11.12. - 18.12.2020
Tages- und Fachpresse berichten über den Konzern aus Ludwigshafen, der seinen Umsatz mit Lösungen für die Kreislaufwirtschaft bis 2030 auf 17 Milliarden Euro verdoppeln wolle. Dazu zählen ein verbessertes Batterie-Recycling, verbessertes mechanisches Kunststoff-Recycling und verstärkter Einsatz von chemischem Kunststoffrecycling zur Erzeugung von Pyrolyseöl, das anstelle von Rohöl zur Kunststoffherstellung genutzt werden könne.
Laut Vorstandsvorsitzendem Martin Brudermüller, der sich laut FAZ konsequent als Überzeugungstäter zeige, habe sich die BASF das Ziel gesetzt, bis 2025 jährlich 225.000 Tonnen recycelte und abfallbasierte Rohstoffe für neue Produkte zu verarbeiten. Dies sei Teil eines ambitionierten Programms zur Kreislaufwirtschaft, das Brudermüller im Rahmen einer digitalen Pressekonferenz vorgestellt habe. In der Kreislaufwirtschaft gehe es darum, Abfälle zu vermeiden, Produkte wiederzuverwenden und Rohstoffe zurückzugewinnen. Unternehmen, die Lösungen für die Transformation zur Kreislaufwirtschaft bieten könnten, würden künftig über einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil verfügen, wird der Vorstandsvorsitzende in der Presse zitiert. Zu den Lösungen, die BASF für mehr Kreislaufwirtschaft entwickeln, zählen Additive zur Verbesserung der Qualität recycelter Kunststoffe oder auch das Projekt Chemcycling zum chemischen Recycling gemischter und verunreinigter Kunststoffströme, die bislang nicht recycelt würden. Für das zum Einsatz kommende Pyrolyseverfahren spiele die Entwicklung geeigneter Katalysatoren eine besondere Rolle. Bei den Materialkreisläufen habe Brudermüller insbesondere auch auf Elektroautos hingewiesen. Bereits im Jahr 2030 stünden mehr als 1,5 Millionen Tonnen Batteriezellen zur Entsorgung an. Für diese teuren und teils unter hohen Umweltbelastungen abgebauten Rohstoffe, die wie etwa Lithium bei der Produktion große Mengen CO2 freisetzten und Trinkwasser verbrauchten, habe BASF ein neues chemisches Verfahren zur Wiedergewinnung entwickelt. Im brandenburgischen Schwarzheide soll bis 2022 dazu eine Pilotanlage entstehen.
Quellen:
- recyclingmagazin.de, 320grad.de (10.12.2020)
- FAZ, Rhein-Neckar-Zeitung online, k-zeitung.de (11.12.2020)
- KI (16.12.2020)
- Euwid Recycling und Entsorgung 51/2020 (15.12.2020)
Verschiedene Medienberichte betreffen Auswirkungen der Pandemie auf die Entwicklung der Abfallströme und deren Verarbeitung. So habe der BDE Umfrageergebnisse präsentiert, wonach Verpackungsabfälle aus Papier und Kunststoff zugenommen hätten, aus Glas dagegen nicht. Mit Berufung auf Erema wird berichtet, dass trotz Corona die weltweite Nachfrage nach PET-Recycling-Technologien zunehme. Auch vom VDMA heißt es, dass der Auftragseingang beim Kunststoff- und Gummimaschinenbau im Oktober nach dem Abwärtstrend im Sommer enorm angestiegen sei.
Insbesondere zu Weihnachten werde sich die Covid-19-Pandemie erheblich auf die Entwicklung der Abfallmengen auswirken. Das habe eine Umfrage des Bundesverbands der Entsorgungswirtschaft (BDE) bei seinen Mitgliedern gezeigt. Bereits im März wie auch beim „Lockdown light“ hätten sich mit Nachlauf von zwei Wochen durch das intensivere häusliche Leben Mengenverschiebungen ergeben, wenn auch mit starken regionalen Unterschieden: mehr Glas- und Leichtverpackungsabfälle aus Privathaushalten, weniger aus Industrie, Handel und Gewerbe. Über das gesamte Jahr gesehen rechnen die Unternehmen mit einem Anstieg von knapp unter sechs Prozent sowohl bei Glas- als auch bei Leichtverpackungen aus Kunststoff, Metall und Verbunden, dagegen wenig Veränderungen bei Papier. Zum Jahresende hin rechneten sie mit einer weiteren Zunahme mit Blick auf Weihnachten und dem durch Corona veränderten Einkaufsverhalten der Konsumenten. Trotz Pandemie-bedingter Rückgänge beim Getränkeabsatz und der angespannten Situation in der Recyclingbranche bei Getränkeverpackungen sehe der österreichische Recyclingmaschinenbauer Erema keine Einbrüche im Auftragseingang. Im Gegenteil sei das weltweite Interesse an PET-Recyclingtechnologie ungebrochen hoch. Gründe seien unter anderem das Bekenntnis von Markenherstellern, Politik und Gesellschaft zum Kunststoffrecycling und zur Kreislaufwirtschaft sowie die Vorgaben der EU für Recyclingquoten und Mindestrezyklat-Anteile in PET-Flaschen. Auch der Fachverband Kunststoff- und Gummimaschinen im VDMA, der sich noch Anfang des Jahres von den Pandemie-Auswirkungen heftig getroffen sah, erkenne seit September wieder einen Anstieg bei den Auftragseingängen. Im Oktober seien gar doppelt so viele Aufträge eingegangen wie noch vor einem Jahr, wird Fachverbandsvorsitzender Ulrich Reifenhäuser zitiert.
Quellen:
- plasticker.de, 320grad.de (11.12.2020)
- Euwid Recycling und Entsorgung 51/2020 (15.12.2020)
- k-zeitung.de, plastverarbeiter.de (16.12.2020)
Spiegel online berichtet über das in der Kunststoffrecyclingszene altbekannte Künstlertrio Bär + Knell, das wie aktuell ein niederländisches Unternehmen Kunststoffabfälle für schöne und bunte Objekte einsetze, die mit der Herkunft des Materials spielten.
Bereits in den Neunzigerjahren habe das Designertrio Beata Bär, Gerhard Bär und Hartmut Knell aus Kunststoffabfällen, die sie von der damaligen Deutschen Gesellschaft für Kunststoffrecycling kostenfrei zur Verfügung gestellt bekamen, „bunt zusammengeschmolzene Leuchten und Stühle, von deren Sitzflächen Pommes-Verpackungen, Plastiktüten und Werbebanderolen herunterflossen wie knallige Lava“, hergestellt. Inzwischen hätten es Stücke von Bär + Knell längst in Ausstellungen und Sammlungen wie der des Vitra-Design-Museums (Weil am Rhein) geschafft. 2002 etwa habe das Trio bundesdeutschen Haushaltsmüll nach Farben sortiert und zu Leuchtpaneelen für eine Installation im U-Bahnhof Potsdamer Platz in Berlin geschmolzen. Die 150 Meter lange Leuchtwand war eine ganz besondere Attraktion. Aktuell feiere auch eine neue Design-Firma mit dem Material Erfolge, das niederländische Unternehmen Plasticiet. Dort würden Plastikabfälle gehäckselt und aus dem kunterbunten Konfetti ähnlich wie bei Bär + Knell Platten als Ausgangsmaterial für verschiedene Einsätze gegossen. So entstünden gescheckte Arbeitsflächen, Sitzblöcke, Regale und Raumtrenner, die vor allem in Ladeneinrichtungen eingebaut würden.
Quelle:
- spiegel.de (13.12.2020)
04.12. - 10.12.2020
Zahlreiche Fachblätter berichten über die Recyclingquote von Kunststoffverpackungen im Jahr 2019, zwei Jahre nach Inkrafttreten des Verpackungsgesetzes: Demnach ist laut einer GVM-Studie das Recycling im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um 8,1 Prozentpunkte gestiegen, im Bereich des privaten Endverbrauchs sogar um 12,3 Prozentpunkte. Die Recyclingquote liege insgesamt bei 55,2 Prozent, im Bereich des privaten Endverbrauchs sogar bei 61,7 Prozent, Verpackungen aus dem Gelben Sack und Pfandflaschen zusammengenommen.
Das sei ein grandioser Erfolg des neuen Verpackungsgesetzes, wird Geschäftsführerin Dr. Isabell Schmidt von der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen zitiert. Die IK war gemeinsam mit dem Umweltbundesamt und der BKV Auftraggeber der aktuellen Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM). Nach Angaben der Zentralen Stelle Verpackungsregister (ZSVR) werde damit das im Verpackungsgesetz vorgegebene Ziel erreicht für die werkstoffliche Verwertung von 58,5 Prozent, das sich im Gegensatz zu den vorgenannten Quoten ausschließlich auf die bei den dualen Systemen beteiligten Verpackungsmengen beziehe. Wie die IK ausdrücklich darauf hinweise, finde das Recycling „entgegen hartnäckiger Falschinformation“ zu zwei Dritteln in Deutschland und zu knapp einem Drittel in Europa statt. Weniger als ein Prozent der Gelbe Sack-Abfälle werde außerhalb Europas exportiert – überwiegend in die Türkei und die Schweiz. Für die im Jahr 2022 anstehende grundlegende Überprüfung des Verpackungsgesetzes sehe die IK die Kunststoffverpackungsbranche mit dem Gesetz auf einem guten Weg und setze sich dafür ein, finanzielle Anreize für ein recyclingfähiges Design weiter zu stärken und damit die Kreislaufwirtschaft voranzubringen.
Quellen:
- recyclingmagazin.de, neue-verpackung.de (7.12.2020)
- plastverarbeiter.de, recyclingportal.eu, k-zeitung.de (8.12.2020)
Vor gut zwei Jahren haben die beiden in ihren Branchen zu den führenden Unternehmen zählenden Konzerne das niederländische Recyclingunternehmen Quality Circular Polymers (QCP) übernommen. Nun melden sie die Übernahme des belgischen Kunststoffrecyclers Tivaco, der in QCP integriert werden soll.
