ziele der Unternehmen in der Circular Plastics Alliance (CPA) über die von der EU vorgeschriebene Quote von 25 Prozent Rezyklat in PET-Getränkeflaschen ab 2025 hinaus, seien aber bis 2025 sehr wahrscheinlich nicht zu erreichen, selbst wenn es ein europaweites Pfandsystem für PET-Flaschen gäbe. Laut ETH-Team gehe die Schere zwischen der Nachfrage und dem Angebot an PET-Rezyklat auseinander, das Recycling müsste in den nächsten Jahren doppelt so stark wachsen wie im Zeitraum 2014 bis 2018, um den Bedarf entsprechend der Zusagen der CPA-Mitglieder zu decken. Insgesamt müsste die europaweite Produktion von R-PET bis zum Jahr 2025 um mindestens 53 Prozent bzw. 6,6 Prozent pro Jahr wachsen, um alle propagierten Rezyklat-Vorhaben zu verwirklichen. Laut ETH-Team erreichten aber die Sammel- und Recyclingmengen seit 2014 einen jährlichen Zuwachs von nur 3,5 Prozent. Neben der erforderlichen Menge müsse allerdings auch die Qualität für das jeweilige Einsatzgebiet ausreichen, weisen Autor und Autorin darauf hin. Gerade bei Lebensmittelverpackungen seien die Anforderungen hoch. Weiterhin seien steigende Preise, getrieben von einer steigenden Nachfrage nach R-PET auch außerhalb der Verpackungsbranche, ein Grund, warum die Ziele nicht zu erreichen seien. Preisaufschläge für Rezyklate lasse Verpackungshersteller auf Neuware zurückgreifen. Zwar stecke im Ausbau von Sammelsystemen noch großes Potenzial, doch sei dieser mit hohen Investitionen und langen Vorlaufzeiten verbunden. Auch technologische Fortschritte wie beim digitalen Wasserzeichen würden, wenn auch wenig, zu mehr Rezyklaten beitragen. Ebenso könnte das chemische Recycling in ein paar Jahren für eine bessere Verwertung gemischter Abfallströme sorgen, jedoch wahrscheinlich nicht bis zum Jahr 2025.
Mehr Information: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0921344922001276
Quelle:
- Euwid Recycling und Entsorgung 35/2022 (30.8.2022
Mit Start-ups, die Recyclingideen entwickeln, soll das Bundesland Nordrhein-Westfalen zum Vorreiter der Kreislaufwirtschaft werden, berichtet Welt am Sonntag.
Im Jahr 2019 gegründet bilde „Circular Valley“ mit Sitz in Wuppertal den Knotenpunkt eines Netzwerkes aus Industrie und Wissenschaft mit Start-ups aus aller Welt. Ziel sei es, die Region Rhein-Ruhr zu einem Zentrum der Kreislaufwirtschaft zu entwickeln. Den Anfang machte Carsten Gerhardt, Partner bei der Unternehmensberatung A.T. Kearney, der Unternehmen wie Bayer, Evonik und Vorwerk neben der NRW-Landesregierung und zahlreichen Universitäten und Forschungsinstituten als Unterstützer mit ins Boot holte. „Circular Valley“ werde auch mithilfe von EU-Fördermitteln finanziert, zum Budget von 3,9 Millionen Euro zwischen Juli 2021 und März 2023 hätten Unternehmen wie Bayer und Vorwerk etwa zehn Prozent beigesteuert. Beim bereits dritten Durchgang seien wieder Gründerinnen und Gründer von Start-ups aus aller Welt zum Kurs in Wuppertal zusammengekommen. NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur sei ebenfalls vor ein paar Wochen in Wuppertal gewesen und habe die Schirmherrschaft für das Netzwerk übernommen. Einer der ersten, der beim ersten Kurs vor zwei Jahren teilgenommen habe, sei Karsten Hirsch, der „Plastic Fischer“ gegründet habe. Eine Urlaubsreise nach Vietnam mit dem Blick auf riesige Mengen an Plastik im gewaltigen Fluss Mekong gab den Anlass. Über den Kurs habe Hirsch den mittelständischen Werkzeughersteller Knipex aus der Region kennengelernt, der mit inzwischen mehr als 30 weiteren deutschen Unternehmen die „Plastic Fischer“ finanziell unterstütze. So hätten Hirsch und sein Team vor Ort inzwischen schon mehr als 200 Tonnen Müll aus Flüssen in Asien und Afrika geholt. Das mit vor Ort hergestellten Sammelgeräten herausgefischte Material werde in eigenen Sortieranlagen weiter verarbeitet, teilweise recycelt, überwiegend aber zur Wärme- und Energieerzeugung verbrannt. Das Kölner Unternehmen sei nach dem Start in Indonesien inzwischen auch in fünf indischen Städten aktiv. Es gehe dabei auch immer auch darum, vor Ort Arbeitsplätze zu schaffen. Mittlerweile gebe es 54 Vollzeitjobs, die sich dem Kampf gegen Müll widmen. „Wir investieren in Infrastruktur und wollen langfristig etwas verändern, statt nur kurzfristig aufzuräumen“, so Hirsch laut Welt am Sonntag.
Quelle:
- Welt am Sonntag/welt.de (29.8.2022
19.08.2022 - 25.08.2022
Die Tages- und Fachpresse berichtet von Forderungen der Industrie, angesichts weiter steigender Gaspreise die Energiesteuer abzusenken. Eine Absenkung der Mehrwertsteuer bringe der Industrie nichts. Auch die Gasumlage ernte Kritik aus der Wirtschaft, weil sie „völlig unfair“ sei, wie der Covestro-Vorstand Klaus Schäfer moniere. Der BDE mache sich dagegen insbesondere um die Aufrechterhaltung der Wertstoffkreisläufe Sorgen, wenn die Abnehmer von Recyclingstoffen in Schwierigkeiten geraten.
Der Gaspreis sei zuletzt nach der Ankündigung der russischen Regierung, Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 nach Europa erneut zu unterbrechen, noch einmal kräftig angestiegen. Vor diesem Hintergrund fordere DIHK-Präsident Peter Adrian laut 320 Grad eine „dauerhafte Senkung der Energiesteuer auf den Gasverbrauch“. Die geplante Senkung der Mehrwertsteuer bringe den Unternehmen nichts, da sie in den Büchern ein durchlaufender Posten sei. Was die von der Bundesregierung geplante Gasumlage betrifft, berichtet Spiegel online über verärgerte Reaktionen aus Reihen der Wirtschaft. Covestro-Chef Klaus Schäfer finde das Instrument „hochgradig unausgegoren und völlig unfair“. Schäfer rechne mit gegebenenfalls hohen Mehrkosten für sein Unternehmen. Zwölf Unternehmen hätten laut Spiegel derzeit Ansprüche auf Geld aus der Umlage angemeldet, andere wie RWE vorerst auf eine Zahlung verzichtet. Auf der Liste der Bedürftigen stünden aber auch Unternehmen, die derzeit nicht in wirtschaftlichen Schwierigkeiten seien, weswegen SPD und Grüne bereits darauf gedrungen hätten, Mitnahmeeffekte zu verhindern. Auch die FDP, die die Gasumlage maßgeblich mit auf den Weg gebracht habe, betone laut Tagesschau inzwischen, dass nur Unternehmen, die "in eine echte Schieflage geraten", die Gasumlage zustehe. Covestro-Chef Schäfer schlage anstelle der Umlage eine Gassteuer vor, die dann für alle gelte. Laut einer Studie der Unternehmensberatung Inverto in Kooperation mit dem Handelsblatt, über die das Recyclingmagazin berichtet, geben 77 Prozent der daran beteiligten Unternehmen eine eingeschränkte Verfügbarkeit von Rohstoffen an – insbesondere bei Öl und Gas, Eisenmetallen und Stahl sowie bei Chemikalien. 81 Prozent befürchten demnach weiter moderat oder sogar stark steigende Rohstoffpreise in den kommenden 18 Monaten. Knapp 90 Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger hätten sich an der Rohstoffstudie beteiligt. Ebenfalls vor dem Hintergrund einer Umfrage wachse beim BDE Bundesverband der deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft die Sorge, dass ihren Mitgliedsunternehmen die Recyclingrohstoffe nicht mehr abgenommen werden. Viele Unternehmen der Abnehmerbranchen hätten angesichts des drohenden Gasmangels Zweifel geäußert, ob und wie lange sie ihre Produktion aufrechterhalten könnten, berichten unter anderem Euwid und das EU-Recyclingportal.
Quellen:
- recyclingportal.eu (18.8.2022)
- 320grad.de, recyclingmagazin.de (22.8.2022)
- Euwid Recycling und Entsorgung 34/2022 (23.8.2022)
- spiegel.de (24.8.2022)
- tagesschau.de (25.8.2022)
Wie die Fachpresse und Informationsdienste melden, beteiligt sich die Bundesrepublik an der internationalen „High Ambition Coalition to End Plastic Pollution“. Sie ging am 22. August an den Start. Bereits im März waren auf der UN-Umweltversammlung (UNEA) Verhandlungen über ein international rechtsverbindliches Instrument auf den Weg gebracht worden.
Ziel der Koalition sei, die Verschmutzung der Umwelt bis zum Jahr 2040 zu beenden, wie die Presse auf Grundlage einer Mitteilung aus dem Bundesumweltministerium berichtet. Eine „Gruppe gleichgesinnter Länder“ habe nun das Bündnis zur Umsetzung der Resolution 5/14 „End Plastics Pollution: Towards an International Legally Binding Instrument“ initiiert, deren Vorsitz Norwegen und Ruanda führten. Drei strategische Ziele verfolge die Koalition für den Erfolg weiterer Verhandlungen zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen: Kunststoffverbrauch und -produktion auf ein nachhaltiges Niveau beschränken, Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe aufbauen und einen umweltverträglichen Umgang mit Kunststoffabfällen sicherstellen. Neben Deutschland, Norwegen und Ruanda beteiligen sich den Angaben zufolge Kanada, Peru, Senegal, Georgien, die Republik Korea, das Vereinigte Königreich, Portugal, Chile, Dänemark, Finnland, Schweden, Costa Rica, Island und Ecuador an der High Ambition Coalition.
Quellen:
- circular-technology.com, recyclingmagazin.de (22.8.2022)
- Plasticker (23.8.2022)
- Kunststoff Information (24.8.2022)
Das Recyclingmagazin hat dazu Experten befragt und kommt zu dem Ergebnis: Für die Umwelt nichts und für die Kreislaufwirtschaft ein wenig.
Mit der „Richtlinie über die Verringerung der Auswirkungen bestimmter Kunststoffprodukte auf die Umwelt“ gehe die EU das Problem der Umweltverschmutzung mit Kunststoffen an. Produkte wie Besteck, Teller, Trinkhalme, Wattestäbchen und einiges andere mehr aus Kunststoff dürfen seit Juli 2021 nicht mehr in Verkehr gebracht werden. Der Single Use Plastic Ban sei auf den ersten Blick ein starkes Signal, dass es so nicht weitergehe, schreibt die Autorin und fragt: Wie aber gehe es weiter? Verringere ein solcher Bann die Verschmutzung und bringe die Kreislaufwirtschaft voran? Laut Professor David Laner von der Universität Kassel führe das Verbot zu einer Reduktion des Kunststoffabfallaufkommens aus privaten Haushalten um etwa 400 Gramm pro Person und Jahr, was etwa ein bis zwei Prozent des Kunststoffverpackungsmülls aus Privathaushalten entspreche. Laut einer Abschätzung von Forschenden der University of Cambridge und der TU Berlin verringere das Verbot die Vermüllung der EU-Gewässer um 5,5 Prozent, weltweit nur um 0,06 Prozent. Laut Henning Wilts vom Wuppertal Institut führe die Direktive immerhin dazu, dass die Industrie intensiv nach Alternativen zu Einwegplastik suche. Bisher seien diese aber nicht besser, wenn etwa Papier und Pappe mit Kunststoff kombiniert würden. Die Kreislaufwirtschaft bringe das Einwegplastikverbot nicht voran, da weder die jetzt verbotenen Einwegkunststoff-Produkte noch die „bedauerlichen Ersatzprodukte“ zu einem höheren Recyclinganteil führten, wie Laner betone. Selbst Mehrweg-Alternativen wie der Glasstrohhalm seinen nicht automatisch ökologischer oder nachhaltiger, sondern deren Nachhaltigkeit hänge letztendlich von der Lebensdauer und der Anzahl der Nutzungen ab. Verbote seien sinnvoll, wenn sie Teil einer größeren Strategie seien, schreibt die Autorin am Ende des Artikels. Doch kratze das Verbot für Strohhalme und Wattestäbchen, auch wenn es die öffentliche Aufmerksamkeit geschärft habe, nur an der Oberfläche. Laner fordere, dass zur Vermeidung von Abfällen im Sinne der Kreislaufwirtschaft die Diskussion generell über Einwegprodukte geführt werden sollte. Und Hennig Wilts, der insbesondere auf das Verursacherprinzip setze, sehe Hersteller prinzipiell für die Umweltkosten, die ihre Produkte verursachen, in der Verantwortung – so auch bei Massenströmen wie Textilien, die ebenfalls immer mehr als Einwegprodukte genutzt würden.
Quelle:
- Recyclingmagazin 8/2022 (24.8.2022)
12.08.2022 - 18.08.2022
Tages- und Wissenschaftsmedien berichten über ein von US-amerikanischen Wissenschaftlern entwickeltes Verfahren zum Recycling von Polystyrolabfällen. Der Kunststoff könne laut dem Forscherteam zu einer Chemikalie umgewandelt werden, deren Marktwert über dem von Polystyrol liege. Die neue Upcycling-Methode sorge für Aufsehen, da beim Recycling von Kunststoff eine Wertsteigerung des Produkts bisher nicht möglich sei, ist in einem Bericht des Südwestrundfunk (SWR) zu lesen.
Polystyrol sei ein häufig verwendetes Material, schreibt der SWR. Nach Angabe des Umweltbundesamtes (UBA) würden hierzulande pro Jahr 730.000 Tonnen Polystyrol zu Produkten wie Joghurtbechern, Dämmstoffen, Einmalbesteck oder auch Styroporverpackungen verarbeitet. Die meisten dieser Produkte würden bisher kaum recycelt. Wie Spektrum der Wissenschaft berichtet, habe das Team von der Technischen Universität Virginia um den Chemieingenieur Guoliang Liu nun in seiner Forschungsarbeit gezeigt, dass sich Polystyrol durch eine Tandemreaktion bei Raumtemperatur und unter Atmosphärendruck mit Hilfe eines Aluminiumchlorid-Katalysators und UV-Licht zersetzen lasse. Dabei entstehe Benzol, das durch die Zugabe von Dichlormethan zu Diphenylmethan reagiere, einer Chemikalie, die unter anderem in der Lebensmittel-, Pharma-, Duft- und Farbstoffindustrie verwendet wird. Dem Forschungsteam zufolge könnte die Methode auch zur Herstellung weiterer Chemikalien oder zum Upcycling anderer Kunststoffarten angepasst werden. Deutsche Wissenschaftler wie Mathias Seitz, Professor für Verfahrenstechnik an der Hochschule Merseburg, lobten zwar das grundsätzliche Prinzip als „neue Kaskade“. Doch bei dem aus dem Prozess entstehenden Diphenylmethan handle es sich um ein Nischenprodukt mit geringer Marktgröße. Auch seien noch diverse Hürden zu nehmen, bevor das Verfahren großtechnisch umsetzbar sei. Es müssten etwa unerwünschte Nebenreaktionen ausgeschlossen und sicherheitstechnische Probleme gelöst werden, wird Seitz im Bericht von Spektrum der Wissenschaft zitiert. Außerdem sei in der Studie nicht beschrieben, wie hoch der Reinigungsaufwand für den verwendeten Plastikabfall sei. Das sei ein wichtiger Punkt, da gerade die Reinigung und Trennung von Kunststoffabfall sehr aufwendig sei, ist auch im Bericht des Tagesspiegels zu lesen.
Quellen:
- spektrum.de (15.8.2022)
- tagesspiegel.de, swr.de (17.8.2022)
Die kunststoffverarbeitende Industrie hat zwar nach Angaben des Branchenverbands GKV/TecPart ihren Umsatz im ersten Halbjahr 2022 um 13,3 Prozent auf 39,6 Milliarden Euro gesteigert. Doch laut Berichten der Fachpresse belasten Kostensteigerung und Produktionsrückgang das Ergebnis. Zudem trübten multiple Krisen den Ausblick. Die europäische Recyclingindustrie beklage Materialmangel, berichtet Kunststoff Information.
Kostensteigerungen bei Material, Energie, Transport und Personal seien im Wesentlichen Treiber der Umsatzsteigerung der kunststoffverarbeitenden Industrie auf 39,6 Milliarden Euro, berichtet die Fachpresse unter Berufung auf die Halbjahresbilanz von GKV/TecPart. Mit 13,7 Milliarden Euro Umsatz und einer Steigerung von 18,1 Prozent liege der Bereich Bauprodukte vorne, gefolgt von der Sparte Technische Teile, die im ersten Halbjahr 10,2 Milliarden Euro Umsatz und damit ein vergleichsweise schwaches Plus von 6,2 Prozent verzeichnet habe. Am stärksten gewachsen sei der Bereich Kunststoffverpackungen mit einem Umsatzplus von 18,6 Prozent auf rund 9,5 Milliarden Euro. Das kleinste Segment, die Kunststoff-Konsumprodukte, sei um 8,2 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro gewachsen. Kostensteigerungen für Transport, Personal, Energie und Material hätten in den materialintensiven Branchen Bau und Verpackung am besten weitergegeben werden können. Dies sei bei den Herstellern von technischen Teilen, die Materialkostensteigerungen um 9,6 Prozent verzeichneten, weniger der Fall. So würden etwa viele Unternehmen der Zulieferindustrie von der mangelnden Bereitschaft der Abnehmer berichten, die Kostensteigerungen gemeinsam zu tragen. Auch der Verband der europäischen Kunststoffrecycler Plastics Recyclers Europe (PRE) warne vor einer Negativentwicklung seiner Branche, berichtet Kunststoff Information. Die Recyclingunternehmen beklagten einen dramatischen Mangel an sortierten Kunststoffabfällen. Ihnen drohe das Material auszugehen. Dadurch sei laut PRE auch die Erreichung der EU-Recyclingziele in Gefahr.
Quellen:
- Kunststoff Information (15.8.2022)
- recyclingmagazin.de, kunststoff-magazin.de, Plasticker (17.8.2022)
Die WirtschaftsWoche hat anlässlich der Übernahme des Grünen Punkts durch das Unternehmen Circular Resources und dessen Ankündigung, das chemische Recycling von Kunststoffabfällen als Ergänzung zu mechanischen Verfahren einführen zu wollen, die neuen Eigentümer und ihre Absichten genauer unter die Lupe genommen.
Die Duales System Deutschland (DSD) habe, berichtet die WirtschaftsWoche, schon lange nach einem Investor gesucht. Nachdem die Übernahme durch den Umweltdienstleister Remondis im Jahr 2018 aus wettbewerbsrechtlichen Gründen scheiterte, habe nun das Unternehmen Circular Resources, das eigens dazu gegründet worden sei, den Zuschlag erhalten. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden. Der neue Eigentümer des DSD, die Circular Resources, wird laut WirtschaftsWoche geleitet vom Geschäftsführer Laurent Auguste, einem Finanzinvestor. Auguste verfüge aber auch über viel Erfahrung in der Entsorgungsbranche. Der Franzose habe in Asien und Europa für den Recyclingkonzern Veolia gearbeitet. Gründer und Präsident von Circular Resources, der spanische Unternehmer Carlos Monreal, sei früher Chef von Abasol gewesen, einem Anbieter von Solar- und Windkraftanlagen, und seit 2011 Präsident von Plastic Energy, einem Unternehmen für chemisches Recycling von Kunststoffabfällen. Chemisches Recycling, schreibt die WirtschaftsWoche weiter, sei umstritten, weil die Technologien bisher als noch nicht ausgereift und sehr energieintensiv gelten. Auch fürchteten Kritiker, dass nicht nur unrecycelbare Reste für das chemische Recycling verwendet werden, sondern auch sortenreine Kunststoffe, die sich mit werkstofflichen Verfahren recyceln ließen. Das würde dann laut WirtschaftsWoche die Kreislaufwirtschaft unterlaufen.
Quelle:
- WirtschaftsWoche, wiwo.de (12.8.2022)
05.08.2022 - 11.08.2022
Die Deutsche Welle (DW) hat nachrecherchiert, wie weit Konzerne wie Danone, Ferrero oder Nestlé in Europa mit ihren selbstgesteckten Zielen zur Reduktion von Kunststoffabfällen gekommen sind. Nicht sehr weit, lautet das Ergebnis der DW. Zwei Drittel aller Plastikziele seien gescheitert oder würden fallen gelassen. Helfen könne laut DW eine konsequentere Umweltpolitik.
Gemeinsam mit Partnermedien des European Data Journalism Network habe die DW die Selbstverpflichtungen zur Reduktion von Kunststoffabfällen der größten europäischen Lebensmittel- und Getränkehersteller unter die Lupe genommen. Insgesamt seien 98 Plastikversprechen aus den vergangenen 20 Jahren von 24 Lebensmittel- und Getränkeunternehmen mit Hauptsitz in Europa ermittelt worden. Mehr als die Hälfte der Zusagen sei erst in den letzten Jahren gemacht worden, meist mit dem Zieljahr 2025. Von 37 Zusagen, die bereits hätten erfüllt werden müssen, sei ein Großteil (68 Prozent) entweder unerfüllt oder nicht mehr erwähnt worden. Es bezögen sich 19 der 98 Versprechen, die die DW identifiziert habe, auf die Reduktion von Kunststoffverpackungen oder Neuplastik. Von den 24 betrachteten Unternehmen hätten sich 16 verpflichtet, ihre Kunststoffverpackungen wiederverwertbar zu machen. Und ein Drittel der Unternehmen strebe an, einen größeren Anteil an recycelten Kunststoffen in ihren Verpackungen einzusetzen. Hier seien auch einige konkrete Schritte unternommen worden. So habe zum Beispiel das italienische Unternehmen Ferrero bereits im Jahr 2010 begonnen, den Anteil an recyceltem PET in ihren Sekundärverpackungen zu erhöhen. Der Schweizer Coca-Cola-Abfüller, Coca-Cola HBC, habe 2019 für vier seiner Wassermarken eine Flasche aus 100 Prozent recyceltem PET eingeführt und damit eine Zusage erfüllt, die er im Jahr davor angekündigt hatte. Freiwillige Initiativen reichten aber nicht aus, wird Nusa Urbancic, Kampagnendirektorin bei der Brüsseler Denkfabrik Changing Markets Foundation, im Beitrag der DW zitiert. Es bestehe die Gefahr, dass sie als Deckmantel für Greenwashing dienten und tatsächliche Veränderungen verzögerten. Den nächsten „Lackmustest“ sieht die DW im Jahr 2025 auf die Industrie zukommen, wenn Unternehmen ihre aktuellen Plastikversprechen einlösen müssten. Einige ihrer Ziele seien inzwischen durch die ehrgeizige Kunststoffgesetzgebung der Europäischen Union bereits verbindlich.
Quelle:
- Deutsche Welle, dw.com (9.8.2022)
Das Fachmagazin EU-Recycling berichtet über die Entwicklung eines neuen thermochemischen Kunststoffrecyclingverfahrens an der Chalmers University in Göteborg, das den Forschenden zufolge dem natürlichen Kohlenstoffkreislauf nachempfunden sein soll. Die Methode könne die Klimabelastung durch Kunststoffe eliminieren oder sogar die Luft von Kohlendioxid reinigen.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Chalmers Universität hätten gezeigt, wie Kohlenstoffatome in Mischabfällen, die sonst verbrannt werden oder auf Deponien landen, alle fossilen Rohstoffe bei der Herstellung von neuem Kunststoff ersetzen könnten. Ihre Methoden basierten auf thermochemischen Technologien, bei denen gemischte Abfälle auf 600 bis 800 Grad Celsius erhitzt werden. Aus den Abfällen entstehe ein Gas, das nach Zugabe von Wasserstoff die Bausteine von Kunststoffen ersetzen könne. Das Gas könne dann als Rohstoff in Anlagen zur Kunststoffherstellung verwendet werden, in denen sonst fossiles Öl oder Gas eingesetzt wird. Das Forschungsteam habe die Methode in Versuchs-Reaktoren an der Chalmers Universität mit verschiedenen Arten von Abfall wie Kunststoffprodukten und Pappbechern mit oder ohne Lebensmittelresten getestet. Alle Kohlenstoffatome, die zur Kunststoffproduktion benötigt würden, seien in den Abfällen enthalten und könnten mit Wärme und Strom recycelt werden, wird Henrik Thunman, Professor für Energietechnologie an der Chalmers University und einer der Autoren der im „Journal of Cleaner Production“ veröffentlichten Studie, zitiert. Berechnungen hätten gezeigt, dass die Energie für solche Prozesse aus erneuerbaren Quellen wie Sonnen-, Wind- oder Wasserkraft oder durch die Verbrennung von Biomasse bezogen werden könne. Es sei auch möglich, überschüssige Wärme aus Recyclingprozessen zu extrahieren. In einem Kreislaufsystem könne dies die derzeit aus der Abfallverbrennung stammende Wärmeproduktion kompensieren und gleichzeitig die mit der Energierückgewinnung verbundenen Kohlendioxidemissionen eliminieren.
Quelle:
- EU-Recycling 8/2022 (August 2022)
Im Interview mit Packaging360° spricht Plastic Bank Mitgründer David Katz über den Wert von Kunststoff und ruft dazu auf, das eigene Verhalten zu überprüfen. Verbraucherinnen und Verbraucher seien es, die Kunststoff achtlos wegwerfen, nicht die Hersteller.
Kunststoff einen Wert zu geben, sei Ziel der Plastic Bank, wird Katz im Gespräch mit Packaging360° wiedergegeben. Die Plastic Bank richte Recycling-Ökosysteme in Ländern ein, die über keine ausreichende Entsorgungsinfrastruktur verfügen und in denen Umweltverschmutzung und Armut weit verbreitet seien. Die Bewohner könnten dort Kunststoffabfall aus ihrer Umgebung sammeln und es zu ihrer örtlichen Plastic-Bank-Filiale bringen, wo sie es gegen Geld, frische Lebensmittel, sauberes Wasser, Mobiltelefondienste, Speiseöl oder Schulgeld für ihre Kinder eintauschen könnten. Zur Kritik an Kunststoff und Unternehmen wie Coca Cola, die oft bei ihren Bemühungen um weniger Kunststoffabfälle in der Umwelt unter Greenwashing-Verdacht stünden, meine Katz, dass die großen Unternehmen zwar noch mehr tun könnten, um nachhaltiger zu sein. Es seien aber nicht die Konzerne das Problem, sondern die Konsumentinnen und Konsumenten. Würde jede Flasche 5 Euro oder Dollar kosten, würde sie nach Ansicht von Katz niemand mehr wegwerfen. Es gehe also nicht um schlechte Verpackungen, sondern um einen schlechten Umgang mit Verpackungen. Allerdings sollte das Ziel sein, nur noch recyceltes Material zu nutzen und die Herstellung primärer Kunststoffe zu stoppen, meine Katz.
Quelle:
- Packaging360° 1/2022 (August 2022)
29.07.2022 - 04.08.2022
Tages- und Fachpresse berichten über die Sorgen der Industrie hinsichtlich negativer Folgen aufgrund von Gasmangel. Deutschlands Recycler warnten vor allem vor zu erwartende Folgen für den Klimaschutz, sollten sie nicht mehr genug Gas für ihre Anlagen erhalten. Der Kunststoffhersteller Covestro habe zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten die Gewinnprognose senken müssen, ist in einem Beitrag des Handelsblatts zu lesen. Covestro-Chef Markus Steilemann halte eine länger als in vorherigen Krisen andauernde Rezession in Europa für wahrscheinlich.
Steilemann rechne aufgrund der hohen Erdgaspreise mit langfristig schweren Zeiten für europäische Unternehmen im globalen Wettbewerb. Die Industrie müsse sich auf Energiepreise einstellen, die dauerhaft teils doppelt so hoch sein könnten wie in anderen Regionen, wird der Vorstandsvorsitzende von Covestro im Handelsblatt zitiert. Dadurch werde die Industrie in Europa strukturell geschwächt. Covestro bereite sich seit Monaten auf knappes Gas vor, indem zum Beispiel Generatoren zur Dampferzeugung auf Ölbetrieb umgestellt und Produktionsprozesse überarbeitet würden. Aber auch ein Zurückfahren der Produktion sei laut Steilemann nicht auszuschließen. Er warne vor allem vor den gesamtwirtschaftlichen Folgen, weil dann wichtige Kunststoffe in der Weiterverarbeitung fehlten. Laut Deutschlands Entsorgungswirtschaft drohten, wie unter anderem Euwid berichtet, negative Folgen für den Klimaschutz: Sollten Gaslieferungen für die Recyclinganlagen durch die Bundesnetzagentur zukünftig rationiert werden, würden weniger Abfälle verwertet, wird aus einer Stellungnahme des BDE-Präsidenten, Peter Kurth, gegenüber der Deutschen Presseagentur zitiert. Im Vergleich zu neuen Rohstoffen sei der CO2-Abdruck von Rezyklaten viel besser, habe Kurth erklärt. Derzeit spare der Einsatz von Rezyklaten in Deutschland pro Jahr 60 Millionen Tonnen Kohlendioxid ein. Das sei etwa so viel wie der Beitrag der deutschen Windenergie zum Klimaschutz. Die Kreislaufwirtschaft sei für Deutschland als Industriestandort und für den Klimaschutz unverzichtbar. Die Unternehmen der kunststoffverarbeitenden Industrie blickten laut den Ergebnissen einer aktuellen Konjunkturumfrage von KI in einen „Abgrund“. Auf der Liste der größten Herausforderungen im zweiten Halbjahr 2022 stünden die Energiekosten ganz oben: Mehr als 81 Prozent der befragten Unternehmen rechne hier mit Problemen. Die Industrie steuere auf eine der schwersten Wirtschaftskrisen seit mehr als einem Vierteljahrhundert zu, ist in dem Bericht von KI zu lesen. Vor allem Kunststofferzeuger (67 Prozent) und Distributeure (76 Prozent) erwarteten, dass sich ihr Geschäft im zweiten Halbjahr 2022 verschlechtere. Bei den Maschinenbauern gehe ein Drittel der Befragten von einer Verschlechterung der Lage aus. Die befragten Kunststoffrecycler würden bislang noch optimistischer in die Zukunft blicken. Sie rechneten zu 45 Prozent damit, dass ihre Geschäfte auch im Rest des Jahres so gut laufen werden, wie es knapp zwei Drittel für das erste Halbjahr 2022 berichtet hätten.
Quellen:
- Kunststoff Information (1.8.2022)
- handelsblatt.de (2.8.2022, 3.8.2022)
- euwid-recycling.de (3.8.2022)
Anlässlich des Erdüberlastungstags am 28. Juli 2022, an dem die Menschheit alle Ressourcen verbraucht hat, die die Erde in einem Jahr produzieren kann, rufe BDE-Präsident Peter Kurth unter anderem im Gespräch mit der Welt dazu auf, Ressourcen zu gebrauchen und nicht zu verbrauchen. Kreislaufwirtschaft sei laut Kurth der große Hebel, um Klimaziele zu erreichen und zugleich Deutschland als Produktionsstandort zu erhalten.
Zwar könne die Kreislaufwirtschaft das Problem der Erdüberlastung nicht allein lösen, wird Kurth in der Welt zitiert. Sie könne aber einen nachhaltigen Beitrag zur dringend nötigen Entlastung des Planeten leisten. Beim Recycling gebe es laut Kurth noch viel Luft nach oben. Die Menge von aktuell zwölf Prozent Rohstoffen, die aus einem Recycling-Prozess stammen, könne durch einfache Mittel verdoppelt werden, so Kurth. Mit dem entsprechenden politischen Willen sei noch mehr möglich. Die Zeit zum Handeln sei jetzt, mahne Kurth. Alle Akteure in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft seien gefragt, ihren Beitrag zu leisten. Das forderten laut Welt auch Vertreter von Umweltverbänden wie dem BUND und WWF. So rufe etwa Christoph Heinrich, der Geschäftsführende Vorstand des WWF in Deutschland, die Bundesregierung auf, bei der Umsetzung der Energiewende keine Zeit zu verlieren. In Reaktion auf die Rohstoffknappheit müsse Deutschland auch seiner Ansicht nach eine effiziente Kreislaufwirtschaft aufbauen.
Der Umweltdienstleister Interzero hat anlässlich des Erdüberlastungstags eine breit angelegte Kampagne gestartet, berichtet das Magazin Recyclingnews. Unter dem Motto „One World. Zero Waste. Let´s #MoveTheDate.” mache das Unternehmen auf die Schonung natürlicher Ressourcen durch das Schließen von Material- und Produktkreisläufen und die Sortierung und Wiederverwertung von Abfällen einschließlich Kunststoffen aufmerksam. Forscher des Global Footprint Network, die auch den Erdüberlastungstag berechneten, hätten bestätigt, dass der Beitrag von kreislauforientierten Unternehmen zur Reduktion des Overshoots global messbar sei. Mit jedem Euro Wirtschaftsleistung, der der Weltwirtschaft hinzugefügt werde, vergrößere sich normalerweise der globale Overshoot. Für jeden Euro, den Interzero mit Zero Waste-Lösungen an Mehrwert generiere, reduziere sich der Overshoot um rund 28 globale Quadratmeter bzw. lasse die Erdüberlastung bezogen auf den diesjährigen Earth Overshoot Day 4 Minuten und 20 Sekunden später erreichen. Zum Vergleich: Mit jedem Euro, der der Wirtschaft an Leistung hinzugefügt werde, vergrößert sich der Overshoot im Durchschnitt um 2,6 globale Quadratmeter.
Quellen:
- welt.de, recyclingnews.de (28.7.2022)
- Euwid Recycling und Entsorgung 31/2022 (2.8.2022)
Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey, über die die Fachpresse berichtet, schätzen immer mehr Menschen wieder die Vorteile von Kunststoffen und Kunststoffverpackungen. Die Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher halte demnach Kunststoffe in den Bereichen Medizin und Gesundheit, Computer und Elektronik sowie Fahrzeugbau für unverzichtbar.
Laut der Civey-Umfrage, die die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen in Auftrag gegeben hat, könnten sich 41 Prozent der Befragten auch bei Haushalts- und Hygieneprodukten keinen Verzicht auf Kunststoffe vorstellen. Für fast ebenso viele stelle mit fast 39 Prozent Hygiene den wichtigsten Aspekt von Produktverpackungen dar. Auch nutze mit 55,9 Prozent die Mehrheit aller Deutschen Kunststoffverpackungen, um Lebensmittel länger frisch zu halten. Der Schutz bei Transport und Lagerung sei für 41,5 Prozent ein wichtiger Grund, Kunststoffverpackungen zu nutzen. Diese Wertschätzung sei eine erfreuliche Entwicklung weg vom Plastik-Bashing, entlasse die Industrie aber nicht aus der Verantwortung, Kunststoffe aus der Umwelt zu halten und viel mehr zu recyceln, wird IK-Geschäftsführerin Mara Hancker in den Berichten zitiert. Dass falsch entsorgter Kunststoff zum Problem werden kann, sei laut den Umfrageergebnissen 64 Prozent aller Befragten bewusst. Eine Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe halte 41,7 Prozent der Gesamtbevölkerung für eine Lösung. Daran arbeite die Industrie laut Hancker mit Hochdruck.
Quellen:
- recyclingmagazin.de, packreport.de (1.8.2022)
- kunststoff.de (3.8.2022)
22.07.2022 - 28.07.2022
Spielwaren seien zu 80 Prozent aus Kunststoff hergestellt, berichtet die taz. Die als „Plastikhölle“ geltende Branche setze nun vermehrt auf nachhaltige Materialien sowie klimapolitische Spielziele. Das sei auch bei der diesjährigen Nürnberger Spielwarenmesse deutlich geworden. Der Trend sei zwar erkennbar, dennoch müsse sich die Spielwarenindustrie noch viel einfallen lassen, um tatsächlich „nachhaltig“ zu werden.
Beschrieben werden in dem Beitrag in der taz eine Reihe von Neuentwicklungen der Spieleproduzenten, die mit nachhaltiger Herstellung sowie entsprechenden Materialien werben würden und Kindern das Thema Nachhaltigkeit näherbringen wollen. Der Hersteller von Playmobil, die Horst Brandstätter Group, bringe beispielsweise mit „Wiltopia“ eine Produktreihe auf den Markt, die aus über 80 Prozent nachhaltigen Materialien bestehen soll. Bei einem großen Teil davon handle es sich um recycelten Kunststoff. Mit der Betonung des Themas Nachhaltigkeit reagiere die Industrie darauf, dass das Umweltbewusstsein in der Gesellschaft immer größer werde und die Kinder von heute zu Eltern von morgen werden. In Nürnberg habe man den Trend unter dem Titel „Toys go Green“ in verschiedene Kategorien unterteilt, darunter neben „Made by Nature“ für Spielwaren aus natürlichen Materialien und „Recycle & Create“ für Erzeugnisse aus recycelten Rohstoffen und Upcycling auch „Inspired by Nature“ für Produkte aus biobasierten Kunststoffen. Beim Einsatz von biobasierten Kunststoffen seien die meisten großen Hersteller noch in einem Experimentierstadium, wird der Chemiker Harald Käb in der taz zitiert. Firmen wie Lego hätten angekündigt, ab 2030 nur noch recycelbare Kunststoffe oder Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen einsetzen zu wollen. Laut Käb sei die größte Herausforderung für solche Hersteller bekannter Marken, die bisherige Qualität und Spielzeugsicherheit auch mit den anderen Stoffen zu gewährleisten.
Quelle:
- taz.de (23.7.2022)
Der Titel „Schlechte Aussichten“ des aktuellen Recyclingmagazins greift im Themenschwerpunkt Kunststoffrecycling den OECD-Bericht „Global Plastics Outlook: Policy Scenarios to 2060“ auf. Darin skizziere die OECD verschiedene Szenarien für den Kunststoffverbrauch und das Aufkommen an Kunststoffabfällen bis zum Jahr 2060 und komme zu dem Ergebnis, dass nur mit sehr umfassenden Maßnahmen die Umweltverschmutzung durch Plastik nachhaltig reduziert werden könne.
Auch wenn laut Bericht der internationalen Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Zukunft der Kunststoffsektor langsamer wachsen werde als die Gesamtwirtschaft, werde die Nachfrage nach Kunststoffen in einem Basisszenario zwischen 2019 und 2060 von 460 Millionen Tonnen auf 1.231 Millionen Tonnen weiter steigen. Das Wachstum basiere auf dem allgemeinen Wirtschaftswachstum, denn mehr ökonomische Aktivität führe automatisch zu mehr Kunststoffverbrauch. Den stärksten Anstieg des Kunststoffverbrauchs erwarte die OECD bei Fahrzeugen. Für den größten Kunststoffverbrauch werde aber der Dienstleistungssektor verantwortlich sein. Für das Jahr 2060 rechne die OECD in einem Basisszenario damit, dass Primärkunststoffe aus fossilen Quellen noch den größten Teil der Kunststoffproduktion ausmachen werden. Der Anteil an Sekundärkunststoffen werde sich zwischen 2019 und 2060 von 6 auf 12 Prozent verdoppeln. Beim Abfallaufkommen rechne man in den Schwellenländern in Asien und Afrika mit dem deutlichsten Anstieg. Der Umgang mit Kunststoffabfällen hänge wesentlich mit den in den Ländern vorhandenen Abfallbehandlungskapazitäten und entsprechender Gesetzgebung zusammen. Die Menge an recycelten Kunststoffabfällen werde global zunehmen von 9 Prozent in 2019 auf 17 Prozent im Jahr 2060. Zunehmen werde aber auch die Verbrennung und Deponierung. Der Anteil nicht sachgemäß entsorgter Kunststoffabfälle werde zwar weltweit langsamer wachsen, im Jahr 2060 aber noch bei 15 Prozent respektive 153 Millionen Tonnen liegen. Bei den Einträgen von Kunststoff in die Umwelt gehe die OECD von einer Verdoppelung von 22 auf 44 Millionen Tonnen bis zum Jahr 2060 aus, der dann mit 41,6 Millionen Tonnen zu einem Großteil durch Nicht-OECD-Staaten verursacht werde. Nach Ansicht der OECD ließe sich das Aufkommen an Kunststoffabfällen und die Umweltauswirkungen durch angemessene politische Maßnahmen reduzieren. Ein regionales Maßnahmen-Paket mit drei Säulen, das ab 2022 ausgerollt werden solle, beinhalte eine Steuer auf Kunststoffverpackungen, die linear auf 1.000 US Dollar pro Tonne ansteigen solle, in der EU bis zum Jahr 2030, in anderen OECD-Staaten bis 2040 und im Rest der Welt bis 2060. Für sonstige Kunststoffe solle ebenfalls eine Steuer erhoben werden, die von 25 US Dollar bis zum Jahr 2040 in OECD-Ländern auf 750 US Dollar angehoben werden solle, in andern Ländern bis 2060. Vorgaben für Rezyklatanteile in Produkten von bis zu 40 Prozent und eine erweiterte Herstellerverantwortung für Verpackungen, Elektronikgeräte, Fahrzeuge und Kleidung aller OECD-Staaten und EU-Länder sowie regionenspezifische Recyclingquoten nenne der Bericht als weitere regionale Maßnahmen. Diese würden das Kunststoffaufkommen um 18 Prozent reduzieren und die Nachfrage nach Sekundärkunststoffen deutlich auf das Zehnfache gegenüber dem Jahr 2019 steigern. Bei einem Szenario mit weit ambitionierteren globalen Maßnahmen wie unter anderem einer Steuer auf Kunststoffverpackungen bis zu 2.000 US Dollar pro Tonne und bis zu 1.500 US Dollar auf andere Kunststoffe bis zum Jahr 2060 gehe die OECD davon aus, dass der Kunststoffverbrauch bis 2060 um ein Drittel reduziert und das Abfallaufkommen auf 679 Millionen Tonnen zurückgehen werde. Der Anteil von Sekundärrohstoffen könne nach diesem Szenario bis 2060 auf 41 Prozent steigen.
Quelle:
- Recyclingmagazin 7/2022 (20.7.2022)
Die Fachpresse berichtet über das EU-Projekt INCREACE, das zum Ziel habe, den Einsatz recycelter Kunststoffe in Elektro- und Elektronikgeräten (EEE) zu erhöhen. Nur zwei Prozent bzw. etwa 80.000 Tonnen Rezyklate würden aktuell im EEE-Bereich eingesetzt. Das theoretische Marktpotenzial in der EU betrage rund 2.100.000 Jahrestonnen.
Rezyklate würden derzeit vorwiegend im Baugewerbe (46 Prozent), der Verpackungsindustrie (24 Prozent) und in der Landwirtschaft (13 Prozent) eingesetzt. Mit dem neu ins Leben gerufenen INCREACE-Projekt solle ermittelt werden, wie der Einsatz recycelter Kunststoffe in EEE-Produkten gesteigert werden kann. Das Projekt, an dem unter anderem das Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM) beteiligt sei, werde von der Europäischen Exekutivagentur für Gesundheit und Digitales (HaDEA) der Europäischen Kommission gefördert. Laut den Presseberichten wollen die Projektbeteiligten die Rezyklate aus gebrauchten Elektro- und Elektronikgeräten gewinnen und dann zur Herstellung neuer EEE-Produkte einsetzen. Um zu verhindern, dass potenziell gefährliche Stoffe in den Kreislauf des Kunststoff-Recyclings gelangen, beinhalte das Projekt die Entwicklung neuer datenbasierter Sortiersysteme. Zudem sollen mechanische, chemische und lösungsmittelbasierte Recyclingtechnologien zum Einsatz kommen. Im Mittelpunkt des Projekts stünden fünf Anwendungsfälle, die verschiedene Aspekte im EEE-Bereich wie Lebensmittelkontakt, Medizinanwendungen, Elektrostatische Entladung (ESD) sowie Entflammbarkeitsnormen und Hightech-Kunststoffkomponenten in Elektro- und Elektronikgeräten abdeckten. Zu Beginn des Projekts sei geplant, technische Anforderungen und notwendige Mengen von Kunststoffabfall zu definieren sowie Stakeholder und Wertschöpfungsketten für einzelne Fallbeispiele zu erfassen, um dann geeignete Recyclingtechnologien für jede Produktlinie zu identifizieren.
Quellen:
- plastverarbeiter.de (22.7.2022)
- recyclingmagazin.de (25.7.2022)
15.07.2022 - 21.07.2022
Im Spiegel findet sich ein ausgewogener Beitrag zu den zwei Seiten von Plastik, das die Meere vermülle und doch unverzichtbar sei. So sei ein besserer Umgang mit Kunststoff sinnvoller als ein kompletter Verzicht. Plastik sei ein brillantes Material, nur unsere Beziehung dazu sei Müll, wird der Wissenschaftler Maikel Kuijpers zitiert. Die Beziehung der Deutschen zum Müll beschreibt Dr. Eric Schweitzer in einem Gastbeitrag im Focus. Demnach trennen sie überwiegend gern Müll, aber größtenteils falsch, was schlecht für den Klimaschutz sei.
Plastik sei ein problematisches Material, schreibt der Spiegel, weil es die gesamte Welt durchdringe bis hin zu unseren Blutbahnen und Mägen. Doch das sei nur die eine Seite von Plastik. Denn eine Welt ohne Plastik, aus dem der Großteil unserer alltäglichen Gebrauchsgegenstände bestehe, sei nicht vorstellbar – ebenso wenig wie viele Designikonen wie der „Eames Plastic Chair“ oder die Olivetti-Schreibmaschine. Plastik habe als „magisches Material“, wie der französische Philosoph Roland Barthes es nannte, seit der ersten vollsynthetischen Herstellung als Bakelit die Welt erobert. Spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg verhieß Kunststoff in seiner Vielfalt eine bessere Zeit. Im vorherrschenden Gut-Böse-Schema habe der Wissenschaftler Maikel Kuijpers in einem Aufsatz im „The Correspondent“ einen erhellenden Zwischenton gefunden: „Plastik ist ein brillantes Material. Nur unsere Beziehung dazu ist Müll“. Plastik stehe für unsere Wegwerfmentalität. Dabei seien Kunststoffe natürlich nicht per se schädlich, schreibt der Spiegel, so retteten sie zum Beispiel in der Medizin Leben. Auch arbeiteten umweltfreundliche Möbel- und Industriedesigner heute wieder gezielt mit Plastik. „Verwandle Plastik in kostbares Plastik“ laute auch das Credo eines Open-Source-Recycling-Projekts, das aktuell im Vitra Design Museum vorgestellt werde. Der Schlüssel zur Lösung unseres Plastikproblems könnte laut Spiegel Wertschätzung statt einer unreflektierten Verdammung sein, lautet das Fazit am Ende des Beitrags.
Im Focus befasst sich Dr. Eric Schweitzer, CEO der Alba Group, in einem Gastbeitrag mit dem Recyclingparadox, dass die meisten Deutschen den Müll trennen und doch dem Klima schaden. Er zitiert aus den Ergebnissen einer aktuellen Civey-Umfrage, laut der nur 3,8 Prozent der Deutschen angeben, ihren Müll gar nicht zu trennen. Ältere nähmen es dabei etwas genauer als die Jüngeren, auf dem Land trenne man gewissenhafter als in der Stadt. Das gebe zunächst Hoffnung. Doch laut einer Studie des Umweltbundesamtes trennen die Deutschen nicht gut: Zwei Drittel des Inhaltes in der Restmülltonne, überwiegend Bioabfall, könnte man für ein Recycling getrennt sammeln. Fehlwürfe in der Gelben Tonne machten nicht selten 30 Prozent aus und landeten in der klimaschädlichen Müllverbrennung. Zum Gegensteuern empfiehlt Schweitzer mehr Information und Aufklärung zum richtigen Mülltrennen, einen höheren Preis für die Müllverbrennung, mehr Biomülltonnen sowie finanzielle Anreize zur Mülltrennung. Wer besser trenne, könne durch kleinere gebührenpflichtige Restmülltonnen Geld sparen.
Quellen:
- spiegel.de (13.7.2022)
- focus.de (20.7.2022)
Sowohl die Tages- als auch die Wissenschaftsmedien haben die dpa-Meldung zu den Untersuchungsergebnissen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung, der Frankfurter Goethe-Universität und des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Bremerhaven aufgegriffen. Demnach soll der Meeresgrund der Tiefsee noch stärker mit Mikroplastik belastet sein als bislang angenommen.
Das Team habe 2016 Sedimentproben im westpazifischen Kurilen-Kamtschatka-Graben genommen und dabei pro Kilogramm Sediment zwischen 215 und 1596 der winzigen Plastikpartikel und damit mehr als je zuvor nachgewiesen. Größtenteils werde der Plastikabfall von Land aus etwa über Flüsse und Abwasser eingetragen. Teilweise sammle sich der Müll in riesigen Müllteppichen an der Meeresoberfläche, der Großteil sinke aber ab bis sogar in maritime Gräben in Tausenden Metern Tiefe. In Tiefen zwischen 5740 und 9450 Metern haben die Forschenden in allen der insgesamt dreizehn Proben an sieben verschiedenen Stationen des Grabens Mikroplastik gefunden. Aufgrund des extremen weltweiten Plastikkonsums und der schlecht organisierten Müllentsorgung werde laut Angelika Brandt von der Senckenberg-Gesellschaft die Tiefsee zum „Endlager des Mülls“. Die Ergebnisse der Untersuchung sind im Fachmagazin „Science of the Total Environment“ vorgestellt.
Quellen:
- Spektrum der Wissenschaft (15.7.2022)
- süddeutsche.de, handelsblatt.com, rnd.de, forschung-und-wissen.de (17.7.2022)
- focus.de ( 19.7.2022)
Das Recyclingmagazin berichtet in seiner aktuellen Ausgabe ausführlich über Inhalte des Altkunststofftags, der Ende Juni in Neuss stattfand. Eines der Themen war der Rezyklateinsatz und wie dieser zu steigern sei. Eine BKV-Studie habe das Steigerungspotenzial von Rezyklaten in Verpackungen aufgezeigt, eine weitere mögliche Preis- und Mengeninstrumente zur Förderung des Einsatzes analysiert. bvse-Vizepräsident Herbert Snell habe sich für polymerspezifische Rezyklateinsatzquoten ausgesprochen.
Zu Beginn des Altkunststofftages in Neuss, an dem mehr als 300 Fachleute aus der Branche teilnahmen, habe der Vorsitzende des bvse-Fachverbands, Dr. Dirk Textor, im Rahmen der Pressekonferenz auf die gegenwärtig noch gute Marktsituation, aber auch auf die erheblichen Margenprobleme, die Kunststoffrecycler teilweise hätten, hingewiesen. Deutschland steuere angesichts explodierender Energiepreise auf eine Rezession zu, so Textor. Zum Thema „mehr Rezyklateinsatz“ verwies Textor auf die BKV-Studie „Potenzial zur Verwendung von Recycling-Kunststoffen in der Produktion von Kunststoffverpackungen in Deutschland“. Der Studie zufolge liege das Potenzial je nach Modell zwischen 0.96 und 2,2 Millionen Tonnen. Würden entsprechende Voraussetzungen geschaffen, könnte die Post-Consumer-Rezyklatmenge aus Sicht des bvse bis zum Jahr 2035 auf insgesamt 2,9 Millionen Tonnen ansteigen. Vizepräsident Dr. Herbert Snell habe sich in diesem Zusammenhang zu Rezyklateinsatzquoten geäußert, die sein Verband grundsätzlich begrüße. Snell habe aber auf Probleme bei einer produktbezogenen Einsatzquote hingewiesen, die aus seiner Sicht mit dem werkstofflichen Recycling kaum umsetzbar sei. Besser sei eine polymerbezogene Rezyklateinsatzquote, die sich nicht nur auf den Verpackungsbereich, sondern auf alle Kunststoffprodukte beziehen solle. Fachreferent Dr. Thomas Probst betonte, dass für mehr Kunststoffrecycling bessere Sammelqualitäten, mehr Sortierung sowie mehr Kapazitäten für das Aufbereiten und Recyclen gebraucht würden. Das erfordere eine gezielte staatliche Förderung sowie dringend eine Planungs- und Genehmigungsbeschleunigung, wie dies für die Energiebranche geplant sei. Zum Thema Export von Kunststoffabfällen aus Deutschland habe Probst ausgeführt, dass im Jahr 2021 nur noch 766.200 Tonnen exportiert worden seien und sich damit die Ausfuhrmenge im 10-Jahresvergleich nahezu halbiert habe. Kunststoffverwertung finde zunehmend in Deutschland und Europa statt.
Rezyklateinsatz war auch eines der Themen im BKV-Workshop im Rahmen des Altkunststofftages. Das Recyclingmagazin berichtet dazu über die Kurzpräsentation der BKV-Studie „Ökonomische Bewertung zu Instrumenten zur Förderung des Kunststoffrecyclings“, erstellt von den Fraunhofer-Instituten IMK und UMSICHT, die in ihrer Analyse den Fokus auf eine Auswahl von Preis- und Mengeninstrumenten gelegt haben. Dr. Thomas Kirchstein vom IMK habe in seiner kurzen Vorstellung der Ergebnisse ausgeführt, dass auf nationaler Ebene Substitutionsquoten genauso wie eine Kunststoffsteuer mit erheblichen Wettbewerbsrisiken verbunden wären, eine Kunststoffsteuer zusätzlich auch mit Wohlfahrtsrisiken. Eine Rezyklateinsatzquote führe zu hoher regulatorische Komplexität oder auch zu Wettbewerbsrisiken. Geeigneter seien laut der Studie eine CO2-Bepreisung von MVAs und eine Erhöhung der Recyclingquote. Kirschstein halte generell eine Kombination aus nachfrage- und angebotswirksamen Instrumenten für sinnvoll.
Quelle:
- Recyclingmagazin 07 (20.7.2022)
08.07.2022 - 14.07.2022
Die besonders energieintensive Branche bereite sich für den Fall eines russischen Gaslieferstopps auf deutliche Produktionsrückgänge und auch Anlagenstilllegungen vor, berichten Fach- und Tagesmedien. Wegen der „atemberaubend“ hohen Gaspreise stünden die Unternehmen laut des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) schon jetzt stark unter Druck.
Längst liefen in Unternehmen Vorbereitungen für den Ernstfall, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Die großen Chemiekonzerne bereiteten sich auf das Herunterfahren von Produktionsanlagen (BASF) oder die Umstellung auf – deutlich teurere – flüssige Brennstoffe vor (Merck). Laut einer aktuellen Analyse mehrerer deutscher Wirtschaftsforschungsinstitute drohe aber kein so dramatischer Ausfall, ist in der SZ zu lesen. Die Expertinnen und Experten hätten errechnet, dass selbst bei einem sofortigen Ausfall von Nord Stream 1 auch im ungünstigsten Fall dieses Jahr kein Gasengpass mehr drohe und im kommenden Jahr auch nur in eher ungünstigen Szenarien, schreibt die SZ weiter. Auf der Halbjahres-Pressekonferenz des VCI in Frankfurt habe dieser jedoch auf die existenzielle Notlage zahlreicher Unternehmen der Branche hingewiesen, berichten Fachmedien. Für das Jahr 2022 rechne die Industrie (ohne Pharma) mit einem Produktionsrückgang von 4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zwar sei der Umsatz der Unternehmen im ersten Halbjahr um 22 Prozent auf 130 Milliarden Euro gestiegen. Dieser sei aber allein den stark gestiegenen Erzeugerpreisen geschuldet. Die Verkaufsmengen seien mittlerweile rückläufig und die Auslastung der Produktionsanlagen auf 80 Prozent gesunken. Angesichts der unsicheren Gasversorgung, angespannter Lieferketten, Rohstoffknappheit sowie hoher Logistik- und Energiekosten kündige sich für die Chemieindustrie „der perfekte Sturm“ an, wird die Prognose des scheidenden VCI-Präsidenten Christian Kullmann in der Fachpresse zitiert.
Eine Lösung für die Polymersparte der Industrie, die den Kunststoffverbrauch und die Emissionen reduzieren könne, sehe die Branche der Kohlenstoffabscheidung und -Verwertung (CCU) im Aufbau einer zirkularen Kohlenstoffwirtschaft, berichtet das Fachmagazin Umweltwirtschaft. Die Chancen und Herausforderungen des CO2-Recyclings analysiere der aktuelle IDTechEx-Bericht „Carbon Dioxide (CO2) Utilization 2022-2042: Technologies, Market Forecasts and Players“. Für die Umwandlung von Kohlendioxid in Kunststoffe gebe es die drei Hauptwege: Elektrochemie, biologische Umwandlung und Thermokatalyse. Letztere stelle die Technologie dar, die am ehesten ausgereift sein werde. Der Umfang der CO2-basierten Polymerherstellung sei heute im Vergleich zur etablierten petrochemischen Industrie noch gering und es stellten sich auch noch viele Fragen der Machbarkeit.
Quellen:
- Kunststoff Information (7.7.2022)
- kunststoffmagazin.de (8.7.2022)
- Süddeutsche Zeitung (10.7.2022)
- umweltwirtschaft.com (13.7.2022)
Laut Berichten der Fachpresse hat eine thailändische Forschergruppe ein Enzym entdeckt, das PET zersetzen könne und im menschlichen Speichel vorkomme. Es könnte für das Recycling oder die Funktionalisierung von Kunststoffmaterialien eingesetzt werden, so die Forschenden.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Institut Vistec und der Universität Bangkok haben das PET-abbauende Enzym, das sie MG8 tauften, laut einer Publikation in der Fachzeitschrift „Angewandte Chemie“ bei der Durchsicht einer Datenbank für mikrobielle Genome gefunden, die auch Proben aus menschlichen Speichel umfasste, berichtet unter anderem das Magazin Forschung und Wissen. Dabei habe das Team um Bhumrapee Eiamthong Gene mit der Signatur einer PET-Hydrolase entdeckt. Um welches Bakterium es sich im Speichel handelt, sei noch nicht geklärt, auch nicht, warum es PET zersetzen kann. Die Forschenden vermuteten, dass sich die Mikroben im Speichel oder Darm angepasst haben, da die Menschen viele Nahrungsmittel konsumieren, die aus PET-Verpackungen stammen, ist in einem Bericht in Kunststoffe zu lesen. Aus dem Enzym habe sich laut Forscherteam im Labor eine aktive Form gewinnen lassen, die eine gute Voraussetzung für die Gewinnung von MG8 in großtechnischem Maßstab darstelle. Doch bis eine PET-Wasserflasche in einer enzymhaltigen Waschlösung aufgelöst werden könne, sei noch einiges an Forschung nötig.
Quellen:
- kunststoffe.de (8.7.2022)
- forschung-und-wissen.de, plastverarbeiter.de (11.7.2022)
Der Frage, was sich seit Einführung des Verbots der Einwegkunststoffprodukte vor einem Jahr getan hat, sind Fach- und Tagesmedien nachgegangen. Die Zeit kommt zu dem Schluss, dass die Bambusgabel auch keine Lösung sei. Andere Ersatzprodukte wie solche aus beschichtetem Papier oder anderen Holzarten hätten einen ähnlich hohen ökologischen Fußabdruck wie Einwegkunststoff oder ließen sich nur schlecht recyceln.
Außerdem machten Einweggeschirr, Strohhalme und Wattestäbchen nur einen Bruchteil des Kunststoffabfalls aus, ist in der Zeit zu lesen. Lebensmittelverpackungen aus dem Supermarkt und To-go-Behälter, die aber in Deutschland von dem Verbot zur Umsetzung der EU-Einwegplastik-Richtlinie nicht betroffen sind, fielen deutlich mehr ins Gewicht. Zahlen, ob die Menge an Kunststoffabfall seither gesunken ist, gebe es aber noch nicht. Deutschland habe mit den Verboten auch nur die Mindestanforderung der EU-Richtlinie umgesetzt, die Industrie, Handel und Gastronomie auch noch oft umgingen. So habe die Industrie anstatt die Einwegprodukte durch umweltfreundliche Mehrweglösungen zu ersetzen, Wegwerfartikel aus anderen Materialien auf den Markt gebracht. Oder das Verbot werde von manchen Inverkehrbringern nicht befolgt. Stichproben der Deutschen Umwelthilfe (DUH) unter 20 Berliner Imbissen hätten ergeben, dass mehr als 90 Prozent der Betriebe weiterhin verbotenes Einwegbesteck, Styropor-Boxen oder Pappteller anböten. Trotzdem ziehe Henning Wilts vom Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt und Energie insgesamt eine positive Bilanz der Einwegplastik-Richtlinie, mit der die EU-Kommission einen Teil ihrer Plastikstrategie ganz konkret umgesetzt habe. Es sei ein Schritt in die richtige Richtung und das Verbot ein heilsamer Schock für die Industrie, wird Wilts im Bericht der Zeit zitiert. Mit den Sammelzielen und Rezyklat-Mindestquoten, wie sie zunächst nur für Plastikflaschen gelten, beginne sich das lineare Abfallsystem insgesamt in Richtung Kreislaufwirtschaft zu verändern. Auch die von der EU-Kommission geplanten Maßnahmen für die Kreislaufwirtschaft zur Regelung der Recyclingfähigkeit und des Rezyklatanteils von Kunststoffverpackungen, zur Eindämmung des Greenwashings und zum Gebrauch von biologisch abbaubarem und biobasiertem Kunststoff würden laut Wilts in die richtige Richtung gehen.
