
Die Forschung zu Marine Litter bringt immer wieder neue Erkenntnisse und vor allem neue Daten hervor. Für das vor sieben Jahren erstmalig entwickelte Modell „Vom Land ins Meer – Modell zur Erfassung landbasierter Kunststoffabfälle“ macht das eine permanente Anpassung und Überarbeitung erforderlich. Nun ist die vierte Version des Modells inklusive dem dazugehörigen Handbuch erschienen, das erneut vor allem hinsichtlich der Daten auf den aktuellen Stand der Wissenschaft gebracht wurde.
Mit der vierten Auflage ist auch eine wesentliche Neuerung verbunden. Bislang wurden in dem Modell lediglich die Eintragsmengen von nicht ordnungsgemäß entsorgten Kunststoffabfällen angegeben, die Deutschland zugerechnet werden konnten und die in die drei Meere Nordsee, Ostsee und Schwarzes Meer über die vier Eintragspfade und -quellen – Fluss, Küste, Schifffahrt und Häfen – gelangten. Hinzugekommen sind nun auch Informationen zu den „Inputmengen“ in die Eintragspfade und -quellen. Diese „Inputmengen“ verdeutlichen, wie viele der nicht ordnungsgemäß entsorgten Kunststoffabfälle in den im Modell benannten Eintragspfaden und -quellen landen. Dadurch lassen sich die im Modell gemachten Berechnungen nun besser nachvollziehen, zumal auch weiterhin die Transfer- und Verlustfaktoren beschrieben werden, die für die jeweiligen Eintragspfade bzw. -quellen zugrunde gelegt werden. Die Transfer- und Verlustfaktoren bilden das rechnerische Korrektiv, mit dem berücksichtigt wird, dass nicht sämtliche, in einen Eintragspfad eingebrachten Kunststoffabfälle am Ende auch im Meer landen.
Ebenso neu ist, dass die Ergebnisse aus der Betrachtung zum Reifenabrieb in den Bericht zum Modell eingeflossen sind. Sie werden getrennt von den Mengen an Makro- und Mikrokunststoffe
aufgeführt. Begründet wird dies mit der offiziellen, definitorischen Abgrenzung: Hauptbestandteil eines Reifens ist Gummi und somit kein Kunststoff. In der Forschung zum Thema Marine Litter wird der Reifenabrieb in aller Regel aber den Mikrokunststoffen zugeordnet. Vor diesem Hintergrund haben die Autoren des BKV-Modells das Thema in einem separaten Bericht aufgegriffen.
Die Ergebnisse fanden nun auch Eingang in das Modell.
Vor diesem Hintergrund ergibt sich aktuell nun folgendes Bild für die jährlichen Einträge von Deutschland aus in die Meere Nordsee, Ostsee und Schwarzes Meer:
- § ca. 60 Tonnen fallen auf Mikrokunststoffe,
- § ca. 1.700 Tonnen auf Makrokunststoffe und
- § zusätzlich ca. 5.000 Tonnen auf Reifenabrieb.
Gegenüber früheren Versionen des Berichts haben sich die Angaben zu den Mikro- und Makrokunststoffen etwas verändert, was im Wesentlichen auf die verbesserte Datenlage zurückzuführen ist, die validere Berechnungen im Rahmen der letzten Aktualisierung ermöglichte. So ist der Gesamteintrag von Mikrokunststoffen in die Meere gesunken, der Gesamteintrag von Makrokunststoffen dagegen gestiegen.
Auch die Ergebnisse der weiteren Sonderbetrachtungen sind in die Berechnungen des Modells eingeflossen, und zwar zu den Themen „Littering“ sowie „Komposte und Gärrückstände“.
Im Interview dieses Newsletters erläutert einer der Autoren der Studie und Geschäftsführer der Conversio GmbH, Christoph Lindner, weitere Hintergründe zur vierten Version der Studie „Vom Land ins Meer“.
Bericht und Handbuch zum Modell können ebenso wie die dazugehörigen Sonderbetrachtungen kostenfrei unter www.bkv-gmbh/infothek/studien bestellt werden. (In der vierten Version bislang nur in Deutsch)
Ansprechpartnerin für diese Themen ist Stephanie Cieplik (stephanie.cieplik(at)bkv-gmbh.de)
Foto: © BKV / Barretto