LyondellBasell, eines der weltweit größten Kunststoff-, Chemie- und Raffinerie-Unternehmen, und der Marktführer bei Umweltdienstleistungen SUEZ sind an QCP, dem Joint Venture für Kunststoffrecycling in Geleen, zu jeweils 50 Prozent beteiligt. Um ihre damit verbundenen Recyclingkapazitäten zu erweitern, haben sie nun laut Presseberichten gemeinsamen die Übernahme des in Blandain, Belgien ansässige Kunststoffrecycling-Unternehmens Tivaco angündigt. Tivaco verfüge mit fünf Fertigungsstrecken über eine Recyclingkapazität von circa 22.000 Tonnen im Jahr. Das Unternehmen soll nun Teil von QCP werden, deren Gesamtkapazität damit auf rund 55.000 Jahrestonnen steige. Für LyondellBasell bedeute diese Investition einen weiteren Schritt zur Erfüllung des selbstgesteckten Ziels, bis 2030 zwei Millionen Tonnen recycelte und Kunststoffe aus erneuerbaren Quellen pro Jahr zu produzieren und zu vertreiben, wird Richard Roudeix, leitender Vizepräsident für Olefine und Polyolefine, Europa zitiert. Im Joint Venture QCP verantworte Suez die Aufgaben Sortieren und Recyceln, während LyondellBasell für die Kunststofffertigungstechnik und Produktentwicklung verantwortlich sei.
Quellen:
- euwid-recycling.de, plasticker.de, 320grad.de (8.12.2020)
- KI (9.12.2020)
In der FAZ findet sich unter der Rubrik Natur und Wissenschaft ein Überblicksartikel zu neueren Ansätzen im Recycling, um aus Kunststoffen wertvolle Chemikalien zu gewinnen. Viele Kunststoffe, die aufgrund von Mischungen und Zusätzen nur schwer oder gar nicht zu recyceln seien, könnten so als Rohstofflager dienen und seien viel zu schade für den Mülleimer.
Genannt wird zum Beispiel die Pyrolyse, bei der es gelinge, die Kohlenwasserstoffketten wieder in die Monomere zu zerlegen, die anschließend zu neuen Kunststoffen polymerisert werden könnten. Aufgrund des hohen Energieaufwands sei dies aber immer noch unwirtschaftlicher, als Kunststoffe aus Rohöl zu gewinnen. Von daher sei es womöglich sinnvoller, weil ökonomisch attraktiver, Kunststoffe wie Polyethylen in hochwertige Chemikalien zu verwandeln, meint der Autor des Berichts in der FAZ und beschreibt einige neuere Ansätze. Dazu zählen die Umwandlung von Kunststofftüten und Co. in Bernsteinsäure, Glutarsäure und Adipinsäure, wie Forscher vom KTH Royal Institute of Technology in Stockholm demonstrierten, oder auch die Verwandlung von Polyethylen in aromatische Verbindungen für Reinigungs- und Pflegemittel, wie sie ein Forscherteam der University of California in Santa Barbara entwickelt habe. Ebenso hätten Chemiker aus Santa Barbara kürzlich gezeigt, wie mit Hilfe von auf die einzelnen Polymere zugeschnittenen Lösungsmitteln Verbunde voneinander getrennt werden könnten. Nachdem der Autor die Verfahren beschrieben hat und dabei seine Quellen offen gelegt hat, kommt er zu dem optimistischen Schluss, dass es angesichts der Fortschritte nur noch eine Frage der Zeit zu sein scheine, „bis der stetig wachsende Plastikmüllberg endlich als Rohstofflager genutzt wird“.
Quelle:
- FAZ (9.12.2020)
27.11. - 03.12.2020
Ab 1. Januar 2022 soll es dem deutschen Einzelhandel verboten sein, Plastiktüten mit Folienstärken von 15 bis 50 Mikrometer Wandstärke in Umlauf zu bringen. Entsprechend soll das Verpackungsgesetz laut Beschluss des Bundestags geändert werden. Der Bundesrat muss noch zustimmen. Die Fachpresse berichtet weitgehend nachrichtlich über das kommende Plastiktütenverbot, die Süddeutsche kommentiert: „Ein Verbot, das nichts verändern wird“.
In der vergangenen Woche beschloss der Bundestag das „Aus für Plastiktüten“ (Euwid). Solche mit einer Folienstärke zwischen 15 und 50 Mikrometern sollen ab 2022 nicht mehr zulässig sein. Dickere Tragetaschen, die typischerweise häufiger verwendet würden, seien ebenso vom Verbot ausgenommen wie die sogenannten Hemdchentüten, die für den hygienischen Umgang mit Obst und Gemüse, Fleisch oder Wurstwaren sorgen. Dafür gebe es noch keine guten Alternativen. Die Plastiktüte sei der Inbegriff der Ressourcenverschwendung, wird Bundesumweltministerin Svenja Schulze, die Initiatorin des Verbots, zitiert. Sie mahne gleichzeitig, dass die Einwegkunststofftüte nicht durch solche aus anderen Materialien wie etwa Papier ersetzt würde. Waschbaren Stofftaschen, Einkaufskörben und Mehrwegboxen gehöre die Zukunft, so die Ministerin. Während die Regierungsparteien das Verbot begrüßen, gebe es Kritik aus den Reihen der Opposition. Laut der umweltpolitischen Sprecherin der Grünen-Fraktion, Bettina Hoffmann, könne dieses „Mini-Gesetz“ den Trend zu Einwegverpackungen nicht stoppen. Die FDP dagegen spreche von einem ungerechtfertigten Eingriff in den Markt ohne nachweisbare Vorteile für die Umwelt. Die Süddeutsche Zeitung sieht in dem Verbot bloße Symbolpolitik angesichts mangelnder Strategie zur Abfallvermeidung. Statt Plastikvermeidung müsse die Bundesregierung endlich damit anfangen, konsequente Abfallvermeidung zu betreiben, heißt es in dem Kommentar. Das hieße: Einweg unattraktiv machen, Unternehmen für echte Mehrweglösungen belohnen und Kreislaufsysteme unterstützen.
Quellen:
- euwid-recycling.de, Süddeutsche Zeitung, zeit.de (27.11.2020)
- KI (30.11.2020) Euwid Recycling und Entsorgung 49/2020 (1.12.2020)
Ein ausführlicher Beitrag in der FAZ befasst sich mit den Konsequenzen der auch in der zweiten Welle der Pandemie deutlich gestiegenen Kunststoffabfallmenge. Steigende Entsorgungskosten ist dabei nur eine der befürchteten Folgen.
Ähnlich wie in den ersten Monaten der Corona-Krise sei das Aufkommen an Kunststoffverpackungsabfällen nun auch wieder rund um ein Zehntel gestiegen, wie die FAZ vom Reclay-Geschäftsführer Fritz Flanderka erfahren habe. Das bringe einen Entsorgungsbetrieb wie den Reclay-Vertragspartner Hündgen-Entsorgung in Swisstal bei Bonn noch nicht in Probleme, was die Sortierung anbelange, da die Anlage auf Zuwachs konzipiert worden sei. Probleme habe Hündgen mit der Vermarktung der in Ballen gepressten und nach Stoffgruppen sortierten Ware, die er nur noch für einen Bruchteil an Erlösen und teilweise sogar mit Zuzahlungen vom Hof bekomme. Grund sei, dass niedrige Erdölpreise und die Absatzflaute in der Autoindustrie voll auf die Recyclingbranche durchschlügen. Die Kalkulation des Entsorgers gehe nicht mehr auf, er brauche neue Verträge der dualen Systeme mit besseren Konditionen. Auch dürften drohende Vertragsstrafen wegen des voraussichtlichen Verfehlens der gesetzlichen Vorgaben für eine werkstoffliche Verwertung nicht vollzogen werden, die Quoten müssten ähnlich der Vorgehensweise beim Insolvenzrecht, vorübergehend ausgesetzt werden. Laut FAZ werde die Absatzkrise für Hersteller und Händler, die Verpackungen auf den Markt bringen, höhere Lizenzentgelte mit sich bringen. Für Kunststoffverpackungen rechnen Experten mit Aufschlägen von rund 20 Prozent, auch weil die Sortierung aufgrund der politisch gewollten Anhebung der Verwertungsquoten aufwendiger würde. Dass es nicht mehr werde, liege auch an dem forcierten Wettbewerb durch Remondis, der mit einem neuen Anbieter ins Geschäft der dualen Systeme dränge.
Quelle:
- FAZ (1.12.2020)
Am 18. November hatte das Bundesumweltministerium (BMU) seinen Entwurf für ein neues Verpackungsgesetz vorgestellt. Die Änderungen sollen in erster Linie die Vorgaben der EU-Einwegkunststoffrichtlinie und der EU-Abfallrahmenrichtlinie in nationales Recht übertragen. Neben zustimmender Stellungnahmen betroffener Kreise finden sich auch einige kritische Anmerkungen, wie der Fachpresse zu entnehmen ist.
Mit dem Entwurf sind Verbote von Kunststoffeinwegprodukten wie Trinkhalme oder Plastikteller und Polystyrolbecher ebenso verbunden wie etwa die Verpflichtung, beim Verkauf von Lebensmitteln zum Sofortverzehr neben Einwegverpackungen auch Mehrwegvarianten anzubieten. Darüber hinaus soll auch die derzeitige Einwegpfandpflicht auf sämtliche Einweg-Getränkeflaschen aus PET und auf alle Aluminiumdosen ausgeweitet werden. In ersten Stellungnahmen begrüße etwa die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen insgesamt den Entwurf, wie zum Teil schon letzte Woche berichtet wurde. Für eine Ausweitung der Pfandpflicht habe die IK sich bereits Anfang des Jahres ausgesprochen. Ebenso begrüße sie den Mindestrezyklatanteil in Getränke-Einwegflaschen bis zu drei Liter Füllvolumen, der in PET-Einwegflaschen ab 2025 mindestens 25 Prozent und in allen Kunststoff-Einweggetränkeflaschen ab 2030 mindestens 30 Prozent betragen müsse. Beim Thema Stärkung der Mehrwegoptionen für Take-away-Lebensmittel äußere die IK neben grundsätzlicher Unterstützung auch Kritik: So weiche die Novelle von der EU-Vorgabe ab, weil sie sich nicht ausdrücklich auf To-Go-Behälter beziehe, die tendenziell achtlos weggeworfen würden. Das könne in Deutschland zu einer anderen Auslegung führen als im Rest Europas. Auch der Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft (BDE) begrüße im Grundsatz die Novelle und lobe ausdrücklich die Festlegung der künftigen Rezyklat-Einsatzmengen in Getränke-Einwegflaschen. Bei der Erweiterung der Pfandpflichten auf alle Kunststoff-Einwegflaschen äußere der Verband Bedenken, weil damit den Systembetreibern Material entzogen würde, das ihnen zur Erfüllung der für die Systeme vorgegebenen Verwertungsquoten am Ende fehlen könnte.
Quellen:
- KI, Euwid Recycling und Entsorgung 49/2020 (1.12.2020)
- recyclingportal.eu (23.11.2020)
20.11. - 26.11.2020
In der Fachpresse finden sich Berichte zur Pressekonferenz der Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister (ZSVR) und des Umweltbundesamtes (UBA) zur Erfüllung der Verpflichtungen aus dem Verpackungsgesetz. Demnach stellen sich zwei Jahre nach Inkrafttreten Erfolge ein: mehr recycelte Verpackungen und mehr Hersteller, die sich am System beteiligen. Bei Kunststoffverpackungen liege die Recyclingquote für 2019 bei 58,5 Prozent.