Quellen:
- zeit.de (8.7.2022)
- Euwid Recycling und Entsorgung 28/2022 (12.7.2022)
01.07.2022 - 07.07.2022
Viel spreche dafür, dass Deutschland angesichts der explodierenden Energiepreise in eine Rezession hineinsteuere, zitiert Kunststoff Information den Vorsitzenden des bvse-Fachverbands Kunststoffrecycling, Dr. Dirk Textor, der die Branche bei der Eröffnungspressekonferenz zum 24. bvse-Altkunststofftag in Neuss aufgefordert habe, alle Anstrengungen auf eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft auszurichten.
Die Krise als Chance zu begreifen, darunter verstehe Textor zum Beispiel, dass die Recyclinganlagen der Kunststoffrecycler auf mehr Energieeffizienz getrimmt werden müssten. Um den Umweltstandort Deutschland zu erhalten und auszubauen, habe Dr. Thomas Probst, Referent beim bvse-Fachverband, bei der Pressekonferenz die Politik aufgefordert, das Kunststoffrecycling gezielt staatlich zu fördern und die bürokratischen Hürden für Investitionen abzubauen. Deutschland könne sich das bisherige „Trödeln, Zögern und Zaudern nicht mehr leisten“, wird Probst bei KI zitiert. bvse-Vizepräsident Herbert Snell habe sich in der Pressekonferenz gegen hohe produktbezogene Einsatzquoten für Rezyklate ausgesprochen, die durch werkstoffliche Recyclingverfahren nur schwer zu erreichen seien. Er plädiere stattdessen für ein „Modell der polymerspezifischen Einsatzquoten“, das dann alle Kunststoffprodukte und nicht nur die Verpackungen umfassen solle. Auch sollten die Kunststofferzeuger Snells Ansicht nach über einen Zertifikatehandel in das Recyclingsystem eingebunden werden. Am Rande des Altkunststofftags, an dem mehr als 300 Besucherinnen und Besucher teilgenommen hätten, habe Textor auf erhebliche Margenprobleme hingewiesen, mit denen die Recycler derzeit zu kämpfen hätten, berichtet unter anderem das Recyclingmagazin. Diese könnten sich laut Textor zwar noch verschärfen, dennoch sei er mit der aktuellen Lage des Rezyklat-Marktes „sehr zufrieden“. Die Nachfrage sei hoch, vor allem PE- und PP-Rezyklate oft teurer als Neuware, die nicht ausreichend verfügbar sei.
Quellen:
- Kunststoff Information (29.6.2022)
- recyclingmagazin.de (1.7.2022)
- k-zeitung.de (4.7.2022)
Der aktuelle Report „Technologielandschaft fortschrittlicher Recyclingverfahren für Kunststoffabfälle – Anbieter, Technologien und Partnerschaften“ des nova-Marktforschungsinstituts liefere einen strukturierten Überblick und detaillierten Einblick in den Stand innovativer Technologieentwicklungen, berichten Fachmedien. Das Paper beinhalte Informationen zu 103 fortschrittlichen Recyclingverfahren, vor allem des chemischen Recyclings, und ihren Anbietern.
Der Bericht konzentriere sich ausschließlich auf die Darstellung der verfügbaren fortschrittlichen Recyclingtechnologien, einschließlich ganz neuer Technologien. Innovative Verfahren rückten angesichts begrenzter Möglichkeiten des mechanischen Recyclings und der jüngsten Diskussionen zur Verbesserung der Recyclingquoten immer mehr in den Fokus, zitiert unter anderem das Recyclingmagazin aus dem Bericht. Dessen Autoren hielten ein breites Spektrum verschiedener Recyclinglösungen aus fortschrittlichem werkstofflichem Recycling und innovativen Technologien, die sich gegenseitig ergänzen, für notwendig. So biete das mechanische Recycling laut Bericht für gemischte Kunststoffabfälle lediglich Teillösungen bei erheblichem Vorbehandlungsaufwand. Fortschrittliche Technologien wie unter anderem die Pyrolyse, Solvolyse oder Vergasung, die im Bericht umfassend beschrieben würden, seien daher von entscheidender Bedeutung für die Kreislaufwirtschaft. Erste Anbieter von Nachbearbeitungs- und Veredelungstechnologien zur Umwandlung von sekundären Wertstoffen in Chemikalien, Werkstoffe und Brennstoffe stelle der Bericht ebenfalls vor und klassifiziere auch alle jüngsten Entwicklungen sowie Partnerschaften und Joint Ventures der letzten Jahre.
Quellen:
- recyclingmagazin.de (1.7.2022)
- circular-technology.de (4.7.2022)
Das Land hat, wie Tages- und Fachmedien berichten, beschlossen, 19 Einwegartikel aus Kunststoff zu verbieten. Dies sei Teil eines Plans, mit dem die Menge an Kunststoffabfällen, die aufgrund mangelnder Entsorgungsstrukturen in der Umwelt landen, reduziert werden soll. Das Verbot betreffe die Herstellung, Einfuhr, Lagerung, Verteilung und den Verkauf der Produkte.
Künftig verboten seien unter anderem Plastikbecher, Strohhalme oder Eisstiele und dünnere Einweg-Plastiktüten, schreibt etwa der Spiegel. Viele andere Produkte aus Kunststoff, wie Flaschen oder Chipstüten, seien zwar nicht von dem Verbot betroffen, doch habe die Regierung Zielvorgaben für die Hersteller festgelegt, die für das Recycling oder die Entsorgung dieser Produkte nach ihrem Gebrauch verantwortlich seien. Im Februar 2022 habe das Umweltministerium Richtlinien zur erweiterten Herstellerverantwortung für Kunststoffverpackungen veröffentlicht: die Plastic Waste Management Amendment Rules, berichtet Euwid. Demgemäß sollen Kunststoffverpackungsabfälle nun durch eine erweiterte Produktverantwortung des Herstellers, Importeurs und Markeninhabers auf umweltverträgliche Weise gesammelt und verwertet werden. Plastikmüll sei in Indien, dem zweitbevölkerungsreichsten Land der Welt, zu einer bedeutenden Quelle der Umweltverschmutzung geworden, heißt es im Spiegel. Das Land verbrauche jährlich etwa 14 Millionen Tonnen Kunststoff und habe im Jahr 2020 nach Angaben der indischen Umweltbehörde über 4,1 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle produziert, ohne ein System zur Entsorgung zu haben. Grund für die hohe Menge an Verbrauch und Abfällen aus Kunststoff sei das rasche Wirtschaftswachstum, das die Nachfrage nach diesen Waren angeheizt habe.
Quellen:
- spiegel.de (2.7.2022)
- euwid-recycling.de (6.7.2022)
24.06.2022 - 30.06.2022
Tages- und Wochenmedien berichten über den Start der UN-Meereskonferenz zu Beginn der Woche in Lissabon. Dort gehe es um nicht weniger als die „Rettung der Weltmeere“, schreibt etwa das Wissenschaftsmagazin GEO und die Welt fragt, ob es Lösungen geben könne, die auf Freiwilligkeit beruhen.
Fünf Tage lang wollen Politiker, Wissenschaftler und Vertreter von Unternehmen und NGOs bei der zweiten Ozeankonferenz der Vereinten Nationen (UNOC) darüber beraten, wie die Ressourcen der Weltmeere besser geschützt und möglichst nachhaltig genutzt werden können. Zur Frage, ob konkrete Ergebnisse zu erwarten seien, teile die UN laut der Welt mit: Es werde eine Erklärung zur Umsetzung und Erleichterung des Schutzes und der Erhaltung der Ozeane geben. Erwartet werde, dass alle Beteiligten konkrete und realistische freiwillige Verpflichtungen eingehen, um die verschiedenen meeresbezogenen Probleme anzugehen. Drastische Maßnahmen seien vor allem in Hinblick auf die Verschmutzung mit Kunststoffabfällen und anderem Müll nötig, zitiert GEO aus der Eröffnungsrede von UN-Generalsekretär António Guterres. Die Weltmeere litten zunehmend unter Vermüllung, Überfischung und Artensterben, unter Erwärmung und Versauerung, unter Korallen- und Gletscherschwund. Mit sinnvollen und mutigen Maßnahmen, die messbar und umsetzbar sind, könne man allerdings „das Ruder noch herumreißen“ wird Oceancare-Geschäftsführerin Fabienne McLellan unter anderem in Berichten der Zeit und Süddeutschen Zeitung zitiert. Auch Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Die Grünen) habe zum Auftakt der Konferenz eindringlich dazu aufgefordert, schnell vom Reden ins Handeln kommen und dem Meeresschutz viel höhere Priorität einzuräumen. Deutschland erarbeite laut Lemke zur Stärkung des Schutzes der Meere eine nationale Strategie und baue eine eigene Unterabteilung innerhalb des Ministeriums auf. Zudem werde noch in diesem Sommer der erste Meeresbeauftragte der Bundesregierung seine Arbeit aufnehmen.
Quellen:
- süddeutsche.de, zeit.de (24.6.2022)
- faz.net, spektrum.de (27.6.2022)
- welt.de (28.6.2022)
- geo.de (29.6.2022)
Das ist die ARD-Reportage „Die Recyclinglüge“, die den Verzicht auf Kunststoff fordert und den Sinn des Recyclings in Abrede stellt, für den bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Recycling laut seiner Stellungnahme. Der Chefredakteur von Kunststoff Information, Christian Preiser, nennt den „investigativen Film“ einen „Totalausfall“. Und in einer Übersicht der Verbändekritik des Fachmagazins Kunststoffe ist als Richtigstellung des Netzwerks Kunststoffland NRW zu lesen, dass „Kunststoffe immer eine Funktion erfüllen und das meist besser, günstiger und oft ökologischer als andere Werkstoffe“.
Die Dokumentation lege den Finger in die Wunden der Industrie, in dem er Missstände anprangere wie mafiöse Strukturen und kriminelle Netzwerke in der Abfallverbringung, noch zu geringe Mengen hochwertig recycelter Kunststoffabfälle oder die Verschmutzung der Umwelt durch unsachgemäß entsorgten Plastikmüll. Doch die in der Dokumentation hergestellte Verbindung der Plastikvermüllung der Meere mit einem unzureichenden Plastikrecycling in Deutschland grenze an Täuschung, wird BDE-Präsident Peter Kurth unter anderem im Bericht von Kunststoffe zitiert. Die Darstellung leugne, dass 90 Prozent des in die Weltmeere eingetragenen Plastikabfalls aus zehn Flüssen Asiens und Afrikas stamme. Länder, die ähnlich hohe Mengen an Kunststoff verbrauchten wie Europa, aber eben keine Kreislaufwirtschaft hätten, die Verpackungsabfälle aus der Natur heraushalte. Der Film gebe eine vermeintlich einfache Antwort, kritisiere laut Kunststoffe auch der VCI. Das Abfallproblem umfasse aber mehr als Verpackungsabfälle. Es gehe auch um Rohstoffe und den Klimawandel, wird die Kritik des VCI wiedergegeben, der bedauere, dass die Dokumentation aktuelle Entwicklungen wie die Entwicklung von Produkten, die besser recycelt werden können, und innovative Recyclingtechnologien gar nicht thematisiere.
Die Arbeitsgemeinschaft stoffspezifische Abfallbehandlung (ASA) merkt in einer Stellungnahme laut eines Berichts im Recyclingmagazin unter anderem an, dass die Industrie beim (Kunststoff-)Recycling für mehr Transparenz sorgen und die Gesellschaft aufklären müsse. Es fehle in der Öffentlichkeit bisher an wichtigen Eckdaten, die das Grundverständnis für die weltweite Problematik stärken. Die Öffentlichkeitsarbeit von Wirtschaft, Kommunen und Entsorgern müsse insgesamt ausgebaut werden und zur Sensibilisierung des Themas beitragen, fordere die ASA. Nach wie vor sei dem Bürger kaum schlüssig zu erläutern, warum Kunststoffabfälle in mehrere Entsorgungssysteme getrennt werden müssten, obwohl es derselbe Stoffstrom sei.
Quellen:
- Kunststoff Information (22.6.2022)
- recyclingmagazin.de, euwid-recycling.de (24.6.2022)
- kunststoffe.de, recyclingportal.eu, (27.6.2022)
- recyclingmagazin.de (30.6.2022)
Ein Forscherteam der Universität Bayreuth hat, wie Tages- und Wochenmedien berichten, handelsüblichen Fertigkompost genauer unter die Lupe genommen und darin eine hohe Zahl an Mikroplastik-Partikeln entdeckt, die kleiner als einen Millimeter sind. Angesichts der Ergebnisse ihrer Untersuchung kritisierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die geltenden Vorschriften der Düngemittelverordnung als unzureichend.
Der in Deutschland zulässige Grenzwert für Mikroplastik in Komposten liege bei 0,1 Prozent, schreibt unter anderem die Süddeutsche Zeitung in einem Bericht über die Studie. Doch beziehe sich dieser Grenzwert bisher nur auf Partikel, die größer als zwei Millimeter sind, so dass noch kleineres Mikroplastik von der Richtlinie nicht erfasst werde. Bei der Untersuchung der Komposte aus vier städtischen Bioabfallverwertungsanlagen in Baden-Württemberg hätten laut der Studie die entdeckten Mikroplastik-Partikel, die kleiner als ein Millimeter waren, 0,43 Prozent des Trockengewichts des Komposts ausgemacht. Daher forderten die Wissenschaftler Nachbesserung bei der Festlegung der Grenzwerte in der Düngemittelverordnung. Der gesetzlich definierte Grenzwert für den Anteil an bioabbaubarem Mikroplastik solle künftig auch viel kleinere Partikel einbeziehen, um die Belastung von Agrarflächen deutlich zu verringern, wird Professor Ruth Freitag, Leiterin der Studie und Inhaberin des Lehrstuhls für Bioprozesstechnik an der Uni Bayreuth, im Bericht der SZ zitiert.
Quellen:
- süddeutsche.de, welt.de, zeit.de, ntv.de (27.6.2022)
10.06.2022 - 23.06.2022
Auf eine Anfang der Woche im Ersten ausgestrahlte Dokumentation, die der Frage nachgeht, welche Verwertungswege Verpackungsabfälle aus Kunststoff nehmen, reagierten Vertreter und Vertreterinnen von Industrieverbänden mit Enttäuschung und scharfer Kritik: Die Kernbotschaft des Films, Recycling sei unsinnig und finde kaum statt, sei eine unzutreffende Falschdarstellung und, dass die einzige Lösung im Verzicht auf Kunststoff liege, ein Trugschluss. Der Film konstruiere unzutreffende Zusammenhänge und blende die Erfolge des Recyclings komplett aus. Auch werde darin behauptet, dass die Anstrengungen der Industrie allesamt Greenwashing seien und keinerlei Fortschritte erzielt wurden.
Die Kritik an der Dokumentation von Industrieverbänden wie PlasticsEurope Deutschland, der IK-Industrievereinigung Kunststoffverpackungen und dem BDE-Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft bezieht sich laut Berichten der Fachmedien vor allem auf die durch den Film transportierte Botschaft, Recycling von Kunststoffen funktioniere nicht und werde auch niemals funktionieren. Mit einer solch unsachlichen Medienarbeit erweise man dem Umwelt- und Klimaschutz einen „Bärendienst“, wird zum Beispiel BDE-Präsident Peter Kurth zitiert. So sehe es laut eines Kommentars auch die IK-Industrievereinigung Kunststoffverpackungen, die angesichts im Film fehlender Fakten wie zum Beispiel eines zunehmenden Rezyklateinsatzes, steigender Recyclingquoten und Nachfrage nach Recyclingmaterial, wachsender CO2-Einsparungen durch das Recycling von Kunststoffen und der Transformation der Industrie zur Kreislaufwirtschaft enttäuscht von der einseitigen und pauschalen Darstellung sei. Einig sind sich die Verbände laut ihren Kommentaren darin, dass der Film zwar die Probleme wie die Verschmutzung der Umwelt durch Kunststoffabfälle aufgrund fehlender Entsorgungssysteme sowie illegale Abfallexporte und -deponierung durch kriminelle Netzwerke im Ausland zeige, daraus aber dann falsche Schlüsse gezogen würden. So weist der Geschäftsführer von PlasticsEurope Deutschland, Ingemar Bühler, in einem Kommentar auf der Plattform LinkedIn unter anderem darauf hin, dass in den Regionen der Welt, in denen es bereits funktionierende Abfallsammel- und Managementsysteme gebe, viel weniger Plastik in der Umwelt lande und die allergrößte Menge der Abfallströme verwertet werde. Das heiße zwar für Deutschland, dass etwa zur Hälfte Kunststoffabfall noch verbrannt bzw. energetisch verwertet werde, was sich aber durch innovative Recyclinganlagen und -technologien wie das chemische Recycling ändern werde.
Mit eindrücklichen Bildern von der Umweltverschmutzung durch Kunststoffabfälle in den Mangrovenwäldern im indonesischen Surabaya und dem Kampf einer fünfzehnjährigen Aktivistin dagegen beginnt die mehr als eine Stunde dauernde Dokumentation, für die das Reporterteam ein Jahr lang recherchiert habe. Dann werden unter anderem Rechercheergebnisse aus einer deutschen Sortieranlage, einer thüringischen Aufbereitungsanlage für die Zementindustrie, von illegalen Mülldeponien in der Türkei, zu Machenschaften der bulgarischen Müllmafia, fragwürdige Aktivitäten des US-amerikanischen Recyclingunternehmens Terracycle und Anstrengungen zur Säuberung von Meeren und Stränden in asiatischen Ländern dokumentiert. Auch die Tagespresse griff die Dokumentation in ihrer Berichterstattung auf. So schreibt etwa die FAZ, dass der Film vor Augen führe, dass die Wiederverwertung von Kunststoff nichts als eine große Illusion sei und im Focus ist zu lesen, die Dokumentation zeige, dass Verbraucher systematisch von Konzernen mit Recyclingversprechen getäuscht würden. Der Tagesspiegel merkt an, dass der Film nicht dem Anspruch eines konstruktiven Journalismus gerecht werde, wonach Medien nicht nur Missstände enthüllen, sondern auch Lösungsansätze aufzeigen sollten, und ergänzt dann, dass sei vielleicht so, weil es keine vernünftigen Lösungen bei der Wiederverwertung von Plastikmüll gebe.
Quellen:
- focus.de (17.6.2022)
- daserste.de, tagesspiegel.de, faz.net (20.6.2022)
- recyclingmagazin.de, linkedin.com (21.6.2022)
- packreport.de, recyclingportal.eu (22.6.2022)
Ein ausführliches Feature in der Süddeutschen Zeitung geht am Beispiel der Zahnpastatube von deren Herstellung über die Sammlung, Sortierung und das Recycling der Frage nach, was nachhaltigen Konsum, den in der Theorie alle wollten, in der Praxis kompliziert mache.
Die meisten Zahnpastatuben, die Verbraucherinnen und Verbraucher im Handel kaufen könnten, bestünden aus mehreren Kunststoffschichten, manche noch mit einer Aluminiumschicht versehen, weshalb die Zahnpastatube lange als Synonym für die nicht recyclingfähigen Verpackungen gestanden habe, wird Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe im Bericht der SZ zitiert. Die Tube selbst sei eines der komplexesten Produkte des täglichen Konsums, sage Verpackungstechnikerin Carolina Schweig. Sie verdeutliche eines der großen Probleme der Verpackungsindustrie: vor allem an den Schutz des Produkts denken zu müssen, also eher an seinen Anfang und weniger an sein Ende. Zudem würden für die Tube ähnlich strenge Anforderungen wie für Lebensmittelverpackungen gelten. Mittlerweile habe bei den Herstellern ein Umdenken eingesetzt, viel wollten grüner werden und mehr Recycling, ist in dem Bericht weiter zu lesen. So habe Colgate 2020 die „erste recycelbare Tube“ präsentiert mit einem Laminat verschieden dicker Schichten des gleichen Kunststoffs, ohne Aluminium. Ende diesen Jahres sei geplant, die recyclebare Tube für alle Produkte der Marke Colgate einzusetzen, bis Ende 2024 sollen die der anderen Marken des Konzerns folgen. Doch dass aus einer Plastiktube für Zahnpasta eine Plastiktube für Zahnpasta werde, sei noch Theorie, berichtet die SZ weiter. Auch seien diese recycelbaren Tuben nicht aus Recyclingmaterial entstanden, sondern aus Kunststoffneuware. Die Tubenmodelle mit Aluminiumschicht eigneten sich jedenfalls nicht für ein Recycling. Sie landeten, weil das Metall wertvoller ist als Kunststoff, in der Verbrennung. Dass die Zahnpastatube trotz aller Bemühungen weit davon entfernt sei, ein zweites Leben zu bekommen, könne, so die SZ, wohl daran liegen, dass es schwer sei, sie gut zu recyceln – oder es sich viele im Prozess zu leicht machten. Auch die Verbraucherinnen und Verbraucher, die die Abfälle in der richtigen Tonne entsorgen müssten, seien hier gefragt.
Quelle: süddeutsche.de (17.6.2022)
03.06.2022 - 09.06.2022
Zum achten „Tag der Verpackung“ in Berlin veröffentlichten laut Berichten in der Fachpresse fünf Verbände der Verpackungswirtschaft die Ergebnisse einer von ihnen in Auftrag gegebenen Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM). Sie betrachtet die „Entwicklung von Konsumverhalten, Verpackungsmengen und Materialeffizienz zwischen 1991 und 2020“. Demnach seien für Verpackungen immer weniger Material und Rohstoffe erforderlich. Trotzdem nehme der Verpackungsverbrauch jährlich weiter zu aufgrund eines gestiegenen Konsumniveaus und eines veränderten Konsumverhaltens.
Laut der Studienergebnisse konnten 2020 in Deutschland durch weniger Materialeinsatz 91 Prozent oder 1,6 Millionen Tonnen des konsumbedingten Mehraufwands im Vergleich zu 1991 eingespart werden. So konnten seitdem in Summe bislang 23 Millionen Tonnen Material durch leichtere Verpackungen eingespart werden. Nichtsdestotrotz nehme der Verpackungsverbrauch jährlich zu. Das liege am gestiegenen Konsumniveau und einem veränderten Konsumverhalten. Würden heute nur so viele Produkte konsumiert wie im Jahr 1991, würden 1,7 Millionen Tonnen Verpackungen weniger benötigt. Auch die gestiegene Zahl kleinerer Haushalte und die Nachfrage nach kleineren Verpackungsgrößen trügen zur Zunahme des Verpackungsverbrauchs bei. Unter Berücksichtigung all dieser Effekte habe der private Verpackungsverbrauch über alle Materialien von 1991 bis 2020 laut der GVM-Studie insgesamt um 1,04 Millionen Tonnen oder 14 Prozent auf 8,7 Millionen Tonnen zugenommen.
Mara Hancker von der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen mahnt für die Diskussion um nachhaltigen Verbrauch an, Produkt und Verpackung stets zusammen zu betrachten, da ein Weglassen der Verpackung den Konsum in der Regel weniger nachhaltig mache. So öffne die GVM-Studie den auf Abfall verengten Blick und liefere wichtige Fakten für bewusste Entscheidungen.
Mehr Information: Detailergebnisse der GVM-Studie sowie Download einer Kurzfassung
Quellen:
- recyclingmagazin.de, neue-verpackung.de, swr.de (9.6.2022)
Die fast 3.000 Aussteller zogen laut Presseberichten eine positive Messebilanz. Nach dem coronabedingten Ausfall vor zwei Jahren habe sich die Weltleitmesse für Umwelt- und Recyclingtechnologie eindrucksvoll zurückgemeldet, wird etwa BDE-Präsident Peter Kurth zitiert.
Bei den 119.000 Besuchern aus 155 Ländern und Regionen hätten im Vergleich zu 2018 die besonders starken Besucherzahlen aus China und Russland gefehlt. Die hohe internationale Messebeteiligung sei dennoch beeindruckend gewesen. Die Messe sei ein sehr wichtiger Motor für die Kreislaufwirtschaft und die Umweltindustrie. Die Kreislaufwirtschaft habe mit vier Sonderflächen auch mehr Raum als je zuvor eingenommen. Die Messe zeigte Technologien und Lösungen für nachhaltigen den Umgang mit Ressourcen und 300 Experten teilten im Vortragsprogramm ihr Wissen. Die IFAT habe ihre Strahlkraft für die Kreislaufwirtschaftsbranche nicht verloren und werde sich auch in Zukunft als Weltleitmesse behaupten, habe Max-Arnold Köttgen, Vorstand von Remondis, am Ende resümiert.
Quellen:
- recyclingmagazin.de (3.6.2022)
- umweltwirtschaft.com (4.7.2022)
- kunststoffe.de, k-zeitung.de, Euwid Recycling und Entsorgung 23/2022 (7.6.2022)
Die Umweltschutzorganisation halte laut Presseberichten als umweltfreundlich gekennzeichnetes „Bio-Plastik“ in aller Regel für eine Mogelverpackung. Insbesondere im Verpackungsbereich sollte deren Einsatz vermieden werden, fordere der BUND in einem neu veröffentlichten Papier zu Biokunststoffen.
Vor dem Hintergrund der Verhandlungen auf EU-Ebene für eine Neuregelung des Umgangs mit Verpackungen warne der BUND vor Verpackungen aus Bio-Plastik, die als umweltfreundlich gekennzeichnet seien. Die Ökobilanz von Kunststoffen aus nachwachsenden Rohstoffen sei nicht besser als bei herkömmlichen Kunststoffen. Die Rohstoffe für das sogenannte Bioplastik würden überwiegend aus industrieller Landwirtschaft, verbunden mit hohem Dünger- und Pestizideinsatz, bezogen. Die als bioabbaubar gekennzeichneten Kunststoffe würden in Kompostieranlagen aufwändig aussortiert und verbrannt, weil sie zu langsam verrotteten.
Die Deutsche Gesellschaft für Abfallwirtschaft (DGAW) spreche sich im Zusammenhang mit den Arbeiten der EU-Kommission am „Entwurf des Durchführungsrechtsaktes zu Etiketten und Kennzeichnungen für biologisch abbaubare und kompostierbare Kunststofftragetaschen“ für eine klare Kennzeichnung aus. Die DGAW unterstütze den Einsatz von biobasierten und biologisch abbaubaren Produkten, die aber eindeutig als solche zu kennzeichnen seien. Dabei lehne der Verband die Kennzeichnung von biobasierten Kunststoffen als kompostierbar strikt ab. Damit würde eine gemeinsame Erfassung mit Bioabfällen signalisiert, die aber nach den Vorgaben des Abfall- und Düngerechts in Deutschland unzulässig sei.
Immer wieder taucht in den Medien das Startup „Traceless“ auf. Die Chemikerin Dr. Anne Lamp erläutert aktuell zum Beispiel im Interview mit Deutschlandfunk Kultur ihre Erfindung, die die Nachteile vom sogenannten Bio-Plastik umgehen könnte: ein in der Umwelt sich vollständig abbauender Kunststoff aus pflanzlichen Nebenprodukten der Agrarindustrie zur Produktion von Folien, festen Materialien sowie Beschichtungen. Traceless greife eine über hundert Jahre alte Idee auf und nutze eine neue Generation der Biopolymere: natürliche Polymere wie Stärke, Cellulose oder Proteine, die sich innerhalb weniger Wochen unter natürlichen Kompostierbedingungen vollständig abbauten. Die von der Otto Handelsgruppe unterstützte und zum Patent angemeldete Technologie sei skalierfähig und werde im Industriemaßstab auch ökonomisch als wettbewerbsfähig eingeschätzt. Das derzeit mit 21 Festangestellten arbeitende Startup soll mit Unterstützung unter anderem aus einem EU-Innovationsförderprogramm in Höhe von 2,4 Millionen Euro bis 2024 profitabel werden. Anfragen aus der Wirtschaft nach dem Material gäbe es genug, sagt Lamp (zum Interview).
Quellen:
- euwid-recycliing.de, recyclingmagazin.de, recyclingportal.eu (8.6.2022)
- welt.de, recyclingportal.eu, Deutschlandfunk Kultur (9.6.2022)
- zeit.de (8.4.2022)
20.05.2022 - 02.06.2022
Die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft auch in Hinblick auf das Thema Klimaschutz nimmt zu. Der Eindruck entsteht unter anderem bei der Lektüre verschiedener Artikel in der aktuellen Ausgabe von Euwid Recycling und Entsorgung. Dort finden sich Interviews mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) und der Amtsleiterin der neu gebildeten Abteilung T im Bundesumweltministerium (BMUV), Susanne Lottermoser, sowie ein Bericht zur Abschlusserklärung des Treffens der Klimaschutz-, Energie- und Umweltminister der G7-Staaten in Berlin.
Als einen zentralen Baustein bei der Erreichung der Klimaschutzziele gebe Susanne Lottermoser die Kreislaufwirtschaft an. Sie ist Leiterin der neu geschaffenen Abteilung T im umstrukturierten Bundesumweltministerium. „Transformation – Digitalisierung, Circular Economy, Klimaanpassung“ lautet der komplette Titel der Abteilung mit drei Unterabteilungen. Eine davon befasst sich mit Kreislaufwirtschaft. Im Interview mit Euwid nennt Lottermoser deren Schwerpunkte: Ressourcen möglichst nachhaltig gewinnen, sparsam einsetzen und so lange wie möglich im Kreislauf halten. Dann sei Kreislaufwirtschaft nicht nur ein Beitrag zu einer krisenfesten Wirtschaft, sondern auch ein maßgeblicher Beitrag zum Klimaschutz. Das BMUV wolle sich auf EU-Ebene dafür einsetzen, dass die Deponierung unvorbehandelter Siedlungsabfälle europaweit möglichst schnell beendet und Abfallvermeidung und Recycling verbessert werden.
Im Rahmen der IFAT betonte auch Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) die zunehmende Bedeutung der Kreislaufwirtschaft. Sie biete nicht nur unendlich viele Lösungen zur Bewältigung von aktuellen Krisen im Zusammenhang mit den vulnerablen Lieferketten, der Abhängigkeit von der Zufuhr ständig neuer Rohstoffe oder auch der Plastikverschmutzung. Und vor allem wären die Klimaschutzziele ohne Kreislaufwirtschaft nicht zu erreichen, so Lemke laut Euwid. Die allerdings müsse noch verbessert werden, auch durch eine entsprechende Politik, mit der Lemke in allen Phasen des Zyklus von Produkten und Materialien die Kreislaufwirtschaft stärken wolle. Dazu zähle die bereits im Koalitionsvertrag angekündigte Kreislaufwirtschaftsstrategie, in der Verpackungsabfälle ein wichtiger Bereich sein würden. Hier sollen Einwegverpackungen unattraktiver gemacht und Mehrwegangebote zum neuen Standard werden. Mögliche Änderungen dazu am Verpackungsgesetz würden derzeit noch evaluiert.
Auch beim Treffen der Klimaschutz-, Energie- und Umweltministerinnen und -minister ging es um Kreislaufwirtschaft, die nicht nur die Umwelt schützen, sondern auch die eigenen Volkswirtschaften stärken solle. In der Abschlusserklärung „G7 Berlin Roadmap on Resource Efficiency and Circular Economy” haben sich die G7-Staaten in Form einer Selbstverpflichtung darauf verständigt, entsprechende Maßnahmen zu beschließen. Dazu zählen Maßnahmen zur Vermeidung unnötigen Plastiks und die Internalisierung der Kosten für Umweltschäden beim Verursacher und die Verbesserung der Nachverfolgbarkeit von Kunststoffprodukten sowie -abfällen. Darüber hinaus sei ein dreijähriger Arbeitsplan für eine bessere Ressourceneffizienz beschlossen worden. In allen Sektoren der Kreislaufwirtschaft soll intensiver zusammengearbeitet werden. Angesichts der im Zusammenhang mit der Corona-Epidemie und dem Ukraine-Krieg brüchig gewordenen internationalen Lieferketten betonten die G7-Länder die Rolle der Kreislaufwirtschaft bei der Stärkung der Resilienz der Volkswirtschaften.
Mehr Information: G7 Berlin Roadmap on Resource Efficiency and Circular Economy (Download)
Quellen:
- Verschiedene Beiträge in Euwid Recycling und Entsorgung 22/2022 (31.5.2022)
Wo es in Österreich bei Papier, Glas und Metall laut Christoph Scharff, Vorstandschef der Altstoff Recycling Austria (ARA), schon sehr gut klappt, hinkt Kunststoff erheblich hinterher: beim Recycling. Um auch bei Kunststoff die Recyclingziele von 2025 zu erreichen, müsse die Recyclingquote bei Kunststoff in den nächsten drei Jahren von derzeit 25 auf 50 Prozent steigen. Dazu müsse die Sammlung von Kunststoffverpackungen um 40 Prozent gesteigert werden.
Mit den Novellen des Abfallwirtschaftsgesetzes und der Verpackungsverordnung sei in Österreich dazu ein wichtiger Schritt bereits erfolgt. Damit sei die Sammlung von Kunststoffverpackungen landesweit ab 2023 (gemeinsam mit Metallverpackungen) einheitlich und darüber hinaus ein Pfand für Kunststoffflaschen und Getränkedosen eingeführt. Auch soll im nächsten Jahr ein „Recyclingguide“ Verbraucherinnen und Verbrauchern das korrekte Mülltrennen erleichtern.
Insgesamt hatte die ARA im Jahr 2021 über eine Million Tonnen Verpackungen und Zeitungen getrennt gesammelt, wovon rund 180.000 Tonnen Leichtverpackungen (überwiegend Kunststoffverpackungen) gewesen sein sollen. Laut Scharff entsprechen die Werte denen des Vorjahres.
Quellen:
- Salzburger Nachrichten (17.5.2022)
- euwid-recycling.de (20.5.2022)
- kunststoffweb.de (23.5.2022)
Ganz bestimmt nicht, sagt Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer von PlasticsEurope Deutschland, in einer Replik auf eine Glosse in Kunststoff Information, in der sich die Redaktion genervt über den Hype um das chemische Recycling geäußert habe. Es brauche noch viel Aufklärungsarbeit zum Thema.
Das Thema und die Kommunikation dazu seien zu wichtig – zum einen, weil alle Recyclingverfahren für die Transformation zu Kreislaufwirtschaft und Klimaneutralität gebraucht würden, und zum anderen, weil das chemische Recycling von vielen auf einem längst überholten Wissensstand diskutiert und bewertet würde. Die Verfahren seien, auch was Energieaufwand, Effizienz der Skalierung betreffe, grundlegend bearbeitet worden. Noch würde erst etwa die Hälfte aller Kunststoffabfälle recycelt, obwohl es technisch möglich wäre, nahezu alle Kunststoffabfälle zu recyceln. Wenn wir wollten, dass immer weniger Kunststoffabfälle verbrannt würden, müssten wir den gesamten Werkstoffkasten offen und unvoreingenommen prüfen, fordert Bühler, der das bisherige Tempo der Transformation, die Breite des Dialogs und die Offenheit gegenüber Veränderungen noch lange nicht für ausreichend hält.
Im Rahmen der IFAT fand eine viel beachtete Podiumsdiskussion zum chemischen Recycling statt. Im nächsten BKV Newsletter werden wir darüber berichten.
Quelle: KI (31.5.2022)
13.05.2022 - 19.05.2022
Die Süddeutsche Zeitung berichtet über die wachsende Rezyklatnachfrage von Markenartiklern und Handelsunternehmen. Das sei eine gute Nachricht, doch die Nachfrage zu decken, sei eben nicht so einfach. Ein Ansatz könne sein, die Vielfalt der in Verpackungen eingesetzten Kunststoffsorten, Additive und Farben drastisch zu reduzieren, damit sie mit weniger Aufwand hochwertig recycelt werden könnten, wogegen allerdings Marketingabteilungen und Verpackungsdesigner Sturm liefen.
Rezyklate seien derzeit teurer als Neuware und so werde auch schon mal Neuware als Altkunststoff ausgegeben und auf den Markt gebracht. Der Altkunststoffanteil in Produkten lasse sich derzeit gar nicht messen, wird Hans-Josef Endres, Maschinenbauingenieur vom Institut für Kunststoff- und Kreislauftechnik von der Universität Hannover, im Artikel der SZ zitiert. Und durch Vorgaben von Rezyklateinsatzquoten laufe man Gefahr, Greenwashing zu begünstigen, sage Endres. Um hier Abhilfe zu schaffen, könne man laut Endres zwei Dinge tun: Rezyklate mit einem digitalen Produktpass versehen oder wie in der Glasindustrie standardmäßig eine festgelegte Menge an Altmaterial einsetzen. Letzteres funktioniere bei Glas aber nur, weil es bei Glasflaschen letztlich nur drei Farben gebe. Dahin müsse man bei Kunststoff auch kommen, sage Endres. Damit das Kunststoffrecycling günstiger und hochwertiger werde, müsse die große Vielfalt an Kunststoffen begrenzt werden. Es sei zu erwarten, schreibt die SZ, dass die Europäische Kommission anwendungsspezifische Rezyklatquoten für Verpackungen einführe. Deutschland werde sich anstrengen müssen, die Quoten zu erfüllen, da die Quoten zukünftig an der Outputmenge, also an dem, was aus der Sortieranlage an Menge herauskommt, bemessen werden sollen. Derzeit stürzten sich die Unternehmen alle auf PET, da nur damit Rezyklate in hoher Qualität und Menge erzielbar seien. Hier sei der Markt quasi leergefegt. Um auch bei den häufig verschmutzten und gemischten Materialien aus dem Gelben Sack höhere Recyclingquoten zu erreichen, müsse sich die Industrie auf eine dramatische Reduktion der Materialien und Zutaten einigen, wird Bernhard Baumberger, Geschäftsführer vom österreichischen Recyclingbetrieb Walter Kunststoffe, zitiert. Hochwertige Wirtschaftskreisläufe könnten nur entstehen, wenn die Kunststoffbranche den innovativen Wildwuchs ihrer Materialien aufräume. Doch da bewege sich die Industrie nur sehr langsam. Für die Kunststoffabfälle aus dem Gelben Sack gebe es zwar technische Lösungen, doch sei das Rezyklat aufgrund des höheren Aufwands entsprechend teuer. Zusätzlich zu aufwendigen Sortierprozessen müssten bei diesen Fraktionen auch noch Geruchsprobleme gelöst werden, was die Kosten für Rezyklate aus Kunststoffabfällen aus dem Gelben Sack um gut 150 Euro pro Tonne erhöhe.
Quelle:
- Süddeutsche Zeitung (18.5.2022)
Die Europäische Kommission will die Verpackungsrichtlinie bei der anstehenden Überarbeitung durch eine auf den europäischen Markt ausgerichtete Verordnung ersetzen, um mit einer Harmonisierung den Binnenmarkt zu erhalten, berichtet Euwid.
Grund dafür sei, dass die Vielzahl nationaler Maßnahmen in vielen Bereichen wie zum Beispiel der Kennzeichnung und der Wiederverwendung zu einer potenziellen Fragmentierung des Binnenmarkts geführt habe, wird Mattia Pellegrini, Referatsleiter Abfall und Ressourcen der Generaldirektion Umwelt der EU-Kommission, in Euwid zitiert. Ihre Vorschläge wolle die Kommission am 20. Juli als Teil eines weiteren Kreislaufwirtschaftspakets vorlegen, sofern der Verordnungsentwurf vom Ausschuss für Regulierungskontrolle (Regulatory Scrutiny Board) der EU-Kommission gebilligt werde. Die konkreten Pläne bezögen sich laut Pellegrini jetzt verstärkt auf die Bereiche Vermeidung und Wiederverwendung. So deute sich laut Euwid an, dass die Kommission Vermeidungsziele von fünf Prozent bis 2030 und zehn Prozent bis 2040 vorgeben wolle. Sie prüfe auch mögliche Maßnahmen gegen Überverpackung und wolle Maßnahmen für Mehrweg und Wiederverwendung mit der Arbeit an Normen kombinieren, weil in manchen Fällen eine Harmonisierung der Verpackungsformate oder auch der Sammelsysteme erforderlich sei. Die Kommission plane auch Maßnahmen in Bezug auf Pfandsysteme und Systeme der erweiterten Herstellerverantwortung. Eine Definition für die Recycelbarkeit von Verpackungen werde sich an der tatsächlichen Verwertung und nicht der theoretischen Möglichkeit orientieren. Geplant seien außerdem Kriterien für das „Design for Recycling“ und für die Kompostierbarkeit. Mindestrezyklatgehalte seien laut Pellegrini nur dort vorgesehen, wo die Recyclingquoten niedrig seien und ein Downcycling stattfinde, was die Kommission laut Euwid bei Kunststoffverpackungen wohl für gegeben sehe. Über die bestehenden Vorgaben für Einweg-Getränkeflaschen aus Kunststoff hinaus seien zusätzliche Zielsetzungen für spezifische Produkte für 2030 und 2040 geplant.
Wie Euwid an anderer Stelle berichtet, fordere die Getränkeindustrie in Europa einen fairen Zugang zu lebensmitteltauglichen Rezyklaten, die aus ihren PET-Flaschen stammen. Laut eines Positionspapiers ihrer Branchenverbände rufe die Getränkeindustrie dazu auf, dass jede Branche ihren Kreislauf selbst schließen solle. Eine Umstellung auf zirkuläre Produkte und Verpackungen könne nur erfolgreich sein, wenn jeder Hersteller in das Design für Recyclingfähigkeit, Sammlung und Einarbeitung der eigenen recycelten Materialien investiere, heiße es in dem Positionspapier. Aus Sicht der Verbände seien als zusätzliche politische Maßnahmen vor allem verbindliche Mindestanforderungen für Pfandsysteme erforderlich, damit das EU-Getrenntsammelziel von 90 Prozent erreicht werde. Die Arbeitsgemeinschaft Verpackung und Umwelt (AGVU) spreche sich laut eines weiteren Berichts in Euwid für verpflichtende Kunststoffrezyklateinsatzquoten in Verpackungen aus. Diese sollten in die europäische Verpackungsrichtlinie aufgenommen werden, aber unterhalb der von der EU geplanten 25 Prozent bzw. 35 Prozent für lebensmitteltaugliche Verpackungen liegen, wird die diesbezügliche Position der AGVU zur anstehenden Novelle der EU-Richtlinie zitiert.
Quellen:
- zwei Berichte in Euwid Recycling und Entsorgung 20/2022 (17.5.2022)
- Euwid Recycling und Entsorgung 19/2022 (12.5.2022)
Das von Forschenden der Uni Leipzig entdeckte Enzym PHL7 baue PET besonders schnell und effizient ab, berichten Tages- und Fachmedien. Der Wirkstoff habe in Tests eine PET-Probe doppelt so schnell zersetzt wie ein im Jahr 2012 in Japan gefundenes Enzyme und könne PET-Verpackungen zur Gänze in die Grundbausteine zerlegen.
Die resultierenden Monomere seien so rein, dass man aus ihnen wieder neues PET herstellen könne, wird das Leipziger Forschungsteam unter anderem in einem Beitrag des Deutschlandfunks zitiert. Die Forschenden hätten bei der Suche nach geeigneten Enzymen Proben von Laubkompost genommen und in einer ihrer Proben den Bauplan des PHL7-Enzyms entdeckt. Sie seien überzeugt davon, dass es neue Chancen für das Kunststoffrecycling eröffne. In ihren Versuchen gaben die Forschenden PET in Behälter mit einer wässrigen Lösung, die entweder PHL7 oder das vor zehn Jahren in Japan entdeckte LCC enthielten, ist in einem Bericht des Fachportals Chemie.de zu lesen. Dann seien die Mengen an PET, die in einer bestimmten Zeitspanne abgebaut wurden, gemessen und miteinander verglichen worden. Innerhalb von 16 Stunden habe PHL7 den Kunststoff zu 90 Prozent zersetzt, die Abbaurate von LCC in diesem Zeitraum habe dagegen nur 45 Prozent betragen. Ein einziger Baustein des Enzyms sei für die überdurchschnittlich hohe Aktivität verantwortlich: An der Stelle, wo andere bereits bekannte polyesterspaltende Hydrolasen einen Phenylalanin-Rest enthielten, habe das Forschungsteam bei PHL7 ein Leucin gefunden. Die Forschungsergebnisse des Teams sind den Angaben zufolge in dem Wissenschaftsjournal ChemSusChem veröffentlicht worden.
Quellen:
- deutschlandkunfnova.de, kunststoff-magazin.de, scienexx.de (17.5.2022)
- chemie.de (18.5.2022)
06.05.2022 - 12.05.2022
In Deutschland könne viel mehr Kunststoff recycelt werden, schreibt die FAS in einem Bericht über moderne Sortiertechnologien. Technisch sei „alles“ möglich, doch würden sehr viele Kunststoffverpackungen über den Hausmüll entsorgt. Euwid berichtet, dass der Bundesstaat Kalifornien (USA) gegen Unternehmen der Kunststoffindustrie ermittle, weil sie „Mythen“ rund um das Recycling verbreitet hätten.
Jahrelang habe sich Deutschland im Hinblick auf das Kunststoffrecycling selbst belogen, war am vergangenen Sonntag in der FAS zu lesen. Von den 19 Millionen Tonnen Verpackungsmüll, die jährlich in Deutschland anfallen, würden überhaupt nur 25 Prozent verwertet, schreibt die FAS ohne Hinweis darauf, dass die zitierte Gesamtmenge an Verpackungsabfällen bei weitem nicht nur aus Kunststoff besteht. Die Zahlen beziehen sich auf Aussagen des Tomra-Chefs Volker Rehrmann, dessen Sortiertechnologie in dem Beitrag porträtiert wird. In Lahnstein auf dem Gelände des Recyclers Zimmermann zeige das Unternehmen, dass sich in der Pilotanlage von Tomra, die mit visueller Spektroskopie, Infrarot-Technologie und Künstlicher Intelligenz ausgestattet sei, auch aus „schwierigem“ Hausmüll noch einiges an Kunststoffen herausholen lasse. Es sei nicht zu glauben, wie viele Kunststoffverpackungen auch in Deutschland noch über den Hausmüll entsorgt würden, wird Rehrmann in dem FAS-Artikel zitiert. Etwa die Hälfte der Verpackungsabfälle lande im Hausmüll und damit in der Verbrennung, heißt es dort weiter. Die andere Hälfte werde gesammelt und zu einem Prozentsatz von gut 50 Prozent recycelt. „De facto“ seien es also gerade einmal 25 Prozent, die recycelt würden, weil die andere Hälfte des Verpackungsmaterials gar nicht eingesammelt werde. Euwid-Redakteur Stefan Lang moniert per Kommentar bei LinkedIn, dass diese Zahlen „ziemlich weit daneben“ seien und verweist auf den Abschlussbericht des Umweltbundesamtes (UBA) zu „Aufkommen und Verwertung von Verpackungsabfällen in Deutschland im Jahr 2019“. Demzufolge wurden von 18,91 Millionen Tonnen gesammelter Verpackungsabfälle – also aller Materialgruppen wie Glas, Kunststoff, Papier/Karton, Aluminium, Eisenmetalle, Holz und Sonstige – im Jahr 2019 rund 18,33 Millionen Tonnen verwertet, 13,53 Millionen Tonnen stofflich und 4,8 Millionen Tonnen energetisch. Von rund 1,763 Millionen Tonnen eingesammelter Kunststoffverpackungen wurden laut den Zahlen des UBA je nach Mess- und Berechnungspunkt zwischen 43,3 und 54,3 Prozent recycelt. Um zu ermitteln, wie sich der Verbrauch von Verpackungen und deren Verwertung in Deutschland seitdem entwickelt haben, dazu habe das UBA grade ein Forschungsvorhaben zur Neuauflage der Studie für die Jahre 2021 und 2022 ausgeschrieben, meldet Euwid.
Die amerikanische Öffentlichkeit jahrzehntelang über das Recycling von Kunststoffabfällen irregeführt zu haben, werfe der US-amerikanische Bundesstaat Kalifornien Unternehmen der Kunststoffindustrie vor, ist an anderer Stelle bei Euwid zu lesen. Die Staatsanwaltschaft ermittle und wolle insbesondere untersuchen, welche Rolle Unternehmen wie ExxonMobil und andere bei der „Aufrechterhaltung von Mythen rund um das Recycling“ und der weltweiten Umweltverschmutzung durch Kunststoffabfälle spielten. ExxonMobil habe bereits eine Vorladung vom Generalstaatsanwalt erhalten. Zur Begründung habe die Staatsanwaltschaft ältere interne Dokumente angeführt, aus denen hervorgehe, dass Führungskräfte der Kunststoffindustrie die wirtschaftliche und praktische Machbarkeit des Recyclings in den 1970er Jahren in Frage gestellt, während sie gleichzeitig öffentlich dafür geworben hätten.
Weitere Information: UBA-Abschlussbericht „Aufkommen und Verwertung von Verpackungsabfällen in Deutschland im Jahr 2019“
Quellen:
- Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, LinkedIn Stefan Lang (8.5.2022)
- Euwid Recycling und Entsorgung 19/2022 (10.5.2022)
- euwid-recycling.de (11.5.2022)
- umweltbundesamt.de (11/2021)
Der Online-Nachrichtendienst UmweltDialog berichtet über erste erfolgreiche Praxis- und Labortests von Filtern für Mikroplastik aus dem Straßenablauf, entwickelt von der TU Berlin gemeinsam mit der Audi-Stiftung für Umwelt. Nur eine geringe Belastung mit Mikroplastik weisen Komposte und Gärreste aus der Bioabfallbehandlung laut einer Studie des baden-württembergischen Umweltministeriums auf, über die Euwid berichtet.
Geschätzte 110.00 Tonnen Mikroplastik gelangen durch Reifen- und Fahrbahnabrieb in Deutschland jährlich in die Umwelt, schreibt UmweltDialog. Zur Reduzierung dieser Einträge arbeite die TU Berlin zusammen mit der Audi Stiftung für Umwelt an einem neuartigen Filterkonzept für Straßenabläufe. Diese sollen die anfallenden Schmutzpartikel möglichst nahe am Entstehungsort zurückhalten, noch bevor der Regen sie in die Kanalisation und Gewässer schwemmen kann. Tests im Labor und auf Straßen mit Partikeln von 20 bis 1.000 Mikrometer hätten gezeigt, dass das System in der Lage sei, Mikroplastik aus dem Straßenverkehr auch bei unterschiedlich starkem Regenfall herauszufiltern. Zum Einsatz kämen insgesamt neun Filtermodule für die drei Zonen Straße, Schacht und Ablauf, die miteinander kombiniert werden könnten, um je nach Einsatzort das beste Ergebnis zu erzielen. Ziel der Tests und der weiteren Entwicklungen sei es, dass das Filtersystem, genannt Urbanfilter, durch intelligente Vernetzung ein Jahr lang eingesetzt werden kann, ohne gewartet und gereinigt werden zu müssen.
Hinsichtlich der Belastung von Böden durch Mikrokunststoffe als Folge der Verwertung von Bioabfällen in Komposten gebe das baden-württembergische Umweltministerium weitgehend Entwarnung, berichtet Euwid. Laut einer Untersuchung im Rahmen des Forschungsvorhabens „MiKoBo – Mikrokunststoffe in Komposten und Gärprodukten aus Bioabfallverwertungsanlagen und deren Eintrag in Böden“ seien insgesamt in den 15 untersuchten Bioabfallbehandlungsanlagen keine negativen Auswirkungen auf Bodenfunktionen, Biomasseertrag und Mikroben im Boden nachgewiesen worden. Alle Anlagen, wird Martin Kneisel vom baden-württembergischen Umweltministerium in Euwid zitiert, hätten die Grenzwerte der Bioabfall- und Düngemittelverordnung unterschritten und die Anforderungen deutlich erfüllt. Gleichwohl bleibe die Vermeidung von Kunststoffeinträgen bei der Sammlung von Bioabfällen eine zentrale Aufgabe, habe Martin Kneisel bei der Vorstellung der vorläufigen Ergebnisse der Studie im Rahmen des Kasseler Abfallforums betont.
Quellen:
- umweltdialog.de (9.5.2022)
- Euwid Recycling und Entsorgung 19/2022 (10.5.2022)
Die Süddeutsche Zeitung thematisiert in einem Bericht die Nachhaltigkeitsstrategie und -aktivitäten des Discounters Lidl, eine Handelssparte der Schwarz-Gruppe, die mit dem Tochterunternehmen PreZero auch im Entsorgungs- und Recyclinggeschäft aktiv sei und als eines von wenigen Handelsunternehmen den gesamten Wertstoffkreislauf abdecke. Umweltexperten würden das Engagement im Bereich Recycling zwar anerkennen, kritisierten aber, dass der Discounter ausschließlich auf Einweg setze.
Das Thema Nachhaltigkeit sei in den vergangenen Jahren für den Discounter immer wichtiger geworden, wird die Lidl-Bereichsleiterin Elisabeth Koep im Bericht der SZ zitiert. Lidl investiere in seine Klimabilanz, verbanne fossile Energieträger, reduziere Einwegplastik, und stelle das Sortiment um. Doch befinde sich der Discounter in einem Zwiespalt zwischen günstig und nachhaltig sein, schreibt die SZ. Man habe sich ambitionierte Ziele gesetzt, wolle CO2-Emissionen weiter reduzieren, das Sortiment und Verpackungen nachhaltiger gestalten, Lebensmittelverschwendung vermeiden. Auch habe die Schwarz-Gruppe als erstes Handelsunternehmen in Deutschland einen PET-Flaschenkreislauf etabliert. Jede PET-Pfandflasche der Lidl- und Kaufland-Eigenmarken bestehe seit vergangenem Jahr zu 100 Prozent aus recycelten Pfandflaschen. PreZero stelle zudem so viel Rezyklat her, dass es dieses auch externen Kunden anbiete. Lidl habe Kreislaufwirtschaft durchaus verstanden, aber es sei längst nicht alles grün, wird Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zitiert. Die Umweltschutzorganisation sehe eine Diskrepanz zwischen Lidls Bestrebungen, so viel wie möglich zu recyceln, und dem Ziel, generell weniger Kunststoff zu verwenden. Lidl mache zwar Fortschritte, gerade beim Einsatz von Recyclingmaterialien. Das sei gut, sage Fischer, Abfallvermeidung wäre aber besser. Die Schwarz-Gruppe, ist im Bericht der SZ zu lesen, habe zudem eine zweite Tochterfirma gegründet, um nachhaltige Verpackungsmaterialien zu entwickeln. Eine Kunststoff-Alternative habe das PreZero-Start-up-Unternehmen OutNature noch nicht hervorgebracht, aber eine für Papier-Verpackungen, die auf Fasern der sogenannten Silphie-Pflanze basiere und bei Kresse und Äpfeln eingesetzt werde.
Quelle:
- Süddeutsche Zeitung (11.5.2022)
29.04.2022 - 05.05.2022
Über den Report „Circular Economy for Plastics – A European Overview“, den der europäische Verband der Kunststofferzeuger Plastics Europe nun in zweiter Auflage veröffentlicht hat, berichtet die Fachpresse. Die Studie liefere einen Überblick über die Kunststoffströme in Europa mit Daten zu Erzeugung, Verarbeitung, Verbrauch, Recycling und dem Einsatz von recycelten Kunststoffen im Jahr 2020. Es gehe zwar voran, dennoch müsse die Transformation zur Kreislaufwirtschaft an Fahrt zulegen, laute das Fazit der Kunststofferzeuger.
Die Ergebnisse der Studie, die auf Daten des Marktforschungsunternehmens Conversio beruht, dienten laut Plastics Europe als wichtige Basis für das Vorantreiben einer zirkulären, klimaneutralen Kunststoffindustrie und für den Dialog mit Akteuren entlang der Wertschöpfungskette, heißt es in den Berichten der Fachpresse. Die Untersuchung zeige den Stand der Dinge, was den Lebenszyklus von Kunststoffen, das Recyclingniveau und den Rezyklatanteil betreffe. So sei trotz Corona in Europa die Erzeugung von Rezyklaten von 2018 bis 2020 um zwölf Prozent gestiegen. Auch der Rezyklateinsatz in Produkten habe um 15 Prozent zugenommen und eine Menge von 4,6 Millionen Tonnen erreicht. Die für ein Recycling bereitgestellte Input-Menge an Kunststoffabfällen sei in diesem Zeitraum ebenfalls gestiegen und zwar um acht Prozent, so dass eine Recyclingrate von 35 Prozent erreicht wurde. Bei Kunststoffverpackungen liege die Recyclingquote für Europa nun bei 46 Prozent gegenüber 42 Prozent im Jahr 2018. Deutlich mehr Rezyklate würden laut Report auch in der Herstellung von Kunststoffverpackungen eingesetzt. Die im Bereich Verpackungen eingesetzte Rezyklat-Menge sei zwischen 2018 und 2020 um 43 Prozent gestiegen. All das sei ermutigend, zitieren die Medienberichte aus der Studie, doch um die mittel- und langfristigen Ziele zur Kreislaufwirtschaft zu erreichen, müssten die Fortschritte schneller erzielt werden, was die Kunststoffindustrie unterstütze, etwa durch hohe Investitionen in neue Technologien. Für essenziell halte die Branche die enge Zusammenarbeit mit den Partnern der Wertschöpfungskette und einen neuen politischen Rahmen, der stärkere Anreize für Investitionen und Innovationen setze.
Auch für Konsumentinnen und Konsumenten ist Kreislaufwirtschaft ein wichtiges Thema, wie laut eines Berichts in der K-Zeitung die Ergebnisse einer aktuellen Verbraucherstudie zeigen. Neben generellen Fragen zur Kreislaufwirtschaft seien in der Studie des norwegischen Beratungsdienstleisters DNV auch Einschätzungen zu Kunststoffverpackung, Mode und Elektronik abgefragt worden. Für die Untersuchung habe DNV rund 2.900 Verbraucher aus neun Ländern in Europa und Nordamerika befragt. 64 Prozent der Befragten hätten schon mal etwas von Kreislaufwirtschaft gehört und 45 Prozent davon verfügten über umfassende Kenntnisse und beteiligten sich aktiv. Die Studie zeige, dass das Wissen der Verbraucher über Kreislaufwirtschaft wachse und ihre Einstellung dazu generell positiv sei. Allerdings erwarteten Verbraucher mehr Innovationen und seien skeptisch gegenüber Informationen, die von Herstellern und Lieferanten selbst kommen. Das Bewusstsein für Kunststoffverpackungen sei bei den Befragten sehr hoch. Fast die Hälfte habe sich schon einmal gegen den Kauf eines Produkts entschieden, weil sie die Verpackung für nicht nachhaltig hielten. Insgesamt 30 Prozent gingen davon aus, dass Kunststoffverpackungen immer schädlich seien, während die Mehrheit (36 Prozent) Verpackungen aus Kunststoff nur dann als schädlich betrachte, wenn sie nicht richtig entsorgt werden.
Quellen:
- plasticker.de (29.4.2022)
- euwid-recycling.de, Kunststoff Information, (2.5.2022)
- k-zeitung.de (3.5.2022)
Die Institute Fraunhofer UMSICHT und IML haben, wie aus Berichten in Fachmedien hervorgeht, für die Stiftung Initiative Mehrweg (SIM) drei kunststoffbasierte Mehrwegsysteme mit Einwegalternativen verglichen. Laut der Untersuchung sei Mehrweg in 14 von 17 untersuchten Kategorien überlegen.
Die Forschenden von Fraunhofer UMSICHT und Fraunhofer IML, die im Fraunhofer Cluster of Excellence Circular Plastics Economy CCPE zusammenarbeiten, seien bei ihrem Einweg-Mehrweg-Vergleich auch zu dem Ergebnis gelangt, dass Mehrwegsysteme großes Potenzial für das Gelingen einer Kreislaufwirtschaft böten, ist in den Medienberichten zu lesen. Doch brauche es dazu klare politische Rahmenbedingungen und die Umsetzung der bestehenden Abfallhierarchie, die Mehrweg eigentlich priorisiere. Mehrwegsysteme seien aber bisher die Ausnahme. Für die Studie analysierten die Forschenden drei Mehrwegsysteme für Obst- und Gemüsesteigen, Pflanzentrays und Coffee-to-go-Becher. Diese seien mit Einweglösungen hinsichtlich Zirkularität, Performance und Nachhaltigkeit in insgesamt 17 Unterkategorien verglichen worden. Mehrweg biete von der Materialeffizienz über geringere Kunststoffemissionen bis hin zu einem besseren Produktschutz durch robustere Ausführungen klare Vorteile, heiße es in der Studie. Im Vergleich zu anderen Packstoffen wie Papier oder Holz habe Kunststoff laut den Forschenden viele positive Eigenschaften – er sei leicht, haltbar, chemisch inert – und bleibe damit in zahlreichen Anwendungen für Mehrwegsysteme das Material der Wahl. Um vermehrt Kunststoff-Mehrweglösungen einzusetzen, müssten Anreizsysteme für Unternehmen geschaffen werden, wird der Projektleiter der Studie, Jürgen Bertling, unter anderem bei Euwid zitiert. Er fordere auch eine Überprüfung der Abfallhierarchie und ihre strikte Umsetzung in der Praxis. Sinnvoll sei laut Bertling außerdem, weniger auf Recyclingquoten zu schauen, sondern anspruchsvolle Rezyklatanteile in der Produktion vorzugeben. Zudem seien die Studienautoren unter anderem für eine pauschale Lenkungsabgabe auf Einwegsysteme, einen verpflichtenden Nachweis der ökologischen Vorteilhaftigkeit von Einwegverpackungen gegenüber Mehrweg-Referenzsystemen bei der Zentralen Stelle und eine spezifische Kunststoffsteuer.
Quellen:
- Kunststoff Information (28./29.4.2022)
- euwid-recycling.de (4.5.2022)
Das Bundeswirtschafts- und Klimaschutzministerium (BMWK) plant, ab 2023 Abfälle in das Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) aufzunehmen. Wie die Fachpresse berichtet, sprechen sich die Entsorgerverbände BDE, DGAW, ITAD und VKU dagegen aus, während der bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung sowie der Umweltdienstleister Alba die Pläne des BMWK befürworten.
Der bvse begrüße das Vorhaben des Ministeriums, die Verbrennung von Siedlungsabfällen ab dem 1. Januar 2023 in den Geltungsbereich des nationalen BEHG aufzunehmen, berichtet Euwid. Aus Sicht des bvse könne dies zu einer Steigerung des Recyclings und einer höherwertigeren energetischen Verwertung beitragen. Höhere Verbrennungspreise würden die Bemühungen verstärken, mehr Stoffe für das Recycling getrennt zu halten oder aus einem Gemisch auszusortieren, wird bvse-Hauptgeschäftsführer Eric Rehbock zitiert. Auch der Umweltdienstleister und Rohstoffversorger Alba fordere die CO2-Emissionen aus der Müllverbrennung genauso zu bepreisen wie andere CO2-Emissionen, ist im Recyclingportal zu lesen. Abfälle, die als Ersatzbrennstoffe in konventionellen Kraftwerken oder der Zementindustrie eingesetzt werden, seien mit einer CO2-Abgabe belastet, die Verwertung in Müllverbrennungsanlagen aber abgabenfrei, kritisiere Alba. Mit der Aufnahme von Abfällen in das BEHG sollen nun in Deutschland alle CO2-Emissionen aus Verbrennungsprozessen bepreist werden, die bisher nicht dem EU-Emissionshandelssystem unterliegen. Eine Abgabenbefreiung der Müllverbrennung – egal ob mit oder ohne Energiegewinnung – sei systemfremd und unfair, wird Dr. Eric Schweitzer, Vorstand und Eigentümer von Alba in dem Bericht des Recyclingportals zitiert. Die Entsorgerverbände BDE, DGAW, ITAD und VKU hingegen befürchten laut Recyclingmagazin, dass ein CO2-Preis auf Siedlungsabfälle zu Kostensteigerungen bei der Entsorgung und damit zu steigenden Gebühren für Verbraucherinnen und Verbraucher führen werde. Das sei angesichts massiv steigender Energiepreise und Lebenshaltungskosten ohne tatsächliche ökologische Lenkungswirkung nicht zu rechtfertigen.
Quellen:
- Euwid Recycling und Entsorgung 17/2022 (26.4.2022)
- recyclingportal.eu (2.5.2022)
- recyclingmagazin.de (3.5.2022)
22.04.2022 - 28.04.2022
Der Entwurf des Bundesumweltministeriums für das Einwegkunststofffondsgesetz zur Umsetzung von EU-Vorgaben stößt bei der Deutschen Umwelthilfe (DUH) auf Kritik. Die Umweltorganisation fordere laut Berichten der Fachpresse eine bundesweite Abgabe von mindestens 20 Cent auf Einweg-to-go-Verpackungen zum 1. Januar 2023 sowie ein verbindliches Abfallvermeidungsziel einzuführen. Kaum zu verstehen sei, dass für die Kosten der EU-Plastikabgabe für nicht recycelte Kunststoffverpackungen derzeit der Steuerzahler aufkomme, wird die Kritik von BDE-Präsident Peter Kurth in einem Bericht der Welt wiedergegeben.
Im Jahr 2021 hätten die an die EU gezahlten Gelder gut 1,35 Milliarden Euro betragen, ist in dem Bericht der Welt zu lesen. Deutschland habe sich „vom Müll-Weltmeister zum Problemkind“ entwickelt. Die Umsetzung der EU-Plastikabgabe in deutsches Recht sei vor allem aufgrund des nur in Deutschland zweigeteilten Systems in öffentliche und private Entsorgung schwierig. Die EU-Richtlinie sei aber laut Welt nur dann sinnvoll, wenn die Hersteller zumindest teilweise zur Bekämpfung der wachsenden Müllberge in die Verantwortung genommen würden. Im getrennten Sammeln von Abfällen sei Deutschland wirklich gut, wird der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE), Peter Kurth, im Bericht der Welt zitiert. Noch nicht gut sei man darin, die Materialien wieder in den Kreislauf zu bringen. Noch immer würden zu viele Kunststoffabfälle verbrannt und nicht recycelt, sage Kurth. Seiner Ansicht nach müsse Mehrweg ausgeweitet und weniger Kunststoff verbraucht werden. Zur Vermeidung von Kunststoffabfällen halte die DUH laut Berichten der Fachpresse die Einführung eines verbindlichen Vermeidungsziels sowie eine bundesweite Abgabe von wenigstens 20 Cent auf Einweg-to-go-Verpackungen für geeignet. Der Umweltorganisation gingen die Pläne von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis90/Die Grünen) zur Einführung eines Einwegkunststofffonds, in den Hersteller und Inverkehrbringer von Einwegverpackungen für die Kosten der Beseitigung von Littering im öffentlichen Raum einzahlen sollen, nicht weit genug, ist in den Berichten zu lesen. Das Fachmagazin Packreport hat die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Dr. Ophelia Nick, anlässlich der Anuga in Köln nach ihrer Einschätzung zur Rolle von Verpackungen befragt. Verpackungen seien „wohl oder übel kein Selbstzweck“, wird die Grünen-Politikerin in Interview mit dem Packreport zitiert. Aus Sicht von Nick gelte es, den Zielkonflikt zwischen Produktschutz und Vermeidung von Verpackungsmüll aufzulösen. Deshalb fördere das Ministerium verschiedene Forschungsprojekte, die Lösungen für eine nachhaltigere Lebensmittelverpackung erarbeiteten. Hier sei auch die Branche gefordert, umweltgerechte, innovative und ressourcenschonende Lösungen zu entwickeln. Auch müsse Recycling bereits bei der Herstellung von Verpackungen mitgedacht und auf unnötige Verpackungen verzichtet werden.
Quellen:
- welt.de, Kunststoff Information, packreport.de (25.4.2022)
In einem Fachartikel erläutert der Bereichsleiter Kunststoff bei Tomra Recycling, Alberto Piovesan, was aus seiner Sicht Akteure entlang der Wertschöpfungskette zur Umsetzung einer Kreislaufwirtschaft in der Abfallwirtschaft tun müssten, um Rezyklate für hochwertige Kunststoffanwendungen zu produzieren, die die Engpässe bei Markeninhabern und Verpackungsherstellern schließen könnten.
Die Nachfrage nach hochwertigen Rezyklaten sei laut Piovesan auf Rekordniveau. Ihre begrenzte Verfügbarkeit stelle die Verpackungsbranche, die ja auch immer mehr gesetzliche Vorgaben zu erfüllen habe, vor große Herausforderungen. Die Überwindung der Materialknappheit beginne mit der effektiven Sammlung von Wertstoffen zum Beispiel über Pfand- und Rücknahmesysteme wie beispielsweise für Getränkeverpackungen. Damit auch andere Kunststoffprodukte gesammelt und recycelt werden könnten, halte Pavesian ähnliche Lösungen für erforderlich. Bei der Förderung von Investitionen in die Infrastruktur, einschließlich der Sammlung, Sortierung und des Recyclings von Kunststoffabfällen spiele der Gesetzgeber eine grundlegende Rolle. Richtlinien für Kunststoffe und verbindliche Zielvorgaben für den Recyclinganteil könnten nach Ansicht von Pavesian den richtigen Rahmen schaffen. Die Umsetzung eines ganzheitlichen Ressourcensystems in der Abfallwirtschaft müsse Pfand- und Rücknahmesysteme, die getrennte Sammlung für ausgewählte Materialströme und die Restabfallsortierung kombinieren. Um im Recyclingprozess wertvollere Produkte herzustellen, seien innovative Technologien erforderlich. Auch Verpackungsabfälle von Verbrauchern könnten durch hochentwickelte Sortiersysteme und fortschrittliche mechanische Recyclingprozesse automatisch zurückgewonnen werden, wodurch sich das Angebot an Rezyklat auf dem Markt erhöhen ließe, meint Pavesian. In Zusammenarbeit mit den Stakeholdern der Wertschöpfungskette für Kunststoffe habe die Recyclingindustrie die Voraussetzungen geschaffen, Rezyklate in Neuwarequalität herzustellen, selbst aus stark verunreinigten Kunststoffabfällen.
Quellen:
- k-zeitung.de, recyclingmagazin.de (25.4.2022)
Das Fachmagazin Circular Technology berichtet über das Forschungsprojekt PlastIQ, in dem auf Basis von künstlicher Intelligenz (KI) ein System entwickelt werde zur Prognose von Menge, Qualität und Verfügbarkeit von Kunststoffabfällen, die in Unternehmen anfallen.
Das Projekt werde vom Start-Up Wesort.AI zusammen mit dem Kunststoff-Zentrum SKZ durchgeführt, ist dem Bericht bei Circular Technology zu entnehmen. Kunststoffabfälle, die in fast jedem Unternehmen entstehen, würden als Rohstoff immer begehrter. Für ihre effiziente Verwertung und eine Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe entwickle man im Forschungsprojekt PlastIQ eine KI-basierte Lösung, mit der Unternehmen durch die gleichzeitige Prognose von Qualität, Zusammensetzung und Verfügbarkeit von Abfällen und ein Matching mit potenziellen Abnehmern zukünftig ihre Kunststoffabfälle einfach und schnell bewerten, die optimale Verwertung identifizieren und mit geeigneten Partnern umsetzen könnten. So könnten Abfälle als hochwertige Wertstoffe einer sinnvollen weiteren Nutzung zugeführt werden. Ziel des dreijährigen vom Land Bayern geförderten Projekts sei eine Software-Lösung, die von Unternehmen selbst genutzt oder vom Rezyklat-Online-Handel implementiert werden könne.
Quelle:
- circular-technology.de (22.4.2022)
08.04.2022 - 21.04.2022
In Neue Verpackung berichtet Prof. Dirk Burth in einem Fachbeitrag über ein von seinem Team an der Hochschule München entwickeltes Online-Tool zur Berechnung der Nachhaltigkeit von Verpackungen, das auch den CO2-Fußabdruck des verpackten Lebensmittels mit einbezieht. Laut einer aktuellen Befragung der Uni Halle-Wittenberg würden Konsumenten für nachhaltig verpackte Produkte mehr bezahlen, wie das Fachmagazin Circular Technology berichtet.
Bei der Entwicklung nachhaltiger Verpackungen für Lebensmittel müsse der Verpackungsaufwand und ein möglicher Verderb gegeneinander abgewogen werden, ist in dem Beitrag von Prof. Burth in Neue Verpackung zu lesen. In dem von ihm und seinem Team entwickelten Onlinerechner SPOC werde daher nicht der CO2-Fußabdruck der Verpackung allein berechnet, sondern der des Gesamtsystems „Verpackung + Packgut“ mit dem Fokus darauf, um wieviel der Verderb des Lebensmittels durch die eingesetzte Verpackung reduziert wird. Eine Verpackung sei also dann ökologisch sinnvoll, wenn die CO2-Emissionen durch einen möglichen Lebensmittelverlust höher wären als diejenigen, die durch die Verpackungsherstellung entstanden seien. SPOC könne dies mit wenigen Klicks für die meisten Lebensmittel berechnen. Dazu werde zunächst der CO2-Fußabdruck von Verpackung und Packgut ermittelt. In einem zweiten Schritt werde daraus der „Impact Quotient“ (IQ) aus Umweltwirkung der Verpackung gegen Umweltwirkung des Packguts berechnet. Dieser gebe an, wieviel Prozent von einem verpackten Produkt geschützt werden muss, damit sich die Verpackung aufgrund der Schutzwirkung ökologisch auszahle. Bei den im Beitrag angeführten Verpackungsbeispielen seien die CO2-Äquivalente von der Wiege bis zum Werkstor (Cradle to gate) berechnet und das Recycling sowie eine Gutschrift für Energierückgewinnung bei der Verbrennung miteinbezogen worden. So komme ein in einem Folienbeutel verpackter Reibekäse bei der Berechnung mit SPOC auf einen IQ von 1,5 Prozent, was bedeute, dass von 100 verpackten Lebensmitteln 1,5 Käseeinheiten vor dem Verderb geschützt werden müssten, damit sich die Verpackung ökologisch bereits durch ihre Schutzfunktion lohne - andere Funktionen wie zum Beispiel Hygiene oder Convenience würden hier nicht miteingerechnet. Instantnudeln dagegen kämen als Convenienceprodukt auf hohe CO2-Emissionen und damit auch auf einen hohen IQ von 89 Prozent, der nicht wegen der Schutzfunktion, sondern aufgrund der speziellen Verpackung entstehe, in der die Nudeln zubereitet und gegessen werden können. Der Break-even-Point zur ökologisch sinnvollen Verpackung sei abhängig vom CO2-Fußabdruck des Lebensmittels. Bei Milchprodukten, Fleisch und Fisch, die bei ihrer Herstellung schon hohe CO2-Emissionen aufweisen, müssten nur wenige Lebensmittel vor dem Verderb gerettet werden, damit sich die Verpackung ökologisch rechne. Leicht verderbliche Lebensmittel könnten also in hohem Maß durch die passende Verpackung geschützt werden. Ziel der Verpackungsentwickler müsse sein, die ökologisch sinnvollste Verpackung zu entwickeln, die den kleinsten IQ aufweist.
Für Lebensmittelverpackungen, die sie selbst als nachhaltig empfinden, wären Verbraucherinnen und Verbraucher laut einer aktuellen Studie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) bereit, mehr Geld zu bezahlen, berichtet das Fachmagazin Circular Technology. In die Auswertung der nicht-repräsentativen Studie, die vor Kurzem im Fachjournal „Resources, Conservation and Recycling“ veröffentlicht wurde, seien Angaben von rund 260 Personen eingeflossen. Die Befragten hätten in der Untersuchung ähnlich wie bei einem Einkauf im Supermarkt zwischen verschiedenen Produktalternativen mit unterschiedlichen Verpackungen wählen können, die sich auch im Preis unterschieden. Zusätzlich seien sie aufgefordert worden, eine Nachhaltigkeitsrangfolge für Verpackungsmaterialien zu erstellen und Angaben zu ihrem Wissen über einzelne Verpackungsmaterialien sowie zu ihren Wünschen bezüglich Produktverpackungen beim täglichen Einkaufen zu machen. Unter den Befragten seien bei Obst und Gemüse unverpackte Lebensmittel am beliebtesten, gefolgt von Papierverpackungen und solchen aus Recyclingkunststoff. Verpackungen aus Neuwarekunststoff und auch Biokunststoff hätten in der Studie am schlechtesten abgeschnitten. Die Wahrnehmung der Befragten stimme nicht immer mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Thema überein, merkten die Studienautoren an. Auch gebe es bisher keinen generellen Konsens darüber, welches Verpackungsmaterial tatsächlich nachhaltig sei. Wissenschaft und Politik müssten hier nach Ansicht der Forschenden für Klarheit sorgen.
Quellen:
- neue-verpackung.de (8.4.2022)
- circular-technology.com (11.4.2022)
Konsumgüterkonzerne wie Henkel, Beiersdorf oder Unilever seien zum Teil noch weit entfernt von ihren selbstgesteckten Zielen, Kunststoffneuware in Verpackungen durch Rezyklate zu substituieren, berichtet das Handelsblatt. Der in Folge des Ukrainekriegs gestiegene Ölpreis mache den Rezyklateinsatz für sie zwar attraktiver, doch mangele es an Material in der erforderlichen Qualität. Mit dem Denken in Kreisläufen seien Politik und Wirtschaft spät dran, ist in der taz in einem Essay zum Thema Zero Waste und Abfallvermeidung zu lesen.
Wenn die Konsumgüterkonzerne ihre Kunststoffreduktionsziele erreichen wollen, sei, wie aus ihren aktuellen Nachhaltigkeitsberichten hervorgehe, noch einiges zu tun, schreibt das Handelsblatt. So lägen die Rezyklateinsatzquoten laut den Angaben der Unternehmen zum Teil noch weit unter den für das Jahr 2025 formulierten Zielen von zwischen 25 bis 30 Prozent. Der Nivea-Hersteller Beiersdorf etwa komme derzeit auf sieben Prozent Rezyklatanteil in seinen Verpackungen. Ziel sei eine Steigerung auf 30 Prozent innerhalb der nächsten drei Jahre. Wie Beiersdorf forschten mittlerweile alle Hersteller an Rezyklaten, und es gebe vermehrt Allianzen mit Entsorgern und Händlern, ist in dem Bericht des Handelsblatts weiter zu lesen. Die Markenartikler stellten Verpackungen aus weniger Kunststoff her, setzten auf Nachfüllkonzepte oder versuchten Kunststoff mithilfe von Papierverpackungen zu vermeiden. Druck komme nun vermehrt aus der Politik zum Beispiel durch die von der EU-Kommission geplante Einführung von Rezyklateinsatzquoten für Verpackungen oder die von der Bundesregierung beschlossene Beteiligung der Hersteller an der EU-Plastikabgabe für nicht-recycelte Kunststoffabfälle. Der in Folge des Ukrainekriegs gestiegene Ölpreis erhöhe zwar die Nachfrage der Konsumgüterhersteller nach Rezyklaten, doch die seien rar in der erforderlichen Qualität und wenn verfügbar, dann immer noch teurer als Neuware.
Die Notwendigkeit, die aktuellen Krisen Klima, Corona und Krieg in der Ukraine zur Abkehr von der Wegwerfgesellschaft und zum Umdenken in Richtung Kreislaufwirtschaft zu nutzen, sieht die Autorin eines Essays in der taz. Vorangehen würden abgesehen von Repaircafés und Unverpacktläden zum Beispiel immer mehr Städte wie Kiel, die sich als „Zero Waste Cities“ bewerben oder Architekten, die komplett demontierbare Häuser entwerfen. Auch Secondhand erfahre einen wahren Boom. Angesichts knapper Rohstoffe suchten viele deutsche Wirtschaftsbetriebe vermehrt nach alternativen Quellen, und da gerate nun auch die Mülltonne in den Blick der Konzernzentralen, ist in dem Beitrag der taz weiter zu lesen. Auch auf der politischen Ebene ändere sich etwas, wie etwa das vor kurzem beschlossene UNEA-Abkommen gegen Plastikmüll, die von der EU-Kommission geplante Richtlinie für nachhaltige Produkte oder auch die für Deutschland angekündigte nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie zeigten. Nun, meint die Autorin des Essays in der taz, müsse die Ampelkoalition auch auf allen Ebenen für die Transformation zur Kreislaufwirtschaft streiten.
Quellen:
- handelsblatt.com (13.4.2022)
- taz.de (18.4.2022)
01.04.2022 - 07.04.2022
Der Weltklimarat fordert laut Berichten der Tages-, Wochen und Fachpresse eine baldige Trendumkehr bei den weltweiten Emissionen von Treibhausgasen. Welche wichtige Rolle die Kunststoffindustrie und ihr Werkstoff für die Reduktion von CO2-Emissionen und das Erreichen des EU-Ziels einer klimaneutralen Wirtschaft spielen, soll der aktuelle Bericht „Reshaping Plastics“ von Systemic aufzeigen, über dessen Ergebnisse die Fachpresse berichtet. Große Player der Branche wie BASF und Henkel richten ihre Unternehmen bereits seit Jahren konsequent auf Klimaneutralität aus, wie aus einer von vier Gastautoren für die FAZ erstellten Fallstudie hervorgeht.
Bei aller Dringlichkeit der Aufgabe, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, enthalte der aktuelle Bericht des Weltklimarates schlechte und gute Neuigkeiten, ist unter anderem in einem Bericht in Spektrum der Wissenschaft zu lesen. Noch nie sei die Welt laut Experten des Weltklimarates (IPCC) so weit von Klimaneutralität entfernt gewesen wie jetzt: Bis 2030 müsse der CO2-Ausstoß um 43 Prozent gesenkt werden, um das von der internationalen Gemeinschaft ausgegebene Ziel einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad zu erreichen. Dies sei aber laut Bericht immer noch möglich und auch die dazu notwendigen Technologien seien vorhanden. Doch müssten dazu laut den Autorinnen und Autoren des Weltklimaberichts sofort und radikal in allen Bereichen vom Verkehr über die Industrie bis hin zur Landwirtschaft CO2-Emissionen gesenkt werden. Abgesehen von unter anderem der verstärkten Nutzung von Sonnenenergie, Windkraft und weniger Waldzerstörung sähen die im Weltklimabericht vorgestellten Maßnahmen auch die CO2-Abscheidung aus Industrieanlagen oder der Luft vor. Positiv sei, dass die Kosten für Klimaschutz stark gesunken seien, wird einer der Berichtsautoren, Jan Christoph Minx, in einem Beitrag der Tagesschau zitiert. Die Hälfte der Emissionen könne zu Kosten von weniger als 100 US-Dollar pro Tonne eingespartem Kohlendioxid vermieden werden.
Mit der Reduzierung von Treibhausgasemissionen der Kunststoffindustrie befasst sich laut einem Beitrag des Recyclingmagazins der aktuelle Bericht „Reshaping Plastics: pathways to a circular, climate neutral plastic system in Europe“ des Beratungsunternehmens Systemic. Die von den europäischen Kunststofferzeugern in Auftrag gegebene Studie komme zu dem Ergebnis, dass die Kreislaufwirtschaft in der Branche für die Reduzierung von CO2-Emissionen eine entscheidende Rolle spiele. Sie sei erstellt worden, um Antworten auf die Klimakrise, den Ressourcenverbrauch oder auch das Littering von Kunststoffprodukten zu geben. Dazu untersuche sie Fortschritte und Lösungsansätze und analysiere anhand von unterschiedlichen Szenarien verschiedene Hebel, die den Übergang zu einer CO2-neutralen, zirkulären Wirtschaft bis 2050 ermöglichen. Laut Bericht sollten als Hebel entlang der gesamten Wertschöpfungskette etwa das werkstoffliche und chemische Recycling, die Nutzung alternativer Rohstoffe wie Biomasse und das recyclinggerechte Design von Produkten genutzt werden. Auch der Zugang zu grünem Strom für Industrieprozesse sei laut Bericht zur signifikanten Senkung der Treibhausgase erforderlich. Ein schneller Wandel erfordere erhebliche Investitionen von Wirtschaft und Politik sowie weitere technologische Innovationen, eine neue Infrastruktur und neue Geschäftsmodelle. Die herausragende Rolle von Kunststoffen für das Erreichen einer klimaneutralen Wirtschaft werde in dem Report erfreulicherweise anerkannt, wird Dr. Markus Steilemann, Präsident des Kunststofferzeugerverbands PlasticsEurope Deutschland, im Bericht des Recyclingmagazins zitiert. Um die im Report genannten Empfehlungen umzusetzen und den Übergang der Industrie zur CO2-Neutralität und zur Kreislaufwirtschaft zu bewerkstelligen, schlage PlasticsEurope ein Maßnahmenpaket vor, das unter anderem die Entwicklung einer Nachhaltigkeits-Roadmap mit Meilensteinen und Zwischenzielen für die kunststofferzeugende Industrie vorsehe. Eine weitere Maßnahme betreffe die Schaffung einer Multi-Stakeholder-Plattform nach Vorbild eines im Systemic-Bericht vorgeschlagenen „Plastics transition committee“, um den Dialog und die Zusammenarbeit mit politischen Entscheidungsträgern und der Wertschöpfungskette zu vertiefen.
Auf welchem Weg zwei der größten deutschen Unternehmen der chemischen Industrie, BASF und Henkel, klimaneutral werden wollen, beschreiben vier Gastautoren in einer Fallstudie in der FAZ. Beide Unternehmen hätten ihre Emissionen in den vergangenen Jahren bei wachsender Produktion und steigendem Umsatz schon erheblich reduziert und setzten sich seit Jahren intensiv mit Fragen der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes auseinander. BASF wolle das Ziel „Netto-Null- Emissionen“ bis 2050 erreichen und investiere dafür bis zu vier Milliarden Euro. Für rund 45.000 seiner Verkaufsprodukte habe BASF den CO2-Fußabdruck ermittelt und wolle gemeinsam mit Lieferanten Hebel zur Senkung der Emissionen identifizieren, unter anderem durch Einsatz biobasierter Rohstoffe. Zudem arbeite der Chemiekonzern an neuen Lösungen für die Kreislaufwirtschaft, die längerfristig einen erheblichen Beitrag zur Emissionsminderung leisten sollen.
Henkel habe das Ziel, im Jahr 2030 die weltweite Produktion nicht nur klimaneutral, sondern sogar klimapositiv zu betreiben. Durch Strom vor allem aus Windparks beziehe Henkel bereits 68?Prozent des weltweiten Strombedarfs aus regenerativen Quellen. Außerdem plane der Konsumgüterhersteller, in Zukunft Dritte mit CO2-neutraler Energie zu versorgen, die das Unternehmen nicht für die eigenen Betriebe benötigt. Auch wolle Henkel durch vermehrte Nutzung wiederverwerteter Kunststoffe und nachwachsender Rohstoffe sowie durch Vereinbarungen mit Lieferanten eine Reduktion der vorgelagerten Emissionen um 30 Prozent pro Tonne verkaufter Produkte bis 2030 gegenüber dem Jahr 2017 erreichen.
Weitere Information: zum Download des Berichts „Reshaping Plastics“
Quellen:
- tagesschau.de, spektrum.de, recyclingmagazin.de (4.4.2022)
- FAZ (5.4.2022)
Medien der Tages-, Wochen- und Fachpresse berichten über die Ergebnisse einer Studie des Alfred-Wegener-Instituts (AWI), wonach die Verschmutzung mit Kunststoffabfällen in der Arktis ähnlich hoch sei wie in anderen Regionen der Welt.
Der aktuellen Übersichtsstudie zufolge, die Forschende des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts (AWI) im Fachmagazin „Nature Reviews Earth & Environment“ veröffentlicht haben, fänden sich inzwischen ähnlich viele Kunststoffabfälle im Wasser, am Meeresboden, an unbewohnten Stränden, in Flüssen sowie in Eis und Schnee wie in dicht besiedelten Regionen. Folgen habe das nicht nur für die Lebewesen vor Ort, sondern womöglich auch für das Klima, vermuteten die Autorinnen und Autoren der Studie. Für die Übersicht habe das Team des AWI gemeinsam mit Forschenden aus Norwegen, Kanada und den Niederlanden Studien zum Eintrag von Kunststoffabfällen in der Arktisregion ausgewertet und zusammengefasst. Schätzungen zufolge gelangten zwischen 19 und 23 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle pro Jahr in die Gewässer der Welt. Ein Großteil der im europäischen Teil der Arktis eingetragenen Kunststoffabfälle stamme der Übersichtsstudie zufolge aus der Fischerei: Netze und Seile würden absichtlich im Meer entsorgt oder gingen verloren. Müll gelange sowohl aus arktischen Siedlungen ins Meer als auch mit Ozeanströmungen aus dem Atlantik und der Nordsee sowie über die Beringstraße aus dem Nordpazifik. Auch über Flüsse würden Kunststoffabfälle unter anderem aus Sibirien in die Arktis gelangen, und Luft transportiere Mikroplastik nach Norden.
Quellen:
- zeit.de, tagesschau.de, br.de, nzz.ch, geo.de (5.4.2022)
- euwid-recycling.de (6.4.2022)
18.03.2022 - 31.03.2022
Brüssel bereitet die Aktualisierung sowie Einführung einer Reihe von Verordnungen vor. Anfang März trafen sich, wie das Recyclingmagazin berichtet, Mitglieder der EU-Kommission mit Stakeholdern, um unter anderem über die geplante Verordnung zur nachhaltigen Produktgestaltung, eine Textilstrategie und die Novelle der Verpackungsrichtlinie zu diskutieren. Die Kommission stellte ihr umfangreiches Gesetzesvorhaben nun vor, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Brüssel sollen weitreichende Rechte eingeräumt werden, um Umweltregeln für Produkte erlassen zu können.
Die Kommission wolle die Möglichkeit bekommen, schreibt die Süddeutsche Zeitung, Anforderungen an bestimmte Produkte zu stellen, damit diese umweltverträglicher werden. Kritiker sähen darin Regulierungswut zulasten der Wirtschaft, Befürworter eine Chance für sinnvolle Regeln für mehr Umwelt- und Klimaschutz. Zu den Kernpunkten des Vorhabens zählten nachhaltige Produkte, die leichter repariert werden können, länger halten oder einfacher verbessert werden können sowie ein Produktpass mit Informationen zu diesen Aspekten. Produktverbote seien laut Entwurf der Kommission nicht vorgesehen. Neben Regelungen zur längeren Nutzbarkeit von Produkten denke die Kommission an Vorgaben für das Recycling sowie Anforderungen an die Energieeffizienz oder den CO2-Fußabdruck. CDU-Parlamentarier sähen die strengen Vorgaben als unverhältnismäßigen Eingriff in die Marktwirtschaft, für Grüne EU-Politiker biete der Kommissions-Vorschlag Marktchancen für innovative Unternehmen. Während der „Circular Economy Stakeholder Conference“ habe der Vizepräsident der EU-Kommission, Frans Timmermans, erneut betont, dass die Klimakrise nur mit der Kreislaufwirtschaft bekämpft werden könne, berichtet das Recyclingmagazin. Sie sei der Kern des Green Deal. Kern des Aktionsplans zur Kreislaufwirtschaft sei die Richtlinie zur nachhaltigen Produktgestaltung, habe Kestutis Sadauskas, Direktor der Generaldirektion Umwelt, erklärt. Die Voraussetzung für eine Kreislaufwirtschaft sei die Stärkung der Rezyklatmärkte, wird Euric-Generalsekretär Emmanuel Katrakis zitiert. Seiner Ansicht nach sei Kreislaufwirtschaft nicht nur Umwelt-, sondern auch Wirtschaftspolitik. Wesentliche notwendige Maßnahmen seien daher die Einführung von Mindestrezyklatgehalten, gleiche Bedingungen wie für Primärrohstoffe sowie ein recyclingfreundliches Design von Produkten. Das Ende März nun vorgelegte Paket der EU-Kommission solle den Binnenmarkt stärken und wirtschaftliche Innovationsmöglichkeiten schaffen, insbesondere in den Bereichen Wiederaufarbeitung, Wartung, Recycling und Reparatur, berichtet das Recyclingmagazin an anderer Stelle. Die vorgeschlagene Verordnung sehe einen Rahmen und ein Verfahren für die fortlaufende Festsetzung von Anforderungen für Produkte oder Produktgruppen durch die Kommission vor, die dabei eng mit allen Beteiligten zusammenarbeiten wolle.
Quellen:
- Recyclingmagazin 3/2022 (23.3.2022)
- süddeutsche.de, recyclingmagazin.de (30.03.2022)
Nach dem Plan von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne/Bündnis 90) sollen laut Berichten der Fachpresse Hersteller und Inverkehrbringer per Sonderabgabe in einen vom Umweltbundesamt (UBA) verwalteten Fonds für die Kosten des Litterings von Einwegprodukten aufkommen. Der Entwurf für das Einwegkunststofffondsgesetz stoße in der Wirtschaft auf harsche Kritik.
Aus dem durch das UBA verwalteten Fonds sollen, wie unter anderem Euwid berichtet, dann die kommunalen Entsorger die Kosten für Sammlung, Reinigung und Entsorgung gelitterter Abfälle nach einem Punktesystem erstattet bekommen. Zur Berechnung auszuzahlender Fondsmittel sollen die Kommunen jährlich ihre erbrachten Leistungen an das UBA melden. Ebenso seien auch Art und Menge der Einwegkunststoffprodukte, die Hersteller auf den Markt bringen, laut Entwurf einmal im Jahr dem UBA zu melden. Kritik komme von der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen, die den vorliegenden Entwurf für nicht geeignet halte, die europäischen Vorgaben richtlinienkonform, verfassungsgemäß und effizient umzusetzen. Die Vorgaben der EU würden auf eine privatwirtschaftliche Lösung im Rahmen der Produktverantwortung der Hersteller abzielen. Mit dem jetzt vorgestellten öffentlich-rechtlichen Fondsmodell sei Deutschland das einzige Land in der EU, das auf einen staatlichen Verteilmechanismus setze, heiße es in der Stellungnahme des Verbandes. Zusammen mit mehreren Wirtschaftsverbänden habe sich die IK zuvor für einen privatrechtlichen Fonds, angesiedelt bei der Zentralen Stelle Verpackungsregister, ausgesprochen. Leider habe das Ministerium den Vorschlag bislang weitgehend ignoriert, wird IK-Hauptgeschäftsführer Martin Engelmann in den Berichten der Fachpresse zitiert. Die IK moniere auch, dass das Umweltministerium nun selbst die umzulegenden Kosten festlegen will, was aber dem Wortlaut der umzusetzenden EU-Richtlinie widerspreche. Kritisch sehe der Verband auch die vom Bundesumweltministerium (BMUV) geschätzten Bürokratiekosten in Höhe von jährlich 3,6 Millionen Euro für den Zeitraum 2022 bis 2026. Die IK kritisiere weiterhin die im Entwurf vorgesehene Einweg-Kunststoffkommission, die in der geplanten Form aus ihrer Sicht ebenfalls nicht geeignet sei, die EU-Vorgaben umzusetzen. Es widerspreche EU-Recht, Vertretern von Umwelt- und Verbraucherverbänden Plätze in dem Gremium zu geben. In der Kommission dürften nur Akteure vertreten sein, die die geplante Sonderabgabe zu zahlen hätten. Auch die im Entwurf gewählte Herstellerdefinition mit Blick auf Verpackungen sei zu eng gewählt worden. Die sehr niedrige und grobe Schätzung von lediglich 5.000 kosten- und meldepflichtigen Unternehmen deute darauf hin, dass in Bezug auf Verpackungen der „Hersteller“ mit dem „Produzenten“ verwechselt worden sei. Ebenso fehlten Abschätzungen zur Höhe der geplanten Abgabensätze und der Menge der betroffenen Einweg-Kunststoffprodukte.
Weitere Information: zum Download des Referentenentwurfs
Quellen:
- Euwid Recycling und Entsorgung 12/2022 (23.03.2022)
- Kunststoff Information (29.3.2022)
Die EU-Länder haben sich auf strengere Grenzwerte für sogenannte persistente organische Schadstoffe (POP) geeinigt, berichtet unter anderem die Zeit unter Berufung auf eine Mitteilung des Rates der europäischen Union. Der BDE plädiere, wie aus Berichten der Fachpresse hervorgeht, im Hinblick auf die geplanten Grenzwerte für praxistaugliche Lösungen beim Recycling. Das mechanische Recycling dürfe durch die Neuregelung nicht ins Hintertreffen geraten.
Die Einigung der Umweltminister zur POP-Verordnung betreffe die Herabsetzung von Grenzwerten, die festlegen, ob POP-haltige Abfälle überhaupt recycelt werden können, berichtet die Fachpresse. Der Rat sei im Wesentlichen dem Vorschlag der Kommission zur Änderung der Anhänge IV und V der Verordnung über persistente organische Schadstoffe (POP-Verordnung) gefolgt. Demnach sollen etwa Kunststoffabfälle, die den bromierten Flammhemmer PBDE enthalten, statt wie bisher bis zu einem Grenzwert von 1.000 mg/kg nur noch bis zu einem Grenzwert von 500 mg/kg mechanisch recycelt werden können. Bei der Abstimmung des EU-Parlaments Ende März könnten noch niedrigere Werte vereinbart werden, ist in einem Bericht des Recyclingmagazins zu lesen. Sollte die jetzt vorliegende Fassung des Umweltrats beschlossen werden, hätte dies bereits unmittelbare Auswirkungen auf das Recycling betroffener Abfälle, wird BDE-Präsident Peter Kurth im Bericht des Recyclingmagazins zitiert. Eine künftige Regelung sollte nach Ansicht des BDE sowohl die Absenkung von Schadstoffgrenzen als auch ein effizientes Recycling der Abfälle ermöglichen. Für die Entsorgungs- und Recyclingwirtschaft mache sich der BDE daher für praxistaugliche Lösungen und Übergangsfristen stark, damit den Unternehmen Zeit bleibe, nötige Investitionen in ihren Recyclinganlagen vorzunehmen und zuverlässige Messmethoden zu realisieren.
Quellen:
- zeit.de (17.03.2022)
- recyclingmagazin.de (23.3.2022)
- Euwid Recycling und Entsorgung 13/2022 (30.3.2022)
11.03.2022 - 17.03.2022
Im Interview mit Recyclingnews erläutert Bundesumweltministerin Steffi Lemke, mit welchen Maßnahmen ihr Ministerium die Kreislaufwirtschaft vorantreiben möchte. So soll unter anderem die Umlage auf Hersteller und Inverkehrbringer der von Brüssel erhobenen Plastikabgabe die Nachfrage nach Rezyklaten steigern. Für den Präsidenten der Industrievereinigung Kunststoffverpackungen (IK), Roland Straßburger, der im Rahmen der Interviewreihe Way2K mit dem Plastverarbeiter auch über die Kunststoffabgabe sprach, steht das im Widerspruch zu den Kreislaufwirtschaftszielen der Bundesregierung.
In ihrem Koalitionsvertrag hat die Bundesregierung das Thema Kreislaufwirtschaft explizit aufgegriffen. Um Treibhausgasemissionen zu senken, Ressourcen zu schonen, Mensch und Umwelt zu schützen, soll Deutschland ganz auf Kreislaufwirtschaft ausgerichtet werden. Priorität auf der Agenda von Ministerin Lemke habe daher der Vorschlag einer nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie. Konsequente Kreislaufwirtschaft spare CO2 und Kosten, auch weil zirkulär ausgerichtete Unternehmen effizienter und nachhaltiger produzierten. Kreislaufwirtschaft müsse, so Lemke, in Zukunft viel stärker von der Produktgestaltung her gedacht werden. Um Abfälle zu vermeiden, wolle Lemke den Anteil an Mehrwegverpackungen und zwar nicht nur für Getränke steigern. Auch setze sie sich für langlebige Produkte ein, die reparierbar sind und am Ende einfach recycelt werden können. Die Initiative der EU-Kommission für nachhaltige Produktpolitik sehe sie als große Chance und unterstütze die Erweiterung der Ökodesign-Richtlinie durch Regelungen zum ökologischen Produktdesign für Produktgruppen wie zum Beispiel Textilien oder Möbel. Auf EU-Ebene werde Lemke sich zur Stärkung des Rezyklatmarktes im Rahmen der Weiterentwicklung der EU-Verpackungsrichtlinie unter anderem für verpackungsspezifische Rezyklateinsatzquoten einsetzen. Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung ist für Deutschland als Maßnahme zur Steigerung des Rezyklateinsatzes die Umlage der EU-Plastikabgabe auf Hersteller und Inverkehrbringer vorgesehen. Wie die Umlage konkret ausgestaltet werden soll, dazu warte das BMUV den Abschluss eines UBA-Forschungsvorhabens als Entscheidungshilfe ab. Die Umlage der EU-Plastikabgabe auf Hersteller und Inverkehrbringer sieht Roland Straßburger, Präsident der Industrievereinigung Kunststoffverpackungen (IK), im Widerspruch zu den Kreislaufwirtschaftszielen der Bundesregierung, wie er im Interview mit dem Plastverarbeiter kritisiert. Sie befeuere den Trend zu nicht recyclingfähigen Papier-Kunststoff-Verpackungen zu Ungunsten recyclingfähiger Kunststoffverpackungen. Für eine Gesellschaft, die CO2-neutral produzieren und auf klimafreundliche Produkte setzen will, seien Kunststoffprodukte enorm wichtig, da diese oftmals leichter seien und mit weniger Energie verarbeitet werden könnten als andere Materialien. Von einer nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie des Bundesumweltministeriums erwarte die Verpackungsindustrie einen ganzheitlichen Blick auf Ressourcenverbrauch und Klimaauswirkungen von Produktion und Konsum. In der Verpackungsindustrie sei Kreislaufwirtschaft zum Leitprinzip geworden. Die Branche wolle dazu beitragen, den primären Rohstoffverbrauch zu senken und geschlossene Stoffkreisläufe zu fördern. Dazu müssten die an der Wertschöpfungskette Kunststoff beteiligten Unternehmen zusammenarbeiten, Prozesse vor den eigenen Werkstoren besser verstehen und ihre Produkte bis zum Lebensende denken. Das Potenzial für Rezyklate in Kunststoffverpackungen sei groß, sagt Straßburger mit Hinweis auf die Ergebnisse einer Studie, wonach sich der Einsatz von Rezyklaten verdoppeln ließe. Die Rezyklatmenge in Kunststoffverpackungen könne von aktuell 475.000 auf circa 960.000 Tonnen pro Jahr gesteigert werden, was etwa 22 Prozent der Produktionsmenge entspreche. Um mehr Rezyklat in ihren Produkten einzusetzen, setzten die Hersteller von Kunststoffverpackungen in Deutschland auf Innovationen und Investitionen in der gesamten Wertschöpfungskette.
Quellen:
- recyclingnews.de (15.03.2022)
- plastverarbeiter.de (14.03.2022)
Nach ersten Berechnungen wurden im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr 4,5 Prozent mehr Treibhausgase ausgestoßen, berichten Tages- und Wochenmedien. Die Emissionen des Abfallsektors sanken laut Berichten der Fachpresse gegenüber dem Vorjahr um rund 4,3 Prozent auf gut acht Millionen Tonnen CO2-Äquivalente.
Ziel der Bundesregierung ist es, Deutschland bis zum Jahr 2045 Treibhausgas-neutral zu machen. Bis dann müssen alle Treibhausgase vermieden oder wieder gebunden werden. Das Zwischenziel für 2030 sieht Einsparungen von 65 Prozent gegenüber 1990 vor, berichten Tages- und Wochenmedien. Im Jahr 2021 wurden, wie das Umweltbundesamt (UBA) und das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz laut den Presseberichten mitteilten, in Deutschland rund 762 Millionen Tonnen Treibhausgase emittiert – gut 33 Millionen Tonnen mehr als im Jahr zuvor. Damit verfehle Deutschland selbst ein Jahr später noch das für 2020 gesetzte Ziel von 40 Prozent weniger Treibhausgas-Ausstoß im Vergleich zu 1990. Im Vergleich zu 1990 seien die Emissionen nach Angaben des UBA um 38,7 Prozent gesunken. Über den im Bundes-Klimaschutzgesetz festgelegten Jahresemissionsmengen lagen laut den Zahlen des UBA die Sektoren Verkehr (148 Millionen Tonnen CO2-Emissionen) und Gebäude (115 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente), berichtet das Recyclingmagazin. Die für diese beiden Bereiche gesteckten Ziele wurden um jeweils zwei Millionen Tonnen überschritten. Emissionssteigerungen gegenüber dem Vorjahr gab es 2021, wie in dem Bericht des Recyclingmagazins zu lesen ist, in nahezu allen Bereichen, mit rund 27 Millionen Tonnen in absoluten Zahlen die größten im Sektor Energiewirtschaft. Sowohl im Sektor Landwirtschaft als auch in der Abfallwirtschaft gingen die Treibhausgasemissionen zurück. Die Emissionen des Abfallsektors sanken gegenüber dem Vorjahr um rund 4,3 Prozent auf gut acht Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Damit bleibe der Abfallsektor erneut unter der im Bundes-Klimaschutzgesetz festgelegten Jahresemissionsmenge von neun Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten. Grund für den Rückgang der Emissionen im Abfallbereich seien vor allem die sinkenden Emissionen aus der Abfalldeponierung infolge des Verbots der Deponierung organischer Abfälle.
Quellen:
- tagesschau.de, zeit-online.de, wiwo.de, recyclingmagazin.de (15.03.2022)
04.03.2022 - 10.03.2022
Der „Runde Tisch Meeresmüll“ fordert eine schnelle Reduktion des Eintrags von Mikroplastik in Nord- und Ostsee. In einem aktuellen Themenpapier führe der Runde Tisch 28 Maßnahmen auf, wie weniger Mikroplastik ins Meer gelangen könne, berichtet die Fachpresse. Senken für Mikroplastik seien auf dem Grund von Talsperren und Staugewässern entstanden, berichtet umweltwirtschaft.com über die Ergebnisse des Verbundprojektes MikroPlaTaS (Mikroplastik in Talsperren und Staubereichen).
Das aktuelle Themenpapier des Runden Tischs beinhaltet die Ergebnisse einer dreiteiligen Workshopreihe, die vom Umweltbundesamt und Fraunhofer Umsicht gemeinsam mit der Unterarbeitsgruppe Mikroplastik unter Beteiligung von über 80 externen Experten durchgeführt worden ist. Bei den Quellen und den freigesetzten Mengen an Mikroplastik müsse laut des Berichts noch immer auch auf Abschätzungen vertraut werden, weshalb der Runde Tisch weitere vertiefende empirische Untersuchungen für notwendig halte, um zu belastbaren Zahlen zu kommen. Auch sei Mikroplastik im Meer ein komplexes Umweltproblem, das nicht mit einer einzelnen Maßnahme behoben werden könne. Die Reduktion von Kunststoffemissionen erfordere daher nach Ansicht der Experten ein breites Bündel an Aktionen. In dem Papier werde grundsätzlich unterschieden zwischen zwei generellen Wegen, auf denen Mikroplastik in die Umwelt gelangen können. Durch Abrieb könne Mikroplastik während der Nutzung zum Beispiel von Fahrzeugreifen, Straßenbelägen oder Textilien entstehen. Der Expertenbericht führt insgesamt 40 mögliche Quellen des Mikroplastik-Eintrags auf und 28 Maßnahmen, mit denen die Einträge von Mikroplastik reduziert werden könnten. Auch Pelletverluste bei Herstellung und Transport sind im Bericht enthalten. Besonders hohe Relevanz für den Meeresschutz hätten unter anderem die Verringerung der Freisetzung von Mikroplastik aus Reifenabrieb durch Anpassung von Verkehrskonzepten und neue Reifenmaterialien, die Entwicklung emissionsärmerer Textilien und besserer Verarbeitungstechnologien sowie das Vorwaschen von Textilien als auch die Verminderung der Einträge von Partikeln besonders leichter Schaumstoffe aus der Bauwirtschaft durch angepasste Vorgaben zur Verwendung und Verarbeitung von Dämmstoffen.
Mikroplastik lasse sich mittlerweile auch auf dem Grund von Talsperren und Staubereichen nachweisen, wie Ergebnisse eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten und nun abgeschlossenen Verbundprojekts zeigten, über die die Plattform umweltwirtschaft.com berichtet. MikroPlaTaS sei eines von 20 Verbundprojekten des Förderschwerpunktes „Plastik in der Umwelt“, in dem sich acht Projekte unter dem Themenbereich „Eintragspfade, Transport, Zersetzung und Verbleib in limnischen Systemen“ mit Binnengewässern beschäftigen. Im Rahmen des vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) koordinierten Projektes habe ein Forschungsteam drei Brauchwasser-Talsperren in Sachsen und drei gestaute Flussbereiche in Nordrhein-Westfalen untersucht, um das Vorkommen und Verhalten von Mikroplastik näher zu bestimmen. Dabei habe sich gezeigt, dass strömungsarme Gewässer wie Talsperren und Stauhaltungen als Senken für Mikroplastik fungieren: Die meisten eingetragenen Kunststoffpartikel verbänden sich im Laufe der Zeit mit natürlichen Stoffen, sänken zu Boden und würden dauerhaft in den Sedimenten gebunden. Dies zeige, so das Forschungsteam, einen wichtigen, vormals unbekannten Weg der Elimination von Mikroplastik aus der Umwelt auf und belege, dass die Ökosysteme auch ein Selbstreinigungspotenzial für Mikroplastik aufweisen. Wie sich dies langfristig auf die Ökosysteme auswirkt, sei aber noch offen.
Quellen:
- k-zeitung.de, umweltwirtschaft.com (10.03.2022)
Im Zusammenhang mit einem Ausblick auf geplante neue Rechtsvorschriften der europäischen Kommission habe Kommissions-Vizepräsident Frans Timmermans die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft für die Erreichung der Klimaziele erneut hervorgehoben, berichtet Euwid. Konsequentere Kreislaufwirtschaft forderten auch der BDE und bvse laut eines Berichts in der Welt zu den in Europa und in Deutschland gestiegenen Abfallmengen.
In seiner Eingangsrede zur europäischen Konferenz über „nachhaltige Produkte für einen nachhaltigen Konsum“ habe Timmermans den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft als zentralen Aspekt des Europäischen Green Deal hervorgehoben. Die Klima- und Biodiversitätskrise seien nicht ohne eine Kreislaufwirtschaft zu lösen, wird Timmermans im Bericht von Euwid zitiert. Für eine effektive und effiziente Kreislaufwirtschaft müsse der Verbrauch von Primärressourcen reduziert und in kreislauforientierte Geschäftsmodelle investiert werden. Die Art und Weise, wie Produkte entworfen und hergestellt werden, müsse neu überdacht werden. Der Vorschlag der EU-Kommission für die bereits angekündigten neuen Rechtsvorschriften für nachhaltige Produkte werde eine breite Palette von Produkten abdecken und ermöglichen, Nachhaltigkeitsanforderungen festzulegen, die auch die Energieeffizienz umfassen sollen. In einem ersten Schritt würden nun Produkte, bei denen die Umweltprobleme am größten sind, angegangen (Textilien, Möbel, Elektronik, Stahl und Chemikalien). Neben einer europäischen Textilstrategie plane die Kommission auch die Revision der Richtlinie über Verpackungen und Verpackungsabfälle mit dem Ziel, dass Verpackungen so lange wie möglich im Kreislauf genutzt würden, anstatt nach dem ersten oder zweiten Gebrauch zu Abfall zu werden. Die Kommission prüfe dazu unter anderem Maßnahmen für die Vermeidung von Verpackungsabfällen und für die Wiederverwendung sowie Anforderungen in Bezug auf Mindestgehalte an Recyclingmaterial.
Bei der Herstellung von Produkten so viel Rezyklat einzusetzen, wie quantitativ und qualitativ möglich ist, fordere der Hauptgeschäftsführer des bvse-Bundesverbands Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V., Eric Rehbock, laut eines Berichts in der Welt zu den nach Zahlen von Eurostat im Jahr 2020 in ganz Europa und in Deutschland gestiegenen Abfallmengen. Durchschnittlich 505 Kilogramm Siedlungsabfälle habe jeder EU-Bürger im Jahr 2020 demnach verursacht. Deutschland liege mit einem Pro-Kopf-Aufkommen von 632 Kilogramm über dem Durchschnitt und damit europaweit auf dem vierten Platz. Im europäischen und internationalen Vergleich habe Deutschland zwar hervorragende Sammel-, Sortier- und Recyclingstrukturen, wird Rehbock im Bericht der Welt zitiert, doch dürfe das kein Grund sein, das Thema Abfallvermeidung zu vernachlässigen. Ein Leben ohne Abfälle werde es nicht geben. Ziel müsse sein, dass der Abfall des einen der Rohstoff des anderen werde. Dafür müssten nach Ansicht des bvse aber die rechtlichen wie ökonomischen Rahmenbedingungen noch konsequenter in Richtung Kreislaufwirtschaft ausgerichtet werden. Mehr Konsequenz bei der Kreislaufwirtschaft hierzulande fordere auch der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE). Beim Recycling gebe es noch viel Luft nach oben, wird BDE-Präsident Peter Kurth im Bericht der Welt zitiert. Die Menge der in Deutschland genutzten Rohstoffe, die aus einem Recycling-Prozess stammen, könne, wie Kurth sage, schon durch einfache Mittel doppelt so hoch sein. Und mit dem entsprechenden politischen Willen sei noch mehr möglich.
Quellen:
- Euwid Recycling und Entsorgung 10/2022, welt.de (8.3.2022)
25.02.2022 - 03.03.2022
Laut Beschluss der UN-Umweltversammlung, über den Tages- und Wochenmedien berichten, soll ein rechtsverbindlicher, globaler Vertrag die Verschmutzung der Umwelt durch Kunststoffabfälle beenden. Der Weltverband der Kunststofferzeuger (World Plastics Council) habe sich erfreut über das Abkommen gezeigt. Auch in Deutschland werde die Entscheidung vom Verband der Chemischen Industrie (VCI) und vom Kunststofferzeugerverband Plastics Europe Deutschland begrüßt, berichtet die FAZ. Zustimmung komme laut Berichten in der Fachpresse auch von der Industrievereinigung Kunststoffverpackungen (IK).
Ein zwischenstaatliches Verhandlungskomitee soll das internationale Abkommen aushandeln, das bis spätestens 2024 rechtsverbindlich werden soll, berichtet unter anderem die Tagesschau. Bundesumweltministerin Steffi Lemke habe von einem „historischen Ergebnis“ gesprochen, vergleichbar mit dem Pariser Klimaabkommen. Bei den Verhandlungen über das Abkommen soll der vollständige Lebenszyklus von Kunststoff von der Herstellung über den Gebrauch bis hin zu Entsorgung und Recycling in den Blick genommen werden, berichtet die Tagesschau weiter. Die Länder könnten neben rechtsverbindlichen auch verbindliche freiwillige Maßnahmen gegen Kunststoffabfälle an Land und im Meer festlegen. Auch Kontrollmaßnahmen und Hilfsmaßnahmen für ärmere Länder gehörten zu dem Verhandlungsmandat. Von Umweltverbänden wie dem WWF werde der Verhandlungsauftrag als „historische Entscheidung“ begrüßt. Auch die Kunststoffindustrie sei damit „sehr zufrieden“, wird Anne-Gaelle Collot, vom Weltverband der Kunststofferzeuger (WPC) in einem Bericht der Rheinischen Post zitiert. Der Verband selbst habe laut Collot ein rechtsverbindliches Abkommen gefordert. Zustimmung zu einem globalen Abkommen komme auch aus der deutschen Chemie- und Kunststoffindustrie, berichtet die FAZ. So hätten der Verband der Chemischen Industrie (VCI) und Plastics Europe Deutschland in einer Stellungnahme betont, dass sie entschlossene Maßnahmen, die das Recycling und Produktdesign von Kunststoffen verbindlich stärken, für die richtigen Antworten auf das Plastikmüllproblem hielten. Die Umweltversammlung habe die Weichen richtig gestellt, wird Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer von Plastics Europe Deutschland, in dem Bericht der FAZ zitiert. Ähnlich habe sich der Präsident des BDE-Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft, Peter Kurth, geäußert. Eine unabdingbare Voraussetzung im Kampf gegen die Vermüllung sei laut Kurth der Aufbau einer Entsorgungsinfrastruktur. Die Technologie dafür sei da und müsse weltweit zum Einsatz gebracht werden. Die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen sei überzeugt, dass ein weltweites Übereinkommen ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einem veränderten und positiven Umgang mit Kunststoffen ist, berichtet das Recyclingportal. Wissenschaft, Gemeinsinn und Verbindlichkeit müssten laut IK die Leitplanken des Abkommens sein. Für entscheidend hielte die IK einen laut Verhandlungsmandat geplanten Experten- und Wissenschaftsrat, der die Maßnahmenoptionen auf ihre Konsequenzen hin überprüfen und Machbarkeit gewährleisten solle. Ganzheitliches, langfristiges sowie ergebnisoffenes Denken müsse zu fundierten Entscheidungen führen, um das Beste aus dem Werkstoff Kunststoff herauszuholen – für Mensch, Umwelt und Klima.
Quellen:
- tagesschau.de, rp-online.de, taz.de (02.03.2022)
- FAZ, recyclingportal.eu (03.03.2022)
Nach den Ergebnissen einer aktuellen Marktstudie des Beratungsunternehmens Eunomia für Plastics Recyclers Europe, Petcore und die beiden Verbände der Getränkeindustrie Unesda und Natural Mineral Waters Europe sei insbesondere der Markt für PET-Rezyklate gewachsen. Benötigt würden allerdings weitere Sammel-, Sortier- und Recyclingkapazitäten für PET, um die ehrgeizigen Zielvorgaben der EU erreichen zu können.
Die in der Studie von Eunomia zusammengestellten Daten über Produktion, Sammlung und Recyclingkapazität von PET für das Jahr 2020 zeigten laut eines Berichts der K-Zeitung Steigerungen bei allen gemessenen Faktoren. Besonders auf dem Markt für PET-Rezyklate sei ein starkes Wachstum zu beobachten. Die Anlagen-Kapazität für das PET-Recycling habe im selben Jahr laut K-Zeitung um insgesamt 21 Prozent auf 2,8 Millionen Tonnen zugenommen. Insgesamt seien im Jahr 2020 etwa 2,4 Millionen Tonnen PET in den EU-Staaten recycelt worden, zitiert das Recyclingmagazin aus der Studie. Rund 1,7 Millionen Tonnen rPET-Flakes und 632.000 Tonnen Pellets seien in 2020 hergestellt worden. Den größten Absatzmarkt für rPET stellten, wie die K-Zeitung weiter zu den Studienergebnissen berichtet, weiterhin Verpackungen (Schalen und Folien) mit einem Anteil von 32 Prozent dar, gefolgt von Flaschen mit Lebensmittelkontakt mit einem Anteil von 29 Prozent. Der restliche Anteil an recyceltem PET werde für Fasern (24 Prozent), Umreifungsbänder (8 Prozent) und für den Spritzguss (1 Prozent) verwendet, gefolgt von anderen Anwendungen (2 Prozent). Auch der in der Studie genannte Aufbau von PET-Pfandrücknahmesystemen in 19 EU-Mitgliedsstaaten bis 2025 zusammen mit erhöhten Recyclingkapazitäten zeige eine starke Entwicklung des PET-Sektors in Richtung Kreislaufwirtschaft, ist im Bericht der K-Zeitung weiter zu lesen. Doch um beispielsweise die von der EU geforderte Sammelquote von 90 Prozent und die verbindlichen Ziele für den Recyclinganteil zu erreichen, müsse Europa seine PET-Recyclingkapazitäten bis 2029 um mindestens ein Drittel ausbauen.
Weitere Information: zum Download der Studie „PET Market in Europe – State of Play 2022“
Quellen:
- k-zeitung.de (02.3.2022)
- Recyclingmagazin 2/2022 (23.02.2022)
Die Bundesregierung plant, wie Euwid berichtet, die Einrichtung eines Einwegkunststoff-Fonds, mit dem Hersteller solcher Produkte zu Kosten für das Littering herangezogen werden sollen. Noch nicht entschieden sei, ob diese Fonds-Lösung als staatliche Sonderabgabe ausgestaltet werden soll. Verbände der betroffenen Branchen haben laut Euwid ein Rechtsgutachten erstellen lassen, wonach eine solche Sonderabgabe verfassungsrechtlich unzulässig sei.
Hersteller und Inverkehrbringer von Einwegkunststoffverpackungen würden sich laut Euwid bei Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Grüne) weiter dafür einsetzen, den Littering-Fonds privatrechtlich auszugestalten und diesen bei der Zentralen Stelle Verpackungsregister (ZSVR) anzusiedeln. Das Ministerium, das zur Umsetzung einer Vorgabe der EU-Einwegkunststoffrichtlinie eine staatliche Sonderabgabe erwäge, habe sich durch ein Rechtsgutachten die Zulässigkeit einer solchen Lösung bestätigen lassen. Dem widerspreche nun ein Rechtsgutachten im Auftrag der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen, des Bundesverbands der deutschen Systemgastronomie (BdS), des Markenverbands, des Handelsverbands (HDE), des Industrieverbands Papier- und Folienverpackung (IPV), der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) sowie des Bundesverbands der Tabakwirtschaft (BVTE). Laut Beurteilung der Kanzlei Redeker Sellner Dahs liege kein über die Kostenanlastung der Einwegkunststoffrichtlinie hinausgehender Sachzweck der Sonderabgabe vor, weshalb sie verfassungsrechtlich unzulässig sei, zitiert Euwid aus dem Gutachten. Auch seien nach Ansicht der Kanzlei Abfallbewirtschaftung, Reinigungsaktionen und die Sensibilisierung von Verbraucherinnen und Verbrauchern keine Aufgaben der Hersteller, von denen diese durch die Erhebung der Sonderabgabe entlastet würden.
Quelle:
- Euwid Recycling und Entsorgung 9/2022 (01.03.2022)
18.02.2022 - 24.02.2022
Auf dem UN-Gipfel, der ab dem kommenden Montag in Nairobi tagt, wollen mehr als 100 Staaten darüber beraten, wie die Verschmutzung der Umwelt durch Kunststoffabfälle beendet werden kann, berichten Tages- und Wochenmedien. Ob sie sich auf ein rechtsverbindliches Mandat einigen können, sei aber fraglich, schreibt unter anderem die FAZ. Im Vorfeld des Gipfels hat die OECD einen Bericht vorgelegt, wonach sich in den Ozeanen und Flüssen weltweit 139 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle angesammelt hätten, ist unter anderem in einem Bericht der Zeit zu lesen.