Wie aus den Berichten hervorgeht, würden laut ZSVR und UBA zwei Jahre nach Inkrafttreten des Verpackungsgesetzes deutlich mehr Verpackungen sowohl lizenziert als auch recycelt. Laut UBA-Präsident Dirk Messner wurden im Jahr 2019 rund 80 bis 90 Prozent der bei dualen Systemen lizenzierten Verpackungen tatsächlich recycelt. Mit 58,5 Prozent hätte die Recyclingquote bei Kunststoffverpackungen eine Punktlandung erreicht. Dem Märchen, die im Gelben Sack gesammelten Materialien würden sowieso alle verbrannt, könne er mit aller Deutlichkeit widersprechen. Die werkstoffliche Verwertung von Kunststoffen spare hochgerechnet auf die Gesamtmenge im Jahr etwa 900.000 Tonnen CO2 ein, zitiert Euwid den UBA-Präsidenten. Laut ZSVR-Vorstand Gunda Rachut wirke das Verpackungsgesetz, erhebliche Schlupflöcher wurden geschlossen: Heute kämen fast 200.000 Hersteller ihren Lizenzierungspflichten nach, 140.000 mehr als noch vor vier Jahren. Bei Kunststoffen allerdings sei die Beteiligungsquote für Rachut noch nicht befriedigend. Der Mindeststandard zur Bemessung des recyclinggerechten Designs, der in einem Expertenkreis im Rahmen der ZSVR entwickelt wurde, werde ebenso wie das Register selbst als Vorbild auf europäischer Ebene diskutiert.
Quellen:
- recyclingmagazin.de (20.11.2020)
- recyclingportal.eu (23.11.2020)
- Euwid Recycling und Entsorgung 48/2020 (24.11.2020)
Eine neue Kooperation von Audi und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ist in der Fachpresse auf großes Interesse gestoßen: Der Automobilhersteller und die Universität starteten ein Pilotprojekt, um Kunststoffabfälle aus dem Automobil chemisch zu recyceln. Damit leiste man Pionierarbeit, sage Professor Dieter Stapf, Leiter des Instituts für Technische Chemie am KIT.
Laut Stapf könnten mittelfristig Kunststoff-Bauteile aus Pyrolyseöl erneut in Automobilen wieder zum Einsatz kommen. Das Pilotprojekt „Chemisches Recycling von Kunststoffen aus dem Automobilbau“, das der Thinktank Industrielle Ressourcenstrategien am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit Audi gestartet habe, solle als Ergänzung zum mechanischen Recycling und anstelle energetischer Verwertung entwickelt werden. Zunächst wolle Audi die technische Machbarkeit testen und das Verfahren hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und Umweltauswirkung bewerten. Es gehe dabei um komplexe Kunststoffbauteile, die bislang nicht wiederverwertet werden konnten. Für das Projekt liefere Audi ausgediente Kunststoffbauteile wie Kraftstofftanks, Radzierblenden oder Kühlerschutzgitter. Laut Stapf biete das chemische Recycling bislang die einzige Methode, um solche gemischten Kunststoffabfälle wieder in Produkte in Neuwarequalität umzuwandeln. Die baden-württembergische Landesregierung habe den das Projekt durchführenden Thinktank Industrielle Ressourcenstrategien gemeinsam mit der Industrie und mit Unterstützung der Wissenschaft am KIT eingerichtet.
Quellen:
- recyclingportal.eu (23.11.2020)
- euwid-recycling.de, recyclingmagazin.de, k-zeitung.de (24.11.2020)
- KI, kunststoffe.de (25.11.2020)
Angesichts des weiter steigenden Ressourcenverbrauchs sei der Übergang zur Kreislaufwirtschaft nicht nur notwendig, sondern auch ein „spannendes Tummelfeld für Anleger“, schreibt die Neue Zürcher Zeitung (NZZ).
Kein geringerer als Seine Königliche Hoheit Prinz Charles lanciere einen Aktienfonds von Lombard Odier, den er selbst als Ideengeber mit initiiert habe, um der Übernutzung der natürlichen Ressourcen entgegenzuwirken. Seit 50 Jahren verbrauche die Menschheit mit steigender Tendenz mehr natürliche Ressourcen, als auf der Erde nachwachsen. Vor allem das globale Bevölkerungswachstum, der vielerorts steigende Wohlstand und die zunehmende Urbanisierung seien laut Vermögensverwalter Robeco die Hauptgründe. Um Ressourcen zu schonen, müsse der Übergang von einer linearen zu einer zirkulären Wirtschaftsweise gelingen. Genau daran setzten Fonds wie der von Lombard Odier an, ebenso wie der jüngst lancierte Natural Capital Fonds. Laut der Ellen MacArthur Foundation seien in den beiden vergangenen Jahren etwa ein Dutzend solcher Publikumsfonds aufgelegt worden, die Kreislaufwirtschaft als eines ihrer Themen verfolgten oder sich komplett darauf konzentrierten – mit zunehmender Dynamik: Anfang 2020 noch mit 300 US-Dollar Vermögen, das sich Mitte des Jahres bereits auf zwei Milliarden US-Dollar mehr als versechsfacht habe. Kreislaufwirtschaft habe viele Facetten, doch neben unzähliger technologischer Fortschritte wirkten zwei weitere starke Kräfte begünstigend auf den Übergang: einerseits der Druck insbesondere der jüngeren Konsumenten und zum anderen regulatorische Vorschriften.
Quelle:
- NZZ (24.11.2020)
13.11. - 19.11.2020
Zum Stand der Kreislaufwirtschaft präsentieren 15 Verbände, Unternehmen und Organisationen den von der Prognos AG erarbeiteten Statusbericht 2020, worüber nahezu die gesamte Fachpresse berichtet. Demnach entwickele sich die Kreislaufwirtschaftsbranche mit einem zwischen den Jahren 2010 und 2017 um rund 18 Prozent auf 84 Milliarden Euro gestiegenen Umsatz und 310.000 Beschäftigten zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig. Laut Vertretern der Entsorgungswirtschaft zeige diese Entwicklung, dass die Kreislaufwirtschaft zu den Zukunftsbranchen zähle.
Die Medien geben die wesentlichen Ergebnisse des Statusberichts sowie Einschätzungen von Auftraggebern wieder. Demnach seien in allen Marktsegmenten der Kreislaufwirtschaft deutliche Steigerungen bei Umsatz und Beschäftigtenzahl zu verzeichnen. So habe sich die Zahl der Beschäftigten zwischen 2010 und 2019 um rund 33.000 auf über 310.000 erhöht, wobei sich die Hälfte des Anstiegs in den letzten beiden Jahren vollzogen haben soll. Damit seien in der Kreislaufwirtschaft in etwa so viele Menschen beschäftigt wie in der Energiewirtschaft. Auch habe es in der Kreislaufwirtschaft zwischen 2010 und 2020 mit 2.400 deutlich mehr Startups gegeben als in anderen Branchen.
Die Zahlen machten deutlich, dass die Kreislaufwirtschaft zu den Zukunftsbranchen zähle, wird sowohl BDE-Präsident Peter Kurth als auch bvse-Hauptgeschäftsführer Eric Rehbock verschiedentlich zitiert. Auch verweisen die Verbände auf das hohe Potenzial der Kreislaufwirtschaft in Sachen Ressourcenschonung, Klimaschutz und Energiewende, das in dem Bericht deutlich werde. Insgesamt werde durch den Einsatz von Recyclingrohstoffen in der produzierenden Industrie jährlich rund 50 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente eingespart, obwohl die Substitutionsquote bei nur zwölf Prozent liege. Laut Kurth zeige der Bericht, dass Kreislaufwirtschaft ein Hebel für den Klimaschutz sein könne, wofür aber der Gesetzgeber gebraucht werde. Rehbock fordere Bund, Länder und Gemeinden auf, über ihr direktes Beschaffungsvolumen von jährlich mehr als 122 Milliarden Euro der Kreislaufwirtschaft den entscheidenden Impuls zu geben, denn was nütze Recycling, wenn die Recyclingprodukte nicht eingesetzt würden.
Zum Kunststoffrecycling enthält der Statusbericht viel Positives, heißt es in einigen Presseberichten. Dabei gehe es unter anderem um die Verringerung des Ressourcenverbrauchs und der CO2-Emissionen durch den Einsatz von Sekundärmaterialien und durch die Gewinnung von Strom und Wärme aus der energetischen Verwertung. Die als Grundlage verwendeten Zahlen des von der Conversio GmbH erstellten „Stoffstrombildes Kunststoffe in Deutschland 2019“ zeigten, dass nahezu 99 Prozent der gesammelten Kunststoffabfälle einer Verwertung zugeführt wurden. Laut Dr. Ingo Sartorius, kommissarischer Hauptgeschäftsführer von PlasticsEurope Deutschland, zeige dies, dass für eine Circular Economy gut funktionierende Erfassungs-, Sortier- und Aufbereitungstechnologien erforderlich seien. Der Aufbau effizienter Entsorgungsstrukturen sei überall auf der Welt eine der Kernaufgaben der nächsten Jahre. Effektive Kreislaufwirtschaft sei laut Sartorius der Schlüssel, um den Eintrag von Plastikmüll in die Umwelt einzudämmen.
Mehr Information: Statusbericht der deutschen Kreislaufwirtschaft 2020
Quellen:
- euwid-recycling.de, recyclingmagazin.de, plastverarbeiter.de, recyclingportal.eu, kommunalwirtschaft.eu (17.11.2020)
- k-zeitung, (18.11.2020)
- neue-verpackung.de (19.11.2020)
Die Circular Plastics Alliance (CPA) wurde 2018 von Mitgliedern der Wertschöpfungskette gegründet, um das in der EU-Kunststoffstrategie geforderte Ziel der zehn Millionen Tonnen Recyclingkunststoff, die ab 2025 pro Jahr in neuen Kunststoffprodukten verarbeitet werden sollen, mit Selbstverpflichtungen zu erreichen. Nun hat die CPA laut Euwid einen Bericht veröffentlicht, nach dem geschätzt mindestens 15 Millionen Tonnen Post-Consumer-Abfälle jährlich für das Recycling sortiert werden müssten.
Nach ihrer Bestandsaufnahme seien zwischen 2016 und 2019 geschätzt jährlich 21 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle aus den betrachteten Bereichen Bau, Verpackungen, Landwirtschaft, Elektrogeräte und Fahrzeuge gesammelt und davon etwa 9,2 Millionen Tonnen sortiert und als Inputmaterial an Recycler geliefert worden. Davon seien wiederum 7,2 Millionen Tonnen an europäische Recycler gegangen, die daraus 5,2 Tonnen Rezyklate produziert hätten. 3,9 Millionen Tonnen davon stammten aus Verpackungsabfällen, 560.000 Tonnen aus E-Schrott aus Privathaushalten, 340.000 Tonnen aus Bau- und 330.000 Tonnen aus Agrarabfällen sowie 150.000 Tonnen aus dem Automobilsektor. Wo noch ungenutztes Potenzial zur Steigerung der Sortierung und des Recyclings lägen, untersuche CPA derzeit noch und wolle nächstes Jahr darüber berichten. Wichtig für den Ausbau des Recyclings sei unter anderem die Gestaltung der Produkte hinsichtlich Rezyklierbarkeit. 19 Produktkategorien aus den Sektoren Agrar, Bau und Verpackungen habe CPA bereits identifiziert, wo das Produktdesign optimiert werden könne, weitere sollen 2021 folgen. Die ausgewählten 19 Produktgruppen könnten laut CPA theoretisch für das Zehn-Millionen-Ziel ausreichen, allerdings nur wenn alle anfallenden Altprodukte – geschätzte 16,2 Millionen Tonnen im Jahr – getrennt gesammelt, sortiert und in Europa recycelt würden.
Quelle:
- Euwid Recycling und Entsorgung 47/2020 (17.11.2020)
Um die Vorgaben der EU-Einwegrichtlinie und der Abfallrahmenrichtlinie in deutsches Recht umzusetzen, plane die Bundesregierung Änderungen diverser Gesetze, berichtet etwa die Lebensmittelzeitung (LZ). Laut einem Referentenentwurf seien dafür Bepfandung fast aller Einweggetränkeverpackungen sowie die Einführung einer Rezyklatquote für Kunststoffflaschen vorgesehen. Außerdem sollen Letztvertreiber neben Einweggetränkebechern auch Mehrwegalternativen anbieten und Online-Handelsplattformen laut Euwid verpflichtet werden, die Systembeteiligung von Herstellern zu überprüfen.
Wie aus dem Referentenentwurf für ein Gesetz zur Umsetzung von Vorgaben der EU Einwegkunststoffrichtlinie und der Abfallrahmenrichtlinie im Verpackungsgesetz und der in anderen deutschen Gesetzen laut LZ hervorgehe, sollen damit künftig auch Flaschen, Behälter und Dosen bepfandet werden, die trinkbare Milcherzeugnisse, Frucht- und Gemüsesäfte sowie Fruchtnektare, Apfelweine, Cidre, alkoholische Mischgetränke und bestimmte Energydrinks enthalten. Außerdem sehe der Entwurf die Einführung einer Rezyklatmindestquote ab 2025 für Einwegkunststoffgetränkeflaschen aus PET von 25 Masseprozent vor. Ab 2030 solle die Quote auf 30 Prozent steigen und dann für Flaschen aus beliebigem Kunststoff gelten. Womöglich weitreichende Folgen für Anbieter von Speisen und Getränken zum Sofortverzehr außer Haus sieht die LZ bei einer weiteren vorgeschlagenen Änderung, über die auch Euwid berichtet: Letztvertreiber von Einwegverpackungen inklusive Getränkebecher wie zum Beispiel ein Imbiss müssten demnach ab dem 1.1.2022 Mehrwegalternativen, die den Gesamtpreis nicht erhöhten, anbieten. Außerdem, so Euwid, sollen Online-Handelsplattformen verpflichtet werden, die Systembeteiligung von Herstellern zu überprüfen. Es gelte ein Vertriebsverbot für nicht gemeldete Verpackungen. Der Referentenentwurf befinde sich dem Vernehmen nach derzeit in der Abstimmung mit dem Bundeswirtschafts- und dem Landwirtschaftsministerium, schreibt die LZ.
Quellen:
- LZ (17.11.2020)
- euwid-recycling.de (18.11.2020)
06.11. - 12.11.2020
Der Bundesrat hat in seiner Sitzung vom 6. November der Verordnung zum Verbot bestimmter Einwegprodukte zugestimmt, aber die von Bundesratsausschüssen empfohlene Ausweitung der Verbote auf weit mehr Einweg-Kunststoffverpackungen abgelehnt, worüber die Presse in dieser Woche berichtet hat. IK, BDE und Handelsverband hatten im Vorfeld die Vorschläge der Ausschüsse heftig kritisiert und begrüßen nun die Entscheidung des Bundesrats, die beim Vorschlag der Bundesregierung bleibt, die wiederum im Wesentlichen die Vorschriften der Einwegkunststoffrichtlinie der Europäischen Union umsetzt. Kritik gebe es dennoch.
Während in Medien wie dem Spiegel nur recht oberflächlich über die Bestätigung des „Verbot(s) von Einwegplastik“ durch den Bundesrat berichtet wird, geht die Fachpresse deutlicher in die Tiefe. Von dem voraussichtlich ab Mitte nächsten Jahres geltenden Verbot betroffen sind Produkte wie Wattestäbchen, Besteck, Teller, Trinkhalme, Rührstäbchen und Luftballonstäbe aus Kunststoffen sowie „To-Go“-Lebensmittelbehälter und -Getränkebecher sowie -behälter aus EPS. Ebenso sind dann Produkte aus sogenannten oxo-abbaubarem Kunststoff, also Stoffen, die nach der Nutzung durch Oxydation in nachher nicht mehr weiter abbaubare Fragmente zerfallen, nicht mehr erlaubt. Verstöße gegen die Verbote sollen dann als eine Ordnungswidrigkeit gelten, die mit einem Bußgeld von bis zu 100.000 Euro geahndet werden können. Der Vollzug liege bei den Ländern. Kurt Schüler, Geschäftsführer der GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung, wird mit der Kritik zitiert, dass mit der Entscheidung viele Rechtsunsicherheiten verursachende Auslegungsfragen verbunden seien. So seien etwa Portionsverpackungen für Fertiggerichte, die noch erhitzt werden müssten ebenso ausgenommen wie sogenannte Multipacks. Betroffen dagegen seien mit Kunststoff beschichtete Papierverpackungen, wenn die Beschichtung eine Funktion wie das Abweisen von Wasser und Fett habe. Allerdings könne in diesem stark wachsenden Markt die GVM derzeit aufgrund fehlender Leitlinien noch nicht abschätzen, wie groß die betroffene Marktmenge sei. IK-Geschäftsführer Dr. Martin Engelmann begrüße die Entscheidung im Bundesrat. Im Vorfeld hatte er die Vorschläge der Bundesratsausschüsse hinsichtlich einer Ausweitung der Verbote auf nahezu alle Serviceverpackungen mit Kunststoffanteilen heftig kritisiert und hatte Unterstützung vom BDE („beeindruckend praxisfern“) wie auch Handelsverband und vom Gastro-Verband Dehoga bekommen, wie in der Fachpresse nachzulesen war, die nicht zuletzt das gerade in der Pandemielage boomende Mitnahme- und Liefergeschäft in Gefahr sahen. Es sei gut, dass dem die Länder nicht gefolgt seien und sich im Wesentlichen an die Vorgaben der EU-Richtlinie gehalten hätten, sage Engelmann, der aber dennoch eine wesentliche Abweichung erkenne und kritisiere: In der EU-Richtlinie gehe es bei den Verboten nur um solche To-Go-Lebensmittelbehälter, die tendenziell achtlos weggeworfen würden. Dieser Zusatz fehle in der deutschen Umsetzung, was aus seiner Sicht zu einer anderen Auslegung als im Rest der EU führen könne. Dabei seien einheitliche Verpackungsregelungen im EU-Binnenmarkt für die Wirtschaft äußerst wichtig. Der Handelsverband befürchte zudem, dass aufgrund des Gesetzes nun mehr Verpackungen aus Papier-Plastik-Verbunden oder anderen schlecht zu recycelnden Materialien auf den Markt kämen, was das Ziel, vermehrt recycelfähiges Material einzusetzen, „auf absurde Weise auf den Kopf“ stelle. Der Bundesrat bitte in einer den Beschluss begleitenden Entschließung die Bundesregierung darum, Anreize für den Ausbau und die Nutzung von Mehrwegsystemen zu schaffen und zu fördern. Auch solle sie aufzeigen, welche Ersatzmaterialien unter ökologischen Aspekten in Betracht kämen, um zu verhindern, dass durch die Reduktion von Einwegkunststoffen Ausweichbewegungen zu anderen ökologisch nachteiligen Materialien erfolgten.
Quellen:
- welt.de (5.11.2020)
- spiegel.de, euwid-recycling.de, KI, neue-verpackung.de (6.11.2020)
- k-zeitung.de, plastverarbeiter.de (9.11.2020)
- Euwid Recycling und Entsorgung 46/2020, recyclingportal.eu (10.11.2020)
Wie die Presse berichtet, verfügt Europas führender Kunststoffhersteller, die Borealis AG, über einen neuen Mehrheitsgesellschafter. Das Öl- und Gasunternehmen OMV mit Sitz in Wien hält seit dem Erwerb weiterer Anteile zum 29. Oktober 2020 nun 75 Prozent. Mubadala aus Abu Dhabi, Vereinigte Arabische Emirate, behält 25 Prozent. In einem Bericht im Handelsblatt spielt die Änderung der Anteilsnehmer eine eher untergeordnete Rolle. Hauptthema ist die strategische Ausrichtung auf Kreislaufwirtschaft.