Es werde schwierig werden, schreibt die FAZ, auf der fünften Umweltversammlung der Vereinten Nationen (UN) in das Mandat die Kernpunkte der so genannten Ruanda-Peru-Resolution einzubringen, an deren Ausarbeitung Deutschland maßgeblich beteiligt gewesen sei. Die Bundesregierung, auf dem Gipfel vertreten von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne), trete für einen rechtsverbindlichen, ehrgeizigen und überprüfbaren Fahrplan für die schrittweise Beendigung der Verschmutzung durch Kunststoffabfälle ein. Zu den Kernpunkten der Resolution gehöre neben einem rechtlich bindenden Instrumentarium auch eine große Reichweite, die über den Schutz der Meere hinaus auch den Schutz der gesamten Umwelt beinhalte. „Prävention“ laute hier das Schlüsselwort, womit unter anderem gemeint sei, konkrete Minderungsziele für die Herstellung von Kunststoff festzulegen und effektive Recyclingsysteme zu schaffen, ist im Bericht der FAZ weiter zu lesen. Die größte Hürde werde sein, ein Mandat für die Rechtsverbindlichkeit zu erreichen. Auf welche einzelnen Punkte sich die Staaten verpflichten lassen – ob Zeitpläne, Vorgaben zu Produktdesign und Kreislaufwirtschaft oder Kontrollmechanismen – müsse noch mühsam verhandelt werden, selbst wenn sich die Staaten auf rechtsverbindliche Instrumentarien einigten. Mittlerweile gebe es zwar rund 60 Staaten, die die Vorlage mittrügen, neben den 27 EU-Staaten auch Länder Lateinamerikas, Afrikas und Asiens. Jedoch habe Japan einen deutlich weniger ambitionierten Resolutionsentwurf eingebracht, in dem der Kernpunkt eines rechtsverbindlichen Instrumentariums fehle. Verhandelt werde nun ab Montag über einen Text, der die konkurrierenden Entwürfe auf den kleinsten gemeinsamen Nenner bringe und einen deutlichen Rückschritt gegenüber der Ruanda-Peru-Resolution bedeute.
Langwierige Verhandlungen der Vereinten Nationen sind auch laut einem Bericht in Spektrum der Wissenschaft über die Ergebnisse einer umfangreichen Analyse der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die im Vorfeld des UN-Gipfels veröffentlicht wurde, zu erwarten. Nach Angaben der OECD würden nur neun Prozent der weltweit produzierten Kunststoffe recycelt, zitiert auch die Zeit aus dem Bericht. 19 Prozent der Abfälle würden demnach verbrannt und fast 50 Prozent landeten auf Mülldeponien. Der übrige Anteil von etwa 22 Prozent werde vor allem in den weniger entwickelten Ländern illegal entsorgt, „unter freiem Himmel verbrannt oder in die Umwelt geworfen“, zitiert die Zeit weiter aus dem Paper. Auch die OECD fordere koordinierte weltweite Lösungen im Kampf gegen die Müllberge. So müssten nach Ansicht der OECD der Markt für Recyclingprodukte ausgebaut, die Abfallinfrastruktur verbessert und Anreize geschaffen werden, weniger Kunststoff zu konsumieren. Verbessert werden müsse vor allem die Abfallentsorgung in Entwicklungs- und Schwellenländern, die für den Großteil der Kunststoffabfälle in Ozeanen verantwortlich seien. Um das Abfallmanagement in diesen Ländern zu verbessern, halte die OECD jährliche Investitionen von 25 Milliarden Euro für notwendig.
Quellen:
- faz.net (20.2.2022)
- zeit.de, spektrum.de (22.2.2022)
Nach einer Studie des Beratungsunternehmens Eunomia für die Umweltorganisation Zero Waste Europe (ZWE), über die Euwid in der aktuellen Ausgabe berichtet, werde in Europa nur ein Bruchteil des recycelten PET tatsächlich in neuen Flaschen verwendet. Um diesen Anteil zu steigern, empfehle ZWE den breiteren Einsatz von Pfandsystemen sowie den Verzicht auf farbige Flaschen.
Nach der von ZWE beauftragten Studie enthielten neue, auf den EU-Markt gebrachte PET-Flaschen durchschnittlich 17 Prozent Rezyklat. Die Recyclingquote für PET-Flaschen liege in der EU bei 50 Prozent und etwa die Hälfte aller gebrauchten PET-Flaschen werde gesammelt, zitiert Euwid weitere Ergebnisse aus der Untersuchung. Von den 1,8 Millionen Tonnen recycelter Flakes aus Flaschen würden 31 Prozent zu Granulat für Flaschen verarbeitet, die restlichen 69 Prozent gingen in andere PET-Produkte wie Einweg-Kunststoffschalen, Textilfasern, Folien oder Umreifungsbänder. Gemäß der EU-Einwegkunststoffrichtlinie müssen PET-Flaschen ab dem Jahr 2025 mindestens 25 Prozent Rezyklatanteil enthalten. Für alle Kunststoffflaschen gilt ab dem Jahr 2030 ein verpflichtender Rezyklatanteil von mindestens 30 Prozent. Dieses Ziel halte die ZWE unter den aktuellen Marktbedingungen für erreichbar, schreibt Euwid. Laut der Eunomia-Studie könne der Rezyklatanteil in Flaschen zwischen dem von der Politik vorgegebenen Mindestziel von 30 Prozent und einer möglichen Obergrenze von 75 Prozent liegen, wenn entsprechende Änderungen eingeführt würden. Europas Erfrischungsgetränkeindustrie strebe an, bis zum Jahr 2030 ihre Flaschen aus 100 Prozent recyceltem oder erneuerbarem Kunststoff zu produzieren. Vor diesem Hintergrund und mit Blick auf die wachsende Nachfrage nach recyceltem PET auch aus anderen Bereichen dränge sie zusammen mit ZWE vor allem auf den Ausbau von Pfandsystemen und habe die EU-Kommission dazu aufgerufen, Mindestanforderungen an Pfandsysteme in die EU-Verpackungsrichtlinie aufzunehmen, um darüber Zugang zu Recyclingmaterial zu erhalten.
Quelle:
- Euwid Recycling und Entsorgung 8/2022 (22.2.2022)
11.02.2022 - 17.02.2022
Dass es Industrie und Handel gelungen sei, den Einsatz von Primärkunststoffen weiter zu verringern, berichtet das Fachportal Recyclingnews aus dem dritten Fortschrittsberichts der Ellen-Mac-Arthur-Foundation (EMF). Hauptsächlich dazu beigetragen habe laut Stiftung der zwischen 2018 und 2020 um 60 Prozent gesteigerte Rezyklateinsatz in Verpackungen. Wie Normen Rezyklaten den Weg in die Kreislaufwirtschaft bereiten könnten, ist Thema eines Beitrags in der aktuellen Ausgabe von Kunststoffe.
Ende 2021 habe die renommierte Ellen-Mac-Arthur-Stiftung ihren dritten Fortschrittsbericht zum „New Plastics Economy Global Commitment“ vorgelegt, berichtet Recyclingnews. Dessen Mitglieder – darunter namhafte Konsumgüterkonzerne, Handelsunternehmen, Kunststoff- und Verpackungshersteller – verfolgten damit konkrete Ziele, um Kunststoffverpackungen bis zum Jahr 2025 wiederverwendbar, recyclingfähig oder kompostierbar zu machen. Erfolge erziele die Branche laut Bericht der Ellen-MacArthur-Stiftung vor allem beim Ersatz von Kunststoff-Neuware durch Rezyklate. Der Verbrauch von Neuware sei zwischen 2019 und 2020 um 1,2 Prozent (zwischen 2018 und 2019 um 0,6 Prozent) zurückgegangen. Gelungen sei den Unternehmen das vor allem durch den verstärkten Einsatz von Rezyklaten, den sie zwischen 2018 und 2020 um 60 Prozent steigerten. Vor allem im Bereich Körperpflege- und Haushaltsverpackungen hätten Anbieter wie Unilever oder der Vorreiter der Branche, Werner & Mertz, großes Engagement gezeigt. Dies sei aber nur ein Teil der Lösung. Auch die Gesamtmenge der Kunststoffverpackungen im Markt müsse reduziert werden.
Der Schlüssel zu einem nachhaltigeren Umgang mit Rohstoffen und zu einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe seien Normen und Standards für Rezyklate, ist in einem Gastbeitrag im Fachmagazin Kunststoffe von Dr. Harald Lehmann (Tomra Sorting GmbH), Beiratsmitglied des DIN-Normenausschusses Kunststoffe (FNK) und Leiter der DIN-Arbeitsgruppe Kunststoffe der Normungsroadmap Circular Economy, zum Thema zu lesen. Bei Kunststoffrezyklaten zähle vor allem die Qualität, und das größte Hindernis sei, dass für sie noch keine Qualitätsinfrastruktur existiere. Erste konkrete Ansätze und Ergebnisse gebe es aber bereits wie den neuen Standard DIN SPEC 91446 „Klassifizierung von Kunststoff-Rezyklaten durch Datenqualitätslevel für die Verwendung und den (internetbasierten) Handel“, der wichtige Grundlagen schaffe. Die DIN SPEC 91446 liefere umfassende Vorgaben zu Datenmenge und -qualität für die Materialklassifizierung. Sie enthalte grundsätzliche Regelungen für nicht klar definierte oder unterschiedlich verwendete Begriffe bei Inputmaterial, Recyclingprozessen und Rezyklaten. Sie diene somit zunächst als Basis für den Handel und den Einsatz von Kunststoffrezyklaten. Einen Überblick, welche Normen und Standards es im Bereich Kunststoffe schon gebe, welche überarbeitet werden müssten und welche noch erforderlich seien liefere die Normungsroadmap Circular Economy, die seit Januar 2022 von Expertinnen und Experten aus Wirtschaftsverbänden, zivilgesellschaftlichen Organisationen, Wissenschaft und Forschungseinrichtungen sowie öffentlicher Hand erarbeitet werde. Ende 2022 solle die Normungsroadmap Circular Economy veröffentlicht werden.
Quellen:
- recyclingnews.de (16.2.2022)
- Kunststoffe 2/2022
Immer mehr Kunststoffabfälle würden aus der EU in die Türkei exportiert und dort verbrannt, berichtet die taz unter Berufung auf eine gerade erschienene Studie von Greenpeace Türkei. In einem Beitrag des Spiegel zur zunehmenden Umweltbelastung durch Kunststoffabfälle aufgrund kaum existierender Entsorgungsinfrastrukturen im Senegal ist zu lesen, dass es nicht nur dort, sondern auf dem ganzen afrikanischen Kontinent immer wieder zu illegalen Einfuhrversuchen komme.
Die Türkei sei zur Müllhalde Europas geworden, wird Nihan Temiz Ata von der Greenpeace Mittelmeergruppe im Bericht der taz zitiert. Vor allem der Großraum um Adana und Mersin sei durch Kunststoffabfälle verschmutzt. Offiziell handele es sich um Kunststoffabfälle, die in der Türkei zu Granulat recycelt und für neue Produkte wiederverwertet werden sollen. Doch tatsächlich lande immer mehr Nichtrecycelbares auf offenen Müllkippen. Dort werde es dann verbrannt mit Folgen für die Umwelt wie durch toxische Stoffe belastete Böden. Die Exportmenge aus Deutschland habe sich von 2019 bis 2020 auf 136.083 Tonnen verdoppelt. Insgesamt 656.560 Tonnen Kunststoffabfälle seien aus ganz Europa im Jahr 2020 in die Türkei exportiert worden. Das sei ein Vielfaches dessen, was die wenigen Recyclingfirmen im Land verarbeiten könnten. Greenpeace fordere, den Export von Kunststoffabfällen generell zu verbieten und Kontrollen gegen illegale Transporte auszubauen. Auch der Senegal habe mit illegalen Kunststoffabfalleinfuhren zum Beispiel aus Spanien und unzureichenden Entsorgungsstrukturen für die eigenen Kunststoffabfälle zu kämpfen, berichtet der Spiegel. Kunststoffabfälle verschmutzten Strände und weite Teile des Landes. Es mangele an Infrastruktur, um den Abfall umweltgerecht entsorgen zu können. Zum Symbol des Problems seien kleine Wassersäckchen geworden, die Sachets. Die Plastiktütchen würden leer getrunken direkt an Ort und Stelle weggeworfen. Ein Verbot der Sachets und anderer Plastiktüten aus dem Jahr 2020 habe nicht gefruchtet. Das senegalesische Umweltministerium wolle das Tüten-Verbot nun durchsetzen und in den nächsten Jahren 150 Millionen Euro investieren, damit jedes einzelne Haus eine Mülltonne bekomme und neue Recyclinghöfe die Verwertung der Kunststoffabfälle übernehmen.
Quellen:
- taz.de (13.2.2022)
- spiegel.de (14.2.2022)
Mit 899.300 Tonnen seien im Jahr 2020 deutlich mehr alte Elektrogeräte bzw. ihre Teile recycelt worden, ist in einem Bericht der Zeit zu lesen. Die Sammelmenge für Altgeräte sei in Deutschland erstmals auf über eine Million Tonnen gestiegen, berichtet auch Euwid.
Die bei den Erstbehandlungsanlagen angenommene Menge an E-Schrott sei gegenüber 2019 um mehr als neun Prozent auf insgesamt 1,037 Millionen Tonnen gestiegen, schreibt die Zeit unter Berufung auf die kürzlich veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Die Recyclingquote sei leicht um 1,3 Punkte auf 86,7 Prozent angestiegen. Der geringste Teil – laut Bundesamt nur 1,9 Prozent aller angenommenen Geräte – sei durch Reparaturen wiederverwendbar gemacht worden. Das wolle die Politik etwa durch finanzielle Anreize ändern. Euwid nennt aus den Zahlen des Bundesamtes die Sammelquote, die bei etwas mehr als 44 Prozent gelegen habe, bezogen auf die in den Jahren 2017 bis 2019 im Durchschnitt verkaufte Menge an Neugeräten. Die erfasste Altgerätemenge hätte, schreibt Euwid weiter, im Jahr 2020 in Deutschland fast eine halbe Million Tonnen höher ausfallen müssen, um das seit 2019 geltende Mindestsammelziel der EU von 65 Prozent zu erreichen. Den größten Mengenzuwachs bei der Erfassung (plus 40 Prozent auf 120.000 Tonnen) weise die Statistik für IT- und Telekommunikationsgeräte aus. Bei den Kühl- und Klimageräten sei die in den Erstbehandlungsanlagen angenommene Menge um rund ein Viertel auf 190.000 Tonnen gestiegen. Zugenommen habe auch das Aufkommen an Kleingeräten und zwar um zwölf Prozent auf 290.000 Tonnen. Abgenommen hätten die Erfassungsmengen bei Bildschirmgeräten (minus zwei Prozent) und der mit knapp 300.000 Tonnen größten Kategorie Großgeräten (minus drei Prozent).
Quellen:
- zeit.de (11.2.2022)
- Euwid Recycling und Entsorgung 7/2022 (15.2.2022)
04.02.2022 - 10.02.2022
Im Interview mit dem Themenportal Packaging-360 zieht die Vorständin der Zentralen Stelle Verpackungsregister (ZSVR) Gunda Rachut nach drei Jahren Verpackungsgesetz eine positive Bilanz und blickt optimistisch in die Zukunft. Die lizenzierten Mengen seien deutlich gestiegen, und auch die Recyclingfähigkeit der Verpackungen aus dem dualen System nehme stetig zu.
Das Verpackungsgesetz habe, wie Rachut erkläre, bei der Erfüllung der Produktverantwortung eine Trendwende eingeleitet und gleichzeitig deutliche Impulse im Bereich Recycling gesetzt: Mit derzeit mehr als 250.000 Herstellern seien aktuell mehr als viermal so viele Unternehmen wie im Jahr 2018 im Verpackungsregister Lucid registriert und ein deutlicher Anstieg der Systembeteiligungsmengen in allen Materialfraktionen zu verzeichnen. Die recycelte Menge sei im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr erneut um 8,4 Prozent gestiegen. Auch seien immer mehr Kunststoffverpackungen recyclingfähig, der Mindeststandard der ZSVR zur Bemessung des recyclinggerechten Designs von Verpackungen wirke. Doch führten „Plasticbashing“ und die Diskussion um eine EU-Plastiksteuer dazu, dass schwer recyclingfähige Verbundverpackungen Mono-Verpackungen aus Kunststoff ersetzten. Mit der Novelle des Verpackungsgesetzes zu Beginn des Jahres 2022 und der erweiterten Pfandpflicht seien laut Rachut nicht nur weitere Einweggetränkeverpackungen hinzugekommen, zum 1. Juli trete auch eine erweiterte Registrierungspflicht für alle Verpackungsarten, also Transportverpackungen, industrielle Verpackungen oder Mehrwegverpackungen, in Kraft. Ab Juli 2022 gelten zudem erweiterte Registrierungs- und Nachweispflichten für Unternehmen. So seien nun auch unter anderem Online-Plattformen verpflichtet abzugleichen, ob die Versandhändler im Verpackungsregister Lucid zu finden sind. Die Registrierungszahlen in Lucid gingen seither steil bergauf. Für Verbraucherinnen und Verbraucher müssten ökologisch vorteilhafte Verpackungen deutlicher erkennbar sein, sage Rachut. Braunes Papier sei nicht das Merkmal für recyclinggerechte Verpackungen. Dabei handle es sich häufig um Verbundverpackungen, die das Recycling erschwerten.
Quelle:
- packaging-360.com (Feb. 2022)
Wie das Bundesumwelt- und Verbraucherministerium (BMUV) personell besetzt ist und welche Ziele dessen neue Chefin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) verfolge, darüber berichtet die Fachpresse. Sie wolle den Wandel zur Kreislaufwirtschaft vorantreiben und die Wegwerfgesellschaft endgültig hinter sich lassen. Wie Euwid berichtet, sei auch ein Einwegkunststofffondsgesetz in Planung, das die Hersteller und Inverkehrbringer dazu verpflichten solle, die Kosten, die durch das Littering entstehen, zu übernehmen. Die betroffenen Verbände hätten in einem Schreiben an die Ministerin dafür geworben, den Fonds privatrechtlich auszugestalten und bei der Zentralen Stelle Verpackungsregister (ZSVR) anzusiedeln.
Zuständig sei das BMUV nun neben Umwelt, Naturschutz und nuklearer Sicherheit auch für den Verbraucherschutz. Die Zuständigkeit für den Klimaschutz teile sich das Ressort mit dem von Robert Habeck geführten Wirtschaftsministerium. Zum Leitungsstab gehörten nun die Staatssekretärin Dr. Christiane Rohleder und der Staatssekretär Stefan Tidow sowie die Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Bettina Hoffmann und der Parlamentarische Staatssekretär Christian Kühn (alle Bündnis 90/Die Grünen), berichtet das Fachmagazin Recyclingnews. Ministerin Lemke befürworte höhere Recyclingquoten, einen verbindlichen Rezyklat-Anteil in Verpackungen sowie einheitliche Standards für recycelte Kunststoffe. Darüber hinaus sei per Gesetz und Verordnung ein Fonds für Hersteller und Inverkehrbringer von Einwegkunststoff-Produkten geplant, schreibt Euwid in der aktuellen Ausgabe unter Berufung auf Informationen aus Branchenkreisen. Per Verordnung wolle das Ministerium die finanziellen Details – also wer, was, wann und wie viel bezahlen müsse und an wen die Abgabe auszuzahlen sei – nach Verabschiedung eines Gesetzes regeln. Hersteller und Inverkehrbringer wehrten sich laut Euwid gegen eine solche Sonderabgabe. Sie sprächen sich in einem Euwid vorliegenden Schreiben für ein privatrechtliches, gesetzlich angeordnetes Sondervermögen bei der ZSVR aus. Sie wünschten sich zudem die Einrichtung einer Einwegkunststoff-Kommission innerhalb der Zentralen Stelle, die paritätisch mit Vertretern von Herstellern und Zahlungsempfängern besetzt werden sollte.
Quellen:
- Euwid Recycling und Entsorgung 6/2022 (8.2.2022)
- recyclingnews.de (9.2.2022)
Die Ergebnisse einer vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) im Auftrag des World Wide Fond for Nature (WWF) erarbeiteten Studie zu den Auswirkungen von Kunststoffabfällen auf Arten und Ökosysteme der Ozeane wurden von zahlreichen Tages- und Wochenmedien aufgegriffen. Laut Studie könne sich bis zum Jahr 2050 viermal so viel Plastik in den Weltmeeren sammeln wie heute. Der WWF fordere ein globales Abkommen, um die Vermüllung der Weltmeere zu stoppen.
Für die Studie habe das AWI 2.592 Untersuchungen ausgewertet, die zwischen den 1960er-Jahren bis 2019 durchgeführt wurden. Die Verschmutzung habe in den vergangenen Jahrzehnten exponentiell zugenommen. Zwischen 86 und 150 Millionen Tonnen Kunststoff befänden sich der Studie zufolge im Ozean. Besonders stark betroffen seien das Mittel-, das Gelbe sowie Ostchinesische Meer. Der Müll werde bei Hochwasser von Deponien weggespült - oder oft auch direkt ins Meer gekippt. Der Mikroplastik-Gehalt werde sich in den kommenden 30 Jahren in Folge des Zerfalls von Kunststoffabfällen zu Mikro- und Nanoplastik mehr als verdoppeln. Bei knapp 90 Prozent der untersuchten Meeresarten seien Auswirkungen festgestellt. Hauptquellen für Mikroplastik-Eintragungen in Deutschland sei der Abrieb von Reifen und Bitumen im Asphalt sowie die Freisetzung bei der Abfallentsorgung, schreibt unter anderem der Spiegel, der auch auf Lösungsansätze wie unter anderem den enzymatischen Abbau von Kunststoffabfällen eingeht, der derzeit erforscht und in Frankreich in einer Pilotanlage getestet werde. Dazu müssten die Kunststoffabfälle aber in eben solche Deponien wandern und nicht ins Meer. Um die „Plastifizierung“ der Meere zu verhindern, fordere der WWF laut den Presseberichten die Ende Februar in Nairobi tagende Umweltversammlung der Vereinten Nationen (Unea) auf, ein rechtsverbindliches globales Abkommen gegen den Eintrag von Kunststoffabfällen in die Meere auf den Weg zu bringen.
Quellen:
- spiegel.de, faz.net, rnd.de, ndr.de, zeit.de, zdf.de, taz.de, (8.2.2022)
28.01.2022 - 03.02.2022
Dieser Frage sind Wissenschaftler im Polyproblem-Report „Strafsache Strohhalm“ nachgegangen, über den das Recyclingmagazin berichtet. Plastiktüten, eines der untersuchten Beispiele, seien insgesamt in 66 Ländern und damit global am stärksten reguliert. In Deutschland, ist in einem Bericht der Welt zu lesen, habe das Verbot dazu geführt, dass immer öfter zur ökologisch nicht vorteilhafteren Papiertüte gegriffen werde.
Die Regelungen für das Beispiel Plastiktüte variierten laut Polyproblem-Report der Röchling-Stiftung und Wider Sense von Land zu Land in Form und Umfang, schreibt das Recyclingmagazin. Sie reichten von dem Verbot der kostenlosen Abgabe im Einzelhandel über Steuererhebungen für die Herstellung bis hin zu Produktions- und Einfuhrverboten. Wesentlicher Treiber für die Einführung von Beschränkungen und Verboten in den USA, Lateinamerika und der Karibik seien die Meeresverschmutzung durch mangelnde Abfallwirtschaftssysteme und unsachgemäße Entsorgung von Kunststoffabfällen. Auch in Asien stellten die steigenden Emissionen durch Kunststoffabfälle viele Länder vor große Herausforderungen, sodass Verbote eine willkommene schnelle Lösung darstellten. Die tatsächliche Wirkung der Verbote hänge von vielen Faktoren ab wie etwa der Verfügbarkeit von Alternativen, wirksamen Aufklärungskampagnen, der Akzeptanz durch die Bevölkerung und von Kontrollen durch die Behörden. Da viele Verbotsregelungen noch recht neu seien, sei noch nicht klar, ob damit das Abfallaufkommen zurückgehe. Die Verkaufszahlen für die verbotenen Produkte seien erwartungsgemäß deutlich zurückgegangen und die Verbote ein starkes Signal, allein jedoch keine Lösung des Plastikproblems, heiße es in dem Bericht. Grundsätzlich, so das Fazit der Autoren laut Recyclingmagazin, könnten Verbote nur wirken, wenn ökologisch sinnvolle Alternativen verfügbar und sie Teil einer langfristigen Vision und Strategie seien. So betone der Report auch, dass Alternativen zu Einwegkunststoffprodukten nicht immer ökologisch besser seien. Zu einem ähnlichen Urteil über die Papiertüte als Ersatz für die Kunststofftragetasche komme auch das deutsche Bundesumweltministerium (BMU), wie in einem Beitrag der Welt zu lesen ist. Mit der Novelle des Verpackungsgesetzes und dem Verbot, Plastiktüten mit einer Wandstärke unter 50 Mikrometern an den Verbraucher abzugeben, hätten Einzelhändler auf Papiertüten umgestellt. Auch wenn Papiertüten eher recycelt würden, häufig aus Recyclingmaterial bestünden und seltener in der Umwelt landeten, wo die Papierfasern auch schneller zerfielen als Kunststoff, seien laut BMU Mehrweg-Tragetaschen aus recyceltem Kunststoff oder aus Polyester am besten für die Umwelt, da die Herstellung von Papier mehr Ressourcen verbrauche. Eine Papiertüte müsse zwei- bis viermal genutzt werden, damit deren CO2-Bilanz so gut ausfiele wie die einer Plastiktüte.
Quellen:
- Recyclingmagazin 1/2022
- welt.de (31.1.2022)
Nur 8,6 Prozent der verwendeten Rohstoffe wurden laut dem „Circularity Gap Report 2022“ weltweit verwertet, berichtet Euwid. Über 90 Prozent seien weggeworfen und nicht in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt worden.
Im Jahr 2021 seien laut dem kürzlich veröffentlichten Bericht der Non-Profit-Organisation Circle Economy weltweit insgesamt 101,4 Milliarden Tonnen Rohstoffe verbraucht worden, schreibt Euwid weiter. Für das Jahr 2050 prognostiziere der Bericht unter anderem aufgrund des enormen Bevölkerungswachstums einen jährlichen Rohstoffverbrauch von 170 bis 184 Milliarden Tonnen. Das gesamtgesellschaftliche Interesse an der Kreislaufwirtschaft habe seit ungefähr zehn Jahren enorm zugenommen, ein grundlegendes Umdenken beim Rohstoffverbrauch und Konsum müsse noch folgen. Die Autoren stellten laut Euwid in ihrem Bericht ein Maßnahmenpaket vor, mit dem sich die „Circularity Gap" von aktuell 91,4 Prozent auf 83 Prozent absenken ließe bei gleichzeitiger Reduzierung der CO2-Emissionen um 39 Prozent. So könne laut dem Bericht durch den Konsum von recycelten Produkten rund 450 Millionen Tonnen Material pro Jahr eingespart werden. Jährlich über 1,1 Milliarden Tonnen Material könnten im Bauwesen durch die Erschließung von Abbruchabfällen und die Verwendung von Recyclingmaterialien eingespart werden.
Weitere Information: zum Download des Circularity Gap Reports
Quelle:
- Euwid Recycling und Entsorgung 5/2022 (1.2.2022)
Wie Fach- und Tagesmedien berichten, schließen sich immer mehr deutsche Städte und Gemeinden dem europäischen Zero-Waste-Netzwerk (ZWE) an. Kiel sei bereits offizieller Kandidat für die Zero-Waste-City, München und Köln arbeiteten an Konzepten, Berlin habe einen Maßnahmenplan vorgelegt und auch Düsseldorf, Leipzig und Würzburg zeigten Interesse.
Das Leitbild der Zero-Waste-City setze, wie Euwid berichtet, bei der Abfallvermeidung an: Abfälle sollten nach Möglichkeit entweder gar nicht erst entstehen oder als Rohstoffe im Kreislauf geführt werden. Nach Angaben des Netzwerks nähmen laut Euwid europaweit 445 Städte und Gemeinden an dem Programm teil. Als erste deutsche Stadt habe sich Kiel dem Netzwerk angeschlossen und zwischen 2019 und 2020 ein Zero-Waste-Konzept entwickelt. Darin seien mehr als 100 Maßnahmen zur Abfallvermeidung in den Bereichen Abfallsystem, private Haushalte, Bildungseinrichtungen, öffentliche Verwaltung sowie Gewerbe, Handel und Events verankert, dessen Umsetzung im November 2020 begonnen habe. Die Stadt wolle damit die jährliche Gesamtabfallmenge pro Kopf bis 2035 durchschnittlich um 15 Prozent reduzieren und die Restabfälle bis 2035 halbieren, schreibt Euwid. In München und Köln werde an Konzepten gearbeitet, und der Berliner Senat habe Ende Oktober 2021 beschlossen, zur Zero Waste City zu werden, ist in dem Bericht von Euwid weiter zu lesen. Würzburg prüfe, wie auch der Bayerische Rundfunk berichtet, ob das Zero-Waste-Konzept sich für die Stadt eigne. Als erste ostdeutsche Stadt bemühe sich Leipzig darum, als „Zero Waste City“ anerkannt zu werden und erarbeite eine Strategie, um circa die Hälfte des derzeitigen Abfallaufkommens einzusparen, berichtet der MDR.
Quellen:
- mdr.de (29.1.2022)
- Euwid Recycling und Entsorgung 5/2022, br.de (1.2.2022)
21.01.2022 - 27.01.2022
Würden die bestehende EU-Vorgaben zum Recycling und zur Deponierung von Siedlungsabfällen umgesetzt, könnte die Abfallwirtschaft der Staatengemeinschaft erhebliche Mengen an Kohlendioxid einsparen. Wie die Fachpresse berichtet, beziffert eine aktuelle Studie das jährliche Einsparpotenzial bei Anwendung der geltenden Regelungen auf 150 Millionen Tonnen bis zum Jahr 2035.
Ginge es die EU-Kommission ambitionierter an, ließen sich laut der von Prognos und CE Delft im Auftrag von vier europäischen Entsorgerverbänden (FEAD, CEWEP, RDF, DWMA) erarbeiteten Studie die CO2-Äquivalente in der EU im Vergleich zum Jahr 2018 um 283 Millionen Tonnen (7,5 Prozent) pro Jahr senken, ist unter anderem in einem Bericht von Euwid zu lesen. Gemessen an den Gesamtemissionen der 27 EU-Mitglieder im Basisjahr 2018 von rund 3,76 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente würde die Entsorgungswirtschaft damit einen erheblichen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten. Als Grundlage für ihre Berechnungen nutzten die Autoren Zahlen zu den Abfallarten Papier, Glas, Kunststoffe, Eisenmetalle, Aluminium, Holz, Textilien, Altreifen, Bioabfall und Restmüll aus dem Jahr 2018. Das Klimaschutzpotenzial der Kreislaufwirtschaft sei anhand von drei Szenarien errechnet worden: Ausgehend von einem Gesamtaufkommen von 505 Millionen Tonnen Abfällen, die im Basisszenario dem Status quo im Jahr 2018 – zu 39 Prozent recycelt, zu 33 Prozent thermisch verwertet und zu 26 Prozent deponiert worden seien, sei die Kreislaufwirtschaft nahezu klimaneutral gewesen bzw. hätten die Nettoemissionen bei rund 13 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente gelegen. In Szenario 1 gehen die Autoren davon aus, dass die von der EU bereits beschlossenen Ziele – insbesondere die Recycling- und Deponiequoten – erreicht werden. Dann ergäbe sich bei gleichem Abfallaufkommen für die Netto-CO2-Emissionen der Kreislaufwirtschaft ein Minus von 137 Millionen Tonnen, so dass die Kreislaufwirtschaft in der EU zu einem deutlich klimapositiven Sektor würde. Bei ehrgeizigeren Zielen könne das in Szenario 2 errechnete Einsparpotenzial auf ein Minus von 283 Millionen Tonnen Netto-CO2-Emissionen gesteigert werden und würde sich damit auf Einsparungen in Höhe von insgesamt 296 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente aufsummieren. Dafür sei allerdings Voraussetzung, dass das Recycling um zwei Prozentpunkte auf 59 Prozent des Gesamtaufkommens gesteigert, die Deponierung auf unter ein Prozent heruntergefahren und die thermische Verwertung auf 41 Prozent angehoben würden. Um die ehrgeizigeren Prognosen zu erreichen, müssten die Zielvorgaben für Siedlungsabfälle auf Industrie- und Gewerbeabfälle ausgedehnt werden, und Abfallströme, die sich für das Recycling und die energetische Verwertung oder andere thermische Behandlung eignen, von der Deponierung auf diese Behandlungswege umgeleitet werden, heiße es laut Euwid im Fazit der Studie.
Weitere Information: zum Download der Studie
Quellen:
- recyclingmagazin.de (24.1.2022)
- Euwid Recycling und Entsorgung 4/2022 (25.1.2022)
- recyclingportal.eu (26.1.2022)
Die Wirtschaftswoche berichtet über ein enzymatisches Recyclingverfahren, das von dem französischen Biochemie-Unternehmen Carbios entwickelt wurde. Es nutze ein zur Auflösung von PET-Flaschen in deren chemischen Grundbausteine designtes Enzym. Die im Prozess gewonnenen Chemikalien eigneten sich zu 100 Prozent zur Herstellung neuer Kunststoffe, die dann zu 100 Prozent recycelbar seien.
In der Demonstrationsanlage in Clermant-Ferrand komme ein Prozess zum Einsatz, an dem Carbios mehr als ein Jahrzehnt gearbeitet habe und der auch für das Recycling von Kunststoffmischungen, etwa gemischte Alttextilien, genutzt werden könne. Dabei könnten Rezyklate erzeugt werden, die mit Neuware vergleichbar seien. In dem Prozess zerlege ein genetisch verändertes Designenzym in zehn Stunden 90 Prozent des PET-Eingangsmaterials. Im Jahr 2025 sei geplant, mit der großtechnischen Anwendung in einer Anlage zu beginnen, die jährlich 40.000 Tonnen PET recyceln könne. Man könne mit dem ohne Qualitätsverluste endlos wiederholbaren Verfahren jede Art von PET-Abfall in jede Art von PET-Produkt verwandeln, wird Martin Stephan, Vizechef von Carbios, im Bericht der Wirtschaftswoche zitiert. Konsumgüterkonzerne wie Nestlé, PepsiCo und L'Oréal seien an der Entwicklung interessiert und arbeiteten bereits mit Carbios zusammen.
Quelle:
- wiwo.de (25.1.2022)
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) habe, wie aus Berichten der Tages- und Fachpresse hervorgeht, nach einem Verpackungscheck vor allem Discountern wie Aldi, Netto & Co. ein schlechtes Zeugnis erteilt: Sie verkauften ihre Produkte immer noch größtenteils in Einweg-Kunststoffverpackungen. Um die Abfallmengen und das Littering zu reduzieren, planen einige größere Städte, wie die Fachpresse weiter berichtet, die Einführung einer kommunalen Verpackungssteuer nach Tübinger Vorbild.
Produkte würden nach einer Untersuchung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) in Supermärkten und bei Discountern weiterhin größtenteils in Einwegverpackungen angeboten, berichtet unter anderem die Tagesschau über den „Verpackungscheck“ der DUH. Diese habe das Angebot in 48 Filialen von zwölf Supermarkt-, Discounter- und Biomarktketten untersucht und befinde nur die Biomärkte für zufriedenstellend. Supermärkte und Discounter setzten Maßnahmen für weniger Müll nicht um. Kritisiert würden etwa verpacktes Obst und Gemüse sowie Einwegflaschen für Getränke. Das Angebot von Mehrwegflaschen habe insgesamt deutlich unter der im Verpackungsgesetz festgelegten Quote von 70 Prozent gelegen. Das Prinzip freiwilliger Müllvermeidung im Handel sei gescheitert, wird Vize-Bundesgeschäftsführerin der Umwelthilfe, Barbara Metz, im Bericht der Tagesschau zitiert. Um den Verpackungsmüll bis zum Jahr 2025 zu halbieren, halte sie gesetzliche Vorgaben für notwendig. Sie fordere außerdem eine zusätzliche Einweg-Abgabe von mindestens 20 Cent auf Einweg-Kunststoffflaschen, Dosen und Getränkekartons.
Für jede To-Go-Einwegverpackung und jedes -geschirrteil erhebe Tübingen, wie Euwid berichtet, seit diesem Jahr 50 Cent und für jedes Einwegbesteck-Set 20 Cent Steuern, die die Verkaufsstellen zahlen müssten. Die Mülleimer in der Stadt seien seit dem Start der Verpackungssteuer am 1. Januar „erstaunlich leer“, wird Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Die Grünen) zitiert. Müllvermeidung lasse sich, so Palmer, durch Anreize wie die Steuer leicht erreichen. Insgesamt 21 deutsche Städte hätten Interesse, eine Steuer nach diesem Vorbild einzuführen, ist in dem Bericht bei Euwid weiter zu lesen. Eine kommunale Verpackungssteuer hält das Fachmagazin jedoch für wenig aussichtsreich, auch da die Bundesregierung über eine bundesweit einheitliche Regelung zur Umsetzung der EU-Einwegkunststoff-Richtlinie nachdenke. Nach einem aktuellen Rechtsgutachten für das Bundesumweltministerium, über das Euwid an anderer Stelle ebenfalls berichtet, könnte über die Zentrale Stelle Verpackungsregister (ZSVR) eine Sonderabgabe von Herstellern erhoben und ein Einwegkunststoff-Fonds zur Kostendeckung der Abfallentsorgung im öffentlichen Raum eingerichtet werden.
Quellen:
- tagesschau.de, ntv.de (20.1.2022)
- packreport.de, umweltwirtschaft.com (24.1.2022)
- Euwid Recycling und Entsorgung 4/2022 (25.1.2022)
14.01.2022 - 20.01.2022
Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Kunststofferzeuger PlasticsEurope Deutschland e.V. spricht im Interview mit Kunststoffe unter anderem über die Kontroverse innerhalb der Branche zum chemischen Recycling und was er für eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft für notwendig hält.
Weitgehender Konsens sei, so Bühler, dass die Kreislaufwirtschaft eines der Zukunftsthemen der Kunststoffindustrie ist. Doch um die Umsetzung und den Stellenwert, den das chemische Recycling einnehmen soll, werde gestritten. Bühler, der nun seit einem Jahr Hauptgeschäftsführer von PlasticsEurope Deutschland ist, halte die Zusammenarbeit zwischen den Verbänden der Kunststoffindustrie, die bei häufig verschiedenen Interessen mittlerweile tatsächlich stärker kooperierten und in einem ständigen Austausch stünden, für sehr wichtig, weil die Branche sehr kleinteilig aufgestellt sei und in unterschiedlichen Bereichen der Wertschöpfungskette agiere. Für das chemische Recycling hatte sich PlasticsEurope Deutschland, auch in einem gemeinsam mit dem BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft und dem bvse Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung herausgegebenen Positionspapier, anders als der BDE und bvse immer wieder stark gemacht. Aus Sicht der Recycler handle es sich bei chemischen Verfahren um eine Verwertung, nicht um Recycling. Eine legitime Sichtweise, wie Bühler meine. Doch für die Kunststofferzeuger sei ein möglichst hoher Verwertungsgrad von Kunststoffabfällen entscheidend. Da durch chemisches Recycling Kunststofferzeuger nun auch zu Recyclern würden, wie umgekehrt einige Wiederverwerter durch mechanisches Recycling zu Kunststoffherstellern, fühlten sich manche Unternehmen bedroht und befürchteten, am Ende nicht mehr genügend Kunststoffabfälle für die Verarbeitung zu erhalten. Das sei verständlich, gehe aber an entscheidenden Punkten vorbei. Die Kunststoffindustrie habe, so Bühler weiter, die Aufgabe, CO2-neutral zu produzieren und weltweit gebe es riesige Abfallberge, die sehr viel Kunststoff enthielten. Für die Transformation zu einer erfolgreichen Kreislaufwirtschaft innerhalb der kommenden 25 Jahre brauche es aus seiner Sicht keine Entscheidung zwischen chemischem und mechanischem Recycling, sondern die Einbeziehung beider Technologien. Daneben halte Bühler auch Carbon Capture Utilisation und Biomass Utilisation sowie eine nationale oder eine europäische Strategie für erforderlich. Auch müssten Vorbehalte gegen das chemische Recycling abgebaut werden auf bundespolitischer und europäischer Ebene wie solche aufgrund des hohen Energiebedarfs der Verfahren. Anders als die Kritiker meinten, würden sich die chemischen Verfahren selbst tragen, betone Bühler. Label, vor allem staatlich überprüfte, zum Beispiel in Form einfacher Ampelsysteme, könnten zudem das Vertrauen in Angaben zum Rezyklatgehalt von Produkten aus dem chemischen Recycling stärken. Hier sei es wichtig, auch Umwelt- und Verbraucherschutzverbände mit einzubeziehen.
Quelle:
- Kunststoffe 1/2022
Der Anteil recycling- oder mehrwegfähiger Kunststoffverpackungen ist laut einer Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) auf 81 Prozent gestiegen, wie die Fachpresse aus dem aktuellen 5. Nachhaltigkeitsbericht der IK- Industrievereinigung Kunststoffverpackungen berichtet.
Das Ergebnis der GVM-Studie zeige, wird Isabell Schmidt, IK-Geschäftsführerin Kreislaufwirtschaft, in den Berichten zitiert, dass die Industrie bei der angestrebten Recyclingfähigkeit von 90 Prozent im Plan liege. Auch der Einsatz von Recyclingmaterial in Kunststoffverpackungen sei von knapp 400.000 Tonnen im Jahr 2017 auf 474.000 Tonnen im Jahr 2019 gestiegen, was einem Nachfragezuwachs bei Rezyklaten von über 18 Prozent bei gleichzeitigem Rückgang des Verbrauchs von Kunststoffneuware entspreche. Doch die Beschaffung hochwertiger Rezyklate, insbesondere für Lebensmittelverpackungen, stelle für die Branche noch eine große Hürde dar.
Quellen:
- Kunststoffe 1/2022neue-verpackung.de (18.1.2022)
- Kunststoff Information (19.1.2022)
Das Fachmagazin Recyclingnews hat beim Präsidenten des Umweltbundesamtes (UBA), Dirk Messner, unter anderem nachgefragt, welche Maßnahmen er für sinnvoll halte, um die Kreislaufwirtschaft voranzubringen, und was getan werden müsse, um die Recyclingfähigkeit von Verpackungen und den Rezyklateinsatz im europäischen Binnenmarkt zu stärken.
Das Aufkommen von Verpackungen sei, wie Messner erklärte, EU-weit in den vergangenen zehn Jahren um fast 18 Prozent gestiegen, und im Jahr 2018 seien 66,3 Prozent der Verpackungen dem Recycling zugeführt worden. Bei der anstehenden Revision der EU-Verpackungsrichtlinie sollten nach Ansicht von Messner die Abfallvermeidung und das Recycling von Verpackungen gestärkt werden. Zur Stärkung der Recyclingfähigkeit von Verpackungen seien klare Regelungen erforderlich wie zum Beispiel eine Definition der Recyclingfähigkeit und Anreize zum Design for Recycling. Zur Stärkung des Rezyklateinsatzes empfehle das UBA „die Vorgabe von Rezyklateinsatz-Quoten differenziert nach Verpackungssegmenten verbunden mit Anforderungen an die Nachweisführung.“ Hinsichtlich des §21 zur Ökologisierung der Lizenzentgelte für Verpackungen erarbeite das UBA in einem im ersten Quartal 2022 abzuschließenden Forschungsvorhaben Verbesserungsvorschläge. So prüfe das Amt Optionen wie zum Beispiel eine Fondslösung, ähnlich wie sie im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung vorgesehen sei, um wirkungsvolle finanzielle Anreize zu setzen, damit Verpackungen hochgradig recyclingfähig gestaltet werden und Rezyklate enthalten.
Quelle:
- recyclingnews.de (19.1.2022)
17.12.2021 - 13.01.2022
Über den deutlichen Rückgang deutscher Exporte von Kunststoffabfällen berichten zahlreiche Medien der Tages-, Wochen- und Fachpresse. Rund ein Drittel weniger Kunststoffabfälle gingen im Jahr 2021 laut Zahlen des Statistischen Bundesamts ins Ausland. Neuer Spitzenabnehmer sind nun die Niederlande.
Im vergangenen Jahr seien rund 697.000 Tonnen Kunststoffabfälle exportiert worden und damit 32 Prozent weniger als im Jahr 2020, habe der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE) mitgeteilt. Dass der mit dem Export von Kunststoffabfällen erzielte Umsatz in Höhe von 259 Millionen Euro nach Angaben des BDE jedoch um grade mal ein Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken sei, liege, wie unter anderem in einem Bericht im Spiegel zu lesen ist, wohl am Anstieg der Preise und der Qualität des Exportguts. BDE-Präsident Peter Kurth werte den Rückgang der Exportmenge, wie ihn unter anderem die TAZ zitiert, positiv. Da auch im Jahr 2020 die Exporte bereits um neun Prozent zurückgingen, sei damit ein Trend erkennbar, worin sich auch zeige, dass die Inlandsnachfrage nach diesen Rohstoffen gestiegen sei. China und andere ostasiatische Staaten, jahrelang Hauptabnehmer der deutschen Kunststoffabfälle, hatten aufgrund von Umweltproblemen durch unsachgemäße Behandlung der Kunststoffabfälle bekanntermaßen ihre Importregeln verschärft. An der Spitze der Liste der Importeure stehen nun die Niederlande, die im vergangenen Jahr mit 136.000 Tonnen die größte Menge deutscher Kunststoffabfälle einführten, gefolgt von der Türkei (99.000 Tonnen) und Polen (79.000 Tonnen). Der Kunststoffexport werde zu einem innereuropäischen Thema, wird BDE-Chef Kurth auch in einem Bericht der FAZ zitiert. Seiner Ansicht nach sei erkennbar, dass die politisch gewünschte Drosselung der Ausfuhren bereits stattfinde. Abfallexporte seien jedoch, so Kurth, notwendig für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft, in der Abfälle als Rohstoffe weitergenutzt werden. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Die Grünen) plane laut Berichten in der Fachpresse den Export von Kunststoffabfällen ins Ausland weitgehend zu unterbinden und wolle sich auf EU-Ebene für ein Exportverbot einsetzen sowie den Vollzug der bestehenden Regeln verbessern.
Quellen:
- süddeutsche.de, faz.net, zeit.de, spiegel.de, welt.de (9.1.2022)
- taz.de, KI (11.1.2022)
Das Handelsblatt berichtet über Schwierigkeiten der Konsumgüterhersteller, ihre selbst gesetzten Kunststoff-Reduktionsziele einzuhalten. Sie benötigten hochwertige Rezyklate, um den Anteil von Sekundärkunststoff in Verpackungen wie angekündigt zu steigern. Doch diese seien kaum zu bekommen, die verfügbaren Mengen bereits bis Ende des Jahres ausverkauft.
Auf Henkel, Beiersdorf und L'Oréal, die sich ehrgeizige Ziele zur Reduktion von Primärkunststoffen in ihren Verpackungen gesetzt haben, sieht das Handelsblatt enorme Kosten zukommen. Laut Berechnungen der Technischen Universität Dresden koste jede Erhöhung des Rezyklatanteils um ein Prozent mindestens 100 Millionen Euro, so dass die Steigerung auf die von Henkel und Beiersdorf angekündigten 30 Prozent mindestens 1,7 Milliarden Euro kosten werde. Zudem dürften laut Handelsblatt in diesem Jahr aus Brüssel konkrete Zielvorgaben für den Rezyklatanteil in weiteren Verpackungen kommen, so wie es für Einweg-Kunststoffflaschen bereits beschlossen wurde, dass sie bis zum Jahr 2030 einen Rezyklatanteil von 30 Prozent enthalten müssten. Die Rezyklatanteile in den Verpackungen der Markenartikler lägen derzeit zwischen 15 (Henkel) und 20 Prozent (Unilever). Mangels Rezyklat werde es für alle schwierig und teuer, ihre Ziele zu erreichen. Nach Informationen aus Branchenverbänden hätten Rezyklatlieferanten ihre Mengen schon bis Ende des Jahres verkauft. Vor allem sortenreine Altkunststoffe seien knapp, weil immer noch ein Großteil der über den Gelben Sack gesammelten Wertstoffe verbrannt werde, schreibt das Handelsblatt weiter. Um das zu ändern, müsse massiv in bessere Sortierung und Aufbereitung investiert werden. Der Frosch-Hersteller Werner & Mertz begegne der Rezyklatknappheit, indem er durch Kooperationen mit Entsorgern seit 2021 verstärkt Kunststoffabfälle aus dem Gelben Sack nutze. Verpackungen aus 100 Prozent Rezyklat ließen sich durchaus herstellen, wird Frosch-Inhaber Reinhard Schneider zitiert, es koste eben nur mehr. Auch Unternehmen wie Beiersdorf und Henkel, die zum Beispiel an der Entwicklung des digitalen Wasserzeichens „Holy Grail 2.0“ zur Kennzeichnung von Verpackungen für eine bessere Sortierung und einen höheren Rezyklatanteil beteiligt seien, setzten nun vermehrt auf Kooperationen entlang der Wertstoffkette. Man könne der Industrie zwar nicht vorwerfen, dass sie untätig sei, schreibt das Handelsblatt in einem Kommentar zum Bericht. Sie forsche an plastikfreien Alternativen, gestalte Verpackungen mit weniger Kunststoff. Doch sei sie das Problem erst spät angegangen. Nun seien der öffentliche und der politische Druck gestiegen, und die Prozesse müssten in wenigen Jahren umgestellt werden.
Quelle:
- Handelsblatt (4.1.2022)
Im Rahmen der Novelle des Verpackungsgesetzes werden seit dem 1. Januar 2022 weitere Einweggetränkeflaschen aus Kunststoff sowie Getränkedosen mit einem Pfand von 25 Cent belegt. Das Forum PET in der IK und der Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie begrüßen die Änderung, wie aus Berichten der Fachpresse hervorgeht. Die festgelegte Rezyklatquote wird aber kritisch gesehen.
Auch die bisher ausgenommenen Frucht- und Gemüsesäfte sowie Nektare in Einweggetränkeflaschen fallen nun unter die Pfandpflicht. Ausgenommen sind nach wie vor Milch oder Milcherzeugnisse, für die eine längere Übergangsfrist bis 2024 gilt. Wie Euwid berichtet, erwarte das Bundesumweltministerium mit der erweiterten Pfandpflicht unter Berufung auf Zahlen der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM), dass das Getränkevolumen im Einweg-Pfandsystem um rund 1,7 Milliarden Liter steige. Durch die Ausweitung der Pfandpflicht auf alle Getränkesparten werde nicht nur das System für die Verbraucherinnen und Verbraucher verständlicher, sondern die Verpflichtung sei auch ein klares Bekenntnis zur Stärkung des Bottle-to-bottle-Kreislaufes, wird die Geschäftsführerin der IK-Industrievereinigung Kunststoffverpackungen Isabell Schmidt in den Berichten der Fachpresse zitiert. Das deutsche Pfandsystem für PET-Einweggetränkeflaschen, das mit der Pfandpflicht-Ausweitung gestärkt werde, ermögliche hohe Sammelquoten und ein hochwertiges Recycling in geschlossenen Wertstoffkreisläufen. Schmidt rechne aufgrund der Ausweitung mit einem jährlichen Zuwachs von 44 Kilotonnen an Kunststoffmaterial für das Bottle-to-bottle-Recycling, ein Zugewinn von mehr als zehn Prozent. Mit Sorge blicke die Branche laut Schmidt auf die gesetzliche Verpflichtung zum Rezyklateinsatz in PET-Getränkeflaschen ab dem Jahr 2025 in Höhe von von mindestens 25 Prozent, die ab 2030 auf 30 Prozent angehoben werden soll. Es zeichneten sich bereits Engpässe sowie stark steigende Preise ab, da die Nachfrage nach recyceltem PET (rPET) aus Getränkeflaschen, auch aus dem Ausland, groß sei. Für die Deutsche Umwelthilfe und das Bundesumweltministerium sei das Pfandsystem, wie in einem Bericht der Welt zu lesen ist, ein Erfolgsmodell. Mehrweg müsse allerdings noch gesteigert werden, um die Abfallberge in der Umwelt zu verkleinern, fordere das Umweltbundesamt.
Quellen:
- kunststoff-magazin.de (20.12.2021)
- packreport.de (21.12.2021)
- welt.de (2.1.2022)
- Euwid Recycling und Entsorgung 1/2022 (11.1.2022)
10.12. - 16.12.2021
Berichte der Fachpresse, die sich auf das Thema Kreislaufwirtschaft im Koalitionsvertrag beziehen, betonen die positiven Reaktionen und hohen Erwartungen der betroffenen Branchen, was das Einlösen der mit den Vereinbarungen verbundenen Versprechen der neuen Bundesregierung betrifft. Das geht zum Beispiel aus Berichten zum kürzlich in Berlin abgehaltenen Verpackungsgipfel hervor.
Die deutsche Kreislaufwirtschaft und die Verpackungshersteller würden große Erwartungen in die neue Bundesregierung setzen, was Nachhaltigkeit und Verpackungsrecycling betreffe, heißt es in den Berichten zum 4. Verpackungsgipfel, den AGVU, BDE und bvse vor Kurzem in Berlin als Hybridveranstaltung anboten. Die Hoffnungen basierten vor allem darauf, dass der Koalitionsvertrag das Thema erstmals explizit aufgreife. Gespannt seien nun alle beteiligten Kreise, ob denn schärfere Regeln etwa für das Design for Recycling oder anspruchsvolle Rezyklateinsatzquoten eingeführt werden, habe BDE-Geschäftsführer Andreas Bruckschen hervorgehoben. Recyclinggerechte Produktgestaltung sei das A und O für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft, andere Produkte dürften gar nicht auf den Markt kommen, betonte auch bvse-Hauptgeschäftsführer Eric Rehbock. Auch in einer Analyse des Koalitionsvertrags im Recyclingmagazin findet das Thema Kreislaufwirtschaft breiten Raum. Der Koalitionsvertrag lese sich deutlich ambitionierter als derjenige der Vorgängerregierung. Das Kapitel zur Kreislaufwirtschaft entspreche in weiten Teilen den seit Jahren vorgetragenen Forderungen der Branchenverbände. Aber Papier sei nun mal geduldig, es bleibe abzuwarten, was davon Realität werde.
Quellen:
- Recyclingmagazin 12/2021, recyclingmagazin.de (15.12.2021)
- recyclingportal.eu (16.12.2021)
Die Süddeutsche Zeitung befasst sich in einem Online-Kommentar mit den verschiedenen Möglichkeiten des Klimaschutzes bei Kunststoffverpackungen. Noch entstünden zu viele Treibhausgas-Emissionen bei der Kunststoffproduktion. Doch seien Unverpackt-Läden kaum die realistische Alternative, denn wir seien viel zu abhängig von Kunststoff. Deshalb käme es darauf an, bei Plastik einen geschlossenen Kohlenstoff-Kreislauf zu erreichen.
„Plastik" habe ein schwindelerregendes Wachstum erreicht, die jährlich produzierte Menge sei seit 1950 auf das 247-fache angewachsen. Verbunden seien damit selbstverständlich auch mehr CO2-Emissionen, zumal sich die Herstellung zunehmend in Länder wie China verlagere, deren Energiesystem stark auf Kohle basiere. Alternativ dazu könne man Kunststoff vermehrt mit erneuerbarer Energie herstellen, wie etwa ein Forscherteam der ETH Zürich empfehle, das kürzlich eine Studie zu den Emissionen bei der Kunststoffherstellung veröffentlicht hatte. Kunststoff vermehrt mit erneuerbarer Energie herzustellen, vermindere laut den Wissenschaftlern der ETH-Zürich zwar den ökologischen Fußabdruck, vermeide aber nicht die Kunststoffeinträge in die Ozeane. Dazu müsste, so die Autorin des Kommentars in der SZ, weniger fossiler Kunststoff hergestellt werden. Nur noch in Unverpackt-Läden einzukaufen, sei keine realistische Lösung, ist dort weiter zu lesen. Vielmehr gehe es darum, „dass gerade beim Plastik ein geschlossener Kohlenstoff-Kreislauf erreicht werden muss“. Kunststoff komplett zu recyceln, werde wohl nie gelingen, aber momentan würde viel zu wenig verwertet, was etwa mit einer vorgeschriebenen Quote für Rezyklatanteile in Kunststoffprodukten geändert werden könne. Die Devise laute nach wie vor: „Einsparen, wiederverwerten, ersetzen". Um auf Plastik komplett zu verzichten, seien wir „längst viel zu abhängig davon“.
Quelle:
- sueddeutsche.de (11.12.2021)
Die Europäische Kommission hat laut eines Berichts in Euwid in der vergangenen Woche einen Änderungsentwurf zur Verordnung über Recyclingkunststoff für Anwendungen mit Lebensmittelkontakt vorgelegt. Es handle sich um eine umfassende Überarbeitung der bisherigen Verordnung, was laut IK-Hauptgeschäftsführer Martin Engelmann dringend erforderlich sei. Die Kommission nehme bis zum 10. Januar 2022 Rückmeldungen entgegen und wolle noch im ersten Quartal nächsten Jahres einen endgültigen Gesetzesvorschlag vorlegen.
Die Europäische Kommission wolle mit dem vorgelegten Entwurf Bestimmungen für „eine angemessene Bewertung von Materialen, die kein Polyethylenterephthalat (PET) enthalten" einführen, wie Euwid aus dem Entwurf zitiert. Dieser sehe zwar nach wie vor eine Zulassungspflicht für Recyclingverfahren vor, aus denen Recyclingkunststoffe für Anwendungen mit Lebensmittelkontakt resultieren. Allerdings hat die für die Prüfung zuständige Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) für ihr Gutachten längstens sechs Monate Zeit und kann diese Frist nur in begründeten Fällen um weitere sechs Monate verlängern. Dies sei aus Sicht von Martin Engelmann, Hauptgeschäftsführer der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen, eine dringend benötigte Verbesserung. Bislang habe ein solches Gutachten bis zu achtzehn Monate auf sich warten lassen. Doch auch weitere Änderungen seien dringend erforderlich, weil das System bislang nach Aussage von Engelmann überhaupt nicht funktioniere. Nicht eines der rund 200 von der EFSA als sicher bewerteten Recyclingverfahren sei in den letzten zehn Jahren von der EU-Kommission offiziell zugelassen worden. Der neue Entwurf umfasse laut Euwid unter anderem allgemeine Anforderungen an das Kunststoffrecycling und den Rezyklateneinsatz. Der Entwurf kann hier eingesehen werden.
Quelle:
- Euwid Recycling und Entsorgung 50/2021 (14.12.2021)
03.12. - 09.12.2021
Konsumgüterkonzerne wollen wiederverwenden statt verschwenden und geben der Kreislaufwirtschaft eine immer größere Lobby, schreibt die FAZ. Dabei gehe die chemische Industrie voran und investiere gezielt in Projekte der Kreislaufwirtschaft. Doch der Weg sei mühsam, konstatiert die FAZ, und das Handelsblatt berichtet noch konkreter von den Problemen der Hersteller und des Handels beim Umstieg auf nachhaltige Verpackungen.
Es sei ein ermutigendes Signal, dass die chemische Industrie in Projekte der Kreislaufwirtschaft investiere, heißt es in eine Kommentar der FAZ. Konsumgüterkonzerne wie Henkel, die am Ende auch viel Abfall produzieren, wüssten um ihre Verantwortung und setzten sich ehrgeizige Ziele. Bei Henkel sollen schon bis zum Jahr 2025 alle Verpackungen recycelbar oder wiederverwendbar sein, und zu mehr als 30 Prozent aus recyceltem Kunststoff bestehen. Gegen Kunststoffe in der Umwelt helfe nur, sie möglichst lange im Kreislauf zu halten, denn ohne Kunststoffe gehe es nicht, wie jedem spätestens seit der Corona-Pandemie klar sein sollte, meint der Kommentator. Die chemische Industrie gehe bei der Kreislaufwirtschaft mit Investitionen voran, aber auch die Abfallwirtschaft spiele für den Kreislauf eine wichtige Rolle und habe gemeinsam mit Kunststoffherstellern, der kunststoffverarbeitenden Industrie und Maschinenbauern einen „Interessenverbund Kreislaufwirtschaft“ gebildet und Forderungen an die Politik gestellt, von denen es viele – wie die Mindestquote für Rezyklate, die digitale Nachverfolgung von Wertstoffketten oder das Ende von Kunststoffdeponien – in den Koalitionsvertrag geschafft hätten.