Für einen Kaufpreis von 4,68 Milliarden US-Dollar (3,96 Mrd. Euro) wechselten 39 Prozent der Anteile an Borealis den Besitzer, von der Investmentgesellschaft Mubadala an das Öl- und Gasunternehmen OMV. Der Erwerb verschaffe OMV nun mit 75 Prozent die Kontrollmehrheit und mache das Unternehmen zu einem der führenden Anbieter von Polyolefinen und Basischemikalien. Nach Angaben von OMV sei auch geplant, gemeinsam die Aktivitäten in der Kunststoff-Kreislaufwirtschaft auszubauen. Mit diesen Aktivitäten befasst sich auch das Handelsblatt unter dem Titel „Kunststoff aus Abfall: Wie Borealis grüner werden will“. mtm plastics in Niedergebra war das erste Recyclingunternehmen der 2016 gestarteten Einkaufstour, das als Teil eines grundlegenden Wandels in Richtung Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft übernommen wurde. Der Wandel sei kein einfaches Unterfangen für ein Unternehmen, dessen Produkte noch zu mehr als 96 Prozent aus fossilen Quellen gewonnen würden. CEO Alfred Stern wisse darum und bekräftige, dass Lösungen noch gebraucht würden, um Stoffe wirtschaftlicher zu recyceln oder noch besser im Kreislauf zu führen. Der Deal, der OMV zum Mehrheitseigner werden ließ, habe in Österreich laut Handelsblatt für einigen Wirbel und Kritik etwa von Greenpeace gesorgt, Boralis werde nun zum grünen Feigenblatt von OMV. OMV könne, sollte Borealis die Pläne umsetzen, tatsächlich grüner werden, meint das Handelsblatt. Die beiden kooperieren schon länger bei der Herstellung von synthetischem Öl, das aus Kunststoffabfällen gewonnen werde. Neben mtm plastics und mtm compact gehöre noch Ecoplast in Österreich zum Recycling-Kern des Konzerns. Bis 2025 wolle Borealis so weit sein, dass seine Verbrauchsgüter wie Konsumgüterverpackungen recycelbar oder wiederverwendbar seien oder aber aus erneuerbaren Rohstoffen produziert seien. Die Menge an Recyclingkunststoffen solle sich bis dahin vervierfachen. Borealis verfüge derzeit über eine Recyclingkapazität von 100.000 Tonnen bei einer gesamten Produktionskapazität an Kunststoffen von 3,8 Millionen Tonnen. Mit Covestro in Leverkusen, das ebenfalls auf Kreislaufwirtschaft setze, arbeite Borealis zusammen und habe im Oktober die ersten 1.000 Tonnen Phenol aus erneuerbaren Rohstoffen geliefert. Das nutze Covestro für die Herstellung des transparenten Kunststoffs Polycarbonat. Noch sei das Umsteuern von fossilen auf recycelte und erneuerbare Rohstoffe ein weiter Weg, gerade in der aktuellen Konjunkturkrise insbesondere beim Kunststoffrecycling. Das wisse auch Stern, der einen „Beschleunigungsfaktor“ einfordere wie etwa einen neuen rechtlichen und steuerlichen Rahmen auf nationaler und auf EU-Ebene, der die nötigen milliardenschweren Investitionen in die Kreislaufwirtschaft fördere. Das könnten finanzielle Anreize für den Rezyklateinsatz in Kunststoffprodukten sein oder aber auch ein Quote, die eine gewisse Nachfrage bringen und damit das Recycling wirtschaftlicher machen würde.
Quellen:
- KI (10.11.2020)
- kunststoffweb.de, handelsblatt.de (12.11.2020)
30.10. - 05.11.2020
Vielfach wird in der vergangenen Woche in der Fachpresse über die neue GVM-Studie „Aufkommen und Verwertung von PET-Getränkeflaschen in Deutschland“ berichtet. Demnach wurden im Jahr 2019 in Deutschland 94 Prozent der gesammelten PET-Flaschen recycelt, bepfandete PET-Einwegflaschen sogar zu 97,5 Prozent. Inklusive der energetischen Verwertung wurden alle PET-Getränkeflaschen zu 99,9 Prozent, also nahezu zu 100 Prozent verwertet. PET-Rezyklate finden sich im Durchschnitt zu 30 Prozent in neuen Flaschen wieder.
Das Recycling von PET-Getränkeflaschen habe sich in den vergangenen Jahren als Vorbild für geschlossene Wertstoffkreisläufe herausgestellt, heißt es in der Fachpresse. Laut der neuen Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM), beauftragt vom Forum PET in der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e.V., wurden fast 100 Prozent der gesammelten PET-Getränkeflaschen verwertet, 94 Prozent davon werkstofflich. Auch der Rezyklateinsatz in neuen Flaschen habe zugenommen. Über 37 Prozent des recycelten PET-Materials sei zur Herstellung neuer PET-Flachen verwendet worden, das sei fünf Prozent mehr gegenüber dem Jahr 2017. Damit bestünde inzwischen durchschnittlich jede PET-Flasche in Deutschland zu 30 Prozent (2017: 27 Prozent) aus Rezyklat. Diesen Trend unterstütze das Forum PET in der IK und spreche sich für Initiativen zur Steigerung der Rezyklatquote aus wie beispielsweise die Zielmarke der RAL Gütegemeinschaft, die bis 2022 einen Rezyklatanteil von 50 Prozent in PET-Flaschen mit RAL-Gütezeichen vorsehe. Posiitiv auf eine Steigerung könnte sich auswirken, dass PET-Flaschen heute ausschließlich in Deutschland und im angrenzenden Ausland verwertet würden, wodurch der deutschen PET-Industrie auch mehr hochwertiges Rezyklat zur Verfügung stünde.
Quellen:
- 320grad.de (29.10.2020)
- euwid-recycling.de, recyclingmagazin.de, kunststoffe.de, recyclingportal.eu, k-zeitung (30.10.2020)
- Euwid Recycling und Entsorgung 45/2020 (3.11.2020)
Es hatte sich bereits angedeutet und ist nun sicher, wie Fachmedien berichten: Aldi Nord und Süd lizenzieren ihre Eigenmarken ab 2021 nicht mehr bei Interseroh, sondern bei Eko-Punkt, dem dualen System von Remondis. Das beträfe über zwölf Prozent der gesamten Lizenzmenge der dualen Systeme. Über diese schon beträchtliche Veränderung im Markt der dualen Systeme hinaus wird über einen „epochalen Einschnitt“ spekuliert: Aldi Süd und Nord hätten laut Berichten die Absicht, mit angeblich 49 Prozent bei Eko-Punkt einzusteigen.
Als sicher kann gelten, dass Aldi Süd und Nord mit ihren Eigenmarken ab dem kommenden Jahr bei Eko-Punkt unter Vertrag stehen werden. Laut Euwid wurden die Lieferanten der beiden Discounter darüber bereits in Kenntnis gesetzt. Dieser Wechsel vom Systempartner Interseroh, der bis Ende des Jahres noch für die Entsorgung zuständig sein werde, zum neuen dualen System von Remondis habe sich in den letzten Wochen bereits abgezeichnet. Erst in diesem Jahr hatte Remondis die RK Recycling Kontor übernommen und kehrt nun als Eko-Punkt auf den Markt der dualen Systeme zurück. Eko-Punkt war bereits schon einmal als Systembetreiber am Markt, hatte sich aber 2014 zurückgezogen. Nun werde dem dualen System zum Wiederstart ein Marktanteil zwischen 15 und 20 Prozent vorhergesagt.
Über den Lizenzierungscoup hinaus berichten Euwid, das Entsorgungsmagazin (EM) und die Lebensmittel Zeitung (LZ) über eine bevorstehende „Elefantenhochzeit“, ein „Megadeal, der bis dato einen Geheim-Stempel trägt“ (EM). Demnach sollen die Discounterschwestern eine 49-prozentige-Beteiligung an der Eko-Punkt GmbH & Co. KG beabsichtigen. Euwid berichtet noch von einem „Letter of Intend“, laut EM gelte es bereits als sicher, dass Aldi sich beteiligen werde. Auf Insiderinformationen beruft sich auch die LZ, die in ihrem Kommentar den beabsichtigten Einstieg von Aldi bei Eko-Punkt mit dem Vorstoß der Schwarz-Gruppe in Verbindung bringt, die vor zehn Monaten mit Prezero als duales System auf den Markt trat. Aldi gehe es nach Meinung der LZ nicht in erster Linie darum, Lizenzentgelte zu sparen oder mit Abfall Geld verdienen zu können. Vielmehr handele es sich dabei um einen strategischen Schritt zur Sicherung des Zugriffs auf Sekundärrohstoffe angesichts zu erwartender Mindesteinsatzquoten für Rezyklate. Die Schwarz-Gruppe habe dies zuerst erkannt und die Wertschöpfungskette Verpackung in die eigenen Hände genommen. Aldi würde zwar nicht so weit gehen, aber mit der Allianz mit Remondis neben günstiger Lizenzpreise sich wertvolles kreislaufwirtschaftliches Know-how sichern. Remondis wiederum könnte mit dem guten Ruf des Discounters weitere Kunden gewinnen.
Quellen:
- euwid-recycling.de, Lebensmittel Zeitung (30.10.2020)
- Entsorgungsmagazin (31.10.2020)
- Euwid Recycling und Entsorgung 44 und 45/2020 (27.10. und 4.11.2020)
23.10. - 29.10.2020
Ob Tagesschau, Tageszeitung oder Fachzeitschrift, nahezu alle berichten von der aktuellen Studie des Umweltbundesamtes (UBA) zu Aufkommen und Verwertung von Verpackungen – wohlgemerkt im Jahr 2018! Das heißt, weder die Pandemie noch andere Entwicklungen sind in der Betrachtung berücksichtigt. Gründe für den erneuten Anstieg des Verpackungsverbrauchs werden im Wirtschaftswachstum und in Trends zu wiederverschließbaren Verpackungen, kleineren Portionen und dem Online-Einkauf gesehen.
Pro Kopf seien im Jahr 2018 in Deutschland 227,5 Kilogramm Verpackungsabfall angefallen. Gegenüber dem Vorjahr habe der Verbrauch um 1,6 Prozent zugenommen. Private Verbraucher seien am gesamten Aufkommen zu 47 Prozent beteiligt gewesen, das entspreche 107,7 Kilogramm pro Kopf. Gründe für den erneuten Anstieg sehe das UBA neben dem Wirtschaftswachstum auch in Konsumgewohnheiten. So trage der Trend zu wiederverschließbaren Verpackungen zwar dazu bei, dass Ressourcen durch zielgerichtetes Dosieren geschont und Lebensmittelabfälle vermieden würden, andererseits aber führe er zu mehr Materialverbrauch. Wie sich der Verpackungsverbrauch während der Pandemie entwickelt habe, sei noch unklar. Für das laufende Jahr rechne das UBA schon wegen der Rezession mit weniger Aufkommen an Verpackungsabfällen, auch wenn die sogenannten Serviceverpackungen wegen des höheren Außerhauskonsums von Lebensmitteln zunähmen. Verpackungen sollten vermieden werden, bevor sie überhaupt anfielen, wird UBA-Chef Dirk Messner zitiert, der für mehr Mehrweg auch im To-go-Bereich plädiere. Die Flut von Pizzakartons und Kaffeebechern in Parks hätte so ein Ende. Auch müssten Verpackungen so gestaltet werden, dass sie besser recycelt werden könnten. In Deutschland würde zwar schon viel recycelt, aber bei Kunststoffverpackungen wäre bei einer Recyclingquote von 47,1 Prozent noch Luft nach oben. Die Süddeutsche Zeitung hebt in ihrem Bericht darauf ab, dass trotz des Aufschreis im Jahr 2018 ob der „endlosen Plastikteppiche im Meer“ und trotz der Pläne des Handels und gesetzlichen Maßnahmen eine Trendwende nicht erkennbar sei. Die Zeitung zitiert auch Chefin der Zentralen Stelle Verpackungsregister, Gunda Rachut, die den zunehmenden Ersatz von Kunststoffverpackungen durch schwere Verbundmaterialien als vermeintlich umweltschonendere Lösung beklage. So schwane auch Katharina Istel vom Naturschutzbund Nabu, dass das nächste große Thema Papierverpackungen werde. 2018 habe Pappe und Papier mehr als 44 Prozent aller Verpackungsmaterialien ausgemacht. Papier lasse sich zwar gut recyceln, benötige aber hohen Ressourcenaufwand. Für die grüne Umweltpolitikerin Bettina Hoffmann entferne sich Deutschland damit „von den Zielen einer ressourcenleichten Kreislaufwirtschaft“. Kunststoffe berichtet auch über eine erste Bewertung des Berichts von Seiten der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen. Demnach bedaure die IK den leichten Rückgang der Recyclingquote im Jahr 2018, sei aber umso mehr gespannt auf die Zahlen für das Jahr 2019, ab dem das Verpackungsgesetz mit seinen höheren Quotenanforderungen greife. Man solle allerdings nicht so geringschätzig auf die Verpackungsabfälle schauen, kritisiert der Verband, denn beim ganzheitlichen Blick auf den Konsum werde rasch deutlich, dass ohne Verpackung der Konsum weniger nachhaltig und deutlich klimaschädlicher wäre.
Auch über eine neue Studie des Nabu, durchgeführt von der GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung, wird in der Fachpresse berichtet. Demnach sollen im Jahr 2019 über 103.000 Tonnen Abfälle durch Vorverpackungen für Obst und Gemüse entstanden sein. Laut der Studie würden 60 Prozent dieser Waren verpackt angeboten. Entgegen der Ankündigungen von Politik und Handel würde im Lebensmitteleinzelhandel „eher umgepackt als ausgepackt, etwa Plastik durch Pappe ersetzt“, heiße es von Seiten des Nabu. Der Naturschutzbund fordere vom Handel, lose Ware zum Standard zu machen. Für besonders schutzbedürftige Produkte müssten innovative Verpackungslösungen gefunden werden.
Quellen:
- tageschau.de, faz.net, recyclingmagazin.de, Kunststoff Information, recyclingportal.eu, neue-verpackung.de (27.10.2020)
- Süddeutsche Zeitung, kunststoffe.de (28.10.2020)
Im Interview mit Euwid erläutert Senior Director for Packaging Sustainability in Europe, Archana Jagannathan, die Motivation des weltweit zweitgrößten Lebensmittelkonzerns, in Deutschland, Österreich und der Schweiz künftig nur noch PET-Einwegflaschen einzusetzen, die zu 100 Prozent aus Rezyklat bestehen. Neben Nachhaltigkeit als Hauptforderung der Stakeholder sind vor allem Qualität und Menge die Schlüsselbegriffe.
Auf die Frage, warum PepsiCo gerade jetzt und nicht schon vor zwei Jahren auf 100 Prozent rPET umgestellt habe, verweist Jagannathan auf bislang bestehende Bedenken des Konzerns hinsichtlich einer ausreichenden rPET-Kapazität auf dem Markt. Dies habe sich in den letzten zwei Jahren nach den Beschluss, sich stärker für Umwelt und Nachhaltigkeit einzusetzen, geändert. Strengere Qualifizierungsprogramme und eine Innovationsoffensive hätten nun für die Voraussetzungen gesorgt, auf 100 Prozent rPET bei kohlensäurehaltigen Getränken umzustellen. Allerdings sei die Kapazität in vielen Teilen Europas noch eine Herausforderung. Bei der Frage, warum dann PET-Recycler keine Abnehmer fänden, spricht sie das Problem der Qualität an. Der Bedarf an hochwertigen lebensmitteltauglichen Rezyklaten von Unternehmen wie dem ihrigen übersteige das Angebot auf dem Markt. Recycler müssten noch in die Verarbeitungskapazität und die Qualitätsprozesse investieren, um die hohen Qualitätsansprüche zu erfüllen. PepsiCo arbeite eng mit Recyclingunternehmen, die dazu bereit wären, zusammen und sei bereit, „dafür den richtigen Preis zu zahlen“, sagt Jagannathan. Auch wenn der Einsatz von lebensmittelgeeignetem rPET wesentlich teurer sei als Neumaterial, müsse der zweitgrößte Lebensmittelhersteller der Welt hier eine Vorreiterrolle einnehmen, zumal alle Interessengruppen das erwarteten. PepsiCo habe sich verpflichtet, aktiv an der Eindämmung des Klimawandels mitzuwirken. Dazu sei es von entscheidender Bedeutung, den Einsatz von Neuware zu minimieren. Darüber hinaus spricht sich Archana Jagannathan für weitere Mindesteinsatzquoten für Kunststoffrezyklate und für die erweiterte Produktverantwortung (EPR) aus, die mit europaweit harmonisierten Sammelquoten und Anreizen für Recycling anstelle von Deponierung und Verbrennung auf allen europäischen Märkten von entscheidender Bedeutung sein werde. Das deutsche Verpackungsgesetz weise hier in die richtige Richtung.
Quelle:
- Euwid Recycling und Entsorgung 44/2020 (27.10.2020)
16.10. - 22.10.2020
Die angekündigte Kooperation von Neste, Recycling Technologies und Unilever zur Weiterentwicklung des chemischen Recyclings schwer recycelbarer Kunststoffverpackungen findet breite Beachtung in den Fachmedien. Das Gemeinschaftsprojekt erhalte von der britischen Forschungsbehörde UK Research and Innovation (UKRI) einen Zuschuss in Höhe von 3,1 Millionen britischen Pfund.
Der finnische Biokraftstoffhersteller Neste, der britische Recyclingtechniklieferant Recycling Technologies und der Konsumgüter-Konzern Unilever wollen ihr Fachwissen bündeln, um das chemische Recycling weiterzuentwickeln. Bei dem von UKRI geförderten und auf drei Jahre angelegten Projekt gehe es um das Recycling von Verpackungen, die derzeit entweder verbrannt, auf Deponien vergraben oder aus Großbritannien exportiert würden. Dazu werde Recycling Technologies Kunststoffverpackungsabfälle sammeln und in seinen Recyclinganlagen zu einem Öl mit Namen „Plaxx“ verarbeiten. Neste werde anschließend dessen Qualität und Eignung prüfen und zu einem Rohmaterial für die Produktion neuer Kunststoffverpackungen weiterverarbeiten. Unilever habe sich nun der schon länger bestehenden Kooperation der beiden anderen Unternehmen (s. Meldung v. 9.3.2020) angeschlossen, um beim Design for Recycling dazuzulernen. Ziel sei es, die Gestaltung der Verpackungen so weiterzuentwickeln, dass sie sich mit dem chemischen Verfahren von Recycling Technologies besser verarbeiten lassen, heiße es von Seiten Neste. Unilever habe das Ziel bis zum Jahr 2025 den Einsatz von Neukunststoffen zu halbieren.
Für Neste sei diese Kooperation nicht die erste branchenübergreifende, weist Euwid darauf hin. Unter anderem arbeite Neste mit dem deutschen Verpackungshersteller Jokey, der Fastfood-Kette MacDonalds und dem Kunststoffhersteller Covestro zusammen. Plastverarbeiter berichtet von einer Kooperation der Finnen mit Covestro und Borealis zur Nutzung alternativer Rohstoffe. So habe Borealis unlängst 1.000 Tonnen Phenol, hergestellt aus erneuerbaren Kohlenwasserstoffen von Neste, an Covestro geliefert. Neste stelle diese Kohlenwasserstoffe vollständig aus erneuerbaren Rohstoffen wie zum Beispiel aus Abfall- und Rückstandsölen sowie -fetten her. Borealis und Covestro könnten so auf Basis ihrer bestehenden Prozesse nachhaltige Produkte mit gleichbleibender Qualität herstellen.
Quellen:
- recyclingmagazin.de, neu-verpackung.de (16.10.2020)
- Euwid Recycling und Entsorgung 43/2020, k-zeitung.de, plasticker.de, 320grad.de (20.10.2020)
- kunststoffe.de, plastverarbeiter.de (21.10.2020)
Quer durch die Medien ging in dieser Woche der Bericht über eine Studie von Wissenschaftlern des Trinity College in Dublin, die im Fachmagazin Nature Food veröffentlicht wurde. Demnach sollen Babys, die mit Fläschchen aus Polypropylen gefüttert werden, täglich große Mengen an Mikroplastik aufnehmen. Man wolle aber keine Panik machen, werden die Wissenschaftler zitiert, denn über potenzielle gesundheitliche Folgen gebe es keine ausreichenden Informationen.
Am Anfang aller Berichte steht eine Zahl: 1,6 (gelegentlich auch 1,5) Millionen Partikel. So viel Mikroplastikteilchen sollen Babys, die in den ersten zwölf Monaten ihres Lebens mit einem Fläschchen auf Polypropylenbasis gefüttert werden, täglich aufnehmen. Erwachsene, so vergleicht etwa die Neue Zürcher Zeitung, würden täglich durch Wasser, Nahrung und Luft etwa 600 Partikel aufnehmen. Entscheidend sei die Temperatur. Je höher diese sei, desto mehr Mikroplastik werde in den Babyfläschchen freigesetzt. Die Forscher hatten laut der Presseberichte gemäß WHO-Empfehlungen die getesteten Flaschen fünf Minuten lang mit 95 Grad heißem Wasser keimfrei gemacht und anschließend mit 70 Grad warmem destillierten Wasser befüllt und 60 Sekunden lang geschüttelt. Nach dem Abkühlen wurde das Wasser gefiltert. Pro Liter Wasser habe man dabei bis zu 16 Millionen Partikel Mikroplastik gefunden. Auf Grundlage dieser Daten hätten sie dann die Belastung von Kindern in 48 Ländern berechnet. Auch wenn sich die eine oder andere Spekulation in den Berichten über vermeintliche gesundheitliche Folgen wiederfindet, so fehlt doch nirgends der Hinweis, dass darüber noch kaum etwas bekannt sei und es dringend weiter erforscht werden müsse. Man wolle Eltern nicht ohne Grund beunruhigen, vor allem weil wenig über die möglichen Folgen von Mikroplastik für die Gesundheit von Kleinkindern bekannt sei, wird Co-Autor John Boland vom Trinity College Dublin zitiert. Politische Entscheidungsträger sollten die derzeitigen Empfehlungen für die Zubereitung von Babynahrung bei der Nutzung von Plastikflaschen in Richtung einer anderen Praxis der Sterilisation und Zubereitung überdenken. Populäre Medien wie Stern oder auch Rundfunksender empfehlen allerdings schon Glas- oder Metallalternativen.