Den Mühen der Umsetzung widmet das Handelsblatt einen Beitrag unter dem Titel „Aufreibender Kampf gegen den Plastikmüll“. Insbesondere ist hier die Rede vom Versuch, sich von Kunststoff aufgrund des schlechten Images bei Verpackungen zu verabschieden. Ungewöhnliche Kooperationen würden dazu gebildet wie die zwischen dem Konsumgüterhersteller Procter & Gamble und der Schwarz-Gruppe, die gemeinsam nachhaltige Verpackungslösungen entwickeln wollen. Alle großen Konsumgüterhersteller wollten weniger Kunststoff einsetzen, setzten vielfach auf Papier, könnten aber etwa bei Flüssigkeiten eben nicht auf Kunststoff verzichten, das wegen seiner Eigenschaften schlichtweg notwendig sei, wie auch die Chefin von P & G Deutschland, Astrid Teckentrup, bekräftige. Aus diesem Grund müsse man so viel wie möglich mit Rezyklaten arbeiten, so Teckentrup. Da aber P & G nicht der einzige Konzern mit solchen Plänen sei, sei der Run auf Rezyklate groß, die deshalb deutlich teurer seien als Neuware. Außerdem seien Rezyklate nicht so beständig wie Neuware, weshalb mitunter Maschinen erneuert und der Abfüllprozess angepasst werden müsse, berichte Thorsten Leopold, Leiter der Verpackungsentwicklung bei Henkel. Der Handel sehe sich ebenfalls unter Druck, klimaneutral zu werden, doch gebe es dort ähnliche Probleme. Bei Eigenmarkenprodukten hätten Händler zwar die Chance, durch neue Verpackungen CO2 einzusparen, doch brauche das viel Zeit und Geld. Man sei sich aber bewusst, dass nachhaltige Verpackungen am Anfang „ein paar Cent mehr kosten können“, so Thomas Kyriakis, Chef von Prezero, der Entsorgungstochter der Schwarz-Gruppe, der wisse, dass das Produktdesign am Anfang das „A und O beim Verpackungsmanagement“ sei. Nicht zuletzt deshalb sei für P & G die Partnerschaft mit Prezero so wichtig. Echte Durchbrüche bei innovativen nachhaltigen Verpackungen würden so bald wie möglich gebraucht, nicht irgendwann, mahne die Deutschlandchefin von P & G, Teckentrup.
Quellen:
- FAZ (4.12.2021)
- Handelsblatt (6.12.2021)
Einige Fachblätter berichten vom bvse-Altkunststofftag, der am 30. November als Hybridveranstaltung in Köln live oder online verfolgt werden konnte. Neben der Neuordnung der Abfallverbringung ging es um die Themen Design for Recycling, Rezyklateinsatzquoten und chemisches Recycling, die sich auch die Medien in ihrer Berichterstattung herausgesucht haben.
In Köln habe der bvse-Hauptgeschäftsführer Eric Rehbock laut Kunststoff Information erklärt, dass man zum ersten Mal das Gefühl habe, dass eine Wende eingetreten sei: Nachhaltigkeit und Rezyklate erhielten im Handel und bei Verbrauchern eine spürbar höhere Bedeutung, und der Run auf Rezyklate dauere an. Gunda Rachut, Vorständin der Zentralen Stelle Verpackungsregister, machte die Bedeutung einer recyclinggerechten Verpackungsgestaltung und intelligenter Regelungswerke mit Investitionsanreizen für eine weitere Steigerung bei den Verwertungs- und Rezyklateinsatzmengen deutlich. Kontraproduktiv wäre dagegen der aktuelle Anstieg bei den faserbasierten Verpackungen, die als „Öko“ deklariert nur begrenzt bis gar nicht recycelbar seien. Die derzeit diskutierten vier Lösungen hinsichtlich einer Lenkungswirkung hin zu einer recyclinggerechteren Verpackung und mehr Rezyklateinsatz seien noch zu evaluieren, inwieweit sie praktikabel seien. Im Gespräch befänden sich neben einem Einzahlungsmodell für weniger gut recyclingfähige Verpackungen und einem Auszahlungsmodell für gut designte Lösungen auch eine privatrechtliche oder öffentlich-rechtliche Fondslösung oder Zertifikatslösung über den Recyclateinsatz. bvse-Vizepräsident Herbert Snell hatte sich im Rahmen der Pressekonferenz laut Euwid für eine polymerspezifische Rezyklateinsatzquote ausgesprochen. Über polymerspezifische Substitutionsquoten, die Hersteller dazu verpflichten, einen bestimmten Mindestanteil der am Markt abgesetzten Kunststoffe aus dem Recycling von Kunststoffabfällen zu generieren, schlage Snell ein Handelssystem mit Zertifikaten vor. Hersteller könnten ihren Verpflichtungen so auch nachkommen, indem sie von Rezyklatanbietern Zertifikate für den Verkauf von Neuware erwerben.
Als weiteres Thema des Altkunststofftages wurde das chemische Recycling diskutiert, zumal im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung angekündigt wurde, das chemische Recycling im Verpackungsgesetz als Recyclingoption aufzunehmen. Dort sei es zwar als Verfahren nicht ausgeschlossen, zähle aber nicht zur Erfüllung der werkstofflichen Quote, weist Euwid in seinem Bericht darauf hin. Der bvse sei deshalb alarmiert und Thomas Probst warne, dass mit dem chemischen Recycling Versprechen aufgebaut würden, die das werkstoffliche Recycling gefährden und das Design for Recycling überflüssig machten. Vor allem die Recyclingkapazitäten für Mischkunststoffe sehe er in Gefahr, wo es schon jetzt mit der Pyrolyse zur Konkurrenz um den Stoffstrom aus den Sammlungen der dualen Systeme käme. Auch Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe sehe den Verwertungsweg kritisch. Es handele sich um eine unausgereifte Technologie, deren Umweltauswirkungen noch weitgehend unbekannt seien. Bislang gebe es noch keine unabhängige und transparente Studie dazu, kritisiere Fischer.
Quellen:
- KI (3.12.2021)
- recyclingmagazin.de, plasticker.de (8.12.2021)
- Euwid Recycling und Entsorgung 49/2021 (9.12.2021)
26.11. - 02.12.2021
Auf einen Hinweis im Koalitionsvertrag der Ampel zur Umsetzung der „EU-Plastikabgabe“ auf nationaler Ebene gehen einige Fachmedien ein. Demnach soll die Abgabe auf „die Hersteller und Inverkehrbringer umgelegt“ werden.
Seit Monaten werde darüber spekuliert, schreibt Kunststoff Information: Auf Seite 163 des Koalitionsvertrags zwischen SPD, Bündnis90/Die Grünen und FDP gebe es nun einen „dürren Hinweis“, wie sich die Ampel-Koalition die nationale Umsetzung der EU-Plastikabgabe vorstelle. Die Hersteller und Inverkehrbringer sollen für die bereits bestehende Abgabe in Höhe von 800 Euro pro Tonne nicht recycelter Kunststoffverpackungen aufkommen. Das Deutsche Verpackungsinstitut habe daran schon Kritik geäußert, bezweifle eine entsprechende Lenkungswirkung, zumal die Abgabe nicht zweckgebunden sei, sondern direkt in den EU-Haushalt fließen solle und so der Kreislaufwirtschaft zu deren Weiterentwicklung entzogen sei. Beifall komme dagegen vom Verband kommunaler Unternehmen (VKU), wie Euwid berichtet. Der VKU erwarte erhebliche Anreize für mehr Recycling und den Umstieg auf alternative Verpackungsmaterialien, sollte die Abgabe tatsächlich auf die Hersteller umgelegt werden.
Quellen:
- Kunststoff Information, Euwid Recycling und Entsorgung 48/2022 (1.12.2021)
Das Recyclingportal berichtet über eine Online-Veranstaltung der DGAW, bei der Expertinnen und Experten über die Chancen neuer Sortiertechnologien diskutierten. Das Recyclingmagazin stellt ein norwegisches Projekt zur Restabfallsortierung vor, das zur Erhöhung der Recyclingraten „wegweisend“ sei.
Künstliche Intelligenz, Tracermarkierungen, digitale Wasserzeichen – das seien neben Verbesserungen der gängigen Sortiertechnologien die Schlagworte der aktuellen Diskussion. Um Chancen innovativer Sortiertechnologien sei es laut Recyclingportal auch bei einer Online-Veranstaltung der DGAW Deutsche Gesellschaft für Abfallwirtschaft e.V. gegangen. Vorgestellt worden seien zunächst KI-Technologien, bei der klassische Sensoren mit Objekterkennung auf Basis von Datenbanken ergänzt werden, womit etwa für das Recycling schädliche Kartuschen aussortiert werden könnten. Weiterhin ermöglichten Fluoreszenzmarker das Aussortieren unerwünschter Materialien wie Verbunde. Sie erforderten zwar eine stärkere Vereinzelung auf den Sortierbändern, ermöglichten aber eine höhere Ausbeute und Sortenreinheit der gewünschten Fraktionen. Eine Trennung nach unterschiedlichen Kriterien wie Food/Non-Food, gefährlicher Inhalt, schwarze Materialien etc. machten digitale Wasserzeichen möglich. Solche Systeme würden derzeit hinsichtlich Zuverlässigkeit, Detektions- und Auswurfleistung in mehreren Versuchsphasen getestet. Deutlich wurden schließlich die praktischen Herausforderungen eines Betreibers einer Sortieranlage, die sich zwischen den konkurrierende Zielen „Sortiertiefe“, „Sortierqualität“ und „wirtschaftlicher Anlagendurchsatz“ bewegten. Mit den neuen Technologien könnten sich über eine eindeutige Identifikation neue Märkte eröffnen. Jedoch sei aus Sicht des Anlagenbetreibers die Sortierung nicht durch technologische Grenzen limitiert, sondern durch den Markt bzw. durch die Qualität der Fraktionen, wofür auch die Inputqualität besser werden müsse. Laut DGAW hätte die Schlussrunde mit den Expertinnen und Experten unter anderem ergeben, dass auch sie sich recyclingfähigere Verpackungen wünschten ebenso wie eine bessere Aufklärung der Konsumenten, Technologieoffenheit, Nachfragsteigerung für Rezyklate und vor allem – ein besonderes Anliegen der DGAW – stoffstromorientierte Zielsetzungen anstelle strenger Quoten.
Das Recyclingmagazin hat sich ebenfalls mit einem Sortierthema befasst, nämlich mit der Sortierung gemischter Siedlungsabfälle des norwegischen Entsorgungsunternehmens Ivar, dem nach Volumen größten Verarbeiter kommunaler Siedlungsabfälle in Norwegen. Ivar verarbeite in Forus alle Abfälle von zehn Gemeinden mit etwa 325.000 Einwohnern, seit die getrennte Sammlung in dieser Region eingestellt worden sei. Vor geraumer Zeit habe man begonnen, mit Tomra nach zahlreichen Analysen im deutschen Testzentrum ein Konzept zu erarbeiten, um das volle Potenzial aus dem regionalen Abfall zu schöpfen. Herausgekommen sei eine vollautomatische Sortieranlage für gemischte Abfälle mit Anlagen für die Kunststoffsortierung und -aufbereitung sowie für die Papiersortierung. Kunststoffabfälle würden seit dem Start der Anlage im Januar 2019 in der betreffenden Region in der grauen Tonne mitgesammelt und in der neuen Anlage behandelt. Die Anlage verarbeite 40 Tonnen Hausmüll in der Stunde. Ballistikseparatoren trennten zunächst Kunststofffolien und Hartkunststoffe, anschließend 14 Autosort-Maschinen die Hartkunststoffe in PP, HDPE, PS, PET und erzeugten darüber hinaus eine saubere Fraktion von LDPE-Folien. Ein weiterer Sortierschritt erhöhe den Reinheitsgrad, der am Ende bei 98 Prozent liege. PS- und PET-Endfraktionen würden an verschiedene europäische Recyclinganlagen versandt, LDPE, HDPE und PP in der eigenen Anlage zu Granulat verarbeitet und anschließend verkauft. Laut der Beteiligten habe das neue Abfallmanagement bei Ivar gezeigt, dass die Sortierung der gemischten Abfälle einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leiste. CO2-Emissionen würden zweifach verringert, zum einen, weil weniger Kunststoffe in der Verbrennung landeten, zum zweiten, weil durch daraus entstehende Rezyklate der Bedarf an Primärproduktion gesenkt würde. Doch könne die Automatisierung die Abfallsortierung nur ergänzen, niemals aber die lokalen Systeme zur getrennten Abfallsammlung ersetzen, seien die Projektpartner überzeugt.
Quellen:
- recyclingportal.eu (25.11.2021)
- recyclingmagazin.de (1.12.2021)
Die Zeit berichtet über einen Expertenbericht, der der US-Regierung vorgelegt worden sei, nach dem die USA die weltweit größten Verursacher von Kunststoffabfällen sei: 130 Kilogramm pro US-Bürger und Jahr.
Laut der Studie haben die USA im Jahr 2016 rund 42 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle produziert, doppelt so viel wie China und mehr als alle EU-Staaten zusammen. Jeder US-Bürger erzeuge im Schnitt 130 Kilogramm im Jahr, gefolgt von Südkorea mit 88 Kilo pro Jahr und Einwohner. Im Bericht der Vorsitzenden des vom US-Kongress einberufenen Expertenkomitees, Margaret Spring, heiße es, dass die weltweite Kunststoffproduktion von 1966 bis 2015 um das 20-fache angestiegen sei und schätzungsweise acht Millionen Tonnen jährlich im Meer landeten. Einer der Gründe sei, dass das Recycling mit der Neuproduktion nicht Schritt halten könne. Der Bericht schlage eine Reihe von Gegenmaßnahmen vor: weniger Neuware produzieren, Materialien verwenden, die sich schneller abbauen und leichter recyceln lassen, bestimmte Einwegkunststoffe reduzieren und die Abfallbewirtschaftung verbessern.
Quelle:
- zeit.de (2.12.2021)
19.11. - 25.11.2021
In einer „Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie“ will die Ampel-Koalition die rohstoffpolitischen Strategien bündeln und sich darauf aufbauend in der EU für einheitliche Standards einsetzen. Weiterhin soll recyclingfreundliches Verpackungsdesign belohnt und das chemische Recycling als Recyclingoption im Verpackungsgesetz aufgenommen werden.
In der Fachpresse finden sich erste Berichte zum Koalitionsvertrag, der am 24.11.2021 in Berlin vorgestellt wurde. Demnach plane die neue Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP eine „Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie“, was der Bund der deutschen Entsorgungswirtschaft (BDE), der bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung sowie der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) ausdrücklich begrüßten, während die Deutsche Umwelthilfe (DUH) die Passagen zur Kreislaufwirtschaft kritisiere. In der geplanten Strategie sollen alle bereits existierenden rohstofflichen Strategien gebündelt werden. Auf europäischer Ebene wolle die Ampelkoalition gemeinsam mit Herstellern ambitionierte und einheitliche Anforderungen entwickeln an Produkte, die langlebig, wiederverwendbar, recycelbar und möglichst reparierbar sein sollten, und sich für einheitliche Standards in Europa einsetzen, ebenso wie für ein europaweites Deponieverbot für Siedlungsabfälle und eine europarechtliche Exportregulierung, nach der nur noch in zertifizierte Anlagen exportiert werden dürfe. Höhere Recyclingquoten und produktspezifische Mindestquoten sollen auf europäischer Ebene für höheren Einsatz von Rezyklaten und Sekundärrohstoffen sorgen. Auf nationaler Ebene soll ein Fondsmodell auf gesetzlicher Basis ressourcenschonendes und recyclingfreundliches Verpackungsdesign fördern. Im Verpackungsgesetz soll das chemische Recycling als Recyclingoption aufgenommen werden. In der öffentlichen Beschaffung sollen Mindestquoten die Absatzmärkte für klimafreundliche Produkte stärken. Kritik komme von der DUH: Die Ampelkoalition verstecke sich hinter europäischen Mindeststandards, anstatt national ambitionierte Vorgaben zu machen. Der BDE begrüße dagegen die Bekenntnisse zur Kreislaufwirtschaft und dränge, die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie schnellstmöglich auf den Weg zu bringen. Für den bvse beinhalte das Kapitel viele positive Punkte, doch bleibe die konkrete gesetzliche Ausgestaltung abzuwarten, denn der Teufel stecke im Detail. Auch der VKU habe sich zum Koalitionsvertrag, der zu Recht den Klimaschutz im Fokus habe, weitgehend positiv geäußert, ebenso zu den Passagen zur Abfallpolitik, die auf Abfallvermeidung und Stärkung des Mehrwegs setze und sich zu einer ökologischen Produktpolitik sowie einem europaweiten Deponieverbot bekenne.
Quellen:
- euwid-recycling.de (24.11.2021)
- recyclingportal.eu, bvse.de (25.11.2021)
Trotz der widrigen Umstände im vergangenen Jahr haben die dualen Systeme mehr Verpackungsabfälle dem Recycling zugeführt: über alle Materialien hinweg 50,5 Prozent der in gelben Tonnen und Säcken gesammelten Abfälle. Bei Kunststoffverpackungen lag die Recyclingquote sogar bei 60,6 Prozent, wie die Fachpresse berichtet.
Die Gesamtrecyclingquote von 50 Prozent sei damit übertroffen worden, habe das Umweltbundesamt und die Zentrale Stelle Verpackungsregister auf der diesjährigen Jahrespressekonferenz mitgeteilt. Auch bei den Kunststoffverpackungen sei die gesetzliche Quote von 58,5 Prozent übertroffen worden. Handlungsbedarf bestünde dennoch, da im kommenden Jahr 2022 die Quoten steigen. Die höheren Anforderungen würden nach Einschätzung von ZSVR-Vorständin Gunda Rachut nach heutigem Stand nur Papier, Metallverpackungen und Kunststoffe erreichen. Bei der Rückführung von Kunststoffverpackungen in den Kreislauf gebe es also Fortschritte, doch müsse sich das Verpackungsdesign sowohl in Europa als auch in Deutschland noch stärker an der späteren Recyclingfähigkeit orientieren. Auch der bvse sehe in den Zahlen nicht nur Grund zur Freude. Zwar sei der steige Trend zu mehr Recycling erfreulich, jedoch kein Anlass zur Selbstzufriedenheit. Der Recyclerverband sei zwar zuversichtlich, dass die höheren Vorgaben von 63 Prozent im Jahr 2022 erreicht würden, doch der Blick auf die künftigen europäischen Vorgaben, nach denen Deutschland nur eine Recyclingquote von 43 Prozent erreiche, mache den Steigerungsbedarf deutlich.
Quellen:
- euwid-recycling.de (18.11.2021)
- KI, recyclingmagazin.de, recyclingportal.eu, neue-verpackung.de (19.11.2021)
- recyclingportal.eu (22.11.2021)
In der Tagespresse finden sich mehrere Berichte zu Ankündigungen von Ikea wie auch von Amazon, Kunststoffverpackungen reduzieren zu wollen. Wie führende Tages- und Wochenblätter berichten, will Amazon beim Versand weitgehend auf Plastikverpackungen verzichten und das sehr rasch. Ikea habe angekündigt, bis 2028 keinen Kunststoff mehr in Verkaufsverpackungen einzusetzen.
Bis Ende des Jahres will Amazon laut der Zentrale in Deutschland die Umstellung abgeschlossen haben. Dann sollen den Presseberichten zufolge kleinere Lieferungen in Versandtaschen und -tüten auf Papierbasis und nur noch größere Artikel in Kartons aus Wellpappe verschickt werden. Allein Luftpolsterfolie soll noch für zerbrechliche Ware zum Einsatz kommen. Hintergrund seien Vorwürfe von Umweltorganisationen, Amazon habe zu viel Plastikmüll produziert und sei so mitverantwortlich für die Verschmutzung der Meere. Auch Ikea wolle sich von Plastikverpackungen verabschieden, allerdings endgültig erst bis zum Jahr 2028, wie die Frankfurter Rundschau berichtet. Bis dahin wolle Ikea die Entwicklung innovativer Verpackungslösungen vorantreiben. Lediglich für einige Produkte des IKEA Lebensmittelsortiments, wo es Qualitäts- und Lebensmittelsicherheitsstandards erfordern, soll es bei Kunststoffverpackungen auch nach 2028 bleiben. Als Grund für solche Konzernentscheidungen führt die FAZ in einem weiteren Beitrag an: Nachhaltigkeit werde vermehrt zum Wettbewerbsvorteil. In der Verbrauchsgüterbranche setzten deshalb immer mehr Unternehmen auf die Förderung nachhaltiger Produkte, wobei der Fokus aktuell insbesondere auf der Vermeidung von Plastik- und anderen Verpackungsabfällen oder deren vollständige Recyclingfähigkeit liege.
Quellen:
- handelsblatt.com, spiegel.de, zeit.de (22.11.2021)
- Frankfurter Rundschau, FAZ, plasticker.de (23.11.2021)
12.11. - 18.11.2021
Die neue DIN SPEC 91446, die einen einheitlichen Standard zur Qualifizierung von Kunststoffrezyklaten beinhalte, ist laut Fachpresseberichten veröffentlicht und werde helfen, die Kommunikation innerhalb der Wertschöpfungskette zu verbessern. Initiiert wurde der neue Standard von Cirplus, dem Kunststoff-Institut und weiteren Partnern. Er sorge für eine gemeinsame Sprache und klare Definitionen, die für den Aufbau einer Kreislaufwirtschaft erforderlich seien.
Bislang habe eine einheitliche Beschreibung der Rezyklate aller Polymerarten und deren Qualitäten gefehlt. Das solle nun die DIN SPEC 91446 „Klassifizierung von Kunststoff-Rezyklaten durch Datenqualitätslevel für die Verwendung und den (internetbasierten) Handel“ ändern. Sie ermögliche, Kunststoffrezyklate nach vier unterschiedlich umfangreichen Datenqualitätsstufen zu klassifizieren und damit die Kommunikation entlang der Wertschöpfungskette zu erleichtern. Eine gemeinsame Sprache und klare Definitionen seien laut Professor Hans-Josef Endres vom Institut für Kunststoff- und Kreislauftechnik der Leibniz Universität Hannover wesentlich für funktionierende Kreisläufe und den Aufbau einer Circular Economy für Kunststoffe. Endres habe das Konsortiums zur Erarbeitung der DIN SPEC 91446 gemeinsam mit seiner Kollegin Dr. Madina Shamsuyeva geleitet. Der neue Standard liefere umfassende Vorgaben zu Datenmenge und -qualität für die Materialklassifizierung. Auch lege er ein System zur Einstufung der Rezyklate fest. Laut Endres stehe die neue DIN SPEC allen Akteuren der Wertschöpfungskette wie Anwendern, Verarbeitern, Recyclern und Entsorgern zur Verfügung, auch Politik und Wissenschaft könnten sie nutzen. Sie bilde eine wichtige Grundlage, um Kreisläufe für Kunststoffe zu schließen und den wirtschaftlichen Einsatz hochwertiger Rezyklate zu steigern, erkläre auch Christian Schiller, Initiator der DIN SPEC und Geschäftsführer der cirplus GmbH. Die 16 Mitglieder des Konsortiums aus Wissenschaft und Wirtschaft, das die DIN SPEC erarbeitete, hätten den gesamten Recycling-Wertschöpfungskreislauf abgebildet. Die DIN SPEC 91446 steht unter www.beuth.de als kostenloser Download zur Verfügung.
Quellen:
- recyclingmagazin.de (12.11.2021)
- plastverarbeiter.de (15.11.2021)
- kunststoff-magazin.de (16.11.2021)
Nach Berichten in der aktuellen Ausgabe von Euwid Recycling und Entsorgung hat das Umweltbundesamt (UBA) auf der Grundlage von Berechnungen der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) Zahlen für das Jahr 2019 an die EU nach der neuen Berechnungsmethode gemeldet. Gegenüber der bisherigen Methode sinke damit die Recyclingmenge insgesamt um 1,4 Millionen Tonnen. Die GVM sehe allerdings die erstmalig neue Berechnung als „Probelauf“ an und erwarte noch Änderungen. Ab den Meldungen für das Jahr 2020 müssten dann alle Staaten nach der neuen Methode berechnen.
Den Mitgliedsstaaten stehe es jetzt noch frei, ob sie ihre Zahlen zum Verpackungsrecycling nach der neuen Berechnungsmethode melden. Deutschland habe dies als einer der ersten Staaten getan. Aufgrund des entsprechenden Durchführungsbeschlusses der EU werde die Schnittstelle für die Berechnung der Recyclingmenge in der Prozesskette weiter nach hinten geschoben. Das bedeute, dass nun nicht mehr der Input in die erste, sondern nunmehr in die letzte Recyclinganlage herangezogen werde. Dabei werde zwischen Berechnungspunkt und frei wählbarem Messpunkt unterschieden, die auseinander liegen können. In dem Fall müssten für die Strecke dazwischen stoffstrom-spezifisch sogenannte Standardverlustraten beziffert werden. Für Deutschland bringe die neue Art der Berechnung für das Jahr 2019 über alle Verpackungsmaterialien hinweg eine um 7,6 Prozentpunkte oder 1,43 Millionen Tonnen auf 12,1 Millionen Tonnen gesunkene Recyclingmenge mit sich. Bei Papier, Aluminium und Kunststoffen seien die größten Veränderungen festzustellen. Für Kunststoffe gehe die Recyclingmenge um 11 Prozentpunkte auf 43,3 Prozent zurück. Hinsichtlich der Erfüllung der ab 2025 vorgegebenen Recyclingquote der EU von 50 Prozent gebe sich die GVM allerdings optimistisch, da mit weiteren Verbesserungen der Sortierung und Recyclingfähigkeit von Kunststoffverpackungen zu rechnen sei. Auch hinsichtlich der ab 2022 auf 63 Prozent steigenden Recyclingquote im deutschen Verpackungsgesetz erwarte die GVM, dass diese erreicht würde, da es hier bei der bisherigen Quotenschnittstelle bleibe.
Mehr Information: Download der GVM-Studie
Quellen:
- Mehrere Beiträge in Euwid Recycling und Entsorgung 46/2021 (16.11.2021)
Nicht Plastik an sich, sondern wir Menschen seien das Problem, zitiert die Süddeutsche Zeitung den Gründer des Sozialunternehmens Plastic Bank, den Kanadier David Katz. Das im Jahr 2013 in Vancouver gegründete Unternehmen gebe Sammlern in Ländern wie Haiti oder Indonesien für abgegebene Kunststoffabfälle im Gegenzug Geld oder Lebensmittel.
37.000 Tonnen Kunststoffabfälle seien auf diese Weise bislang an gut 500 Sammelstellen in Brasilien, Haiti, Indonesien, den Philippinen und neuerdings auch in Ägypten zusammengekommen. Der Kanadier Katz gebe den rund 17.000 Sammlern Lebensmittel oder Geldbeträge, wovon sie Schulgeld oder die Krankenversicherung bezahlen könnten. Die Sammler erhalten etwas mehr als den Marktwert, um so deren Armut zu lindern und gleichzeitig etwas gegen die Verschmutzung durch Kunststoffabfälle zu tun. 37.000 Tonnen klinge laut Süddeutscher Zeitung zwar nach einer ganzen Menge, das sei aber nur ein kleiner Anfang angesichts der jährlich produzierten Kunststoff-Menge. Plastic Bank bereite das gesammelte Material auf und verkaufe es unter anderem nach Deutschland, wobei das sogenannte Social Plastic noch etwa 35 Prozent teurer sei als Neuware. Zum Beispiel Henkel arbeite mit Plastic Bank seit 2017 zusammen, kaufe das Social Plastic und setze es etwa für die Flaschenkörper einer neuen Shampoo-Marke sowie für ein Reinigungsmittel ein. Henkel zahle derzeit den Aufpreis von 35 Prozent für das Social Plastic, doch habe Katz den Anspruch, sein Material langfristig günstiger als Neuware anbieten zu können.
Quelle:
- Süddeutsche Zeitung (7.11.2021)
05.11. - 11.11.2021
Die K-Zeitung gibt ein „leidenschaftliches Plädoyer pro Kunststoff“ wieder, dass der Leiter des SKZ, Professor Martin Bastian zum 60-jährigen Jubiläum seines Instituts gehalten hat. Dabei habe er viele interessante Fakten genannt, die belegen, dass Kunststoff „der“ Werkstoff der Zukunft sei, der so leistungsfähig, universell und kostengünstig wie kein anderer sei und damit die aktuellen globalen Herausforderungen besser löse als alle anderen Materialien.
Aktuelle Herausforderungen wie Mobilität, Umweltschutz, Klimawandel oder auch Gesundheit, Pflege und Infrastruktur seien nur mit Kunststoff zu meistern, so Bastian. Dessen geringerer Energiebedarf und mögliche Klimaneutralität wie auch die Eignung zur Kreislaufwirtschaft und die Verwendbarkeit von nachwachsenden Ressourcen zeichne ihn aus. Auch mit der – aus seiner Sicht – öffentlichen Kritik an Kunststoffverpackungen habe sich Bastian befasst und dazu einige Daten und Fakten angeführt: Verpackungsalternativen zu Kunststoff seien 3,6-mal schwerer, erforderten einen um Faktor 2,2 höheren Energieeinsatz und verursachten einen 2,7-mal größeren CO₂-Ausstoß. Verpackter Käse im Supermarktregal verursache gegenüber dem Käse an der Frischetheke 97 Prozent weniger Käseabfälle. Vakuumverpacktes Fleisch halte dreimal so lange wie unverpacktes und reduziere den Fleischabfall um 75 Prozent. „Verpackung ist Umweltschutz“ müsse laut Bastian den Verbraucherinnen und Verbrauchern klar gemacht werden. Weitere Beispiele habe Bastian auch zu den Themen Energiewende und Mobilität genannt, die von Kunststoffen profitierten. So sorge CFK für eine längere Lebensdauer von Rotorblättern, was zu geringeren Stillstandszeiten von Windkraftanlagen und damit zu geringeren Kosten führe. In Autos führe der Einsatz von Kunststoffen zu Gewichtsreduzierungen, die pro 100 Kilogramm weniger Gewicht etwa acht Prozent weniger CO₂-Ausstoß zur Folge hätten. Kunststoff sei fantastisch – und noch fantastischer, wenn wir es richtig machten, laute das Credo von Bastian. Dafür sehe er Handlungsbedarf unter anderem bei der Gewinnung und Förderung von Fachkräften wie auch bei der Kommunikation für eine verbesserte Reputation.
Quelle:
- k-zeitung.de (9.11.2021)
In einem Gastbeitrag in Müll und Abfall gibt Gunda Rachut, Vorständin der Zentralen Stelle, einen Überblick zum aktuellen Stand und zur weiteren Entwicklung des Verpackungsgesetzes. Sie betont darin die deutlich verbesserte Transparenz im Verpackungsentsorgungsmarkt und weist auf die Herausforderungen für die Jahre 2021 und 2022 hin, die unter anderem die Novelle des Verpackungsgesetzes mit sich bringen.
In ihrem Bericht zum Status quo weist die Chefin der Stiftung Zentralen Stelle Verpackungsregister auf das seit Inkrafttreten des Verpackungsgesetzes (VerpackG) und dem Wirken ihres Hauses Erreichte hin. Generell habe sich die Transparenz im Markt der Verpackungsentsorgung deutlich verbessert. Im September 2021 hätten sich mit 226.000 Unternehmen fast viermal so viele Hersteller wie vor fünf Jahren registriert. Auch habe sich die Zahl der Unternehmen, die sich um das Design recyclinggerechter Verpackungen kümmern, gesteigert. Im Jahr 2019 seien mit 5,3 Millionen Verpackungen 13 Prozent mehr gegenüber dem Vorjahr stofflich verwertet worden, allein bei Kunststoffverpackungen sogar über 50 Prozent mehr. Höhere Quoten des VerpackG und mehr Menge durch eine höhere Beteiligung von Unternehmen hätten dafür gesorgt. Die Novelle des VerpackG bringe weitere Verbesserungen wie auch Herausforderungen für die Zentrale Stelle mit sich. So können seit Juli 2021 ausländische Inverkehrbringer in Deutschland ansässige Bevollmächtigte mit der Wahrnehmung der verpackungsrechtlichen Pflichten beauftragen. Ab Anfang nächsten Jahres gelte die erweiterte Pfandpflicht für Einweggetränkeverpackungen. Und ab Juli 2022 müssten sich alle Unternehmen für jede Art von Verpackung, die sie in Verkehr bringen, registrieren, was eine Registrierungspflicht für auch nicht systembeteiligungspflichtige Verpackungen wie zum Beispiel Transport- oder Umverpackungen bedeute. Außerdem neu sei ab dann eine erweitere Verantwortung für „elektronische Marktplätze/Plattformen und Fulfillment Dienstleister“. Diese dürften ab Mitte nächsten Jahres dann nur noch Waren anbieten, deren Hersteller den verpackungsrechtlichen Pflichten nachkommen. Als verbesserungswürdig nennt Rachut in ihrem Fazit neben der geringen Systembeteiligung im gesamten Versand- und Onlinehandel auch das Recycling, das sich schon angesichts der 2022 nochmals steigenden Recyclingquote weiterentwickeln müsse. Hinsichtlich der Umsetzung des Paragraphen 21 zur ökologischen Gestaltung der Beteiligungsentgelte seien die Ergebnisse eines Forschungsvorhabens des Umweltbundesamtes bis Ende des Jahres abzuwarten, die womöglich neue Verbesserungsideen ermöglichen. Rachut sieht dem Jahr 2022 mit Spannung entgegen: Neue Regeln aus Brüssel wie die für Ende 2021 geplante Überarbeitung der Verpackungsrichtlinie, deren nationale Umsetzung wie auch Impulse nach der Bundestagswahl würden dafür sorgen, dass das Thema Verpackungen weiterhin im Fokus bleibe.
Quelle:
- Müll und Abfall 11-2021
Im Rahmen ihrer Serie „schneller schlau“ befasst sich die FAZ mit den Verursachern des „Mülls im Meer“. Plastiktüten, die ab Anfang nächsten Jahres nicht mehr in Umlauf gebracht werden dürfen, seien es jedenfalls nicht. Deren Verbot helfe auch dem Klima nicht.
Mit einer kleinen fiktiven Rechnung zeigt der Autor des Artikels die verschwindend geringe Klimabelastung einer Plastiktüte, deren Verbot eher Symbolpolitik sei. Eine Gefahr für Meeres- und Küstentiere stellen Kunststoffabfälle im Meer dagegen schon dar, allerdings würden die weniger durch Plastiktüten als durch Verpackungen von Getränkeherstellern , Lebensmittelkonzernen sowie Shampoo- und Duschgelproduzenten verursacht. Zwar fänden sich hier und da Testläufe im Handel, um Verpackungen einzusparen, doch mit noch überschaubarem Effekt. Für eine Reduktionsstrategie seien Fragen wie, zu welchem Zweck man vermeide und wie sich die Vermeidung sinnvoll mit Recycling und Kreislaufführung verbinden lasse, zu beantworten. Dafür müssten allerdings Hersteller, Inverkehrbringer und Verbraucher eine noch größere Bereitschaft zu pragmatischen Lösungen zeigen. Kunststoff einfach zu verteufeln, sei sicherlich nicht der sinnvollste Weg, schreibt die FAZ.
Quelle:
- faz.net (7.11.2021)
29.10. - 04.11.2021
Für mehr Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz sprechen sich Verbände der deutschen Kunststoff- und Recyclingwirtschaft aus in ihrem gemeinsamen Positionspapier, über das die Fachpresse breit berichtet. Zu mehr Kreislaufwirtschaft sollen auch Normen beitragen. Das Deutsche Institut für Normung hat dazu eine „Normungsroadmap Circular Economy“ vorgelegt, die etwa vom bvse laut den Berichten als wichtiger Baustein für mehr Akzeptanz von Recyclingprodukten in der Gesellschaft begrüßt wird.
In ihren Beiträgen zum Positionspapier der deutschen Kunststoff- und Recyclingindustrie, über das wir bereits ausführlich berichtet haben (s. News vom 28.10.2021) betonen die Fachblätter das damit verbundene klare Zeichen zur konstruktiven Zusammenarbeit. Hinter dem Papier stünden mit Plastics Europe Deutschland, dem GKV Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie, VDMA Fachverband Kunststoff- und Gummimaschinen sowie mit den Organisationen der Entsorgungs- und Recyclingindustrie BDE und bvse Repräsentanten der entscheidenden Akteure entlang der Wertschöpfungskette, die damit in den Dialog mit weiteren Partnern aus der Kunststoffindustrie, wie auch mit den Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft treten wollten. Sie seien sich einig, dass Kunststoffe schon heute einen elementaren Beitrag zum Klimaschutz leisten. Ihr Ziel sei eine funktionierende Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe, um so noch stärker von den Vorteilen des Materials zu profitieren. Im Positionspapier fänden sich detaillierte Vorschläge, wie Impulse für mehr Kreislaufwirtschaft gesetzt werden sollten.
Auch die Normungsroadmap Circular Economy, die im September vom Deutschen Institut für Normung (DIN) vorgelegt wurde, soll für mehr Kreislaufwirtschaft sorgen. Einen Monat später hätten deren Initiatoren laut Fachpresseberichten das zunächst auf ein Jahr angelegte und vom BMU unterstützte Projekt vorgestellt. Ziel sei eine Bestandsaufnahme zu Normen im Bereich der Circular Economy, um so den künftigen Bedarf und konkrete Handlungsempfehlungen daraus abzuleiten. Normen und Standards bildeten die Grundbasis für technische Regelwerke, die die Kreislaufwirtschaft in Deutschland und Europa beeinflussen. Dabei werde allerdings Circular Economy aus verschiedenen Blickrichtungen betrachtet, da die Beteiligten Herausforderungen und Problemstellungen gegebenenfalls unterschiedlich definierten. Deshalb sei es „umso wichtiger, die verschiedenen Akteure entlang der Wertschöpfungskette zusammen zu bringen“, wird bvse-Hauptgeschäftsführer Eric Rehbock dazu zitiert. Der bvse begrüße den vorgestellten Prozess zur Normungsroadmap. Normen und Standards gäben Sicherheit und förderten die gesellschaftliche Akzeptanz von Recyclingprodukten, so Rehbock. Im Januar nächsten Jahres beginne die Arbeit am Thema in sieben Arbeitsgruppen, die jeweils eine Produktgruppe repräsentieren.
Quellen:
- recyclingnews.de (28.10.2021)
- recyclingmagazin.de, k-zeitung.de, plastverarbeiter (29.10.2021)
- recyclingportal.eu, kunststoffe.de (2.11.2021)
- Euwid Recycling und Entsorgung 44/2021, KI, umweltwirtschaft.com (3.11.2021)
Das Handelsblatt befasst sich im Rahmen einer Themenwoche zum grünen Umbau der Wirtschaft auch mit der Kreislaufwirtschaft, die Probleme der Umweltverschmutzung oder auch der Lieferengpässe lösen könnte. Eine „800-Miliarden-Euro-Chance“ biete der „Rohstoff Müll“, doch drohe Deutschland den Anschluss beim Thema Kreislaufwirtschaft zu verlieren. Auch Henning Wilts vom Wuppertal Institut mahnt in einem separaten Interview mit der Zeitung, Gas zu geben, um das Wettrennen nicht zu verlieren.
Deutschland gelte als Land der Mülltrenner, sei aber von einer echten Kreislaufwirtschaft weit entfernt, während Nachbarländer wie die Niederlande bereits Strategien entwickelten sowie Ziele und Quoten festlegten. Bis zum Jahr 2030 könnte die zirkuläre Wirtschaft in Deutschland ein Marktvolumen von bis zu 200 Milliarden Euro erreichen, in Europa gar 800 Milliarden, wie Berechnungen der Unternehmensberatungsgesellschaft BCG ergeben hätten. Bisher sei aus Kostengründen das Potenzial nicht genutzt worden, doch ändere sich das gerade angesichts der Risiken in der Lieferkette und der aktuellen Mangelwirtschaft nach der Pandemie. Dass Deutschland ein rohstoffarmes Land sei, rücke schlagartig wieder ins Bewusstsein. Und mit der Energiewende nehme die Abhängigkeit von Rohstoffimporten nochmal zu. Dabei könnte eine zirkuläre Wirtschaft den Unternehmen dauerhaft Zugang zu den benötigten Grundstoffen sichern, die in Kunststoffprodukten, Batterien oder Verpackungen steckten. Dazu wären laut BCG bis 2040 Investitionen von 50 bis 60 Milliarden Euro erforderlich, was eine 75-prozentige Kreislaufwirtschaft ermöglichen könnten. Auch laut Henning Wilts, Kreislaufwirtschaftsexperte beim Wuppertal Institut, ist Deutschland trotz bester abfallwirtschaftlicher Struktur beim Thema Kreislaufwirtschaft nur Durchschnitt. Es mangele nicht an Nachfrage nach Rezyklaten, sondern an Rentabilität und etwa bei Kunststoffen gebe es Schwierigkeiten, die Qualität nachzuweisen. Die Bereitschaft in der Industrie sei groß, es brauche aber dringend eine Kreislaufwirtschaftsstrategie mit Vorgaben und Rahmenbedingungen, an denen sich die Unternehmen orientieren könnten. Deutschland müsse nun dringend Gas geben, ansonsten finde die Wertschöpfung woanders statt, so Wilts im Handelsblatt. Ein weiterer Bericht zum Thema beschreibt, was Deutschland vom „Trendsetter Niederlande“ in Sachen Kreislaufwirtschaft lernen könnte. Dort wolle man bis zum Jahr 2050 eine Wirtschaft ohne Abfall schaffen. Amsterdam wolle bereits in neun Jahren nur noch halb so viele Rohstoffe verbrauchen und 2050 komplett „zirkulär“ sein.
Quellen:
- Mehrere Beiträge im Handelsblatt (handelsblatt.com, 1.11.2021)
22.10. - 28.10.2021
Die Initiative Circular Economy im Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat im Kompromisspapier „Sechs Schritte zur Kreislaufwirtschaft“ Forderungen an die neue Bundesregierung der rund 60 am Netzwerk Beteiligten formuliert, worüber Euwid berichtet. Die FAZ gibt die Forderungen zur Kreislaufwirtschaft der „ungewöhnlichen Allianz“ aus Kunststofferzeugern und -verarbeitern, Maschinenbauern und Entsorgern wieder.
Im BDI-Papier bekenne sich die deutsche Industrie zu den Klimaschutzzielen des Pariser Abkommens und zu dem Ziel einer rohstoffschonenden zirkulären Wirtschaft des „Green Deal“ der EU, was zu „erheblichen Veränderungen unserer Wirtschaftsstruktur“ führen werde, berichtet Euwid aus den Inhalten. Die Bundesregierung müsse den Green Deal „prioritär“ begleiten. Die Rohstoffpolitik solle auf das Schließen von Material- und Produktkreisläufen neu ausgerichtet und dabei den Unternehmen Planungs- und Investitionssicherheit gegeben werden. Darüber hinaus brauche die Industrie wettbewerbsfähige Energie- und Rohstoffpreise und dafür wiederum eine Förderpolitik, die die Transformation zur Circular Economy unterstütze und dabei vor allem kleine und mittlere Unternehmen berücksichtige. Im Rahmen der europäischen Produkt- und Stoffpolitik solle sich die Bundesregierung für mehr „Design for Sustainability“ einsetzen, dass Zielkonflikte Kriterien des „Design for Circularity“ berücksichtigen und sie mit „Design for Performance“ mit einer ganzheitlichen Herangehensweise auflösen. Eng mit den Zielen des Klimaschutz verknüpft sollten laut der Autoren alle Maßnahmen und Instrumente für mehr Kreislaufführung, die im engen Austausch mit der Wirtschaft zu entwickeln seien, verknüpft sein. So würden definierte Mechanismen, wie CO2-Einsparungen durch zirkuläres Wirtschaften ganzheitlich anzurechnen seien, benötigt. Gemeinsam forderten sie neue Spielregeln, um eine Kreislaufwirtschaft in Schwung zu bringen.
Im Gespräch mit der FAZ erläuterten Vertreter der Autoren eines gemeinsamen Positionspapiers der Kunststoff erzeugenden und verarbeitenden Industrie sowie des Kunststoffmaschinenbaus und der Entsorgungswirtschaft die dort aufgeführten Forderungen zur Kreislaufwirtschaft, wie das Blatt berichtet. Die Nachfrage nach Kunststoffen würde laut Ingemar Bühler von Plastics Europe ungeachtet der Debatten um Kunststoffabfälle in Meeren weiter steigen. Ziel müsse sein, den Anteil von Rezyklaten zu erhöhen, dafür das Deponieren europaweit zu verbieten und den Export von Kunststoffabfällen nach außerhalb der EU und in OECD-Staaten untersagt werden. Zudem sollen eine gesetzlich festgelegte Mindestquote, wie viel vom Kunststoffabsatz eines Unternehmens aus Rezyklaten zu bestehen habe, sowie eine materialunabhängige CO2-Bepreisung in der EU für einen höheren Rezyklateinsatz sorgen. Zu Kosten stünde im Positionspapier nichts, doch gehe Bühler davon aus, dass der Umbau Kunststoffe verteuern werde, was aber auch für andere Materialien gelte, da die Dekarbonisierung ganzer Industriezweige die Produktionsmodelle aufwendiger werden lasse.
Zum Positionspapier „Kunststoffe für Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz“ s. auch Meldung vom 28.10.2021.
Quellen:
- Euwid Recycling und Entsorgung 43/2021, FAZ (27.10.2021)
Vor dem Hintergrund, dass die Grundstoffindustrie in Deutschland für 70 Prozent der industriellen Treibhausgasemissionen verantwortlich sei, hat ein Autorenteam vom Deutschen Institut für Wirtschaft (DIW) am Beispiel von Kunststoffverpackungen aufgezeigt, wie Emissionen reduziert werden könnten. Das Recyclingmagazin fasst in seiner aktuellen Ausgabe den Beitrag zusammen.
Weil der durchaus mögliche Umstieg auf klimaneutrale Prozesse in der Grundstoffindustrie teuer sei, würden Strategien für den Umbau zu einer Kreislaufwirtschaft eine wichtige Rolle spielen. Dabei sei ein europäischer Rahmen genauso wichtig wie die nationale Umsetzung. Am Beispiel Kunststoffverpackungen zeigen die Autoren den Bedarf an konkreten politischen Maßnahmen auf. Die geringe Recyclingmenge und deren zumeist geringe Qualität hinge mit den Beschränkungen der drei betroffenen Hauptmärkte zusammen: dem Grundstoff-, Konsumgüter- und dem Abfallgütermarkt. Rezyklate seinen teurer als Neuware und es gebe keine Anreize für eine recycelbare Verpackungsgestaltung (Konsumgütermarkt), eine bessere Abfalltrennung ermögliche zwar ein besseres Recycling, bringe aber dem Verbraucher keine – zumindest kurzfristig – Vorteile, der deshalb sein Verhalten kaum ändere (Abfallgütermarkt). Die Emissionen aus der Kunststoffherstellung wirkten sich letztlich nicht auf den Preis aus (Grundstoffmarkt), genauso wenig wie die Emissionen der Abfallverbrennung, die vom EU ETS ausgenommen seien. Hier plädieren die Autoren für eine Abschaffung der Ausnahmeregelung. Darüber hinaus sollten über die Erweiterte Herstellerverantwortung die entsprechenden Kosten in die Produktdesignentscheidungen der Hersteller einfließen. Insofern sollten die Entsorgungsgebühren nicht nur nach Verpackungsgewicht berechnet werden, sondern die vom Produkt verursachten Kosten abbilden. Aufklärungskampagnen sowie möglicherweise eine Kennzeichnungspflicht von Trennhinweisen auf den Verpackungen könnten für ein besseres Trennverhalten bei den Verbrauchern führen. Mindesteinsatzquoten für Rezyklate in Kunststoffprodukten und eine Bevorzugung von recycelten Produkten bei öffentlichen Vergaben könnten die Nachfrage stabilisieren, wodurch Anreize für bislang zurückgehaltene Investitionen in bessere Sortier- und Recyclingtechnologien entstünden. Am Ende betonen die Autoren laut Recyclingmagazin, dass solche politischen Maßnahmen nicht nur für Kunststoffverpackungen, sondern für die gesamte Grundstoffproduktion relevant seien. Für einen effektiveren Materialeinsatz könnte so der Bedarf an primärer Grundstoffproduktion sinken und der Übergang zur Klimaneutralität erleichtert werden.
Quelle:
- Recyclingmagazin 10/2021 (20.10.2021)
Die tagesschau ließ Experten zu Wort kommen, denen zufolge unverpacktes Gemüse im Supermarkt nicht unbedingt die bessere Lösung im Vergleich zu in Kunststoff verpacktes Gemüse sei.
Auch wenn die Zweifel, dass Lebensmittel verpackt sein müssten, wachsen würden und Unverpackt-Läden im Trend lägen, gehen laut der Tagesschau Experten davon aus, dass sich am Trend der letzten Jahre beim Verpackungsverbrauch zunächst nichts ändern werde. Auch seien sie der Meinung, dass richtig eingesetzter Kunststoff durchaus nachhaltig wirken könne. Eine dünne angepasste Kunststofffolie schütze das Lebensmittel, das, wenn es wegen mangelnder Verpackung weggeschmissen werde, zehnmal mehr Ressourcen verbrauche. Ein Unverpackt-Test in über 600 Rewe-Filialen im Jahr 2019 habe laut Konzern dazu geführt, dass heute nur gut die Hälfte davon noch unverpackt seien. Bei Eissalat zum Beispiel hätte man die Erfahrung gemacht, dass bis zu 70 Prozent weniger verkauft und viel weggeschmissen worden sei. Bei Salatgurken verderbe etwa ein halbes Prozent von etwa 100 Millionen verkaufter Gurken pro Jahr. Auch zu kunststoffbeschichteten Papieren und kompostierbaren Verpackungen kamen Experten zu Wort, die kritisierten, dass damit eine klare Trennung oder spätere Aufbereitung quasi unmöglich werde, was wenig nachhaltig sei. Die Entsorgungsdienstleister müssten über die Lizenzentgelte konsequenter „gute“ Verpackungen fördern und „schlechte“ bestrafen.
Quelle:
- tagesschau.de (24.10.2021)
15.10. - 21.10.2021
Lange war unklar, ob sie stattfinden wird: die 27. Auflage der Fakuma. Vom 12. bis zum 16. Oktober fand sie nun in Friedrichshafen statt mit 1.270 Ausstellern aus 39 Ländern, wie die Fachpresse berichtet. Gegenüber der letzten Fakuma im Jahre 2018 waren das rund ein Viertel weniger, weist Kunststoff Information darauf hin.
„Wir sind wieder zurück“, habe es allenthalben in den Messehallen am Bodensee geheißen. Laut Veranstalter seien 29.543 (2018: 47.650) Fachbesucher aus aller Welt gekommen, insbesondere aus der DACH-Region sowie aus den europäischen Nachbarländern wie Frankreich und Italien. Das seien weniger als in den Jahren zuvor, aber deutlich mehr als erwartet gewesen, zitiert Plasticker den privaten Messeveranstalter P. E. Schall. Alles habe sich um die Megatrends Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft gedreht. Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und Recycling seien vielfach Schwerpunktthemen der Aussteller gewesen. In Fachreferaten zur Messeeröffnung haben Prof. Martin Bastian vom SKZ in Würzburg und Dr. Thomas Probst vom bvse unter anderem den Bedarf zur Aufklärung der Öffentlichkeit über den Werkstoff und seinen Nutzen deutlich gemacht. In der breiten Wahrnehmung werden Kunststoffe nicht verstanden, wird Probst im Recyclingportal zitiert. Ob die Messe als Top oder Flop gelten werde, zeige sich erst in einigen Wochen, wenn sich Aufträge und Bestellungen manifestierten oder eben nicht, schreibt KI und zieht das Fazit: „Messen in Präsenz haben als Plattformen für den B2B-Austausch ganz offensichtlich keinesfalls ausgedient“. Die 28. Fakuma soll vom 17. bis zum 21. Oktober 2023 stattfinden.
Quellen:
- KI (15.10.2021)
- plasticker.de, recyclingportal.eu (19.10.2021)
Unter dem Titel „Die Vermüllung der Welt“, befasst sich ein Beitrag in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) mit dem Entsorgen von Abfällen jenseits von Tonnen und Abfalleimern, also dem Littern. Das habe es auch schon vor Corona gegeben, habe sich aber in Zeiten der Pandemie zur enormen Herausforderung für Städte wie Frankfurt entwickelt.
Die Berliner Humboldt-Universität habe bereits in der Vergangenheit nach Gründen und Motiven geforscht, warum Menschen ihren Abfall einfach in die Umwelt werfen. Ernüchterndes Ergebnis sei: alle littern, am meisten aber die 20- bis 30-Jährigen, weil die besonders häufig nachts in Parks und auf Plätzen feiern. Bei den Erwachsenen täten es Eltern weniger als kinderlose Menschen. Bildungsniveau und Geschlecht spielten allerdings keine Rolle. Für den Frankfurter Soziologen Tilman Allert sei das Littern für junge Leute, die stark an der Gegenwart orientiert seien und wenig über Zukunft nachdächten, ein Ausdruck ihres Lebensgefühls. Auch gebe es in modernen Gesellschaften eine „Verberuflichung von Zuständigkeiten“, so dass Menschen davon ausgingen, dass das „Zeug am nächsten Tag weggeräumt“ sei. Wie die FAS beschreibt, hätten auch zusätzlich aufgestellte Abfallbehälter und Aufklärungskampagnen („Es ist dein Wohnzimmer“) in Frankfurt nur kurzfristigen Erfolg gezeigt. Auch seien Bußgelder erhöht worden, doch reiche alles offenbar noch nicht. Ein umfassendes Konzept für die nächsten zwei bis drei Jahre gegen die weitere Vermüllung der Stadt werde benötigt, um zu verdeutlichen, wie sich die Stadt und der Großteil ihrer Bewohner den Zustand ihrer Parks und Plätze vorstellten.
Quelle: FAS (17.10.2021)
Vor ein paar Wochen berichtete der Spiegel, jetzt die Süddeutsche Zeitung: Ein ausführlicher Beitrag beschreibt Idee und Umsetzung des digitalen Marktplatzes „Cirplus“, der in Zukunft mal eine Art „Amazon für recycelte Kunststoffe“ sein will. Für mehr Anreize für den Rezyklateinsatz hat sich auch der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) ausgesprochen, wie in Euwid nachzulesen ist.
Dem Sachverständigenrat gehe die ökologische Transformation zu langsam, die kommende Regierung müsse dazu dringend Weichen stellen, berichtet Euwid aus einem Impulspapier des Rates von Anfang Oktober. Umweltpolitische Impulse wolle der SRU für die laufenden Koalitionsgespräche geben und wiederhole bekannte Forderungen hinsichtlich Kreislaufwirtschaft wie auch Biodiversität, Mobilität und Energiegewinnung. Laut Rat sei Deutschland noch weit von echter Kreislaufwirtschaft entfernt. Unter anderem schlage der SRU erneut vor, zur Verbesserung der Recyclingfähigkeit die Lizenzentgelte der dualen Systeme entsprechend darauf auszurichten und Anreize zum Rezyklateinsatz zu verbessern, etwa über eine Besteuerung von Primärrohstoffen. Bei Kunststoffen sollte die Bundesregierung die Selbstverpflichtungen der Wirtschaftsunternehmen zu Kunststoffreduktion und Rezyklateinsatz mit weiteren runden Tischen begleiten, berichtet Euwid weiter aus dem Impulspapier.
Eine globale Internetbörse für recycelte Kunststoffe haben die Macher von Cirplus im Sinn, wie die Süddeutsche Zeitung in ihrer digitalen Ausgabe berichtet (s. dazu auch Presseschau vom 20. - 26. August 2021 zum Bericht im Spiegel). 2019 gegründet mit einem Startkapital von 80.000 Pfund, zu dem später weiteres Risikokapital aus Schweden und Deutschland dazugekommen sei, nutzten die Plattform inzwischen über 1.000 User, Tendenz steigend. Noch sei die Nutzung kostenfrei, das Unternehmen mit zehn Mitarbeitern lebe derzeit von Investoren- und Fördergeldern. Ziel sei es, Entsorger und Recyclingfirmen, die aus Kunststoffabfällen Rezyklate herstellen, miteinander zu vernetzen und die Rezyklate an Kunststoffverarbeiter zu vermitteln. Problem sei dabei die vielfältige Zusammensetzung der Abfälle, was es extrem schwierig mache, für hochwertige Anwendungen eine gleichbleibende Qualität und Sortenreinheit zu liefern. Zudem sei der Markt hochgradig fragmentiert und intransparent, die gesetzlichen Rahmenbedingungen seien teilweise völlig unterschiedlich. 27 verschiedene gesetzliche Vorgaben gebe es allein in den EU-Ländern, was nur über einen digitalisierten Beschaffungsprozess in den Griff zu bekommen sei, sieht Cirplus-Gründer Christian Schiller als einen wesentlichen Vorteil von Cirplus. Die Plattform habe es bereits geschafft, die Kosten für einen Rezyklateinsatz um ein Viertel zu reduzieren. Auch engagiere sich Cirplus gemeinsam mit Branchengrößen wie dem Dualen System Deutschland (DSD), Remondis oder Krauss Maffei sowie dem Deutschen Institut für Normung für eine neue DIN-Vorgabe für Kunststoffabfälle. Ziehen alle Marktteilnehmer mit, sei das für den Rezyklateinsatz der „Durchbruch“, der zudem die digitalisierte Handelsabwicklung enorm beschleunigen werde, sei sich Schiller sicher.
Quellen:
- Euwid Recycling und Entsorgung 42/2021 (19.10.2021)
- sz.de (20.10.2021)
08.10. - 14.10.2021
Die von den dualen Systemen im Jahr 2020 initiierte Aufklärungskampagne „Mülltrennung wirkt“ zieht nach einem Jahr eine positive Bilanz, wie die Fachpresse berichtet. Offenbar komme die Botschaft bei Verbraucherinnen und Verbrauchern an. Nach Angaben der Initiative soll der Restmüllanteil in den gelben Tonnen und Säcken in vier Testregionen seit Herbst 2020 um zehn Prozent zurückgegangen sein.
Zur Kampagne haben die dualen Systeme für den Zeitraum März 2020 bis März 2021 einen umfassenden Bericht (zum Download) vorgelegt. Demnach hätten sie mit ihrer integrierten Verbraucherkampagne, einem Mediamix aus TV- und Radiospots, Pressearbeit, Website sowie auf Onlinekanälen, in diesem Zeitraum insgesamt mehr als 2,5 Milliarden Kontakte erreicht. Offenbar mit messbarem Erfolg: Stichproben in vier Testregionen, die nach eigener Aussage keinen Anspruch auf Repräsentativität erheben, hätten einen signifikanten Rückgang von Fehlwürfen ergeben. Laut der von unabhängigen Sachverständigen durchgeführten Messungen sei deren Anteil gegenüber der Nullmessung im Herbst 2020 um über zehn Prozent zurückgegangen. „Statt des erhobenen Zeigefingers setzen wir auf Aufklärung und Information“, wird Axel Subklew, Sprecher der Initiative, zitiert.
Quellen:
- recyclingportal.eu (7.10.2021)
- neue-verpackung.de (8.10.2021)
- Euwid Recycling und Entsorgung 41/2021 (13.10.2021)
Laut Euwid bringt der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) die bundesweite Wertstofftonne wieder ins Gespräch. Der Verband erwarte nach dem Ergebnis der Bundestagswahl, dass die Grünen in der neuen Bundesregierung vertreten seien und voraussichtlich das Bundesumweltministerium führen werden. Die Grünen hätten sich in der Vergangenheit immer für eine Wertstofftonne in kommunaler Verantwortung ausgesprochen. Reclay-Geschäftsführer Fritz Flanderka habe sich in Kassel bereits kritisch dazu geäußert.
Holger Thärichen, Geschäftsführer der VKU-Sparte Abfallwirtschaft und Stadtsauberkeit, habe beim Kasseler Abfall- und Ressourcenforum das Thema wieder aufgebracht. Euwid erinnert an die zerstrittene Situation um Organisations- und Finanzverantwortung, an der auch der letzte Anlauf zur Einführung einer bundesweiten Wertstofftonne gescheitert sei. In Erwartung, dass das Bundesumweltministerium der neuen Bundesregierung in grüne Verantwortung komme, könnte das Thema erneut diskutiert werden, zumal die Grünen einen neuen Anlauf in ihrem Wahlprogramm gefordert hätten. Thärichen sehe in einer Wertstofftonne in kommunaler Verantwortung auch eine viel bessere Basis für das Qualitätsmanagement. Reclay-Geschäftsführer Fritz Flanderka habe sich dazu in Kassel kritisch geäußert. Neben der Frage der Trägerschaft sei schon bei der letzten Diskussion die Frage der Finanzierung über Produktverantwortung schwierig gewesen. Auch habe Flanderka auf die Koordinations- und Bündelungsfunktion der dualen Systeme hingewiesen, die industrielle Maßstäbe ermöglichten. Die würden zur Schließung von Kreisläufen benötigt. Eine Regionalisierung berge dagegen die Gefahr, diesen Grundgedanken zu konterkarieren.
Quelle:
- Euwid Recycling und Entsorgung 41/2021 (13.10.2021)
Das Recyclingmagazin fasst die Diskussionen im öffentlichen Teil der bvse-Jahrestagung in Marienfeld zusammen: Ein Thema sei die erforderliche Weiterentwicklung des Verpackungsgesetzes gewesen, weil noch zu viele nicht oder nur schwer zu recycelnde Verpackungen im Einsatz seien.
Wie Gunda Rachut, Vorständin der Zentralen Stelle Verpackungsregister, berichtet habe, entstünden neue Probleme durch den Druck im Markt, Kunststoffverpackungen zu substituieren. Sie beobachte dabei zwei Trends: zum einen zu faserbasierten Verbunden und um zum anderen zu faserbasierten Verpackungen für flüssige und pastöse Füllgüter. In beiden Fällen liege der Kunststoffanteil unter fünf Prozent. Beide Varianten seien schlechter zu recyceln als Kunststoffverpackungen und gingen nicht in die gewollte Richtung einer gesteigerten Recyclingfähigkeit. Dazu seien allerdings Anstrengungen in der gesamten Wertschöpfungskette erforderlich, ebenso wie für einen gesteigerten Einsatz der aus dem Recycling resultierenden Rezyklate. Einen regulatorischen Ansatz dazu biete laut Reclay-Chef Fritz Flanderka der Paragraf 21 des Verpackungsgesetzes, allerdings nur, wenn dazu einige „Schlüsselfragen“ geklärt würden. Etwa die, ob mit einer Neuregelung nur Kunststoffe und Verbunde oder aber alle Materialien adressiert werden sollten, wie etwaige Zuschläge für nicht oder schlecht verwertbare Verpackungen erhoben und wozu sie verwendet werden sollten. Er halte gesetzlich definierte Zuschläge zu den Beteiligungsentgelten der dualen Systeme sowohl für sinnvoll als auch für umsetzbar.
Quelle:
- recyclingmagazin.de (13.10.20)
Dass in Frankreich ab nächstem Jahr Gemüse- und Obst weitgehend nur noch ohne Kunststoffverpackungen verkauft werden darf, hat in dieser Woche vor allem die Tagespresse interessiert. Ebenso die Einigung in Österreich, ein Pfandsystem für Einweggetränkeverpackungen einzuführen.
Geschätzt würden in Frankreich derzeit 37 Prozent des Obst- und Gemüseangebots in Kunststoff verpackt verkauft. Ab nächstem Jahr sollen Kartoffeln, Karotten und Co. sowie Äpfel, Birnen oder Orangen nicht mehr verpackt angeboten werden. Insgesamt seien davon zunächst rund 30 Gemüse- und Obstsorten betroffen, ab 2026 dann das komplette Gemüse- und Obstangebot. Die französische Regierung wolle mit dem Verbot das Müllaufkommen reduzieren.
Ebenso von medialem Interesse war die geplante Einführung eines „Dosenpfands“ in Österreich. Wie die FAZ berichtet, soll es dort spätestens ab 2025 im gesamten Lebensmittelhandel inklusive Discountern ein „Wiederverwertungssystem“ für PET-Flaschen und Dosen geben. Verbraucherinnen und Verbraucher sollen dann überall im Handel leere Getränkeverpackungen zurückgeben können, unabhängig davon, wo sie gekauft wurden. Auch Automaten soll es für die dann bepfandeten Verpackungen geben. Der Handel in Österreich sehe in der Initiative eine „Gesamtlösung mit Weitblick“, die den Erfordernissen des Umwelt- und Klimaschutzes entspreche, Planungssicherheit biete und die Gefahr von EU-Strafzahlungen abwende, weil etwa auf EU-Ebene vereinbarte Sammel- und Recyclingziele verfehlt würden.
Quellen:
- FAZ (9.10.2021)
- Zeit Online (11.10.2021)
- Süddeutsche Zeitung, FAZ (12.10.2021)
01.10. - 07.10.2021
Die Fachpresse berichtet über Wechsel und Bestätigung von Leitungsfunktionen in der Kunststoff- und Recyclingbranche. So hat der bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung einen neuen Präsidenten bekommen, während die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen ihren Präsidenten im Amt bestätigt hat. Und die BKV, wie letzte Woche in eigener Sache gemeldet, bekommt einen neuen Geschäftsführer.
Im Rahmen der bvse-Jahrestagung in Marienfeld (Ostwestfalen-Lippe) wählte die bvse-Mitgliederversammlung laut den Berichten mit überwältigender Mehrheit einen neuen Präsidenten des 980 Mitglieder starken Verbands der mittelständischen Recycling- und Entsorgungsindustrie: Henry Foster übernahm am 1. Oktober symbolisch das Staffelholz aus den Händen von Bernhard Reiling, der nach neunjähriger Amtszeit nicht mehr kandidierte und schließlich zum Ehrenpräsidenten gewählt worden ist. Foster sei seit 27 Jahren in führenden Positionen als technischer Betriebsleiter, Niederlassungsleiter und Geschäftsführer tätig und engagiere sich im Verband seit Jahren im Vorstand des Fachverbandes Papierrecycling, wird berichtet. Wie der neue Präsident betonte, sehe er in der bevorstehenden Zeitenwende eine besondere Herausforderung. Eine erfolgreiche Volkswirtschaft könne nur als nachhaltige Kreislaufwirtschaft Zukunft haben, betonte der 55-Jährige.
Auch bei der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen standen Neuwahlen an. Dabei hätten laut Presseberichten die Mitglieder den amtierenden Präsidenten, Roland Strassburger (Schütz), im Amt bestätigt. Ebenso bleibe der aktuelle Vize-Präsident, Christian Claes (Profectus Films), für weitere drei Jahre im Amt. Neu gewählt werden musste der zweite Vize-Präsident: Auf Udo Collet (EBK Kunststoffe), der nach jahrzehntelangem Engagement den Vorstand verlassen habe, folge nun Ludger Braukmann (Georg Menshen).
Sowohl Roland Strassburger als auch Ludger Braukmann sind Mitglieder des BKV-Beirates. Bei der BKV gibt es ebenfalls eine wesentliche Veränderung, wie in der Presse auf die Pressemeldung der BKV hin ebenfalls berichtet wurde. Demnach übernimmt Dr. Ingo Sartorius (PlasticsEurope Deutschland) zum 1. Dezember diesen Jahres die Geschäftsführung. Der bisherige Geschäftsführer, Rainer Mantel, habe das Kompetenzcenter der Kunststoffindustrie zum 30. September nach achtjähriger Amtszeit verlassen. Bis zum Amtsantritt von Sartorius werde der Vizepräsident des BKV-Beirats, Bernhard Borgardt (Ostedruck), die Geschäfte kommissarisch führen und lasse solange sein Amt im Beirat ruhen.
Quellen:
- plasticker.de (30.9.2021, 1.10.2021)
- recyclingmagazin.de (1.10.2021)
- plastverarbeiter.de, umweltwirtschaft.com, KI (4.10.2021)
- k-zeitung.de, Euwid Recycling und Entsorgung 40/2021, plasticker.de (5.10.2021)
Mehrfach berichtet wird in der Fachpresse über eine neue Studie, nach deren Ergebnissen das Recycling von Rohstoffen systematisch Treibhausgasemissionen reduziere. Durch Kreislaufführung von 4,8 Millionen Tonnen Wertstoffen habe allein die Alba Group, Auftraggeberin der Studie, im Jahr 2020 rund 3,5 Millionen Tonnen Treibhausgase eingespart. Durchgeführt wurde die Studie vom Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT, das den konkreten Nutzen der Kreislaufführung von Kunststoffen, Metallen, Elektroschrott, Holz, PPK und Glas bei der Alba Group nunmehr seit 14 Jahren untersuche.
Die Einsparung von 3,5 Millionen Tonnen klimaschädlicher Treibhausgase im Jahr 2020 entspreche in etwa den Emissionen von fünf Millionen Hin- und Rückflügen zwischen Frankfurt am Main und Mallorca. Gleichzeitig sichere das Recycling Rohstoffe für die Industrie: 28 Millionen Tonnen Ressourcen wie Rohöl oder Eisenerz habe das Recycling im Jahr 2020 im Vergleich zur Primärproduktion eingespart. Nach Aussage von Dr. Axel Schweitzer, Vorstandsvorsitzender der Alba Group, spare die Nutzung hochwertiger im Vergleich zu Primärkunststoffen mehr als 50 Prozent Treibhausgasemissionen ein. In Richtung neuer Bundesregierung fordere Schweitzer, dieses Potenzial konsequent zu nutzen und den Übergang zu einer kreislauf-basierten Wirtschaftsweise mit Nachdruck voranzutreiben. Das Ziel, die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 europaweit um mindestens 55 Prozent zu verringern, sei nur mit einem konsequenten Einsatz von Recyclingrohstoffen zu erreichen, so Schweitzer. Die größten Einspareffekte ließen sich auch aus Sicht von Fraunhofer UMSICHT dann erzielen, wenn die gesamte Wertschöpfungskette konsequent nach dem Kreislaufprinzip ausgerichtet werde. Seit 14 Jahren untersuche das Institut den konkreten Nutzen der Kreislaufführung bei der Alba Group, indem die Primär- und Recyclingprozesse für die unterschiedlichen Stoffströme detailliert gegenübergestellt würden. Für eine echte ‚Circular Economy‘ sollten Produkte von Anfang an so konzipiert und behandelt werden, dass sie Recyclingrohstoffe enthielten und sich am Ende sinnvoll stofflich verwerten ließen, betone Dr.-Ing. Markus Hiebel, Leiter der Abteilung Nachhaltigkeit und Partizipation bei Fraunhofer Umsicht.
Quellen:
- euwid-recycling.de, lebensmittelzeitung.net, recyclingmagazin.de (24.9.2021)
- recyclingmagazin.de, recyclingportal.eu, neue-verpackung.de (6.10.2021)
- plastverarbeiter.de (7.10.2021)
Ein Bündnis aus Industrie und Klimaschützern fordere laut Handelsblatt von der nächsten Bundesregierung, der Abscheidung und unterirdischen Speicherung von CO2 den Weg zu ebnen. Beides seien „zentrale Säulen auf dem Weg der Industrie zur Klimaneutralität“.
Neben den Industrieverbänden wie etwa dem Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK), der Wirtschaftsvereinigung Stahl und dem Verband der Chemischen Industrie (VCI) unterstützen auch die Stiftung 2 Grad sowie Bellona diese Forderung. Zu der sich zum Klimaschutz bekennenden Stiftung zählen Unternehmen wie Allianz, Deutsche Bahn, der Kupferhersteller Aurubis, Deutsche Wohnen, der Energiekonzern EnBW und Heidelberger Cement. Bellona wiederum sei eine internationale Umweltschutzorganisation mit Sitz in Oslo und befasse sich schon seit vielen Jahren mit dem Thema Carbon Capture and Storage (CCS), einer Technologie, die in Norwegen bereits seit den 90er Jahren zur Anwendung komme. Auch der WWF habe sich laut Handelsblatt kürzlich für CCS offen gezeigt, auch wenn für den WWF die Vermeidung von Emissionen an erster Stelle stehe. Doch solle man, wenn Vermeidung nicht möglich sei, prüfen, ob die entstehenden Kohlenstoffprodukte im Sinne der Kreislaufwirtschaft nicht an anderer Stelle zu nutzen seien, oder aber eine Abscheidung und Speicherung der Kohlenstoffprodukte erwägen, zitiert das Handelsblatt den WWF, der sich Frühjahr so geäußert habe. Nun habe man in einer gemeinsamen Erklärung von Industrie und Klimaschützern die Bundesregierung aufgefordert, „eine deutsche CO2-Strategie und einen regulatorischen Rahmen für CO2-Abscheidung, -Transport und -Speicherung zu erarbeiten“.
Quelle:
- handelsblatt.com (7.10.2021)
24.09. - 30.09.2021
Ein folgenschwerer Schritt für zwei duale Systeme: Wie mehrere Fachmedien berichten, wollen die Discounter Aldi Nord und Aldi Süd ab nächstes Jahr ihre Eigenmarkenverpackungen bei dem neuen dualen System Interseroh+ lizenzieren. Damit verliere das duale System von Remondis, Eko-Punkt, bereits nach einem Jahr seine beiden größten Kunden, die zusammen nach Angaben von Euwid etwa 12,5 Prozent der Lizenzmenge ausmachen.
Interseroh+ und die Aldi-Schwesterunternehmen seien eine „strategische Partnerschaft“ eingegangen, heiße es aus den Unternehmen. Eine „Recycling-Allianz“ nenne das Interseroh+, das im Frühjahr dieses Jahres aus der Interseroh Dienstleistungs GmbH ausgegründet wurde, um in solchen Allianzen mit interessierten Unternehmen diese umfassend bei der Umsetzung einer nachhaltigen Verpackungsstrategie zu begleiten. Dabei reiche das Angebot von der Optimierung der Recyclingfähigkeit von Verpackungen bis zur Entwicklung neuer Rezepturen für Kunststoffabwendungen aus Rezyklaten aus Post-Consumer Abfällen. Die Ausgründung sehe laut Euwid aber auch die Möglichkeit vor, dass sich Inverkehrbringer von Verpackungen an dem Unternehmen beteiligen können. Ob die Aldi-Unternehmen, die diese Option bereits bei Eko-Punkt hatten, dies beabsichtigen, sei laut Euwid nicht klar. Für Aldi Nord sei der Wechsel zu Interseroh+ ein strategisch wichtiger Schritt für mehr Unabhängigkeit und neue Geschäftsfelder durch den Zugriff auf Sekundärrohstoffe. Laut Aldi Süd wolle man damit der Produktverantwortung nachkommen und in Zukunft eine echte Kreislaufwirtschaft gewährleisten. Interseroh+ biete nach eigenen Angaben sein Angebot solcher Allianzen auch weiteren Partnern aus Industrie und Handel an.
Quellen:
- euwid-recycling.de, lebensmittelzeitung.net, recyclingmagazin.de (24.9.2021)
- Euwid Recycling und Entsorgung 39/2021, neue-verpackung.de (28.9.2021)
Die Welt am Sonntag berichtet über die Antwort der Europäischen Kommission auf eine Anfrage des FDP-Abgeordneten Moritz Körner, laut der kein einziger Mitgliedsstaat eine nationale Plastiksteuer eingeführt habe. Körner spreche von einer „Mogelpackung“, da die Plastikabgabe Brüssels neben zusätzlicher Einnahmen eigentlich auch für weniger Kunststoffabfall sorgen solle.
Seit Jahresbeginn müssen EU-Mitgliedstaaten in ihren Land Abgaben für jedes Kilogramm nicht recycelter Kunststoffverpackungen basierend auf einer komplexen Berechnungsmethode an Brüssel entrichten. Dabei gebe es großzügige Ausnahmen für Länder, die ohnehin kaum Kunststoffverpackungen recycelten. Die Kommission habe keine Kenntnis darüber, dass ein Mitgliedsstaat eine nationale Kunststoffsteuer eingeführt hätte. Die Abgabe solle laut WamS der EU zusätzliche Einnahmen bescheren und für weniger Kunststoffabfälle sorgen. Allerdings müssten die Länder die Abgabe gar nicht auf Produzenten oder Verbraucher umlegen, sondern könnten das auch aus ihrem regulären Haushalt begleichen, wie etwa die deutsche Bundesregierung die Abgabe aus den nationalen Steuermitteln finanziere. Auch gebe es keine Zweckbindung der Abgabe im EU-Haushalt. Damit habe sie keinerlei Lenkungseffekt, schreibt die WamS. Sie sei eine Mogelpackung, zitiert die WamS den FDP-Politiker Körner, der die Plastikabgabe als ein „kompliziertes, ideologiegesteuertes Bürokratiewerkzeug“ bezeichnet habe, das so schnell wie möglich wieder abgeschafft gehöre.
Quelle:
- Welt am Sonntag (26.9.2021)
VDI-Nachrichten befasst sich mit dem Stand aktuell verfolgter Verfahren des chemischen Recyclings von Kunststoffabfällen, die eine Lösung für gemischte Kunststoffe sein könnten, aber sich bislang noch im Pilotstatus befänden.
Das chemische Recycling biete eine Alternative zur thermischen Verwertung, in der große Teile des Plastikmülls landeten, also in Müllverbrennungsanlagen mitverbrannt würde. Chemisch ließen sich auch gemischte und verunreinigte Kunststoffe recyceln, das heißt daraus Pyrolyseöl oder Synthesegas gewinnen. VDI-Nachrichten beschreibt die Verfahren und nennt dabei als einen der Vorreiter in Deutschland die BASF, die gemeinsam mit Industriepartnern bereits verschiedenste Produkte aus Pyrolyseöl wie Lebensmittelverpackungen, Dämmplatten und Kühlschrankelemente entwickele. Auch Covestro habe verschiedene Forschungsprojekte zum chemischen Recycling aufgesetzt, um etwa ausgediente Polyurethanschaumstoffe wie Matratzen wieder in seine Bestandteile zu zerlegen und die Kernrohstoffe des Polyuretans zurückzugewinnen. Das KIT, das Karlsruher Institut für Technologie, arbeite in einem Projekt mit Audi daran, bislang nicht zu recycelnde Kunststoffe aus dem Automobil zu Pyrolyseöl zu verarbeiten, das wieder für die Produktion neuer Kfz-Bauteile ohne Qualitätsverlust zum Einsatz kommen könne. Eine aktuell laufende Machbarkeitsstudie solle dies zeigen. Allerdings seien die Verfahren noch nicht ausgereift, ist im Beitrag von VDI-Nachrichten zu lesen. Laut Umweltbundesamt würden dabei nicht verwertbare Rest- oder gar Schadstoffe anfallen, deren weitere Behandlung nicht geklärt sei. Dennoch sei das chemische Recycling laut UBA nach Kreislaufwirtschaftsgesetz und Abfallrahmenrichtlinie dem Recycling zuzuordnen und der energetischen Verwertung grundsätzlich vorzuziehen, berichtet VDI-Nachrichten weiter. Euwid schreibt im Zusammenhang eines Berichts über die „Forschungspolitischen Empfehlungen“ von VCI, Dechema und PlasticsEurope Deutschland, an denen die BKV mitgewirkt hat, dass Verantwortliche in Deutschland zur Frage der Anrechnung des chemischen Recyclings bei der Recyclingquote im Verpackungsgesetz bislang noch zurückhaltend reagieren: Regina Dube vom Bundesumweltministerium fordere dazu noch mehr Daten von der Industrie, weil man noch zu wenig über das chemische Recycling wisse. Harald Notter vom baden-württembergischen Umweltministerium zeige sich offen und gleichzeitig zurückhaltend: Man begleite positiv – aber mit Vorsicht – wirtschaftliche und großtechnische Feldversuche.
Quellen:
- vdi-nachrichten.com (27.9.2021)
- Euwid Recycling und Entsorgung 39/2021, neue-verpackung.de (28.9.2021)
17.09. - 23.09.2021
In der Fachpresse finden sich eine Reihe von Berichten mit unterschiedlichen Stimmen dazu, ob chemisches Recycling neben dem mechanischen Recycling im Verpackungsgesetz anerkannt werden sollte. Der Kunststoffindustrie, die eine Anerkennung fordere, werfe der bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung „Greenwashing“ vor. Über große Aufregung und die Sorgen der Kunststoffrecycler hinsichtlich der Pläne der EU, ihre Beihilfen zu streichen und statt des werkstofflichen Recyclings künftig die chemische Behandlung von Kunststoffabfällen zu fördern, berichtet auch das Manager-Magazin.
Zu den Stimmen, die eine Anerkennung des chemischem Recyclings neben dem mechanischen Recycling fordern gehören mehrere Fraunhofer-Institute des Clusters of Excellence Circular Plastics Economy (CCPE) sowie der Verband der Chemischen Industrie (VCI) gemeinsam mit der Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V. (DECHEMA) und PlasticsEurope Deutschland. Für letztere stelle das chemische Recycling, bei dem Kunststoffe in chemische Grundbausteine zerlegt werden, die dann wieder als Ausgangsmaterial für verschiedenste Produkte dienen, einen wichtigen Baustein beim Aufbau einer zirkulären Wirtschaft und zur Erreichung von Treibhausgasneutralität dar. Sie plädierten, wie unter Anderem das Recyclingmagazin berichtet, dafür, mechanisches und chemisches Kunststoffrecycling als komplementäre Verwertungswege zu betrachten. Bis zum industriellen Einsatz des chemischen Recyclings sei jedoch noch einiges zu tun. Forschungsbedarf gebe es aus Sicht der Kunststoff- und Chemieindustrie vor allem zur Pyrolyse und der Nutzung von „grünem“ Wasserstoff im chemischen Recyclingprozess. Die Verbände skizzierten, wie auch der Informationsdienst Wissenschaft berichtet, in einem gemeinsamen Papier Wege zur Umsetzung und formulierten an die Bundesregierung und Bundesministerien gerichtete Anregungen für die Forschung und Förderung des chemischen Recyclings. Auch aus Sicht der Fraunhofer-Institute des CCPE, die laut Fachpresseberichten ein Positionspapier und Forschungsprogramm mit dem Schwerpunkt chemische Recyclingverfahren vorgelegt haben, könne das chemische Recycling ein ergänzender Baustein für werkstoffliches Kunststoffrecycling besonders bei bisher schwer behandelbaren Abfallströmen sein. Um den gesamten Kunststoffabfall nachhaltig im Kreis zu führen, reiche eine Recyclingtechnologie nach Ansicht des CCPE nicht aus. Für sortenreine Kunststoffabfälle seien laut CCPE werkstoffliche Verfahren die beste Wahl. Doch da chemische Recyclingverfahren auch in der Lage seien, Sekundärrohstoffe für die Kunststoffproduktion bereitzustellen, solle die werkstoffliche Verwertungsquote für Verpackungskunststoffe nach Ansicht des CCPE durch eine technologieoffene Recyclingquote ersetzt werden.
Kunststoffrecycler wehrten sich laut Presseberichten vehement gegen die Forderungen nach Anerkennung des chemischen Recyclings neben werkstofflichen Verfahren. Die Kunststoffindustrie sei nicht an Kreislaufwirtschaft interessiert, wird der Vorsitzende des bvse-Fachverbands Kunststoffrecycling Dirk Textor unter Anderem in einem Bericht des Manager-Magazins zitiert. Die chemische Aufbereitung von Kunststoffabfällen sei laut Textor in Wahrheit „ein alter Hut“, chemisches Recycling zudem mit hohem Energieaufwand verbunden und die CO₂-Bilanz nach Auffassung des bvse deutlich schlechter als beim werkstofflichen Recycling von Kunststoffen, lauten weitere in Berichten der Fachpresse wiedergegebene Kritikpunkte des bvse.
Weitere Information:
Quellen:
- recyclingmagazin.de (23.9.2021)
- Euwid Recycling und Entsorgung 38/2021, idw-online.de (21.9.2021)
- manager-magazin.de (20.9.2021)
- recyclingportal.eu, recyclingmagazin.de (17.9.2021)
Die EU-Kommission arbeite derzeit in Verbindung mit der Novelle der Verpackungsrichtlinie an einem Vorschlag zu verbindlichen Rezyklateinsatzquoten für Verpackungen, wie Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius im Interview mit Recyclingnews bestätige. Der Erzeugerverband PlasticsEurope befürworte laut eines Berichts bei Euwid die Pläne und fordere erneut wie für Kunststoffflaschen einen verbindlichen Rezyklatanteil von 30 Prozent bis zum Jahr 2030 einzuführen.
Die EU-Kommission wolle, wie Sinkevičius im Gespräch mit Recyclingnews erklärt, erreichen, dass Kunststoffabfälle zu einem wirklich wertvollen Rohstoff werden. Zur Zeit werde an den Details der Verpackungsrichtlinie gearbeitet. Konkrete Zahlen nennt Sinkevičius nicht. Die Ziele sollten nach Ansicht von Sinkevičius realistisch, aber zugleich ehrgeizig genug sein, um die Industrie zu veranlassen, von einer linearen zu einer zirkulären Wertschöpfungskette überzugehen. Genaue Anforderungen an den Rezyklatanteil von Kunststoffflaschen seien ja bereits definiert, der bis 2030 30 Prozent betragen soll. Die Forderung von PlasticsEurope nach einem gleichhohen verbindlichen Rezyklatanteil für alle Kunststoffverpackungen zeige, wird in einem Bericht von Euwid der Präsident von PlasticsEurope und Vorstandsvorsitzende des Leverkusener Kunststofferzeugers Covestro Markus Steilemann zitiert, den Willen der Industrie, den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft zu beschleunigen und so dazu beizutragen, den Green Deal und den Aktionsplan Kreislaufwirtschaft der EU umzusetzen. Wie einem weiteren Bericht in der aktuellen Ausgabe von Euwid Recycling und Entsorgung zu entnehmen ist, warne der Verband der europäischen Hersteller von Kunststoffverpackungen EuPC als Reaktion auf die Forderungen von Plastics Europe vor einem einseitigen Strukturwandel. Das Ziel, den Anteil an recycelten Kunststoffen in Verpackungen bis 2030 auf 30 Prozent zu erhöhen, halte der EuPC für legitim und erreichbar, sofern die Verantwortung von der gesamten Wertschöpfungskette getragen werde. Um möglichen Versorgungsengpässen vorzubeugen, wie es derzeit schon bei PET-Rezyklaten der Fall sei, sollten Kunststoffhersteller nach Ansicht des EuPC verpflichtet werden, einen entsprechend hohen Anteil an Rezyklaten auf den EU-Markt zu bringen. Auch gesetzliche Substitutionsquoten für Neuware sehe der EuPC als probates Mittel. Die Verpackungshersteller setzten zur Schließung des Kreislaufs vor allem auf den weiteren Ausbau des werkstofflichen Recyclings durch recyclinggerechte Produktgestaltung und eine hochwertige Sammlung und Sortierung der Abfälle, wird EuPC-Geschäftsführer Alexandre Dangis bei Euwid zitiert.
Quellen:
- recyclingnews.de, zwei Berichte in Euwid Recycling und Entsorgung 38/2021 (21.9.2021)
10.09. - 16.09.2021
Der Fachdienst Euwid Recycling und Entsorgung hat sich zur bevorstehenden Bundestagswahl in der Parteienlandschaft umgehört und zusammengetragen, mit welchen Zielen und Plänen für den Entsorgungsbereich CDU/CSU, SPD, die Grünen, FDP und Linke laut ihren Wahlprogrammen antreten.
Die abfallwirtschaftlichen Ziele und Instrumente, die die CDU/CSU zur Bundestagswahl in ihrem Programm formuliert hat, betreffen, wie Euwid aus seiner Umfrage berichtet, die Entkoppelung des wirtschaftlichen Fortschritts vom Ressourcenverbrauch. Dazu sollen Stoffkreisläufe geschlossen, Rohstoffe vorrangig in Deutschland gewonnen und auch Recyclingrohstoffe eingesetzt werden. Die Union wolle Anreize setzen für weniger Abfall, abfallarme Produkte, verbesserte Recyclingmöglichkeiten sowie Forschungen zu Re-Oil-Verfahren und chemischem Recycling unterstützen. Auf europäischer Ebene wolle sie sich für die Förderung des Einsatzes von Rezyklaten einsetzen sowie für ein EU-weites Deponieverbot. Auch die SPD möchte einen sparsameren Umgang mit Ressourcen erreichen und dazu die Wirtschaft in eine Kreislaufwirtschaft umbauen. Unnötige „Plastik“-Produkte sollen vermieden, für unverzichtbare Kunststoffe umweltfreundliche und recycelbare Lösungen eingefordert werden. Um „raus aus der Wegwerfgesellschaft“ zu kommen, sollen Produkte so gestaltet sein, dass sie wiederverwendet, recycelt und repariert werden können. Die FDP plädiere laut Wahlprogramm vor allem für Technologieoffenheit beim Recycling und strebe als einzige der befragten Parteien die gesetzliche Gleichstellung der chemischen mit den werkstofflichen Verfahren an. Die Grünen setzten laut Wahlprogramm auf Mehrweg und ein EU-weites Pfandsystem für Einweggetränkeverpackungen sowie ein deutsches Pfand auch auf Produkte wie Handys, Tablets oder Akkus. Das Verpackungsgesetz solle zu einem Wertstoffgesetz werden, das dann Mehrwegquoten und Pfand auf alle Einweggetränkeverpackungen vorsieht. Kunststoffabfälle sollen nicht mehr exportiert werden dürfen und ein digitaler Produktpass für alle auf den Markt gebrachten Güter bis zum Jahr 2030 eingeführt werden, der Informationen über Design, Reparierbarkeit und Materialien enthält. Die Linken plädierten ähnlich wie die Grünen für eine Ausweitung von Ökodesignvorgaben, Pfandsysteme für eine Reihe von elektronischen Produkten und Einwegbecher, des Weiteren für die Erhöhung von Sammelquoten, regionale Wirtschaftskreisläufe und eine Ressourcenverbrauchsabgabe für nicht erneuerbare Primärrohstoffe sowie Einwegverpackungen. Eine Privatisierung der Abfallentsorgung lehnten sie ab.
Quelle:
- Euwid Recycling und Entsorgung 37/2021 (14.9.2021)
Für ein schnelles Handeln der zukünftigen Bundesregierung machen sich, wie die Fachpresse berichtet, die Industrieverbände BDE und BNW stark. Der Beitrag, den die Kreislaufwirtschaft bei der Energie- und Ressourcenwende leisten könne, müsse aus ihrer Sicht wesentlich stärker in den politischen Fokus gerückt werden.
Der Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft (BNW) und der Bundesverband der deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE) fordern, wie unter anderem im Recyclingmagazin zu lesen ist, ein in fünf Punkte gefasstes Sofortprogramm, das die nächste Bundesregierung in den ersten Monaten ihrer Amtszeit umsetzen solle. Zu den Punkten, die aus Sicht der Verbände von der neuen Bundesregierung umgehend in Angriff genommen werden sollten, gehörten, dem Umweltbundesamt (UBA) einen Auftrag zur Entwicklung eines Kreislauflabels zu erteilen, damit Konsumenten und die öffentliche Hand sich besser über kreislauffreundliche Produkte informieren können. Auch forderten sie, die politische Steuerung und Koordinierung der Umsetzung des Green Deal im Bundeskanzleramt anzusiedeln, klare Vorgaben für eine nachhaltige Beschaffungspraxis als Vorbild für Länder und Kommunen zu etablieren sowie als vierten Punkt, klimaschädliche Subventionen und die steuerliche Benachteiligung von Rezyklaten zu beenden. Kunststoffe dürften, so die Forderung der Verbände, nicht länger von der Energiebesteuerung befreit bleiben und die hiermit gewonnenen Steuereinnahmen sollten aus Sicht von BDE und BNW in einen Fonds zur Förderung der Kreislaufwirtschaft fließen. Und schließlich müsse als fünfter Punkt auch die Bedeutung der internationalen Umweltwirtschaft gestärkt werden.
Weitere Information: zum Download des Fünf-Punkte-Programms
Quellen:
- Euwid Recycling und Entsorgung 37/2021 (14.9.2021)
- recyclingportal.de, recyclingmagazin.de (9.9.2021)
Unter dem Titel „Umbau der Weltwirtschaft“ berichtet das Handelsblatt darüber, mit welchen Strategien Unternehmen der anhaltenden Materialknappheit bei Kunststoffen und anderen industriellen Rohstoffen laut einer Umfrage der Beratungsgesellschaft KPMG begegnen wollen.
Redesign, Recycling und Regionalisierung seien die neuen Schlagwörter, schreibt das Handelsblatt und nennt als Beispiele unter anderem den Automobilhersteller BMW, der plane, Autos zu bauen, die zur Hälfte aus Recyclingmaterial bestehen. Als eines der größten Risiken für das Wachstum sähen die von KPMG befragten Manager gestörte Lieferketten. Branchenübergreifend hätten Unternehmen aber bereits vor Corona und Brexit mit Engpässen bei Vorprodukten wie Stahl, Kunststoffen oder Mikrochips zu kämpfen gehabt. Bei den Bemühungen um stabilere Einkaufsstrukturen verfolgten die Firmen im Wesentlichen drei Strategien: Neben einer stärker regional ausgerichteten Produktion sowie Digitalisierung setzten sie auch auf Recycling sowie Recyclingprodukte, um unabhängiger von Neuware zu werden. Die Rohstoffknappheit könne den Umbau zu einer Kreislaufwirtschaft, in der möglichst viele Produkte recycelt und wiederverwendet werden, vorantreiben. Für die chemische Industrie sei dies aus ökologischen Gründen eines der wichtigsten Themen, da Kunststoffe noch zu häufig deponiert oder energetisch genutzt würden, ist in dem Bericht des Handelsblatts weiter zu lesen. Der Kunststoffhersteller Covestro wolle zum Beispiel sein Portfolio langfristig komplett auf Kreislaufwirtschaft umstellen und Kunststoffe recyceln, um die darin enthaltenen Rohstoffe wiederzuverwenden. Mit „Local Sourcing“ sichere Covestro seine Lieferketten und beziehe in seinen Werken in USA, Europa und Asien seit Langem viele Vorpodukte und Hilfsstoffe von lokalen Lieferanten.
Quelle:
- Handelsblatt (15.9.2021)
03.09. - 09.09.2021
Die Fachpresse berichtet über eine vom BMU initiierte internationale Ministerkonferenz, die Anfang September in Genf statt fand, um über ein weltweites Abkommen gegen die Verschmutzung der Ozeane mit Kunststoffabfällen zu beraten. Die deutsche Chemie- wie die Kunststoffindustrie, die bereits seit 2011 im Rahmen einer globalen Deklaration ihrer Branche an Lösungen arbeite, unterstützten die globalen Anstrengungen der Staaten. Ein internationales Vorgehen fordere auch die Umweltschutzorganisation WWF, die eine Studie mit Zahlen zu den „wahren Kosten von Plastik“ vorlegte, über die auch die Tagesmedien berichten.
Die Umweltministerien Deutschlands, Ecuadors, Ghanas und Vietnams hatten, wie aus Berichten der Fachpresse hervorgeht, zu der ersten internationalen Konferenz gegen Meeresmüll nach Genf eingeladen, bei der ein erster Entwurf für eine UN-Resolution, die den Weg zu einem verbindlichen Abkommen gegen Meeresmüll ebnen soll, präsentiert wurde. Laut BMU sollen mit dem Abkommen ein gemeinsamer Handlungsrahmen geschaffen sowie finanzielle Mittel für Maßnahmen gegen Meeresmüll bereitgestellt werden. Von den rund 140 Ländern, deren Vertreter an der Konferenz teilnahmen, hätten bereits 25 die Abschlusserklärung unterzeichnet, weitere 50 Länder ihre Unterstützung zugesagt, wird BMU-Staatssekretär Jochen Flasbarth aus der anschließenden Pressekonferenz unter anderem bei Euwid zitiert. Erste Inhalte des Abkommens bezögen sich auf eine Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe oder auch auf Rechtsvorschriften für die Nutzung von Einwegprodukten. Das Abkommen, das wie der Plastverarbeiter berichtet, von der Industrie begrüßt werde, könne nach Ansicht des Hauptgeschäftsführers des Erzeugerverbands Plastics Europe Ingemar Bühler einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Meere und des Klimas leisten, dürfe sich aber nicht allein auf Kunststoffprodukte beschränken, sondern sollte auch andere achtlos in der Umwelt entsorgte Materialien berücksichtigen. Mit ihrer globalen Deklaration aus dem Jahr 2011 seien, wie Bühler anmerkte, von der Kunststoffindustrie weltweit rund 395 aktuell noch laufende oder abgeschlossene Projekte zum Beispiel für besseres Abfallmanagement, Strandsäuberungen oder die Aufklärung der Menschen vor Ort initiiert worden. In der Kreislaufführung von Kunststoffen sehe auch die deutsche Chemieindustrie, die das chemische Recycling als ergänzende Technologie massiv vorantreibe, eine große Chance, wird Wolfgang Große Entrup, Hauptgeschäftsführer des VCI, in den Berichten der Fachpresse zitiert. In einem Beitrag des Deutschlandfunks über eine vom WWF vorgestellte Studie zu den „gesamten Kosten, die während des Lebenszyklus von Kunststoffen anfallen“ ist zu lesen, dass Regierungen und die Gesellschaft für jeden von Herstellern in die Produktion von Kunststoffen investierten Dollar mindestens zehnmal so viel bezahlen müssten, um die negativen Auswirkungen auch auf die Umwelt zu beheben. Der größte Teil der Folgekosten, die in der Studie für das Jahr 2019 auf 3,7 Billionen Dollar (3,1 Billionen Euro) geschätzt werden und sich unter anderem auf Faktoren wie Treibhausgasemissionen bei der Produktion, gesundheitliche Auswirkungen sowie die Abfallbewirtschaftung bezögen, werde durch Schäden an den Ökosystemen der Meere verursacht.
Weitere Informationen:
Quellen:
- Euwid Recycling und Entsorgung 36/2021, deutschlandfunk.de (7.9.2021)
- ntv.de (6.9.2021)
- plastverarbeiter.de, kunststoffe.de, plasticseurope.de (3.9.2021)
Ein Beitrag im Wirtschaftsteil der Süddeutschen Zeitung befasst sich mit den sogenannten CCU-Verfahren (Carbon Capture and Utilization) und geht der Frage nach, was diese für den Klimaschutz leisten könnten. Studien zur CO₂-Einsparung, also der Klimawirkung von CCU-Technologien kämen zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Von 100 Megatonnen pro Jahr bis zu zehn bis 15 Gigatonnen im Jahr 2050 reichten die Ergebnisse dieser Klimawirkungs-Analysen.
An Ideen für Produkte aus CO₂ mangele es nicht. Der Werkstoffhersteller Covestro habe zum Beispiel einen Kunststoff entwickelt, in dem Erdöl zu einem Teil (maximal 20 Prozent) mit CO₂ aus Industrieanlagen ersetzt werde. Daraus würden bereits jetzt etwa Matratzen, Sportböden, Autoteile, synthetische Bekleidung oder Materialien für die Gebäudedämmung hergestellt. Ein künstliches Photosynthese-Verfahren von Evonik und Siemens Energy, bei dem CO₂ zu Rohstoffen für Pflegeprodukte verarbeitet werde, sei ein weiteres Beispiel. Und der Stahlhersteller Thyssenkrupp arbeite an der industriellen Nutzung von CO₂ als Rohstoff in seinem Projekt „Carbon2Chem“, dessen Ziel es ist, Treibhausgase, die bei der Produktion entstehen, künftig in chemische Grundstoffe wie Methanol, Ammoniak oder etwa die Ausgangsbasis für Kunststoffe umzuwandeln. Welchen Beitrag solche Technologien für das Klima leisten könnten, sei zwar noch offen, doch womöglich könne CO₂ der zukünftige Rohstoff der chemischen Industrie sein, wird Carbon2Chem-Projektleiter Markus Oles in dem Bericht zitiert. Doch sei die Nutzung von Kohlenstoff aus CO₂ nicht zwangsläufig klimaneutral oder klimapositiv. Laut dem im Bericht zitierten Professor für Verfahrenstechnik Markus Lehner von der Montanuniversität Leoben komme es auf die Gesamt-CO₂-Bilanz an. Die Energie, die nötig ist, um das CO₂ einzufangen, aufzubereiten und mit anderen Stoffen reagieren zu lassen, müsse aus erneuerbaren Energien kommen und das CO₂ in den Produkten, die damit hergestellt werden, möglichst lange gebunden bleiben, wie bei Kunststoffen, die das Kohlendioxid über viele Jahrzehnte hinweg speichern könnten. Am Ende ihrer Lebensdauer könnte das bei der Verbrennung entstehende CO₂ wiederum abgefangen und so theoretisch ein Kreislauf geschaffen werden. Ein richtiger CO₂-Kreislauf liege zwar noch in weiter Ferne, aber Lehner könne sich vorstellen, dass zum Beispiel synthetische Kraftstoffe, die aus CO₂ gewonnen werden, schon in der Luftfahrt eingesetzt werden könnten. Ob sich CCU-Technologie wirtschaftlich und ökologisch lohnt, werde sowohl von der verfügbaren Menge an umweltfreundlichen Energieträgern als auch von den technischen und politischen Rahmenbedingungen wie etwa der Bepreisung von CO₂-Zertifikaten abhängig sein.
Quelle:
- Süddeutsche Zeitung (3.9.2021)
27.08. - 02.09.2021
Die FAZ berichtet auf der Grundlage eines Gesprächs mit Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer von PlasticsEurope Deutschland, wie die deutschen Kunststoffhersteller die gesunkene Akzeptanz von Kunststoffen wieder erhöhen wollen: mit weniger Verbrennung und Export von Abfällen, mit mehr Kunststoffen im Kreislauf und einem EU-weiten Deponieverbot.
Wie gesellschaftliche Gruppen zu Kunststoffen stehen, erkenne man schon an der Wortwahl, sage Bühler: Die einen sprechen abschätzig von Plastik, die anderen wertschätzend von Kunststoffen. Bühler wolle der „Plastikfraktion“ die Angst vor unkontrollierter Anreicherung der Umwelt mit Plastikabfällen nehmen und so die Akzeptanz von Kunststoffen erhöhen. Mit der größten Chemieindustrie Europas im Rücken wollen die Deutschen Druck auf die Branche in Europa ausüben, Kunststoffe rascher kreislauffähig zu machen als geplant. Laut Selbstverpflichtung ziele die europäische Kunststoffindustrie damit auf das Jahr 2040 ab. Darüber hinaus wolle der deutsche Verband bei der EU-Kommission darauf dringen , überall die Deponierung von Kunststoffen zu verbieten. Vor allem in Südeuropa würden noch viel zu viele Kunststoffe deponiert. Ebenso müsse der Export von Kunststoffabfällen schneller zurückgefahren werden. Die Verbrennung wolle Bühler lieber heute als morgen beenden und Kunststoffabfälle komplett als Rohstoffe in einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft nutzen. Die deutsche Kunststoffindustrie verstehe sich heute schon als Vorreiter der Kreislaufwirtschaft in Europa, auch wenn noch zu viel exportiert würde. Auch in der Aufbereitung der Kunststoffabfälle müsse sich laut Bühler noch was tun. Geschlossene Stoffkreisläufe wie bei PET-Flaschen oder Fensterprofilen blieben eher die Ausnahme, der größte Teil lande in einer Mischfraktion, die anschließend sortiert und aufbereitet werden müsse. In der Industrie findet laut Bühler schon länger ein Umdenken statt: Recycling werde heute oft schon in der Entwicklung von Produkten mitgedacht, und immer mehr Unternehmen würden auf Druck Rezyklate einsetzen, obwohl diese aktuell noch teurer seien. Der Bedarf an Kunststoffen gehe auch trotz Plastik im Meer nicht zurück, sondern im Gegenteil sei die Nachfrage in diesem Jahr um 20 Prozent gestiegen. Für den klimaneutralen Umbau der Wirtschaft und die Energiewende würden auch mehr und nicht weniger Kunststoffe gebraucht.
Quelle: FAZ (30.8.2021)
Im Entsorga-Magazin fordert Dr. Henning Wilts vom Wuppertal Institut in einem Gastkommentar im Vorfeld der Bundestagswahl ein klares Signal von der Politik, dass Deutschland wieder Vorreiter der Circular Economy werden wolle. Dazu müsse die Politik in allen Bereichen aktiv werden.
Deutschland stehe vor einer gigantischen Herausforderung, Schlaglichter wie die Flutkatastrophe im Ahrtal, immer deutlicher werdende Auswirkungen des Klimawandels oder auch Rohstoffknappheiten machten dies deutlich. Für gesicherte Arbeitsplätze und Wohlstand müsse sich die Wirtschaft neu erfinden. Die Europäische Kommission setze dabei auf das Konzept der Circular Economy, geprägt von der Überzeugung, dass Europa im globalen Wettbewerb nur damit eine Chance hätte. Die lineare Wirtschaft stoße immer schneller an ihre Grenzen. Allerdings liege die Umsetzung solcher EU-Konzepte überwiegend bei den Mitgliedsstaaten. Nach der Bundestagswahl entscheide sich, ob Deutschland wieder Vorreiter werden wolle, aktuell kämen laut Wilts die Impulse aus den Niederlanden, Frankreich oder China, wenn auch mit unterschiedlicher Ausrichtung. Zur Frage, was in Deutschland geschehen müsse – alle Parteien hätten zwar Kreislaufwirtschaft im Wahlprogramm, aber ohne konsistente Vision zur Umsetzung – betont Wilts, dass Kreislaufwirtschaft entgegen mancher Hoffnung kein Selbstläufer wäre, sondern aufeinander abgestimmte Investitions- und Innovationsprozesse brauche. Entscheidend sei eine nationale Strategie zur Kreislaufwirtschaft, um auch der Industrie mit ihren Investitionszyklen klare Leitplanken zu setzen. Wilts spricht sich für langfristige Ziele mit hoher Technologieoffenheit aus. Produktverbote könnten zwar Signale der politischen Stärke setzen, lösten aber langfristig keine Probleme. Die Formulierung solcher Ziele sei ein politischer Prozess, der auf mehrheitsfähige Kompromisse abziele, dann aber eine klare Orientierung biete, sofern auch die Verantwortlichkeiten klar definiert und die Überprüfbarkeit mit Sanktionsmöglichkeiten gegeben seien. Auch wenn der kommende Koalitionsvertrag noch keine konkreten Lösungen enthalten könne, so könne man doch darin ein klares Signal setzen, dass Deutschland wieder zum Vorreiter der Kreislaufwirtschaft werden wolle, fordert der Leiter der Abteilung Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut.
Quelle: Entsorga-Magazin (31.8.2021)
Bereits heute könnte die Entsorgung einen höheren Beitrag zum Klimaschutz leisten als sie es tatsächlich tut. Wie Euwid berichtet, hat das britische Beratungsunternehmen Eunomia im Auftrag von Tomra berechnet, dass beim heutigen Stand der Entsorgungstechnik mit steigenden Recyclingquoten und einem verbesserten Umgang mit den Reststoffen weltweit jährlich 2,1 bis 2,8 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente eingespart werden könnten. Der gesamte CO2-Ausstoß habe im Jahr 2019 laut Euwid bei rund 36 Milliarden Tonnen gelegen.
Verfahren und Techniken lägen vor, lediglich die Recyclingquoten und die Behandlung des verbleibenden Abfalls müssten verbessert werden, heiße es in der gut 50 Seiten umfassenden Studie „Waste in the Net-Zero Century: How Better Waste Management Practices Can Contribute to Reducing Global Carbon Emissions“ von Eunomia. Die existierenden Verfahren müssten in verschiedenen Regionen der Welt so angepasst werden, dass die Erfassung der Abfälle verbessert und der Rest mit der dafür am besten geeigneten Art und Weise behandelt werde. Grundsätzlich weise Eunomia auf drei Schlüsselbereiche zur Minderung der Treibhausgasemissionen hin: die Maximierung der Erfassung in bestehenden Abfallwirtschaftssystemen, eine effektive Sammlung und Sortierung sowie die Erfassung zusätzlicher Abfälle, die bislang auf Deponien oder in einer ungeregelten Verbrennung landen, für ein Recycling. Allein diese Maßnahmen stünden schon für rund die Hälfte des gesamten Einsparpotenzials.
Quelle: Euwid Recycling und Entsorgung 35/2021 (31.8.2021)
20.08. - 26.08.2021
Der Spiegel beschreibt in seiner aktuellen Ausgabe die Entstehung und die Funktionsweise der globalen Internetbörse Cirplus. Im Unterschied zu vergleichbaren Rohstoffbörsen gebe es bei gebrauchten Kunststoffen keine immergleiche Beschaffenheit. Potenzielle Kunden ließen sich vor dem Kauf Proben zukommen, was die Gefahr berge, dass Anbieter und Kunde letztendlich die Börse umgingen, um die Vermittlungsgebühr zu sparen. „Wir brauchen Standardisierung“, werden die Gründer zitiert, die eine neue DIN-Vorgabe für Kunststoffabfälle initiiert hätten.
Die Begegnung mit dem Plastikmüllteppich beim Segeltörn in der Karibik habe den Unternehmer Christian Schiller auf die Geschäftsidee gebracht und im Jahr 2019 zur Gründung von Cirplus gemeinsam mit Geschäftspartner Volkan Bilici, einem Spezialisten für Softwareentwicklung mit zweijähriger Erfahrung in der Kunststoffindustrie, geführt. Im Jahr 2013 hatte Schiller bereits das französische Startup BlaBlaCar, eine Online-Mitfahrzentrale, erfolgreich an den deutschen Markt gebracht. Die Plattform soll vier Jahre später bereits sechs Millionen Mitglieder gehabt haben. Auf Cirplus, wo mittlerweile 900 Unternehmen vertreten seien, würden rund 1,2 Millionen Tonnen gebrauchte Kunststoffe angeboten und gesucht. Das entspreche in etwa einem Fünftel der Menge, die Recycler in Europa jährlich verarbeiten könnten. Der Bedarf sei groß, insbesondere für durchsichtige PET-Flaschen, und die Zahlungsbereitschaft der Kunden hoch, doch täten sich die Einkäufer angesichts des intransparenten und kleinteiligen Marktes schwer, gebrauchte Kunststoffe in verlässlichen Mengen zu beschaffen. Cirplus soll hier helfen, biete bislang die Vermittlungsdienste kostenfrei an, weil britische, schwedische und deutsche Risikokapitalgeber sowie staatliche Fördergelder noch für die Finanzierung sorgten. Für die spätere Vermittlungsgebühr sei die Vielfalt der Kunststoffe ein grundsätzliches Problem. Im Gegensatz zu anderen Rohstoffbörsen könne Cirplus keine einheitlichen Angaben zur Beschaffenheit des Materials machen. Deshalb ließen sich Kunden von den Lieferanten Muster zukommen, was die Gefahr berge, dass beide Parteien anschließend das Geschäft ohne Cirplus abwickeln. Die Gründer hätten deshalb zusammen mit dem Deutschen Institut für Normung eine neue DIN-Vorgabe für Kunststoffabfälle zur künftigen Klassifizierung – etwa nach Herkunft, Qualität oder anderen Kriterien – initiiert. Führende Unternehmen der Branche wie das Duale System Deutschland über Remondis Recycling bis hin zum Anlagenbauer KraussMaffei hätten daran mitgewirkt. Ende des Jahres soll sie fertiggestellt und angewendet werden. Zusätzlich biete Cirplus seinen Kunden an, Material von unabhängigen Experten wie dem Kunststoff-Institut Lüdenscheid prüfen und zertifizieren zu lassen.
Quelle: Der Spiegel Nr. 34 (21.8.2021)
Die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen hat von der GVM ermitteln lassen, wie groß das Potenzial für den Einsatz von Rezyklaten in Kunststoffverpackungen ist. Demnach könnte der Einsatz von 475 auf circa 960 Tausend Tonnen pro Jahr gesteigert werden, wie einige Fachblätter berichten.
Erklärtes Ziel der Industrie sei der Einsatz von einer Million Tonnen Kunststoffrezyklat in Verpackungen bis zum Jahr 2025. Laut der Untersuchung der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) wären aus heutiger Sicht 960 Tausend Tonnen jährlich möglich, das entspreche in etwa 22 Prozent der Produktionsmenge an Verpackungen. Laut IK Geschäftsführerin Isabel Schmidt sei das Interesse der Kunststoffverpackungsindustrie an Rezyklaten groß. Von 2017 bis 2019 sei die Nachfrage bereits um 18 Prozent gestiegen, während der Einsatz von Neuware zurückgegangen sei. Doch stellten viele Verpackungen, insbesondere Lebensmittelverpackungen höchste Ansprüche an die Qualität, wofür das Angebot an geeigneten Rezyklaten derzeit noch begrenzt sei. Recycling sei in der Vergangenheit mehr von der Erfüllung der gesetzlichen Recyclingquoten als vom Rohstoffbedarf der Verpackungsindustrie getrieben worden. Die Rezyklate kämen daher überwiegend in anderen Branchen wie in Bauprodukten zum Einsatz, wo sie aber auch CO2-Emissionen einsparten. Doch nun erforderten veränderte Rahmenbedingung Investitionen in mehrstelliger Milliardenhöhe in das Design-for-Recycling und den Ausbau hochwertiger Sortier- und Recyclingkapazitäten. Denn spätestens bis 2045, wenn Deutschland klimaneutral sein solle, müssten laut Schmidt Kunststoffe komplett aus Rezyklaten bzw. erneuerbaren Rohstoffen bestehen. Um den Rohstoffbedarf der Kunststoff verarbeitenden Industrie künftig zu decken, müssten europaweit die getrennte Sammlung verbessert und die Deponierung von Kunststoffabfällen gänzlich verboten werden, fordere Schmidt.
Mehr Information: s. dazu auch die BKV-Studie „Potenzial zur Verwendung von Recyclingkunststoffen in Verpackungen“
Quellen: recyclingmagazin.de, recyclingportal.eu, plasticker.de (26.8.2021)
Elf deutsche Verbände des Handels, der Getränkeindustrie, der Ernährungsbranche sowie der Kunststoff- und Recyclingbranche fordern die EU-Kommission auf, so schnell wie möglich den legalen Einsatz von recycelten Kunststoffen in Lebensmittelverpackungen zu ermöglichen, ist in der aktuellen Ausgabe von Euwid zu lesen.
In dem gemeinsamen Schreiben warnen die Verbände, dass fehlende EU-Zulassungen von Kunststoffrezyklaten für Materialien mit Lebensmittelkontakt das Erreichen der ehrgeizigen Kreislaufwirtschaftsziele der Kommission ernsthaft in Gefahr bringen würden. Wenn die Kommission bei der Revision der EU-Verpackungsrichtlinie verpflichtende Rezyklateinsatzquoten auch für Lebensmittelverpackungen wolle, wie sie es bereits in der EU-Einweg-Kunststoff-Richtlinie für Einweg-Getränkeflaschen festgelegt habe, dann müsse sie auch für die erforderlichen Voraussetzungen sorgen. So schnell wie möglich müssten die mittlerweile über 160 von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) positiv bewerteten Kunststoffrecyclingverfahren offiziell zugelassen werden, damit die Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft die notwendige Rechts- und Planungssicherheit hätten. Darüber hinaus sollte die Kommission dafür sorgen, dass EFSA-Stellungnahmen deutlich schneller als bisher erfolgten.
Quelle: Euwid Recycling und Entsorgung 34/2021 (24.8.2021)
13.08. - 19.08.2021
Der WWF ließ laut Presseberichten im Rahmen einer Studie von Systemiq analysieren und quantifizieren, wie die Kreislaufwirtschaft bei Kunststoffverpackungen vorangebracht werden könnte. Demnach könnten bis zum Jahr 2040 mehr als 20 Millionen Tonnen Kunststoff eingespart werden. Geeignete Instrumente dafür seien insbesondere innovative Wiederverwendungsmodelle, Vermeiden und Minimieren unnötiger Verpackungen sowie recyclinggerechtes Design.
In Deutschland könnten laut der Studie bis zum Jahr 2040 das Gesamtabfallvolumen bei Kunststoffverpackungen um 40 Prozent, der Verbrauch von Neuware um rund 60 Prozent und die Verbrennung von Kunststoffabfällen zur Energiegewinnung um 70 Prozent sinken. Damit ließen sich 68 Millionen Tonnen Treibhausgase einsparen. „Verpackung aufreißen und wegwerfen – unser Umgang mit Plastik versinnbildlicht ein sorgloses und verschwenderisches Konsummodell, das mit den planetaren Grenzen nicht vereinbar ist“, wird die Kunststoff-Expertin des WWF, Laura Griestop unter anderem in der FAZ zitiert. Die Studie weise den Weg zu einem zukunftsfähigen und zirkulären Verpackungssystem, so Griestop weiter. Die Studie analysiere drei konkrete Szenarien: 1. weiter wie bisher, 2. die Entwicklung unter Berücksichtigung derzeitiger Verpflichtungen aus Politik und Wirtschaft und 3. ein Systemwechsel mit allen heute verfügbaren Hebeln zur Kreislaufwirtschaft für Plastikverpackungen. Laut der Untersuchung würden die politischen Verpflichtungen zwar zu mehr Recycling und weniger Verbrennung führen, den Abfall aber kaum verringern und den Bedarf an Neuware um vier Prozent ansteigen lassen. Vor diesem Hintergrund fordere der WWF von der Politik Vermeidungs- und Reduktionsziele, um damit Abfallvermeidung und innovative Mehrwegmodelle in den Fokus zu nehmen. Zur Verbesserung des Recyclings, das angesichts hoher Sammelquoten über eine gute Ausgangsposition verfüge, müsse das recyclinggerechte Design mehr Gewicht bekommen. Von der kommenden Bundesregierung fordere der WWF, verbindliche Leitplanken zu setzen, die ressourcenarme Verpackungen belohnen, die Recyclingfähigkeit zu verbessern und Anreize zur Verwendung von Rezyklaten zu setzen. Ein Wandel zum zirkulären Verpackungssystem sei bei politischem Gestaltungswillen und einer engen Zusammenarbeit zwischen Industrie, Politik und Wissenschaft möglich, betone Griestop in ihrem Fazit.
Quellen:
- neue-verpackung.de, FAZ (18.8.2021)
Das Handelsblatt beschreibt detailreich, wie sich die Schwarz-Gruppe strategisch aufstellt, um für die Zukunft fit zu sein. Dabei spiele der Einstieg in die Entsorgungswirtschaft eine zentrale Rolle. Ein wesentliches Instrument sei aber seit dem Führungswechsel eine neue Unternehmenskultur.
Über Interna der Schwarz-Gruppe, Europas größtem Händler, hat man lange Zeit kaum etwas erfahren. Das hat sich geändert. So beschreibt nun auch das Handelsblatt in dieser Woche in einem ausführlichen Bericht, was sich mit dem Wechsel in der Leitung des Konzerns strategisch abzeichnet. So wolle der neue Chef Gerd Chrzanowski im Gegensatz zu seinem Vorgänger Klaus Gehrig, der als Alleinherrscher agiert habe, nun im Team führen. Seine erste Amtshandlung sei gewesen, die Leiter der Bereiche Digitalisierung, IT, Entsorgungswirtschaft und Produktion von Vorständen zu Vorstandsvorsitzenden ihrer Bereiche zu befördern. Der Einzug einer neuen Führungskultur sei ein wesentlicher Faktor bei der anstehenden Modernisierung des Konzerns. Die bislang ausgebremste Digitalisierung trotz vieler neuer Ideen werde einen neuen Schub erfahren. Bereits erfolgreich sei der Einstieg des Konzerns in die Kreislaufwirtschaft. Der Geschäftsbereich Prezero soll in diesem Jahre bereits einen Umsatz von zwei Milliarden Euro beisteuern. Innerhalb kürzester Zeit sei dieser laut Chrzanowski „zentrale und integrale Baustein“ der Unternehmensstrategie zu einem international tätigen Abfall- und Recyclingunternehmen ausgebaut worden. Nach Kauf von Tönsmeier vor drei Jahren und dem anschließenden Aufbau eines eigenen dualen Systems sowie der Übernahme von Teilen der Suez-Gruppe sei ein Marktgewicht in elf Ländern mit bereits nahezu 30.000 Mitarbeitern entstanden. Dabei sei das wichtigste Ziel, den Wertstoffkreislauf bei Verpackungen von Lidl und Kaufland zu schließen. Alle PET-Flaschen der Eigenmarken aus den eigenen Produktionswerken bestünden seit Juni bereits zu 100 Prozent aus recyceltem Kunststoff. Darüber hinaus sehe das Unternehmen im Wertstoffgeschäft auch außerhalb der eigenen Gruppe ein großes wirtschaftliches Potenzial in Europa.
Quelle: Handelsblatt (18.8.2021)
06.08. - 12.08.2021
Im Rahmen einer Serie zu Rohstoffen der Zukunft befasst sich das Wirtschaftsressort der Süddeutschen Zeitung diese Woche mit Kunststoffen und wie sie von einer linearen zu einer zirkulären Wirtschaft überführt werden können. Dabei nimmt der Beitrag sechs „Zukunftsideen“ in den Fokus: Einsatz von Ökostrom, Wiederverwertung, chemisches Recycling, Einsatz von Biomasse, Nutzung von CO2 sowie Vermeidung und Wiederverwendung.
Die Produktion von Kunststoffen hänge noch zu 99 Prozent an Ressourcen wie Erdöl oder -gas. Unternehmen wie Covestro oder BASF suchten nach alternativen Rohstoffquellen, um die Chemie unabhängiger von fossilen Rohstoffen zu machen. Die Süddeutsche fasst sechs Wege zu mehr linearer Wirtschaft zusammen. Bereits ganz vorne in der Basischemie, wo sehr viel Energie benötigt werde, müsse das zurzeit für Cracker eingesetzte Erdgas durch Strom aus erneuerbaren Energien ersetzt werden. Die BASF plane bereits den ersten mit Ökostrom betriebenen Spaltofen und sichere sich dazu Strom aus Windparks. Die Dechema habe berechnet, dass allein die Chemiebranche im Jahr 2050 elfmal so viel Strom wie heute bräuchte, wenn sie ihre heutige Produktion grün gestalten wolle. Deren langjähriger Geschäftsführer Klaus Wegemann bezweifle, dass das die Ausbaupläne des Bundes hergäben. Die Wiederverwertung sei dagegen ein Weg zur Ressourceneinsparung. BUND-Referentin Janna Kuhlmann nehme dazu die Kunststoffverarbeitung in die Pflicht, die recycelbare Produkte designen müsste. Das chemische Recycling sei ein guter Weg für Produkte, die sich nicht mechanisch recyceln lassen, doch lande man damit wieder am Anfang der Produktionskette, wo viel Energie benötigt werde. Der Anteil der Biomasse, von der Chemieindustrie derzeit etwa zu 14 Prozent als Rohstoff eingesetzt, sei nach Auskunft von Wegemann kaum zu steigern, da aus ethischen Gründen allenfalls Reststoffe wie Stroh oder Schadholz dafür in Frage kämen. Dass die Nutzung von CO2 als Rohstoffquelle funktioniere, zeige Covestro mit einem ersten Polyol im Handel, das zu 20 Prozent aus Kohlendioxid bestehe. Eine nächstgrößere Anlage sei in Planung. Im Vermeiden und Wiederverwenden sehe Kuhlmann einen Weg, auf dem allerdings nicht nur die Industrie sondern die ganze Gesellschaft gefordert sei. Wegemann glaube dabei weniger an einen Erfolg, zumal Kunststoffe auch unter Klima-Gesichtspunkten auf der Welt vermehrt gebraucht würden. Deshalb halte er die Wettbewerbsfähigkeit von Alternativen zu Öl und Gas für umso wichtiger.