Quellen:
- stern.de, br.de, nzz.ch (19.10.2020)
- taz.de (20.10.2020)
- welt.de, mdr.de (21.10.2020)
In der FAZ entwirft die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, das Bild eines Europäischen Bauhauses, das ähnlich wie das von Gropius und Freunden in Weimar gegründete zu einer neuen internationalen Bewegung werde könne. Dieses sollte zu einem Umdenken in der Wirtschaft führen, die sich stärker an Kreisläufen und Ressourcenschonung orientiere.
Das Weimarer Bauhaus sei nicht nur zu einer internationalen Bewegung für Architektur, Kunst und Design geworden, sondern habe den sozialen und wirtschaftlichen Übergang zur Industriegesellschaft buchstäblich mitgestaltet. Heute stehe man wieder vor einer globalen Herausforderung angesichts Klimawandel, Digitalisierung und Zunahme der Erdbevölkerung. Man müsse umdenken und umplanen, die Wirtschaft in Kreisläufen organisieren und Ressourcen schonen. Europa solle dabei eine führende Rolle übernehmen und bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent werden. Der Green Deal sei allerdings mehr als das Zurückfahren der Emissionen, er müsse zu einem kulturellen Projekt werden, das Design und Nachhaltigkeit in Einklang bringe. Mit der Europäischen Bauhaus-Bewegung wolle von der Leyen den Menschen die Green-Deal-Agenda näher bringen inklusive Themen wie Kreislaufwirtschaft, erneuerbare Energien und Artenvielfalt.
Quelle:
- FAZ (17.10.2020)
09.10. - 15.10.2020
Am 9. November passierte die Novelle zum Kreislaufwirtschaftsgesetz den Bundesrat, der auf eine Einberufung des Vermittlungsausschusses verzichtete. Damit können die Neuregelungen noch im Oktober in Kraft treten, wie das Bundesumweltministerium (BMU) laut Presseberichten mitteilt. Das BMU wolle nach Inkrafttreten entsprechende Verordnungen auf den Weg bringen.
Der Umweltausschuss der Länderkammer hatte die Einberufung eines Vermittlungsausschusses empfohlen, was die Länderkammer aber mit großer Mehrheit abgelehnt habe, wie Euwid berichtet. Mit der Verabschiedung der Neuregelungen habe nun die Bundesregierung Instrumente im Einsatz gegen die Vermüllung der Umwelt und gegen Ressourcenverschwendung in der Hand, wird Bundesumweltministerin Svenja Schulze in der Fachpresse zitiert. Im Einzelnen beziehe sich das etwa auf die Beteiligung der Hersteller und Händler von Einwegplastikartikeln an den Reinigungskosten von Parks und Straßen oder auch auf die neue Obhutspflicht, mit der gegen die Vernichtung von Neuware und Retouren vorgegangen werden solle. Auch sollen künftig Recyclingprodukte Vorrang in der öffentlichen Beschaffung bekommen. Bei rund 6.000 Beschaffungsstellen verspreche sich das BMU davon einen wichtigen Anschub für die Nachfrage nach Recyclingprodukten. Mit der Novelle werden neben der EU-Abfallrahmenrichtlinie in Teilen auch die EU-Einwegkunststoff-Richtlinie sowie Änderungen der Verpackungsrichtlinie und der Elektroaltgeräterichtlinie in nationales Recht umgesetzt. In einigen Bereichen gehe die Neuregelung auch über die Vorgaben der EU hinaus.
Nicht aufgenommen in der Novelle wurde die Forderung nach einer Verordnungsermächtigung zur Prüfung des Rezyklat-Mindesteinsatzes. Laut Euwid sei dies dem Vernehmen nach am Widerstand des Wirtschaftsministeriums gescheitert. Doch würden die Umweltministerien der Bundesländer das Vorhaben nicht aufgeben. So werbe der grüne baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller weiter für die Förderung des Rezyklateinsatzes. Eine Mindesteinsatzquote sollte seiner Einschätzung nach stufenweise ansteigen und zunächst bestimmte Kunststoffe in Verpackungen betreffen und dann auf weitere Produktgruppen und Kunststoffe ausgeweitet werden. Der Markt könne dies aus seiner Sicht nicht alleine regeln. Das sieht auch BDE-Präsident Peter Kurth so. Er fordert Mindesteinsatzquoten genauso wie Alba-Chef Axel Schweitzer, der nun auf die EU-Ratspräsidentschaft der Bundesregierung hoffe, oder auch Holger Thärichen vom VKU Verband Kommunaler Unternehmen. Thärichen halte zudem die Lizenzentgelte für Kunststoffverpackungen für zu niedrig, weswegen Rezyklate nicht wettbewerbsfähig gegenüber billiger Neuware sein könnten.
Quellen:
- recyclingmagazin.de, euwid-recycling.de, recyclingportal.eu (9.10.2020)
- Euwid Recycling und Entsorgung 42/2020 (13.10.2020)
Noch besteht viel Unklarheit, ob und wie die „Plastic tax“ in den Mitgliedstaaten der EU umgesetzt wird. Laut Presseberichten scheint sich die für Januar 2021 geplante Einführung der nationalen Steuer in Italien zu verzögern. Wie sie genau in Deutschland umgesetzt wird, scheint ebenfalls noch unklar. Derweil hat Kanada angekündigt, bis Ende 2021 eine Reihe von Kunststoffprodukten zu verbieten.
Nach einem Bericht in Kunststoff Information scheint die Einführung einer nationalen Kunststoffsteuer in Italien noch einmal verschoben zu werden. Der ursprünglich geplante Termin Mitte 2020 war bereits auf Januar 2021 verschoben worden, doch könnte dieser Termin auch wieder gekippt werden. Italienische Verbände laufen laut KI Sturm bei ihrer Regierung und warnen vor der Doppelbelastung aus „Plastic tax“ und gleichzeitig geplanter „Sugar tax“. Die gegen starke Widerstände bereits im Januar 2020 beschlossene „Plastic tax“ sehe eine Abgabe in Höhe von 0,45 Euro pro Kilogramm auf Plastikflaschen, Tragetaschen, Behälter für Lebensmittel sowie EPS-Verpackungen vor. Ausgenommen seien Produkte aus dem medizinischen Bereich, Packstoffe mit Rezyklatanteilen sowie biologisch abbaubare Kunststoffe. Zusätzlich zu der nationalen Steuer müsse Italien laut KI im Jahr 2021 die so genannte EU-Kunststoffsteuer stemmen, die eine Abgabe auf nicht recycelte Kunststoffprodukte in Höhe von 800 Euro pro Tonne vorsehe. Wann genau diese im nächsten Jahr komme, sei ebenfalls noch unklar. Gespräche zwischen den Mitgliedern des Parlamentes und des Rates sollen letzte Unstimmigkeiten auf Länderebene klären. Derweil habe die Bundesregierung in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion laut Euwid die „Plastik-Abgabe“ als eine Methode zur Berechnung der Beiträge zum EU-Haushalt bezeichnet. Demnach sei sie keine Steuer und ersetze teilweise den nationalen Beitrag zum EU-Haushalt, der aus dem Bundeshaushalt gedeckt werde. Im Entwurf des Haushaltsgesetzes sei der „EU-Plastikbeitrag“ auf 1,2 bis 1,4 Milliarden Euro jährlich geschätzt. Laut der umweltpolitischen Sprecherin der FDP, Judith Skudelny, lasse die Antwort der Bundesregierung die Frage, woher das Geld für diese Zahlungen kommen solle, im Ungewissen. Eine Gegenfinanzierung der erhöhten Zahlungen sei im Bundeshaushalt nicht ersichtlich. Laut Euwid seien die Vorstellungen zur Umsetzung der EU-Plastikabgabe in Deutschland noch sehr unterschiedlich.
Auch in Kanada will man bei den Maßnahmen zur Eindämmung von Plastikmüll vorankommen. Bis zum Jahr 2030 soll nach Plan der kanadischen Regierung und ihres Umweltministers Jonathan Wilkinson kein Kunststoffabfall mehr anfallen. Derzeit sollen die 38 Millionen Kanadier nach Angaben unter anderem in der FAZ noch mehr als drei Millionen Tonnen davon produzieren. Als nächsten Schritt habe Wilkinson angekündigt, Trinkhalme, Einkaufstüten, Besteck, Rührstäbe, Sixpack-Ringe aus Kunststoff sowie Styropor-Behälter ab Ende nächsten Jahres verbieten zu wollen.
Quellen:
- FAZ (9.10.2020)
- Euwid Recycling und Entsorgung 42/2020 (13.10.2020)
02.10. - 08.10.2020
Im Oktoberheft von GEO findet sich im Rahmen einer fünfteiligen Betrachtung zu Verschwendung von Lebensmitteln und wie sie vermieden werden kann, auch ein Beitrag zu Kunststoffverpackungen: „Warum auch Plastik helfen kann, die Essensvergeudung einzudämmen“.
Plastikverpackungen hätten einen schlechten Ruf und doch seien sie in der langen Wertschöpfungskette von Nahrungsmitteln nachhaltiger als ihre Alternativen, heißt es zur Einführung in den Beitrag. Sie würden besser als andere Materialien Lebensmittel, die entlang der Lieferkette 33-mal bewegt würden, vor „Kontaminierung“ oder Beschädigung schützen, was dann zum Wegwerfen des Produktes führen würde. Zitiert wird dazu Manoj Dora, Ökonom von der Brunel University in London, der aus Umweltsicht das Eindämmen der Verschwendung für wichtiger hält als den Plastikverbrauch. Fleisch halte sich in üblichen Kunststoffverpackungen länger, und die berühmte Gurke erhalte mit einer 1,5 Gramm leichten Kunststoffhülle ein um 14 Tage verlängertes Leben, sage Dora.
Quelle: GEO 10/2020
Zeit online und 320grad berichten über die Befürchtung des EU-Rechnungshofes, dass die EU-Staaten die neuen Recyclingziele der Kunststoffstrategie für Kunststoffverpackungen nicht erreichen werden. Die Mitgliedsstaaten müssten sich erheblich mehr anstrengen.
Die Kunststoffstrategie der EU-Kommission sehe vor, dass 50 Prozent der Verpackungen bis 2025 und 55 Prozent bis 2030 recycelt werden sollen. Laut Zeit online liege nach jüngsten Eurostat-Angaben zum Jahr 2017 die Recyclingquote für Kunststoffverpackungen im EU-Durchschnitt bei 41,9 Prozent. Zwar sei die Quote zuletzt gestiegen – im Jahr 2010 habe sie noch bei 32,5 Prozent gelegen – doch fürchten die Prüfer vom Rechnungshof unterm Strich eine geringere Quote, wenn die verschärften Vorgaben zur Berechnung der Quote sowie zum Export von Kunststoffabfällen greifen. Die jetzt gemeldeten rund 42 Prozent könnten dann nach ihrer Schätzung auf rund 30 Prozent sinken. Der Rechnungshof beurteile die Bemühungen der EU für mehr Recycling grundsätzlich positiv, doch wäre dafür ein „umfassendes konzertiertes Vorgehen dringend erforderlich“, zitiert Zeit online.