Quelle:
- Süddeutsche Zeitung (12.8.2021)
Der neue Leitlinienentwurf der EU-Kommission zur Ausgleichsregelung der EEG-Umlage führt Recyclingunternehmen nicht mehr in der Liste förderungsberechtigter Wirtschaftszweige auf. Davon wären rund 70 Prozent der Mitgliedsunternehmen im bvse betroffen, auf die jährliche Mehrkosten für Strom von im Schnitt 800.000 Euro zukämen. Damit drohe ein Verlust der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Auch der BDE sehe darin ein „fatales Signal“ und eine Diskriminierung der Kreislaufwirtschaft.
Recycler in Deutschland können bislang ihre Stromkosten für ihre energieintensiven Prozesse mithilfe der Ausgleichsregelung der EEG-Umlage reduzieren. In ihrem Entwurf der Leitlinie zur künftigen Regelung sehe allerdings die EU-Kommission den Wirtschaftszweig mit dem NACE-Code 38.32 „Rückgewinnung sortierter Werkstoffe“ nicht mehr vor. Nach Angaben des Bundesverbands Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) betreffe das 70 Prozent seiner Verbandsmitglieder, die damit im Schnitt 800.000 Euro mehr an jährlichen Stromkosten hätten. Entfalle die bisherige Förderung, würden ressourcenschonende und CO2-sparende Sekundärrohstoffe durch günstigere Primärrohstoffe verdrängt, mahne laut Fachpresseberichten der bvse. Auch der BDE sehe in dem Vorhaben ein „fatales Signal“ für die Kreislaufwirtschaft, das zu allen sonstigen politischen Absichtserklärungen im eklatanten Widerspruch stünde. In einer gemeinsamen Stellungnahme warne eine Reihe Recycler wie Alba und Remondis die Kommission vor den Folgen: Sie sähen sich in ihrer wirtschaftlichen Existenzgrundlage gefährdet und stünden, sollte die Umlagebefreiung entfallen, vor der Entscheidung, ihre Produktionsstätten zu schließen oder ins außereuropäische Ausland zu verlagern.
Quellen:
- Euwid Recycling und Entsorgung 32/2021 (10.8.2021)
- recyclingmagazin.de, recyclingportal.eu (11.8.2021)
Das Handelsblatt schreibt über Potenziale der Kreislaufwirtschaft, die mehr und mehr Familienunternehmen nutzen wollen. Eine Studie mehrerer Fraunhofer-Institute gemeinsam mit der Stiftung zwei Grad im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen zeige anhand von Praxisbeispielen die Chancen auf. Von der nächsten Bundesregierung erwarte die Stiftung Familienunternehmen den passenden regulatorischen Rahmen.
Die Politik müsse der Kreislaufwirtschaft höhere Bedeutung beimessen, fordere die Stiftung Familienunternehmen. Laut der an der Untersuchung zu Potenzialen einer Kreislaufwirtschaft beteiligten Stiftung zwei Grad fehlten vielen Familienunternehmen klare und langfristige Leitplanken zur Orientierung. Konkret werde ein Ordnungsrahmen für die Kreislaufwirtschaft benötigt, verbunden mit einem klaren Fahrplan, konkreten Zielen sowie Standards und Normen. Eine konsequente Strategie der Wiederverwertung biete angesichts des 50prozentigen Anteils der Rohstoffförderung und -verarbeitung an den weltweiten CO2-Emission ein enormes Potenzial für den Klimaschutz. Im Rahmen der Untersuchung für die Stiftung Familienunternehmen führten verschiedene Fraunhofer-Institute Interviews mit Unternehmen durch, die zusammen für einen Jahresumsatz von 80 Milliarden Euro stehen und über 372.000 Mitarbeiter beschäftigen. Erste Beispiele aus den Unternehmen zeigten den Weg und die Potenziale der Kreislaufwirtschaft auf. Allerdings gehe es dauerhaft nicht ohne Normung, Zertifizierung und Standardisierung, um den Unternehmen Orientierung zu geben, wie ein Unternehmensvertreter zitiert wird. Dabei gehe es weniger um strikte Vorgaben als um Anreize der Politik.
Quelle: Handelblatt (8.8.2021)
30.07. - 05.08.2021
Der CEO von Covestro und Präsident des Kunststoffherstellerverbands PlasticsEurope Dr. Markus Steilemann plädiert in einem Beitrag der K-Zeitung dafür, das chemische Recycling aufgrund seiner Vorteile und des großen Potenzials, das darin liege, als Recyclingverfahren anzuerkennen. Für Michael Wiener, CEO der DSD GmbH, ist die abfallrechtliche Gleichstellung nicht entscheidend, wie aus einem ausführlichen Interview hervorgeht, das Euwid mit ihm und dem Chef der EEW Energy from Waste GmbH Bernhard Kemper zum gemeinsamen Einstieg ins chemische Recycling geführt hat.
Nur mit chemischem Recycling würden Kunststoffabfälle künftig in großen Mengen recycelbar sein, zeigt sich Steilemann in dem Gastkommentar bei der K-Zeitung überzeugt. Zirkularität müsse zum globalen Leitprinzip werden. Recycling, so Steilemann weiter, sei Dreh- und Angelpunkt der Kreislaufwirtschaft und brauche einen kräftigen Schub, den die Kunststoffindustrie geben könne. Chemisches Recycling könne als „Lebenselixier“ für Kunststoffabfälle genutzt werden: Für stark verschmutztes oder Multilayermaterial sei es laut Steilemann die einzig mögliche Methode der Wiederverwertung. Jedes Produkt lasse sich durch diese „Zauberformel“, mit der Kunststoffabfälle chemisch aufgelöst, in Moleküle zerlegt und zu neuen Kunststoffen zusammengesetzt werden könnten, in ein beliebiges anderes verwandeln. Die neue Technologie stecke zwar noch in den Kinderschuhen, habe aber Riesen-Potenzial, auf das man nicht verzichten dürfe, appelliert Steilemann. Um die Verfahren schnell weiterzuentwickeln und zu etablieren, brauche es die richtigen politischen Rahmenbedingungen, wie die Anerkennung als Recycling sowie Anreize, um Sammlung, Sortierung und Trennung zu verbessern.
Auch DSD-Chef Michael Wiener und der CEO der EEW, Bernhard Kemper, setzen große Hoffnung in das chemische Recycling von Kunststoffabfällen (s. News vom 15. Juli 2021) und beantworteten eine Reihe von Fragen zu Umsetzung, Umfeld, Kosten und Technologie ihres geplanten Joint-Ventures, wie in der aktuellen Ausgabe von Euwid Recycling und Entsorgung zu lesen ist. Ein Standort für die geplante Aufbereitungsanlage, in der laut der Planungen ab dem Jahr 2025 100.000 Tonnen Sortierreste aus dem dualen System und 100.000 Tonnen Kunststoffe aus dem Restmüll mittels Pyrolyse zu geschätzten 70 bis 80 Prozent zu Pyrolyseöl verarbeitet werden sollen, stehe noch nicht fest, werde aber wohl ein EEW-Standort sein. Die Investitionskosten für das Projekt lägen laut der beiden Projektpartner bei einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Die Wirtschaftlichkeit werde sich, so Wiener, ganz wesentlich über den Erlös des Pyrolyseöls, das man selbst vermarkten, Inverkehrbringern sowie Markeninhabern und explizit nicht als Kraftstoff anbieten wolle, rechnen müssen. Vorrangiger Gedanke, wenn Wiener auf Deutschland blicke, sei nicht die Frage nach der Erfüllung von Recyclingquoten, sondern ob mit dem Pyrolyseöl ein höherer „Closed-Loop-Content“ zu erreichen sei, wovon er auf jeden Fall ausgehe. Damit Hersteller das für ein werkstoffliches Recycling wichtige Design for Recycling im Blick behielten, wenn auch chemische Verfahren zur Verfügung stehen, brauche es ein funktionierendes Bonus-Malus-System, an dem die Betreiber der dualen Systeme laut Wiener arbeiteten, so dass Lizenzentgelte eine Lenkungswirkung entfalten können. Er rechne damit, dass in den kommenden Jahren deutlich mehr Kunststoffabfälle als heute für das mechanische Recycling zur Verfügung stehen werden, auch wenn es für den Produktschutz immer Verbundmaterialien geben werde, für die dann das chemische Recycling zum Einsatz kommen könne.
Quellen:
- k-zeitung.de (4.8.2021)
- Euwid Recycling und Entsorgung 31/2021 (3.8.2021)
Im Rahmen des Projektes „Mikroplastik in Binnengewässern“, kurz MicBin, an dem auch die BKV beteiligt ist, hat die TH Köln, wie die Fachpresse berichtet, das Sickerwasser einer Deponie untersucht, um Aufschluss über Wege und den Verbleib von Mikroplastik aus der Deponie zu erhalten. Laut einer Studie des Weltwirtschaftsforums (WEF) ließen sich, wie aus einem Bericht bei Business Insider hervorgeht, Kunststoffabfälle im Meer durch die Umstellung auf Mehrwegprodukte deutlich reduzieren.
Die TH Köln habe, wie die Fachpresse berichtet, im Projekt MicBin, dessen Ziel es ist, Handlungsoptionen und Lösungsansätze zur Reduktion des Eintrags von Kunststoffen in die Umwelt zu formulieren, die Beprobung der Deponie Leppe durchgeführt. In Lindlar habe ein Team um Prof. Astrid Rehorek unbehandeltes Sickerwasser an verschiedenen Stellen der Deponie untersucht und Ablagerungen gefunden, die Quellen für Mikroplastik sein könnten. Da das Deponiesickerwasser in einer nachgeschalteten Kläranlage in Lindlar weiter aufgereinigt werde, gelange das Mikroplastik nicht zwangsläufig in die Umwelt, wird Rehorek in den Berichten zitiert. Die Ergebnisse sollten Aufschluss geben über den Weg und Verbleib des Mikroplastiks aus der Deponie sowie in Folgeuntersuchungen einen wichtigen Ansatzpunkt zur Entwicklung möglicher Maßnahmen gegen Mikroplastik in anderen Deponien und Gewässern bieten. Sie hätten gezeigt, dass eine gut funktionierende Deponiesickerwasser-Reinigungsanlage ein absolut notwendiger Standard sein müsse.
Wie sich die Umstellung auf Mehrwegprodukte auf die Menge der Kunststoffabfälle in den Ozeanen auswirken würde, untersuchten laut eines Berichts bei Business Insider das WEF zusammen mit der Unternehmensberatung Kearney. Etwa 150 Millionen Tonnen Kunststoff befänden sich laut WEF derzeit im Meer. Zwischen 4,8 und 12,7 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle kämen einer Schätzung des WEF aus dem Jahr 2015 zufolge jährlich hinzu. Die Autoren der Studie entwarfen, wie in dem Bericht weiter zu lesen ist, ein skalierbares Modell zur Reduktion von Kunststoffabfällen mit verschiedenen Szenarien. Ihren Berechnungen zufolge könnten sieben bis 13 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle bzw. zwischen 45 und 90 Prozent dessen, was jährlich in die Ozeane gelange, eingespart werden, wenn der Anteil von Mehrwegverpackungen bis zum Jahr 2030 auf zehn bis 20 Prozent steige. Ähnliches strebe die EU mit ihren Nachhaltigkeitszielen bis zum Jahr 2030 an, so der Bericht, der zeige, dass Mehrwegprodukte und Wiederverwertungsstrategien die Ozeane deutlich entlasten könnten.
Weitere Information: zum Download des WEF-Berichts „Future of Reusable Consumption Models“
Quellen:
- recyclingportal.eu (4.8.2021)
- recyclingmagazin.de (3.8.2021)
- businessinsider.de (29.7.2021)
23.07. - 29.07.2021
Anlässlich des Erdüberlastungstages am 29. Juli 2021 fordern Wirtschaft und Verbände von der Politik stärkere Unterstützung für die Kreislaufwirtschaft, wie aus Berichten der Fachpresse hervorgeht. Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) erklärte laut Medienberichten, es brauche eine „Konsumwende“ und Nachhaltigkeit als neuen globalen Standard.
Die Welt erreicht am 29. Juli 2021 den sogenannten Erdüberlastungstag. Ab diesem Datum sind rechnerisch alle natürlichen Ressourcen aufgebraucht, die die Erde innerhalb eines Jahres erzeugen oder regenerieren kann. Aus diesem Anlass fordere Müller, wie unter anderem tagesschau.de berichtet, das Ziel müsse sein, weniger Rohstoffe effizienter zu nutzen, wiederzuverwenden und zu recyceln. Die EU müsse vorangehen und mit ihrem Green Deal den Rahmen für eine globale Kreislaufwirtschaft setzen. Einen Kurswechsel hin zu einer Kreislaufwirtschaft, die natürliche Ressourcen schont und das Klima entlastet, halte auch der in einem Bericht bei Euwid zitierte Vorstandschef der Alba Group, Axel Schweitzer, für zwingend notwendig. Die technischen Voraussetzungen und das Know-how seien in Deutschland auf hohem Niveau vorhanden. Schweitzer richte auch einen Appell an die Politik und fordere einheitliche Industriestandards und eine gesetzliche Mindestquote für den Einsatz von Rezyklaten, die deutlich weniger klimaschädliche Emissionen verursachten als die Produktion von Neuware. Für eine Offensive der Kreislaufwirtschaft zur Ressourcenschonung mache sich auch der BDE-Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft angesichts des Erdüberlastungstages stark. Der „Schlussverkauf der Erde“ müsse so schnell wie möglich ein Ende haben, wird BDE-Präsident Peter Kurth in dem Bericht von Euwid zitiert. Von der nächsten Bundesregierung erwarte der BDE deutliche Akzente und fordere ein Ministerium für Green Deal im Bundeskanzleramt sowie geeignete gesetzliche Regelungen für die Realisierung einer Kreislaufwirtschaft. Als Behinderung der Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe betrachte die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen die im Juli beschlossene EU-Kunststofftsteuer, wie Euwid an anderer Stelle berichtet. Sie könne dazu führen, dass ökologisch häufig schlechtere Verpackungsmaterialien günstiger und damit wettbewerbsfähiger würden und dem Markt darüber hinaus finanzielle Mittel entzogen würden, die dann nicht in den Ausbau und die Erneuerung der Recycling-Infrastruktur investiert werden könnten. Auch würde Deutschland mit 1,33 Milliarden Euro jährlich die größte finanzielle Last in der Union tragen. Die Politik solle nach Ansicht der IK den Übergang zur Kreislaufwirtschaft durch marktwirtschaftliche Instrumente unterstützen und nicht durch Steuern behindern. Der Begriff „Plastiksteuer“ sei zudem aus Sicht der IK irreführend, da es sich tatsächlich „um eine Methode zur Berechnung des erhöhten EU-Mitgliedsbeitrags infolge des Brexit“ handele.
Quellen:
- tagesschau.de (29.7.2021)
- wallstreet-online.de, euwid-recycling.de, recyclingmagazin.de (28.7.2021)
- Euwid Recycling und Entsorgung 30/2021 (27.7.2021)
In einem Podcast des Handelsblatts erläutert Prof. Sven Sängerlaub vom Lehrstuhl für Verpackungsherstellung und -technik an der Hochschule München die vielen Vorteile von Verpackungen aus Kunststoff und, dass die Klimabilanz von Alternativen aus anderen Materialien wie zum Beispiel Papier nicht unbedingt besser sei. Der im Podcast ebenfalls befragte Tiefkühllebensmittelanbieter Frosta setze dennoch auf Papierverpackungen.
Bei Produktschutz, Transport, Marketing, Convenience oder auch gesetzlichen Anforderungen wie an die Lebensmitteilsicherheit böten Verpackungen aus Kunststoff aufgrund ihrer Eigenschaften, Vielseitigkeit und des geringen Gewichts viele Vorteile, erkklärt Sängerlaub im Podcast-Interview mit Handelsblatt Green. Auch habe die Industrie in den vergangenen 30 Jahren großartige Arbeit geleistet, Kunststoffverpackungen immer effizienter zu machen. Doch wachse aufgrund der Probleme, die Kunststoffe in der Umwelt, wo sie nicht hingehörten, verursachten der Druck auf die Industrie nach Alternativen Ausschau zu halten. Die Gefahr, dass Kunststoffe in die Umwelt gelangen, bestehe vor allem in Ländern, in denen sie weiterhin deponiert würden. Auch gingen die Grundstoffe Erdöl und Erdgas für ihre Herstellung in absehbarer Zeit zur Neige. Recycling sei auf jeden Fall gut für die Umwelt, da hierbei weniger Energie verbraucht werde als für die Herstellung neuer Kunststoffe. Auch sei die Klimabilanz einer Papierverpackung nicht in jedem Fall besser als bei Kunststoff. Nur bei gleicher Materialdicke könne Papier besser abschneiden. Sängerlaub befürworte die Grundidee des Green Deal, Kunststoffe im Kreislauf zu führen und beobachte, dass derzeit viele neue Verfahren entwickelt sowie bestehende verbessert würden. Für ganz wichtig halte er, dass ein Markt für Rezyklate geschaffen, Anwendungen für sie gefunden und die Qualität von Recyclingkunststoffen weiter verbessert werde. Er glaube, dass der Markt für Rezyklate – auch aufgrund der gesetzlichen Vorgaben – wachsen werde und, dass es in Zukunft viele Lösungen neben (Recycling-)Kunststoffen geben werde wie Papier, Bio-Kunststoffe, Entwicklungen aus dem Bereich nachwachsende Rohstoffe bis hin zu mehr Mehrweg oder auch Unverpackt-Angeboten.
Auf eine Umstellung seiner Verpackungen auf Papier setze der Tiefkühlkosthersteller Frosta trotz höherer Kosten für den Verbraucher und Problemen wie, dass die Papierumhüllung die Farbe des verpackten Lebensmittels annehmen könne wie zum Beispiel bei roter Bete, erklärt der im Podcast als erster befragte Leiter der Frosta Forschungs- und Entwicklungsabteilung Arne Döscher im Gespräch mit dem Handelsblatt. Vier Gemüsemischungen von insgesamt 50 TK-Produkten biete Frosta bereits in einer Papierverpackung an. Es handle sich um eine Entwicklung von Frosta, die das Unternehmen zum Patent angemeldet habe und die mit dem deutschen Verpackungspreis ausgezeichnet worden sei. Man habe schon weiter seien wollen, rechne mit der kompletten Umstellung in etwa zwei Jahren. Die Papierverpackung von Frosta enthalte 0,1 Prozent bio-abbaubares Polymer und spare laut Döscher gegenüber Kunststoff 40 Prozent an Emissionen ein.
Quellen: handelsblatt.com (27.7.2021)
16.07. - 22.07.2021
Wenn chemische mit werkstofflichen Verfahren kombiniert würden, ließe sich laut Berechnungen des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) die CO2-Bilanz des Recyclings von LVP deutlich verbessern, geht aus einem Bericht bei Euwid über die während der Online-Konferenz „Highway oder Holzweg – Chemisches Recycling von Kunststoffen“ diskutierten Inhalte hervor.
Eine Kombination aus mechanischem und chemischem Recycling sei laut Professor Dieter Stapf vom KIT ein ökonomisch und ökologisch sinnvoller Weg zur Verwertung von Leichtverpackungen (LVP). Im aktuellen System würden, wird Stapft in dem Bericht bei Euwid weiter zitiert, rund 22 Prozent des in Leichtverpackungen enthaltenen Kohlenstoffs zurückgewonnen, was im Vergleich zur Herstellung von Kunststoffen aus fossilen Rohstoffen zwar 0,08 Euro pro Kilogramm Input einspare, aber zu relativ hohen CO2-Emissionen führe, da die als Ersatzbrennstoffe energetisch verwerteten Kunststofffraktionen in die CO2-Bilanz eingerechnet werden. Kombiniere man die 22 Prozent mechanisches Kunststoffrecycling mit chemischem Recycling würden die Einsparungen Stapf zufolge deutlich auf 0,25 Euro pro Kilogramm Input steigen und man könne 66 Prozent des Kohlenstoffs zurückgewinnen und zu neuen Produkten verarbeiten. Skepsis hätten auf der Konferenz, die das baden-württembergische Umweltministerium veranstaltet hatte, Vertreter aus Politik und Umweltverbänden vor allem hinsichtlich des Energiebedarfs geäußert, der Stapf zufolge aber bei chemischen Verfahren nicht größer sein müsse als beim mechanischen Recycling. Regina Dube vom Bundesumweltministerium habe von der Industrie mehr Daten zum chemischen Recycling gefordert und erklärt, derzeit komme eine rechtliche Gleichstellung mit werkstofflichen Verfahren, wie die Industrie sie im Hinblick auf das Verpackungsgesetz mit der werkstofflichen Recyclingquote gerne sähe, nicht in Frage. Michael Schäfer vom Nabu habe zudem Zweifel daran geäußert, dass die chemischen Verfahren insbesondere für das Recycling von nicht-werkstofflich verwertbaren Kunststoffen zum Einsatz kommen sollen.
Quelle: Euwid Recycling und Entsorgung 29/2021 (20.7.2021)
Zur Frage, wie in Deutschland eine funktionierende Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe entwickelt werden kann, äußern sich in einem Beitrag des NDR Experten aus Politik, Wirtschaft und Umweltverbänden. Wie aus einem Bericht auf der Plattform Innovation Origins hervorgeht, sei auch im Nachbarland Österreich noch viel zu tun für eine kreislauffähige Wirtschaft. Über die Ergebnisse einer österreichischen Studie zu einer ungewöhnlichen Recycling-Methode für Kunststoffe berichtet die Welt: Mikroben aus Kuhmägen seien in der Lage, Kunststoffe zu verdauen.
Die im Beitrag des NDR befragten Experten antworteten auf die Frage nach dem Weg hin zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe in Deutschland zusammengefasst: weniger To-Go- und Single-Use-Verpackungen, mehr Mehrweg, konsequentes Design for Recycling, korrekte Mülltrennung durch Verbraucher und Unterstützung der Rezyklat-Nachfrage durch eine gesetzliche Mindestquote. Holger Berg vom Wuppertal-Institut für Klima und Energie halte Recycling nach Mehrweg für die zweitbeste Lösung. Die Verwendung von Rezyklaten, so Berg, sei im Hinblick auf CO2-Emissionen zwei bis achtfach besser als Kunststoffe neu zu produzieren. Die Greenpeace-Mitarbeiterin Viola Wohlgemuth fordere eine „Verpackungswende“ weg von Single-Use hin zu einer „Mehrweggesellschaft“. Die Zahlen zum Recycling von Kunststoffen seien laut Berg und Wohlgemuth mit Vorsicht zu genießen. Hohe Recyclingquoten, sage Berg, bedeuteten nicht, dass aus Rezyklaten auch neue Produkte entstehen. Ihr Anteil an der Gesamtproduktion liege nur bei 13 Prozent. Einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leiste auch die richtige Mülltrennung, wie Axel Subklew, Leiter der Kampagne der dualen Systeme „Mülltrennung wirkt“, in dem Bericht des NDR ausführt. Das Gerücht, dass alle Abfälle zusammen geworfen und dann verbrannt würden, sei so alt wie das System. Tatsächlich landeten sämtliche Abfälle heute in mindestens einer Sortieranlage und die richtige Mülltrennung spare hierzulande 1,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente ein. Dass zum Teil Kunststoffabfälle, die sich für ein Recycling eignen, in Verbrennungsanlagen landen, liege laut Peter Kurth, Präsident der BDE-Bundesverbands der deutschen Entsorgungswirtschaft, daran, dass es keinen Markt für Rezyklate gebe. Daher fordere der BDE eine gesetzliche Mindestquote für Rezyklate in neuen Kunststoffprodukten. Mit der Einführung einer solchen Quote auf EU-Ebene rechne auch Berg früher oder später. Er sehe als weiteren Grund für die Absatzprobleme bei Rezyklaten, dass Unternehmen anders als bei Neuware die chemische Qualität des Materials nicht einschätzen könnten. Die österreichische Umweltministerin Leonore Gewessler, die im Bericht bei Innovation Origins zitiert wird, wolle Recycling, das letztendlich zur Kreislaufwirtschaft führe, in der der Abfall wieder zum Rohstoff wird, stärken und die Menge an Kunststoffabfällen um 20 Prozent reduzieren. Neben dem Recycling und dem Umstieg auf biobasierte Kunststoffe, brauche es auch den Willen, Kunststoff zu vermeiden, so Gewessler. Kunststoffe, die in vielen Lebensbereichen unersetzlich seien, ist in dem Bericht weiter zu lesen, gebe es in einer großen Typenvielfalt. Als Einzelsubstanz seien sie, so die dort zitierte Umweltbiotechnologin Dr. Ines Fritz, rein theoretisch zu 100 Prozent recycelbar. Das größte Problem seien Verbunde und Mehrkomponentenmaterialien, konstatiere Dr. Doris Ribitsch vom Institut für Umweltbiotechnologie an der Universität für Bodenkultur Wien. Die Forscherin habe, wie auch in einem Beitrag der Welt zu lesen ist, ein Verfahren zur Extraktion von Kunststoff aus Mischfasern entwickelt. Dabei setze sie Enzyme von Bakterien aus Kuhmägen als Biokatalysatoren ein. Diese seien in der Lage, synthetische Kunststoffe zu spalten. Die Mikroben im Pansen setzten eine Polyester-Hydrolyse in Gang, die zur Zersetzung der in der Studie eingesetzten Kunststoffe Polyethylenterephthalat (PET), Polybutylenadipat-Terephthalat (PBAT) und des biobasierten Polyethylenfuranoat (PEF) führe. In Folgestudien wolle man untersuchen, wie die Mikroben für die Entsorgung von Kunststoffen genutzt werden könnten.
Quellen:
- ndr.de, welt.de (19.7.2021)
- innovationorigins.com (16.7.2021)
09.07. - 15.07.2021
Die EU will durch das Klimaschutzpaket ihre Wirtschaft massiv umbauen, um die Klimaziele zu erreichen, berichten Publikums- und Fachmedien. Betroffen seien neben dem Verkehrssektor vor allem energieintenisve Unternehmen. So solle der CO2-Ausstoß für die Industrie deutlich teurer werden. Dazu wolle die Kommission die Emissionszertifikate – unter anderem auch für die Abfallwirtschaft – verknappen sowie eine Grenzabgabe einführen, um die Verlagerung von CO2-Emissionen in Nicht-EU-Länder zu verhindern.
Der Vorschlag der EU-Kommission, den Kommissionschefin Ursula von der Leyen und -vizepräsident Frans Timmermans am 14. Juli vorstellten und dem Europaparlament sowie die Mitgliedstaaten noch zustimmen müssen, sehe u.a. laut Handelsblatt neben der ausschließlichen Zulassung von Neuwagen, die kein CO2 mehr ausstoßen (ab dem Jahr 2035), strikte Energieeinsparungen in der Industrie vor, um das Klimaziel der EU für das Jahr 2030 zu erreichen. Zu diesem Datum soll die EU 55 Prozent weniger CO2 ausstoßen als im Jahr 1990. Bisher sei vorgesehen gewesen, dass bis dahin 43 Prozent weniger Zertifikate zur Verfügung stehen als noch 2005. Dieser Wert werde nun auf 61 Prozent erhöht. Statt der freien Zuteilungen, die vermeiden sollten, dass europäische Unternehmen gegenüber anderen einen Nachteil im globalen Wettbewerb haben, sei nun ein CO2-Grenzausgleich vorgesehen, eine Art Zoll auf energieintensive Waren, der beim Import erhoben werde. Bereits ab 2023 sollen Unternehmen, berichtet das Handelsblatt weiter, den CO2-Gehalt ihrer in die EU importierten Waren anmelden. Ab 2025 sei dann eine Grenzabgabe geplant. Diese solle die freien Zuteilungen Stück für Stück ersetzen. Nicht nur in der Industrie sondern auch im Parlament und in den Mitgliedsstaaten gebe es Gegner der Grenzabgabe. Man zweifle nicht nur an ihrer Umsetzbarkeit, Kritiker fürchteten zudem einen Handelskrieg, der entstehen könne, wenn andere Länder die Abgaben der EU mit Strafzöllen beantworteten. Auch der Plan einer allmählichen Umstellung der kompletten Industrie auf klimaneutrale Energieträger mache die besonders betroffenen Branchen wie Stahl oder Chemie nervös, ist in einem Kommentar zum Bericht des Handelsblattes zu lesen. Der darin zitierte Covestro-Vorstand Klaus Schäfer warne, wenn es nicht gelinge, die Versorgung mit grünem Strom für die nächsten Jahrzehnte zu sichern, drohe eine Deindustrialisierung.
Quellen:
- recyclingportal.eu (15.7.2021)
- handelsblatt.com, tagesschau.de, recyclingmagazin.de (14.7.2021)
Laut einer Studie der Boston Consulting Group (BCG), über die die Süddeutsche Zeitung berichtet, würden in der Zukunft benötigte Rohstoffe wie zum Beispiel solche für (Auto-)Batterien, Wasserstoff oder auch recycelte Kunststoffe knapp.
Die Unternehmensberater erwarteten ein Zeitalter der „Nachhaltigkeitsknappheit“. Der Bedarf an nachhaltigen Ressourcen werde laut Studie der BCG in vielen Bereichen wohl schneller wachsen als das Angebot. Schon heute sei manch drohende Knappheit erkennbar. So würden beispielsweise viele Konsumgüter-Hersteller mehr Rezyklate in ihren Verpackungen verwenden wollen, doch werde die Nachfrage zum Beispiel nach recyceltem PET laut Analyse der BCG das Angebot noch einige Jahre deutlich übersteigen. Firmen seien der drohenden Knappheit jedoch nicht hilflos ausgeliefert, meinen die Autoren. Damit weltweit mehr Recycling-Systeme entstehen und das Angebot steigen könne, hätten zum Beispiel Konzerne wie Nestlé oder Unilever bereits mehrere Millionen an Kapital zur Verfügung gestellt.
Quellen:
- süddeutsche.de (13.7.2021)
Die Autoren einer vom Umweltbundesamt beauftragten Untersuchung kommen laut eines Bericht bei Euwid zu dem Schluss, dass zur Weiterentwicklung des Kunststoffrecyclings zunächst der Stand der Technik umgesetzt werden müsse.
In der Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (Ifeu), der Berliner Oetjen-Dehne & Partner Umwelt- und Energie-Consult GmbH, des Wuppertal-Instituts und des Magdeburger Kunststoff-Service Centers mit dem Titel „Technische Potenzialanalyse zur Steigerung des Kunststoffrecyclings und des Rezyklateinsatzes“ verglichen die Autoren laut Euwid die aktuelle Praxis der Sammlung, Sortierung und Aufbereitung von Kunststoffabfällen aus verschiedenen Stoffströmen sowie Anwendungen, bei denen Hersteller Kunststoffrezyklate aus Post-Consumer-Abfällen einsetzten, mit dem Stand der Technik und identifizierten Problemfelder, die das werkstoffliche Recycling von Kunststoffabfällen derzeit behinderten und erschwerten. Neben den das Recycling einschränkenden Faktoren Störstoffe, Kontaminationen, Verbundstoffe, Additive oder Geruch, bei denen die technischen Möglichkeiten zur Verbesserung des Kunststoffrecyclings begrenzt beziehungsweise Innovationen schwierig umzusetzen oder unwirtschaftlich seien, hielten die Autoren es für wichtiger, dass sich die Inputqualität verbessere. Die entscheidenden Weichenstellungen zur Optimierung der Verwertungserfolge sähen sie im Design for Recycling und einer Optimierung der Sammelsysteme zum Erhalt möglichst sortenreiner Materialien.
Quelle:
- Euwid Recycling und Entsorgung 28/2021 (13.7.2021)
Wie aus Berichten der Fachpresse hervorgeht, sieht ein derzeit diskutierter Entwurf der EU-Kommission die Streichung bislang gewährter EEG-Beihilfen vor, von der auch viele Kunststoffrecycler betroffen sein könnten. Beim bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung habe der Plan der EU für Kopfschütteln gesorgt. Man arbeite bereits gemeinsam mit dem europäischen Dachverband EURIC an einer Stellungnahme.
Die Änderungen in den Leitlinien der EU für staatliche Umweltschutz- und Energiebeihilfen, die die EU-Kommission ausdrücklich mit dem Ziel begründet habe, den europäischen GreenDeal im Interesse des Umwelt- und Klimaschutzes effizienter erfüllen zu wollen, sollen wie unter anderem in einem Bericht von Euwid zu lesen ist Anfang 2023 in Kraft treten und enthielten nicht mehr länger eine Passage über die „Beihilfen in Form von Ermäßigungen des Beitrags zur Finanzierung erneuerbarer Energien“. Nach Ansicht des bvse würden bislang beihilfeberechtigte Recycler aus der Beihilfeberechtigung herausfallen, die den Zielen des Green Deals nützten. Wenn den Unternehmen die EEG-Beihilfen gestrichen würden, sei das nach Ansicht des bvse gleichbedeutend mit einer erheblichen Schwächung der Kreislaufwirtschaft in diesem Bereich. Damit arbeite die EU-Kommission gegen die eigene „Europäische Plastikstrategie“, argumentiere der Verband. Die Kommission habe den Entwurf im Konsultationsverfahren veröffentlicht. Betroffene und Interessierte könnten noch bis zum 2. August Stellung nehmen.
Quelle:
- Euwid Recycling und Entsorgung 28/2021 (13.7.2021)
- recyclingmagazin.de (9.7.2021)
02.07. - 08.07.2021
Nun hat auch die Publikumspresse das Verbot vieler Einwegprodukte aus Kunststoff seit dem 3. Juli als Thema aufgegriffen – einer dpa-Meldung sei Dank. Während vielfach nachrichtlich berichtet wird, was künftig verboten bzw. markiert sein soll und was Umweltverbände dazu sagen, finden sich hier und da auch Kommentare, die von „Gefangen im Selbstbetrug“ (Süddeutsche Zeitung) bis „Plastikstrohhalme allein kann man knicken“ (Deutschlandfunk) reichen. Die Fachpresse gibt die Kritik unter anderem von Seiten der IK und des Instituts der Wirtschaft wieder.
„Ade, Plastik-Trinkröhrli“ titelt die Neue Zürcher Zeitung. Seit vergangenen Samstag sind sie in Deutschland prinzipiell verboten, die Kunststoff-Einwegprodukte wie Plastikstrohhalme, Plastikteller oder -besteck. Lagerbestände dürften aber noch in Umlauf gebracht werden. Laut Spiegel kritisiere der Nabu, dass Kunststoffgetränkebecher oder auch mit Kunststoff beschichtete Papierbecher weiter verkauft werden dürften. Solche Produkte müssten wie auch Hygieneprodukte aus Kunststoff oder Zigaretten mit Kunststofffilter eine Markierung aufweisen, die auf potenzielle Schäden hinweisen, wenn die Produkte in der Umwelt landen. Verboten würden solche Produkte, weil sie zu den zehn am häufigsten an europäischen Stränden gefundenen Einwegplastikprodukten zählten, berichtet die Presse und beruft sich dabei auf das Umweltbundesamt. Auch weisen die Berichte darauf hin, dass die Alternativen nicht immer besser für die Umwelt seien. Der Verbraucherzentrale Bundesverband wird etwa mit dem Hinweis zitiert, dass ein Ersatz des Plastiks durch Papier zur Abholzung von Wäldern, die für den Klimaschutz gebraucht würden, führen würde. Die in Deutschland für die Umsetzung der EU-Richtlinie zuständige Umweltbundesministerin Svenja Schulze rate deshalb zu mehr Mehrweg statt Einweg. Ein Kommentar in der Süddeutschen Zeitung sieht im Verbot von Einwegplastik eine Verstärkung der deutschen Hybris („seht her, wir tun was“), wo man sich als „Weltmeister der Wiederverwertung“ begreife, in Wirklichkeit aber „Europameister im Wegwerfen“ sei. Auch dem Deutschlandfunk gehen die Verbote nicht weit genug, sie täten eh niemandem wirklich weh. Dagegen müssten Vorschriften hinsichtlich des Einsatzes von Rezyklat in PET-Flaschen über die bereits gesetzten hinaus erweitert werden. Auch kritisiert der Radiosender, dass Pappteller und Aluschalen weiterhin erlaubt blieben, deren Ökobilanz kaum besser sei. Der Verband der Kunststoffverpackungshersteller, die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen, kritisiere laut Fachpresse die „vielen Unklarheiten der Richtlinie und Ihre unterschiedliche Umsetzung“ in Europa, die aufgrund der spät veröffentlichten Leitlinie zu „Insellösungen“ führten und die die mit Investitionen verbundenen Aktivitäten, Verpackungen durchgängig recyclingfähig zu gestalten und mehr Rezyklate einzusetzen, gefährdeten. Ingemar Bühler von PlasticsEurope Deutschland wird mit dem Hinweis zitiert, dass jenseits des verantwortungslosen Wegwerfkonsums nachhaltige Lösungen gebraucht würden. Einwegprodukte müssten gleich aus welchem Material reduziert werden. Mehr Mehrweg müsse möglich gemacht werden, wobei Kunststoffe als klima- und umweltschonendes Material eine wichtige Rolle spielten. Effiziente Kunststoffe dürften nicht durch weniger nachhaltige Alternativen verdrängt werden, so der Hauptgeschäftsführer des Kunststofferzeugerverbands.
Quellen:
- neue-verpackung.de, k-zeitung.de (2.7.2021)
- Süddeutsche Zeitung (2. und 3.7.2021)
- spiegel.de, faz.net, zeit.de, deutschlandfunk.de (3.7.2021)
- NZZ (4.7.2021)
- umweltwirtschaft.com (5.7.2021)
Das Handelsblatt berichtet von einer neuen Studie der Londoner Nachhaltigkeitsberatung Eunomia, die vorrechne, wie mit mehr Recycling CO2-Emissionen weltweit um fünf Prozent sinken könnten. Der VDI-Statusreport „Industrielle CO2-Kreisläufe“ gibt laut Recyclingportal einen Überblick, wie eine stoffliche CO2-Nutzung in Kreisläufen aussehen könnte und welche Nutzungen bereits etabliert seien.
Laut der bislang unveröffentlichten Studie von Eunomia sei der potenzielle Beitrag des Recyclings für den Klimaschutz immens, berichtet das Handelsblatt. Würden Abfallströme auf möglichst hohe Recyclingquoten optimiert ergebe sich ein globales Potenzial von 2,8 Milliarden Tonnen an CO2, die sich einsparen ließen. Dazu müsste laut der Autoren neben einem Pfandsystem für Getränkeverpackungen – das deutsche System mit einer Rücklaufquote von 98 Prozent bei PET-Einwegflaschen werde weltweit beneidet – und einer separaten Entsorgung von Bioabfällen, Papier, Textilien und Elektrogeräten vor allem die Sortierung des Restmülls in den Blick genommen werden. Dessen Inhalt lande zumeist auf Deponien oder in Verbrennungsanlagen und trüge so zu Emissionen bei. Dass die aktuellen Verbote von Kunststoff-Einwegprodukten etwas Positives hinsichtlich des Klimas bewirkten, werde in der Branche eher skeptisch beurteilt, so das Handelsblatt. Auch Eunomia sehe in Kunststoffen weniger ein Problem für das Klima, denn CO2 entstehe erst, wenn der Kunststoff verbrannt würde. Deshalb müsse er vorher ausgesiebt und anschließend recycelt werden. Dass es bei den richtigen Rahmenbedingungen funktionieren könne, zeige das deutsche Pfandsystem für Einwegkunstoffflaschen, in dem bereits einzelne Hersteller dazu übergangen seien, ihre Flaschen zu hundert Prozent aus Recyclingkunststoff herzustellen.
Die Reduktion von Treibhausgasen ist auch Thema des neuen VDI-Statusreports, über den das Recyclingportal berichtet. Kohlenstoffe zählten einerseits zu den Hauptverursachern des Treibhauseffekts, seien aber andererseits wichtige Rohstoffe in der chemischen Industrie. In einer treibhausgasneutralen Zukunft müsse der Kohlenstoff im Kreislauf geführt werden, was allerdings mit einem hohen energetischen Aufwand verbunden sei, der wiederum ein hohes und preiswertes Angebot CO2-freien Stroms aus erneuerbaren Energien voraussetze. Die stoffliche Nutzung von CO2 als Rohstoff für chemische Grundstoffe zur Herstellung neuer Produkte trage zu einer Verringerung der Treibhausgasemissionen bei. Die Autorinnen und Autoren des VDI-Reports würden sich über solche Fragen der Nutzung hinaus auch mit Themen der Transportinfrastruktur, der Lagerung und den Risiken beim Umgang befassen, da CO2-Quellen oft nicht dort anzutreffen seien, wo sie als Rohstoff genutzt werden könnten.
Kostenfreier Download: Statusreport „Industrielle CO2-Kreisläufe“
Quellen:
- handelsblatt.com (6.7.2021)
- recyclingportal.eu (7.7.2021)
25.06. - 01.07.2021
Am 3. Juli tritt das Verbot bestimmter Produkte aus Einwegkunststoff in Kraft. Bundesumweltministerin Schulze spricht in dem Zusammenhang von einem wichtigen Schritt raus aus der Wegwerfgesellschaft, wie in der Fachpresse berichtet wird. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung begrüßt im Kommentar das Verbot. Laut FAZ ist Einwegbesteck aus Plastik bereits Teil einer Ausstellung der Londoner Design Biennale mit dem Titel „Spoon Archaeology“.
Ab dem 3. Juli 2021 sind in der gesamten EU eine Reihe von Einwegprodukten aus Kunststoff verboten. Dazu zählen neben Einmalbesteck und -tellern, Trinkhalmen oder Wattestäbchen auch To-Go-Lebensmittelbehälter und Getränkebecher aus Styropor sowie alle Produkte aus oxo-abbaubarem Kunststoff. Laut der EU-Kommission sollen alle diese Produkte zu den am häufigsten an europäischen Stränden gefundenen Plastikgegenständen gehören. Für Produkte, auf die man derzeit mangels Alternative noch nicht verzichten könne, greife eine Kennzeichnungspflicht. Dazu zählen unter anderem Hygieneartikel, Tabakprodukte mit Kunststofffilter oder auch Einweggetränkebecher, die künftig deutlich erkennbar in das Layout der Verpackungen integrierte Warnhinweise aufweisen müssten. Das BMU gehe davon aus, dass das Verbot sowie die Kennzeichnungspflicht dazu führen, dass solche Produkte vom Markt verschwinden, da die Regelungen EU-weit gelten und ein Import aus Nicht-EU-Ländern untersagt sei. Für die Kommentatorin in der FAS ist das Verbot eine gute Nachricht. Sie vergleicht das Verbot mit dem Smog der 60er Jahre, über den heute hierzulande keiner mehr spreche. Genauso müsse bei den Einweg-Kunststoffprodukten halt einer damit anfangen, damit andere nachziehen, um die Produktion solcher Produkte weltweit einzustellen. Schon vorletzte Woche hatte die FAZ von den Löffeln, die an den Designprofessor Peter Eckart von der Hochschule für Gestaltung Offenbach abgegeben wurden, berichtet. Das Plastikbesteck habe der Professor zusammen mit dem Designer Kai Linke in die Ausstellung „Spoon Archaeology“ integriert, die als deutscher Beitrag auf der London Design Biennale zu sehen sei.
Für Svenja Schulze sei das Verbot ein wichtiger Schritt raus aus der Wegwerfgesellschaft, berichtet die Fachpresse weiter. Vieles davon lande in der Umwelt, sagt die Bundesumweltministerin, die sich sicher sei, dass das Verbot schon bald zu besseren, innovativen und umweltfreundlichen Produkten und Lösungen führen werde. Da scheint sich allerdings der Bundesverband der Verbraucherzentrale (VZBV) weniger sicher zu sein, wie packreport.de berichtet. Demnach ließen sich in Einweggeschirr aus Pappe, Zuckerrohr oder Palmenblättern gesundheitlich bedenkliche Schadstoffe nachweisen. Eine vom europäischen Verbraucherschutzverband BEUC veröffentlichte Untersuchung habe bei mehr als der Hälfte der getesteten Produkte unerwünschte Stoffe oberhalb der empfohlenen Richtwerte ergeben. Untersucht wurden 57 Produkte in Frankreich, Dänemark, Italien und Spanien, keine aus Deutschland. Weil regionale Untersuchungen in Deutschland Ähnliches hervorgebracht hätten, fordere der VZBV nach dem Verbot von Plastik-Einweggeschirr nun auch Verbote besonders schädigender Stoffe sowie mehr Personal und Geld für die Lebensmittelüberwachung.
Quelle: FAZ (22.6.2021) FAS (27.6.2021) packreport.de (28.6.2021) recyclingmagazin.de (30.6.2021) recyclingportal.eu (1.7.2021)
Mit einem verschärften Klimaschutzgesetz und einem Sofortprogramm Klimaschutz will die Bundesregierung das Ziel der Klimaneutralität in Deutschland bis 2045 erreichen. Darin werde zwar die Bedeutung einer zirkulären Wirtschaft anerkannt, jedoch auf Maßnahmen zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft verzichtet, kritisiert laut Fachpresseberichten der bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung.
Im Sofortprogramm Klimaschutz würden acht Milliarden Euro zusätzlich für Maßnahmen in den Bereichen mit den höchsten Emissionen wie Energiewirtschaft, Industrie, Verkehr, Gebäude und Landwirtschaft bereitgestellt. Nach Einschätzung des bvse sei dies auch gerechtfertigt, jedoch fehle ein wichtiger Bereich zur Erreichung der Klimaschutzziele, nämlich die Kreislaufwirtschaft. Deren Bedeutung für die Schließung und effiziente Nutzung von Stoffkreisläufen über die traditionelle Kreislaufwirtschaft hinaus würde zwar erkannt, aber dafür keine finanziellen Mittel bereitgestellt. Lediglich ein Masterplan, der bei Bedarf zu erstellen sei, sei vorgesehen. „Dies greift viel zu kurz und verlagert den dringenden Handlungsbedarf in die ferne Zukunft“, wird bvse-Hauptgeschäftsführer Eric Rehbock in den Berichten zitiert. Letztlich die Anstrengungen und Investitionen der vom Mittelstand geprägten Recyclingbranche für ein hochwertiges Recycling habe erheblich zur Ressourcenschonung und CO2-Einsparung beigetragen. So seien in den vergangenen Jahrzehnten die Emissionen in der Abfall- und Kreislaufwirtschaft deutlich zurückgegangen. Dieser Beitrag zum Klimaschutz müsse nun mit vielschichtigen Maßnahmen gestärkt werden, fordere der bvse von der Bundesregierung. Neben einer Investitionsoffensive brauche es dringend eine „mittelstandsscharfe Förderung zum Ausbau der Recyclingkapazitäten“, mahne der Hauptgeschäftsführer des bvse, sowie auch den Abbau bürokratischer Bremsklötze, denn die Genehmigungsverfahren dauerten viel zu lange.
Quellen:
- umweltwirtschaft.com (25.6.2021)
- Euwid Recycling und Entsorgung 26/2021, k-zeitung.de (29.6.2021)
18.06. - 24.06.2021
Die Systembetreiber sind nach §21 des Verpackungsgesetzes verpflichtet, bei den Lizenzentgelten ökologische Anreize für gut zu recycelnde und Rezyklate enthaltende Verpackungen zu schaffen. Schlecht zu recycelnde Verpackungen müssen demnach teurer für die Inverkehrbringer werden. Dass dies in der Praxis nicht funktioniere, sei schon länger klar, heißt es in der Fachpresse. Eine UBA-Studie habe zudem „systemimmanente Probleme“ wie die zehn dualen Systeme in einer gemeinsamen Stellungnahme betonen. Sie haben nun einen Vorschlag zur Novelle des § 21 VerpackG vorgelegt, die stärkere Anreize für mehr Recyclingfähigkeit setzen solle.
Bis Ende des Jahres laufe noch die Evaluierung der bestehenden Vorgaben im Paragraphen 21, bevor der Gesetzgeber nachsteuern werde, wie Euwid darauf hinweist. Zwischenergebnisse zeigten aber laut der Systembetreiber bereits, dass es systemimmanente Probleme bei der Umsetzung gebe. Bislang sei es gängige Praxis dass nicht recyclingfähige Verpackungen bei den Lizenzentgelten nur minimal höher bepreist seien. Bei deutlichen Preisaufschlägen würde der betroffene Hersteller einfach zu einem anderen System wechseln. Vor diesem Hintergrund sprechen sich die zehn dualen Systeme, die sich als zentrale Marktakteure der Kreislaufwirtschaft in Deutschland in der Verantwortung sähen, in einem gemeinsamen Vorschlag für eine gesetzliche Neuregelung aus. Diese solle ein privatwirtschaftlich organisiertes und wettbewerbsneutrales Modell enthalten, das auf bereits etablierten Strukturen und Prozessen aufbaue. Auch solle das neue Modell, von dem Inverkehrbringer „unmittelbar und kalkulierbar“ profitieren müssten, alle Materialien beinhalten, lediglich hochgradig recyclingfähige Verpackungen sollten von der Zahlung fester Zuschläge, die zudem für alle Systeme identisch seien, ausgenommen werden. Die Abwicklung solle über die etablierten Melde- und Abrechnungsprozesse erfolgen, also in der Verantwortung der dualen Systeme. Die vereinnahmten Mittel würden für Projekte zur Förderung von Recyclingfähigkeit, Rezyklateinsatz in Verpackungen und Verbraucherinformation verwendet. Zur Sicherstellung der Wettbewerbsneutralität sollten laut des Vorschlags solche Projekte durch eine wettbewerbsneutrale Institution wie etwa das BMU, das UBA oder die Zentrale Stelle Verpackungsregister akkreditiert und kontrolliert werden.
Quellen:
- recyclingmagazin.de (17.6.2021)
- Euwid Recycling und Entsorgung 25/29021 (22.6.2021)
- Kunststoff Information (24.620.21)
Auch der Automobilkonzern Audi setzt auf chemisches Recycling statt Verbrennung von Kunststoffen und führt dazu ein Pilotprojekt mit KIT durch. Um die zunehmende Marktnachfrage nach chemisch recycelten Kunststoffen bedienen zu können, sichere sich der Kunststofferzeuger Borealis im Rahmen einer Kooperation mit dem belgischen Recycler Renasci dessen gesamte Produktion von Pyrolyseöl.
Gemeinsam mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) führte Audi das Pilotprojekt „Chemisches Recycling von Kunststoffen aus dem Automobilbau“ durch, um die technische Machbarkeit, die Wirtschaftlichkeit sowie die Umweltauswirkungen des chemischen Recyclings solcher Kunststoffabfälle zu testen. Laut der Ergebnisse, über die Euwid berichtet, sei es technisch machbar, Kunststoffabfälle aus dem Automobilbau durch chemisches Recycling zu Pyrolyseöl zu verarbeiten, das Erdöl als Chemierohstoff ersetzen könne. Das im Prozess gewonnene Material sei ebenso hochwertig wie Neuware. Auch ökologisch wie ökonomisch könne das chemische Verfahren gegenüber der energetischen Verwertung überlegen sein. Es biete die Möglichkeit, einen Großteil des Kohlenstoffs im Kreislauf zu führen und durch die Verarbeitung gemischter Altkunststoffe und Verbundmaterialien das mechanische Recycling zu ergänzen. Audi wolle nun mit Partnern aus der chemischen Industrie und dem KIT eine Industrialisierung des Verfahrens umsetzen. Euwid berichtet in der aktuellen Ausgabe auch von einer weiteren Kooperation zum chemischen Recycling. So habe sich der Kunststofferzeuger Borealis exklusiv die gesamte Produktion der bei dem belgischen Unternehmen Renasci chemisch recycelten Kunststoffe gesichert. Die Vereinbarung umfasse 20.000 Jahrestonnen. Für Borealis sei dieser Liefervertrag eine Ergänzung zum OMV-ReOil-Projekt zur Deckung der Marktnachfrage nach chemisch recycelten Kunststoffen.
Quelle:
- Euwid Recycling und Entsorgung 25/29021 (22.6.2021)
Die FAZ befasst sich mit dem Markteintritt von Recycling Dual, dem elften dualen System, der für „ordentlich frischen Wind“ sorgen könne. Branchenkenner erwarteten eine Konsolidierung des Marktes, nicht alle würden überleben. Die Zukunft von Systemen, die keinen finanzkräftigen Partner aus Industrie, Handel oder Entsorgungsbranche hätten, sei von vielen Unsicherheiten geprägt.
Im Herbst 2019 habe Recycling Dual den „Marsch durch die Institutionen“ begonnen, nun habe man alle Genehmigungen bundesweit beisammen. Die Tatsache, dass es sich hier um den ersten Anbieter aus der Industrie handele, könne für frischen Wind sorgen, mutmaßt die FAZ. Das System gehöre mehrheitlich dem irischen Konzern Smurfit Kappa, der mit rund neun Milliarden Euro jährlichem Umsatz der größte Altpapierverwerter und Produzent von Papier- und Kartonverpackungen in Europa sei. Recycling Dual wolle innerhalb von fünf Jahren zum Spitzentrio der dualen Systeme aufsteigen, so der Sprecher der Geschäftsführung, Olaf Pusch, der viele Jahre für den Branchenriesen Remondis gearbeitet habe und im Mai nach einem kurzen Intermezzo bei Prezero, dem dualen System der Schwarz-Gruppe, zu Recycling Dual gekommen sei. So wie Pusch würden viele Branchenkenner von einer Konsolidierung des Marktes ausgehen. Vor allem solche Systeme, die keinen starken Entsorgungs-, Handels- oder Verpackungskonzern hinter sich hätten, würden es in Zukunft schwer haben zu überleben. An Marktmacht verloren habe in den vergangenen Jahren auch der Grüne Punkt, wie unter anderem Kunststoff Information berichtet. Unter anderem musste der Verlust der Großkunden Aldi Nord und Aldi Süd verschmerzt werden. Nach Zahlen der Zentralen Stelle für das zweite Quartal 2021 betrage der LVP-Marktanteil von DSD derzeit 15,68 Prozent. Vor dem Grünen Punkt rangiere der zur Suez-Gruppe gehörende Marktführer BellandVision mit 18,45 Prozent, an dritter Stelle folge Reclay mit 14,59 Prozent. Newcomer Eco-Punkt mit Remondis im Rücken komme immerhin schon auf 12,96 Prozent – zu ihm waren Aldi Nord und Süd gewechselt. Das System der Schwarz-Gruppe, Prezero, kommt laut KI auch bereits auf 11,83 Prozent, knapp hinter Zentek mit 12,01 Prozent.
Quellen:
- FAZ (21.6.2021)
- Kunststoff Information (24.6.2021)
11.06. - 17.06.2021
Auf der Grundlage einer Pressemeldung des Grünen Punkts berichten einige Fachblätter über die von der Verpackungsverordnung vor 30 Jahren ausgelöste Entwicklung des Verpackungsrecyclings in Deutschland. Ein revolutionäres und visionäres Konzept, das sich weltweit verbreitet habe, das aber auch einer ständigen Weiterentwicklung bedürfe, wie seine Geschichte gezeigt habe, sehe darin der CEO des Grünen Punkts, Michael Wiener.
Am 12. Juni 1991 trat die Verpackungsverordnung in Kraft und verpflichtete erstmalig Hersteller zur Produktverantwortung. Seitdem müssten Hersteller sich um die Entsorgung der in Verkehr gebrachten Verpackungen kümmern, obgleich sie nicht mehr in ihren Händen sei. Der 1990 gegründete Grüne Punkt hatte seinerzeit die Umsetzung dieser „erweiterten Produktverantwortung“ übernommen und dazu mit den Gelben Säcken und Tonnen ein Getrenntsammelsystem für Verpackungen in Deutschland aufgebaut. Das Konzept der Verpackungsverordnung sei „revolutionär und visionär“ gewesen, wird Michael Wiener zitiert. Es sei eine der Schlüsselstrategien gegen Plastikvermüllung. Allerdings hätten die Schwierigkeiten der ersten Jahre auch gezeigt, dass es ständig weiterentwickelt werden müsse, so Wiener weiter. 2019 habe dann das Verpackungsgesetz die Verordnung abgelöst. Mit Recycling und Kreislaufwirtschaft könnte die Umweltbelastung durch Kunststoffabfälle beseitigt und die Ziele des Klimaschutzes erreicht werden. Allerdings wären laut Wiener dazu flankierende Maßnahmen zur Förderung des Rezyklateinsatzes erforderlich: Erweiterte Produzentenverantwortung 2.0 nennt das Wiener und meint damit, dass Produkte, die sich teilweise oder ganz aus Recyclingkunststoff herstellen lassen, Normalität werden müssten.
Quellen:
- recyclingmagazin.de, recyclingportal.eu, plasticker.de (11.6.2021)
- umweltwirtschaft.com (14.6.2021)
Die FAZ berichtet über die Herstellung von Pyrolyseöl aus Kunststoffabfällen beim norwegischen Unternehmen Quantafuel, das von der BASF in Ludwigshafen bezogen und unter anderem zu Kunststoffgranulat weiterverarbeitet werde.
Bei mehr als der Hälfte der Kunststoffabfälle scheitere die stoffliche Wiederverwertung zu neuen Produkten an der „wilden Mixtur aus Dutzenden Typen“, so das die Abfälle in der Verbrennung landeten, schreibt die FAZ. Das norwegische Unternehmen Quantafuel nutze am Standort im dänischen Skive nun ein Verfahren, bei dem die Kunststoffmischungen pyrolisiert, das heißt unter Luftabschluss erhitzt und ihre langen Polymerketten aufgebrochen würden. Das dabei entstehende Gas werde von allen Fremdstoffen befreit und schließlich abgekühlt, so dass am Ende ein hochreines Pyrolyseöl vorliege, das Erdöl und Erdgas ersetzen könne. Dieses beziehe der Chemieriese BASF und nutze es für die Produktion von Chemikalien und reinem Granulat, aus dem hochwertige Kunststoffe entstehen. BASF wolle künftig im Jahr 15 Millionen Liter Pyrolyseöl aus der ersten großen Anlage von Quantafuel beziehen. Doch plane das norwegische Unternehmen bereits den Bau einer Anlage im eigenen Land mit einer Jahreskapazität von rund 250.000 Tonnen – zehn Mal mehr als die Anlage in Skive. Dies würde eine Produktion von rund 190 Millionen Tonnen Öl im Jahr bedeuten. Der Start sei für das Jahr 2025 geplant, den dafür benötigten Kunststoffabfall soll Remondis einsammeln.
Quelle:
- FAZ (15.6.2021)
Die Online-Ausgaben von Welt und Spiegel berichten über die Ergebnisse zweier in „Nature Sustainability“ veröffentlichten Studien, wonach 80 Prozent der weltweit in die Ozeane eingetragenen und mehr als 2,5 Zentimeter großen Müllteile aus Kunststoff bestünden, die wiederum hauptsächlich von To-go-Verpackungen für Essen und Getränke herrührten.
Für die eine der beiden Studien hatten Forscher um Carmen Morales-Caselles von der University of Cádiz vorhandene Verzeichnisse von Abfällen aus verschiedenen Bereichen der Meere vereinheitlicht und den Abfall klassifiziert. Metall-, Textil-, Glas-, Papier-, Keramik-, Gummi- und insbesondere Kunststoffgegenstände würden sich weltweit an Küsten, in Gewässern und Meeresböden ansammeln, schreiben sie. Dabei hätten sich Verpackungen von Speisen und Getränken zum Mitnehmen als dominant erwiesen. Plastiktüten seien in Küstennähe am häufigsten anzutreffen, während im offenen Ozean etwa zwei Drittel der Macro-Abfälle mit Fischereiaktivitäten zusammenhingen (etwa Seile, Netze, Bojen). In Flussbetten überwiegen Holz, Metall, Gummi und Textilien, im Flusswasser fast ausschließlich schwimmfähige Kunststoffteile. Ein Großteil der von Land aus eingetragenen Abfälle verbleibe zunächst einmal in den Küstenregionen, wo nach Auffassung der Forscher auch größtenteils das Mikroplastik entstünde. In einer zweiten Studie von Forschern um Daniel González-Fernández an der European University of the Seas in Puerto Real werde gezeigt, dass Meeresverschmutzung nicht nur in Ländern mit unterentwickeltem Entsorgungssystem stattfinde. Die Sichtung von 710 Untersuchungen zu Makro-Abfall in europäischen Flüssen und meeresnahen Becken sowie auch Daten früherer Untersuchungen hätten ergeben, dass die Türkei mit 16,8 Prozent der größte Verursacher von Abfällen im Meer sei, gefolgt von Italien (11,3 Prozent), Großbritannien (8,4 Prozent), Spanien (8,21 Prozent) und Griechenland (6,7 Prozent). Deutschland liege mit 2 Prozent etwa im Mittelfeld der untersuchten Staaten.