Quellen: zeit.de, 320grad.de (6.10.2020)
Laut Euwid plant die EU-Kommission, im zweiten Quartal 2021 einen Änderungsvorschlag zur Verpackungsrichtlinie vorzulegen. Dazu habe sie in der letzten Woche eine Anhörung eröffnet, deren Ergebnisse in die Vorschläge einfließen sollen.
In der Vorbereitung wolle sich die Kommission nach eigenen Angaben darauf konzentrieren zu prüfen, wie mit der Richtlinie die Verpackungsvermeidung gefördert werden könnte und welche Umweltkriterien in der Öffentlichen Beschaffung für Verpackungen geltend gemacht werden sollten. Darüber hinaus wolle die Kommission die grundlegenden Anforderungen an Verpackungen zur Förderung von Wiederverwendung, Recycling und Rezyklateinsatz weiterentwickeln. Für die kürzlich gestartete Anhörung habe die Kommission wieder einen Fragebogen ins Netz gestellt. Im Abschnitt für Fachleute könnten diese die möglichen Zielsetzungen der Richtlinie wie Verpackungsvermeidung oder Steigerung der Recycelbarkeit etc. bewerten. Doch auch spezifische Maßnahmen, mit denen diese Ziele zu erreichen seien, stünden zur Diskussion. Die öffentliche Anhörung kann auf der Website der EU-Kommission aufgerufen werden und endet laut Euwid am 6. Januar 2021. Zusätzlich würden Workshops und gezielte Gespräche mit Interessensträgern abgehalten.
Mehr Information: Link zur öffentlichen Konsultation
Quelle: Euwid Recycling und Entsorgung 41/2020 (6.10.2020)
In Absatzwirtschaft sind die Ergebnisse einer Social Media Analyse zum Thema „Plastikmüll“ nachzulesen. Demnach werden eher Markenunternehmen für die Abfallreduzierung bzw. -begrenzung verantwortlich gemacht als etwa Regierungen oder Privatpersonen.
Absatzwirtschaft, ein Marketingmagazin der Handelsblatt Fachmedien GmbH, gibt einen Überblick über die Ergebnisse einer Social Media Analyse sowie einer direkten Konsumentenbefragung des Forschungs- und Beratungsunternehmen Brandwatch bei über 7.000 Personen zum Thema „Plastikmüll“ wieder. Demnach sehen sich zwar insbesondere deutsche Konsumenten in der Pflicht, Kunststoffabfälle zu vermeiden, sie machten aber vor allem Markenunternehmen dafür verantwortlich, für eine Reduzierung und Begrenzung des Abfalls Sorge zu tragen. Insbesondere Fast-Food-Ketten würden hier genannt. Bei der direkten Umfrage hätten 63 Prozent zugestimmt, dass Marken mehr recycelbare Materialien einsetzen sollten. 70 Prozent der Befragten aus Deutschland würden dafür auch einen höheren Preis für die Verpackung in Kauf nehmen. Für die Umfragedaten habe Brandwatch 7.212 Personen in Australien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Mexiko, Singapur, Spanien und den USA über ihre Mobilgeräte befragt. Für die Social-Media-Daten seien öffentliche Erwähnungen in deutscher und englischer Sprache rund um Plastikmüll, Müll, Abfall und Umweltverschmutzung (und damit verbundene Begriffe) aus Quellen wie Instagram, Twitter, Reddit, Nachrichtenseiten, Foren und Blogs durchsucht worden.
Quelle: absatzwirtschaft.de (7.10.2020)
25.09. - 01.10.2020
Der Grüne Punkt wird 30 Jahre alt. Während die Fachpresse die Geschichte des dualen Systems kurzgefasst nach den Angaben des Unternehmens wiedergibt, nutzt die FAZ das Jubiläum für einen Blick auf den „Müllmarkt“, der sich neu sortiere. TV-Sender wie das ZDF oder der SWR blicken wertend auf die Bilanz der bisherigen Entwicklung.
Die Geschichte des Grünen Punkts startet mit der Gründung des Dualen Systems Deutschland durch Industrie und Handel am 28. September 1990, zunächst als Non-Profit-Unternehmen ohne eigene Anlagen. Hintergrund war die Verpackungsverordnung, die ein Jahr später in Kraft trat. Durch den Grünen Punkt sei Mülltrennung in Deutschland heute Normalität, und zahlreiche Unternehmen seien nach diesem Muster überall in Europa entstanden, wird DSD-Chef Michael Winter zitiert. Im Jahr 2003 traten nach Entscheidungen der Europäischen Kommission und des Bundeskartellamts Wettbewerber auf den Markt, was bis zum Jahr 2015 zu einer Halbierung der Kosten für das duale System gegenüber 2000 geführt habe, heißt es laut Fachpresseberichten nach DSD-Angaben. Heute betreibe der Grüne Punkt selbst zwei Recyclingwerke für Kunststoffe aus dem Gelben Sack. Die FAZ ergänzt die Geschichte um die Besitzverhältnisse nach der Öffnung zum Wettbewerb und um eine eigene Wertung der aktuellen Situation. Inzwischen seien es neun duale Systeme. Darunter die Prezero Dual der Schwarz-Gruppe, die „ordentlich für Wirbel“ sorge, und – „besonders bitter für DSD“ – ab 2021 als zehnter Systembetreiber das duale System des Branchenriesen Remondis, der eigentlich eine Fusion mit dem Grünen Punkt wollte, aber aus kartellrechtlichen Gründen nicht durfte. Nach Sicht der FAZ brauche der Grüne Punkt aber einen Partner. Ohne eine Fusion werde er es künftig gegenüber den vertikal integrierten Konzernen, die die ganze Wertschöpfungskette vom dualen System bis zum Recycling abdecken könnten, schwer haben. Das ZDF wie auch Sender der ARD ziehen anlässlich der 30 Jahre Bilanz: „Erfolg oder für die Tonne?“ (ZDF). Das Ergebnis fällt gemischt aus. Das ZDF hebt unter Berufung auf das Wuppertal Institut hervor, dass die Sammelquote für Verpackungen super, die Recyclingquote etwa für Kunststoffe aber noch zu gering sei.
Quellen:
- recyclingmagazin.de, plasticker.de (25.9.2020)
- recyclingportal.eu, neue-verpackung.de, zdf.de, swr.de (28.9.2020)
- FAZ (29.9.2020)
Laut Fachpresseberichten treibt der Kunststoffproduzent mit Sitz in Wien den Umstieg in die Kreislaufwirtschaft mit einer Investition einer Viertelmilliarde Euro weiter voran. Das Unternehmen habe eine entsprechende Finanzvereinbarung mit der Europäischen Investitionsbank (EIB) getroffen.
Mit dem Darlehen wolle Borealis im Rahmen eines Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationsprogramms (FEI) in die Entwicklung neuartiger, kreislauffähiger Polyolefinprodukte in seinen Innovationszentren in Österreich, Schweden und Finnland intensivieren. Borealis habe sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2035 mit recyclingfähigen Produkten, deutlich mehr Rezyklateinsatz und einer nachhaltigeren Produktion sein Kerngeschäft auf die Kreislaufwirtschaft umzustellen. Dieser Umstieg stelle eine der drei wichtigsten Dimensionen der Konzernstrategie dar. Nach Angaben des Unternehmens sei man bereits auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft vorangegangen. Zu den unternehmenseigenen Technologien Borstar, Borlink und Borceed sei kürzlich Borcycle, eine kontinuierlich weiterentwickelte Technologie für die Herstellung hochwertiger recycelter Polyolefine (rPO), hinzugekommen. Mit The Bornewables biete das Unternehmen ein Portfolio von kreislauforientierten Polyolefinen aus erneuerbaren Rohstoffen, die vollständig aus Reststoff- und Abfallströmen gewonnen werden. Darüber hinaus wolle man noch mehr recycelte Kunststoffe in die eigenen Produkte integrieren.
Quellen:
- 320grad.de (24.9.2020)
- kunststoffe.de, Euwid Recycling und Entsorgung 40/2020 (29.9.2020)
- kunststoffweb.de (1.10.2020)
Laut Berichten in Euwid meldet die Zentrale Stelle Verpackungsregister (ZSVR) eine klare Steigerung bei der Systembeteiligung. Auch die dualen Systeme gaben für das vierte Quartal 2020 höhere Lizenzmengen bei den Leichtverpackungen (LVP) bekannt. Im Interview mit dem Blatt zeichnet bvse-Hauptgeschäftsführer Eric Rehbock dennoch ein düsteres Bild, was die Aussichten für das Kunststoffrecycling betrifft.
Hinsichtlich der Systembeteiligung ziehe die ZSVR eine positive Bilanz. Die Erwartungen seien im zweiten Jahr als Behörde übertroffen worden. Laut einer Studie der GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung liege die Systembeteiligung für LVP bereits bei 74 Prozent, nachdem sie zu Zeiten der Verpackungsverordnung die 2/3-Marke nie überschritten habe. In einem weiteren Beitrag berichtet Euwid über die Meldungen der dualen Systeme an die ZSVR zu den Lizenzmengen für das vierte Quartal 2020. Demnach könnte die LVP-Menge für das Gesamtjahr um knapp zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr steigen. Bei der Verteilung der LVP-Lizenzmengen liegen laut Euwid DSD und Landbell Vision mit jeweils rund 18 Prozent an der Spitze der dualen Systeme vor Reclay mit 16,7 Prozent. Doch würden für das nächste Jahr die Karten neu gemischt: Aldi habe aktuell seine Lizenzmengen (rund 200.000 Tonnen LVP) neu ausgeschrieben. Die Mengen von Kaufland und Lidl würden vermutlich komplett beim dualen System der Schwarz-Gruppe, der Prezero Dual, landen. Was die Aussichten des Kunststoffrecyclings betrifft, zeichnet der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse), Eric Rehbock, allerdings ein düsteres Bild: Die Corona-bedingt stark steigenden LVP-Mengen seien nicht zu bewältigen, so dass einige bvse-Mitglieder bereits forderten, Regelungen des Verpackungsgesetzes vorübergehend auszusetzen. So seien Märkte weggebrochen, zudem sei der Ölpreis sehr niedrig. Doch die Politik lasse die Recycler im Stich.
Quellen:
- Euwid Recycling und Entsorgung 40/2020