Quellen:
- welt.de, spiegel.de (11.6.2021)
04.06. - 10.06.2021
Auf der Grundlage einer dpa-Meldung berichten unter anderem das Handelsblatt und die Lebensmittelzeitung über die Forderung von Alba-Chef Axel Schweitzer, nach 30 Jahren Mülltrennung nun einen anderen Kurs in der Abfallpolitik einzuschlagen. Dass die deutsche Entsorgungsbranche neue Impulse brauche, um die Kreislaufwirtschaft in Schwung zu bringen, sähen demnach auch Wettbewerber wie Remondis und Veolia so.
Der Kunststoff, den sie einsammeln, sei teilweise nur schwer zu verarbeiten, weil sie aus verschiedenen miteinander verklebten Materialien bestünden, wird Schweitzer zitiert. Damit seien sie der Kreislaufwirtschaft für immer entzogen, sage er und Wettbewerber wie Veolia und Remondis sähen es ähnlich. Auch Gunda Rachut von der Zentralen Stelle Verpackungsregister bestätige den Trend bei Verbundverpackungen, der zu Lasten des Recyclings gehe. Im Jahr 2019 seien nach ihren Angaben 58,5 Prozent der Kunststoffe, die im Gelben Sack und in der Gelben Tonne gesammelt wurden, recycelt worden, im Jahr 2022 müssten dann 63 Prozent werkstofflich verwertet werden. Das setze die Recyclingindustrie unter Druck. Schweitzer fordere zur Ankurbelung der Nachfrage nach Recyclingkunststoff eine verbindliche Rezyklat-Quote für Industrieprodukte sowie eine Steuer auf Neukunststoff. BDE-Präsident Peter Kurth fordere den Staat zum Kauf von recyclingfähigen Produkten auf, um in der Produktion nicht recyclingfähige Materialien zurückzudrängen.
Quellen:
- handelsblatt.com, lebensmittelzeitung.net (9.6.2021)
Mehrere Medien berichten über aktuelle Studien zu Kunststoffabfällen im Meer. Die größte Beachtung findet eine Studie der Universität Bern, laut deren Erkenntnisse der größte Teil der eingetragenen Kunststoffe nicht ins offene Meer gelange, sondern strande oder küstennah im Wasser treibe. Daneben berichten Medien über den Start eines Konsortialprojekts, um die Bewegungen von Kunststoffflaschen im offenen Meer zu beobachten.
Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie der Universität Bern verbleibe ein Großteil der Kunststoffabfälle in den Ozeanen in Küstennähe und gelange entgegen landläufiger Einschätzung gar nicht ins offene Meer, wie unter anderem auch die Neue Zürcher Zeitung berichtet. Demnach sollen 80 Prozent der ins Meer eingetragenen Kunststoffe auch nach fünf Jahren nicht weiter als zehn Kilometer von der Küste entfernt zu finden sein. Größtenteils würden sie wieder angespült. Mindestens ein Drittel der Abfälle soll nach den Berechnungen der Wissenschaftler des Oeschger-Zentrums für Klimaforschung der Universität Bern wieder an der Küste landen. Die Kunststoffe kämen überwiegend über lokale Quellen ins Meer: Wo viel eingetragen werde, strande auch viel Abfall. Solche Gebiete seien vor allem in Südostasien zu finden, aber auch am Mittelmeer. Laut der Berner Forscher sei Letzteres besonders belastet, weil zum einen über den Nil sehr viel Kunststoff ins Meer gelange, und zum anderen, weil das Mittelmeer relativ klein und abgeschlossen sei. Aufs offene Meer gelangten laut der Studie größere Mengen im Osten der USA, im Osten Japans und aus Indonesien aufgrund der dortigen Meeresströmungen. An solchen Orten wäre das Einsammeln von Plastikabfällen besonders effektiv. Die in der Fachzeitschrift „Environmental Research Letters“ veröffentlichte Studie zeige, in welchen Regionen Maßnahmen besonders sinnvoll seien, wie auch die Fachmedien darauf hinweisen.
Über den Start eines Konsortialprojektes zum Welttag der Ozeane am 8. Juni berichtet umweltwirtschaft.com. Demnach haben an diesem Tag mehrere wissenschaftliche Institutionen und Meeresschutzorganisationen aus aller Welt wissenschaftliche Monitoring-Vorrichtungen zu Wasser gelassen, die präzise Informationen über die Bewegungen von Kunststoffabfällen in den Meeren liefern sollen. Die Geräte seien Einwegkunststoffflaschen nachempfunden und sollen gleichermaßen auf Strömungen und Winde reagieren. Der Starttermin des Ortungsexperiments sei bewusst auf den Termin des G7-Gipfels gelegt worden. Die Geräte liefern über Satelliten innerhalb von 24 Stunden fünf bis sechs Mal ihre Standortdaten.
Quellen:
- recyclingmagazin.de, NZZ (7.6.2021)
- kunststoffe.de, Euwid Recycling und Entsorgung 23/2021 (8.6.2021)
- umweltwirtschaft.com (9.6.2021)
Tages- wie Fachmedien berichten über die Ergebnisse einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa im Auftrag der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Demnach seien 82 Prozent der Bundesbürger für ein Verbot bestimmter Einwegprodukte zur Vermeidung von Kunststoffabfällen.
Im Rahmen der forsa-Erhebung seien zwischen dem 25. Februar und dem 9. März dieses Jahres 1.009 Bürgerinnen und Bürger ab 18 Jahren befragt worden. Demnach sollen 82 Prozent der Befragten ein Verbot bestimmter Einwegprodukte wie Strohhalme aus Kunststoff für „richtig und sinnvoll“ halten, nur jeder Sechste halte den Appell an die Freiwilligkeit besser als Verbote. Auffällig sei, dass insbesondere Frauen und unter 30-Jährige solche Verbote überdurchschnittlich befürworteten. Von Anhängern der Grünen begrüßten 95 Prozent ein solches Verbot, die Mehrheit der AfD-Anhänger lehnten es ab. Für DBU-Generalsekretär Alexander Bonde zeigten die Ergebnisse, dass die Menschen hierzulande längst soweit wären, „in Kreisläufen leben, denken und handeln zu wollen“. Circular Economy sei allerdings mehr als klassische Mülltrennung und Recycling. Es gelte, die einzelnen Prozessschritte des gesamten Lebenszyklus von Waren, Gütern und Konsumprodukten unter die Lupe zu nehmen, so Bonde.
Quellen:
- Welt am Sonntag (6.6.2021)
- recyclingportal.eu (7.6.2021)
- Euwid Recycling und Entsorgung 21/2021 (8.6.2021)
- plastverarbeiter.de (9.6.2021)
28.05. - 03.06.2021
Der Bundesrat habe am 28. Mai, wie Tages- und Fachmedien berichten, der Novelle des Verpackungsgesetzes zugestimmt, um die fristgerechte Umsetzung zweier EU-Richtlinien in deutsches Recht nicht aufzuhalten. In einer begleitenden Entschließung habe der Rat das Gesetz, das u.a. durch eine erweiterte Pfandpflicht und die Einführung einer Rezyklatquote für weniger Kunststoffabfall und mehr Recycling sorgen solle, jedoch als „unzureichend und teilweise nicht vollzugstauglich“ kritisiert und somit dessen baldige Nachbesserung gefordert.
Der Bundesrat kritisiere die zögerliche Umsetzung von EU-Vorgaben und eine mangelnde Beteiligung der Länder, berichten Fach- wie Publikumsmedien. Der Rat bedauere, dass der Bundestag die meisten seiner fachlichen Anregungen nicht aufgenommen habe, was zeitnah bei einer nächsten Novelle nachgeholt werden müsse und zwar möglichst in Abstimmung mit den Ländern. Euwid schreibt, dass die Forderungen, an denen die Länderkammer festhalten, zum Beispiel Vorgaben für die dualen Systeme zum Nachweis ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit und mögliche Sanktionen durch die Zentrale Stelle bei Verstößen gegen Beteiligungspflichten beträfen. Auch forderten die Länder ein verpflichtendes Schiedsgerichtsverfahren, wenn die Abstimmungsvereinbarungen zwischen dualen Systemen und Kommunen nicht binnen drei Monaten ausgehandelt werden können. Ein Bericht der Tagesschau sieht vor allem Verbraucher, Handel, Gastronomie und Online-Handel von den mit der Gesetzesnovelle beschlossenen Änderungen (siehe auch Bericht vom 20. Mai 2021) betroffen. Sie müssten sich schon bald auf mehr Pfand und Mehrweg einrichten. Bestimmte Getränke waren bisher noch von der Pfandpflicht ausgenommen. Diese Ausnahmen hätten bisher für Verwirrung gesorgt, schreibt das Schwäbische Tagblatt. Dass das Pfandsystem nun für den Kunden einfacher werde, begrüße auch der Handel, dass Milchflaschen ebenfalls ins System integriert werden sollen, lehne er aber ab. Warum Milchgetränke in Einweg nicht wie die anderen Einweggebinde bereits ab 2022, sondern erst ab dem Jahr 2024 bepfandet werden sollen, sei dagegen für den Autor eines Kommentars zum Bericht im Tagblatt nicht nachvollziehbar. Einweg müsse, wo möglich, zunehmend ersetzt oder konsequenter recycelt werden und Mehrweg müsse gefördert werden. Deutschland sei hier auf einem guten Weg, aber noch lange nicht am Ende. Die Novelle, deren Novelle bereits jetzt gefordert werde, werde laut den Presseberichten am 3. Juli in Kraft treten.
Quellen:
- tagesschau.de, ntv.de, sueddeutsche.de, spiegel.de, tagblatt.de, euwid-verpackung.de, kommunalwirtschaft.eu, (28.5.2021)
- Euwid Recycling und Entsorgung 22/2021, (1.6.2021)
Die Europäische Kommission hat laut Berichten der Fachpresse Ende Mai Leitlinien zur EU-Einwegkunststoff-Richtlinie veröffentlicht, mit denen sichergestellt werden solle, dass die ab Juli geltenden Vorgaben zu Einwegplastikprodukten europaweit einheitlich angewendet werden. Kritik komme von der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen, die die Leitlinien als „Schlachtfeld einer ideologischen Auseinandersetzung um Kunststoffverpackungen“ bezeichnet habe.
Wie unter anderem das Recyclingmagazin berichtet, ziele die Richtlinie darauf ab, die Verschmutzung der Meere durch Einwegprodukte aus Kunststoff zu reduzieren und den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft zu fördern. Dazu dürften ab dem 3. Juli Einwegplastikprodukte wie Wattestäbchen, Besteck, Teller, Strohhalme etc. sowie Produkte aus oxo-abbaubarem Kunststoff nicht mehr in Verkehr gebracht werden. Die Leitlinien der Europäischen Kommission, deren Veröffentlichung eigentlich bereits für Juli vergangenen Jahres geplant gewesen sei, sollen klären, welche Produkte von der Richtlinie erfasst werden, berichtet auch Packreport. Die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen kritisiere nicht nur die Verzögerung, die zur Folge habe, dass viele Unternehmen ihre Produkte an die neuen Vorgaben nicht rechtzeitig anpassen könnten. Deshalb fordere der Verband, Verstöße erst ab Januar 2022 zu ahnden. Auch inhaltlich übe die IK Kritik an den Leitlinien. Die Kommission versuche, den Anwendungsbereich der Richtlinie, die um das Littering zu bekämpfen sich ausdrücklich nur auf kleinere Verpackungen beziehe, die tendenziell achtlos weggeworfen werden, über das geltende Recht hinaus erheblich auszuweiten, indem sie einen Grenzwert für Verpackungsgrößen mit deutlich mehr Volumen (bis zu drei Litern) vorschlage. Damit überschreite die Kommission nach Ansicht der IK klar ihre Kompetenzen. Auch den Hinweis, dass Lebensmittelverpackungen mit mehr als einer Portion und so genannte Multipacks ausdrücklich von der Richtlinie ausgeklammert seien, vermisse man beim Verband in den Leitlinien. Außerdem kritisiere der Verband unterschiedliche Kriterien für feste und flexible Lebensmittelverpackungen, obwohl beide Verpackungsarten in Bezug auf die Littering-Prävention gleich zu behandeln seien. Zudem bleibe vielfach unklar, welche To-Go-Lebensmittelverpackungen gemeint seien. Durch die unklaren Vorgaben aus Brüssel drohe ein Flickenteppich unterschiedlicher nationaler Regelungen in den EU-Mitgliedstaaten. Die IK wolle sich nun zusammen mit anderen betroffenen Branchen für eigene, klare Umsetzungshilfen einsetzen, wird IK-Hauptgeschäftsführer Dr. Martin Engelmann unter anderem in einem Bericht bei Neue Verpackung zitiert.
Quellen:
- recyclingmagazin.de, euwid-verpackung.de (31.5.2021)
- packreport.de, neue-verpackung.de (1.6.2021)
21.05. - 27.05.2021
In Euwid Recycling und Entsorgung finden sich in der aktuellen wie auch bereits in der letztwöchigen Ausgabe Berichte zu Kunststoffabfallexporten aus EU-Staaten in die Türkei. Greenpeace habe gesetzeswidrige Exporte aus Großbritannien wie auch aus Deutschland moniert und einen Exportstopp gefordert. Auch PlasticsEurope in Brüssel verurteile solche Exporte und fordere eine strengere Kontrolle der Länder. Die Türkei habe nun ein Einfuhrverbot für Polyethylen-Abfälle verhängt.
Bereits in der Ausgabe vom 18. Mai hatte Euwid über deutsche Kunststoffabfälle in der Türkei berichtet, die möglicherweise illegal dort gelandet seien und womöglich zurückgeführt werden müssten. Hintergründe sind bislang noch unklare Vorkommnisse um das türkische Recyclingunternehmen 2B Plast, das laut des Berichts in Euwid in den letzten Jahren mehrfach seinen Firmensitz gewechselt und offenbar eine Reihe von Investitionsanreizen kassiert habe. Zudem gelte in der Türkei ein vollständiges Verbot der Einfuhr gemischter Kunststoffabfälle wie auch ansonsten Verringerungen bei den Einfuhren. Dennoch sei das Land laut der türkischen Opposition „die größte Deponie für Plastikabfall in Europa“. Laut Greenpeace gelangten trotz Verboten und Beschränkungen vor allem aus Großbritannien, aber auch aus Deutschland gesetzeswidrig nicht recycelbare Plastikabfälle in die Türkei. Aus Großbritannien seien nach Angaben des Zolls im letzten Jahr insgesamt 537.000 Tonnen exportiert worden, rund 39 Prozent davon in die Türkei. Zwischen 2016 und 2020 seien britische Exporte in die Türkei um das 18fache gestiegen. Der Export aus Deutschland habe im selben Zeitraum um das siebenfach auf 136.000 Tonnen zugenommen. Aus den dualen Systemen sollen laut Euwid nach Angaben der Zentralen Stelle Verpackungsregister im vorigen Jahr mindestens 20.000 Tonnen Kunststoffabfälle an den besagten türkischen Recycler geliefert worden sein. Sollten die Nachweise hier am Ende nicht vollständig sein, habe das auch Auswirkungen auf den Mengenstromnachweis des Jahres 2020. Die türkische Regierung habe inzwischen ein Einfuhrverbot unter anderem für Polyethylen-Abfälle aus PE-LD und PE-HD erlassen, was die türkische Kunststoffindustrie massiv kritisiere. Statt Verbote sollten die Kontrollen verstärkt werden, ansonsten müssten Recyclinganlagen in der Türkei schließen, heiße es aus der Branche. Auch der paneuropäische Verband PlasticsEurope zeige sich sehr besorgt über illegale Exporte aus EU-Ländern und fordere verschärfte Kontrollen. Die Entwicklung effizienterer Überwachungssysteme für eine besserer Rückverfolgbarkeit der Abfälle müsste innerhalb der internationalen Gemeinschaft vorangetrieben werden. Man wolle mit dem Sektor der Abfallindustrie bei der Ausarbeitung, Entwicklung und Umsetzung einer globalen Zertifizierungsplattform für das Recycling zusammenzuarbeiten. Gleichzeitig warb der Verband auch für das chemische Recycling von Kunststoffabfällen, das u.a. zur Abfallminimierung beitragen werde. Nach Angaben des Verbands investieren die Kunststoffhersteller beträchtliche Summen in chemische Recyclingkapazitäten, um das mechanische Recycling zu ergänzen (s. dazu auch die Meldung „Milliardeninvestitionen beim Chemischen Recycling“).
Quellen:
- Euwid Recycling und Entsorgung 20/2021 (18.5.2021) und 21/2021 (26.5.2021)
Mehrere Fachblätter berichten über einen geplanten Personalabbau beim Grünen Punkt. Sozialverträglich sollen in der Gruppe 50 Arbeitsplätze abgebaut werden, um das Unternehmen im Markt der dualen Systeme wettbewerbsfähig zu halten.
Laut Presseberichten haben Geschäftsführung und Betriebsrat der Unternehmensgruppe Der Grüne Punkt einen Sozialplan vereinbart. Es sei eine faire und tragfähige Lösung gefunden worden, wird CEO Michael Wiener zitiert, der es insbesondere bedaure, sich auch von langjährigen Mitarbeitern trennen zu müssen. Betroffen seien etwa 50 Arbeitsplätze. Man sehe sich gezwungen, an der Kostenstruktur zu arbeiten, um Kunden preislich attraktive Angebote machen zu können. Eine zukunftsfähige Aufstellung und damit gesicherte Arbeitsplätze seien mit diesen Maßnahmen möglich, sagt Wiener, der darin die Voraussetzungen für künftig nachhaltiges Wachstum bei steigender Nachfrage nach hochwertigen Rezyklaten sehe. Euwid weist wie schon in einem früheren Bericht darauf hin, dass DSD nach dem Verlust großer Lizenzkunden in den letzten Jahren und bei einem aktuellen Marktanteil von nur noch knapp 17 Prozent im Vergleich zu den Wettbewerbern über zu viel Personal verfüge.
Quellen:
- plasticker.de, neue-verpackung.de (21.5.2021)
- euwid-recycling.de (25.5.2021)
07.05. - 20.05.2021
Zumindest der Bundestag hat vor 14 Tagen die Änderung des Verpackungsgesetzes beschlossen. Sie setzt laut Presseberichten im Wesentlichen die Vorgaben der EU-Einwegkunststoffrichtlinie in nationales Recht um. Ab dem 3. Juli werden dann Mindestrezyklatanteile zunächst nur für PET-Einweggetränkeflaschen, später für alle Kunststoffflaschen vorgeschrieben sein. Ab 2022 wird es eine Pfandpflicht im Prinzip für alle Kunststoff-Einweggetränkeflaschen geben. Anbieter von To-Go-Lebensmitteln müssen ab 2023 bei der Verpackung eine Mehrwegalternative anbieten. Der Bundesrat muss der Novelle noch zustimmen.
Es gab laut Pressberichten noch letzte Änderungen am Entwurf, bevor der Bundestag am 6. Mai die Novelle des Verpackungsgesetzes beschlossen habe. Beschlossen sei nun worden, dass ab 2022 auf alle Einwegflaschen aus Kunststoff ein Pfand erhoben werde. Für Flaschen für Milch und Milcherzeugnisse gelte eine längere Übergangsfrist bis 2024. Auch dürften bereits in Verkehr gebrachte Getränkeflaschen noch bis 1. Juli 2022 verkauft werden. Mit der Novelle werde es auch erstmals Rezyklatmindestanteile in Kunststoffflaschen geben: Demnach müssen PET-Einwegflaschen ab 2025 mindestens 25 Prozent Rezyklat enthalten. Ab 2030 erhöhe sich die Quote auf mindestens 30 Prozent, die dann für alle Flaschen aus Kunststoff gelte. Dem Hersteller bleibe es dabei freigestellt, ob er diese Quote pro Flasche oder über ein Jahr verteilt in Bezug auf seine gesamte Flaschenproduktion erfüllen wolle. Gastronomen und Einzelhändler müssten nach Inkrafttreten der Änderungen ab 2023 ihre To-Go-Getränke und Take-away-Speisen zusätzlich auch in Mehrwegverpackungen anbieten, die nicht teurer sein dürfe als die Einwegverpackung. Lediglich kleine Verkaufsstellen wie Imbissläden seien von dieser Pflicht ausgenommen. Die ursprünglich vorgesehene Registrierungspflicht für Hersteller von nicht system-beteiligungspflichtigen Verpackungen bei der Zentralen Stelle Verpackungsregister entfalle nun, wenn diese Verpackungen nachweislich nicht an Endverbraucher abgegeben werden. Ebenso habe der Umweltausschuss im Vorfeld der Abstimmung zu den Mindestrezklatanteilen klargestellt, dass sie nicht für Einwegkunststoffgetränkeflaschen gelte, bei denen nur Verschlüsse und Deckel, Etiketten, Aufkleber der Umhüllung aus Kunststoff Anwendung fänden.
Die Reaktionen der betroffenen Kreise fällt gemäß den Medienberichten unterschiedlich aus. In ihrer Stellungnahme begrüße die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen die Novelle, zeige sich aber besorgt hinsichtlich der 25-Prozent-Quote Mindestrezyklatanteil ab 2025, dass womöglich in Zukunft keine ausreichende Menge an R-PET zur Verfügung stehe. Auch der VCI und PlasticsEurope hatten sich grundsätzlich positiv über den Entwurf geäußert, aber vor bürokratischem Mehraufwand angesichts der Ausweitung von Registrierungspflichten auf Industrie- und Transportverpackungen gewarnt. Der Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft (BDE) begrüße ebenfalls die Änderungen, bei denen es aber nicht bleiben solle. Gesetze, Regelungen oder Verordnungen rund um Circular Economy sollten sich nun zügig anschließen.
Quellen:
- KI, recyclingportal.eu (10.5.2021)
- Euwid Recycling und Entsorgung 19/21 (11.5.2021)
- plastverarbeiter.de (18.5.2021)
Der Abwärtstrend in der deutschen Kunststoffproduktion setze sich fort, berichten die Medien nach einem Wirtschaftspressegespräch vom Kunststofferzeugerverband PlasticsEurope Deutschland. Die Produktion sei im Jahr 2020 in Anbetracht der Pandemie um 1,6 Prozent zurückgegangen. Doch zeigten sich die Kunststofferzeuger krisenfest und wollten zum Treiber von nachhaltiger Produktion und Kreislaufwirtschaft werden. Kunststoffverarbeiter beklagen weiterhin fehlende Rohstoffe. Die FAZ berichtet zudem vom „Klopapiereffekt für die Industrie“. Nicht nur Kunststoffe seien in Europa Mangelware, auch Pappe und Metalle würden knapp.
Beim Rückgang der Produktion im Jahr 2020 um 1,6 Prozent auf 17,9 Millionen Tonnen sei auch der Umsatz der Kunststofferzeuger um 8,7 Prozent zurückgegangen. Die Exporte seien nur leicht um 0,8 Prozent, die Importe dagegen deutlich um über sieben Prozent gesunken. Die verschlechtertet Versorgungslage am deutschen Markt habe sich bereits 2020 abgezeichnet und zu den derzeitigen Force Majeure Meldungen geführt. 20 Prozent würden derzeit dem europäischen Markt fehlen, habe Caroline Hupfer von PlasticsEurope Deutschland gegenüber der FAZ bestätigt. Der Kontinent sei Netto-Importeur für die meisten Kunststoffe. Dass die globale Produktion in Schwierigkeiten gekommen sei, habe mehrere Gründe: So seien in Erwartung eines sinkenden Bedarfs am Anfang der Pandemie die Lagerbestände reduziert worden, doch sei entgegen der Erwartung die Nachfrage nach Massenkunststoffen gestiegen. Durch Corona sei andererseits die Produktivität aufgrund weniger Personal gesunken. Der blockierte Suezkanal, Wetterereignisse, die den Transport erschwerten, und der Wintersturm im Februar, der die Produktion um 25 Prozent reduziert habe, würden als weitere Gründe genannt. Auch wenn China, wo ein Drittel der globalen Produktion erfolge, nach der ersten Phase der Corona-Pandemie die Produktion wieder hoch gefahren habe, sei der Export dennoch gesunken, weil China vorzugsweise die gestiegene Inlandsnachfrage bediente. „Fehlende Rohstoffe und noch nie gesehene Preisexplosion bei Kunststoffen“ setzten die Kunststoffverarbeiter massiv unter Druck, wird die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen zitiert. Dort sehe man nun die Talsohle erreicht, die Anzahl der Force Majeure Meldungen nehme tendenziell ab. Bis Ende des Jahres bleibe voraussichtlich die Versorgungslage angespannt, so sehe es auch der Erzeugerverband. Laut FAZ bereite auch anderen Branchen wie etwa Autozulieferern und Werkzeugherstellern die Knappheit an Rohstoffen Sorge. Neben Kunststoffen seien auch Holz und Metalle davon betroffen. Die Knappheit werde noch durch den Klopapiereffekt verstärkt. Industrielle Kunden verhielten sich wie Verbraucher, wenn etwas knapp zu werden drohe: Es werde noch mehr gekauft, sagte Robert Friedmann vom Schrauben- und Werkzeugkonzern Würth der FAZ. Laut Friedmann sei selbst recyceltes Material „im Moment fast ausverkauft“.
Quellen:
- FAZ, KI, plasticker.de, plastverarbeiter.de (7.5.2021)
- kunststoffweb.de (10.5.2021)
- neue-verpackung.de (14.5.2021)
30.04. - 06.05.2021
Für den 6. Mai war die Abstimmung im Bundestag über den Entwurf der Bundesregierung zur Änderung des Verpackungsgesetzes vorgesehen. Wie Fachblätter berichten, haben der Kunststofferzeugerverband PlasticsEurope Deutschland (PED) gemeinsam mit dem Verband der Chemischen Industrie (VCI) ihre Unterstützung der gesetzlichen Initiative signalisiert, gleichzeitig aber auch auf mögliche Hindernisse für die Entwicklung der Kreislaufwirtschaft hingewiesen. Neue Registrierungs- und Nachweispflichten führten zu mehr Bürokratie, die die Kreislaufwirtschaft erschweren würden.
Die Stoßrichtung der Gesetzesinitiative – Förderung der Kreislaufwirtschaft durch Stärkung von Mehrweglösungen, Pfandsystemen und Recycling von Kunststoffen in Getränkeflaschen – gehe in Ordnung, heiße es von Seiten der beiden Verbände. Aber die Vorschläge zur Ausweitung von Registrierungspflichten auf Industrie- und Transportverpackungen und zur Nachweisführung über die Rücknahme und Verwertung industrieller Mehrwegverpackungen sähen sie als problematisch an: Diese seien Paradebeispiele für mehr Bürokratie, die die Kreislaufwirtschaft erschweren würden statt sie zu fördern. Insofern begrüßten sie, dass der Bundesrat sich in seiner Stellungnahme dafür ausgesprochen habe, darauf zu verzichten. Grundsätzlich kritisierten VCI und PED bei den diversen Gesetzesvorhaben zur Förderung der Kreislaufwirtschaft die Gefahr einer kleinteiligen Überregulierung und mahnen mehr Förderung von Innovationen an.
Quellen:
- recyclingmagazin.de, neue-verpackung.de (5.5.2021)
Die Fachmedien berichten über die Inbetriebnahme der Palurec-Anlage in Hürth im Rhein-Erft-Kreis, die die erste Anlage zur Rückgewinnung der Kunststoff- und Aluminiumanteile im Getränkekarton sei soll. Damit soll der Getränkekarton nun eine Recyclingfähigkeit von „deutlich über 90 Prozent“ erreichen.
Laut Fachpresseberichten haben Tetra Pak, Elopak und SIG Combiblock gemeinsam rund acht Millionen Euro während der vierjährigen Entwicklungsarbeit für das neue Recyclingwerk Palurec GmbH in Hürth bei Köln investiert. Mit der Inbetriebnahme Ende April soll nun die Recyclingfähigkeit laut Palurec-Geschäftsführer Andreas Henn von aktuell 75 Prozent auf deutlich über 90 Prozent steigen. Es handele sich dabei um die erste Anlage ihrer Art in Deutschland, die mit einem mechanisch-physikalischen Verfahren marktfähige Rezyklate aus dem Materialgemisch herstellen könne. Den Rohstoff, ein Gemisch aus verschiedenen Kunststoffen und Aluminium, erhalte Palurec von Papierfabriken, die den Faseranteil der Getränkeverpackungen für die Herstellung von Rohpapieren für Wellpappen nutzten. Alleiniger Gesellschafter der Palurec GmbH soll der Fachverband Kunststoffverpackungen für flüssige Nahrungsmittel e.V. (FKN) sein, dem die drei Investoren und Marktführer angehören. Zusammen produzieren sie laut Kunststoff Information 95 Prozent aller in Deutschland genutzten Getränkekarton-Verpackungen.
Quellen:
- umweltwirtschaft.com, recyclingportal.eu, plasticker.de (30.4.2021)
- plastverarbeoter.de (3.5.2021)
- KI (4.520.21)
- plastverarbeiter.de (29.4.2021)
Die Süddeutsche Zeitung hat sich den Angaben zum Rezyklatanteil von Produkten in Verkaufsregalen angenommen, die dem Wunsch vieler Verbraucherinnen und Verbrauchern nachkommen, dass möglichst viel Recyclingmaterial in Kunststoffverpackungen zum Einsatz komme. Doch würden Konsumenten vielfach getäuscht, behaupte der Direktor eines der größten PET-Hersteller in der EU.
Laut Antonello Ciotti, Direktor von Equipolymers, einem der größten PET-Hersteller in der EU mit Sitz in Schkopau, Sachsen-Anhalt, und Teil der Dow Chemical Group, könne niemand mit Sicherheit sagen, wie viel recycelter Kunststoff in einem Plastik- oder Textilartikel der Mode- und Automobilindustrie enthalten sei. Die Angaben über den Gehalt an recyceltem PET seien oft nicht korrekt. Mara Hancker, Geschäftsführerin bei der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen, bestätige, dass mit heutigen Methoden der Analytik der Gehalt kaum nachweisbar sei. Wie die Süddeutsche schreibt, lägen der EU-Kommission Hinweise vor, dass vor allem in der Textilbranche gefälschte Deklarationen weit verbreitet seien, es sich oft um Neuware handele, die derzeit deutlich günstiger als Rezyklate sei. Druck entstehe bei den europäischen PET-Herstellern zum einen durch billige Neuware, die aus Asien importiert werde, zum anderen aber auch, weil die EU ab 2025 im nationalen Durchschnitt einen Rezyklatanteil von 25 Prozent in PET-Flaschen vorschreibe. Wenn Quoten die Nachfragetreiber seien, rufe das auch unseriöse Player auf den Plan, wird Hancker zitiert. Sie fordere: „Es darf nicht sein, dass am Ende die Ehrlichen die Dummen sind“. PET-Hersteller in Europa beklagten eine lückenhafte EU-Gesetzgebung, die etwa vorschreibe, dass der Mindestanteil an Rezyklat aus EU-Sammlungen stammen müsse. Verbraucherinnen und Verbraucher könnten kaum erkennen, ob eine Flasche Rezyklat enthalte, schreibt die Süddeutsche. Eine gräuliche Färbung am Flaschenhals sei ein Hinweis, rät Hancker, doch besser seien verbindliche Siegel und lückenlose Gesetze, so die Zeitung.
Quelle:
- Süddeutsche Zeitung (3.5.2021)
Der Herausgeber der K-Zeitung, Günter Kögel, schreibt in einem Meinungsbeitrag, dass die Kreislaufwirtschaft immer mehr und in vielen Bereichen an Bedeutung gewinne. In der Kunststoffbranche werde intensiv an der Umsetzung gearbeitet. Sie habe die Zeichen der Zeit erkannt und gebe Anlass zur Hoffnung, dass der lang ersehnte Imagewandel der Kunststoffe an Fahrt aufnehme.
Kögel gibt Beispiele für die Aktivitäten zur Umsetzung der Kreislaufwirtschaft in der Kunststoffbranche wie etwa das der gelungenen Regeneration verunreinigter PMMA-Abfälle. Die Branche habe die Zeichen der Zeit erkannt, was auch laut einer Umfrage bei der Bevölkerung im Auftrag des Deutschen Verpackungsinstituts bei Verbraucherinnen ankomme. Wenn es gelänge, das in vielen Köpfen noch eingebrannte „Plastik ist böse“ durch „Kunststoff im Kreislauf“ ersetzt würde, stünde einer erfolgreichen Zukunft des Werkstoffs nichts mehr im Wege. Gut wäre das nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Versorgungssicherheit, wenn mehr Kunststoffe als bisher im Kreislauf blieben, so Kögel.
Quelle:
- k-zeitung.de (3.5.2021)
23.04. - 29.04.2021
Die Bundestagswahl wirft auch in der Abfallwirtschaft ihre Schatten voraus. Der Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft BNW und der BDE haben in einer gemeinsamen Stellungnahme einen Zehn-Punkte-Plan zur Kreislaufwirtschaft formuliert, in dem Kunststoffe eine wesentliche Rolle spielen, wie die Fachpresse berichtet. Auch der NABU hat zehn Forderungen für eine bessere Kreislaufwirtschaft formuliert. Eine vom NABU beauftragte Studie hatte eine begrenzte Rolle des Recyclings beim Schließen von Kreisläufen ergeben.
Der BNW, der sich als politische Stimme der nachhaltig handelnden Wirtschaftsunternehmen versteht, und der BDE, der Mitglied bei dem Verband ist, haben laut Presseberichten am 26. April einen Zehn-Punkte-Plan zur Kreislaufwirtschaft vorgelegt. Darin zeigen sich die beiden Verbände einig, dass eine konsequente Circular Economy massive Effekte schaffen könne, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Auch verringere die Kreislaufwirtschaft Abhängigkeiten von Drittstaaten in der Rohstoffversorgung. Im Zehn-Punkte-Plan fordern sie unter anderem ein Aktionsprogramm für Deutschland für Investments in zirkuläres Design und sie fordern eine eigenständige Plastikstrategie, um eine ähnlich hochwertige Kreislaufführung wie bei anderen Materialien zu erreichen. Auch der Naturschutzbund habe zur Bundestagswahl zehn Forderungen für eine bessere Kreislaufwirtschaft formuliert, zu denen neben einem recyclingfreundlichen Produktdesign und einem Exportstopp für Kunststoffabfälle in Länder außerhalb der EU auch Rezyklateinsatzquoten und Primärrohstoffsteuern zählen. Eine Studie des IFEU-Instituts im Auftrag des NABU habe ergeben, dass das Potenzial des Recyclings insgesamt begrenzt sei: Würden theoretisch alle Abfälle in Deutschland stofflich verwertet, würde die sogenannte Circular Material Use Rate (CMU) auf lediglich 22 Prozent steigen. Die CMU, die von der EU als Indikator für Kreislaufwirtschaft genutzt wird, setzt den Anteil der Sekundärrohstoffe ins Verhältnis zur Gesamtmenge der verbrauchten Rohstoffe. Zahlreiche Rohstoffe seien nicht für ein Recycling geeignet oder aber in langfristigen Produkten gebunden, die dem Recycling nicht zur Verfügung stünden, weist der NABU darauf hin, der eine Reduzierung der gesamten Menge an eingesetzten Rohstoffen fordere.
Quellen:
- euwid-recycling.de (26.4.2021)
- Euwid Recycling und Entsorgung 17/2021, recyclingmagazin.de, recyclingportal.eu (27.4.2021)
- umweltwirtschaft.com (28.4.2021)
Die Fachmedien berichten über die Ergebnisse einer neuen GVM-Studie zur „Substitution von Kunststoffverpackungen durch papierbasierte Verbunde“. Laut Auftraggeber IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen bestätigt die Studie die Bedenken von Experten, die schon länger den Trend kritisch beobachten: Papierverbunde schaden der Kreislaufwirtschaft.
Vor allem das Plastikbashing habe zur derzeit guten Vermarktbarkeit von Papierverbunden geführt. Konsumenten werde durch „weniger Plastik“ mehr Umweltfreundlichkeit suggeriert. Die Studie der GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung zu den Auswirkungen habe zu drei wesentlichen Erkenntnissen geführt: Zum einem benötigen Papierverbunde gegenüber reinen Kunststoffverpackungen im Schnitt 40 Prozent mehr Material für die selbe verpackte Menge, weswegen man bis zum Jahr 2025 eine Steigerung der Abfallmenge durch Papierverbunde um insgesamt 25.000 Tonnen erwarte. Zum Zweiten würde weniger recycelt, weil nur der Faseranteil, der meist über 70 Prozent betrage, theoretisch recyclingfähig sei. In der Praxis hinke das Recycling der theoretischen Recyclingfähigkeit weit hinterher, und der Kunststoffanteil könne nur energetisch genutzt werden. Und drittens ersetzten Papierverbunde teilweise Verpackungen aus Kunststoff, die nicht oder nur begrenzt recycelbar seien. Deren Recyclingfähigkeit würde sich aber nach Einschätzung von GVM aufgrund der aktuellen Investitionen bis 2025 deutlich verbessern, so dass hier eine Konkurrenz zwischen Substitution durch Papierverbunde und Optimierung der Recyclingfähigkeit bestehe. IK-Geschäftsführerin Isabell Schmidt rate, auf Papierfaser komplett zu verzichten, wenn es auf die besonderen Eigenschaften von Kunststoff ankomme. Ansonsten sei die Substitution reines Greenwashing.
Quellen:
- recyclingmagazin.de, k-zeitung.de, recyclingportal.eu, neue-verpackung.de, plasticker.de (28.4.2021)
- plastverarbeiter.de (29.4.2021)
Drei Unternehmen haben laut Fachpresseberichten ein Positionspapier zum werkstofflichen Recycling vorgelegt, mit dem sie die Diskussion um Definitionen insbesondere des lösemittelbasierten Recyclings anstoßen wollen. Dabei drängen sie auf eine Verbesserung der aktuellen Terminologie der relevanten Abfallrichtlinien, bei denen die neuesten verfügbaren Technologien für das Kunststoffrecycling einbezogen werden sollten.
Die drei Unternehmen Creacycle GmbH, die EPC Engineering & Technologies GmbH und die Lömi GmbH schlagen demnach eine EU-Richtlinie speziell für Kunststoffabfälle vor, die eine Verwertungshierarchie auf der Basis physikalischer und chemischer Prozesse ermögliche. Sie sprechen sich in ihrem Papier auch für die Anerkennung und Einbeziehung der lösemittelbasierten Reinigung und Auflösung als werkstoffliches Recycling für die Berechnung der Recyclingquote aus. Als Basis für zukünftige Entwicklungen fordern sie eine exaktere Definition des Recyclings, die mit den Erkenntnissen der Physik und Chemie in Einklang stehen müsste. Und sie sollte dem Konzept der Abfall-Hierarchie Reduzieren – Wiederverwenden – Recyceln folgen sowie auf der Wertschöpfungskette für Kunststoff vom chemischen Element über die Stufen Zwischenprodukt, Monomer und Polymer bis zum Kunststoff basieren und schließlich Recycling als Vorbereitung zur Wiederverwendung der Polymerkomponente definieren.
Mehr Information: Das Positionspapier zum Download
Quellen:
- recyclingmagazin.de, k-zeitung.de (23.4.2021)
- umweltwirtschaft.com (26.4.2021)
- Euwid Recycling und Entsorgung 17/2021 (27.4.2021)
16.04. - 22.04.2021
Die Fachpresse berichtet einmal mehr über neue Entwicklungen beim chemischen Recycling: So wollen BASF, Quantafuel und Remondis eine Zusammenarbeit beim chemischen Recycling von Kunststoffabfällen prüfen und Borealis seine diesbezüglichen Kooperationen in Schweden intensivieren. Außerdem berichtet das Recyclingportal vom DGAW-Diskussionsforum, bei dem unter anderem die Frage diskutiert wurde, ob das chemische Recycling „die Lücke“ schließen könne.
Der Chemiekonzern BASF, der norwegische Technologieentwickler Quantafuel und der Entsorgungskonzern Remondis haben laut Berichten in diversen Fachmedien eine Absichtserklärung unterzeichnet, nach der sie eine Zusammenarbeit beim chemischen Recycling prüfen wollen. Herauskommen könnte dabei die „Möglichkeit einer gemeinsamen Investition in eine Pyrolyseanlage“, wie Euwid aus einer Mitteilung der BASF zitiert. Wie auch andere Fachblätter berichten, könnte im Rahmen einer solchen Kooperation Remondis geeignete Kunststoffabfälle für die Anlage liefern, Quantafuel die Technologie beisteuern und die Anlage betreiben sowie BASF das entstehende Pyrolyseöl im Rahmen des ChemCycling-Projekts als Rohstoff im Produktionsverbund einsetzen. Wo ein Standort der Pyrolyseanlage sein könnte, werde gemeinsam geprüft. Ob chemisches Recycling künftig zur Kreislaufwirtschaft von Kunststoffen einen Beitrag leisten könne, hänge allerdings vom rechtlichen Rahmen auf nationaler wie europäischer Ebene ab, der eine Anrechnung von Produkten, die auf chemisch recycelten Rohstoffen basieren, auf die Erreichung der Rezyklateinsatzquoten ermöglichen müsse, habe der Chemiekonzern darauf hingewiesen.
Ebenso berichten die Fachmedien über ein neues Projekt von Borealis, mit dem der Chemiekonzern die Kooperationen in Schweden ausbauen werde, um dort die Produktion kreislauforientierter Basischemikalien und Polyolefine voranzutreiben. Eine gemeinsam mit Stena Recycling initiierte Machbarkeitsstudie solle die Errichtung einer chemischen Recyclinganlage in Stenungsund (Schweden) prüfen. Falle das Ergebnis positiv aus, gehe man unter der Voraussetzung einer endgültigen Investitionsentscheidung davon aus, dass eine entsprechende Anlage im Jahr 2024 in Betrieb gehen könnte. Mit der Beschaffung der Kunststoffabfälle für die chemische Recyclinganlage beschäftige sich eine weitere Machbarkeitsstudie gemeinsam mit dem skandinavischen Unternehmen Fortum Recycling and Waste, das dafür eine öffentliche Förderung beantragen werde.
Ob mit mechanischen Verfahren die ambitionierten Recyclingziele der EU zu erreichen seien und ob es ausreichend viele qualitativ hochwertige Rezyklate gebe, um Rezyklateinsatzquoten zu erfüllen und wenn nicht, ob das chemische Recycling die Lücke schließen könnte – das waren laut eines Berichts im Recyclingportal Fragen, die beim virtuellen DGAW-Diskussionsforum Chemisches Recycling mit über 200 Teilnehmern diskutiert wurden. Kontrovers sei es auf dem Podium zugegangen, das mit Andreas Kicherer von der BASF, Tara Nitz von Covestro, Reinhard Schneider von Werner & Mertz sowie Sascha Roth vom NABU besetzt war. Die Diskussion habe zum einen die Sorgen – Verdrängungswettbewerb gegenüber dem mechanischen Recycling, weniger effiziente Maßnahmen am Anfang des Produktzyklus wie Design for Recycling – und zum anderen die Chancen deutlich gemacht. Chemisches Recycling könne funktionieren, wie Pilotanlagen in Europa zeigten. Allerdings seien die Verfahren keine „Allesschlucker“, sondern benötigten schon ein gewisses Maß an Aufbereitung der Kunststoffabfälle. Die Anforderungen an die Reinheit des Materials seien aber geringer als für werkstoffliches Recycling.
Quellen:
- recyclingportal.eu (15. und 20.4.2021)
- recyclingmagazin.de, plastverarbeiter.de (15. und 21.4.2021 )
- umweltwirtschaft.com (18.4.2021)
- euwid-recycling.de, plasticker.de (21.4.2021)
Im aktuellen Recyclingmagazin befasst sich die Titelgeschichte sehr ausführlich mit dem Bericht „Kunststoffverpackungen im geschlossenen Kreislauf“ von Acatech, Systemiq und der Circular-Economy-Initiative Deutschland. Der closed Loop sei nur mit einer erfolgreichen Zusammenarbeit und einer gemeinsamen Zielsetzung aller an der Wertschöpfungskette Beteiligten möglich, kommen die Autoren zum Schluss.
Kunststoffverpackungen seien beides: ein wichtiger Beitrag zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele und gleichzeitig eine Gefährdung der Zielerreichung bei falscher Handhabung. Gründe etwa für Einträge in die Umwelt seien fehlende Strukturen zur Sammlung, Sortierung und Verwertung. In Deutschland würde zwar sehr viel verwertet, aber auch sehr viel verbrannt. Zu viel ginge an verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette verloren, ein systemisches Problem insbesondere wegen mangelnder Transparenz und Kommunikation. Auch fehlten Anreize für Systemoptimierungen, für die das Ziel sein müsse, möglichst wenig Material einzusetzen und dies möglichst lange und effektiv zu nutzen. Für eine Circular Economy sei ein Paradigmenwechsel mit umfassenden Veränderungen in Denkweise, Organisation und Strategie erfoderlich. Für solche systemischen Veränderungen unseres Wirtschaftens und Konsumierens sei die Politik genauso gefragt wie Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Neue Formen der Zusammenarbeit und der Kommunikation seien unabdingbar. Am Ende formulieren die Autoren sechs Ansatzpunkte, wie richtige Maßnahmen ergriffen werden könnten. Diese wären: eine einheitliche Entscheidungsgrundlage mit objektiven Kriterien und einheitlichen Systemgrenzen, die Vermeidung von Verpackungen und Verpackungsabfällen mit oberster Priorität, ein nach den Prinzipien Design for Circularity und Sustainability ausgerichtetes Verpackungsdesign, Investitionen in moderne Sammel- und Sortierkapazitäten inklusive zusätzlicher Anreize für eine bessere Mülltrennung, mehr defossilierte Materialien, wofür signifikante Investitionen in Recyclingtechnologie und -infrastruktur inklusive des chemischen Recyclings erforderlich seien, und schließlich mehr Anwendungsbereiche für defossiliertes Material. Für Letzteres gebe es zwei Möglichkeiten, eine Verteuerung von fossilbasierter Neuware oder die Subvention von defossilierten Alternativen. Eine schrittweise Einführung von Rezyklateinsatzquoten sei in bestimmten Bereichen sinnvoll, wenn die benötigten Qualitäten am Markt auch vorhanden seien. Dafür wäre eine frühzeitige Festlegung von Quoten wie auch von Qualitätsstandards für Rezyklate hilfreich, heiße es in dem Bericht. Die Politik solle zudem die Etablierung von EU-weiten Sicherheitsanforderungen und -standards für Rezyklate fördern.
Quelle:
- Recyclingmagazin 04/2021 (21.4.2021)
09.04. - 15.04.2021
In Tages und Fachpresse wurde über das friedliche Ende einer „spektakulären Übernahmeschlacht“ in Frankreich berichtet, das den globalen Entsorgungsmarkt neu sortiert und einen Profiteur der monatelangen Auseinandersetzung in Deutschland hat: Veolia kann nun größtenteils den Konkurrenten Suez übernehmen. In Deutschland gibt es einen lachendenden Dritten: die Schwarz-Gruppe, die mit Prezero Suez-Filialen in Deutschland und in den Niederlanden, Polen und Luxemburg übernommen hat.
Einen „erbitterten Bruderkampf“ nennt die Süddeutsche Zeitung die Auseinandersetzung von Veolia und Suez in Frankreich, die über sieben Monate andauerte und nicht nur Gerichte, sondern auch die französische Regierung beschäftigt habe. Nun habe sich Veolia durchgesetzt, der es schon im Herbst vergangenen Jahres gelungen war, etwa ein Drittel des Konkurrenten gegen dessen Willen zu übernehmen. Nach dem nun erreichten Kompromiss kann Veolia nur einen Teil vom „Rest“ übernehmen und muss tiefer in die Tasche greifen. Laut Euwid gehöre dazu unter anderem das Entsorgungsgeschäft von Suez in Großbritannien und Australien. Suez bleibe vor allem beim Wassergeschäft, aber auch bei der Entsorgung in Frankreich aktiv. Durch die Übernahme könne Veolia mit etwa 37 Milliarden Euro seine Vormachtstellung auf dem Weltmarkt laut Süddeutsche weiter ausbauen.
In Deutschland rücke der französische Konzern nun näher an den Marktführer Remondis heran. Einen Dämpfer bei der geplanten Expansion in Deutschland habe Veolia durch die im Vorfeld von Suez verfolgte Sabotagetaktik bekommen, Geschäftszweige an andere Bieter zu verkaufen, um so für Veolia weniger attraktiv zu werden. Profiteur der Taktik sei die Schwarz-Gruppe, deren Recyclingfirma Prezero eine Reihe von Suez-Filialen für 1,1 Milliarden Euro übernehmen konnte. Nach Entscheidung der EU-Kommission wurde diese Übernahme bereits genehmigt, wie auch Euwid berichtet. Allerdings müsse das Sortiergeschäft für Leichtverpackungen von Suez in den Niederlanden veräußert werden, damit der Wettbewerb auf dem niederländischen Markt für Sortierung von Kunststoffabfällen erhalten bleibe, so die Bedingung der EU-Wettbewerbshüter.
Quellen:
- Süddeutsche Zeitung (13. und 15.4.2021)
- Euwid Recycling und Entsorgung 15/2021, euwid-recycling.de (12. und 15.4.2021)
Covestro-Chef Markus Steilemann benennt im Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) nicht nur die Vorzüge des Kunststoffs, sondern auch die Herausforderungen, vor der die chemische Industrie steht. Die Vision von 100 Prozent Recycling ist das eine, die Bereitstellung von erneuerbaren Energien „in unvorstellbaren Mengen“ ist laut Steilemann das andere, wenn Deutschland nicht „Industriemuseum“, sondern ein Hightech-Standort sein wolle.
Plastik mache gerade mal rund ein Prozent der Abfallmenge aus, stehe dennoch im Fokus der Behörden, moniert Steilemann im Interview. Seine Langlebigkeit gereiche ihm gerade zum Nachteil. Anstatt Plastik zu stigmatisieren, solle man lieber über unsere Abfallwirtschaft nachdenken, denn Kunststoffe seien seiner Ansicht nach die nachhaltigsten Materialien überhaupt. Allerdings sei der Kunststoffabfall in den Weltmeeren eine riesige Herausforderung, insbesondere in Asien und Afrika, wo die meisten Kunststoffabfälle über zehn große Flüsse ins Meer gelangten. Zur Verbesserung der Situation dort engagiere sich die Allianz zur Beendigung des Kunststoffmülls AEPW, an der sich Covestro beteilige. Ebenso wichtig für Covestro sei die Frage, wie das Unternehmen künftig an Kunststoffabfälle als wertvolle Kohlenstoffquelle komme. Ziel sei die Abkehr vom Rohöl, dessen Nutzung CO2 freisetze. 100 Prozent Recycling laute dazu die Vision von Covestro, wobei Steilemann nicht nur auf werkstoffliches Recycling, sondern auch auf chemisches Recycling setzt. Hier seien die Möglichkeiten praktisch unbegrenzt. Vorbild sei die Natur, die am Ende des Tages Kohlenstoff immer im Kreis führe. Diese Idee verfolge sein Unternehmen gemeinsam mit Partnern, was ein jahrzehntelanges Unterfangen sei. Hinsichtlich Klima- und Umweltschutz sieht Steilemann Deutschland am Scheideweg. Wollen wir Industriemuseum oder Hightech-Standort sein, fragt er rhetorisch. Für Letzteres werde erneuerbare Energie benötigt, „so preiswert wie möglich und in unvorstellbaren Mengen“. Und eine Entbürokratisierung, betont der CEO der Covestro in Richtung Administration sowohl in Deutschland als auch in der EU.
Quelle: NZZ (15.4.2021)
In der aktuellen Ausgabe von Müll und Abfall findet sich ein Gastbeitrag von Ulrich Schlotter, Leiter Projekte bei der BKV, der ausführlich beschreibt, wo wir in Deutschland bei der Kreislaufführung von Kunststoffen stehen und wie die Menge der Rezyklate, die einer neuen Nutzung zugeführt werden, gesteigert werden könnte.
Der Autor verarbeitet in seinem Beitrag „Woher, Wohin – Kunststoffabfälle in Deutschland“ die Ergebnisse zweier aktueller Studien: Das Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland, das die BKV gemeinsam mit 13 weiteren Organisationen und Verbänden der gesamten Wertschöpfungskette von Conversio alle zwei Jahre erstellen lässt, sowie eine weitere aktuelle Studie der BKV zu kunststoffrelevanten Abfallströmen in Deutschland, ebenfalls von Conversio erstellt. Der daten- und faktenreiche Beitrag mit zahlreichen anschaulichen Grafiken gibt zum neusten Stand (2019) des Rezyklateinsatzes an der insgesamt verarbeiteten Kunststoffmenge einen Anteil von 13,4 Prozent an, der damit gegenüber der letzten Erhebung im Jahr 2017 um 1,1 Prozent zugelegt habe. Nach detaillierter Darstellung, in welchen Segmenten zu welchen Anteilen Kunststoffe und Rezyklate zum Einsatz kommen, wie sich die Verwertung im Einzelnen darstellt und über die Jahre entwickelt hat, befasst sich der Autor schließlich angesichts künftig anspruchsvollerer Kreislaufwirtschaftsziele mit der Frage, woher die Mengen für eine Steigerung des Rezyklateinsatzes kommen könnten. Dabei betont er eine wesentliche Voraussetzung für die Aufbereitung von Kunststoffabfällen zum Wiedereinsatz in der Kunststoffverarbeitung: Sie müssten durch geeignete Sammelsysteme möglichst sortenrein und sauber erfasst werden. Im Fazit stellt der Autor fest, dass in Deutschland die Kunststoffverwertung auf einem hohen Niveau funktioniere und wirtschaftlich von Bedeutung sei. Zum anderen macht er deutlich, dass, wolle man die stoffliche Verwertung steigern, zum einen die Qualität von Rezyklaten verbessert werden müsse. Darüber hinaus müsse künftig die rohstoffliche Verwertung für Abfallströme, die derzeit in einer energetischen Verwertung landen, einen Beitrag leisten. Dazu sei allerdings erforderlich, sie noch technisch und wirtschaftlich erfolgreich weiterzuentwickeln.
Quelle: Müll und Abfall 4/2021 (9.4.2021)
26.03. - 08.04.2021
Höchste Zeit, mehr gegen Plastik im Meer zu tun, lautet die Botschaft eines „Memos aus Asien“, das im Vorfeld der Messe virtual.drupa veröffentlicht und im Recyclingportal zitiert wird. Die Medien berichteten in den vergangenen zwei Wochen über einiges, was bereits getan wird: So will eine internationale Ministerkonferenz mit deutscher Beteiligung ein weltweites Abkommen gegen Meeresmüll vorantreiben. Auch berichten Medien von einigen erreichten Meilensteinen beim Projekt STOP, das von Borealis und Systemiq 2017 in Indonesien gestartet wurde. Andere berichten über erste Sammelcenter für Kunststoffabfälle in Ägypten, die Henkel und Plastic Bank eröffneten.
Der Beitrag von Conrad Mendoza, Director of Business Development im Geschäftsbereich Etiketten- und Grafikmaterialien bei Avery Dennison, Singapur, auf den Seiten der Ende April stattfindenden Messe in Düsseldorf macht auf die dramatische Situation hinsichtlich Meeresmüll in Asien aufmerksam und mündet in einen Aufruf an Regierungen, Hersteller, Lieferanten, Verbraucher, die alle in Verantwortung stünden. Es sei zwar nicht so, dass nichts geschehe, aber das Tempo müsse deutlich erhöht und Regularien für ganz Asien geschaffen werden, die das Recycling fördern, die Infrastruktur schaffen und Einwegverpackungen eindämmen sollten. An anderer Stelle berichten Fachmedien über Initiativen und Projekte, die Einträge in die Meere eindämmen sollen. So verzeichne das Projekt STOP in Indonesien, das Borealis gemeinsam mit Systemiq im Jahr 2017 gestartet hatte, erste Zwischenerfolge: Bis Ende 2020 seien im Rahmen des Projekts Abfallwirtschaftssysteme für mehr als 133.500 Menschen eingerichtet und fünf Materialrückgewinnungsanlagen errichtet worden, die zusammen rund 150 Tonnen Abfall pro Tag verarbeiten. Nach Angaben der Projektbeteiligten würden damit pro Jahr 8.123 Tonnen weniger Müll und damit 1.228 Tonnen weniger Kunststoffabfälle in die Umwelt gelangen als zuvor. Darüber hinaus seien bislang 168 neue Arbeitsplätze geschaffen worden. Bis Ende 2022 sollen insgesamt 450.000 Menschen in den drei am Projekt beteiligten Küstenstädten an ein langfristig angelegtes und wirtschaftlich nachhaltiges Abfallwirtschaftssysteme angeschlossen sein, durch das dann das Littering von 45.400 Tonnen Müll, davon 5.700 Tonnen Kunststoff, dauerhaft vermieden werden solle. Auch in einem anderen Projekt, über das Fachmedien berichten, geht es um die Verbesserung der ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Situation vor Ort, in diesem Fall in Ägypten. In Kairo haben das globale Konsumgüterunternehmen Henkel in Partnerschaft mit dem Sozialunternehmen Plastik Bank die ersten drei Sammelstellen eröffnet, an denen Menschen gesammelten Plastikmüll gegen Geld abgeben können. Damit würden nicht nur Einträge ins Meer verhindert, sondern auch die Lebenssituation der lokalen Bevölkerung verbessert. Darüber hinaus entstünden durch die Schaffung einer Recycling-Infrastruktur neue Arbeitsplätze. Der gesammelte Kunststoff werde zu „Social Plastic“ aufbereitet, der wieder in Produkte integriert werden könne. Auch Henkel setze Social Plastic als Verpackungsmaterial mit einem Anteil von 98 Prozent in einem ihrer Kosmetikflaschenportfolios ein. Mit der Recycling-Infrastruktur in Ägypten sollen langfristig rund 1.000 Arbeitsplätze entstehen. Die beiden Projektpartner haben bereits 2017 in Haiti ein ähnliches Projekt gestartet. Auch über eine Initiative der Politik gegen Meeresmüll wird berichtet. Demnach haben die Umweltminister Deutschlands, Ecuadors, Ghanas und Vietnams zu einer internationalen Ministerkonferenz gegen Meeresmüll im September eingeladen, um ein weltweites Abkommen gegen Meeresmüll und die Verschmutzung der Umwelt mit Plastikabfällen voranzutreiben. Das Abkommen solle den gesamten Lebenszyklus von Kunststoffprodukten vom Design und der Herstellung über die Vermarktung und den Transport bis zur Entsorgung abdecken. Außerdem solle es zur Bereitstellung finanzieller Mittel für Maßnahmen gegen Meeresmüll beitragen.
Quellen:
- recyclingportal.eu, recyclingmagazin.de (29.3.2021)
- neue-verpackung.de (31.3.2021)
- recyclingmagazin.de (1.4.2021)
- plastverarbeiter.de (2.4.2021)
- recyclingportal.eu, Euwid Recycling und Entsorgung 14/2021, umweltwirtschaft.com (7.4.2021)
Am 25. März billigte der Bundestag die Verordnung, die ab Juli eine Kennzeichnungspflicht für bestimmte Produkte vorsehe. Unter anderem Getränkebecher, Filterzigaretten, Feuchttücher oder Tampons müssten ab dann mit einem einheitlichen Logo versehen werden. Vor allem die Kennzeichnungspflicht für Einweg-Getränkebecher kritisiere die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen, die insbesondere die Verpflichtung ärgere, den Hinweis in der jeweiligen Amtssprache der EU-Mitgliedsstaaten aufzubringen.
Die Verordnung zur Kennzeichnung von bestimmten Einwegkunststoffprodukten setze bestimmte Anforderungen der entsprechenden europäischen Richtlinie in deutsches Recht um. Demnach müssen ab dem 3. Juli die definierten Produkte Warnhinweise, bestehend aus einem Piktogramm und einem Text zur Kennzeichnung der jeweiligen Produktkategorie deutlich erkennbar aufweisen. Für Einweg-Kunststoffbecher halte IK-Hauptgeschäftsführer Martin Engelmann einen solchen Hinweis für völlig sinnlos, denn: „Jeder, der aus einem Kunststoffbecher trinkt, weiß, dass dieser aus Kunststoff besteht“, und jeder wisse auch, dass der Kunststoffbecher nicht in die Umwelt geworfen werden dürfe. Wer es trotzdem mache, werde sich auch nicht durch die neue Kennzeichnung davon abhalten lassen, ist sich Engelmann sicher. Und dass der Hinweis auch noch in der jeweiligen EU-Amtssprache zu erfolgen habe, sei besonders ärgerlich, weil das zwangsläufig zu einer Zersplitterung des EU-Binnenmarktes führe, so Engelmann weiter. Zudem gebe es bereits effektive Rücknahmesysteme für Getränkebecher wie etwa Pfandsysteme bei Konzerten oder Fußballspielen oder auch beim Catering im Flugzeug. Hier habe der Bundestag versäumt, den Anwendungsbereich zu konkretisieren und Ausnahmen zu definieren, kritisiert die IK, die nun darauf setze, dass sich die Bundesregierung in Brüssel für eine Klärung in der EU-Kommission einsetze.
Quellen:
- euwid-recycling.de, plasticker.de (26.3.2021)
- plastverarbeiter.de (29.3.2021)
- Kunststoff Information (30.3.2021)